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Einblicke in den Weinbau Chinas

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Academic year: 2022

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logenteam aus China und den USA entdeckte 1995 im Süden der Provinz Shadong Keramikgefässe aus dieser Zeit, die für die Weinlagerung gebraucht wurden. Trotz- dem konnte der Weinkonsum in China lange Zeit nicht Fuss fassen, da alkoholische Getränke aus Reis, Hirse, Sorghum oder Früchten wie der Asiatischen Pflaume (Prunus mume) oder Lychee vorgezogen wurden.

Erst in der Tang Dynastie konnte sich der Weinkon- sum dank der Eroberung der Oase Gaochang an der Sei- denstrasse im Jahr 641 etwas weiterverbreiten. Die Chi- nesen kamen durch diese Eroberung in den Besitz einer langbeerigen Traubensorte, der «Stuten-Zitze» und lern- ten Methoden zur Weinbereitung kennen.

Den Grundstein für die moderne Weinindustrie Chi- nas legte schliesslich der Geschäftsmann und Diplomat Zhang Bishi im Jahr 1892. Neben der Gründung des ältes- ten Weinguts in China brachte er gegen 120 Rebsorten aus den USA und Europa nach China und pflanzte sie in seinem Rebberg in Yantai in der Region Shandong an.

Nur wenige davon waren für den lokalen Anbau geeignet, darunter die in der Folge häufig angebaute Sorte Caber- net Gernischt (= Carmenère). Heute stehen in chinesi- schen Rebbergen viele weitere Sorten, darunter Caber- net Sauvignon, Merlot, Pinot noir und Chardonnay. Chi- nesische Konsumenten haben eine Vorliebe für Rotweine, deren Marktanteil auf 85% geschätzt wird.

Die Weinproduktion erlebte in China in den vergan- genen drei Jahrzehnten einen unglaublichen Auf- schwung. 1990 wurden 254 000 t Weintrauben verarbei- tet, im Jahr 2000 betrug die Menge bereits 1.05 Mio. t.

Nach diesem Produktionsanstieg um das Vierfache in- nerhalb von zehn Jahren verlangsamte sich das Wachs- tum deutlich. 2012 wurden gemäss FAOStat (Statistik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) immerhin 1.65 Mio. t Trauben ver- arbeitet, ein weiterer Anstieg von über 60% innerhalb von weiteren zwölf Jahren.

Auf der Liste der weltgrössten Weinproduzenten ist China innerhalb kurzer Zeit auf Platz fünf vorgestossen.

Nur Frankreich, Italien, Spanien und die USA stellen mehr Wein her. Andere wichtige Produktionsländer wie Australien, Chile, Argentinien oder Südafrika liegen mengenmässig bereits hinter China.

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Einblicke in den Weinbau Chinas

Traubenanbau und Weinkelterung gibt es in China seit fast 5000 Jahren. Der moderne Weinbau begann allerdings erst 1892 mit der Gründung der Firma «ChangYu» durch den Geschäftsmann und Diplomaten Zhang Bishi, der etwa 120 Rebsorten aus Europa und den USA in China einführte.

Der Zusammenbruch der Qing Dynastie 1912 und vor allem die Gründung der Volksrepublik China 1949 bremsten die Entwicklung des Weinbaus stark, weil die Regierung Maos Wein nicht als Bestandteil der chinesischen Kultur betrachtete. Der bis heute anhaltende Weinbau-Boom begann um 1990, auch dank intensiver Unterstützung aus dem Westen.

David Szalatnay, Strickhof Wülflingen david.szalatnay@bd.zh.ch

Die wichtigsten Weinbauregionen liegen alle im Osten Chinas in den Provinzen Shandong, Jilin, Henan und Hebei. Auf diese vier Regionen entfällt über 80% der ge- samten Weinproduktion von etwa 13.8 Mio. hl (2012).

Zunehmend werden aber neue Rebberge im Norden Chinas angelegt. Man erwartet, dass auf Grund der kli- matischen und geografischen Gegebenheiten künftig die besten Weine in der autonomen Provinz Ningxia Hui produziert werden könnten. Diese Region hat bereits namhafte ausländische Investoren angezogen, darunter die französische Kellerei Möet & Chandon oder den Be- sitzer der australischen Weinmarke Jacob‘s Creek.

Geschichte der Weinproduktion Chinas

Die frühesten Nachweise für eine Weinkelterung in Chi- na gehen zurück auf die Zeit um 2600 v. Chr. Ein Archäo- Die vier grössten

Weinbauprovin- zen befinden sich alle im Osten Chi- nas. Produktions- anteile in Klam- mern (Stand 2012).

