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Entwicklungsgeschichte Wetterkarte1

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Academic year: 2022

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(1)Geographica Helvetica 1990-Nr.3. Urban Schertenleib. Aus der Entwicklungsgeschichte der Wetterkarte1. Einleitung. Wetterkarten als graphisch aufgearbeitete Darstellun¬ gegenwärtigen atmosphärischen Zustandes sind dem Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer sehr wohl bekannt. Nicht geringem Aktualitätsverlust wie eben auch ein Großteil der übrigen in diesen Me¬ dien aufgenommenen Informationen - unterliegen die Nachrichten über das Wetter. Dem Umstand, daß kartographische Darstellungen des Wetters binnen 24 Stunden veraltet sind, ist die geringe Beachtung der Wetterkarte zuzuschreiben. In Nachschlagewerken und Lehrbüchern der Kartographie findet die Wetter¬ karte zumeist nur der Vollständigkeit wegen Berück¬ sichtigung. Wird nach der Ursache des Umstandes gesucht, wes¬ halb die Wetterkarte wenig Eingang in die Literatur und geringes kartographisches Interesse findet, so dürften etwa die folgenden Gründe angeführt wer¬ gen des. den: 1.. Im allgemeinen sind dem Leser oder Zuschauer nur die veröffentlichten, vereinfacht-schematisierten. 2.. 3.. 4.. Wetterkarten, die. sog.. Publikumskarten, be¬. kannt. Der schnelle Aktualitätsverlust der Darstellung verbunden mit der Auflage der einfachen Reprodu¬ zierbarkeit - meist ist die Darstellung nur in Schwarzweiß gehalten - veranlaßt zu einer einfa¬ chen graphischen Gestaltung. Die genannte einfache graphische Gestaltung so¬ wie der kartographisch nicht komplexe Inhalt be¬ dürfen weit geringerer graphischer Darstellungs¬ mittel und Fertigkeiten, wie dies in aller Regel für andere Karten der Fall ist. Publikumskarten gehen aus synoptischen Arbeits¬ karten hervor. Letztere sind reine Arbeitsinstru¬ mente, zu deren Ausfertigung keine Kartographen beigezogen werden. Damit entfallen der Einbezug und das Interesse der Kartographie ebenso wie auch der Einsatz von deren gestalterischen Erfah¬ rung.. Die eben gemachten Ausführungen könnten zur vor¬ schnellen Annahme verleiten, die Beschäftigung mit Wetterkarten sei wenig ertragreich. Vom kartographi¬ schen Gesichtspunkt aus betrachtet findet die Wetter¬ karte in derTat weniger Berücksichtigung als manches andere Teilgebiet innerhalb der thematischen Karto¬ 122. graphie. Zu Unrecht. Denn in der disziplinen-historischen Beurteilung nimmt die Wetterkarte für das Ver¬ ständnis meteorologischer Vorgänge eine sehr wich¬ tige Stellung ein. So wäre beispielsweise ohne die Kartendarstellungen in der Meteorologie der Durch¬ bruch in der Prognostik durch die Bergener Schule (auch als Norweger Schule bekannt) nicht denkbar.. Wissenschaftliche Voraussetzungen Der Schritt der Meteorologie zur Wissenschaft einer¬ seits sowie die Verfertigung der uns interessierenden Wetterkarten andererseits setzte technische, wissen¬ schaftliche und methodische Entwicklungen voraus. Spätestens ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhun¬ derts standen meteorologische Meßgeräte2 zur Verfü¬ gung, die quantitative Beobachtungen erlaubten. Ebenso war bis dahin der grundsätzliche Zusammen¬ hang zwischen meteorologischen Erscheinungen und Schwankungen der Meßwerte erkannt worden. Die Entwicklung der Maßeinheiten kam im gleichen Zeit¬ raum zu einem ersten Abschluß. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Einsicht durchgesetzt, daß die Meßmethoden und Meßbedingungen zu verein¬ heitlichen sind. Die Notwendigkeit der großräumigen Beobachtungen und deren Zusammenschau sowie die Forderung nach einem koordinierten Beobachtungs¬ netz,. um. die. Funktionsweise meteorologischer Er¬. scheinungen verstehen zu können, war Anfang des 18. Jahrhunderts erkannt worden. Die Umsetzung dieser wissenschaftlichen Vorausset¬ zungen in Form eines internationalen, mit einheitli¬ chen Geräten ausgerüsteten und nach einheitlichen Beobachtungsregeln arbeitenden Beobachtungsnet¬ zes erfolgte erstmals durch die 1780 gegründete Socie¬ tas Meteorologica Palatina.. Vorläufer der Wetterkartierung. Ansicht in derWissenschaft der Kar¬ tengeschichte darüber, daß die älteste und gleichzei-. Einhellig. ist die. Urban Schertenleib, Grabenackerstr. 54, 8404 Winterthur.

