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Vom Wallfahren : unsere liebe Frau im Stein

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Academic year: 2022

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(1)Vom Wallfahren : unsere liebe Frau im Stein. Autor(en):. Ryser, Werner. Objekttyp:. Article. Zeitschrift:. Akzent. Band (Jahr): - (2015) Heft 6:. Gelebter Glaube. PDF erstellt am:. 31.01.2022. Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-843218. Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch.

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(3) Vo/77 l/l/a///a/7rer?. Unsere liebe Frau im Stein /WrJ Bereits in der Anf/fre empfanden Mensciien das ßedürfn/s, s/c/i zu einem a/s iiei/ip befrachteten Ort aufzumachen, zu einem 7empef, zu einer Höh/e, zu einem ßaumfiei/igfum, sei es, um ein Geiüfade zu. «l/l/ienn. m/r etwas. scAiiver auf dem Herzen //egt /comme icAi nacAi Mar/'asfe/n und geAie dann er/e/cAiferf nacfi Hause.». erfüiien, um Busse zu tun, um für efivas zu daniren oder um Spirifua/ifäf zu er/ehen. Mit /Wariasfein gibt es auch in der ßegion Base/ einen l/I/aüfahrfsorf, zu dem seif dem späten /Wifte/a/fer /ähr/Zch 7äusende iron Seit dem vierten Jahrhundert pilgern Christen nach G/äubigen p/igern. Jerusalem und nach Rom, zu den Gräbern von HeiVergegenwärtigen wir uns zunächst eine Szene, wie ligen und an Orte wie Lourdes, wo die Gottesmutter sie sich im Mittelalter oft abgespielt haben mag: Män- 1858 der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous ner, Frauen und Kinder versammeln sich vor dem erschienen sein soll. Eng verbunden mit diesen PilAufbruch zu ihrer Pilgerreise vor der heimatlichen Kir- gerstätten sind Berichte von Wunderheilungen. Das che. Einige von ihnen sorgen sich um ihr Seelenheil. gilt auch für das solothurnische Mariastein, das, unAndere - Lahme, Hinkende, Bucklige und Kranke - weit von Basel, auf einer Hochebene am Fusse des hoffen auf Heilung. Es gibt aber auch welche, die sich Blauens liegt. Am Anfang steht eine Legende aus der etwas zuschulden haben kommen lassen und, wie Mitte des 15. Jahrhunderts: Ein Hirtenbube stürzte etwa jener Franke Frottmund, der anno 856, weil er über eine Felswand in dieTiefe und wurde von einer seinen Oheim ermordet hatte, zu einer «Strafwall- «überaus schön hellglänzenden Frau, gleich wie die fahrt», mit Ketten beladen notabene, verurteilt wor- Sonn, von gar vielen lieben Engeln begleitet und umden war. Und manche treibt schlicht die Abenteu- geben», wunderbar errettet. Nach dem Zeugnis des erlust. Sie wollen sehen, wie die Welt jenseits ihres kleinen Hirten, «hat die Himmelskönigin diesen Ort engen Horizontes aussieht. Für sie gilt wohl, was der zu ihrerWohnung auserwählt, allwo ihr gebenedeiter MystikerThomas von Kempen (1380-1471) in seinen Name soll gepriesen werden». Schriften «von der Nachfolge Christi» kritisch vermerkte: Wer viel pilgert, wird selten heilig. Doch keh- Seither ist die Höhlenkapelle unterhalb des heutigen Klosters das Ziel von jährlich Tausenden von Wallfahren wir zu unseren Wallfahrern zurück: rem. Im in den Fels gehauenen Gang, der zum MariDie Männer tragen einen Pilgermantel, angefertigt enheiligtum führt, haben zahlreiche Gläubige Votivaus nicht entfetteter Wolle, der sie gegen Kälte und tafeln gestiftet, die von ihrer Dankbarkeit gegenüber Nässe schützt und ausserdem als Schlafdecke dient. der wunderwirkenden lieben Frau im Stein zeugen. Auf ihrem Kopf haben sie Hüte mit breiter, über der Es mag erstaunen, dass in unserer säkularisierten Stirn h och gedrückter Krempe. Die Frauen sind in Zeit ein Ort wie Mariastein nichts von seiner Bedeuschlichte, an den Hüften gegürtete Röcke gekleidet, tung und Beliebtheit eingebüsst hat. Gewiss, die von die bis zu den Knöcheln reichen. Alle besitzen einen Schweizer Pfarreien organisierten Wallfahrten sind mehr als mannshohen, mit einer Eisenspitze ver- rückläufig, sie beschränken sich auf besondere Ansehenen Pilgerstab, über dessen Griff in einer Aus- lässe, hohe kirchliche Feiertage etwa. Die Mehrzahl buchtung eine Feldflasche, gefüllt mit verdünntem der Gläubigen kommt allein oder in kleinen GrupWein, hängt. Zur Ausrüstung gehört schliesslich die pen. Sie leben in der Schweiz, im Elsass und im grenzPilgertasche, ein lederner Brotbeutel für den Provi- nahen Baden-Württemberg. Unter ihnen sind viele ant und die Ausweispapiere, die der Pfarrer ausge- Migrantinnen und Migranten aus Ost- und Südeustellt hat. Als der Geistliche auf dem Platz erscheint, ropa, aber auch aus Afrika, Indien und Sri Lanka. fallen sie auf die Knie. «Empfangt diesen Beutel Natürlich sind die meisten von ihnen Katholikinnen als Zeichen Eurer Pilgerschaft», sagt er und schlägt und Katholiken. Aber auch Protestanten wallfahren über ihnen das Kreuz, «damit Ihr durch eure Busse nach Mariastein, selbst Konfessionslose und eine beEuer Heil verdient und ans Ziel eures Pilgergelübdes achtliche Anzahl Angehörige nicht christlicher Glaugelangt.» Dann fährt er fort: «Empfangt diesen Stab; bensgemeinschaften, unter ihnen Muslime, Aleviten er verleihe euch die Kraft, die Schlingen des bösen und vor allem tamilische Hindus. Sie scheinen in der Feindes zu überwinden und das Ziel zu erreichen.» Gnadenkapelle Kali zu verehren, die schwarze Göttin des Todes und der Erneuerung. Als wir vor ein paar Dann brechen die Gläubigen auf zu ihrer Reise.. Nr. 6/15. 17.

