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Archiv "Hormonersatz: Aufklärung mit freundlicher Unterstützung" (26.08.2002)

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Hormonersatz

Zu dem Medizinreport „Hormoner- satztherapie: Das Ende einer Legen- de“ von Klaus Koch in Heft 30/2002:

Über Jahrzehnte auf Treu und Glauben durchgeführt

WHI (Women’s Health In- itiative) und HERS II (Heart and Estrogen/Progestin Re- placement Study Follow-up) haben eindeutig gezeigt, dass eine flächendeckende Hor- monersatztherapie für Frau- en in der Postmenopause we- der im Rahmen der Primär- prävention noch im Rahmen der Sekundärprävention sinnvoll ist. Im Gegenteil, die Frauen, die die Kombination Konjugierte Estrogene (0,625 mg/d) plus Medroxyproge- steronacetat (2,5 mg/d), das entspricht dem Präparat Cli- mopax®, erhielten, hatten durchweg einen etwas höhe- ren Schaden als die Frauen in der Placebogruppe.

Wenn jetzt einige prominen- te deutsche Gynäkologen versuchen, beckmesserisch diese Befunde abzuwerten, ist das ein Skandal. Seit Jahr- zehnten haben diese (indu- strieabhängigen?) „opinion leaders“ mit ihren Konsen- suspapieren Ärzte und Pati- entinnen desinformiert. Seit Jahrzehnten wurden Frauen fehltherapiert, werden gesun- de Frauen zu Patientinnen gestempelt – von den hohen, sinnlosen Kosten, die daraus der Solidargemeinschaft der Versicherten erwuchsen, ganz zu schweigen.

Man muss es ganz deutlich formulieren – diese Hormon- ersatztherapie wurde über

Jahrzehnte lediglich auf Treu und Glauben durchgeführt.

Es gab zu diesem Problem keine einzige valide klinische Studie.

Wenn jetzt von interessierter Seite behauptet wird, dass in Deutschland andere Hor- monkombinationen üblich waren, dass die deutsche Kli- entel anders strukturiert sei als die in der Studie rekru- tierten Frauen, dass die vor- gelegten Daten nur eine ein- geschränkte Relevanz be- säßen usw., so werden die deutschen Ärzte und Patien- tinnen schon wieder fehlin- formiert. Wer eine Hormon- ersatztherapie durchsetzen will – mit welcher Hormon- kombination auch immer – muss positive Placebo-kon- trollierte Studien vorlegen.

Im Übrigen sind in diesem Sommer die Gynäkologen nicht die einzigen Ärzte, die sich vom Gewohnten trennen müssen. In der HPS (Heart Protection Study) wurde de- finitiv mit der Cholesterolle- gende aufgeräumt. Daran ha- ben nicht nur die Lipidolo- gen zu schlucken. Das Ent- setzen reicht bis in die Apo- theken, in denen wider besse- res Wissen die Bevölkerung mit sinnlosen Cholesterol- bestimmungen verängstigt wurde.

Prof. Dr. Frank P. Meyer,Magdebur- ger Straße 29, 39167 Groß Rodensleben

Aufklärung mit freund- licher Unterstützung

Wer die aktuelle Liste von Fachpublikationen des Thieme-Verlags betrachtet, findet dort ein Büchlein mit dem Titel „Schering Gynäko- logie Praxis Manual“, in ei- Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 34–35½½½½26. August 2002 AA2245

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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tonie bis zum Apoplex ist unter Hormontherapie schon immer beschrieben worden.

Teichmann hingegen ver- klausuliert, Hormone könn- ten diese Risiken nur nicht mindern. In der Vergangen- heit galten sie den Fachge- sellschaften sogar als quasi kardioprotektive Maßnah- me! ❃ Das Gewicht nimmt – auch

wenn alle Fachgesellschaften dem widersprechen – um acht bis zehn kg zu, das wird aber abgestritten.

❃ Das Schärfste aber ist, es gibt keine wissenschaftlich belegte Studie, dass das Osteoporose-Risiko gesenkt wird. Trotzdem behaupten Teichmann und Co. dies ge- betsmühlenhaft und funktio- nieren die gynäkologische Praxis am liebsten in eine or- thopädische Beratungsstelle um.