(2) räumlichen Verbreitung mittels Isolinien für die Kli¬ matologie verwendet :humboldts Arbeit war ein Mei¬ lenstein in der kartographischen Darstellung, weil sie die Wiedereinführung des Gebrauchs der Isolinie in der modernen Wissenschaft nach sich zog.. tig heutigen Wetterkarten am nächsten kommenden Kartendarstellungen die 1686 von edmond halley (1688) entworfene Windkarte ist (u.a.: hellmann 1897,5; robinson 1982,69). Die Karte in halleys Arti¬ kel war dazu gedacht, die Passatwinde richtig zu erklä¬ ren. Dies sei halley nicht gelungen, so hellmann (1897,5), er habe jedoch mit seiner Arbeit die erste ge¬ nauere Übersicht über die Windverteilung innerhalb. Obwohl die Darstellung weder Kontinentalumrisse sonstige geographische Orientierungspunkte aufweist und als Plattkarte ihren diagrammartigen Charakter betont, wurde sie schnell als Vorbild für kartographische Verbreitungsdarstellungen für Werte mit stetiger Verteilung aufgegriffen, robinson & Wal¬ lis (1967,122) führen als Beleg für die Bedeutung der an sich schon seit über 200 Jahren bekannten Isoli¬ niendarstellung an, daß die Karte von humboldt im 3. Band in Gehlers Physikalischem Wörterbuch (1827) reproduziert wurde und weiterentwickelte Anwen¬ dungen durch l.f. kaemtz (1832) und j. forbes (1836) Eingang fanden. Schon 20 Jahre nach Humboldts Karte ist es fast undenkbar, daß der Physikalische At¬ las von Heinrich berghaus (1838) - der erste thema¬ tische Atlas überhaupt - noch ohne eine Isolinie aus¬ kommen könnte. noch. der Wendekreise geliefert. In Analogie zur ersten Isogonendarstellung, die ebenfalls von edmond halley (1701) stammt, hatte Alexander von Humboldt 1817 in der Abhandlung «Sur les lignes isothermes» die Darstellungsweise der. II. U*t*,a O. i. Ül. T. Vnrlailr Wntji. CiiilIis Uli,. -4 'TU ',-¦¦&.t. s /. ÖLLfi. " ». «j,.o. XJ. X.IJL. &'. s. '. S St. llui. ttrd".. AJV TT. CK. o-ajniia. ''/. yt,. SV. e. '*'.. Cjli. ü-an. \. 4«^. ¦. V. JT. \\. &vi. 71 X.. r^~/ r Li. (,./ r-i-'-i. I. \. \\V\\A. '. i. I. i. <. \. Sieht man sich die zwei bis jetzt vorgestellten Karten unter dem Gesichtswinkel genauer an, ob es sich bei ihnen wirklich schon um Wetterkarten im eigentli¬ chen Sinne handelt, so müssen sie dem Inhalt nach den Klimakarten zugewiesen werden. Diese «veran¬ schaulichen die regionale Vielfalt atmosphärischer Zu¬ stände und Witterungsabläufe aufgrund langjähriger Beobachtungen» eher als Wetterkarten, die den Leser über den «augenblicklich herrschenden meteorologi¬ schen Zustand und über die Wettervorhersage» (wilhelmy 1981, 278) unterrichten. Die Möglichkeit je-. \. Ausschnitt aus der Karte von E. HALLEY (1688). Der Strömungssinn des Windes wird durch gestrichelte Linien¬ führung angedeutet; der dickere Teil der Striche zeigt in die Windrichtung. Karte aus HELLMANN (1897).. Abb.. 1. C^ZtrL&r /teri I». 6i. TB. 4». Z&igiOtd* 0u*r6. ja. tiernriej /ut<r^ Ua/ieJ <yrjC?/re',. L»l.r»W UL_. h' jtS'. Carola«. w.. b°. ^4'. <£ .J&e.?;idoiWy''.y> i£. do Ptu-ir. lon+auJa. _/ -4 *¦-«. ytk. *fe. JLrt de. &*£. Boai. rmru. :" huiu. ~b<&!. a. ;#i. PS. n. faf.ll ML. Lijorfr^,'. -~ys-. ;#. £*. jE&dcl.jft-"" AfnoOJi. S<p. £?m?[?t'^*. *. *. «-. /-. **~*C Zr.. m. ^¦"M^ IrrOur.^. Cur. rlandc ^iy. r.j.y Anw jjvntw-»«. Abb.. 2. Carte des lignes Isothermes von A.. V.. HUMBOLDT. ¦**. *j'J. (1817).. 123.

