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Archiv "Hormonersatztherapie – Aufklärung mit freundlicher Unterstützung: Pharma-Hilfe nur zur Überbrückung" (04.10.2002)

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Pharma-Hilfe nur zur Überbrückung

. . . Der damalige Präsident des Berufs- verbandes der Frauenärzte, Herr Dr. Mal- ter, hatte aufgrund der in Deutschland um sich greifenden Usance, Berichte in der Laienpresse zu einem Zeitpunkt zu veröf- fentlichen, zu dem die große Zahl der nie- dergelassenen Ärzte im Allgemeinen noch nicht umfassend informiert war, einen Ar- beitskreis geschaffen, der sich insbesonde- re der Aufgabe widmet, im Bereich Kon- trazeption und Hormonersatztherapie frühzeitig zu informieren und in der Fort- bildungsarbeit des Berufsverbandes „the- menzentriert“ tätig zu werden. Zu den Aufgaben dieses Arbeitskreises (Steroi- de in Kontrazeption und Substitution, SIKUS) gehört auch die Öffentlichkeits- arbeit. Es war ausgesprochener Wunsch vieler niedergelassener Frauenärzte, vom Informationssystem zu profitieren, das im Zuge der Arbeit des SIKUS etabliert wer- den sollte und Nachrichten der genannten Art über das Internet und den Faxabruf verfügbar machte. Da die hierzu notwen- dige Infrastruktur noch nicht vorhanden war, wurde beschlossen, zunächst auf die Hilfe der Phamazeutischen Industrie zur Überbrückung der Zeit zurückzugreifen, welche für die Herstellung eigener Kom- munikationsmittel notwendig sein würde.

Die frühzeitig im Internet verfügbare Nachricht über den Abbruch eines Studi- enarmes der Women’s Health Initiative ließ ein breites Presseecho erwarten, wel- ches mittlerweile in gewohnter und be- kannter Weise mit der heute allgemein als kritisch fehlverstandenen Einseitigkeit Daten selektiert und Schlussfolgerungen suggeriert, wie sie sich wenige Eiferer im

Gegensatz zu vielen Wissenschaftlern und Klinikern zu Eigen machen, die je- doch bekanntlich im Gegensatz zu Erste- ren wenig öffentliches Gehör finden. So wurde am Freitagnachmittag nach sorg- fältiger Durchsicht dieser ersten placebo- kontrollierten prospektiven Studie zum Gebrauch von konjugierten Östrogenen und Medroxyprogesteronacetat ein Kurzbericht verfasst, der eigentlich für das „Frauenarzttelegramm“ vorgesehen war, jedoch auf Bitten vieler Kollegen vorab publiziert werden sollte.

. . . Die Stellungnahme deckt sich in- haltlich weitgehend mit den später er- schienenen Kommentaren der deutschen Menopausengesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Ge- burtshilfe sowie Experten wie z. B. Lau- ritzen und Utian.

. . . Der im Faksimile-Druck im DÄ wiedergegebene Text stammt weder aus meiner Feder, noch wurde er von mir au- torisiert. Es handelt sich dabei um den Vorschlag für eine Patienteninformation der Firma Schering, die ebenfalls über Faxabruf verfügbar sein sollte und auf die ich in meinem Anschreiben an Frau- enärzte hingewiesen habe. Dieser Brief- vorschlag entspricht zwar nicht meiner Diktion und ist auch weder mit mir noch einem anderen Mitglied des Arbeitskrei- ses SIKUS abgestimmt worden. Gleich- wohl ist sein Inhalt nicht zu beanstanden.

. . . Im Übrigen habe ich der Firma Schering offiziell mitgeteilt, dass die von ihr in der Patienteninformation gewählte Formulierung „. . . in Zusammenarbeit mit . . .“ insoweit irreführend ist, als der Brief zwar auf Grundlage der SIKUS- Stellungnahme, nicht jedoch im Auftrag oder in Abstimmung mit mir oder einem anderen Vertreter des Arbeitskreises aufgesetzt worden ist.

Prof. Dr. A. T. Teichmann,Klinikum Aschaffenburg, Frauenklinik, 63739 Aschaffenburg

Lebendiger Austausch

.. . Vom DÄ, dem Standesorgan der Ärz- teschaft, wäre eine gegenüber populisti- schen Ausführungen unabhängige Aus- führung zu erwarten. Umso beunruhigen- der ist der Raum, der der infrage stehen- den Veröffentlichung von Herrn Koch ge- geben wird. In diesem Artikel werden kurzschlüssige Vorurteile wohlfeil und subtil geschürt, die keinesfalls unwider-

sprochen bleiben können. Es beginnt mit der Dämonisierung der Pharmaindustrie.