Dieses Vorgehen ist skrupel- los und nutzt schamlos die publizistische Macht der Fachgesellschaften aus. Zum Schaden der Patienten und zum alleinigen Vorteil der Pharmaindustrie und der Fachgesellschaften selbst.

Es ist Zeit, dass in Deutsch- land endlich begonnen wird zu forschen, ohne an der Lei- ne der Interessengruppen geführt zu werden.

Dr. med. Karlheinz Bayer, Forsthausstraße 22, 77740 Bad Peterstal

Interferon

Zu dem Beitrag „Biogen Inc.: Mun- teres Marketing“ von Hans-Joachim Maes in Heft 26/2002:

Falsch zitiert

. . . Es handelt sich bei der Aussage, „injektionsbeding- te Hautreaktionen habe man bei 52 % der Patienten fest- gestellt“, um ein Zitat mei- nes Vorgängers aus dem Jahr 1997. Allerdings hat der Au- tor hier – bewusst oder nicht – falsch zitiert. Die Aussage bezieht sich auf eine subku- tane Anwendung von Avonex®, wie aus der im In- ternet einsehbaren Quelle klar hervorgeht.

Avonex®ist hingegen das einzige zur Behandlung der multiplen Sklerose zugelas- sene Interferon-Präparat, das ausschließlich intramus- kulär verabreicht wird, und zwar nur einmal wöchent- lich. Dabei treten injektions- bedingte Hautreaktionen bei nur drei Prozent der Pa- tienten auf. Dies ist ein her- vorragender Wert im Ver- gleich zu Glatirameracetat und anderen subkutan appli- zierten Interferonen-Präpa- raten.

Dr. med. Colin Wernsdörfer, Medizinischer Direktor Neurologie, Biogen GmbH, Carl-Zeiss-Ring 6, 85737 Ismaning

Vertragsärzte

Zu dem Beitrag „Sozialgerichts- gesetz: Erhebliches Kostenrisiko für Ärzte“ von Dr. jur. Wolfgang Brei- denbach in Heft 20/2002:

Ergänzung

Die Übersicht von Breiden- bach informiert die Ver- tragsärzte gut und umfassend über wichtige Änderungen des Sozialgerichtsgesetzes.

Im Kostenbeispiel von Brei- denbach wird die Gerichts- kosten-Gebühr bereits mit Einreichung der Klage beim Sozialgericht fällig. Diese Formulierung ist missver- ständlich . . . Die Gerichtsko- sten-Gebühr ist gemäß

§ 61 Abs. 1 Gerichtskosten- gesetz nur bei bestimmten Verfahrensarten – bürgerli- chen Rechtsstreitigkeiten – mit Klageeinreichung fällig.

Sozial- oder Verwaltungsge- richtsverfahren werden in

§ 61 Abs. 1 Gerichtskosten- gesetz nicht aufgezählt. Da- her gilt für diese Verfahren

§ 63 Abs. 1 Gerichtskosten- gesetz: „Im Übrigen werden die Gebühren sowie die Aus- lagen fällig, sobald eine un- bedingte Entscheidung über die Kosten ergangen ist oder das Verfahren oder die In- stanz durch Vergleich, Zurücknahme oder ander- weitige Erledigung beendigt ist.“ § 3 Gerichtskostenge- setz bestimmt darüber hin- A

A2246 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 34–35½½½½26. August 2002

B R I E F E

nem Geleitwort vom damali- gen Vorsitzenden des Berufs- verbands der Frauenärzte sehr gelobt und mit farbiger Hervorhebung „passender“

Präparate aus dem Hause Schering. Autor des Buches:

Prof. Dr. med. A. T. Teich- mann.

Was den Arbeitskreis

„Steroide in Kontrazeption und Substitution“ (SIKUS) des Berufsverbandes der Frauenärzte betrifft: Er war eines Tages plötzlich da, oh- ne dass den Mitgliedern des Berufsverbandes seine Not- wendigkeit, seine Legitima- tion oder gar seine Zusam- mensetzung erkennbar zur Diskussion gestellt worden wäre. Seither werden wir Frauenärzte von diesem Gremium, vertreten durch seinen Vorsitzenden (Prof.