(3) METEOROLOGICAL TABLE, Showing the ßtate of the Weather at eaoh of the foUowing plaoea >t Nlno o'clock yeiterday moming. Korne of Place.. Cournc of. Wind.. etrontrlh of Wind.. W.. Bruxjrwatkr. N.W,. OKKENWICU. N.K. N.E.. Cloudy. Ocnüe Breez«. rarüäUy Cloudj Nc*rly Ctoodlftaa PartUlly Cloudy. Oentle Broece. Fartiallj Cloud r Partlallyttoody. N.W.. AwtifnoN. Cloudlcw. S.W. N.. OcnlLe tirctz-9. N.W.. QcntloBxcczo. KJi. N.. rartially Cloudy. Oentle Urceze. N.. N.W. N.W.. State of Weather.. rartially Cloudy L'artlally Cloud. rartl«!. Oontlo Brcrr.0. y. Cloody Parüally Cloudy rarllAlly Cloody 7. Aa. cxplained elsewhere, the T«ry eztenaire arrangementi necetaary for malung ttiii table complete hiro not yet been conduded. In a ataort Urne we ihall preaent deily retuma in addition to thoae abore giren, from Berwjck, Birmingham, B'jackburne, Cambridge, Carlule, Colchealer, Conway, Crewe, Darlington, Dundee, Edinburgh, i'olkeatone, Oalwaj, Halifax, Hartlepool, Haatings, Ilolyhead, Kingston, Lanatk, Lancaater,~ Leeda, Leighton, Limcrick, Lirerpool, Mancheeter, Moff.it, Newcaatle, TeUrborough, Portamouth, Kochdale, Rugby, Shap, Sheffield, Sunderland, Temworth, Tunbridge, Whitby, «ad York.. Abb.. 3. Erster telegraphischer Wetterbericht. in. Die Karte überrascht durch die fehlenden Orientie¬ rungspunkte wie Küstenverlauf, Flüsse oder Gebirgs¬ züge. Die Beobachtungsorte sind ihrer ungefähren Lage entsprechend eingezeichnet. Der Nullmeridian geht in dieser Darstellung - wie damals üblich - durch die Kanareninsel Ferro. Die Zahlenangaben in der Abbildung geben die negative Abweichung vom mitt¬ leren Luftdruck des Beobachtungsortes in Pariser Li¬ nien3 an (scultetus 1943, 358). Bei genauerem Ver¬ gleich der vier Karten, die brandes- Ausführungen beigelegt sind, läßt sich die Ostwärtswanderung des. Tiefdruckgebietes nachvollziehen. Neben dieser Darstellung von brandes existiert eine. Wetterkartenrekonstruktion von hildebrandsson. &. (1899), die aufgrund einer Text¬ auslegung von brandes-Beiträge zur Witterungskunde (1820) angefertigt wurde. brandes hatte nämlich in einem Beitrag in Gilberts Annalen der Physik und Chemie (61 [1819] 113) die Idee. teisserenc. bort. de. geäußert, daß farbige Darstellungen in Kärtchenform, welche die Verteilung des blauen Himmels oder wol-. Daily News,. London, 14.7.1849.. i. ¦. i. i. i. i. An-~A. i/.. /... doch, Echtzeit-Wetterkarten zu zeichnen, ergab sich erst mit der Entwicklung und Einführung leistungsfä¬ higer Fernmeldemittel. Ab dem 14. Juni 1849 wurden erstmals in einer Zeitung überhaupt in Daily News,. London,. telegraphische. Wetterberichte veröffent¬. licht. der die Dauer Für vom Weltausstellung 8.8.11.10.1851 in London demonstrierte die Postver¬ waltung die Leistungsfähigkeit