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in der gesprochenen Sprache

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Christine Gohl und Susanne Günthner

Abstract

This study focuses on the use of weil in everyday German conversations. In present day German weil, which has traditionally been described as a subordinating and - in more recent studies - as a coordinating conjunction, takes on particular functions on the level of

^ discourse organization. Speakers tend to use weil as a Discourse marker'. Hereby, weil lf)ses characteristics which the conjunction weil has had: neither does it connect two sjyntagmatic units on the level of clause^combing, nor does it create or display a causal Connection between two units. Its cohesive force, though, is maintained and used in the arious discourse-organizational functions, in order to mark important transition points

the ongoing flow of discourse.

The reanalysis of weil as a discourse marker is discussed in the light of granuxiaticalisa- on theory. We will agrue that the synchronic variants of weil, i.e. wed as a subordinating onjunction, as a coordinating conjunction and as a discourse marker, can be arranged on cüne, at one end of which is the semantically fuller and syntactically more variable iibordinating conjunction, at the other end the semantically bleached, syntactically fixed id pragmatically enriched discourse marker weil. At the same time other typical features f grammaticalization are missing: scope reduction, loss of autonomy, etc.

These results shed light on the complex nature of grammaticalization, above all with regard to spoken language phenomena.

I. Einleitung

Fragen der Verbzweitstellung in wetf-Sätzen waren in den letzten Jahren vermehrt Thema zahlreicher Arbeiten zur Syntax der deutschen Gegenwarts- sprache (u.a. Gaumann 1983; Küper 1991; Schlobinski 1992; Günthner 1993, 1996; Keller 1993; Wegener 1993; Uhmann 1998; Pasch 1997; Scheutz 1998).

Dabei wurde verdeutlicht, daß die Verbstellungsvarianten (Verbend- bzw.

l Peter Auer, Elizabeth Couper-Kuhlen, Dagmar Barth, Renate Pasch, Susanne Uhmann sowie den anonymen Gutachter/innen danken wir ganz herzlich für ihre Kommentare zu früheren Versionen dieses Beitrags. Diese Arbeit ist in Zusammenhang mit dem Projekt „Adverbiale Satzverknüpfungskonstruktionen: Variation und Entwick- lung im englischen und deutschen Lexikon" des Sonderforschungsbereichs 471 an der Universität Konstanz entstanden.

Zeitschrift für Sprachwissenschaft 18.1 (1999), 39-75

© Vandeohoeck & Ruprecht, 1999 ISSN 0721-9067

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40 Christine Gohl und Susanne Günthner

Verbzweitstellung) in wi/ASätzen eng mit bestimmten Diskursfunktionen verbunden sind und die Konstruktionstypen unterschiedliche prosodische, semantische und pragmatische Merkmale aufweisen. Während syntaktische Integration (Endstellung des finiten Verbs) eine enge Anbindung zwischen den beiden Teilsätzen markiert und primär für faktische Kausalrelationen („des is besser, weil —s schneller is") verwendet wird, markiert syntaktische Nicht- Integration (Verbzweitstellung) eine lose Anbindung zwischen den beiden Teilsätzen und kontextualisiert zugleich den weiV-Satz als eigenständige Asser- tion. Folglich wird weil mit Verbzweitstellung häufig in Zusammenhang mit epistemischen („der hat sicher wieder gsoflen. (-) weil (.) sie läuft total deprimiert durch die Gegend/*) und sprechakt-bezogenen („warum kauft Ihr denn keine größeren Müslipäckchen. (.) weil (.) DIE reichen doch nirgends hin.") Kausalbe- Ziehungen verwendet.2

Zugleich veranschaulichten bisherige Analysen von wef/-Konstruktionen in authentischen Kommunikationssituationen, daß die Zuordnung von weil+Verbendstellung zur faktischen Kausalrelation bzw. weil+Verbzweitstel- lung zur epistemischen oder sprechakt-bezogenen Domäne nicht in allen Fällen gültig ist (u.a. Scheutz 1998), und daß ferner Konstruktionen auftreten, die in die oben genannten Kategorien der faktischen, epistemischen bzw. sprechakt- bezogenen Kausalbeziehungen nicht eingeordnet werden können. So finden sich einerseits >vez7-Konstruktionen mit Verbzweitstellung, die eine nur sehr lose kausale Verbindung zum vorherigen Syntagma aufweisen und nicht als Begrün*

dijng des vorausgehenden Teilsatzes zu interpretieren sind (u.a. Günthner 1993;

Scheutz 1998) und andererseits auch we77-Äußerungen, die keine Begründung für die Vorgängeräußenmg sondern für eine größere sequentielle Einheit einleiten, bzw. an Äußerungen anknüpfen, die bereits länger zurückliegen (Günthner 1996; Scheutz 1998). Darüber hinaus zeichnen sich Verwendungswei*·

sen von weil ab, die einem „koaversationellen Fortsetzungssignal" (Günthner 1993) nahekommen und eng mit der Redezugorganisation in Alltagskonversa- tionen verknüpft sind.

Im vorliegenden Beitrag wollen wir uns jenen Verwendungsweisen von weil in der gesprochenen Sprache widmen, in denen keine direkte kausale Beziehung zwischen dem weifcSaiz und dem Vorgängersyntagma vpfhanden ist und die Funktion von weil nicht länger die einer Konjunktion bzw. Subjunktion im traditionellen Sinne ist, sondern weil im Sinne eines diskursorgaiusierenden Elements verwendet wird,

Zunächst werden wir die unterschiedlichen Verwendungsweisen, die ein solches diskursorganisierendes weil hat, vorstellen, bevor wir dann die Frage

2 Zu den drei Vejwendungsweisen von because und ihrer Zuordnung zur ,content', ,epistemic' und ,speech-acf Domäne siehe Sweetser (1990). VgL in diesem Zusammenhang auch Küper (1991), Günthner (1993; 1996), Keller (1993), Wegener (1993) sowie Uhmann (1998).

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aufwerfen, inwiefern weil hierbei überhaupt noch die grammatische Funktion einer Konjunktion innehat. Anhand einer Diskussion formaler und funktionaler Merkmale von „discourse marker" werden wir verdeutlichen, daß der vorliegen- de Gebrauch von weil dem eines Diskursmarkers gleichkommt. Diese Weiterent- wicklung bzw. „Reanalyse" von weil als Diskursmarker soll schließlich in Zusammenhang mit Aspekten der Grammatikalisierung und insbesondere mit Fragen der Entwicklung von Diskursmarkern (Traugott 1995a) betrachtet werden. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die synchron in der gesprochenen Sprache vorhandenen Varianten von weil aus dem Blickwinkel

• der Grammatikalisierungstheorie erklärt werden können, bzw. ob die in der

; gesprochenen Sprache vorliegenden Funktionen von weil (als Diskursmarker) j als grammatikalisierte Weiterentwicklung der konjunktionalen Funktionen l betrachtet werden können.

| Die Struktur des Artikels spiegelt unsere Vorgehensweise wider: Zu Beginn j unserer Arbeit standen empirische Beobachtungen zum Gebrauch von weil.

Dann folgten Überlegungen hinsichtlich der Frage, ob weil aufgrund der festgestellten diskursorganisierenden Funktionen noch als Konjunktion be- zeichnet werden kann, oder ob es - in diesen nicht-konjunktionalen Verwen- dungsweisen - nicht einen Kategorienwechsel zum Diskursmarker durchlaufen hat. Infolge der Merkmale, die die Reanalyse selbst und ebenso das Produkt dieses Prozesses - weil als Diskursmarker - aufweisen, lag eine weiterführende Betrachtung unter dem Aspekt der Grammatikalisierung nahe.