Dr. Teichmann), in schöner Regelmäßigkeit und unge- fragt mit endokrinologi- schen Jubelbotschaften und Lobpreisungen über die wohltuende und praktisch ri- sikofreie Wirkung der indu- striellen Poduktpalette für unsere Patientinnen be- glückt. Kritische oder war- nende Forschungsergebnisse wurden und werden von die- sem Arbeitskreis schnell ins

„rechte Licht“ gerückt.

Der Berufsverband der Frau- enärzte wäre im Interesse seiner Glaubwürdigkeit gut beraten, besser darauf zu achten, von wem er sich als Forum gebrauchen lässt!

Dr. med. J. Hofmann,

Salinenstraße 37, 97688 Bad Kissingen

Mehr Skepsis tut Not

Das Muster ist immer nach demselben Schema gestrickt:

Zuerst behauptet irgendeine Koryphäe etwas, dann wer- den Dogmen in die Welt ge- setzt, es wird die ganze Auto- rität einer Fachgesellschaft dafür verwendet, dass diese Dogmen umgesetzt werden, und alle Kritik und Skepsis wird zu guter Letzt im Keim erstickt.

Mehr Skepsis tut Not. Alle Ergebnisse der WHI-Studie sind den Kritikern immer schon bekannt gewesen.

❃ Das Krebsrisiko unter The- rapie ist höher und steht defi- nitiv im Beipackzettel. Wider besseres Wissen verharmlost Prof. Teichmann diesen Fakt bis zu seiner Umkehr ins Ge- genteil, man könne Krebse verhindern.

❃ Eine Steigerung kardiovas- kulärer Schäden von der Thrombose über die Hyper-

Vergangenheit

Zu dem Beitrag „Ärzte im Dienst der Staatssicherheit: Zwischen Feig- heit und Gewinnsucht“ von Dr. med.

Eva A. Richter in Heft 31–32/2002:

Hinweis

Wir machen die Leserschaft des DÄ darauf aufmerksam, dass die umfangreichste Auf- arbeitung der MfS-Vergan- genheit einer medizinischen Einrichtung in Deutschland unter dem Titel „Die Medizi- nische Akademie Magdeburg und das Ministerium für Staatssicherheit“ erschienen ist. Zwischen 1997 und 2002 wurden neun Bände verlegt.

Der Band 10 (Studenten als IM) erscheint im Herbst die- ses Jahres. Die Aufarbeitung

zeichnet sich u. a. durch sorg- fältige Recherchen und durch die Nennung der Klarnamen aus. Herausgeber ist das Bür- gerkomitee Sachsen-Anhalt e.V. Die Autoren der Bände sind Dr. rer. nat. U. Mielke und Dr. rer. nat. K. Kramer, beide aus Magdeburg. Die Bände dieser medizinhistori- schen Monographie können beim Bürgerkomitee Sachsen- Anhalt bezogen werden. Nach Abschluss dieser Forschungs- serie soll das Gesundheits- und Sozialwesen des Bezirkes Magdeburg außerhalb der Medizinischen Akademie Magdeburg auf seine Stasi- Verstrickung untersucht wer- den.

Bürgerkomitee Sachsen-Anhalt e.V.,Umfassungsstraße 76, 39124 Magdeburg

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 34–35½½½½26. August 2002 AA2247

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aus sogar, dass die Tätigkeit der Gerichte nicht von der Sicherstellung oder Zahlung der Kosten abhängig ge- macht werden darf, wenn dies weder das Gerichtsko- stengesetz noch die Prozess- ordnungen gestatten.

Im Fall von Honorarrückfor- derungen durch die KV – al- so nicht bei Bescheiden in der Wirtschaftlichkeitsprü- fung oder wegen Über- schreitung der Richtgrößen- volumina – haben auch nach der Änderung des Sozialge- richtsgesetzes beziehungs- weise des SGB V Wider- spruch und Klage aufschie- bende Wirkung. Dies ergibt sich aus § 85 Abs. 4 Satz 9 SGB V . . . Die Honorarfest- setzung erfolgt regelmäßig im Honorarbescheid für ein bestimmtes Quartal. Ist die KV später der Ansicht, aus irgendeinem Rechtsgrund ei- nen Rückforderungsan- spruch zu haben, fordert sie mit neuem Bescheid über- zahltes Honorar zurück. Die- se Forderung ist jedoch kei- ne Honorarfestsetzung. Des- halb schieben Widerspruch und Klage die Fälligkeit und Durchsetzbarkeit bis zur gerichtlichen Entscheidung auf.

