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Archiv "Perspektiven im Arztberuf: Die Stimmung ist schlechter als die Lage" (09.11.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 45⏐⏐9. November 2007 A3065

P O L I T I K

D

ieser Kongress war nicht der erste, den der Deutsche Ärz- te-Verlag speziell für Medizinstu- dierende und junge Klinikärzte kon- zipiert hat. Bereits von 1998 bis 2003 organisierte der Verlag des Deutschen Ärzteblattes jährlich den Via-Medici-Kongress (gemeinsam mit dem Thieme Verlag). „Die Ver- anstaltungen standen allerdings un- ter gänzlich anderen Vorzeichen“, wie Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe zur Eröffnung des neuen Kongresses „Perspektiven und Kar- riere“ betonte. Damals sei es wegen eines Ärzteüberschusses darum ge- gangen, dem Ärztenachwuchs Al- ternativen zur kurativen Tätigkeit aufzuzeigen. „Heute gibt es hinge- gen einen Ärztemangel, und wir sind hier, um Sie für eine kurative Tätig- keit in Deutschland zu begeistern“, sagte der Präsident der Bundes- ärztekammer zu den rund 500 Zu- hörern im Berliner Langenbeck- Virchow-Haus. „Offensichtlich wa- ren wir mit Via Medici so erfolg- reich, dass zu viele Ärztinnen und Ärzte nicht kurative Tätigkeiten er- griffen haben“, ergänzte Rüdiger Sprunkel, Verlagsleiter Deutsches Ärzteblatt, schmunzelnd.

Vollbeschäftigung bei Ärzten

Wer Medizinstudierende für den Arztberuf begeistern wolle, müsse bei deren Ansprechpartnern in den Kliniken ansetzen, meinte Dr. med.

Olaf Guckelberger, Oberarzt an der Berliner Charité: „Wir, die wir jetzt im System tätig sind und täglich mit den jungen Ärzten zu tun haben, le- ben die Freude am Arztsein vor.“

Die Abwanderung von Ärzten kön- ne folglich nur gestoppt werden, wenn man die Arbeitsbedingungen

in den Krankenhäusern verbessere.

Guckelberger: „Die Perspektiven im Arztberuf scheinen glänzend – nur wird dies von wenigen jungen Leuten so wahrgenommen, weil die Stimmung in den meisten Kliniken so schlecht ist.“

Rolf Schwanitz, parlamentari- scher Staatssekretär im Bundesge- sundheitsministerium, hatte zuvor darauf verwiesen, dass die Arbeitslo- senquote unter Ärzten gerade einmal bei 1,6 Prozent liege: „Das ist fak- tisch Vollbeschäftigung.“ Wie groß das Angebot an freien Arzstellen der- zeit ist, zeigt ein Blick auf den Stel- lenmarkt im Deutschen Ärzteblatt.

Gesucht werden Assistenzärzte, Wei- terbildungsassistenten, Fachärzte, Oberärzte und auch Chefärzte. Wur- den im Jahr 2004 noch 7 242 Stel- lenanzeigen geschaltet, so erhöhte sich die Zahl auf 13 527 im Jahr 2006. Und es zeichnet sich ab, dass

am Ende dieses Jahres erneut ein Höchststand erreicht wird.

Die Arbeitgeber buhlen um ärztliche Bewerber

Insbesondere die privaten Klinikbe- treiber reagieren auf die Misere und sind mehr denn je bemüht, sich als attraktive Arbeitgeber für Ärzte zu profilieren. Die HELIOS Kliniken GmbH beispielsweise versucht, die jungen Ärzte mit einem außerge- wöhnlich gut strukturierten Weiter- bildungsangebot für sich zu begeis- tern. Die RHÖN-KLINIKUM AG wiederum setzt verstärkt darauf, dass der Nachwuchs ein gehobenes Interesse daran hat, bei Diagnose und Therapie immer auf die moderns- ten medizinisch-technischen Geräte zurückgreifen zu können.

„Innovationen erweitern die Frei- heitsgrade der Ärzte“, argumentier- te der RHÖN-Vorstandsvorsitzende

PERSPEKTIVEN IM ARZTBERUF

Die Stimmung ist schlechter als die Lage

Für aufstrebende Klinikärzte ist das Angebot an guten Stellen besser denn je. Dennoch flüchten immer noch viele junge Ärzte in andere Länder und Berufe.

Skeptische Blicke:

Der Nachwuchs muss erst wieder für den Arztberuf begeistert werden.

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A3066 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 45⏐⏐9. November 2007 Wolfgang Pföhler. Deshalb zähle es

zu den drei ökonomischen Prinzipi- en des Konzerns, medizinische und technische Innovationen möglichst schnell für die Krankenversorgung verfügbar zu machen. Die weiteren RHÖN-Grundsätze lauteten: „Me- dizinische Kernprozesse optimieren und standardisieren“ und „sachge- rechte Arbeitsteilung zwischen Ärz- ten, Pflege- und Fachpersonal“. Aus den beiden Prinzipien ergibt sich das aus dem Industrie bekannte Flussprinzip, mit der die Kosten niedrig gehalten werden sollen. Mit dem so eingesparten Geld wird dann unter anderem die hochmoderne medizinisch-technische Ausstattung finanziert, „die von den jungen Ärz- ten eingefordert wird“.

