A302 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 715. Februar 2008
A K T U E L L
Seit Anfang 2008 können alle nie- dergelassenen Ärzte und Psychothe- rapeuten in Bayern von einer För- derung der Informationstechnologie (IT) in den Praxen profitieren. Im Rahmen der Onlineinitiative der Kassenärztlichen Vereinigung Bay- erns (KVB) können Arztpraxen, die bis zum 30. Juni 2008 am För- derprogramm der KVB teilnehmen, eine Unterstützung von 300 Euro für ihre IT-Infrastruktur beantragen.
Bei der Anmeldung im zweiten Halbjahr 2008 beträgt die Förderung 200 Euro. Voraussetzung für die Be- willigung der Mittel ist die Nutzung des Mitgliederportals „Meine KVB“, für das ein KV-Safenet-Anschluss benötigt wird. Ein Förderantrag so- wie weitere Informationen sind in der Broschüre „Online-Initiative der KVB“ enthalten, die im Internet unter www.kvb.de (Rubrik „Praxis- informationen/Förderung Online“) abrufbar ist.
Aus Sicht des KVB-Vorstands kann die Förderung für viele Ärzte und Psychotherapeuten ein Anreiz sein, sich technisch mit ihrer Kas- senärztlichen Vereinigung oder auch mit anderen Praxen zu vernetzen.
Dies ist eine wichtige Vorausset- zung, um künftig an Verträgen, die eine elektronische Dokumentation erfordern, teilnehmen zu können.
Darüber hinaus soll das Förder- programm die Vertragsärzte und -psychotherapeuten auch dazu mo- tivieren, das Onlineangebot der KVB stärker zu nutzen. Dieses um- fasst verschiedene Anwendungen und Dienste, darunter die Einrei- chung von Abrechnungsunterlagen, die Dokumentation von Leistungs- daten in Versorgungsprogrammen sowie die Bereitstellung von Infor- mationen durch die KVB. Als zen- trale Kommunikationsplattform soll hierfür künftig das Mitgliederportal
dienen. EB
HÄMATOLOGIE/ONKOLOGIE
Nische für Stammzellen
Forscher der Stanford University School of Medicine, USA, haben ei- ne neue schonende Strategie zur Konditionierung für die Stammzell- transplantation erprobt: Mit der ein- maligen Gabe eines Antikörpers ge- gen das Stammzellantigen ACK-2 ließ sich in Mäusen die Zahl der hämatopoetischen Stammzellen für zwei Wochen um 98 Prozent redu- zieren, sodass die Tiere ein allogenes Stammzelltransplantat akzeptierten.
Das Prinzip könnte weiterentwickelt zu einer schonenden Methode für Patienten werden, die ein Stamm- zelltransplantat benötigen. nsi
DEBATTE UM SICHERHEIT DER HPV-IMPFUNG
Der Tod eines deutschen und eines österreichi- schen Mädchens nach Impfung gegen humane Papilloma-Viren (HPV) mit Gardasil®hat eine intensive Diskussion darüber ausgelöst, ob der Impfstoff sicher und das Nutzen-Risiko-Ver- hältnis vertretbar seien. Der Impfstoff ist seit Herbst 2006 in beiden Ländern auf dem Markt.
Ende Januar 2008 hatte die Europäische Arz- neimittelagentur EMEA über die Todesfälle in- formiert und mitgeteilt, es sei keine Kausalität zwischen dem plötzlichen Tod der beiden Mädchen (17 und 19 Jahre alt) und den Imp- fungen erkennbar. Der Nutzen der Impfung überwiege die Risiken. Die EMEA sehe keinen Anlass dazu, die Fachinformation zu ändern.
Das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schließt sich dieser Meinung an. „Es sind beim jetzigen Stand der unerwünschten Wirkungen, die dem PEI nach
Vakzinierung mit Gardasil gemeldet wurden, keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich“, sagte die Sprecherin des PEI, Dr. Susanne Stöcker, dem Deutschen Ärzteblatt. Aus den Obduktionsbefunden ergäben sich keine Hin- weise darauf, dass die Impfungen den Tod aus- gelöst hätten.
Keine Todesursache feststellbar Plötzliche ungeklärte Todesfälle seien zwar sel- ten, so das PEI, kämen aber vor: 58 seien es in der Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen im Jahr 2006 gewesen, darunter 22 Mädchen. In den USA waren 22 unerwartete Todesfälle nach einer HPV-Impfung gemeldet worden. Die meisten sind nach Ansicht des PEI lückenhaft dokumentiert und für diese Fragestellung nicht auswertbar. In drei gut dokumentierten Fällen seien Impfkomplikationen unwahrscheinlich.
Dagegen hält Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig (Berlin), Vorsitzender der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzteschaft, die Nervosität für berechtigt. „Es ist ein neuer Impfstoff, es sind einige schwere Erkrankungen gemeldet worden, die möglicherweise durch die Impfung ausgelöst wurden, wie Nervus-opticus- Neuritis und Guillain-Barré-Syndrom.“ Auch wenn in vielen Fällen die Fragen nach Ursachen und Kausalität nicht zu beantworten seien, müs- se bei den Beratungen über das Risiko seltener, schwerer unerwünschter Ereignisse informiert werden, auch über die ungeklärten Todesfälle.
Außerdem sei es sinnvoll, ein Register anzule- gen mit Daten von geimpften und ungeimpften Frauen, um langfristig die Sicherheit und den Nutzen der HPV-Vakzine besser beurteilen zu können. Die Impfung soll Zervixkarzinome ver- hindern. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze KV BAYERNS
Onlineinitiative gestartet
300 Euro zum Aufbau einer IT- Infrastruktur können die bayeri- schen Ärzte bei ihrer KV beantragen.
Foto:Superbild