Der abgedroschene Topos von der geldgie- rigen Mafia, der jedes Mittel recht ist, ist keinesfalls geeignet, der vielschichtigen und notwendigen Beziehung zwischen Medizin, Medizinern und Pharmaindu- strie gerecht zu werden . . . Noch weit be- unruhigender als die Pflege des Topos von der mafiösen Pharmaindustrie und der von ihr infiltrierten Ärzteschaft aber ist die Tatsache der persönlichen Diffamie- rung eines seriösen und engagierten Me- diziners, in diesem Falle Prof. Teichmann, im DÄ. Es ist ein aus meiner Sicht skan- dalöses Novum, dass in einem Artikel un- seres offiziellen Standesorgans einem Journalisten die Möglichkeit gegeben wird, mit subtilen, ständig sich steigernden Unterstellungen einem in der Fachwelt anerkannten, integren und allerdings auch mutigen Fachvertreter persönlich zu diffamieren und den Eindruck zu er- wecken, man müsse, wolle man zu den Eh- renhaften gehören, von ihm abrücken . . . Unabdingbar ist ein lebendiger, gegensei- tiger Austausch zwischen den Wissen- schaftlern der Universität, den Forschern der Industrie und den Ärzten. Wie sonst soll sich weiterentwickelnde Arbeit im In- teresse der Patienten geschehen?

Dr. med. B. Fervers-Schorre,Schildergasse 24–30, 50667 Köln

Hilfreicher Service

. . . Insbesondere aufgrund der Versen- dung der an die niedergelassenen Frau- enärzte gerichteten Stellungnahme per Fax über die Geräte der Unternehmen Schering und Jenapharm wird von dem Autor die Objektivität des Inhalts der Stellungnahme angezweifelt und der Ver- such unternommen, Herrn Prof. Teich- mann der Industriehörigkeit zu verdächti- gen. Da ich selbst niedergelassener Frau- enarzt bin, habe ich das Fax ebenfalls er- halten. Bei der nochmaligen gründlichen Durchsicht der Stellungnahme von Herrn Prof. Teichmann konnte ich nicht erken- nen, worin diese sich gravierend von zwi- schenzeitlich im Internet publizierten Stellungnahmen anerkannter Fachgesell- schaften unterscheidet. Daher war dieser Service für mich auch sehr hilfreich für das Gespräch mit Patientinnen. Wie die in dem Artikel erwähnte Kollegin habe ich dieses Fax auch nicht einfach an die Pati- T H E M E N D E R Z E I T

A

A2604 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 404. Oktober 2002

zu dem Beitrag

Hormonersatztherapie Aufklärung

mit freundlicher Unterstützung

von Klaus Koch

in Heft 31–32/2002

DISKUSSION

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entinnen weitergegeben, bin ich doch durchaus in der Lage, die Stellungnahme von Prof. Teichmann als die Stellung- nahme eines Experten zu werten, wie oben erwähnt, zumal inzwischen zahlrei- che namhafte Experten seiner Meinung zu sein scheinen. An der logistischen Un- terstützung der genannten Unternehmen kann ich nichts Anrüchiges erkennen, wurde doch somit offensichtlich erreicht, dass wir niedergelassenen Frauenärzte frühzeitig auf eine wichtige Publikation aufmerksam gemacht wurden. Außerdem war für jeden Empfänger die Unterstüt- zung der Aktion seitens der Unternehmen Jenapharm und Schering transparent.

. . . Dass die Pharmaindustrie versucht, auf das Verschreibungsverhalten von Ärzten Einfluss zu nehmen, ist mir natür- lich bewusst. Glaubwürdiger wäre Ihre Kritik, wenn das DÄ, wie z. B. die Gynä- kologische Praxis, gänzlich auf Pharma- werbung verzichten würde.

Selber habe ich gegenüber der HRT seit Beginn meiner Praxistätigkeit eine eher skeptische Haltung und verschreibe die Präparate selten und nur nach aus- führlicher Aufklärung, aber deshalb be- zichtige ich doch nicht die Befürworter der HRT der Industriehörigkeit – insbe- sondere anerkannte Experten wie die Professoren Kuhl, Teichmann, Brändle etc. –, die mir übrigens alle nur durch ihre Publikationen bekannt sind . . .