ihrer telegraphischen Dienste durch die Herausgabe von täglich erschiene¬ nen synoptischen Wetterkarten (symons 1896). Nach dieser versuchsweisen Herausgabe von Wetterkarten wurde das Erscheinen wiedereingestellt. Erst ab dem 16.9.1863 erschienen unterbruchslos täglich Wetter¬ karten in Paris, herausgegeben vom Bureau Central. Meteorologique (harrington. c<~. '. ¦. *. J>. f 30.13. Expl 7A*. «tvw pnntt t* Iht. lifrrii.tn. Tk* trtteft .Irm/ltr tfirHnnv.'ftbr. flOjl.. x^» ^... CW/i«v!i"ri. \. I. -w.v«-. tf^rüiHr ..~J. -r..W. Lj*l,^./.J Av. *) OWHJ. 'nvTbe^.yk fynnL. h,Ie~th. /wpnr rfjJjrr Xr*tr rfK.-.i<r.iy-i.J,n.Ll»llv. Xj,. ^J. V*. i~,iiX. I. I.Jt,Uth< ,.t.. trlmjlnr,. \^. 1896, Tafel I).. Bevor die Telegraphie erfunden worden war, er¬ streckte sich die kartographische Darstellung des Wetters auf die nachträgliche graphische Umsetzung von Meßdaten. Alle uns bekannten Wetterkarten, die vor 1851 gezeichnet und veröffentlicht wurden, sind weder zeitgerechte Darstellungen des atmosphäri¬ schen Zustandes noch einer allfälligen Prognose. So liegen beispielsweise zwischen den Messungen und der Veröffentlichung der ersten Wetterkarten über¬ haupt fast fünf Jahre: Heinrich wilhelm brandes legte seiner 1826 publizierten Dissertation Beobach¬ tungen von Weihnachten 1821 zugrunde. 124. .Pn. 4 GJ. SYMONS (1896): Erste tägliche Wetterkarte, ver¬ trieben anläßlich der Weltausstellung von 1851 in London (Ausschnitt). Nebst einer Windrose erklärt eine Legende die Darstellung:. Abb.. EXPLANATIONS: The arrow points to the directions in which the Wind is blowing.The letters denote the name ofthe wind, as usual, according to the point from whence it comes./Vari-. indicated by crossed arrows./Barometric indicated by figures below the name of place./ Weather is denoted by the side of arrow F fine, C. able winds are. pressure State of. cloudy,. R. is. rain.. Druckangaben. in. Inch und 100 Teilen davon..

(4) lltbula^co^rapläc/^allitucliries mereuriLdie_2.'>.I)ecemI>r. ]iora,3.malutina. observatas exhibens. ß wrrer/y Chrirtia. tV-. Mo. nz^. *Y~. 13. Ji. J7. i,:. >/.'rrrs//(. /firrrrtr.ri t.r lifo. II). Hrrlin. JferrJrrri. idaill'i. 13 71. GH/t.. Ui-rp. <iCt7isz.. (rtMfi. M. 1±-. 42. 'ppr'. &4-. Br. Jjorif. Vr>n. J)l. fä z. t>ri'X.rrr. Vf/ia. '/r/irster. 20. llr/stcri. Tit. 'rrct7?/. Jlpt. Ur tton. 51. Ufa. TI. NeuJe %'f'V. /6%4 St.. is. Ti. ¦Zhnrrjf. *. /. M. nnrrr. Dijon''. 7j n. Cr;. lr. <r. yff>r<7 rttsfirrrq 'Airershrn V Wien. IT. '. rieh In. Irrtrrlf 12. 13. Nrmtnr. Hrrx7r. O'c,. 13. Mffrrno Ti. rf/fST' iß. 72^. 'lh*. 8 Mo. Joifrriti-c. Icrirt. Tinrrni.tr/ 5. y?,r?/rt~<r. Unn/rr. il. MpIj ¦f/a.. 30. 13 Abb.. 5. H.W.. 13. 21. M. %r. 30. 33. 36. 39. ±2. 4>8. BRANDES (1826): Wetterkarte vom 25.12.1821, 03.00 Uhr.. 125.

