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Archiv "Das Deutsche Krankenhaus in Istanbul: Ein Beispiel deutsch-türkischer Kooperation" (04.12.1998)

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ie Not der kranken Deutschen und vor al- lem das Schicksal der deutschen Handwerksbur- schen, die zu Fuß über den Balkan kamen und keine zunftgemäße Unterstützung in dem fremden Land fan- den, führten zur Einrichtung eines deutschen Krankenhau- ses, des Alman Hastanesi.

Der erste deutsche Arzt des Krankenhauses, Dr. Mordt- mann, schrieb 1848: „Es ist nicht zwei Jahre her, da ka- men in der Hitze des August vier junge Handwerker hier an, und 14 Tage später waren drei von ihnen begraben.“

1851 kam der Gründer der Kaiserswerther Diakonissen, Pastor Theodor Fliedner, auf der Rückreise von Jerusalem nach Istanbul und versprach die Entsendung von Kran- kenschwestern, und 1852 ka- men die ersten drei Diakonis- sen nach Konstantinopel.

Fliedner hielt nach seiner Rückkehr einen Vortrag vor den Majestäten in Berlin, und König Friedrich Wilhelm IV.

spendete 2 000 Taler.

Fortan stand das Kran- kenhaus allen Kranken offen.

Anfangs waren es die Min- derheiten, neben den Deut- schen die Armenier, Juden und Griechen, die hier behan- delt wurden; immer mehr wurden es dann Türken. 1970 lag der Anteil türkischer Pati- enten bei rund 90 Prozent, die restlichen zehn Prozent ka- men aus 25 Nationen.

Der preußische Staat, nach 1871 in Nachfolge das Deutsche Reich und nach 1947 in Rechtsnachfolge die Bundesrepublik Deutschland haben in ununterbrochener Folge das Deutsche Kranken- haus finanziell unterstützt.

Nicht geringzuschätzen ist das Entgegenkommen und die ständige Hilfe der türki- schen Behörden, die in der Zeit des Zweiten Weltkrie- ges, sogar nach der Kriegs- erklärung der Türkei 1944 an Deutschland, stets „ihrem“

Alman Hastanesi die mögli- che Unterstützung gewähr- ten. Es handelte sich um Son- derzuteilung bei Brotmangel, um Aufenthalts- und Arbeits-

genehmigungen durch die Ausländerbehörde, um Hilfe und Entgegenkommen bei rechtlichen Problemen.

Ein modernes Hospital

Im Jahr 1967 war es ein modernes Hospital, das allen Erfordernissen gerecht wer- den konnte. Inzwischen wa- ren in vielen türkischen Städten große Krankenhäu- ser und Universitätskliniken entstanden, überall wurden auch Schwesternschulen an- geschlossen. Es war immer schwieriger, deutsche Kran- kenschwestern zu gewinnen und auch zu bezahlen.

Nicht nur die Personalko- sten stiegen immens, auch der medizinische Fortschritt ver- langte Investitionen in Millio- nenhöhe. Diese Gelder wa- ren in keiner Weise von den Patienten zu erhalten, die tra- ditionsgemäß in großer Zahl auch aus den ärmeren Gegen-

den Anatoliens ins Deutsche Krankenhaus strömten. Der türkische Staat setzte Pflege- gelder fest. Auch den intensi- ven Bemühungen des Staats- sekretärs Sigismund von Braun, des späteren Bundes- präsidenten Richard von Weizsäcker und der deut- schen Botschafter und Gene- ralkonsuln in der Türkei ge- lang es nicht, die Leitlinie des Auswärtigen Amtes in Bonn zu beeinflussen. Eine Fort- führung der deutschen Kran- kenhäuser im Ausland ist nicht mehr vorrangiges Ziel der deutschen Kulturpolitik.

Zu teuer waren die Kosten für Personal und Investitio- nen geworden. Überdies gab es inzwischen immer mehr ausgezeichnet geführte türki- sche Krankenhäuser und gut ausgebildete Ärzte und Kran- kenschwestern im Land. 1973 verließ der letzte deutsche Chefarzt das Krankenhaus.

Unter deutscher Verwal- tungsleitung und mit einem

türkischen Chefarzt wurde der Stationsbetrieb noch eini- ge Jahre mehr notdürftig fort- gesetzt. Da der Grund und Boden einst vom Sultan dem Deutschen Reich mit der Auflage der Errichtung und des Betriebs eines Hospitals geschenkt worden war, ver- bot sich jede andere Lösung, das große Gelände in einem der teuersten Stadtteile von Istanbul anderweitig zu nut- zen.

So wurde folgerichtig das Restvermögen des Alman Ha- stanesi der deutschsprachigen türkischen höheren Schule in Istanbul, dem Erkek Lisesi, das in Form einer gemeinnüt- zigen Stiftung (vakif) betrie- ben wird, übertragen, und Grund und Gebäude erhielt eine türkische Gesellschaft zum Betrieb von Kranken- häusern, die Universal Hospi- tals Group Azmi Ofluo`´glu.

Weitere Gebäude Inzwischen ist nach um- fangreichen Bauarbeiten ein türkisches Krankenhaus ent- standen. Die Operationsräu- me, die Sterilisation, die In- tensivabteilung und die ver- schiedenen Stationen der In- neren Medizin wurden nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtet. Die zur Zeit mo- dernsten Geräte stehen zur Verfügung. Das Angebot an ärztlichen Leistungen wurde durch die Einbeziehung wei- terer Gebäude, die vormals das Deutsche Archäologische Institut beherbergten oder als Schwesternwohnheime dien- ten, erweitert: eine Zahnkli- nik, eine Augen- und HNO- Klinik, eine Urologie und Physikalische Therapie sind hinzugekommen.

Inzwischen hat das „neue“

Deutsche Krankenhaus einen hervorragenden Ruf. Es hat Anschluß an den europäisch- amerikanischen Standard ge- wonnen und setzt die Traditi- on der Versorgung Kranker in der Türkei im „Alman Ha- stanesi“ würdig fort.

Dr. med. Karl-Herbert Wendt Graumannsweg 25

22087 Hamburg

A-3149 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 49, 4. Dezember 1998 (61)

V A R I A GESCHICHTE DER MEDIZIN

Das Deutsche Krankenhaus in Istanbul

Ein Beispiel

deutsch–türkischer Kooperation

Der Autor des Beitrags war von 1967 bis 1974 Chefarzt des Deutschen Krankenhauses

in Istanbul. Es wurde vor mehr als 140 Jahren, im Jahr 1852, gegründet.

Das Deutsche Krankenhaus in Istanbul hat einen hervorragenden Ruf. Foto: Pr

ospekt

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