Hartwig Hildebrand,Wilhelmstraße 17, 73642 Welzheim

Zutiefst unseriös

Bei der Lektüre Ihres Artikels über die

„irritierende Marketingkampagne“ ge- winnt man zwangsläufig den Eindruck, als hätte sich unser offizielles Standesor- gan neuerdings den anders nicht zu be- werkstelligenden Schutz der deutschen Frauen vor den unheimlichen Machen- schaften der Pharmaindustrie auf die Fahnen geschrieben . . . Möchten Sie die Entwicklung und Produktion notwendi- ger und sinnvoller Arzneimittel lieber in die fürsorglichen Hände volkseigener Betriebe geben? . . .

Unter der selbstverständlichen Annahme, dass sowohl Herr Prof. Teichmann als auch die attackierte Firma selbst für ihre Vertei- digungen sorgen können, halte ich Art,Ton und Inhalt Ihrer Publikation für zutiefst unseriös und boulevardhaft und bin jetzt

schon gespannt, wie genüsslich die Laien- presse sie ausschlachten und uns die Ge- spräche mit unseren Patienten erschweren wird („Sogar im Ärzteblatt stand es!“) . . . Dr. med. Gerda Enderer-Steinfort,

Venloer Straße 355, 50823 Köln

Protest mit Vehemenz

. . . Gegen diese Diffamierung eines hochkarätigen Hormonexperten, über viele Jahre als solcher uns Frauenärzten bekannt und beliebt, möchte ich mit Ve- hemenz protestieren.

Ist Herr Koch Gynäkologe, Hormon- spezialist oder Allgemeinmediziner, dass es ihm möglich ist, die Studie kritisch zu bewerten? Offenbar nicht!

Hat er als potenzieller Patient so we- nig Verstand, dass er die Bedeutung der Pharmakonzerne nicht erkennt? Wie sollten wir Ärzte ohne Pharmazeutische Industrie unsere Patienten behandeln, wir können doch wichtige Medikamente nicht selbst herstellen.

Würde er die Ärzte, die z. B. Herzme- dikamente oder Chemotherapeutika von den Firmen verwenden, deren Qualitäts- nachweis gegeben ist, auch der Bestech- lichkeit bezichtigen? Ich glaube nicht! Er wäre dankbar, wenn er als Patient durch sie einen Nutzen erlangen könnte.

Warum sind es immer wieder die Se- xualhormone, die zu unkritischer Beurtei- lung ihrer Wirksamkeit führen? Sie sind doch eigentlich jahrelang unser Lebens- elixier! Warum sollen sie es nicht auch blei- ben, wenn doch so viele positive Wirkun- gen erwiesen sind und wenn sie sich in un- terschiedlichen Formen herstellen lassen?

Ich – und sicherlich viele Frauenärzte und postmenopausale Frauen – danke Herrn Prof. Teichmann für seine her- vorragende Bemühung aufzuklären über den eigentlichen Studiengang der WHI betreffs der Langzeittherapie mit Östro- genen und Gestagenen, seine Ergebnis- se, seine fragliche Übertragbarkeit auf deutsche Verordnungsweisen.

Ich danke ihm, dass er Anregung gab, sich intensiver mit den Therapieformen zu beschäftigen, die den unterschiedli- chen Frauen Nutzen bringen werden. Ich hoffe, dass viele Kollegen seine Anre- gung aufnehmen und ihr Bewusstsein für den Hormonersatz bei der postmeno- pausalen Frau schärfen werden . . . Dr. Jutta Voss,Oranienburger Straße 60, 13437 Berlin

Anmerkungen des Autors:

Quod erat demonstrandum

Gegenstand meines Artikels war die offensichtli- che Verbindung zwischen Prof. Teichmann und der Berliner Schering AG, die berechtigte Zweifel an der Unabhängigkeit zweier Stellungnahmen auf- kommen ließen, die am 12. Juli in seinem und im Namen des Berufsverbandes der Frauenärzte deutschlandweit versendet worden waren. Eines der mit Prof. Teichmann als Absender an 11 000 Frauenärzte per Fax verschickten Dokumente war eine „Patientinneninformation“, die dem Wort- laut nach „in Zusammenarbeit“ mit ihm und dem Berufsverband der Frauenärzte entstanden war.

Im Gefolge der öffentlichen Auseinandersetzung erklärt Prof. Teichmann jetzt, dass diese Patien- tinneninformation „weder aus seiner Feder“

stamme, „noch von ihm autorisiert“ worden sei, sondern von Schering (sic!) erstellt worden sei.