Entlastungen und Logbücher

Bei RHÖN soll sich zudem jeder Arzt auf das konzentrieren können, „was er am besten kann“. Pföhler erläu- terte seine Vorschläge für ein neues ärztliches Berufsbild, aus dem sich vier Arzttypen im Krankenhaus er- geben: Ein personenbezogener Be- rater soll die Patientenführung im Krankenhaus übernehmen, ein Spe- zialist für hoch differenzierte Ein- zelfunktionen ist für die eigentliche Behandlung des Patienten zustän- dig, einem Systembetreuer obliegt die Optimierung der Prozesskette im Krankenhaus und ein Beratungs- spezialist konzentriert sich auf die Abgabe von Zweitmeinungen, um im Diskurs mit anderen Spezialisten

Diagnose und Therapie zu verbes- sern. Mit Dokumentations- und Co- dieraufgaben müsse sich kein Arzt mehr herumschlagen.

HELIOS setzt bei der Rekrutie- rung des ärztlichen Nachwuchses vor allem auf ein gutes Weiterbildungs- angebot. „0,4 Prozent des Umsatzes einer Klinik müssen für die Wei- terbildung ausgegeben werden“, er- läuterte HELIOS-Geschäftsführer Dr. jur. Francesco De Meo. Um zu er- fahren, wie zufrieden sie mit ihrer Weiterbildungssituation sind, hatte der Konzern im Jahr 2006 die bei ihm beschäftigten Ärzte in Weiterbil- dung befragt. Der Vergleich der Er- gebnisse mit einer ähnlichen Befra- gung in der Schweiz fiel ernüchternd aus. Daraus habe man gelernt, sagte De Meo. Seitdem sei die Weiter- und Fortbildung im Konzern verbessert worden. Wissenschaftliche Aktivitä- ten würden heute gefördert, es gebe Weiterbildungslogbücher, Hospita- tions- und Rotationsmöglichkeiten sowie Stipendiaten- und Experten- programme. Bis 2010 will der private Klinikbetreiber rund 20 Millionen Euro in die Verbesserung der Weiter- und Fortbildung investieren.

Als erster privater Träger hat HELIOS darüber einen arztspezifi- schen Tarifvertrag mit dem Marbur- ger Bund abgeschlossen. Darin ist unter anderem geregelt, dass Ärzte im praktischen Jahr eine monatliche Vergütung in Höhe von 400 Euro er- halten. Für Ärztinnen und Ärzte in Elternzeit wurde zudem ein „Rück-

kehrergeld“ vereinbart. Insgesamt seien die Arbeitsbedingungen und die Vergütungen für die Ärzte ver- bessert worden, versicherte De Meo.

Die jährlichen Mehrkosten infolge des Tarifabschlusses bezifferte er auf 20 Millionen Euro.

Hoppe begrüßte die HELIOS- Aktivitäten zur Verbesserung der Weiter- und Fortbildung im Kon- zern: „Der zum Teil verbreitete Ge- danke, dass ärztliche Weiterbildung Luxus ist und man besser direkt Fachärzte einstellt, ist nicht tragbar.

Vor allem aber schneidet sich jedes Krankenhaus, das so denkt, ins eige- ne Fleisch.“ Kritischer beurteilte der Bundesärztekammerpräsident den Vorschlag Pföhlers, die Klinikärzte in vier Typen zu unterteilen. Denn die den personenbezogenen Bera- tern zugeschriebenen Aufgaben zählten zu den „Uraufgaben“ eines jeden Arztes. Spezialisten und Sys- temberater gebe es in schon heute in fast jedem Krankenhaus. Einzig der Beratungsspezialist zur Abgabe von Zweitmeinungen sei neu, aber:

„Was soll das sein?“ Ein Beratungs- spezialist könne doch nur akzeptiert werden, wenn er selbst die Kompe- tenz im Fach habe wie der Spezialist für hoch differenzierte Einzelfunk- tionen. Die verliere er aber mit der Zeit, wenn er nur noch Zweitmei- nungen abgebe.

Plädoyer für den Hausarzt

Den Ärzten seien bei der Berufs- ausübung vor allem drei Dinge wichtig, betonte Hoppe in Richtung der Klinikarbeitgeber: „Zuallererst pochen wir Ärzte auf unsere Thera- piefreiheit – auch in Angestellten- verhältnissen.“ Anständige Arbeits- bedingungen für eine würdige Be- rufsausübung seien zudem selbst- verständlich. Darüber hinaus müss- ten die Zukunftsperspektiven für die ärztliche Berufstätigkeit auch für die nachrückenden Generationen stimmen. Den Medizinstudierenden und jungen Klinikärzten im Plenum empfahl der Bundesärztekammer- präsident, ernsthaft darüber nachzu- denken, später einmal hausärztlich tätig zu werden: „Denn als Hausärz- tin und als Hausarzt können Sie gar keinen Misserfolg haben!“ I Jens Flintrop Was wollen die

jungen Ärzte?

Olaf Guckelberger, Jörg-Dietrich Hoppe, Heinz Stüwe, Wolfgang Pföhler und Francesco De Meo (von links) diskutieren.

Fotos:Georg J.Lopata

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