Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS
-BERICHT
Große Fortschritte der Perinatalmedizin
Der wissenschaftliche Teil des Kon- gresses begann unter dem Motto
„Moderne präventiv-medizinische Versorgung vor geplanter und wäh- rend der Schwangerschaft sowie während und kurz nach der Geburt".
Saling, Berlin, hatte die Übersichts- referate zusammengestellt. Raus- kolb, Gießen; Meckies, Berlin; Du- denhausen, Berlin; Schlensker, Köln; Giffei, Berlin, Irrmann, Straß- burg, Bretscher, Zürich, und Mönch Berlin, hielten die Vorträge. Dabei kamen besonders die Prävention ge- netisch bedingter Mißbildungen und die Anwendung der Ultraschalldia- gnostik zur Vermeidung fetaler Ge- fahren zur Sprache. Insgesamt be- trachtet hat die Perinatalmedizin zweifellos große Fortschritte in der Früherkennung von Schäden vor und unter der Geburt gemacht, eine Tatsache, die jeder Frau in gebärfä- higem Alter große Sicherheit vermit- teln sollte.
Dermatologische und immunologische Krankheiten Stüttgen, Berlin, moderierte das Thema „Präventivmaßnahmen bei dermatologischen und immunologi- schen Krankheiten". Macher, Mün- ster, der über die „Gesichtspunkte zur Immuntherapie und -prophylaxe maligner Tumoren" sprach, verdeut- lichte am Beispiel des malignen Me- lanoms, daß trotz einwandfreier Im- munwirkung bisher noch kein thera- peutischer Weg gefunden wurde und daß sämtliche Versuche seiner
Arbeitsgruppe hinsichtlich einer Einflußnahme auf das maligne Mela- nom in einer Sackgasse endeten. Im Rahmen des zweiten Hauptthemas
„Pro und Kontra der UV-Exposi- tion", wies Hartung, Hannover, Son- nenreaktionen im Bereich der wei- ßen Abzeichen der Tiere nach. An- hand außerordentlich seltener Abbil- dungen stellte er eine bestimmte Skala von UV-Schäden im Tierbe- reich dar. Ergänzend sprach Stütt- gen, Berlin, über das „Pro und Kon- tra der therapeutischen UV-Exposi- tion", wobei er insbesondere am Modell „Australien" nachwies, daß übermäßige Sonnenbestrahlung Hautkrebse und Melanome auslösen kann. Im Rahmen des Trends „braun sein ist Mode" wies er auch auf die Gefahren der überall zu findenden Solarien hin.
Prävention des alternden Gesichtes
Unter dem Vorsitz von Gabka, Ber- lin, wurde die „Prävention des al- ternden Gesichtes" durch profilo- metrische, vor allem aber durch pla- stisch-chirurgische Maßnahmen erörtert. Berndorfer, Budapest, Vau- bel, Berlin, Marino, Buenos Aires, Stellmach, Berlin, Wunderer, Wien;
Neuner, Bern, Schrudde, Köln, Bruck, Wien, Meyer, Lausanne, Co- sta, Rezieve, Flemming und Jahnke, Berlin, und Görgün, Istanbul, kamen zu Wort. Sie zeigten, daß die Erhal- tung des Gesichtsprofils von ent- scheidender Bedeutung für die Prävention des alternden Gesichtes ist. Hier werden zunächst zahnärzt- lich und kieferchirurgisch Maßnah- men angewendet. Sie sind die Vor-
aussetzung plastisch-chirurgischer Eingriffe. Im Zusammenhang mit den Themen „Face lifting" bezie- hungsweise „Rhytidektomien als Präventivmaßnahme zur Verhütung des alternden Gesichtes" wurden die schon von Gabka erhobenen Forderungen aufgenommen, Lar- vengesichter oder Maskenhaftigkeit nach Rhytidektomien zu vermeiden.
Schrudde und Bruck betonten, daß es dem plastischen Chirurgen zwar darauf ankommen müsse, ihren Pa- tienten den müden, alternden Ge- sichtsausdruck zu nehmen, daß sie ihnen jedoch niemals versprechen dürften, sie um Jahre jünger zu ma- chen. Meyer referierte über Beson- derheiten in der Gesichtschirurgie, Costa über Lidplastiken und Gabka zog das Fazit aus den neueren wis- senschaftlichen Erkenntnissen über das lebenslange Wachstum des Na- senknorpels.