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Anbauregionen

Die Provinz Shandong, in der in über 200 Weingütern mehr als ein Drittel des chinesischen Weins hergestellt wird, liegt zwischen dem 36. und 38. Breitengrad, also et- wa auf der Höhe von Südspanien. In dieser Region wer- den viele spät reifende Traubensorten angebaut. Zu den wichtigsten gehören Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Carmenère, Merlot, Syrah, Yan 73 und Yan 74.

Wichtigste Vertreter der weissen Sorten sind Chardonnay und (Rhein)-Riesling.

In der zweitgrössten «Wein-Provinz» Jilin, die einen Viertel der Weinproduktion Chinas beheimatet und wei- ter nördlich in der Region vom 41. bis 45. Breitengrad liegt, ist das Klima deutlich rauer. Besonders im Winter kann es hier empfindlich kalt werden, weswegen in Jilin vorwiegend frostresistente Sorten angebaut werden.

In der Provinz Henan werden etwa 16% von Chinas Wein produziert. Etwas südwestlich, angrenzend an die Provinz Shandong, herrschen gute Bedingungen für den Anbau spät reifender Trauben. Das Sortenspektrum gleicht demjenigen in der wichtigsten Provinz Shandong.

Weingenuss und Importe

Wie sich im Rahmen der Fachreise des Schweizer Obst- verbands SOV nach China im August 2014 zeigte, fristet der Genuss von Wein zum Essen in China noch immer ein «Mauerblümchendasein». Zum Essen wird in China vorwiegend Tee oder Bier getrunken. In modernen Städ- ten wie Peking ist es aber meist problemlos möglich, Wein zum Essen zu bestellen. Im Restaurant werden durchaus trinkbare einheimische Rotweine angeboten, meist von grossen und lokal bekannten Weinkellereien wie der «ChangYu Pioneer Wine Company» oder vom ebenfalls grossen Produzenten «China Great Wall Wine Co. Ltd.». Zudem findet man auf Weinkarten meist meh- rere (für uns) bezahlbare Weine aus Spanien oder Chile.

Allerdings muss man sich in China damit abfinden, dass auch Rotweine kalt serviert werden und der Inhalt der Flasche unverkostet eingeschenkt wird. Etwa jede vierte Flasche, die während unseres Aufenthalts geöffnet wur- de, hatte Kork! Eine Rückgabe der Flasche war zwar mög- lich, bezahlen musste man sie trotzdem!

Neben der einheimischen Produktion importiert China grosse Mengen an Wein. 2012 betrug die Import- menge knapp 4.4 Mio. hl. Über die Hälfte der Importe kommt als Flaschenwein nach China, vorwiegend aus Frankreich, Australien, Chile und Spanien. Hauptliefe- ranten für Offenweine sind Spanien und Chile mit ei- nem Anteil von je einem Drittel.

Sehr beliebt und hoch angesehen bei der oberen Mit- telschicht sind Weine aus Frankreich, vor allem jene der

bekanntesten und teuersten Weingüter. Die Preise sind in China nicht nur bei Spitzenprodukten überhöht, auch einheimische Weine sind für Chinesen mit einem durchschnittlichen Einkommen beinahe unerschwing- lich. Dies zu ändern hat sich die von jungen Schweizern gegründete Weinhandelsfirma «Cheers» zum Ziel ge- setzt, die bereits 18 Verkaufsläden in Peking betreibt.

Cheers verkauft Weine aus der ganzen Welt. Die Preise für eine Flasche Rotwein beginnen bei etwas mehr als 5 Franken, der günstigste Rotwein aus der Schweiz kos- tet umgerechnet etwas mehr als 20 Franken.

Chinesische Châteaus und Castles

In der Region um Penglai in der Provinz Shandong ist der Weinbau-Bauboom in vollem Gang. Kopien franzö- sischer Châteaus oder britischer Schlösser geben einen Hinweis, aus welchem Land die Investoren für den Bau kommen. Aber auch das Fachwissen auf chinesischen Weingütern stammt oft aus Weinregionen von Weltruf.

Ein typischer Vertreter ist das Weingut «Treaty Port Vineyards». Im Jahr 2008 erfüllte sich der schottische In- vestmentbanker Chris Ruffle wohl einen Traum, als er bei Penglai ein schottisches «Wein-Schloss» errichten liess.

Dieses nutzt Ruffle, der mit seiner Familie im beinahe 1000 km entfernten Shanghai lebt, als Wochenend- und Feriensitz. Auf dem Gut ist ein Chinese für die Pflege der insgesamt 15 ha Rebland und für die Arbeiten im Keller verantwortlich. Er hat während sieben Jahren in Neusee- land gearbeitet und weitere Erfahrungen in Australien gesammelt. Zu seiner Entlastung besucht dreimal pro Jahr ein Önologe aus Australien das Weingut.

