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Erlauben, was nicht zu verbieten ist?

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ARS MEDICI 14+152016 633 So viel Wirbel gab es kaum im Vorfeld von Olympi-

schen Spielen: Zuerst drohte das komplette Aus wegen des Zika-Virus, dann das Aus für die Teil- nahme einer ganzen Nation wegen «Staatsdo- pings». Doch nun starten die Spiele trotz Mückenri- siko, und auch die russische Flagge darf in Rio auf- gezogen werden.

Im Fall von Zika argumentierte die WHO, dass Bra- silien nicht das einzige Land sei, in dem das Virus vorkomme. Somit würde die von rund 150 Gesund- heitsexperten in einem offenen Brief geforderte Verlegung der Olympischen Spiele in eine andere Region der Welt letztlich nichts Wesentliches daran ändern, dass sich Zika überall dort ausbrei- ten wird, wo es warm genug ist und die einschlägig bekannten Mückenarten vorkommen – kurz ge- sagt: Es nützt nichts, etwas zu verbieten, was sich nicht verbieten lässt.

So ähnlich könnte man eigentlich auch bezüglich des Dopings argumentieren. Einmal ehrlich: Glau- ben Sie wirklich, dass Olympioniken auf das Trepp- chen kommen, so ganz ohne trickreiche pharma- kologische Unterstützung? Man möchte es halt so gerne glauben. Man möchte trotz Funktionärsun- wesen, nationalen Eitelkeiten und «big money» auf den idealistischen Sportler hoffen, der sich seinen Weg zur Medaille ehrlich erkämpft. Aber realis- tisch scheint diese Hoffnung leider nicht.

Wer es bis in die Elite der wenigen Sportlerinnen und Sportler schafft, die sich überhaupt Hoffnun- gen auf eine Medaille machen dürfen, muss den

Sieg wollen – absolut und unbedingt, oder? Das legten die Antworten von Leistungssportlern zwi- schen 1982 und 1995 nahe, die seitdem immer wie- der als Beleg dafür herhalten, dass Leistungs- sportler aus anderem Holz geschnitzt seien als Normalsterbliche. Damals hatte der amerikani- sche Sportarzt Bob Goldman Spitzensportler ge- fragt, ob sie für den Sieg einen faustischen Pakt eingehen würden: Würden sie eine Dopingmethode anwenden, die ihnen die Goldmedaille garantiert, innert fünf Jahren jedoch den Tod bedeute? Rund die Hälfte der Befragten sagten damals Ja (1, 2).

Allerdings werden Goldmans Studien methodisch kritisiert und deren Relevanz für die heutige Zeit bezweifelt. So ergab eine Umfrage unter amerika- nischen Leistungssportlern vor rund vier Jahren, dass nur 2 bis 7 Prozent den Deal «Medaille gegen Leben» eingehen würden, wobei interessanter- weise der höhere Anteil der Sportler den Pakt nur eingehen würde, wenn die Dopingmethode legal ist. Man will sich halt nicht erwischen lassen.

Hierzu passt auch, dass 12 Prozent der Befragten illegales Doping anwenden würden, sofern man das garantiert nicht nachweisen könnte (3).

Insofern sollten wir uns keine Illusionen machen.

Nach wie vor sind offenbar nicht wenige Spitzen- sportler bereit, zu unerlaubten Mitteln zu greifen, sofern man sie dabei nicht erwischen kann. Dafür braucht es so plumpe Methoden wie das Vernich- ten missliebiger Blut- und Urinproben gar nicht mehr. Längst gibt es Dopingmethoden, die kaum oder gar nicht nachweisbar sind. Bleibt also nur die Hoffnung, dass die Siegerinnen und Sieger von Rio zu Recht auf dem Treppchen stehen werden – auch wenn die eine oder andere Medaille eher der ma- kellosen Leistung pharmakologisch versierter Ärzte zu verdanken sein dürfte.

Renate Bonifer

1. Goldman B et al.: Death in the locker room. London, Century, 1984, p: 32.

2. Bamberger M, Yaeger D: Over the edge. Sports Illustrated, 14 April 1997.

3. Connor J et al.: Would they dope? Revisiting the Goldman dilemma. Br J Sports Med 2013; 47(11): 687–700.

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