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Archiv "Schlußwort" (28.08.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Kosteninflation im Krankenhaus

ter nach wie vor gedenkt, die spar- same Wirtschaftsführung, um die er sich stets mit allen ihm zu Ge- bote stehenden Möglichkeiten be- müht hat, als Leitziel seiner Tätig- keit zu betrachten.

Thomas Berron

Pressereferent der Fachvereinigung der Verwaltungsleiter

deutscher Krankenanstalten 4 Düsseldorf-31

Kittelbachstraße 47

Schlußwort

Sehr geehrter Herr Berron!

Die Möglichkeit, einander mißzu- verstehen, gehört zum Wesen menschlicher Kommunikation. Der erste Teil Ihres offenen Briefes er- innert aber auch an zwei weitere Unvollkommenheiten menschlichen Denkens, an den Informationsman- gel und den Irrtum.

Die Stützungsmittel nach § 19 KHG sind 1974 weder de jure noch de facto weggefallen. Dafür nur einige Beispiele aus zwei Städten: In Saarbrücken betrugen die Stüt- zungsbeträge für die Städtischen Krankenanstalten 1974 noch 7,80 DM, für das Caritas-Krankenhaus 11,95 DM. In Frankfurt wurden die Pflegesätze des Diakonissenkran- kenhauses mit 4,68 DM, des Nord- west-Krankenhauses mit 35,89 DM und der Städtischen Krankenan- stalten sogar mit 92,80 DM ge- stützt. Von einem „Wegfall der Stützungsmittel" kann mithin keine Rede sein. Im übrigen ist auf die

„volle Kostendeckung" unter Punkt 1 und 2, auf die Kürzung von Stüt- zungsbeträgen unter Punkt 8 des Aufsatzes im DEUTSCHEN ÄRZTE-

BLATT hingewiesen.

„Früher besonders berechenbare Nebenkosten" wurden 1974 keines- wegs in die Pflegesätze „voll ein- bezogen". Sie werden nach § 5 BPfIV und dem bayerischen Neben- kosten-Erlaß vom 8. Juli 1974, um nur ein Beispiel zu nennen, weiter- hin gesondert geltend gemacht. In Bayern werden acht besonders teu- re Verfahren, die bislang gesondert

berechnet wurden, auch 1974 und 1975 neben dem Pflegesatz be- rechnet. Die grundsätzliche Inte- gration der Nebenkosten in den Pflegesatz ist unter Punkt 7 meines Beitrages im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT ausdrücklich erwähnt.

Die Krankenhauskosten sind in der Tat geringer gestiegen als die Pfle- gesätze. Für diesen Unterschied habe ich insgesamt acht Grün- de zusammengestellt. Diese acht Faktoren zeigen zugleich die wesentlichen Unterschiede zwi- schen den_ allgemeinen Pfle- gesätzen von 1973 und 1974 auf. Eine Analyse dieser Unter- schiede war im Herbst 1974, als der Aufsatz geschrieben wurde, um so notwendiger, als gerade die er- sten Pflegesätze nach neuem Recht festgesetzt wurden. Ihr un- kommentierter Vergleich mit den Pflegesätzen des Vorjahres hatte der Öffentlichkeit schier den Atem verschlagen. Selbst der Hauptge- schäftsführer der Deutschen Kran- kenhausgesellschaft hat diese Re- aktion der Öffentlichkeit bemerkt

und in einem Leitartikel des Februar- heftes '75 der Zeitschrift „Das Kran- henkaus" mit zahlreichen Schlag- zeilen aus der Tagespresse belegt.

Der kommentierte Vergleich der allgemeinen Pflegesätze von 1973 und 1974 im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT bemüht sich gerade um die objektive Betrachtungsweise, die der Pressereferent der Verwal- tungsleiter Deutscher Krankenhäu- ser vermißt. „Unkorrekt" ist allen- falls der Vergleich durchschnittli- cher Pflegesätze von Nordrhein- Westfalen bis 1973 mit einem

Durchschnittspflegesatz des Bun- des von 1974, wie er von der Deut- schen Krankenhausgesellschaft im Februar 1975 verbreitet wurde.

Trotz dieser unkorrekten Gegen- überstellung andersartiger Durch- schnittspflegesätze ergeben die Zahlen der Deutschen Kranken- hausgesellschaft doch einen durchschnittlichen Pflegesatzan- stieg von 46 Prozent. Demgegen- über habe ich die Zuwachsraten der Pflegesätze auf mehr als 30, 40 und 50 Prozent geschätzt.