Möglichkeiten und Grenzen der genetischen Prävention
Unter dem Motto „Möglichkeiten und Grenzen der genetischen Prä- vention" handelten Jörgensen, Göt- tingen, und sein Team die „Möglich- keiten und Grenzen der vorgeburtli- chen Chromosomendiagnostik und der Fetoskopie" und das „Krank- heitsbild der Lippen-Kiefer-Gaumen- Spalte" ab.
Über die Ätiologie der Lippen-Kiefer- Gaumen-Spalten sprach Schulze, Berlin, der neuere Erkenntnisse auf diesem Gebiete vorweisen konnte.
So stellte er fest, daß die bisher übli- che Teilung dieser angeborenen Mißbildung in Lippen-Kiefer-(Gau- men-)Spalten und isolierte Spalten des Gaumens nicht mehr aufrechter- halten werden könne. Es sei erwie- sen, daß diese multifaktoriell be- dingten Krankheitsbilder den glei- chen Entstehungsmechanismus ha- ben. Diese Äußerung ist von weittra- gender Bedeutung, da sie die von Gabka und Kreybig, Hamburg, ge- forderte symptomatische Prophyla- xe bei Müttern mit Gesichtsspaltbil- dungen weiter untermauert. Zeidler und Westermann, beide Berlin, be- richteten über tierexperimentelle
Gesundheit bewußt erleben und erhalten
Bericht über die 6. Jahrestagung der
Internationalen Gesellschaft für Präventivmedizin in Berlin
Joachim Gabka
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Heft 8 vom 19. Februar 1981 335Die MCS 280/1- und 280/2-Anlagen sind auf die Belange kleiner Laborgemeinschaften
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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
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Präventivmedizin
Untersuchungen zur symptomati- schen Prophylaxe von Lippen- Kiefer-Gaumen-Spalten.
Westermann erzielte bei mit Korti- son induzierten Gaumenspalten ei- ne signifikante Senkung durch die Schutzwirkung von Actihaemyl. Für diesen Mechanismus sprechen auch die klinischen Erfahrungen zur Ver- hinderung von Lippen-Kiefer-Gau- men-Spalten (Gabka). Aufgrund der Untersuchung von Sippen mit Ge- sichtsspaltbildungen ist die Erbpro- gnose bei Familien mit mehr als zwei Spaltträgern wesentlich höher, als man bisher annahm. Sie beträgt nach Gabka etwa 40 Prozent. Im Hin- blick darauf scheint eine Prävention, wenn auch mit symptomatischen Mitteln, heute angemessen. Die Be- handlungskollektive von Gabka und Kreybig zeigen, daß eine Vitamin- prophylaxe und die Behandlung mit sauerstoffaktivierenden Medika- menten hervorragenden Einfluß ha- ben. Die Mißbildungsquote sinkt un- ter 2 Prozent. Abschließend berich- tete Kreybig über die Erweiterung des Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalt- Präventionsmodells auf andere Miß- bildungen, insbesondere auf Spina bifida.
Parodontologie, Gnathologie und zahnärztliche Implantologie heute Die zahnärztliche Sektion der Ge- sellschaft für Präventivmedizin be- schäftigte sich mit den Themen:
„Praxisrelevante Präventivmaßnah- men in der Parodontologie", „Gna- thologie als Prävention" und „zahn- ärztliche Implantologie heute". Die Behandlung dieser Themen zeigte, daß trotz des luxuriösen Sozialpol- sters, in das unsere Gesellschaft heute eingebettet ist, die Motivation zur Prävention weitgehend fehlt und daß anstelle der Vorbeugung durch eigenes diszipliniertes Verhalten die Medizin erst dann — und zwar kurativ
— einsetzt, „wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist."
Professor Dr. Dr. med.
Joachim Gabka Kurfürstendamm 35 1000 Berlin 15
TECHNIK IN DER MEDIZIN
Datenverarbeitungssystem
für die Belange kleiner Laborgemeinschaften
336 Heft 8 vom 19. Februar 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT