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Ehrendoktorwuerde fuer Józef Szajna (Universitaet Oldenburg)
Detlef Hoffmann Presseerklaerung
Am 4. Dezember 2002 erhaelt der polnische Regisseur, Buehnenbildner und bildende Kuenstler Józef Szajna von der Carl von Ossietzky Universitaet in Oldenburg die Ehrendoktorwuerde fuer seine kuenstlerischen Beitraege zur Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts. Der am 13. Maerz 1922 in Rzeszów geborene Józef Szajna ist einer der bekanntesten Kuenstler Polens. Im September 1939 verlaesst er die Schule, geht zur polnischen Armee, nach deren Niederlage in den Widerstand. Auf der Flucht nimmt der ungarische Grenzschutz ihn fest, schiebt ihn in die Slowakei ab. Die Slowaken liefern ihn an die Gestapo in Suedpolen aus. Nach einer kurzen Zeit im Gefaengnis in Tarnów wird er am 25. Juli 1941 ins Konzentrationslager Auschwitz
eingeliefert, am 21. Januar 1944 von dort in das Konzentrationslager Buchenwald ueberstellt, wo er zuerst im Steinbruch, dann ab Mitte 1944 im Aussenlager Schoenebeck arbeiten muss. Am 11. April 1945 gelingt ihm die Flucht von einem Todesmarsch und die Rettung zu den amerikanischen Truppen.
In Haaren an der Ems, das damals polnische Besatzungszone unter dem Namen Mackov war, schliesst er seine Schulzeit mit dem Abitur ab. Nach seiner
Rueckkehr nach Polen sagt er im November 1947 als Zeuge im Prozess gegen 40 angeklagte Funktionstraeger des KZ Auschwitz aus.
1947 bis 1953 studiert er an der Akademie der schoenen Kuenste in Krakau.
1952 erhaelt er sein Diplom fuer Grafik, 1953 das als Buehnenbildner. Nach einer Taetigkeit als Lehrkraft an der Kunstakademie in Krakau wird er 1955 bis 1966 Buehnenbildner, danach kuenstlerischer Leiter am "Teatr Ludowy" in Nowa Huta. Von 1966 bis 1971 arbeitet er als Regisseur an Theatern in Polen und im Ausland. 1972 wird Józef Szajna Professor an der Akademie der schoenen Kuenste, hier richtet er ein Aufbaustudium "Buehnenbild" ein.
Gleichzeitig ist er Direktor des "Teatr Klascyzny" in Warschau, das er in die "Theater-Galerie-Studio", 1980 in das Kunstzentrum "Studio" (Centrum Sztuki Studio) umwandelt. Die Umwandlung des Theaters in ein Kunstzentrum ist typisch fuer die Arbeit Szajnas, der niemals die Grenzen der
ueberlieferten Kunstgattungen beachtet. Bis 1981 bleibt er Leiter dieser Institution.
Mit der Verleihung der Ehrendoktorwuerde an Józef Szajna verweist der Fachbereich 2 auf die Vergleichbarkeit von kuenstlerischer und
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wissenschaftlicher Leistung, die manchmal kaum zu trennen sind. Józef Szajna verdient diese Anerkennung in besonderem Masse, weil er immer wieder nicht nur die Grenzen zwischen den einzelnen Kuensten ueberschritten hat, sondern auch mit seinen grossen Gesamtkunstwerken "Reminiszenzen" und "Replika" das kollektive Gedaechtnis an die deutschen Verbrechen im 2. Weltkrieg und die Leiden in den Konzentrationslagern entscheidend beeinflusste. Er arbeitete an einer allgemein zugaenglichen Symbolisierung des Systems Auschwitz, dass er dabei den bildlichen Bewaeltigungsstrategien religioeser und politischer Systeme widersteht und aus dem im System Auschwitz hergestellten Material Praegnanzbildungen entwickelt, ist seine besondere Leistung. Ein solcher Beitrag ist durchaus einer wissenschaftlich-textlichen Bedeutungsgenerierung gleich zu setzen.
Józef Szajna wurde im Maerz dieses Jahres zu seinem 80. Geburtstag in Polen in mehreren Ausstellungen und Ehrungen gefeiert. Gleichzeitig mit der
Verleihung der Ehrendoktorwuerde in Oldenburg erscheint das von Ingrid Scheurmann und Volkhard Knigge herausgegebene repraesentative Buch "Józef Szajna Kunst und Theater". Es wird in Berlin und Bonn ebenfalls Anfang
Dezember vorgestellt werden.
Quellennachweis:
ANN: Ehrendoktorwuerde fuer Józef Szajna (Universitaet Oldenburg). In: ArtHist.net, 14.11.2002. Letzter Zugriff 27.02.2022. <https://arthist.net/archive/25312>.