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Academic year: 2022

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Arbeitspapier zur Logistik

No. 54/2004

Das Aldi-Auto

Ein Ausweg aus der Autokrise?

von

Prof. Dr. Richard Vahrenkamp

Universität Kassel

Fachgebiet Produktionswirtschaft und Logistik Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

34109 Kassel Telefon: 0561/804-3058

Fax: 0561/804-3027

Email: vahrenkamp@wirtschaft.uni-kassel.de Web: www.wirtschaft.uni-kassel.de/vahrenkamp

Veröffentlicht in: Automobilwoche 7, 29. März 2004 Aktualisiert am 10.12.2008

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In der aktuellen Autokrise wird die Dominanz des Premium-Sektors in der deutschen Autoindustrie als eine Sackgasse empfunden. Beobachter fordern angesichts des Einbruchs der Nachfrage preiswerte Autos – so z. B. der Automobilexperte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Nürtingen (Financial Ti- mes Deutschland vom 9.12.2008).

Andererseits werden schon seit Jahren in der Beschreibung des Konsumentenver- haltens die Vokabeln „Geiz“ und „Aldi“ in der letzten Zeit immer häufiger verwendet worden. Im Lebensmitteleinzelhandel beobachten wir eine stetige Ausweitung des Marktanteils der Discounter, wie Aldi oder Lidl. Auch auf anderen Gebieten erkennen wir den Vormarsch von Niedrigpreisangeboten, wie etwa die Non-Food Artikel bei Tchibo oder die Flugangebote der No-Frill Airlines.

Überträgt man diese Konzeptionen auf die Autoindustrie, so könnte das Thema „Aldi“

für die Autoindustrie zum Vorbild werden, da Vertrieb und die Logistik von Aldi sehr einfach aufgebaut sind. Weniger als 800 Artikel werden angeboten, die bisher von den Kassiererinnen in einem dreistelligen Code an der Kasse schneller an der Kasse eingetippt werden konnten als ein Barcode-Scanner diese erfassen könnte. Im Un- terschied zum US-Giganten Wal-Mart, der große Systeme des Data-Ware-Mining betreibt, um die Kaufentscheidungen der Kunden mit Analysealgorithmen zu verar- beiten, kommt das Distributionssystem Aldi ohne größere Computerunterstützung aus. Vom ehemaligen Aldi-Manager Brandes wird das Prinzip der Einfachheit propa- giert1.

Autoindustrie hat sich dagegen in eine Dinosaurierposition manövriert. Dort verursa- chen eine große Variantenkomplexität und Steuerung der Logistiksysteme sowie ein aufwendiges Vertriebssystem hohe Kosten. Während die Premiumhersteller die Vari- antenvielfalt problemlos über hohe Verkaufspreise refinanzieren können, ist die Situ- ation bei den Volumenherstellern anders. Dennoch werden selbst bei Einstiegsmo- dellen eine Vielzahl von Varianten angeboten, etwa beim VW Polo 10 verschiedene Motoren.

1 Brandes, Dieter: Einfach Managen. Klarheit und Verzicht – Der Weg zum Wesentlichen, Frankfurt 2001

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Das Aldi-Konzept auf die Autoindustrie zu übertragen, besitzt die folgenden Vorteile:

Es würden Modelle mit geringer Variantenvielfalt angeboten oder sogar nur in einer einzigen Ausführung. Dann könnten erhebliche Logistik- und Steuerungskosten ver- mieden und die Kostensenkungspotentiale der klassischen Massenproduktion aus- genutzt werden. Ferner könnten die Autozulieferer, die bisher durch das Konzept der Lieferantenparks zu einer fragmentierten Fertigung gezwungen werden, in die Di- mension großer Stückzahl vorstoßen.

Die bis zum Oktober 2003 gültige Gruppenfreistellungsverordnung hat zu einer verti- kalen Integration der OEM und des Vertriebs geführt und den Wettbewerb im Vertrieb ausgeschaltet. Dieses führte zum Aufbau eines hohen Kostenblocks im Vertrieb.

Heute werden die hohen Vertriebskosten der OEM, die bis zu 40 % der Herstellkos- ten ausmachen, jedoch kritisch bewertet2. Der Vertrieb des Aldi-Autos müsste daher kostengünstig über das Internet geschehen, wie es die No-Frill Airlines bereits vor- gemacht haben. Das Konfigurationsproblem, unter millionenfachen Ausstattungsvari- anten beim Automobilkauf zu wählen, mit dem der Autokäufer im jetzigen Automarkt konfrontiert ist, kann bisher aber nur mit der Beratung bei einem teuren Händler- stützpunkt gelöst werden. Dieses Problem führt so zu den bekannten hohen Ver- triebskosten und verhindert zugleich einen kostengünstigen Vertrieb über das Inter- net. Komplexität in der Produktion und Komplexität im Vertrieb stehen so in Zusam- menhang.

Wegen der geringen Variantenzahl kann das Aldi-Autos jedoch über das Internet ver- trieben werden, was zweifellos kostengünstiger ist. Aus der Verbraucherforschung ist bekannt, dass die aus der geringen Artikelzahl bei Aldi resultierende Übersichtlichkeit und Einfachheit der Kaufentscheidung geschätzt wird, sodass beim Aldi-Auto mit ei- ner geringen Variantenzahl dieses Bedürfnis des Konsumenten nach Übersichtlich- keit befriedigt werden könnte.