Die vorliegende Analyse basiert auf informellen Gesprächen im Freundes- und Familienkreis sowie Beratungsgesprächen im Radio. Diese wurden in den f| Jahren 1983-1998 in Baden-Württemberg, Brandenburg und Thüringen auf

?S Band aufgezeichnet und ausschnittsweise transkribiert.3 Die sprachlichen.

J Varietäten reichen von Dialektvarianten bis zur Standardsprache.

2. Die Diskursfunktionen von weil

Eine genauere Analyse der Verwendungsweisen von weil und ihren Funktionen im vorliegenden Datenkorpus veranschaulicht, daß weil in der gesprochenen Sprache oft Funktionen übernimmt, die mit der Organisation des Diskurses zu tun haben.4 Es markiert wichtige Übergangsstellen zwischen verschiedenen Diskurseinheiten. Die Mehrzahl dieser diskursorganisierenden Verwendungen

3 Für die Bereitstellung des Datenmaterials BRANDENBURG und THÜRINGEN danken wir Thomas Luckmann und Jörg Bergmann. Unser Dank geht auch an Sandra Cattenberg für die Bereitstellung ihrer Daten.

4 Von 182 Verwendungen von weil in unseren Daten haben ca. 30 Verwendungen diskursorganisierende Funktion; weitere 10 Verwendungen weisen eine Funktion auf, die zwischen koordinierender Konjunktion und Diskursmarker anzusiedeln ist.

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42 Christine Gohl und Susanne Gönthner

lassen sich unter folgende funktionale Kategorien fassen: (i) Einleitung von Zusatzinformationen, (ii) Einleitung einer narrativcn Sequenz, (iii) Einleitung eines thematischen Wechsels und (iv) konversationelles Fortsetzungssignal.

2.1 Einleitung von Zusatzinformation

Im folgenden Gesprächsausschnitt unterhalten sich drei Familienmitglieder* über die Nachbarsfamilie. Marie beginnt in Zeile 04 mit der Erzählung einer Begebenheit, die sich im Haus der Nachbarn abgespielt hat, als sie dort zu Besuch war. Sie zitiert dabei ausführlich die Nachbarin (Z. 11-16). Das Pronomen dem in Zeile 01 bezieht sich auf den Mann der Nachbarin, der- zum Erstaunen von Marie - ab und zu für seine Familie kocht.

(1) Eßzimmer

01 Marie?: des hätt i dem doch nie nie zutraut.

02 gell, 03 (0.5)

04 Marie: na hat se gsagt,

05 we=weil die hän direkt nebrem Q neber der küche so a eßQzimmer gell-

06 wo also bloß so «schnellen wo se sich halt dauernd uffhaltet;

07 = die hän ja> im Wohnzimmer wird ja gar nie gesessen.

08 Cara: isch des so fein daß ma net [reinsitze derf,]

09 Fritz: [(desch bei uns bei uns immer no so.)]

10 Cara: ha sowas könnt i scho braucha.

11 Marie: [na hat se gsagt ha::: etzt - (.) ]

12 Fritz: [wies wies hier aufm land so üblich ist net,]

13 Marie: jetzt ganga ma nüber ins Wohnzimmer - 14 des muß ma ja ati amal benütze;

15 und der waiter der fängt jetzt na a: koclia - 16 na hemmer net den gruch und alles da:;

Die Redeeinleitung in Zeile 04 na hat se gsagt fungiert hier nicht als Bezugssatz für die darauffolgende mit weil eingeleitete Einheit, vielmehr wird mit weil ein Einschub eingeleitet, der vorab notwendige Information für das Verständnis der Erzählung liefert. Marie unterbricht den Erzählbeginn nach der Einleitung der Erzählsequen? (Z. 04). Erst in Zeile 11 nimmt sie die Erzählung wieder auf, nachdem vor allem Cara die Relevanz der über den Einschub gelieferten Information bestätigt, indem sie in Z@ile 08 eine interessierte Nachfrage und in Zeile 10 einen weiteren Kommentar zu dieser Information abgibt. Mit einer Wiederholung der Ankündigung einer Redewiedergabe na hat se gsagt knüpft Marie in Zeile 11 an ihre frühere Einleitung der Erzählung an und beginnt unmittelbar danach mit deni Zitieren der Nachbarin.

(5)

Der mit weil eingeleitete Einschub entfaltet sich hier also über mehrere redezugbildende Einheiten, ja sogar über mehrere Redebeiträge, die von unterschiedlichen Sprecherinnen produziert werden, Diese Einschubsequenz fallt aus der erzählten Welt heraus: Es wird eine allgemein gültige, nicht nur an die Zeit der Erzählung geknüpfte Information präsentiert, ohne die der Inhalt der darauffolgenden Erzählsequenz weniger nachvollziehbar bzw. weniger relevant wäre.

Betrachten wir ein weiteres Beispiel, in dem weil eine vergleichbare Funktion einnimmt:

(2) Überholen

01 Anna: du aber manche leut die sin ja schon,

02 i k' (.) i tapp da neulich bei uns an and haustür na - 03 ge-

04 und grad vor mir, 05 (—)

06 überhole sich zwei auto -

07 = weil desch ja da zweispurig bei uns vor der tür - 08 und der oi,

09 der der HU:: pt wie verrückt gell,

Auch hier wird eine Erzählung unterbrochen, um eine ergänzende Infotmation einzuschieben. Diese Hintergrundinformation (desch ja da zweispurig bei uns vor der tür) ist für das Verständnis der Erzählung relevant. Ebenso wie in Transkript (1) gehört die durch weil eingeleitete Einheit nicht in die erzählte Welt, sondern

*-: hat allgemeingültigen Status.

* Die eingeschobene Einheit ist jedoch erheblich kürzer als in Beispiel (1) und wird nicht interaktiv bestätigt. Doch wie im vorherigen Transkriptausschnitt begründet auch hier der nrcu-Satz nicht etwa den Inhalt oder die Aussage der ' vorausgehenden Äußerung. Die Zweispurigkeit ist nicht der Grund für das Überholen, sondern macht dieses vielmehr möglich. Als Bezug könnte man hier eine nicht explizit gemachte Proposition (etwa im Sinne von „und das ist möglich, weil...") annehmen:5 Der wetf-Satz begründet, warum es möglich ist, daß sich zwei Autos auf dieser Straße überholen können. Anders als im obigen Beispiel ist hier jedoch das begründende Element noch stärker vorhanden, wenn auch nicht an einer explizit realisierten Einheit festzumachen.

Die Notwendigkeit der Markierung solcher Einschübe liegt auf der Hand: Die Sprecher/innen machen hiermit deutlich, daß eine begonnene Erzählung vorübergehend unterbrochen wird, um eine andere Aktivität - die Präsentation von Zusatzinformation ~ einzuschieben. Dies kann theoretisch auf verschiedene Weisen geschehen, mit lexikalischen, syntaktischen oderprosodischen Mitteln.

5 Vgl. Günthner (1996), die zeigt, daß ^//-Konstruktionen durchaus auch an nicht explizit gemachte Propositionen anknüpfen können.

(6)

44 Christine Gohl und Susanne Günthner

Die Verwendung von weit ist in den beiden diskutierten Fällen keinesfalls obligatorisch. In Beispiel (1) hätte die Sprecherin durchaus auch Partikeln wie weisch, nämlich oder halt (letztere in anderen syntaktischen Positionen als weil) verwenden können. Dasselbe gilt für Beispiel (2). Auch das Weglassen von weil, bzw. eines lexikalischen Markieryngselementes generell, ist in beiden Fällen denkbar, wobei dann eine prosodische Markierung des Einschubes notwendig wäre. Interessanterweise findet sich in beiden Beispielen in der eingeschobenen Einheit jeweils eine Partikel (gell, Z. 05 in Transkript l und ja, Z. 07 in Transkript 2), die die Funktion übernimmt, an angeblich bekanntes, geteiltes Wissen zu appellieren und dies im aktuellen Gesprächskontext wieder aufzurufen.6

Weil leitet in den vorliegenden Gesprächsausschnitten also keinen Grund bzw. keine Begründung im inhaltlich-expliziten Sinne din, sondern liefert eine für den Fortlauf der Erzählung relevante Information, die erklärenden Charak- ter hat.7 Dabei wird es nicht länger konjunktional als Verknüpfung von zwei aufeinander folgenden Syntagmen verwendet, sondern als Mittel zur Verknüp- fung von Diskurseinheiten. Anders als die meisten Partikeln eignet sich weil in besonderem Maße, solche eingeschobenen Sequenzen einzuleiten, denn durch seine initiale Position kann es sofort signalisieren, daß das, was nun kommt, im weitesten Sinne erklärenden, erläuternden Charakter hat. Daß es sich jeweils um Einschübe handelt, die nicht zur erzählten Welt gehören und die relevante Zusatzinformation liefern, wird erst ijn Laufe der Entfaltung der über weil eingeleiteten Einheiten) deutlich, u.a. durch Tempusweohsel (wie in Transkript 1) und durch die jeweilige Semantik des Einschubs.

Neben der Möglichkeit, notwendige Zu§atzinfofmation in der Form eines Einschubs zu präsentieren, wird weil in unseren Daten auch verwendet, um eine solche Zusatzinformation zu erfragen: Der Erzählfluß wird unterbrochen, um die für die Fortführung der Erzählung notwendige Information zu erfragen.

Nachdem diese vona Gegenüber geliefert worden ist, setzt der erste Sprecher seine Erzählung fort. Folgender Transkriptauschnitt veranschaulicht diese Funktion, Thema des Gesprächs ist ein Interview, das ein bekannter deutscher Sportler auf einfer internationalen Pressekonferenz gegeben hat. Fritz bezieht

6 Die Partikel ja kann darüber hinaus eine kausale Beziehung signalisieren (Duden Grammatik 1984:693).

7 Siehe auch Küper (1991:137), der auf den „explikativen Gebrauch" von weil mit Verbzweitstellung eingeht. Allerdings handelt es sich bei seinen konstruiertet* Beispielen um die Explikation eines in der vorausgegangenen Äußerung verwendeten Ausdrucks.

Siehe außerdepi Mazeland (1995; 1996), der solche und ähnliche Phänomene unter dem Begriff ^inserted clarifications* behandelt. Mazeland zeigt anhand gesprochener Daten, wie jjdl. want ,weil/denne dazu verwendet wird, Einschübe einzuleiten. Aueh er stellt in seinen Untersuchungen fest, daß es notwendig ist, üb^r die Dreiteilung von Sweetser (1990) hinaus zu gehen, uun der ganzen funktionalen Bandbreite, die die beiden niederländischen Kausälkonjunktionen want und omdat aufweisen, in der Analyse gerecht zu werden.

(7)

sich dabei auf einen Kommentar, den Erik damals zu diesem Interview gegeben hat, kann sich jedoch zuerst nicht genau daran erinnern, von wem dieser Kommentar ursprünglich stammte. Diese, für den Fortgang der Erzählung und des Zitierens notwendige Information erfragt er ii Zeile 05.. Erst nach der Klärung dieser Frage in Zeile 07 durch Cara fahrt Fritz fort.

(3) Interview

01 Fritz: du des (-) [das muß ich - ] 02 ?: [( )]

03 Fritz: also des muß ich also auch ECHT sagen;

04 seine interVIEWS- 05 weil (-) wer war des;

06 du oder (-) oder erik.

07 Cara: «leise> erik.) 08 Fritz: hat gsagt;

09 warum muß der jetzt ä : h äh= äh englisch schwätze.

?j

All diesen Verwendungen ist gemein, daß weil nicht zwei Syntagmen verknüpft, sondern den - in den meisten Fällen deskriptiven - Inhalt der eingeschobenen Einheit, die es einleitet, als für den Fortlauf der Handlung relevant präsentiert

Weil trägt somit in diesen Fällen zur Strukturierung der Informationspxäsenta- tion und auch zur Kohäsion bei, indem es deutlich macht, daß die Einschübe zwar nicht über einen unmittelbar inhaltlichen Bezug an ihren Kotext gebunden sind, sich jedoch auf einer größeren Textebene auf ihre sequentielle Umgebung ,. J beziehen.

rJ°

**:

2.2 Einleitung einer narrativen Sequenz

Anders als in den bereits diskutierten Fällen fungiert weil in den vorliegenden

* Gesprächsausschnitten nicht als Einleitung von Einschüben in Erzählungen, sondern als Einleitung von Erzählungen oder kürzeren Erzählsequenzen.

Im folgenden Gesprächsausschnitt berichtet Nina von einer Autopanne.

(4) Autopanne

01 Nina: ohh ja des bei mir wars eigentlich ziemlich lustich;

02 weil also -

03 ich hatte mal ne Zeitlang n auto gehabt,

04 und dann ahm: hatt ich auf d : er autobahn ne panne, 05 un-d äh s ging echt nichts;

06 Iris: mhm,

07 Nina: mehr ne ganze elektrik war kaputt und so, 08 ohh und dann: äh,

09 ja halt notrufsäule ne,

(8)

46 Christine Gohl und Susanne Günthner 10 dann kam halt der adeahze an, 11 ohhnaja,

Die Bewertung in Zeile 01 verlangt hier nach einer Ausführung. Die Sprecherin muß erläutern, was lustich war, um die Projektion der Bewertung, die eine Erzählung ankündigt, zu erfüllen.8 Auch hier hat die Sequenz, die auf weil folgt, insofern erklärenden Charakter, als die Sprecherin mit der Ausführung der Geschichte deutlich macht, was sie lustich findet und natürlich, warum dies eine passende Bewertung für das nun geschilderte Ereignis ist.

Weil verbindet somit die kataphorische Äußerung in der ersten Zeile mit der Ausführung, die sie projiziert - allerdings nicht, indem die beiden Einheiten in eine direkte Begründungsrelation gestellt werden, sondern indem die zweite Einheit als Ausführung der ersten konstruiert wird. Auch hier 'wäre ein Weglassen des Konnektors möglich, zumal das auf weil folgende also in diesem Kontext eine ganz ähnliche, wenn nicht sogar dieselbe Funktion erfüllt.

Im nächsten Gesprächsausschnitt unterhalten sich vier Personen über mögliche negative Auswirkungen, die Alkohol auf die Gesundheit haben kann.

Dabei werden die hypothetischen Ratschläge von verschiedenen Ärzten ange- führt. Unmittelbar davor wurde die konkrete Ansicht vertreten: auf den tag verteilt vier hefeweizen reinigt die niere. Erik reagiert darauf in Zeile 01. Ab Zeile 12 berichtet Fritz von einem Gespräch, das er mit jemand anderem über einen Arzt - Doktor Heller - hatte.

(5) Gesundheit

01 Erik: des sacht vielleicht der nierendoktor wo selber fünf api tag kippt.

02 Cara: und der leberdoktor sagt nachher Ijahaha- 03 Fritz: ne,

04 was der sä :: gt -

05 und was er selber macht - 06 ist nämlich a unterschied.

07 woisch,

08 da bin ich nämlich so saumäßig neidappt.

09 (1.5)

10 Cara: «leise> warum?>

11 Fritz; «leise> weih (.)

12 na habe mers auch von de (ärzt) ghät, 13 vom rauchen und so weiter -

14 = und wie (—) wie gsund manche leben und äh wie ungsund manch andere,

8 Ford (1993:96) diskutiert ein ähnliches Beispiel aus dem Englischen, in deiji ''cause die Funktion übernimmt, nach it's interesting eine längere Elaboration in Form einer Geschichte einzuleiten; ft 's interesting verlangt aufgrund seines kataphorischen Status eine Ausführung dessen, was interessant ist. Auch in unseren Daten taucht diese Variante - weil als Einleitung einer Erzählung nach s' war interessant - auf.

(9)

((es folgt eine Nebensequenz mit ßmf Redebeiträgen zum Thema Zigaretten und Feuer.))

15 Fritz na han i gsagt - 16 fya -

17 ach so an (—) bewußt -

18 gesundheitsbewußt lebenden (.) arzt wie wir den doktor heller haben -

19 wem wir ja scho äh wahrscheinlich hier im ganzen umkreis nirgends finden.

20 der hat doch bloß auf seim Schreibtisch, 21 äh-

22 bloß säftle entweder apfelsaft oder oder oder orangensaft [stehn und so weiter -]

23 Erik: [der trinkt doch kaffee.]

24 Fritz: und na hat einer gsagt «geheimnisvoll> ja und was macht der mit dem wein,

25 wo so alle halb jähr mal kommt,)

26 und da a halber a halber ah a hänger wein abgeladen wird?

27 Cara: haja-

28 Fritz: da da hat mer mal im spaß gsagt - 29 ha des «affektiert) des is für die gaste.)

Dieses Beispiel veranschaulicht, daß auf eine warww-Frage durchaus auch weil mit Verbzweitstellung folgen kann, und zwar dann, wenn das, was folgt nicht nur 1 aus einem Syntagma besteht, wie dies bei konventionellen wanim-weä-Sequen- 1 zen in der Regel der Fall ist,9 sondern wenn weil zur Einleitung einer längeren

~ Erzählsequenz verwendet wird.

Fritz leitet seine Erzählung mit der Äußerung da bin ich nämlich so saumäßig neidappt (Z. 08) ein und kündigt damit nicht nur an, daß er eine Geschichte erzählen will, sondern liefert bereits erste Informationen darüber, wovon die Geschichte handeln soll (Sacks 1971). Nach dieser Ankündigung hält er zunächst inne (Z. 09) und gibt seinen Gesprächspartner/innen die Gelegenheit, das Angebot anzunehmen, indem sie ihr Interesse an der Geschichte bekunden und nachfragen - was Cara in Zeile 10 auch tut. Auf ihre vwzraw-Frage erfolgt nicht etwa eine kurze und prägnante Nennung eines Grundes, warum Fritz so saumäßig neidappt ist, sondern eine Wiedergabe des Gesprächs, in dem dieses erzählenswerte Ereignis stattgefunden hat: Fritz beschrieb den Arzt als sehr gesundheitsbewußt, was sich offenbar im weiteren Verlauf des zitierten Ge- sprächs als völlig falsche Einschätzung herausstellte.

Auffällig ist sowohl die intonatorische Unabhängigkeit von weil (weil bildet hier eine eigene Intonationseinheit, die durch eine kurze Pause von der

9 Hierzu auch Uhmann (1998:121 f.).

(10)

48 Christine Gohl und Susanne Günthner

folgenden abgetrennt ist) als auch die lautliche Gestaltung der warum-weti- Sequenz, die leiser gesprochen ist als die Umgebung. Abgesehen von der Tatsache, daß eine wan/w-Frage eine >m'/-Antwort relevant macht, ist auch hier das Weglassen von weil durchaus denkbar.

Begründenden Charakter hat das Anknüpfen der Erzählung an die Ankündi- gung eines erzählenswerten Ereignisses insofern, als die Erzählung näher erläutert, warum Fritz die zu erzählend© Begebenheit als saumäßig neidappt verstanden haben will. Außerdem baut er mit der Erzählsequenz die Behaup- tung was der sa::gt und was er selber macht ist nämlich a unterschied aus und begründet sie dadurch bzw. verleiht ihr über die Illustration Gewicht.

Diese Bezüge, die im weitesten Sinne als begründend rekonstruierbar sind, reichen von der Behauptung (Z. 04-06) bis zum Ende der Erzählung.

Zusammenfassend für die beiden diskutierten Gesprächsausschnitte (4) und (5) läßt sich also sagen, daß der Skopus von weil in diesen Fällen weit mehr als zwei Syntagmen umfaßt. Es werden jeweils zwei bzw. drei Diskufseinheiten miteinander verbunden, wobei die Erzählungen in beiden Gesprächen illustrati- ven Charakter haben. Die begründende Funktion von weil spielt in den beiden Fällen zwar eine Rolle, ist aber nicht vorrangig. Auch hier ist die Verwendung von weil jedoch keinesfalls unmotiviert: In beiden Verwendungen leitet weil die Ausführung von etwas Angekündigtem ein,

Ähnliche Beobachtungen zur Funktion von because in Alltagsgesprächen macht Schiffrin (1987:194f.). Sie zeigt, daß because als Einleitung von narrati- ven Sequenzen einen weiten Skopus hat, vergleichbar den weil·Verwendungen in den oben angeführten Beispielen. Schiffrin (1987:195) bezeichnet because trotzdem als „marker of subordination", wobei ^untergeordnet4 hier nicht in einem syntaktischen Sinne zu verstehen ist, sondern als Diskursbegriff. Because leitet ujitergeordRetes Material ein, d.h- Material, das - auch wenn es einen breiten Raum einnimmt- eine sekundäre Rolle spielt. Es besteht in diesen Fällen eine diskursftmktionale Abhängigkeit dieser nicht-eigenständigen Einheiten von einer anderen, funktional und thematisch übergeordneten Einheit.

Sowohl für die unter 2.1. als auch für die in diesem Abschnitt diskutierten Verwendungen von weil kann diese funktionale Abhängigkeit in einem größeren Textzusammejuhang festgestellt werden. Leitet weil eine notwendige Zusatzin- formation ein, so ist die eingebettete Einheit nur im Zusammenhang der Erzählung, die sie umgibt, relevant. Sie hat keine funktionale oder thematische Eigenständigkeit, auch wenn sie relevant für das Verständnis einer Erzählung ist.

Ebenso sind Erzählsequenzen, die als Illustration einer Behauptung oder einer Bewertung dienen, nur in Zusammenhang mit diesen zu sehen.

(11)

2.3 Einleitung eines thematischen Wechsels

Eine weitere Funktion von weil zeigt sich in folgendem Ausschnitt, der aus einem Beratungsgespräch im Radio stammt, Die Anruferin schildert die Probleme, die sie mit dem Tod der Mutter hat und damit, daß ihre Tante deren Tod verleugnet.

Unmittelbar vor dem Transkriptausschnitt geht es um die Beziehung der Anruferin zu ihrer Mutter, die, nach eigeaem Bekunden der Anruferin, nicht sehr gut war. Daraufhin mutmaßt die Beraterin, daß die Anruferin sich dies nun übel nehme.

(6) Belastung

01 Beraterin: und das nehmen sie sich jetzt im nachhinein übel.

02 (0.5)

03 Anruferin: NEIN des nehm ich mir nicht übel.

04 (0.5)

05 Beraterin: na dann (.) wärs ja eigentlich möglich,, 06 Anruferin: = NAJA aber nur i mein mich belastet des

(halt) die frau mich jetzt damit, 07 (-) ha?

08 (0.5)

09 weil i mein ich hätte sicherlich manches anders gemacht, 10 (1.0)

11 aber (-) DA mußte ja wohl erst (-) meine mutter sterben -

12 um des zu =ü zu überlegen;

13 verstehn sie was ich mein,

Die Anruferin wechselt in Zeile 06 von dem Subthema problematische Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter' und der Klärung der Frage der Beraterin, ob sie sich diese problematische Beziehung im Nachhinein übel nehme zum Thema ,das Verhalten der Tante ist belastend*, das sie von Beginn des Gesprächs an als ihr eigentliches Problem präsentiert hat. Sie reformuliert dieses Problem hier, macht es nach der Abhandlung des Subthemas von neuem relevant In Zeile 09 folgt dann wieder ein Wechsel zu einer subjektiven Einschätzung, die über die Reformulierung des Problems hinaus geht und einen neuen thematischen Aspekt in das Gespräch bringt: ich hätte sicherlich manches anders gemacht. Gleichzeitig findet hier ein für einen therapeutischen Diskurs wichtiger Perspektivenwechsel statt: Die Anruferin fokussiert hier ihr eigenes Verhalten und ihre eigene Einschätzung und bewegt sich damit weg vom ursprünglichen Problem: ,das Verhalten der Tante ist belastend'.

Eine solche thematische Progression ist auf Mittel angewiesen, die subthema- tische und perspektivische Wechsel kennzeichnen, ohne sie explizit zu machen.

Dies geschieht hier auf verschiedene Weisen. In Zeile 06 schließt naja als eine Art

(12)

SO Christine Gobi und Susanne Günthner

resümierender Kommentar das vorherige Subthema vorerst ab, aber dient zur Markierung des Kontrastes zwischen dem vorigen Thema und dem Thema, das nun folgt, und i mein hat hier ebenfalls eine diskursstrukturierende Funktion.10 Der nächste Wechsel in Zeile 07 wird mit weil, in Kombination mit der epistemischen Phrase ich mein eingeleitet. Hier ergibt sich kein plausibler begründender oder erklärender, also im weitesten Sinne kausaler Anschluß an das vorher Gesagte. Möglicherweise haben wir es hier auch mit einer Redundanz von Markierungsmitteln, die auf der Ebene der Diskursstrukturierung operie- ren» zu tun, so daß weil hier ifc Kombination mit ich mein als Mittel zur Gestaltung eines progressiven subthematischen Wechsels dient.

Das nächste Beispiel unterscheidet sich von dem eben diskutierten dadurch, daß mit weil an ein Thema angeknüpft wird, das einige Redebeiträge zuvor schon behandelt worden ist.

(7) Kina-Kina

01 Sara: ich muß übrigens heut noch zum lehmann, 02 um drei,

03 weils Schwierigkeiten gibt, 04 mit dem Pekingaufenthalt. (.) 05 ich hab den jetz einfach gebucht, 06 Hilla: das: find = ich ja interessant;

07 also (.) da [(.)] das find ich ja 08 Sara: [hmhm]

09 Hilla: find ich ja wirklich ein hammer.

10 weil = ich weil ich glaube daß das so (.) die linie is, 11 (.) die: (.) die wir auch schon Q eh Qg-

bejmerkt haben,]

12 Sara: [hmhm]

13 Hilla: daß nämlich die Chinesen anfangen, 14 an allen ecken,

15 [zu reduzieren und zu kürzen und zu sparen, 16 [zu kürzen]

17 Hilla: wo [sie nur] können.

18 Sara: [hmhm]

19 Sara: hmhm (0.5) hm hm 'hh weil d- des: war ja so, 20 = daß die frau max:,

21 mich gefragt hat,

10 Siehe die Untersuchung von Thompson/Mulac (1991) zur Grammatikalisierung von epistemischen Parenthesen ans ^/^Konstruktionen wie I think, deren Funktion es ist, deutlich gu machen, welche Anstellung ein Sprecher gegenüber seiner Aussage hat, in wie weit er sich dem Gesagten gegenüber verpflichtet. Es handelt sich somit um eine Art Distanzierungs§trategie. Phrasen wie ich mein, ich denk <etc. können in bestimmten Umgebungen ähnliche Funktionen übernehmen (vgl. Auer 1996).

(13)

% 22 ob = ich nicht en paar tage in peking bleiben

* [wollte,] =

* 23 Hilla: [ja = es = is]

, 24 Sara: (des) sei so üblich. =?

sr (Schilderung des Gesprächs mit Frau Max geht noch einige Zeit weiter)

IG Sara berichtet zu Beginn des Ausschnitts, daß es Probleme mit ihrem geplanten Pekingaufenthalt gibt (Z. 01-05). Danach folgt eine Bewertungssequenz, die hauptsächlich von Hilla gestaltet wird (Z. 06-18). Sara kommt dann in Zeile 19 auf das vorhin schon von ihr eingeführte Thema Schwierigkeiten mit dorn

* Pekingaufenthalt' zurück und führt dieses im Folgenden näher aus, indem sie über eine narrative Sequenz die schon begonnene Rekonstruktion eines Ereignisses weiter ausbaut. Dabei schließt sie jedoch nicht unmittelbar an schon

\ Gesagtes an, sondern wechselt sowohl das Subthema (von allgemeinen Schwie^

"* | rigkeiten zum Gespräch mit Frau Max) als auch die Art der Aktivität (von einer Beschreibung zu einer Erzählung).

Ungewöhnlich ist hier die Stellung des weil in Zeile 19. Es folgt fast initial auf die Bewertungssequenz, die relativ lang ist, so daß ein direkter inhaltlicher Bezug zu der Sequenz in den Zeilen 01 -05 über weil schwer nachvollziehbar wäre. Auf der Ebene der Diskursorganisation jedoch fungiert weil als verbindendes, sprich kohäsives Element, indem es eine, wenn auch lose Anbindung an Vorheriges herstellt und gleichzeitig einen Wechsel auf der thematischen Ebene zu der Bewertungssequenz davor einleitet.

? |j Die beiden Beispiele (6) und (7) zeigen weil somit in einer Funktion, die mit der f begründenden Funktion der Konjunktion kaum mehr etwas zu tun hat.

* *' Während in Beispiel (6) ein neues Subthema eingeleitet wird, wird in (7) sowohl ein Wechsel zu Vorherigem eingeleitet als auch an ein schon angeschnittenes Thema angeknüpft, wobei die thematische Progression mit einem Wechsel der

„ Aktivität einhergeht.

2.4 weil als konversationelles Fortsetzungssignal

Weil kann außer in den bisher genannten textorganisatorischen Funktionen auch als konversationelles Fortsetzungssignal eingesetzt werden.11 In solchen Fällen nutzt eine Sprecherin das projektive Potential von weil, um den aktuellen Redezug fortzusetzen.

11 Diese Funktion von weil ist bereits von Oünthner (l993:47f.) und Scheute (1998) erwähnt worden. Für das englische because hat Schleppegrell (l 991) ähnliche Beobachtun- gen gemacht. Auch Couper-Kuhlen (1996) stellt fest, daß because in manchen Fällen seinen semantischen Gehalt verloren hat und als „means of ,doing continuation' "(423) dient, wobei dieser Prozeß mil einer phonologischen Reduktion zu /kz/ einhergehen kann.

(14)

52 Christine Goht und Susanne Günthner

Jana, Anne und Eva untcrhaiten sich im folgenden Transkriptausschnitt über eine Studentin, die während eines Seminars, das Anne und Eva leiten, einige

„merkwürdige, unproduktive Bemerkungen'4 gemacht hat. Jana berichtet, wie sie selbst und Erika, die das Seminar als Studentinnen besuchen, sich über den Beitrag der Studentin amüsiert haben, während die beiden Dozentinnen darauf eingegangen sind:

(8) Paris

01 Jana: natürlich sie betont auch immer so- (-) 02 so ihre ihr kosmopolitisches dasein, 03 Anne: = PARI PARI ; =

04 Jana: und eh = ( ) kürzlich in = frankreich gesehn - 05 Anne&?: = hihihihihihihihihih =

06 Jana: und sowas ( )

07 nein aber da fand ich auch,

08 da sind da seid ihr da vorne ganz schön drauf eingegan((hi))gen gell;

09 während erika und ich wir ham uns echt - 10 wir ham uns schlaff gelacht irgendwie;

11 weil(-) 12?: mhm

13 Jana: ich fands schon en bißchen- (0.5) 14 Anne: weißt du das problem ist,

15 wenn man halt da vorn sitzt, 16 bist du schon immer GOTTfroh,

17 wenn IRGEND JEMAND überhaupt den nrand aufmacht;

18 (—) also was so die Studenten betrifft.

19 Eva: du gehst da auf ALLES = DANKBARST ein.

Nach dem weil bricht Jana ihren Redezug kurz ab. Es folgt eine kurze Pause und ein Bestätigungssignal (b2w. ein ,continuer*, Schegloff 1982) einer anderen Sprecherin, die damit signalisiert, daß sie das Rederecht zu diesem Zeitpunkt nicht für sich beansprucht, sonderii Jana weiterhin zuhört. Hier wird also ein übergangsrelevaiiter Ort nicht für einen Redewechsel genutzt, sondern die aktuelle Sprecherin zum Weiterreden aufgefordert. Diese spricht in Zeile 13 weiter, jedoch ohne die kausale Projektion, die in Zeile 11 durch w£il entstanden ist, aufzugreifen und zu füllen. Einen kausalen Zusammenhang zwischen den Zeilen 10 und 13 anzunehmen, macht aufgrund der Verwendung unterschiedli- cher Pronomina in diesem Fall keinen Sinn. So kann die Sprecherin mit weil ich fands schon en bißchen keine Begründung für die Tatsache wir harn uns schlaff gelacht irgendwie einleiten: Der referentielle und damit auch perspektivische Wechsel macht eine kausale Lesart sehr unwahrscheinlich, da die Sprecherin ihre eigene Bewertung der Situation nicht als Grund für die gemeinsame Reaktion- ihr und Erikas Lachen - angeben kann. Statt dessen setzt sie nur zur Bewertung an (ich fands schon ein bißchen), führt sie jedoch nicht vollständig aus. Weil

(15)

kündigt an dieser Stelle also keine kausale Fortführung der Einheit in Zeile 10 an, sondern signalisiert vielmehr, daß die Sprecherin ihren Redezug ausbauen will, was hier auch erfolgreich geschieht.12

Unmittelbar nach dem weil ratifiziert eine andere Sprecherin diese rederechts- erhaltende Methode durch mhm, wodurch deutlich wird, daß diese Fortset- zungsstrategie auch als solche erkannt und behandelt wird.

Daß diese Strategie sehr erfolgreich ist, zeigen unsere Daten: Es tauchen keine Fälle auf, in denen ein potentieller nächster Sprecher den aktuellen unterbricht, nachdem dieser ein weil geäußert hat.

Das folgende Beispiel zeigt noch deutlicher, daß die Verwendung von weil als Fortsetzungssignal einem Sprecher gewisse Verpflichtungen auferlegt, seinen Redezug auch tatsächlich fortzusetzen, ohne daß es die Art des folgenden Redezuges festlegen würde.

Der Ausschnitt stammt aus einem Gespräch zwischen fünf Studierenden, die sich über die Prüfungsmodalitäten in ihrem Fach unterhalten. Andi beschwert sich, daß die Prüfungstermine immer sehr spät bekannt gegeben werden und daß sich in dieser Hinsicht noch nichts getan habe, obwohl sich Studierende schon öfters beim Prüfungsamt darüber beschwert hätten.

(9) Prüfung

01 Andi: ((...))

02 bisher isch ja (.) des isch alles immer schön im sand verlaufen;

03 = und den profs wars eigentlich im grund gnommen au scheißegal;

04 = weil phh (-) ja;

05 also (.) des geht dennen halt au am arsch vorbei.

Die Aussage in Zeile 03 wird in Zeile 05 lediglich reformuliert. Es wird ihr kein neuer Aspekt hinzugefügt; beide Male handelt es sich um eine Bewertung der Ansicht der Professoren zur Problematik der Prüfungstermine. Der Sprecher kann hier also seinen Redebeitrag ausbauen, ohne weitere Information zu liefern. Da nach der rederechtserhaltenden Strategie in Zeile 04 keine Unterbre- chung durch jemand anderen erfolgt, muß der aktuelle Sprecher seinen Redebeitrag erst beenden und damit die Projektion, die durch weil phh ja entstanden ist, erfüllen, was er in Zeile 05 auch tut. Ein Redeabbruch nach Zeile 04 wäre sehr markiert.

12 Siehe auch Gülichs Analyse von Gliederungssignalen, die neben der „Gliederungs- funktion" von Äußerungseinheiten im Gespräch auch „Überbrückungsfunktionen" im Kommunikationsprozeß einnehmen können (Gülich 1970:300).

(16)

54 Christine Gobi und Susanne Günthner 2.S Zusammenfassung

Die diskutierten Funktionen von weil unterscheiden sich von der begründenden, satzverknüpfenden Funktion der Konjunktion in mehrerlei Hinsicht Es werden nicht zwei Syntagmen - Sätze oder Satzteile ~ zueinander in Relation gesetzt, sondern größere Diskursteile als kohäsive, sinnhafte Einheiten konstruiert. Der Umfang der Einheiten variiert dabei je nach Verwendungsweise - auch innerhalb der einzelnen Funktionen. So kann eine eingeschobene Zusatzinfor- mation sehr kurz sein oder aber mehrere redezugbildende Einheiten umfassen und interaktiv gestaltet werden. Wird eine Erzählung eingeleitet, kann der Skopus der Anknüpfung durch weil sehr lange Redebeiträge oder aber nur kurze narrative Sequenzen umfassen. Dasselbe gilt für die unter 2.3. und 2.4.

vorgestellten Funktionen.

Weil operiert hierbei auf unterschiedlichen Diskurs- und somit auch Analy- seebenen. Während sowohl die „Einleitung von Zusatzinformation" also auch die „Einleitung eines thematischen Wechsels" insofern kontextbezogen sind, als sie die strukturelle Relation zwischen zwei Diskursabschnitten deutlich machen, bezieht sich die Funktion der „Einleitung einer narrativen Sequenz" auf einen Wechsel der kommunikativen Aktivität. Weil als „konversationelles Fortset- zungssignal" operiert auf einer weiteren Ebene, nämlich der Ebene der Sprecherwechselorganisation: Hier geht es um die Verteilung des Rederechts (Sacks/Schegloff/Jefferson 1974). Allen diskursorganisierenden Funktionen von weil ist jedoch gemeinsarft, daß sie primär auf der pragmatischen Ebene anzusiedeln sind. Allerdings spielt hierbei die Semantik der begründenden Konjunktion weil durchaus eine wichtige Rolle. Sie legt erstens der funktionalen Variation gewisse Beschränkungen auf- Weil kann in den beschriebenen Funktionen beispielsweise nicht diskursinitial verwendet werden. Zweitens bleibt die ursprüngliche Semantik der begründenden Konjunktion an manchen der hier diskutierten Verwendungen haften. Vor allem Zusatxinformationenund Erzählungen können erklärenden - im weitesten Sinne begründenden - Charakter haben, wobei der Grad dieser Verhaftung an der begründenden Bedeutung auch innerhalb dieser beiden einzelnen Kategorien variiert. Wird weil zur Einleitung eines thematischen Wechsels oder als konversationelles Fortsetzungssignal gebraucht, scheint die Ursprungsbedeutung - wenn über- haupt - nur noch vage durch. Die projektive Kraft, die weil natürlich auch als Konjunktion hat, ist in allen der oben diskutierten Verwendungsweisen noch vorhanden: Ist einmal ein weil geäußert, wird der Redebeitrag ausgebaut. Weil in seiner diskursorganisierenden Funktion spezifiziert allerdings nicht, womit ein Redebeitrag ausgebaut wird, wie dies b.ei der konjünktionaien Funktion von weil der Fall ist, das klar begründenden Charakter hat, sei es auf einer inhaltlichen, epistejjuschen oder sprechaktbezogenen Ebene.

