• Keine Ergebnisse gefunden

Thema: Erinnerungskultur und Geschichtspolitik/ Nationalsozialismus

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Thema: Erinnerungskultur und Geschichtspolitik/ Nationalsozialismus"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Ansprache von Bundespräsident Roman Herzog zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag am 19. Januar 1996

[…] Warum diese Rückschau heute, nach über 50 Jahren? Warum vor allem unser Wille, die

Erinnerung lebendig zu halten? Wäre nicht auch der Wunsch verständlich, Gewesenes zu vergessen, die Wunden vernarben und die Toten ruhen zu lassen? Tatsächlich könnte heute das Vergessen eintreten; denn Zeitzeugen sterben, und immer weniger Opfer können das Grauen des Erlittenen persönlich weitertragen. Geschichte verblasst schnell, wenn sie nicht Teil des eigenen Erlebens war.

5

Deshalb geht es darum, aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden zu lassen. Wir wollen nicht unser Entsetzen konservieren. Wir wollen Lehren ziehen, die auch künftigen

Generationen Orientierung sind.

[…] Wir Deutschen haben mehr als andere lernen müssen, dass das absolut Unfassbare trotz allem geschehen kann. Die Erinnerung hat es uns aber auch erleichtert, daraus die Lehre zu ziehen, und am 10

klarsten ist diese Lehre in Artikel 1 unseres Grundgesetzes formuliert: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Der Satz kennt keine Relativierung. Unter dem Grundgesetz gibt es keine "wertvollen"

und "wertlosen" Menschen[…].

Ich wünsche mir, dass der 27. Januar zu einem Gedenktag des deutschen Volkes, zu einem wirklichen Tag des Gedenkens, ja des Nachdenkens wird. Nur so vermeiden wir, dass er Alibi-Wirkungen

15

entfaltet, um die es uns am allerwenigsten gehen darf. Eine Kollektivschuld des deutschen Volkes an den Verbrechen des Nationalsozialismus können wir, wie ich schon sagte, nicht anerkennen; […].

Aber eine kollektive Verantwortung gibt es, und wir haben sie stets bejaht. Sie geht in zwei Richtungen:

- Zunächst darf das Erinnern nicht aufhören; denn ohne Erinnerung gibt es weder 20

Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft.

- Und zum andern zielt die kollektive Verantwortung genau auf die Verwirklichung dieser Lehren, die immer wieder auf dasselbe hinauslaufen: Demokratie, Rechtsstaat,

Menschenrechte, Würde des Menschen. […]

http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Roman-Herzog/Reden/1996/01/19960119_Rede.html ; 15.11.2017

Beispielklausur FSP Geschichte

Thema: Erinnerungskultur und Geschichtspolitik/

Nationalsozialismus

(2)

Aufgaben

1. Definieren Sie, unabhängig von der Quelle, den Begriff „kommunikatives Gedächtnis“

2. Fassen Sie die Quelle zusammen.

3. Erläutern Sie die Geschichte der Einführung des „Gedenktages für die Opfer des

Nationalsozialismus“. Vergleichen Sie seinen Anspruch mit dem von anderen deutschen Nationalfeiertagen.

4. Beurteilen Sie die Rolle des Gedenktages für die Gesellschaft der BRD vor dem Hintergrund von Erinnerungskultur und Identitätsstiftung.

Aufgabe 1 2 3 4 Sprache Gesamt

mögliche Punktzahl

5 10 15 10 4 44

erreichte Punktzahl

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

ren «Führerbildnisse» auch fester Bestandteil der von 1937 bis 1944 jährlich stattfmdenden Großen Deutschen Kunstausstellungen im Haus der Deutschen Kunst in München.4 Während die

113ff.) hat für die historische Soziologie (in deren Zuständigkeitsbereich die Frage nach der Gegenwärtigkeit des Nationalsozialismus, wie sie hier diskutiert wird, nur bedingt

Aus den unterschiedlichen historischen Erfahrung der beiden in Südtirol lebenden Sprachgruppen entstanden unterschiedliche historische Erinnerungskulturen, die sich gegen

Unberücksichtigt bleiben musste auch die Frage nach TirolerInnen, die in anderen Teilen des Deutschen Reiches verfolgt wurden, wie der Innsbrucker Koch Ludwig Telfner, der sich

Mehr als 20 Millionen Menschen aus ganz Europa mussten während des Zweiten Weltkrieges Zwangs- arbeit im Deutschen Reich oder in den besetzten Gebieten leisten.. Überall

Eine Ausstellung „Im Gedenken der Kinder“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).. Informationen für Interessierte und

Autorenlesung über eine Gruppe junger polnischer Mäd- chen, gegen die ein deutsches Kriegsgericht verhandelte.. Oktober 2015, 18 Uhr Amtsgericht

Am Dienstag wird Schulministerin Sylvia Löhrmann gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern bei der Besichtigung des Stammlagers Auschwitz einen Kranz zum Gedenken an die Opfer