Dr. med. Christian Jäkel,Rechtsan- walt, Friedrichstraße 71, 10117 Berlin

Bankjubiläum

Zu dem Beitrag „100 Jahre Deut- sche Apotheker- und Ärztebank:

Insgesamt eine Erfolgsgeschichte“

von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 25/2002:

Frage nach Umgang mit jüdischen Mitgliedern

Interessant, anlässlich des 100. Geburtstages etwas über die Deutsche Apotheker- und Ärztebank und ihre Ge- schichte zu erfahren. Interes- sant wäre es indes auch ge- wesen, etwas darüber zu er- fahren, wie die Bank während der Zeit des Dritten Reiches, in der sie sich offen- sichtlich erheblich vergrößer- te, mit ihren jüdischen Mit- gliedern und Kunden und de-

ren Einlagen und Guthaben umgegangen ist.

Dr. med. Tom Bschor,

Martin-Luther-Straße 10, 01099 Dresden

1939: Ausschluss der jüdischen Mitglieder

Wie Herr Professor Deneke in der Festschrift ausführt, wurden die jüdischen Apo- theker fünf Jahre nach den jüdischen Kassenärzten von der nationalsozialistischen Rassenpolitik betroffen: Ein am 12. November 1938 er- lassenes Gesetz bestimmte, dass Juden vom 1. Januar 1939 an keiner Genossen- schaft mehr angehören durf- ten. Mit dem Ausschluss der jüdischen Mitglieder zum 31. Dezember 1938 wurden – wie im Geschäftsbericht der Deutschen Apotheker- bank für das Jahr 1938 nach- zulesen ist – die entspre- chenden Mitgliedsanteile in Höhe von 16 226,29 Reichs- mark zurückgezahlt, was erstmals in der Geschichte der Bank zu einem Rück- gang der Geschäftsguthaben führte.

Man kann wohl davon ausge- hen, dass diese Kunden dar- aufhin ihre Einlagen von der Deutschen Apothekerbank zurückzogen. Als Besonder- heit wird in dem genannten Geschäftsbericht nämlich er- wähnt, dass in den ersten drei Monaten des Jahres 1939 rund eine viertel Million De- positengelder abgezogen wurden.

Manfred Hermes,Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Emanuel- Leutze-Straße 8, 40547 Düsseldorf

Gesundheitsreform

Zu dem Beitrag „Heilberufe:

Gegenoffensive“ von Dr. med. Eva A. Richter in Heft 17/2002:

Überfällig

Die Gegenoffensive nach dem Leitmotiv „Nur gemein- sam sind wir stark“ ist schon seit langem überfällig! Es ist zu hoffen, dass dieses Bünd- nis nicht durch die solitäre

Verfolgung von Partikularin- teressen wieder auseinander bricht. Nur die qualifizierten Gesundheitsexperten sind in der Lage, unser gemeinsames Gesundheitssystem im Inter- esse der Patienten konstruk- tiv und leistungsfähig weiter zu entwickeln, und nicht poli- tische oder ökonomische Ideologen. Bei dem ganzen Gezänk wird offensichtlich vergessen, was im Mittel- punkt unserer Profession (und Berufung!) steht, näm- lich die Interaktion zwischen dem Hilfe suchenden Patien- ten und dem Vertreter der Heilberufe.

Dr. med. Peter Etz,

Stephanstraße 31, 65232 Taunusstein

Psychoanalyse

Zu dem Leserbrief „Ur-Grundsatz missachtet“ von Dr. Ekkehart Jahn in Heft 21/2002:

Schlaglicht auf deutsche Bildungskatastrophe

Die „Gedanken zur Psycho- analyse“ werfen ein – an die- ser Stelle unerwartetes – Schlaglicht auf das, was man

„deutsche Bildungskatastro- phe“ nennt, die sich zum Bei- spiel in der Überlegenheit der angelsächsischen Welt auf psychologischem oder physikalisch-technischem Gebiet äußert. So wie die Wirksamkeit der Medienwer- bung nicht ohne die psycho- analytische Annahme unbe- wusster Vorgänge möglich wäre, ebenso sind ein Kern- kraftwerk, ein Lasergerät oder ein Magnetresonanzto- mograph konkrete Ergebnisse der „herrschenden physikali- schen Theorien des 20. Jahr- hunderts“ – genauer gesagt, der Formeln Einsteins, Hei- senbergs, Diracs, Bohrs et al.