(4) Jahren mit dem damaligen Abt Lukas über dieses Phänomen sprachen, gestand er lächelnd, dass ihm diese Art derWallfahrt als Christ und Katholik zwar ein wenig Mühe bereite, aber er sei sicher, der Herrgott werde auch dies richtig einordnen können. Damit sind wir bei der Frage, was Gläubige in unserer Zeit bewegen mag, einen Wallfahrtsort aufzusuchen.. «Es. ist e/nfac/i der Ort, wo man immer wieder Ann geAif.. M/irr /camen scAion a/s AC/nder /?/er/? er.» Viele ältere Pilgerinnen und Pilger suchen Mariastein immer wieder auf. Die Benediktinermönche und ihre Liturgie mit den gregorianischen Gesängen lässt sie das Vertraute, Traditionelle finden, das sie in ihren Ortspfarreien zunehmend vermissen. In den Seitenkapellen der Basilika und in der Felsengrotte beten sie für sich selbst, für Angehörige, für Freunde oder für das Heil der ganzen Welt. Sie zünden eine Kerze an, schreiben ihre Bitten ins «Anliegenbuch» oder legen eine Gabe auf den Altar. Es gibt Menschen, für die in Mariastein das Religiöse erfahrbar wird. Für sie ist es ein Ort, wo Gott und die Jungfrau «Gnaden verteilen», wo Wunder geschehen. «Es gibt hier eine grössere göttliche Energie», erklärt eine ältere Französin.. Maria im Stein. wird, sitzt man zusammen, isst, plaudert, freut sich, dass man Leute trifft, die man lange nicht mehr gesehen hat. Damit schliesst sich der Kreis zu den eingangs geschilderten mittelalterlichen Wallfahrten, die ja auch nicht nur des Religiösen wegen unternommen. Bild ganz oben Höhle beim Kloster. Mariastein. wurden.. Für Angehörige von Migrationsgemeinden ist die Die Bedeutung der Muttergottes, die marianische Wallfahrt nach Mariastein, die ihre Priester jährlich Volksfrömmigkeit, scheint für Migrantinnen und einmal für sie organisieren, nicht nur von spirituel- Migranten eine grössere Rolle zu spielen als für die 1er, sondern auch von sozialer Bedeutung. Im An- Einheimischen. Sie ist für sie offenbar ei ne Verbindung schluss an die Messe, die in ihrer Sprache gelesen zur alten Heimat, wie für jene Portugiesin, die erklärt: 18. akzent magazin.

(5) «Es ist hier ein bisschen wie in Fatima.» Sie meint jenen Ort, hundertdreissig Kilometer nördlich von Lissabon, wo sich die Jungfrau am 13. Mai 1917 drei Hirtenkindern offenbart haben soll. Zugewanderte finden in Mariastein möglicherweise Vertrautes, das für sie damit zu einem Ort der Integration werden. gegenüberstehen, erleben Mariastein als «spirituellen Ort» jenseits von sozialer Kontrolle und kirchlichen Dogmen. Es ist, als suchten (und fänden) sie hier eine Oase, in der sie sich von den Forderungen des Alltags erholen und sich neu orientieren können.. kann.. Bild unten. Auf dem Weg zur Gnadenkapelle. Unbestreitbar gibt es viele Menschen, die hier, im abgeschiedenen Klosterdorf am Rand der weiten Hochebene, zur Ruhe kommen und neue Kräfte mobilisieren können. Auch solche, die der Kirche distanziert. Quellen Baumann-Neuhaus Eva, Foppa Simon, Mariastein im Wandel, Hrsg. schweizerisches pastoralsoziologisches Institut (aus dieser Studie stammen auch die als Zwischentitel verwendeten Zitate) Zweidler Reinhard, Der Frankenweg -Via Francigena, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart, 2003.

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