Die geplante Strukturreform im Gesundheitswesen der Bundesre- publik kam zwischen dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, und dem Bundespräsidenten bei dessen Neu- jahrsempfang am 7. Januar 1987 zur Sprache, Man stimmte über- ein, daß alle Beteiligten daran mitwirken sollten, sachgerechte Lösungen zu erarbeiten. Ziel müsse es sein, eine individuelle ärzt- liche Behandlung aller Patienten nach dem jeweiligen Stand der medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse und technischen Möglichkeiten ebenso zu sichern wie die künftige Finanzierbar- keit der gesetzlichen Krankenversicherung Foto: Fiegel
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
„AIDS-Beirat" berät die Bundesregierung
BONN. Zur Koordinie- rung aller Maßnahmen auf dem Gebiet der Bekämpfung von AIDS hat sich Ende 1986 ein „Nationaler AIDS-Bei- rat" konstituiert. Seine Auf- gabe ist die Beratung der Bundesregierung insbesonde- re in Fragen der Forschung, Klinik und Therapie sowie bei psychosozialen Maßnah- men einschließlich einer ver- stärkten Aufklärungsarbeit.
In die Arbeit dieses Beirates sind die Bundesländer, Wis- senschaftler, Vertreter der Krankenkassen, der Renten- versicherungsträger, von Ge- sundheitsämtern, der Ärzte- schaft und Praktiker aus der AIDS-Beratung einbezogen.
Ein Schwerpunkt der Bun- desförderung bleibt die Auf- klärungs- und Beratungstä- tigkeit. Für eine intensivere Information der Bevölkerung werden drei Millionen DM investiert. Daneben soll bei- spielsweise eine Untersu- chung von Schwangeren in mehreren Regionen der Bun- desrepublik klären, ob auf freiwilliger Basis im Rahmen der Schwangerenvorsorge HIV-Tests durchgeführt wer- den sollen.
Das Bundesgesundheits- ministerium lehnt die Einfüh- rung einer namentlichen Mel- depflicht für AIDS nach wie vor ab. rei
Enquete-Kommission:
Der Gentechnologie Schranken setzen
BONN. Ein strafrecht- liches Verbot für gentechni- sche Eingriffe in die Erbanla- gen des Menschen und ein fünfjähriges Moratorium für die gezielte Freisetzung von Mikroorganismen, denen art- fremde Gene eingefügt wur- den, hat die Enquete-Kom- mission „Chancen und Risi- ken der Gentechnologie" des Deutschen Bundestages vor- geschlagen. Nach zweiein- halbjähriger Arbeit hat die
Kommission, der unter dem Vorsitz von Wolf-Michael Catenhusen, SPD-MdB, neun Bundestagsabgeordnete und acht Vertreter verschie- dener Wissenschaftszweige angehörten, ihren Bericht vorgelegt.
Grundsätzlich spricht sich die Kommission für die Frei- heit der Forschung auch im gentechnischen Bereich aus, wobei jedoch der Gesetzge- ber Rahmenbedingungen set- zen müsse, um Risiken für Mensch und Umwelt nach Möglichkeit auszuschließen.
So soll zum Beispiel die gene- tische Beratung für die vorge- burtliche Diagnostik weiter- hin möglich sein, wobei aber zugleich den Gefahren einer verdeckten eugenischen Ab- treibung vorgebeugt werden müsse.
Ebenso sei die somatische Gentherapie eine grundsätz- lich vertretbare Therapie- form. Genetische Analysen im Rahmen der arbeitsmedi- zinischen Vorsorge müßten durch rechtsverbindliche Vorschriften gegen Miß- brauch, der zur Benachteili- gung von betroffenen Arbeit- nehmern führen kann, abge- sichert werden. gb
Krankenhausinstitut:
Kooperation erweitert
DÜSSELDORF. Das Deutsche Krankenhausinsti- tut e. V. (DKI), 1953 gegrün- det, wird zusammen mit der
Wirtschaftsberatungsgesell- schaft Wibera AG, Düssel- dorf, in der neu gegründeten
„DKI Deutsches Kranken- hausmanagement Beratungs- und Forschungsgesellschaft mbH" künftig auch gemein- sam Beratungs- und For- schungsprojekte durchfüh- ren. Das DKI (Leiter: Prof.
Dr. rer. pol. Siegfried Eich- horn, 63) ist darüber hin- aus zum Kollaborationszen- trum für Krankenhaus- und Gesundheitsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Regionalbüro Euro- pa (Kopenhagen), ernannt worden. Das DKI arbeitet bei Gesundheitssystemver- gleichen und an dem von der WHO formulierten Kranken- hausprogramm mit. Aktuelle Schwerpunkte: Kostendämp- fung, Krankenhausmanage- ment, Informatik, Versor- gung von Alters- und Lang- zeitkranken sowie Pflegebe- dürftigen, Qualitätssicherung im stationären Sektor. HC
Spezialistensystem erneut abgelehnt
MÜNCHN. Eine engere Verzahnung zwischen ambu- lanter und stationärer Be- handlung durch eine „Ein- verleibung der Spezialisten"
in die Institution Kranken- haus, wie vom Marburger Bund gefordert, lehnt der Bundesverband Deutscher Belegärzte (BDB), Sitz:
München, ab.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Belegärz- te, der Münchener Chirurg Dr. Klaus Michael Hahn, wirft dem Marburger Bund vor, er wolle mit einer schwerpunktmäßigen Verla- gerung der spezialärztlichen Versorgung nach dem „hol- ländischen Modell" den Weg für eine „Zwei-Klassen-Me- dizin" bereiten.
Statt dessen soll nach Auf- fassung des BDB das koope- rative Belegarztsystem (Be- reitschaftsdienst „rund um die Uhr") finanziell und per- sonell gestärkt werden, um Klinikeinweisungen so weit wie möglich zu reduzieren und um die Patienten durch- gängig durch qualifizierte niedergelassene Gebietsärzte kombiniert ambulant und sta- tionär zu versorgen. HC
Studienplatz-Test hat sich bewährt
BONN. Erstmals erfolgte zum Wintersemester 1986/87 die Zulassung zum Medizin- studium nach einem geänder- ten Verfahren . 45 Prozent der Studienplätze wurden nach einer Kombination von Abiturnote und Eignungstest sowie zehn Prozent der Plät- ze allein nach dem Testergeb- nis vergeben.
Staatssekretär Harro Pia- zolo vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft erklärte auf eine Anfrage im Bundestag, der Test biete ei- nem großen Teil der Studien- bewerber, die bei einer Aus- wahl allein nach der Abitur- note keine Aussicht auf Zu- lassung hätten, eine zusätz- liche Chance. EB Dt. Ärztebl. 84, Heft 5, 28. Januar 1987 (17) A-185