Blick in Nachbars Garten, 1989, Öl, 60 x 73 cm, Privatbesitz
Porträt Juliane B., Öl, 1989, 61 x 50 cm, Privatbesitz
Porträt Professor Dr. med. Joseph Breitner, 01, 1982, 62 x 50 cm, Privatbesitz DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
KULTURNOTIZEN
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ersönlichkeiten des öf- fentlichen Lebens abzu- bilden, das fiel Künst- lern in allen historischen Epochen in reichem Maße zu.In der Porträtkunst galt, merkwürdig genug, die exakte Wiedergabe der physischen Erscheinung wenig. „Foto- Naturalismus", wie Magda Bittner-Simmet es nennt, war kaum gefragt.
Magda-Bittner-Simmet, München, erweist sich als Porträtistin von Format, die
„des Geistes Band" mit er- staunlicher Sicherheit zu we- ben versteht. Ihr (Euere um- faßt eine Fülle von Bild- nissen. Politiker, Mediziner, Wirtschaftswissenschaftler, geistliche Würdenträger, Dichter, Frauen und Kinder — sie alle wurden in eine künst- lerische Realität hineinge- nommen, die egozentrische Selbstbespiegelung nicht zu- läßt.
„Das Menschenbild ist nach wie vor die schwierig- ste Aufgabe in der Kunst. Sie
Magda Bittner-Simmet
Fest Farbe der
ist mir gelungen, wenn der Mensch in der Sammlung sei- ner Möglichkeiten erfaßt ist, wobei Farbe und Kompositi- on den Charakter verdeutli- chen helfen", sagt die Künst- lerin.
Ihre Porträts haben nichts zu tun mit dem Kolorieren von Gesichtsformen. Die psy- chische Individualität des Dargestellten erwächst aus Farbklängen, die miteinander korrespondieren und nicht ins Konturlose gleiten. Was Wohltemperiertheit und Stimmig-Ästhetisches betrifft
— Magda Bittner-Simmet er- weist sich als eine von impres- sionistischer und expressioni- stischer Überlieferung ange- sprochene Malerin.
Sie verhehlt nicht, daß es die Bilder des Niederländers Kes van Dongen mit ihrer Sublimierung des Vlaminck- Fauvismus waren, die sie in ihrem künstlerischen Wollen, Fühlen und Handeln bestä-
tigten. Waches Malerbewußt- sein und ein Maximum an Einfühlungsvermögen — bei- des zeichnete von Anfang an ihre Arbeiten aus und verhin- derte modische Extravagan- zen — bannten Menschenge- sichter auf die Leinwand, de- nen, im Wagnis des Offen- seins, Ruhe und Bewegung eigen ist. Die in Schwarz- Weiß wiedergegebenen Bild-
nisse lassen die Hohe Schule der Porträtkunst der Magda Bittner-Simmet nicht einmal ahnen. Das „Fest der Farbe"
— so der Titel ihres im Hir- mer-Verlag erschienenen Bildbandes — und die damit nicht nur sprachwurzelhaft verbundenen Ausdruckstö- nungen der Feier bleiben un- sichtbar.
Herbert Leunig A-1904 (88) Dt. Ärztebl. 88, Heft 21, 23. Mai 1991