Von einer „Berechnungsmethode"

ist an keiner Stelle der Veröffentli- chung die Rede. Darum kann da- hingestellt bleiben, ob das Beispiel des Kreiskrankenhauses Herford an fehlenden oder Fehlinformatio- nen leidet. Bei allen 14 Beispielen habe ich mich um authentische

In- formationen

bemüht. Sollten meine Bemühungen in diesem oder einem anderen Falle mißlungen sein, was noch zu beweisen wäre, würde das an der Aussage über den be- schleunigten Pflegesatzanstieg auch nicht das geringste ändern.

Die Beispiele, die als solche dekla- riert sind, wollten nur ein paar handfeste Zahlen und keinen stati- stischen Beweis für die Höhe des Pflegesatzanstiegs bringen. Die ei- gentlichen Schwierigkeiten der Bei- spiele lagen denn auch bei ver- schiedenen Pflegesätzen in ei- nem Kalenderjahr; denn das Rech- nen mit fiktiven Jahrespflegesätzen dürfte allenfalls in Krankenhaus- Fachzeitschriften angebracht sein.

Außerdem ließ sich der Jahrespfle- gesatz 1974 im Herbst noch gar nicht errechnen.

Der zweite Teil des offenen Briefes verwechselt die System- mit der Personalkritik. Eine solche ist dem Aufsatz aber nicht zu entnehmen, geißelt er doch kein reales Verhal- ten von Verwaltungsleitern in der Vergangenheit. Vielmehr deutet er auf mögliche Reaktionen gegen- über einem verführerischen System in Zukunft hin. Wir werden es noch erleben, daß der nachträglich ein- geschobene „Gewinn- und Verlust- ausgleich" des § 17 Abs. 1 BPfIV mit dem entsprechenden Etatdenken nicht zu einer Kosten- senkung, sondern zu einer Kosten- steigerung führt. Will die verdienst- volle Fachvereinigung der Verwal- tungsleiter diese Voraussage allen Ernstes bezweifeln?

Wer Gelegenheit hatte, eine größe- re Anzahl von Krankenhausverwal- tungsleitern kennenzulernen, der weiß aus eigenerAnschauung,welch unterschiedlicher Couleur, Her- kunft und Bildung, welch unter- schiedlichen Charakters und Tem- peraments die Träger dieses Am-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 28. August 1975 2417

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FORUM

tes sind. Der Verwaltungsleiter, den Sie mehrfach beschwören, den gibt es in der rauhen Wirklichkeit des Krankenhausalltags ebensowe-

nig wie den Arzt oder die Schwe- ster. Aber, wie gesagt, es geht gar nicht um den Verwaltungsleiter, sondern um das kostenträchtige Sy- stem des Gewinn- und Verlustaus- gleiches.

Rudolf Lehming 5 Köln 41

Aachener Straße 300

Briefe an die Redaktion

HONORAR-PSYCHOLOGIE Zu dem Beitrag „Stundenlohn—Minu- tenlohn" von Dr. med. F. Macha im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 16/

1975:

Kleine Zusatzleistungen

Macha argumentiert sachlich rich- tig, übersieht aber psychologische Faktoren. Der Laie kann nicht un- terscheiden, ob eine handwerkli- che oder ärztliche Verrichtung me- chanischer Natur ist oder sachkun- dig unter dem „gewußt wo" erfolgt.

Deshalb spielt die Zeit, in welcher untersucht und behandelt wird, bei der Beurteilung der Höhe einer Rechnung durch den Patienten eine wichtige Rolle. Ich erlebe im Freundeskreis die ärgsten Diskus- sionen über Arztrechnungen für eine Konsultation, die nachweisbar nicht länger als fünf Minuten dau- erte. Sobald Wiederholungsunter- suchungen nötig sind, Sachleistun- gen durchgeführt werden oder au- ßerordentliche Dinge zur Debatte stehen (beispielsweise ein chirurgi- scher Eingriff), entsteht bei den Pa- tienten das Gefühl, für die — in der Regel weit höhere — Rechnung eine Gegenleistung erhalten zu haben, die der Rechnungshöhe entspricht ... Zugegebenermaßen ist die Situation für einen Allge- meinarzt häufig mißlich, wenn Pri- vatpatienten nur einmal mit Baga- tellanliegen bei ihm aufkreuzen.

