Anhang A - Vektorraum-Konstruktionen 1
Anhang A - Vektorraum-Konstruktionen
Sei E ein k-Vektorraum, M ⊂ E eine Teilmenge. Dann versteht man unter dem von M aufgespannten Unterraum die Menge aller endlichen Linearkombinationen X
i
α i x i mit α i ∈ k und x i ∈ M . Die Menge M heißt eine Basis von E, falls je endlich viele Elemente von M linear unabh¨ angig sind und E von M aufgespannt wird.
E 1 , . . . , E k seien Untervektorr¨ aume von E. Besitzt jedes Element x ∈ E eine Dar- stellung x = x 1 + · · · + x k mit x i ∈ E i , so schreibt man:
E = E 1 + · · · + E k (E ist Summe der E i ).
Man nennt die Summe direkt, falls gilt:
E i ∩ ( X
k6=i
E k ) = {0}, f¨ ur alle i.
Man schreibt dann:
E = E 1 ⊕ . . . ⊕ E k oder E =
k
M
i=1
E i .
Sei (E ι ) ι∈I eine beliebige Familie von k-Vektorr¨ aumen. Die (¨ außere) direkte Summe der E ι ist der k-Vektorraum M
ι∈I
E ι aller Familien (x ι ) ι∈I mit der Eigenschaft, dass x ι immer in E ι liegt und x ι 6= 0 nur f¨ ur endlich viele ι ∈ I gilt. Die Addition und die Multiplikation mit Skalaren erfolgt komponentenweise.
Sei E ein k-Vektorraum und U ⊂ E ein Unterraum. Zwei Elemente x, y ∈ E heißen kongruent modulo U (in Zeichen: x ≡ y mod U ), falls x − y ∈ U ist. Das ist offensichtlich eine ¨ Aquivalenzrelation, und es gilt:
{x ∈ E : x ≡ y mod U } = y + U = {y + u : u ∈ U}.
Man nennt y + U einen affinen Unterraum oder eine Nebenklasse. Anschaulich handelt es sich um den zu U parallelen Raum durch y. Die Menge
E/U = {y + U : y ∈ E}
nennt man den Quotientenraum von E modulo U . Er tr¨ agt auf nat¨ urliche Weise die Struktur eines k-Vektorraumes:
(x + U ) + (y + U ) := (x + y) + U, α(x + U ) := αx + U.
Man muss zeigen, dass dies wohl-definiert ist. Ist x 1 ≡ x 2 mod U und y 1 ≡ y 2
mod U, so ist x 1 − x 2 ∈ U und y 1 − y 2 ∈ U , also auch (x 1 + y 1 ) − (x 2 + y 2 ) =
(x 1 − x 2 ) + (y 1 − y 2 ) ∈ U , d.h. x 1 + y 1 ≡ x 2 + y 2 mod U .
2 Anhang A - Vektorraum-Konstruktionen
Und analog: Ist x 1 ≡ x 2 mod U und α ∈ k, so ist αx 1 − αx 2 = α(x 1 − x 2 ) ∈ U, also αx 1 ≡ αx 2 mod U .
Die Abbildung q : E → E/U mit q(x) := x + U nennt man Restklassen-Abbildung oder kanonische Projektion. Sie ist linear und surjektiv.
A.1 Satz. Ist F ein k-Vektorraum und f : E → F eine lineare Abbildung mit U ⊂ Ker(f), so gibt es genau eine lineare Abbildung f b : E/U → W mit f b ◦ q = f . Beweis: Weil q surjektiv ist, ist f b durch die Gleichung f b ◦ q = f eindeutig festgelegt. Man setzt f(x b + U ) := f (x). Wegen der Bedingung U ⊂ Ker(f ) ist f b wohl-definiert. Der Nachweis der Linearit¨ at ist trivial.
Insbesondere folgt:
Ist f : E → F eine lineare Abbildung, so wird ein Isomorphismus f : E/ Ker(f) → Im(f)
induziert, mit f (x + Ker(f )) := f (x).
Anhang B - Analysis in Vektorr¨ aumen 3
Anhang B - Analysis in Vektorr¨ aumen
Es seien E und F endlich-dimensionale k-Vektorr¨ aume (mit k = R oder = C ), B ⊂ E offen, x 0 ∈ B ein Punkt. Eine Funktion f : B → F heißt differenzierbar in x 0 , falls es eine Abbildung L : B → Hom k (E, F ) gibt, so dass gilt:
1. L ist stetig in x 0 .
2. f(x) = f(x 0 ) + L(x)(x − x 0 ) f¨ ur x ∈ B .
Die eindeutig bestimmte lineare Abbildung f 0 (x 0 ) := L(x 0 ) ∈ Hom k (E, F ) heißt die Ableitung von f in x 0 .
Ist E = k n und F = k m , so wird f 0 (x 0 ) durch eine Matrix A ∈ M m,n (k) gegeben, mit
f 0 (x 0 )(v) = v · A > .
Man nennt die Matrix J f (x 0 ) := A die Jacobi-Matrix von f in x 0 . Ist {e 1 , . . . , e n } die Standard-Basis von k n , so ist
f (x 0 + te i ) − f(x 0 ) = L(x 0 + te i )(te i ),
also ∂f
∂x i (x 0 ) = lim
t→0
f(x 0 + te i ) − f(x 0 )
t = f 0 (x 0 )(e i ) = e i · J f (x 0 ) > . Damit ist die partielle Ableitung
∂f
∂x i (x 0 ) >
die i-te Spalte von J f (x 0 ).
Ist F = k, so ist f 0 (x 0 ) eine Linearform. Ist außerdem E = k n , so besteht die Jacobi-Matrix nur aus einer Zeile, dem Gradienten ∇f (x 0 ).
f heißt stetig differenzierbar auf B, falls f in jedem Punkt von B differenzierbar und die Funktion f 0 : B → Hom k (E, F ) stetig ist. Ist f auf B stetig differenzierbar und die abgeleitete Funktion f 0 in x 0 ∈ B ein weiteres Mal differenzierbar, so heißt f 00 (x 0 ) := (f 0 ) 0 (x 0 ) ∈ Hom k (E, Hom k (E, F )) ∼ = L 2 (E, E; F ) die zweite Ableitung von f in x 0 . Die zugeh¨ orige Bilinearform ist symmetrisch. Im Falle E = k n und F = k wird sie durch die Hesse-Matrix beschrieben:
f 00 (x 0 )(v, w) = v · Hess f (x 0 ) · w > .
Analog werden h¨ ohere Ableitungen erkl¨ art. Mit C p (B, F ) wird die Menge der p-mal stetig differenzierbaren Funktionen f : B → F bezeichnet. Im Falle k = C nennt man die differenzierbaren Funktionen auch holomorph. Wie in der Funktionentheo- rie einer komplexen Ver¨ anderlichen folgt aus der einmaligen (stetigen) komplexen Differenzierbarkeit einer Funktion, dass sie sogar beliebig oft komplex differenzier- bar ist. Mit O (B, F ) bezeichnet man die Menge aller holomorphen Funktionen von B nach F .
Die meisten aus der Differentialrechnung bekannten S¨ atze lassen sich ¨ ubertragen:
4 Anhang B - Analysis in Vektorr¨ aumen
B.1 Ableitung linearer Abbildungen. Ist f : E → F eine k-lineare Abbil- dung, so ist f ¨ uberall differenzierbar und f 0 (x) = f in jedem Punkt x ∈ E.
B.2 Kettenregel. Ist U ⊂ E offen, V ⊂ F offen, x 0 ∈ U , f : U → F diffe- renzierbar in x 0 , f(U ) ⊂ V und g : V → G (mit einem weiteren k-Vektorraum G) differenzierbar in f (x 0 ), so ist g ◦ f : U → G differenzierbar in x 0 , und es gilt:
(g ◦ f) 0 (x 0 ) = g 0 (f(x 0 )) ◦ f 0 (x 0 ) ∈ Hom k (E, G).
Ist E = k, F = k n und G = k, so ist (g ◦ f ) 0 (t 0 ) = ∇g(f(t 0 )) · f 0 (t 0 ).
B.3 Produktregel. f, g : U → F seien differenzierbar in x 0 und b : F × F → G sei bilinear. Dann ist auch b ◦ (f, g) : U → G differenzierbar in x 0 , und es gilt:
(b ◦ (f, g)) 0 (x 0 )(v) = b(f (x 0 ), g 0 (x 0 )(v )) + b(f 0 (x 0 )(v ), g(x 0 )).
Diese Formel liefert z.B. Ableitungsregeln f¨ ur das gew¨ ohnliche Produkt, das Skalar- produkt und das Vektorprodukt, aber auch f¨ ur die Produkte in beliebigen endlich- dimensionalen k-Algebren.
B.4 Umkehrsatz. Sei U ⊂ E offen, f : U → E stetig differenzierbar und f 0 (x 0 ) ∈ End k (E) ein Isomorphismus. Dann gibt es Umgebungen V (x 0 ) ⊂ U und W (f(x 0 )) ⊂ E, so dass f : V → W ein Diffeomorphismus ist, also bijektiv mit stetig differenzierbarer Umkehrabbildung, und (f −1 ) 0 (y 0 ) = f 0 (x 0 ) −1 .
Beispiel.
Sei V ein endlich-dimensionaler k-Vektorraum und E := End k (V ). Dann ist G := Aut k (V ) eine offene Teilmenge von E. Die Abbildung j : G → E sei definiert durch j (g ) := g −1 . Man kann zeigen, dass j ein Diffeomorphismus von G nach G ist. Außerdem ist µ : E × E → E mit µ(f, g) := f ◦ g bilinear, und µ(g, j (g)) ≡ id V auf G. Daraus folgt:
0 = (µ ◦ (id E , j)) 0 (g 0 )(f ) = µ ◦ (g 0 , j 0 (g 0 )(f )) + µ ◦ (f, j(g 0 )), also j 0 (g 0 )(f) = −g 0 −1 ◦ f ◦ g 0 −1 .
B.5 Satz ¨ uber implizite Funktionen. Seien U ⊂ E und V ⊂ F offene
Teilmengen und f : U ×V → F eine stetig differenzierbare Funktion. Es sei (a, b) ∈
U ×V , die Ableitung der Funktion x 7→ f (x, b) in x = a sei mit D 1 f(a, b) bezeichnet,
die Ableitung der Funktion y 7→ f (a, y) in y = b mit D 2 f(a, b).
Anhang B - Analysis in Vektorr¨ aumen 5
Ist f(a, b) = 0 und D 2 f(a, b) ∈ End k (F ) ein Isomorphismus, so gibt es eine Um- gebung U 0 (a) ⊂ U und eine stetig differenzierbare Funktion g : U 0 → V mit
g(a) = b und f(x, g(x)) ≡ 0 auf U 0 . Außerdem gilt:
g 0 (x 0 ) = −D 2 f (x 0 , g(x 0 )) −1 ◦ D 1 f(x 0 , g(x 0 )).
Im Rest dieses Abschnittes sei k = R .
Ist I ⊂ R ein offenes Intervall mit 0 ∈ I und U ⊂ E offen, so bezeichnet man eine differenzierbare Abbildung f : I × U → E als ein zeitabh¨ angiges Vektorfeld.
Eine Integralkurve mit Anfangswert x 0 ∈ U f¨ ur f ist eine differenzierbare Kurve α : I 0 → U , so dass gilt:
1. I 0 ⊂ I ist ein offenes Intervall mit 0 ∈ I 0 . 2. α(0) = x 0 .
3. α 0 (t) = f (t, α(t)) f¨ ur t ∈ I 0 .
Man bezeichnet α auch als L¨ osung der DGL y 0 = f (t, y).
Ein lokaler Fluss f¨ ur f in x 0 ist eine differenzierbare Abbildung Φ : I 0 × U 0 → E, so dass U 0 eine offene Umgebung von x 0 ist und außerdem gilt:
1. F¨ ur jedes x ∈ U 0 ist Φ x (t) := Φ(t, x) eine Integralkurve f¨ ur f.
2. Es ist stets Φ(0, x) = x.
Aus dem lokalen Existenz- und Eindeutigkeitssatz f¨ ur DGLn folgt, dass es lokal immer einen (eindeutig bestimmten) Fluss gibt.
Ein Spezialfall sind die linearen Systeme mit konstanten Koeffizienten: y 0 = A(y), mit A ∈ End(E ). Dann ist e A = P ∞
ν=0 1
ν! A ν ∈ Aut(E), t 7→ e tA differenzierbar auf R (mit dt d (e tA ) = A · e tA = e tA · A) und e X+Y = e X · e Y , sofern XY = Y X ist. Durch Φ(t, x) := e tA · x wird ein globaler Fluss f¨ ur das Vektorfeld f (x) = A(x) gegeben.
Nach dem Satz von Liouville erf¨ ullt die Wronski-Determinante W (t) := det(e tA ) die DGL y 0 = Spur(A) · y, es ist also (log ◦W ) 0 (t) = Spur(A). Daraus folgt:
det(e tA ) = W (t) = exp(
Z t 0
Spur(A) ds) = e t·Spur(A) .
6 Anhang C - Differenzierbare Mannigfaltigkeiten
Anhang C - Differenzierbare Mannigfaltigkeiten
Sei X ein Hausdorff-Raum und E ein n-dimensionaler k-Vektorraum. Eine Kar- te (U, ϕ) f¨ ur X in E besteht aus einer offenen Teilmenge U ⊂ X und einem Hom¨ oomorphismus ϕ : U → W auf eine offene Teilmenge W ⊂ E.
Definition.
Ein differenzierbarer Atlas (mit Modellraum E) f¨ ur X ist eine Familie A = (U i , ϕ i ) i∈I von Karten (U i , ϕ i ) f¨ ur X in E mit folgenden Eigenschaften:
1. Die U i uberdecken ¨ X, d.h., es ist [
i∈I
U i = X.
2. Die Karten sind paarweise differenzierbar vertr¨ aglich, d.h., f¨ ur i, j ∈ I ist U i ∩ U j = ∅ oder
ϕ i ◦ ϕ −1 j : ϕ j (U i ∩ U j ) → ϕ i (U i ∩ U j )
ist eine differenzierbare Abbildung. Dabei soll hier im Falle k = R unter
” differenzierbar“ stets C ∞ verstanden werden, im Falle k = C ” holomorph“.
Sind (X, A ) und (Y, B ) zwei Hausdorffr¨ aume mit differenzierbaren Atlanten, so nennt man eine Abbildung f : X → Y differenzierbar (bez¨ uglich der gegebenen Atlanten), falls f¨ ur Karten (U, ϕ) ∈ A und (V, ψ) ∈ B stets ψ ◦ f ◦ ϕ −1 diffe- renzierbar ist, sofern diese Abbildung einen nicht-leeren Definitionsbereich besitzt.
Der K¨ orper k soll stets mit dem trivialen Atlas A k = {(k, id k )} versehen werden.
Eine differenzierbare Abbildung von (X, A ) nach (k, A k ) nennt man auch eine differenzierbare Funktion (bzw. im Falle k = C eine holomorphe Funktion) auf X.
Zwei Atlanten A 1 und A 2 f¨ ur X heißen ¨ aquivalent, falls id X : X → X bez¨ uglich der Atlanten in beiden Richtungen differenzierbar ist. Eine differenzierbare Struktur auf X ist eine ¨ Aquivalenzklasse von Atlanten f¨ ur X.
Definition.
Eine differenzierbare (bzw. im Falle k = C eine komplexe ) Mannigfaltigkeit ist ein Hausdorffraum, zusammen mit einer differenzierbaren Struktur. Ist E der Modellraum und dim k (E) = n, so spricht man von einer n-dimensionalen Man- nigfaltigkeit.
Beispiele.
1. Ist B ⊂ E offene Menge eines n-dimensionalen k-Vektorraumes, so wird B mit dem trivialen Atlas (B, id B ) zu einer n-dimensionalen Mannigfaltigkeit.
2. Sei E ein n-dimensionaler k-Vektorraum, B ⊂ E offen und f : B → F
differenzierbar, q := dim k (F ) < n. Ist X := f −1 (0) 6= ∅ und rg(f 0 (x)) = q
f¨ ur alle x ∈ X, so kann man X wie folgt mit einer differenzierbaren Struktur
versehen:
Anhang C - Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 7
Sei x 0 ∈ X, K := Ker(f 0 (x 0 )) ⊂ E und L ⊂ E ein
” Komplement¨ arraum“
zu K, so dass E = K ⊕ L ist. Dann ist dim k (L) = n − dim k (Ker(f 0 (x 0 ))) = dim k (Im(f 0 (x 0 ))) = rg(f 0 (x 0 )) = q = dim k (F ). Weil Ker(f 0 (x 0 )| L ) = {0} ist, induziert f 0 (x 0 ) einen Isomorphismus D 2 f (x 0 ) : L → F .
Sei x 0 = x 0 0 + x 00 0 , mit x 0 0 ∈ K und x 00 0 ∈ L. Nach dem Satz ¨ uber implizite Funktionen gibt es eine offene Umgebung U (x 0 0 ) ⊂ K , eine offene Umgebung V (x 00 0 ) ⊂ L und eine differenzierbare Funktion g : U → V , so dass f (x 0 + g(x 0 )) ≡ 0 f¨ ur x 0 ∈ U ist.
Sei f b : U × V → K × F definiert durch f b (x 0 , x 00 ) := (x 0 , f(x 0 + x 00 )). Dann ist f b 0 (x 0 0 , x 00 0 ) = (pr 1 , D 1 f (x 0 ) ◦ pr 1 + D 2 f (x 0 ) ◦ pr 2 ) : K × L → K × F ein Iso- morphismus mit Umkehrabbildung (v, w) 7→ (v, D 2 f (x 0 ) −1 (w −D 1 f(x 0 )(v))).
Also ist f b ein lokaler Diffeomorphismus und aus der Gleichung f(x 0 + x 00 ) = 0 kann x 00 = pr 2 ◦ f b −1 (x 0 , 0) eindeutig bestimmt werden. Also muss dann x 00 = g(x 0 ) sein.
Durch ϕ(x 0 +x 00 ) := x 0 wird somit ein Hom¨ oomorphismus ϕ : (U ×V )∩X → U gestiftet, mit ϕ −1 (x 0 ) = (x 0 , g(x 0 )). Das ist eine Karte f¨ ur X in K. Man kann leicht zeigen, dass zwei solche Karten miteinander differenzierbar vertr¨ aglich sind. So wird X zu einer (n − q)-dimensionalen (Unter-)Mannigfaltigkeit.
Sei z.B. f : R n → R definiert durch f (x) := x · x > − 1. Dann ist f 0 (x 0 )(v) = 2x 0 · v > f¨ ur x 0 ∈ f −1 (0) eine nicht verschwindende Linearform, hat also den Rang 1. Damit ist
S −1 = {x ∈ R n : x · x > = 1}
eine (n − 1)-dimensionale Untermannigfaltigkeit, die sogenannte (n − 1)- Sph¨ are.
3. Sei jetzt E ein (n + 1)-dimensionaler k-Vektorraum, versehen mit einem (im Falle k = R euklidischen und im Falle k = C hermiteschen) Skalaprodukt
<. . . , . . .>.
Die Menge P (E) aller 1-dimensionalen k-Untervektorr¨ aume L ⊂ E nennt man den projektiven Raum von E. Die Abbildung π : E \ {0} → P (E) heißt die kanonische Projektion. Eine Teilmenge U ⊂ P (E) wird offen genannt, falls π −1 (U ) offen in E \ {0} ist. Man kann nachrechnen, dass dies die
” feinste“
Topologie auf P (E) ergibt, f¨ ur die π stetig ist.
Karten f¨ ur P (E) erh¨ alt man folgendermaßen: Ist L 0 ⊂ E eine feste Gerade
und H 0 := L ⊥ 0 die dazu orthogonale Hyperebene, so ist U 0 := {L ∈ P (E) :
E = L ⊕ H 0 } eine offene Umgebung von L 0 , denn π −1 (U 0 ) ist die Vereinigung
aller Geraden L (ohne den Nullpunkt) mit L ∩ H 0 = {0}, also die offene
Menge E \ H 0 . Jede Gerade L ∈ U ist auf eindeutige Weise der Graph einer
linearen Abbildung f L : L 0 → H 0 in L 0 ⊕ H 0 = E. Durch ϕ 0 : L 7→ f L
8 Anhang C - Differenzierbare Mannigfaltigkeiten
wird eine Karte f¨ ur P (E) in Hom k (L 0 , H 0 ) ∼ = H 0 ∼ = k n definiert. Ist n¨ amlich L 0 = ke 0 und {a 1 , . . . , a n } eine Basis von H 0 , so ist f L festgelegt durch f L (e 0 ) = x 1 (L)a 1 + · · · + x n (L)a n , und damit ϕ(L) = (x 1 (L), . . . , x n (L)).
Ist speziell E = k n+1 , so schreiben wir P n (k) an Stelle von P (k n+1 ) und (x 0 : x 1 : . . . : x n ) an Stelle von π(x 0 , . . . , x n ). Die x i heißen die homo- genen Koordinaten des entsprechenden Punktes im projektiven Raum. Mit x 0 , x 1 , . . . , x n sind auch λx 0 , λx 1 , . . . , λx n homogene Koordinaten des gleichen Punktes. Ist in diesem Falle L 0 = ke i = (0 : . . . : 1 : . . . : 0) (mit einer 1 an der i-ten Stelle), so ist L ⊥ 0 = {x = (x 0 , x 1 , . . . , x n ) : x i = 0} und wir erhalten als Umgebung von π(e i ) die Menge
U i = {(x 0 : . . . : x n ) : x i 6= 0}.
Jede Gerade L = kx ⊂ k n+1 , die – als Element des projektiven Raumes – zu U i geh¨ ort, ist Graph einer linearen Abbildung f L : L 0 → L ⊥ 0 , und die Karte ϕ i : U i → k n ist nach der obigen Konstruktion wie folgt gegeben: Ist ι i : k n → k n+1 definiert durch ι i (w 1 , . . . , w n ) := (w 1 , . . . , w i , 0, w i+1 , . . . , w n ), so gibt es zu x ein λ ∈ k mit λx = e i + ι i (ϕ i (π(x))). Im Falle i = 0 bedeutet das z.B.
λ(x 0 , x 1 , . . . , x n ) = (1, w 1 , . . . , w n ) und ϕ 0 (x 0 : . . . : x n ) = ( x x
10
, . . . , x x
n0