Ich habe im Zuge der Recherchen zu meinem Artikel am 23. Juli mit Prof. Teichmann über seine Stellungnahmen gesprochen, also elf Tage nach Aussendung seines Faxes. Jetzt sagt er, dass er zum Zeitpunkt dieses Gesprächs keine Kenntnis vom In- halt der Patientinneninformation gehabt habe.

Nach meinen Recherchen ist der Berufsverband der Frauenärzte bereits am 15. Juli auf die Stellung- nahmen aufmerksam gemacht worden, am 26. Juli habe ich mit Dr. med. Steiner, dem Präsidenten des Berufsverbandes, telefoniert – auch er hat mich nicht auf die Beteiligung Scherings hingewiesen.

Wer letztlich dafür verantwortlich ist, dass ein Pharmaunternehmen sich auf diese Weise verdeckt in die Arbeit einer Kommission des Berufsverban- des der Frauenärzte einkoppeln konnte, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest. Ebenso wenig weiß ich, ob diese Art von Zusammenarbeit eine Ausnahme war oder die Regel ist. Fest steht aber, dass es wohl kaum klarere Beweise für die in mei- nem Artikel dargestellte Beeinflussung der Stellung- nahme durch Schering geben kann. Das Recht von Schering (und jeder anderen Pharmafirma), Ärzte und Öffentlichkeit über die Firmenauffassung zu informieren, wird von mir nicht bestritten. Wenn Information, dann aber bitte offen.

Die Frage ist nun, wie man diese Affäre bewer- tet: Ist die Teichmann/Schering-Aktion nur eine freundliche und unverfängliche Kooperation oder ist es ein Vertrauensbruch, der die Glaubwürdig- keit der niedergelassenen Frauenärzte beschädigt und zu einer einseitigen Information der Patientin- nen führt? Den weiteren Zuschriften ist gemein- sam, dass sie das Auftreten von Prof. Teichmann und Schering halb so schlimm oder sogar lobens- wert finden und das wahre Fehlverhalten beim Au- tor und dem DÄ sehen. Ich denke, man sollte die Bewertung dieser Reaktionen jedem Leser selbst überlassen.

Die Diskussion um die Beurteilung der Hor- montherapie ist längst nicht ausgestanden. Wäh- rend Prof. Teichmann und Schering davon ausge- hen, dass der Abbruch der US-Studie für Deutsch- land ohne Konsequenzen sei, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ein Stufen- planverfahren eingeleitet, das möglicherweise auf eine Einschränkung der Indikationen hinausläuft.

T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 404. Oktober 2002 AA2605

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Der Abbruch der Women’s Health Initiative hat weltweit eine Diskussion um die Bewertung der Hormontherapie nach den Wechseljahren aus- gelöst. Hier ist eine Auswahl von deutschen und internationalen Reaktionen.

Übersichtsarbeiten:

Evidence from randomised trials on the long-term effects of hormone replacement therapy

Valerie Beral, Emily Banks, Gillian Reeves Lancet 2002; 360: 942–44

Postmenopausal Hormone Replacement Therapy Heidi D. Nelson et al.

JAMA. 2002; 288: 872–881 Kommentare:

Hormone replacement therapy: a time for pause Salim Yusuf and Sonia Anand

CMAJ 2002; 167: 357–359

Lessons from the Women's Health Initiative: primary prevention and gender health

Anna Day

CMAJ 2002 167: 361–362 Behörde:

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Hormonersatztherapie bei Frauen in und nach den Wechseljahren mit Östrogen-Gestagen-Kombinationen Arzneimittel-Schnellinformation (2. September 2002) Fachgesellschaften:

Prof. Hans Georg Bender, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

Hormone in den Wechseljahren als kurzfristige Thera- pie, nicht als Prävention geeignet

Deutsche Menopause Gesellschaft

Stellungnahme zu den Ergebnissen der WHI-Studie Herbert Kuhl und Wilhelm Braendle

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Kommissi- on Hormontoxikologie

Vorläufige Stellungnahme zu den Ergebnissen der

„Women’s Health Initiative“ Studie Andreas F. H. Pfeiffer

North American Menopause Society

Managing Menopause After HERS II and WHI: Coping With the Aftermath

Wulf H. Utian

>Sämtliche Internet-Links zu obigen Quellen finden Sie unter www.aerzteblatt.de, Rubrik DÄ plus/Zusatz-

info Klaus Koch

T H E M E N D E R Z E I T

A

A2606 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 404. Oktober 2002

Die Redaktion hat eine Reihe, zum Teil sehr um- fangreicher, Zuschriften zum Thema Hormon- ersatztherapie und der Berichterstattung dazu erhalten. In dieser Zusammenstellung von Zu- schriften sind lediglich solche Aussagen aufge- nommen, die sich mit einem Artikel in Heft 31–32 von Klaus Koch beschäftigen und die Informati- onspolitik seitens des Berufsverbandes der Frau- enärzte zum Thema haben. Zur Hormonersatz- therapie selbst sei auf eine erste Bewertung seitens des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (www.bfarm.de) verwiesen. Im Übrigen wird auch das angekündigte Stufenplan- verfahren abzuwarten sein.

W

ir brauchen dringend ein Kon- zept für eine Zusammen- führung von Zivil-, Katastro- phenschutz und Rettungsdienst, ambu- lanter und stationärer Versorgung – und dies auf der Basis einer Zusammenar- beit von Bund und Ländern“: Jahrelang erhob Dr. med. Michael Popovi´c, Haupt- geschäftsführer der Landesärztekam- mer Hessen, Frankfurt/Main, immer wieder die Forderung, ärztlichen Sach- verstand in die Katastrophen- und Zivil- schutzplanungen einzubinden. Seit der Veränderung der außen- und innenpoli- tischen Lage nach 1990 – insbesondere seit In-Kraft-Treten des Zivilschutzneu- ordnungsgesetzes – seien die für den Zi- vil- und Katastrophenschutz zur Verfü- gung stehenden Ressourcen in Deutsch- land zunehmend abgebaut worden – ei- ne Entwicklung, die Popovi´c für den ge- sundheitlichen Zivilschutz, die Kata- strophenmedizin und die medizinische Versorgung bei Großschadensereignis- sen als besorgniserregend bezeichnete.

Eindringlich machte der 11. Septem- ber 2001 deutlich, wie notwendig ein ef- fektives Katastrophenschutz-Konzept ist. Vor dem Hintergrund der Terroran- schläge in den Vereinigten Staaten be- auftragte die Hessische Landesregie- rung die Landesärztekammer und die Vertreter der Hilfsorganisationen so- wie den Landesfeuerwehrverband, eine ergänzende Stellungnahme zum Kata- strophenschutz-Konzept zu erarbeiten.

In der Gefährdungsanalyse für das Land Hessen, die der Landesbeirat für den Katastrophenschutz gemeinsam mit dem Hessischen Innenministerium erstellt hatte, waren nach Ansicht der hessischen Ärzteschaft die gesundheit- lichen Schutzinteressen der Bevölke- rung bei Großschadensereignissen – vor allem die katastrophenmedizini- schen Notwendigkeiten – nicht genü- gend berücksichtigt worden.

Die am 9. Dezember 2001 von der Landesärztekammer vorgelegte gutach- terliche Stellungnahme, die im Zusam- menwirken mit den Hilfsorganisationen und dem Landesfeuerwehrverband er- arbeitet wurde – sie deckt sich in wesent- lichen Aussagen mit dem zweiten Ge- fahrenbericht des Bundesministers des Innern –, veranlasste das Hessische In- nenministerium dazu, eine Arbeitsgrup- pe zu bilden, die sich mit der Entwick- lung von Konzepten für die katastro- phenmedizinische Versorgung befasst.

Beispielhafte Stellungnahme

Auf Bundesebene wurde die hessische Stellungnahme als beispielhaft für das Bundesgebiet gewertet. Die anderen Bundesländer bestätigten die Ergebnis- se der hessischen Defizitanalyse und den beschriebenen Handlungsbedarf. Auf Zustimmung stieß vor allem die Forde- rung nach einer Zusammenarbeit der zu- ständigen Ressorts auf Landes- und Bun- desebene im Sinne von Kompetenzzen- tren für den Katastrophenfall. Dadurch sollen widersprüchliches Planen und Handeln beim Eintritt eines Großscha- densereignisses vermieden und die Kräf- te fachlich gebündelt werden.

In Hessen flossen die Forderungen der Ärzteschaft in die Planungen der Landesregierung ein. So integrierte das Hessische Ministerium des Innern und für Sport den gesundheitlichen Kata- strophenschutz und die katastrophen- medizinische Versorgung in das Kata- strophenschutz-Konzept des Landes.

Im Zuge der Weiterentwicklung des Konzeptes wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Hessischen Innenmini- sterium und dem Sozialministerium in diesem für die Bevölkerung so wichti- gen Bereich humanitärer Daseinsvor- sorge entscheidend verbessert. KM

Katastrophenschutz

Mehr Kompetenzzentren in Bund und Ländern

Konzept für die katastrophenmedizinische Versorgung

Referenzen

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