Beim Gang durch den Rebberg fällt auf, dass die Reb- stöcke wurzelecht, also nicht veredelt sind. Die Vermeh- rung erfolgt auf dem Weingut selbst durch Stecklinge;

Probleme mit der Reblaus gibt es nicht. Ein Problem für die jungen Rebstöcke stellen aber die langen Trockenpe- rioden in der Region dar. Zum Zeitpunkt unseres Be-

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Spitzenweine aus Frankreich stehen bei Chinesen hoch im Kurs. Drei Flaschen

«Chateau Lafite Rothschild» aus Pauillac mit Jahrgang 2004 zum Stückpreis von umgerechnet Fr. 1500.– stehen am Flughafen von Guilin zum Verkauf.

Cabernet Gernischt = Carmenère

Früher wurde vermutet, dass es sich bei der in China häufig an- gebauten Sorte Cabernet Gernischt um einen Abkömmling der Sorte Cabernet Franc handle, der während der Reblaus-Kata- strophe gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Europa ausgerottet wurde. DNA-Tests zeigten jedoch kürzlich, dass es sich bei Ca- bernet Gernischt vielmehr um die ebenfalls aus dem Bordeaux stammende Sorte Carmenère handelt.

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Der Ausbau der Rotweine erfolgt während etwa zwölf Monaten in Barriques aus französischer oder amerika- nischer Eiche, die in China hergestellt werden. Nach vier Jahren wird das Holz zu Möbeln verarbeitet oder als Grillholz genutzt, was dem Fleisch einen besonderen Geschmack verleiht.

Zurzeit verarbeitet der Keller 60 Tonnen eigene Trau- ben, dazu kommen Kelterungen für Dritte. Flaschen- weine aus eigener Produktion kosten im Laden zwi- schen 25 und 80 Franken. Im Verhältnis zu Qualitätswei- nen aus klassischen Weinregionen scheinen diese Preise deutlich zu hoch, wobei dies im Verkauf anscheinend kein Problem darstellt. Wird der Preis zu niedrig ange- setzt, würde der Wein nicht gekauft, weil chinesische Konsumenten niedrige Preise zwangsläufig mit schlech-

ter Qualität gleichsetzen.

Quellen www.fao.org www.chinaag.org

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R É S U M É

A la découverte de la viticulture chinoise

La viticulture chinoise a pris son envol autour de 1990.

En à peu près 30 ans, l’Empire du Milieu s’est hissé à la cinquième place mondiale de la production de vin quantitativement parlant. La viticulture s’inspire très largement de la tradition des grandes régions vinicoles.

Dans la pro-vince de Shandong, principal fief de la vi- ticulture, des domaines ont déjà été mis sur pied par des propriétaires français tels que Lafite Rothschild.

Dans d’autres régions, la Cave Moët & Chandon ou le propriétaire du label australien Jacob’s Creek ont in- vesti dans le développement de la viticulture. Le vin

rouge a la faveur du marché chinois où sa part du mar- ché est estimées à environ 85%. Cet engouement pour le vin rouge se reflète aussi dans l’assortiment où les cépages cultivés se déclinent sur des variétés connues telles que Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Carmenère, Merlot, Syrah, Yan 73 et Yan 74. Parmi les favoris blancs comptent le Chardonnay ou le (Rhin-) Riesling. La viticulture chinoise est évidemment encore très jeune, mais il y a fort à parier que son impor- tance ira grandissante à l’avenir.

Das Weingut

«Treaty Port Vine - yard» in der Nähe von Penglai wurde vom schottischen Investmentbanker Chris Ruffle ge- baut.

suchs Anfang August betrug die akkumulierte Nieder- schlagsmenge für 2014 nur gerade 240 mm, wobei mehr als die Hälfte des Regens an zwei Tagen Ende Juli fiel. Die sandigen Böden sind humusarm, weshalb die Reben tief wurzeln, um an Wasser zu gelangen. Für eine optimale Nährstoffversorgung sorgen je nach Jahreszeit organi- sche und mineralische Düngergaben über den Boden oder Blattdünger. Gegen Krankheiten werden Kupfer, Schwefel und systemische Fungizide gespritzt. Der Traubenwickler bereitet keine Probleme, nur gegen Blattläuse muss behandelt werden. Wegen der sehr klei- nen Parzellierung ist der Einsatz von Maschinen meist nicht möglich; alle Arbeiten werden von Hand durchge- führt. Die Erntemenge wird mit dem Ziel, hochwertige Weine zu keltern, auf 400 bis 600 g/m2beschränkt.

Auf dem Treaty Port Weingut werden Spezialitäten aus Sorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Shiraz, Marselan, Grenache noir oder Chardon- nay gekeltert. Alle Weine bis auf Chardonnay werden im Edelstahltank vergoren, Chardonnay direkt im Barrique.

Die Parzellen in China sind sehr klein. Auf dem Weingut Treaty Port reichen die Parzellengrössen von drei Aren bis zu einem Hektar.

Referenzen

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