Das Zustandekommen der

„man made reality“ bedurfte weder der Kantschen Ver- nunftkritik noch des Scho- penhauerschen „Satzes vom zureichenden Grunde“, we- der der Erkenntnistheorie noch irgendwelcher „Ur- Grundsätze“. 40 Jahre vor der Pisa-Studie hat der deut-

sche EDV-Ingenieur Stein- buch prophezeit, die sich als Tiefsinn und höhere Geistig- keit verstehende Hinterwelt deutscher Provenienz müsste uns ins Abseits führen, wenn es nicht gelingt, ihren Bil- dungsanspruch zu mäßigen.

Vor diesem Hintergrund er- scheint es als ein Treppenwitz der Kulturgeschichte, dass viele Protagonisten der Moderne aus Deutschland kamen.

Dr. med. Norbert Willerding, Burgblick 16, 97688 Bad Kissingen

Wenig hilfreich

Die Philosophie als Kronzeu- ge gegen Psychoanalyse und Psychotherapie aufzurufen scheint mir wenig hilfreich.

Weder Kants „kategorischer Imperativ“ noch Morgen- sterns „kategorischer Kompa- rativ“ (!) bringen Licht in die ach so fehlerhafte Konzeption des XX. Jahrhunderts.Als ob Freud, daheim hinterm siche- ren Schreibtisch sitzend, die Psychoanalyse „konzipiert“

hätte, was ja eine lange Ent- wicklung gewesen ist. Es nutzt auch nichts, zwei Dinosaurier (sit venia verbo) der deut- schen Psychiatrie zu reanimie- ren, K. Schneider, dessen un- selige Psychopathenlehre (empirisch verifiziert? Na, na!), bereits von Schultz- Hencke ad absurdum geführt, inzwischen auf der Müllhalde wissenschaftlicher Irrtümer gelandet ist, und K. Jaspers, dessen gespaltenes Verhältnis zur Psychoanalyse zumindest Insidern gut bekannt ist.

Die unglaubliche Entwick- lung, die Psychoanalyse und Psychotherapie im Laufe von hundert Jahren, entspre- chend dem damals und heute weitgehend veränderten

„Angebot“ an neurotischer Symptomatik, genommen ha- ben, ist Ihnen offenbar ent- gangen. Denken Sie doch nur an die Erkenntnisse über die

„Frühstörungen“, die Schnei- ders Psychopathen abgelöst haben. Das ist in zehn Zeilen nicht zu umreißen. Bedenken Sie auch, dass man Beetho- vens Größe nicht an seinen

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A2248 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 34–35½½½½26. August 2002

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„Bonner Jugendsünden ohne Opuszahl“ misst.

Dr. med. Folkert Schultze, Wallstraße 16, 37154 Northeim

Chefärzte

Zu dem Beitrag „Mustervertrag mit Arbeitgeberschlagseite“ von Dr. jur. Ulrich Baur in Heft 22/2002:

Desolate Situation

Vielen Dank für diesen Arti- kel, der die schon seit Jahren zunehmend desolate Situation für medizinische Führungs- kräfte in deutschen Kranken- häusern widerspiegelt. Quali- fikation ist schon lange nicht mehr gefragt:Wer die ersten Hürden („Mitglied in einer christlichen Kirche“ oder

„Habilitation erwünscht“) ge- nommen hat, erhält einen Chefarztvertrag, der einem selten mehr Einkommen be- schert als einem leitenden Oberarzt eines Hauses der Maximalversorgung. Nicht nur die medizinisch-fachliche,

sondern vor allem die wirt- schaftliche und juristische Ver- antwortung sind aber ungleich höher. Gleichzeitig wimmelt das Vertragswerk von Vor- schriften und Anweisungen, die den individuellen und in- novativen Spielraum auf null reduzieren, eine fruchtbare Team-Arbeit ist so schon gar nicht mehr möglich.

Die deutschen Krankenhaus- träger haben es längst ge- schafft, nicht nur den Berufs- anfängern, sondern auch den hoch qualifizierten Medizi- nern die Arbeit im Kranken- haus zu verleiden und sie zu

„ewigen“ Oberärzten zu ma- chen, die häufig mehr Rechte als junge Chefärzte haben – oder sie in die freie Wirt- schaft zu verdrängen!