Allerdings ist festzustellen, daß die Grenzen zwischen den verschiedenen vorgestellten Diskursfunktionen, die weil innehaben kann, nicht immer klar zu

(17)

ziehen sind. Es gibt sowohl eindeutig zuzuordnende Fälle, als auch zahlreiche Überschneidungen, was damit zusammenhängt, daß - wie oben erwähnt - weil auf unterschiedlichen Ebenen der Diskursgestaltung operieren kann. So fungiert im Beispiel (7) ,Kina-Kina6 weil sowohl als Mittel zur Einleitung eines subthematischen Wechsels als auch zur Einleitung einer Erzählung und Wiederanknüpfung an im Gespräch schon Thematisiertes. Als diskursorganisie- rendes Element kann weil also durchaus multifunktional sein, wobei aber meist eine bestimmte Funktion die dominante ist.

3. weil - eine Konjunktion oder ein Diskursmarker?

3.1 Zum Begriff des .»Discourse marker4

Die hier beschriebenen Funktionen von weil haben durchweg mit der Organisa- tion des Diskurses zu tun, so daß uns eine Diskussion des Konzeptes Discourse

|f! marker4 hier angebracht und notwendig erscheint. Zudem weichen diese Funktionen von weil, wie gezeigt, deutlich von einer rein begründend-konjunk- tionalen Funktion ab. Insbesondere die Tatsache, daß wir es oft nicht mehr mit der Verknüpfung von zwei Syntagmen zu tun haben, läßt Zweifel aufkommen, ob weil hier noch der Status einer Konjunktion im traditionellen Sinne, d.h. eines Funktionswortes zur Verknüpfung von zwei Sätzen zu einem komplexen Satz (Lang 1991:598), zugeschrieben werden kann.13 Auch hat weil keine Junktorpo- b t]* sition zwischen zwei Syntagmen inne, sondern ist der Folgeäußerung zugeord-

· Mnet, auch wenn es nicht unmittelbar in das Folgesyntagma integriert ist, sondern

* die Vor-Vorfeldposition (Auer 1997) besetzt. Die verknüpfende, kohäsionsstif-

• tende Funktion, die weil als Konjunktion innehat, bleibt zwar auch in den diskursorganisierenden Fällen weitgehend erhalten, jedoch findet bei manchen Verwendungen eine deutliche Skopusausweitung statt: Was verknüpft wird, ist nicht mehr auf der Ebene von Satzstrukturen zu beschreiben. Darüber hinaus geht die begründende Funktion, d.h. das Herstellen einer spezifischen semanti- schen Beziehung teilweise oder ganz verloren, bzw. tritt zurück zugunsten anderer, nämlich diskursorganisierender Funktionen.

Eine funktionale Herangehensweise an das Problem einer Wortartklassifizie- rung legt für die oben beschriebenen diskursorganisierenden Funktionen von weil nahe, nicht mehr von einer Konjunktion im klassischen Sinne auszugehen,

13 Vgl. auch die Duden Grammatik (1995:390), die die Funktion von Konjunktionen darin sieht, „Wörter, Wortgruppen oder Sätze miteinander zu verbinden." Bußmann (1983:258) fugt dieser Definition hinzu, daß Konjunktionen „gleichzeitig semantische Beziehungen zwischen diesen Elementen kennzeichnen."

(18)

56 Christine Gohl und Susanne Günthnei

sondern von einem Mittel zur Diskursorganisation, kurz: einem Diskursmar- ker.14

Der Begriff „Diskursmarker" bzw. „Discourse Marker" wird in der eng- lischsprachigen Forschung sehr vielfältig verwendet und ist definitorisch keineswegs geklärt.15 Es gibt zahlreiche unterschiedliche Vorstellungen davon, was ein Diskursmarker ist.10 Um mit dem Begriff arbeiten zu können, scheint ein Offenlegen der Definitionen, an die sich die eigene Arbeit anlehnt, notwendig zu sein. Wir werden deshalb im folgenden kurz einige, uns sinnvoll erscheinende Ansätze zu dem Begriff des Diskursmarkers vorstellen.

Levinson (1983; 87 f.), der bereits in Zusammenhang mit „Diskursdeixis" auf Diskursmarker einging, ohne diese allerdings so zu nennen, beschreibt diese sprachlichen Elemente folgendermaßen:

.. .there are many words and phrases in English, and no doubt most languages, that indicate the relationship between an utterance and the prior discourse. Examples are utterance-initial usages of but, therefore, in conclusion, to the contrary, still, however, anyway, well, besides, actually, all in all, so, after all, and so on. It is generally conceded that such words have at least a component of meaning thatresists truthconditional treatment...

What they seem to do is indicate, often in very complex ways, just how the utterance that contains them is a response to, or a continuation of, some portion of prior discourse.

Schiffrin (1987:31) definiert ^Discourse Markers' als „sequentially dependent elements which bracket units of talk", wobei „sequentially dependent" heißt, daß Diskursmarker auf der Ebene der sequentiellen Organisation von Gesprä- chen operieren. Der von Goffman (1974) stammende Begriff der „brackets*

(»Klammern*) bezeichnet Grenzmarkienmgen innerhalb sozialer Organisations- formen; sie schaffen somit Einheiten, die als solche wahrnehmbar, sprich voneinander unterscheidbar sind und bilden damit bestimmte Interpretations-

14 Sicherlich gibt es strukturelle und auch einige funktionale Überschneidungen zwischen der Kategorie der koordinierenden Konjunktion und der des Diskursmarkers.

Bei den vorliegenden Verwendungsweisen von weil weiterhin von einer „Konjunktion" zu sprechen, hieße jedoch, den Konjunktioasbegriff extrem stark auszuweiten.

15 Es bestehen durchaus Parallelen zwischen Diskursmarkern und der vo$ Gülich (1970) beschriebenen Funktionsklasse der „Gliederuiigssignak", die primär kommunika- tive Funktionen innehaben und ferner dadurch gekennzeichnet sind, daß ihre ursprungli- che lexikalische Bedeutung „stark reduziert" ist (Gülich 1970:297). Funktionale Über*

schneidungen bestehen auch zu den von Ortner (1983) und Thim-Mabrey (1985) beschriebenen „Konnektoren zur Kennzeichnung von Textbeziehungen". Ortner (1983:97) definiert diese „Konnektoren" als „Verknüpfungszeichen zwischen Textteilen, die auf-der Ausdrucksebene Beziehungen zwischen Textteilen explizit machen" und dabei als „Metakommunikativa das Vorliegen verschiedener Vertextungstypen signalisieren".

Siehe auch Auer (1997) zu „neuen Konjunktionen im Vor-Vorfeld".

16 Vgl. dazu Brinton (1996), die einen Überblick über 4ie bisherige Forschung gibt, indem sie bisher beschriebene Merkmale und Funktionen von »Discourse Markers' ausführlich darstellt. Siehe auch die in Jucker/Ziv (1998) zusammengestellten Merkmale von Disfcursmarkeru.

(19)

rahmen, innerhalb deren die eingeklammerten Einheiten zu verstehen sind.17

Des weiteren beschreibt Schiffrin (1987:327) Diskursmarker als „contextual coordinates", da sie über ihr indexikalisehes Potential eine Relation zwischen der aktuellen Äußerung und dem lokalen Kontext dieser Äußerung herstellen.

Der Kontext, auf den Diskursmarker verweisen, besteht sowohl aus den Interagierenden als auch aus dem Kotext, wobei es einerseits Marker gibt, die lediglich auf der textuellen oder aber auf der interpersonellen Ebene operieren, andererseits solche, die auf beiden Ebenen eingesetzt werden können.