(5) H.W. BRANDES:,« Carte synoptique du 6 Mars 1283.. -5.. Wl. =5. *x. V V V"S s. O. O. \ OS N. \. \. l\. "N -15. *v. r&. *. ;. j o<J. J Zi. a. h. Abb. 6 Kartenrekonstruktion von HILDEBRANDSSON & TEISSERENC DE BORT (1899). Die Beobachtungswerte in dieser Karte stammen aus den Ephemeriden der Mannhei¬ mer Societas Meteorologica Palatina.. ken- und regenverhangener Gebiete zeigten und mit Pfeilen an den Stellen der Beobachtung die Windrich¬ tung angäben, «dem Publikum mehrVergnügen und Be¬ lehrung gewähren würden als Witterungstafeln». An an¬ derer Stelle im Text (S. 421-422) bedauerte er, daß er mangels Barometerbeobachtungen vollständiger nicht die Linien gleicher Druckabweichung als ver¬ zerrte Kreise um ein Zentrum habe erhalten können. Die eben angeführten Linien gleicher Druckabwei¬ chung bezog brandes auf die nicht reduzierten Mit¬ telwerte des Druckes der Beobachtungsorte. Die in den Textstellen erwähnten kartographischen Elemente Pfeil und (Iso-)Linie wurden erst von hildebrandsson & TEISSERENC de bort (1899,47) in die. Interessanterweise Rekonstruktion eingebracht. hatte Brandes die Methode der oben erwähnten ver¬ zerrten Kreise zur Darstellung der Druckverteilung in seiner Dissertation (vgl. Abb. 5) nicht eingesetzt, wo sie der Darstellung zu bedeutend mehrÜbersicht und Ausdruck verholfen hätte. Es scheint, daß brandes den ungefähr kreisförmigen Verlauf ähnlicher mittle¬ rer Druckabweichungen um das Zentrum eines Tief¬ druckgebietes zwar gedanklich erkannt, seine Er¬ 126. kenntnisse aber nicht graphisch zu Papier gebracht hatte. Für die Behauptung von hildebrandsson & teisserenc de bort, brandes habe schon vor 1826 Wetterkarten gezeichnet, gibt es jedenfalls keine schlüssigen Hinweise. Neben den Forschungen in Europa wurden in den Vereinigten Staaten im Zeitraum von 1830 bis 1850 große Anstrengungen zur Untersuchung von Stür¬ men (Tornados und Hurrikane) unternommen. Mit Darstellungen traten Elias loomis (1811-1889), james pollard espy (17851860) und William c. redfield (1789-1857) hervor. redfield beschäftigte sich mit Wirbelstürmen und. Wirbelformen, der Fließrichtung der einströmenden Luft sowie Zugbahn der Stürme. Er erkannte, daß die Luft tangential in Wirbelform und nicht von allen Sei¬ ten zugleich (zentripetal) ins Tief fließt. Die Darstel¬ lung (Abb. 7) zeigt die beobachteten Windrichtungen. Durch die konzentrischen Kreise, die um das ange¬ nommene Zentrum für den Mittag vom 15.12.1839 eingezeichnet sind, wird die wirbeiförmige Anord¬ nung der Pfeile hervorgehoben. Die Ziffern neben den Pfeilen geben die Nummern der einzelnen Sta¬ tionen an. Entlang der gestrichelten, diagonal verlau¬ fenden Linie nahm redfield die Zugbahn der Zy¬ klone an. Um die Vielfalt der Abbildungen aufzuzeigen, ließen sich die bis hier vorgestellten Karten um mehr als ein Dutzend zusätzlicher Darstellungen erweitern. Aus den Anfangszeiten stammen auch farbige Wetterkar¬ ten, die in ihrer Art selbständig sind und sich nicht durch die Farbigkeit allein, sondern auch durch die Darstellung an sich hervorheben. Ab Mitte der 1860er Jahre erfahren die Wetterkarten inhaltlich keine Be¬ reicherung mehrund entsprechen jenerdes Wetterbe¬ richtes der Schweizerischen Meteorologischen Centralanstalt in Zürich vom 5.10.1880 (Abb. 8). Die Synoptik war ab den 1860er Jahren bis 1918/1919 durch die Interpretation der Isobaren geprägt. In diese beiden Jahre fiel die Entwicklung der Fronten¬ theorie durch die BergenerSchule. Die neuen Erkennt¬ nisse führten zu einem Durchbruch im Verständnis zykonaler Prozesse sowie in der Wetterprognose. Mit der Ankündigung eines neugestalteten Wetterberich¬ tes für den 1.1.1946 zog die heute übliche Frontendar¬ stellung in den veröffentlichten Wetterkarten der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt ein. Anmerkungen '. Der Artikel basierlauf Auszügen der Diplomarbeit Die Wet¬ terkarte bis zur Einführung der Frontenlheorie 1918/1919 Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Thematischen Kartographie (1989) des Autors, ausgeführt am Geographi¬ schen Institut der Universität Zürich.. 2. Für eine Einführung in die Instrumentengeschichte vgl. u.a. MIDDLETON (1969) oder die Bibliographie von BRUSH & LANDSBERG (1985, 327-334).. 3 1. Pariser Linie. 2,26 mm Quecksilbersäule. 3. mb.

