Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 107|
Heft 45|
12. November 2010 A 2235 Mg-Gruppe signifikant seltenerspäte Infarkte auf (28 % vs. 58 %, p = 0,0069, Odds Ratio 0,28, 95%-Konfidenzintervall 0,11–0,72).
Ein gutes klinisches Ergebnis nach sechs Monaten (Scores von 4 oder 5 auf der Glasgow Outcome Scale) erreichten 34 von 54 Mg- und 27 von 53 Kontrollpatienten (p = 0,209). Ein spätes neurologi- sches Defizit aufgrund der Isch - ämie wurde bei weniger Patienten in der Mg-Gruppe gefunden (9/54 versus 15/53 Patienten), jedoch war der Unterschied nicht signifikant (p = 0,149).
Fazit: Hochdosiertes intravenöses Magnesium nach einer SAB kann offenbar Vasospasmen und zere- brale ischämische Ereignisse ver- meiden. Signifikante Effekte, so Prof. Helmuth Steinmetz (Frank- furt), gebe es nur bei den apparati- ven Befunden, nicht bei klinischen Parametern. Seiner Ansicht nach nach reichen die Resultate dieser interessanten, aber monozentri- schen und für die Fragestellung eher kleinen Studie für eine ge - nerelle Behandlungsempfehlung nicht aus, auch nicht für eine EMEA-Zulassung. Auch in der
IMASH-Studie (n = 326) fand man keine positiven klinischen Effekte von Magnesium i.v. nach Sub- arachnoidalblutung (2). Nun müsse man die MASH-II-Studie mit circa 1 200 Patienten abwarten.
Josef Gulden
1. Westermaier T et al.: Prophylactic intrave- nous magnesium sulfate for treatment of aneurysmal subarachnoid hemorrhage: A randomized, placebo-controlled, clinical study. Crit Care Med 2010; 38: 1284–90.
2. Wong GK et al.: Intravenous magnesium sulphate for aneurysmal subarachnoid he- morrhage (IMASH): A randomized, double- blinded, placebo-controlled, multicenter phase III trial. Stroke 2010; 41: 921–6.
Patienten mit Thrombose in einer oberflächlichen Vene (mindestens 5 cm lang) haben ein erhöhtes Ri - siko für die Entwicklung thrombo- embolischer Komplikationen wie tiefer Venenthrombosen oder Lun- genembolien. Zur Therapie super - fizieller Thrombosen werden unter anderem nichtsteroidale Antiphlo- gistika, Antikoagulanzien oder eine Operation empfohlen. Nun wurde in der CALISTO-Studie (Compari- son of Arixtra in lower limb super- ficial vein thrombosis with placebo) die Wirksamkeit des spezifischen Faktor-Xa-Inhibitors Fondaparinux untersucht (1).
In die von der Firma Glaxo- smithkline unterstützte internationa-
le doppelblinde Multicenterstudie wurden 3 002 Patienten mit akuter symptomatischer Thrombophlebitis der unteren Extremitäten aufgenom- men, die keine tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie hatten. Rando- misiert wurden sie über 45 Tage mit Fondaparinux (2,5 mg s.c./Tag) oder Placebo behandelt. Fondaparinux war im primären und in den sekun- dären Wirksamkeitsendpunkten Pla- cebo signifikant überlegen (Tabelle).
Die Effekte von Fondaparinux wa- ren in allen Subgruppen unabhängig von Varizen und der Lokalisation der Thrombophlebitis nachweisbar, und zwar bis Tag 77. Bei je einem Patienten jeder Gruppe gab es eine schwere Blutung, tödliche Hämor-
rhagien traten nicht auf. Klinisch re- levante, jedoch weniger schwere so- wie leichte Blutungen waren mit 0,3 % in der Verum- und 0,5 % in der Placebogruppe vergleichbar häufig.
Die Studie sei sehr sorgfältig durchgeführt, heißt es im Editorial.
Aufgrund der Ein- und Ausschluss- kriterien sollte eine Behandlung mit Fondaparinux über 45 Tage für Pa- tienten mit schweren Symptomen, Thrombose der proximalen Saphe- navene oder rezidivierender Er- krankung in Erwägung gezogen werden. Substanzen wie Fondapari- nux, niedermolekulare Heparine, möglicherweise aber auch oral ge- gebene direkte Inhibitoren von Fak- tor Xa und Thrombininhibitoren hätten ein günstigeres Risiko-Nut- zen-Verhältnis als unfraktioniertes Heparin und Warfarin, so dass Indi- kationserweiterungen denkbar seien, heißt es im Editorial.
Fazit: Fondaparinux kann das Risiko für thromboembolische Komplika- tionen bei Patienten mit oberfläch - lichen Venenthrombosen senken.
Die Zulassung von Fondaparinux wurde vor kurzem von der Europä - ischen Kommission um die entspre- chende Indikation erweitert.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
1. Decousus H et al.: Fondaparinux for the treatment of superficial-vein thrombosis in the legs. NEJM 2010; 363: 1222–32.
2. Goldman L et al.: Superficial phlebitis and phase 3.5 trials. NEJM 2010; 363:
1278–80.
SUPERFIZIELLE VENENTHROMBOSEN
Fondaparinux verhindert thromboembolische Komplikationen
TABELLE
Wirksamkeit von Fondaparinux vs. Placebo bei oberflächlichen Venenthrombosen (am Tag 47)
* Number needed to treat; modifiziert nach NEJM 2010; 363: 1222–32 Endpunkt
Primärer kombinierter Endpunkt Lungenembolie
Tiefe Venenthrombose Ausdehnung auf die saphenofemorale Krosse Rezidiv
Lungenembolie oder tiefe Venenthrombose
Placebo (n = 1 500) in %
5,9 0,3 1,2 3,4
1,6 20
Fonda - parinux (n = 1 502) in % 0,9 0 0,2 0,3
0,3 3
Relatives Risiko mit Fondaparinux [in %] (95%-KI) 0,15 (0,08–0,26)
0,17 0,08
0,21 0,15
Absolute Risiko- reduktion mit Fondaparinux [in Prozentpunkten]
–5,0 –0,3 –1,0 –3,1
–1,3 –1,1
p-Wert
< 0,001 1,0
< 0,001
< 0,001
< 0,001
< 0,001 NNT*
20 500 100 32
79 88