Die Kundenzahl der Discounter könnte zur Abschätzung des Marktpotentials für das Aldi-Auto herangezogen werden. Wie der Einkauf beim Discounter als eine Funktion der Versorgung ohne Erlebnisqualitäten betrachtet werden kann, so die Benutzung

2 Studie von Cap Gemini, Automobilwoche, 1/2004

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des Aldi-Autos als ein reines Transportmittel, das kaum einen Raum für ein emotio- nales Erlebnis zu vermittelt.

Die Artikel bei Aldi sind keine Billigware minderer Qualität. Vielmehr werden sie be- schrieben als solche mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Für das Aldi- Auto hieße dies, dass es kein Einfachauto sein dürfte, sondern ein definiertes Niveau an Ausstattung aufweisen müsste. Welches zu wählen ist, kann mit den Mitteln der Marktforschung bestimmt werden. Unter den vielen Varianten auf dem Markt sind solche Ähnlichkeitsgruppen zu ermitteln, die ein großes Absatzvolumen versprechen.

Allerdings gefährden die OEM ihre angestammten Produktlinien, wenn dagegen ein Aldi-Auto gesetzt würde. Das Marketing spricht in diesem Zusammenhang von Kan- nibalisierung. Insofern befinden sich die OEM in einer von ihnen durch die Varianten- vielzahl aufgebauten Falle, aus der sie nur schwer herauskommen. Wahrscheinlich ist das Aldi-Auto eine Aufgabe für außereuropäische OEM in Niedriglohnländern.

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Professor Dr. Richard Vahrenkamp Arbeitspapiere zur Logistik

28. Vahrenkamp, Richard:

Entwurf und Optimierung von Nabe-Speiche-Transportnetzen (Hubs) für den Lufttransport in der Euro- logistik, 1998

29. Vahrenkamp, Richard:

Der Flughafen Kassel als Logistikknoten in Nordhessen, 1999 30. Vahrenkamp, Richard

Das 2. Kasseler Logistikforum in der Logistik-Region Nordhessen, 1999 31. Eley, Michael:

Lösung von Stauraumproblemen mit Hilfe von Blockanordnungen, 1999 32. Siepermann, Christoph:

Neue Ansätze des Logistik-Controlling im Krankenhaus, 2000 33. Vahrenkamp, Richard:

Ein Konzept für einen Gemeinschaftsflughafen Marburg / Kassel, 2000 34. Vahrenkamp, Richard:

Strategien der Verkehrsverlagerung für den Flughafen Frankfurt. 2000 35. Vahrenkamp, Richard:

Strategische Standortplanung mit dem Softwaretool Euronet, 2000

36 Vahrenkamp, Richard

Der Autobahnbau 1933 bis 1945 und das hessische Autobahnnetz, 2001 37 Vahrenkamp, Richard

Logistikregion Nordhessen, 2001 38 Vahrenkamp, Richard

Entwicklungsstrategien für Paketdienste in reifen Märkten, 2002 39. Siepermann, Christoph

Reorganisation der Krankenhauslogistik durch das Konzept des Krankenhauslogistikzentrums, 2001 40. Vahrenkamp, Richard

Die Rolle der Luftfracht in der internationalen Logistik, 2002 41. Vahrenkamp, Richard

Marktübersicht zur Tourenplanungssoftware, 2002 42. Vahrenkamp, Richard

Konzept für ein Kompetenzzentrum Logistik in Nordhessen, 2003 43. Vahrenkamp, Richard

Internationale Logistik und Global Sourcing, 2003 44. Vahrenkamp, Richard/Faulstich, Thorsten

Der KEP-Markt im Umbruch, 2003 45. Schoner, Peter/Stobbe, Tino:

Methoden der Leistungssteigerung bei kleineren und mittleren Unternehmen, 2003 46. Vahrenkamp, Richard/Siepermann, Christoph:

E-Logistik für kleine und mittlere Unternehmen, 2003 47. Vahrenkamp, Richard:

Das Internet als Chance für Nischenanbieter, 2003 48. Siepermann. Christoph:

Methoden und Probleme beim Outsourcing von Logistikleistungen, 2003 49. Vahrenkamp, Richard:

Methoden der Kostenanrechnung bei Auslieferungstouren, 2003 50. Vahrenkamp, Richard:

Rivalry and Regulation - The German Cargo Transport Policy 1920-2000, 2003 51. Vahrenkamp, Richard, Schoner,Peter:

Produktionsplanung in der Prozessindustrie, 2003 52. Vahrenkamp, Richard:

Die LKW-Maut in Deutschland - Alternative Systeme und voraussichtliche Wirkungen 53. Vahrenkamp, Richard/Verstappen, Chantal

Alpenquerende Güterverkehre- Probleme und Lösungsmöglichkeiten, 2004 54. Vahrenkamp, Richard

Das Aldi-Auto, 2004

55. Vahrenkamp, Richard

Die Rolle der Luftfracht in der internationalen Logistik II, 2004

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56. Vahrenkamp, Richard

Distributionslogistik in Europa – Neue Herausforderungen, 2004

Referenzen

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