(6) *. uaHover*. -*. *. *. ¦*>««. 7 *5. L"?. £ TtSUlOUuL. u. ^ 20. %. r. rt/jy. (Um* -Aj. Ol. -4.. ^ Z. Ä>. ü'.ün. K. 12-. "t. M.. /* 2T. * fc / «r. u. 3£^. <2JUU£kat. 15&J. w. >. ib. leudtv». #. v20. SS. 'J\. */. \. "AO. 40. Sri//. /''. "jjy-^.. 'S,. > \. \. ff/. £. /. YK. /. I. \. ^. MAP. fihaurtnglfl» Dirrerion oflketClnd atJybonas ndtmrtt atvaricnu ptacesintAeStarm of Dec.151039. By. ¦WLCTIEDFIEtD 1810. [ITAj/. V»J_\ ¦K'. ¦'. I. ITZ3. 74.. ^jJ^t.OJg-:'.0?,Q_. -foQ£nyluJi.lluUs. 150~. 200. 250. Abb. 7 W.C. REDFIELD (1843), Map showing the Direction of the Wind at Noon as observed at various places in the Storm of Dec. 15.1839.. 127.

(7) ..*/*.. S-^'V-Smo. Geographische Uebersicht.. _mr. itWfsMtWM]. W. JgWx. ¦. \. \. -. fö,. »-..V». \| \. yjcTrT.. #*-. «5. ff:. '. \. feM JH« ». ^._sA. ^. \. z. \. fäv/. sac. \A. XV. W*si^^iV. -y. K. \. "irr-JSF&EEZ. ---.j /«j^.^i >«*¦¦. ¦. ms- tf-lmKißL&r-^ ^-ymms Sp*6. r.-. ¦. //». ¦/-:. **¦¦. i. ,«u. >. y. *. /"W". ^. £';-»i. ,.-r-*.^jrr. «ig|r-. i. T. y/. /M. Vs. QrffKVfc'. Xö. 6L. *. %s.f"* JU. J-j^jfyjr. ti-. :?ßs.,ä-. ö. S». '¦^j?Ax&£ ? "\V~-»l~r 'i:. H. jp^rjj^ yj^jj ij^?-. "^ojj-. &. mm P^r-:^i. r.?j*. Bk,. mmmm. 5p*. ^^äf*V £= Dir eingezeichneten. Curoen.. t. Isobaren.) verbinden die Orte mit uleirJicm. i. auf das Meeresnioeau redncirlem). Barometerstände. Ziffern geben die Temperatur. Die eingeschriebenen Die. Windrichtung wird durch. die. - Orkan. Windstille.. 0. bedeutet. o. klar oder ganz leicht bewölkt.. durch die Befiederung. :. if.. 4. bewölkt. oo. 128. 8. Regen. Schnee. Gewitter Nebel. bedeckt.. Abb.. ganzen Graden nach Celsius.. lfeile, uagnleiilcl .dir Windstärke nacli der halben Beaufort.- Scala (uuiLo. 0. in. dunstig .neblig.. Wetterkarte der Schweizerischen Meteorologischen Centralanstalt. in. Zürich vom 5.10.1880..

