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Sa'räwi und Sa'räni.
Von Karl Völlers.
Flügel erwähnt in seinem Aufsatze über die Glaubenslehre des
'Abd-el-Wahhäb b. Ahmed a§-§a'ränl (ZDMG. XX, 1 ff.), dass dieser
Verfasser Sa'räni oder §a'räwi „wegen seines starken Haarwuchses"
genannt worden sei. Diese Aufstellung ist m. W. nie angetastet
worden; Spitta bat sie sogar in seiner Grammatik (S. 120: „stark
behaart") wiederholt. Die nachfolgenden Bemerkungen bezwecken
den Nachweis, dass die Beziehung des fraglichen Namen auf ^ji^ =
Haar unbegründet ist, dass vielmehr beide Namensformen Ortsnisben
sind und dass jede von beiden ibre besondere Beziebung hat.
Unser 'Abd-el-Wahhäb wurde in Säkijet Abü-§ä'rä, einem
Dörfchen der ägyptischen Provinz Menüfija, nicbt weit von Kairo,
geboren und trägt nach diesem Ort den normal gebildeten (vgl.
Spitta's Gramm. § 58 b oder mein Lehrbuch § 54, III 6, in Ver¬
bindung mit der in der jüngeren Sprache in Kraft gebhebenen Regel
der klassischen Sprache: Caspari - Müller ^ § 265, 2 a) Namen el-
äa'räwi. Als Knabe von sieben oder acht Jabren zog er, wie uns
sein Schüler und Biograph, el-Munäwi , bericbtet, nach Kairo und
wohnte hier, seitdem er sicb nacb vielen theologischen Kämpfen
zum Leiter der mystischen Bewegung aufgeschwungen hatte, in der
Strasse B6n-es-Sür6n , die neben dem Stadt-Kanal von der Muski-
(Müseki-) Strasse nach der alten nordösthchen Ringmauer läuft. Hier
starb er auch im J. 973 (al-Munäwl) und wurde iu der Nähe neben
seiner Lieblings-Moscbee, die später seinen Namen tragen sollte, be¬
graben. Der Tbeil von B6n-es-Sür6n, wo sein Haus staud und wo
jetzt seine Moschee liegt, gehört zum Stadtviertel Bäb-eS-Sa'rija, und
obwohl ich kein ausdrückliches Zeugniss aufweisen kann, trage ich
kein Bedenken, die zweite Namensform auf dieses Viertel zu be¬
zieben, da er bald nach seinem Tode der Heilige xar' f^oxtjv dieses
Viertels wurde, vor allem aber, weil dies die normale Nisbe zu
Bäb-es-§a'rija ist. Die Formen auf -ija lasseu nämlich in der jüngeren
Sprache eine doppelte Nisbe zu (vgl. meiu Lehrbuch a. a. 0.);
Völlers, Sa'räici und Sa'räni. 391
■während die Appellativa nach Abwerfung der genannteu Endung
die Nisbe -äwi annehmen, könneu die geographischeu Namen auch
die Endung -äni anhängen, z. B. Iskenderija — Iskenderäni; Säh-
hija — Sälibäni; Tabarija — Tabaräni; ebenso Sa'rija — Sa'räni.
Also unser Verfasser wurde nacb seinem Geburtsort Sa'räwi , später
nacb seinem Wohnsitz in Kairo Sa'räni benannt.
Obwohl nuu die letztere Form durch die Arbeiten von Flügel,
Kremer und Perron in Europa den Vorzug bekommen bat, so
sprechen doch mauche Gründe dafür, dass wir uns der Form Sa'räwi
bedienen sollten. Denn diese Form steht z. B. auf der ibm seit
d. J. 1188 H. geweihten Moschee (vgb Mehren: Melanges asiat.
VI, 305 s.); ebenso verzeichnet die Karte der französischen Expe¬
dition eine sekket el Charäouy (als Theil von B6n-es-Süren) und
einen khalyg el Charäouy (als Theil des Stadt-Kanals); derselben
Form bedient sicb aucb seiu Nachkomme , der zur Zeit die seiner
Moscbee zu Theil gewordenen Stiftungen verwaltet. Aucb E. W. Laue
hat vor fünfzig Jahren das Uebergewicht dieser Form in Kairo
bezeugt.
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Honein bar Ishäk.
• • •
Von Richard »ottheil.
It is well-known that in the middle ages mention is made
of a lexicographical treatise by Honein. The name of the treatise
was misnnderstood by scribe and translator. In my Ehä of §öbhä
(notes, p. 30) I suggested jö^SA, ■o»p>oi as tbe original of the
title. I have just found my supposition born out in fact.
In the commentary on tbe New Testament by Iso'dad (of
which two excellent Mss. have been kindly lent me by the Lane
Theological Seminary in Cincinnati), tbe following passage occurs:
"^V^ >$o^; . ».CIO.. V'l^ ^i^l ii/ ]l/
Jöpojt .o«n<>>^ ^cu. •^/ |ioia>o; )0f!O wOjI . ot i
.;. o^J . According to Assemani, 'Rs'dad must have been contem¬
poraneous with Honein (B. 0. Ill, 1, p. 210; 2, p. CCCLXVI).
In his preface to tbis commentary, 'Iso'dad also mentions a commen¬
tary of bis to the Old Testament, of wbich 'Abhd'lSö' seems to
have been ignorant.
Columbia College, N. Y.
1) Matthew III, 1.
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