Ich würde mich freuen, wenn meine Meinung, die vor al- lem auf eigenen Erfahrungen beruht, in einer der nächsten Ausgaben abgedruckt wird, da ich denke, dass es vielen anderen ähnlich ergangen ist.

Dr. med. Detlev Debertshäuser, Wilhelmstraße 93, 63071 Offenbach

Menschenbild

Zu dem Beitrag „Arzt-Patient- Beziehung aus christlicher Sicht.

Nächstenliebe und Mitmenschlich- keit“ von Prof. Dr. med. Dr. phil.

Eckhard Nagel in Heft 25/2002:

Wertediskussion führen

. . . Sehr geschickt, fundiert und nachvollziehbar begrün- det Nagel seine Meinung mit dem christlichen, entwick- lungsgeschichtlichen, biologi- schen, wissenschaftlichen, physiologischen und philoso- phischen Menschenbild. Er zitiert dabei gekonnt die ent- sprechenden Experten. Aus- gezeichnet gefallen mir seine Passagen über das menschli- che Leben mit Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. „Je- der Mensch und auch jedes Lebewesen hat ganz unab- hängig von seiner Tüchtig- keit, seiner Gesundheit und Konkurrenzfähigkeit sein Le- bensrecht.“ Trotzdem bedarf auch der freie Mensch sittli- cher Gesetze. Deshalb sollte

in der Gesellschaft wieder in- tensiver eine Wertediskussi- on geführt werden. Beson- ders wir Ärzte sollten uns an die entsprechenden Man- dats- und Entscheidungsträ- ger wenden – besonders jetzt vor der Wahl – und uns nicht nur als Leistungserbringer und Büttel der Krankenkas- sen degradieren lassen.

Denn nach Zerstörung der idealen Arzt-Patienten-Be- ziehung auf bisheriger Basis werden unsere Patienten mehr leiden und erdulden müssen. Außerdem werden die Kosten des Gesundheits- wesens weiter steigen. Die so genannte Mechanisierung der ärztlichen Theorie und Praxis – siehe DRGs und hochgesponnene Leitlinien – bergen große Gefahren für jeden Einzelnen. Die Näch- stenliebe und die Mitmensch- lichkeit sollen geopfert wer- den. Wir sind mitten im Tanz um das „Goldene Kalb“ . . . Dr. med. Hans-Jörg Wiedemann, Untere Bahnhofstraße 12, 91186 Büchenbach

Neueingänge

Medizin/Naturwissenschaft Christa Berting-Hüneke, Danie- la Langner, Dieter Lüttje, Elisa- beth Postina: Selbständigkeit im Alter erhalten. Eine Einführung in die geriatrische Rehabilitation (Rehabilitation und Prävention).

2., vollständig überarbeitete Auf- lage, Springer-Verlag, Berlin, Hei- delberg u. a., 2002, XVIII, 226 Sei- ten, 133 Abbildungen, 7 Tabellen, broschiert, 34,95 C

Burkhard Göke, Klaus Parhofer, Carsten Otto: Diabetes melli- tus.(Das Praxishandbuch.) Urban

& Fischer Verlag, München, Jena, 2002, XII, 256 Seiten, 29,95A Stephan Kolb et al./IPPNW (Hrsg.): Medizin und Gewissen.

Wenn Würde ein Wert würde. . . Ei- ne Dokumentation über den inter- nationalen IPPNW-Kongress, Er- langen 24.–27. Mai 2001. Mabuse- Verlag, Frankfurt/Main, 2002, 472 Seiten, kartoniert, 39 A

Maximilian Reiser, Wolfhard Semmler (Hrsg.): Magnetreso- nanztomographie. 3., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auf- lage, Springer-Verlag, Berlin, Hei- delberg u. a., 2002, XVI, 1104 Sei- ten, 958 Abbildungen in 2 124 Ein- zeldarstellungen, 161 Tabellen, ge- bunden, 299 A

Thomas Bronisch (Hg.): Psycho- therapie der Suizidalität. Krank- heitsmodelle und Therapiepraxis – erklärungsspezifisch und schulen- übergreifend. Georg Thieme Ver- lag, Stuttgart, New York, 2002, XI, 133 Seiten, 8 Abbildungen, 10 Ta- bellen, kartoniert, 39,95 A Axel W. Bauer: Vom Nothaus zum Mannheimer Universitätsklinikum.