(8) Literatur BERGHAUS, H. (1838): Dr.Heinrich Berghaus'Physikalischer Atlas oder Sammlung von Karten, auf denen die hauptsäch¬ lichsten Erscheinungen der anorganischen und organi¬ schen Naturnachihrergeographischen Verbreitung undVerteilung dargestellt sind, Gotha. BRANDES, H.W. (1820): Beiträge zur Witterungskunde, Unter¬ suchungen über den mittleren Gang der Wärme-Änderun¬ gen durchs ganze Jahr; über gleichzeitige Witterungs-Ereig¬ nisse in weit voneinander entfernten Weltgegenden..., Leip¬ zig.. Dissertatio physica de repentinis vapressione atmosphaerae observatis, Lipsiae. BRANDES,. H.W. (1826):. riationibus. in. (Leipzig). BRUSH,S.G.&H.E.LANDSBERG (1985):The HistoryofGeophysics and Meteorology, An Annotated Bibliography. In: Bibliographies of the History of Science and Technology, Vol. 7, New York/London.. HILDEBRANDSSON, H.H. & DE L. TEISSERENC DE BORT (18981907): Les Bases de la Meteorologie Dynamique, Historique Etat des nos Connaissances (l-VII), Paris.. HUMBOLDT,A.,VON(1817):Surles lignes istolhermes,parA. Humboldt (Extrait). In: Annales de chimie et de physique, 5. de. (1817) 102-111, Karte zit. nach. turangabe. zwischen Seite 112 und 113, Paris. Litera¬ ROBINSON & WALLIS (1967,122).. KAEMTZ, L.F (1832-1836): Lehrbuch der Meteorologie, Bände, Leipzig.. 3. KUTZBACH, G. (1979): The Thermal History of Cyclones, A History of Meteorological Thought in the Nineteenth Century, Boston. LOOMIS, E. (1841): On the Storm which was experienced throughout the United States about the 20th of December, 1836. ln:Transactions ofthe American Philosophical Society, 7(1841)125-163 mit Tafel. LOOMIS, E. (1846): On the Storm which was experienced throughout the United States of America, in the month of February, 1842. In: Transactions of the American Philosophi¬. ESPY, J.P. (1841):The Philosophy of Storms.. cal Society,. FORBES.J. (1836) (übers, von W.Mahlmann): Abriß einerGeschichte der neueren Fortschritte und des gegenwärtigen Zustandes der Meteorologie, Berlin.. MIDDLETON,W.E.K. (1969): Invention ofthe Meteorological Instruments, Baltimore.. Trade Winds, HALLEY, (1688): An historical Account and Monsoons, observable in the Seas between and near the Tropics, with an attempt to assign the Phisical cause ofthe said Winds. In: Philosophical Transactions of the Royal So¬ ciety, No. 183 (1688) 153-168, London. E.. of the. HALLEY, E. (1701): Tabula Nautica, London. Reprint MANN (1895).. in. HELL¬. HARRINGTON, M.W. (1895): History of the Wheather Map. In: Report of the international meteorological Congress, Chi¬ cago III., Aug. 21-24,1893, Part II, pp.326-335,Washington. HELLMANN, G. (1895) (Hrsg.): Die ältesten Karten der Isogonen, Isoklinen, Isodynamen. In: Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus No. 4, Berlin. HELLMANN, G. (1897) (Hrsg.): Meteorologische Karten. In: Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus No. 8, Berlin.. 9. (1846) 161-184 mit Tafel.. REDFIELD, WILLIAM C. (1843): Observations on the storm of December 15,1839. In: Transactions of the American Philo¬ sophical Society, 8 (1843) 77-80.. ROBINSON, A.H. & H.M. WALLIS (1967): Humboldt's Map Isothermal Lines: A Milestone in Thematic Cartography. The Cartographie Journal, 4 (1967) 119-123.. of In:. ROBINSON, A.H. (1982): Early Thematic Mapping in the History of Cartography, Chicago/London. SCULTETUS.H.R. (1943): Die erste Wetterkarte.ln: Meteorolo¬ gische Zeitschrift, 60 (1943,10) 356-359. SCHWEIZERISCHE METEOROLOGISCHE CENTRALANSTALT (1880): Wetterberichte der Schweizerischen Meteoro¬ logischen Centralanstalt in Zürich, vom 5.10.1880. SYMONS, G.J. (1896): Scientific Wheather Forecasting. In: Science Progress N.S., (1896) 1-12. 1. WILHELMY,. H.. (1981):. Stichwörterbücher,. in 3. Kartographie in Stichworten, Hirt's Teilen, 4., überarbeitete Auflage, Kiel.. 129.

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