D
üren ist unter anderem mit langer Tradition eine Stadt für Blinde. Es gibt seit mehr als hundert Jahren eine Schule für blinde und stark sehbehinderte Kinder mit großem Einzugsbereich, es gibt Blindenwerkstätten al- ler Art, und es gibt seit 1960 eins von den drei bestehenden Berufsförderungswerken.Dieses Berufsförderungs- werk (BFW) bildet Sehbehin- derte und Erblindete für die verschiedensten Berufszweige aus, vom Masseur, Telefoni- sten bis hin zur qualifizierten Sekretärin. Es hat 200 Inter- natsplätze, etwa zehn ambu- lante Auszubildende. Neben den Fachgebieten werden auch lebenspraktische Fertig- keiten vermittelt.
Viele Rehabilitanden sagen, dass die Zeit im BFW die schönste in ihrem Leben war.
Warum? Man ist unter Men- schen mit gleichen Problemen,
kann sich austauschen und hat eine Weile, mindestens zwei Jahre, mit den Sorgen des All- tags weniger Probleme.
Viele der jungen Menschen sind
ungebunden.
Was liegt nun näher, als
sich zu verpaaren? Und so ge- schah es auch mit Dieter und Karin. Dieter litt an einer Krankheit, bei der man die Welt wie durch einen Ge- wehrlauf sieht, das heißt ein ganz kleines Feld kann er scharf erkennen, von der wei- teren Umgebung nichts.
Karin hingegen hatte fast die gegenteilige Sehleistung.
Wenn sie sich auf einen Punkt konzentrierte, sah sie nichts, dafür konnte sie die Um- gebung fast wie ein Gesunder aufnehmen.
Dieter und Karin beschlossen, in den Fe-
rien nach Spanien zu reisen.
Und sie kamen begeistert zurück! Sie hatten überhaupt keine Probleme gehabt! Die- ter nämlich konnte alle Fahr- pläne und Speisekarten lesen, Karin hingegen erklärte ihm die Umgebung. Zusammen waren sie gewissermaßen ein sehendes Paar! Und sie ha- ben geheiratet und sind es ge- blieben! Dr. Telse Zimmermann
Z
ertifikate sind der absolu- te Top-Renner bei vielen Anlegern. Der Boom wird von einem Großteil der Invest- ment-Branche mit sehr ge- mischten Gefühlen gesehen – aus gutem Grund, fressen doch Zertifikate ein Gutteil des für sich selbst beanspruch- ten Kuchens auf, die Kohle wandert „in die falschen Ta- schen“ ab. So richtig verste- hen mag ich die Beliebtheit von Zertifikaten nicht. Wenn ich mir vorstelle, dass im Kon- kursfalle des Emittenten das Geld komplett vermutlich weg ist, wird mir ganz anders.Nicht so bei Fonds, da kommt der Insolvenzverwalter an das Eingemachte gar nicht ran.
Das Besondere dieser Zerti- fikate ist die Vielgestaltbarkeit.
Im Prinzip lässt sich auch eine Wette auf die Großmutter ver- briefen und mit einer Wert- papierkennnummer versehen;
wenn sie im Alter von 70 bis 80 noch fünf Enkel bekommt,
gibt es zwölf Prozent,und wenn es sechs werden, 18 Prozent.
Lachen Sie nicht, solche un- sinnigen Relationen findet der Betrachter häufiger, wenn es dann auch nicht um die enkel- trächtige Oma geht, sondern über 30 DAX-Werte oder die Volatilität des EUROSTOXX gesprochen wird.
Je geschwollener der Na- me, desto verkaufsfördernder das Produkt. Ich wette, die von Sal. Oppenheim neu auf- gelegten „Protect-Discount-
Zertifikate“ werden reißen- den Absatz finden. Um was es da genau geht, prüfen mög- licherweise viele Anleger gar nicht richtig, Hauptsache: da- bei sein, das „protect“ vermit- telt irgendwie ausreichenden Schutz vor allerlei Unbill.
Ein Beispiel: Die Aktie der Bayer AG kostet derzeit rund 33 Euro. Das Zertifikat ist also (mit 31,65 Euro) deutlich billi- ger zu haben, klingt schon mal verlockend. Der Anleger er- hält am 15. Dezember 2006
den Betrag von 35 Euro ausbe- zahlt, es sei denn, die Bayer- Aktie rutscht in dieser Zeit un- ter den „Protect-Preis“ von 27 Euro. In diesem Fall liefert Oppenheim dem Anleger die Aktie selbst. Das wäre dann ein ziemlich schlechtes Ge- schäft gewesen.
Wie die Wette bei Bayer und den anderen Titeln in der Tabelle ausgehen wird, ver- mag ich mit Sicherheit auch nicht zu sagen. Aber seien Sie versichert, die bei Oppen- heim wissen genau, was sie tun. Meiner Meinung nach glauben die Oppenheimer eher daran, dass die Aktien unter die Protect-Preise fallen könnten und sie dann die Pa- piere dem Kunden aufhalsen können. Der clevere Anleger nutzt diesen Umstand und schaut in sein Depot, ob er einen der genannten Werte findet, und verkauft ihn auf der Stelle. So nutzt er sich selbst am meisten. ) S C H L U S S P U N K T
[72] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 48⏐⏐2. Dezember 2005
Eine Ergänzungsliebe
zu Zertifikaten
Cui bono?
Börsebius
Post Scriptum
oto: F JOKER
Basiswert Abschlag Max. Max. Betrag Prot.- Preis Verkaufspreis Gewinn in Euro in Euro in Euro
Bayer 6 % 11 % 35 27 31,65
DaimlerChrysler 4 % 16% 48 35 41,45
TUI 4 % 19 % 19 13,50 15,90
Volkswagen 6 % 18% 49 38 41,60