Krankenversorgung, Lehre und Forschung im medizinhistorischen Rückblick. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, 2002, 208 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 14,90 A Friedrich-Wilhelm Eickhoff (Hg.):

Jahrbuch der Psychoanalyse.

Beiträge zur Theorie, Praxis und Geschichte. Band 44. frommann- holzboog, Friedrich Frommann Verlag · Günther Holzboog, Stutt- gart (Bad Cannstatt), 2002, 380 Sei- ten, broschiert, 50 A

Annelise Heigl-Evers, Irene Helas, Heinz C. Vollmer, Uwe Büchner (Hrsg.): Therapien bei Sucht und Abhängigkeiten. Psychoana- lyse, Verhaltenstherapie, Systemi- sche Therapie. Vandenhoeck & Ru- precht, Göttingen, 2002, 158 Seiten, 8 Abbildungen, kartoniert, 17,90 A Bernhard Neundörfer (Hrsg.):

Praxis der amyotrophen Late- ralsklerose. UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bremen u. a., 2002, 112 Seiten, 45 Abbildungen, Hardcover, 44,80 A

Zentralstelle der Deutschen Ärz- teschaft zur Qualitätssicherung in der Medizin (Hrsg.): Leitlinien- Clearing-Bericht „Diabetes mel- litus Typ 2“. Schriftenreihe der Ärztlichen Zentralstelle Qualitäts- sicherung, Band 8. W. Zuck- schwerdt Verlag, München u. a., 2001, 244 Seiten, 14,90 A

Helge Hebestreit, Rudolf Ferrari, Joachim Meyer-Holz, Wolfgang Lawrenz, Bodo-Knut Jüngst (Hrsg.): Kinder- und Jugend- sportmedizin. Grundlagen, Praxis, Trainingstherapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2002, XII, 255 Seiten, 75 Abbildungen, 41 Tabellen, gebunden, 49,95 A

Ratgeber

Wolfgang Ascher: Die Wirt- schaftlichkeitsprüfung. Kürzun- gen und Regressen erfolgreich be- gegnen. Reihe: Arzt & Wirtschaft Bibliothek, 2., aktualisierte Auf- lage, Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech, 2002, 152 Seiten, Format 12,5 × 18,5 cm, 16C Hans-Dieter Hellmann: Vom richtigen Umgang mit Journali- sten. Tipps und Tricks aus der Pra- xis der Öffentlichkeitsarbeit. Helo- Verlag, Lübeck, 2002, 124 Seiten, flexibler Umschlag, 14,80 C Tom Laser: Nicht immer die Bandscheibe. Ärztlicher Ratgeber bei Muskelverspannungen und Fibromyalgie-Syndrom. 3. Aufla- ge. W. Zuckschwerdt Verlag, Mün- chen, 2002, VI, 142 Seiten, 10,10 C

Sonstige Sachbücher Dieter Palitzsch: Die Zeitzeugen werden weniger. 1928 bis 2000.

Hansisches Verlagskontor, Lü- beck, 2002, 288 Seiten, Format 17 × 24 cm, diverse SW-Fotos, 14,90 A Beiträge zur feministischen Theo- rie und Praxis. Stammzellen · Stammhalter · Stammaktie. 25.

Jahrgang (2002), Heft 60. Eigen- verlag des Vereins Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis e.V., Köln, 2002, 160 Seiten, 15 C Rupert Neudeck: Die Menschen- retter von Cap Anamur. Verlag C. H. Beck, München, 2002, 320 Seiten, 16 Tafeln mit etwa 30 Abil- dungen, gebunden, mit Schutzum- schlag, 22 A

Klaus Ottomeyer, Karl Peltzer (Hg.): Überleben am Abgrund.

Psychotrauma und Menschen- rechte. Drava Verlag, A-9020 Kla- genfurt/Celovec, 2002, 368 Seiten, broschiert, 29,50 A

Markwart Herzog (Hrsg.): To- tengedenken und Trauerkultur.

Geschichte und Zukunft des Um- gangs mit Verstorbenen. (Irseer Dialoge, Band 6).W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, Berlin, Köln, 2001, 260 Seiten, 19,40C

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