Ich sehe (und praktiziere) zwei

Auswege: . . Ich nehme mir Zeit, befrage und untersuche ausführ- lich, durch Praxishilfen und Tele- fonanrufe (!) ungestört. Das Mo- ment der Ruhe und Konzentration des Arztes auf den Patienten ist sehr wichtig. Anschließend wird häufig noch ein Minimum an La- borleistungen (Urin, Blutbild o. a.) durchgeführt. Der Patient empfin- det diese zehnminütige Konsulta- tion mit kleinen Zusatzleistungen als befriedigend .. den Arzt kostet dieses Vorgehen in der Regel fünf Minuten mehr. Dafür wird es über die Höhe der Rechnung nie Ärger geben ... Geschieht es nun einmal, daß im Drang der Ereignisse ein Privatpatient beispielsweise mit ei- nem Schnupfen kurz abgefertigt und mit einem Rezept entlassen wird und mich nie wieder konsul- tiert, dann schreibe ich lieber kei- ne Rechnung (I), als daß ich durch unnötig hohe Forderungen den Ärztestand diskreditiere.

Dr. Albrecht Kühn

Facharzt für innere Krankheiten 74 Tübingen

Kelternstraße 2

SÜDAFRIKA

Die Leserzuschrift von Frau Dr. Benzing (Heft 38/1974) zu einem Artikel mit dem Titel: „Als Famulus im südafrikanischen Busch" von Jürgen Loeber (Heft 12/

1974) hat einigen Widerspruch hervor- gerufen. Wir veröffentlichen noch ein- mal zwei Zuschriften und schließen den Vorgang damit vorläufig ab.

Rosa Brille

Da ich gerade von einer Studien- reise des Deutschen Chirurgenver- bandes aus Südafrika zurückge- kehrt bin und dort mehrere Kran- kenhäuser für Weiße und Schwarze und auch ein Missionshospital in Zululand besucht habe und reich-

lich Gelegenheit hatte, mich mit Einheimischen zu unterhalten, kann ich die Ansichten von Frau Dr. Benzing nicht verstehen. Ent- weder ist sie überhaupt nicht in Südafrika gewesen oder hat .sich nur in Industriehinterhöfen aufge- halten, sich wenigstens in keiner Weise bemüht, eine Übersicht zu

gewinnen. Ihre mehr als rosa Brille läßt sie die Wirklichkeit nicht mehr erkennen. Sie weiß offensichtlich nicht, daß es in Transkei einen Xhosastaat gibt außer Swasiland und Lesotho, der sich völlig selb- ständig regiert. In Zululand ist die Entwicklung zur Selbständigkeit auch in vollem Gange. Sie hat nicht gesehen, daß Natal ein grü- nes, blühendes Land der Schwar- zen ist. Sie erkennt nicht, oder will es nicht sehen, daß zwischen schwarz und weiß in Südafrika eine aufeinander angewiesene Le- bensgemeinschaft, man kann sa- gen eine Symbiose, gewachsen ist, die nicht in einer Ausbeutung der Schwarzen besteht, sondern eine Zugewinngemeinschaft beider ist.

Der schwarze Bischof Auala aus Ovamboland drückt es so aus:

„Südafrika ist ein Zebra. Ob man ins Schwarze trifft oder ins Weiße, ist gleichgültig. Sterben wird dann immer das ganze Zebra." ... Von einer Ausbeutung kann nicht mehr die Rede sein trotz aller Unge- reimtheit, die in der Apartheid noch stecken. Die Hauptursache der „Andersartigkeit" liegt in der unterschiedlich gewachsenen Le- bensauffassung beider Menschen- rassen. Die Lebensauffassung des Schwarzen ist ein Leben im Heute.

Er kennt keine Vorsorge, kein Pla- nen für morgen. Er lebt in den Tag hinein und kennt keinen Herzin- farkt, obwohl die Arteriosklerose weit verbreitet ist. Eine Aufbesse- rung des Arbeitslohnes auf dem Lande erzeugte zum Beispiel bei den Schwarzen nicht den Anreiz zu größerer Leistung, sondern das Glückseligkeitsgefühl, jetzt habe ich so viel, daß ich einen Tag in der Woche weniger arbeiten muß. Die- se Riesenkluft im Denken von weiß und schwarz benötigt Generatio- nen zur Überwindung. Aber mit je- dem Jahr lernen mehr Schwarze lesen und schreiben; 1970 gab es 2,7 Millionen Bantu-Schulkinder, 1972 waren es schon 3,25 Millio- nen. Die Medical School in Durban graduiert jährlich 100 Doctores, schwarz und farbig. Leider kehren diese schwarzen Akademiker nicht in ihr Homeland zurück, sondern bleiben in der Stadt. Die Außensta-

2418 Heft 35 vom 28. August 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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