Sowohl Brinton (1996) als auch Onodera (1995) arbeiten mit der Unterschei- dung prepositional - textuell - interpersonell/expressiv, die sich auf Halli- day/Hasans (1976) funktional-semantisches Grammatikmodell zurückführen läßt. So betont Onodera (1995:395) in ihrer Definition die Relevanz von Diskursmarkern für den Rezeptionsprozess:18

In the on-going conversation, the markers inform the hearers of the speaker's actions and the relationship between the current utterance and its prior and following text. In doing so,

| the markers guide the hearers in a more appropriate interpretation of the utterance. They :' aid the hearers in better understanding of what is currently going on in the interactional

conversation.

Auch Lenk (1998:52), die Diskursmarker als zentrale Kohäsionsmittel versteht, betont, daß diese dem Hörer Interpretationshinweise geben und damit die Inferenzmöglichkeiten einschränken.

Fräser (l 996) geht in seiner neuesten Arbeit zu Diskursmarkern, die er als eine Untergruppierung von ,Pragmatic Markers' beschreibt, ebenfalls davon aus,

"daß diese prozedurale Bedeutung zentral für Diskursmarker ist. Im Unterschied

" 'zu anderen Arbeiten hat Fräsers Ansatz den großen Vorteil, daß er Diskursmar- kern einen Platz in der Sprachstruktur zuweist. Sein Ziel ist es zu zeigen, daß Diskursmarker eine eigenständige linguistische - und zwar pragmatische - Kategorie darstellen und somit als Teil des sprachlichen Wissens beschrieben werden können (Fräser 1990). Diskursmarker operieren auf der pragmatischen Ebene, indem sie die Beziehung des Gesagten zum vorangehenden Diskurs signalisieren. Dabei können sie Kontrastbeziehungen, Themenwechsel, Elabo- rationen und Inferenzen markieren (1996:186-188). Sie befinden sich in der Regel, allerdings nicht zwangsläufig, in Initialposition (l 990:389). Die gramma- tischen Quellen, aus denen Diskursmarker stammen, sind vielfältig. So können Adverbien, Phrasen, Interjektionen, koordinierende und subordiniere$de Kon- junktionen als Diskursmarker reanalysiert werden (l 990:388). Allerdings grenzt

17 Vgl. dazu auch Onodera (1995: 395f.)

18 Daß Diskursmarker diese prozedurale Funktion haben und somit die Rezeption des Gesagten erleichtern, ist v.a. in relevanztheoretischen Arbeiten zur Funktion von Diskursmarkern betont worden. Siehe dazu Rouchota (1996), die die Funktion von

^discourse connectives* aus dem Blickwinkel der relevanztheoretischen Arbeiten von Sperber/Wilson (1986) und Blakemore (1987) untersucht

(20)

58 Christine Gobi und Susanne Günthner

Fräser (1988; 1990) die pragmatische Bedeutung von Diskursmarkern klar von der inhaltlicb-semantischen Bedeutung ab, die manche Formen haben» die sowohl als Diskursmarker als auch als andere Elemente fungieren können. Er spricht von homophonen Formen (1990:389) und nennt als Beispiel now, das entweder als Zeitadverb mit semantischer Bedeutung oder als Diskursmarker mit pragmatischer Bedeutung fungieren kann - niemals jedoch beides gleichzei- tig. Diese klare Abgrenzbarkeit der pragmatischen von der semantischen Bedeutung einer Form scheint uns so nicht gegeben zu sein, denn - abgesehen von der Tatsache, daß sich die pragmatische Bedeutung aus der semantischen entwickelt hat (u.a.Traugott 1982) - sind auch synchron Fälle zu beobachten, wo ein Diskursmarker sowohl an der Bedeutung des Gesagten teilhat als auch auf der textuellen Ebene Relationen zwischen Diskursteilen markiert. Auch wenn das Argument der historischen Ableitbarkeit für eine synchrone Betrach- tung nicht unmittelbar relevant erscheinen mag (Fräser 1990:393), so sind doch immer Übergangsstadien auf einem Entwicklungsweg anzunehmen, die sich synchron manifestieren. Fälle, in denen weil noch begründende Funktion hat und gleichzeitig auf der textuellen Ebene zur Kohäsion des Diskurses beiträgt und bestimmte Übergänge einleitet, sind hierfür ein Beispiel. Nimmt man also den Aspekt hinzu, daß Diskursmarker nicht in allen Fallen klar von ihrer semantischen Urspnmgsbedeutung abgrenzbar sind, scheint uns folgende zusammenfassende Definition Fräsers (1996:186} plausibel:

[.. J an expression which signals the relationship of the basic message to the foregoing discourse. [Discourse markers] provide instructions to the adressee on how the utterance to which the discourse marker is attached is to be interpreted.

Diese Definition ist durchaus vereinbar mit den Vorstellungen Schiffrins (1987) und Onoderas (1995), die beide die - synchrone bzw. diachrone - Multifunktio- nalität der von ihnen untersuchten Diskursmarker betonen. Hinzuzufügen wäre lediglich, daß die Bezüge, die Diskursmarker signalisieren sowohl kataphori- scher als auch anaphorischer Natur sein können (Schiffiin 1987:37),

3.2 weil als Diskursmarker

Die oben (2.1. bis 2.4.) diskutierten Funktionen von weil sind allesamt diskursfunktional zu sehen und operieren auf der textuellen - weniger auf der interpersonellen - Ebene des Diskurses. Weil kontextualisiert in spezifischen sequentiellen Kontexten, daß das, was folgt in Relation zum vorherigen Diskursabschnitt zu sehen ist, und zwar nicht auf der gleichen Ebene, denn es wird, vor allem was die ersten drei Kategorien anbelangt, immer ein Wechsel der Aktivität oder des Themas vollzogen uixi gleichzeitig textuelle Kohäsion erzeugt. Die vierte Kategorie, weil Bis konversationelles Fortsetzungssignal, läßt sich über die Mechanismen, die den Redewechsel im Gespräch steuern

(21)

(Sacks/ScheglofF/Jeiferson 1974), erklären und nimmt somit deutlicher Bezug auf die interaktive/interpersonelle Seite der Diskursgestaltung. Auch hier wird textuelle - wenn auch nicht zwangsläufig thematische - Kohäsion erzeugt.19

Anders als Fräsers (1996) Kategorien spezifiziert weil in seiner Diskursfunk- tion die Relation, die hergestellt wird, nicht explizit. Fräser (1996:187 f.) führt beispielsweise Phrasen wie returning to my point als ,topic change marker* an.

Wenn durch weil, wie in Beispiel (7) ,Kina-Kina', ein subthematischer Wechsel eingeleitet und eine Anknüpfung an ein vorheriges Thema geschaffen wird, dann geschieht dies nicht explizit, sondern implizit, und zwar in Kombination mit dem ,Inhalt der Äußerung, die auf weil folgt. Weil hat somit nicht die Bedeutung ,zurück zu dem vorigen Punkt' o. ä., genauso wenig wie es bei der Einleitung einer narrativen Sequenz die Bedeutung ,nun folgt eine Geschichte als Ausfüh- jung des Gesagten' hat. Die spezifische Bedeutung - oder besser: Funktion - [entsteht immer erst im Laufe der Produktion der folgenden Äußerung. Insofern i hat weil hier Ähnlichkeit mit Kontextualisierungshinweisen (Gumperz 1982), die auf bestimmte Interpretationsrahmen hinweisen, innerhalb deren eine Äußerung verstanden werden soll. Die Interpretation selbst ergibt sich über Inferenzprozesse aus den Kontextualisierungshinweisen, aus der Äußerung, an die diese geknüpft sind, sowie aus dem sequentiellen Kontext.20

Welche Art von Verstehensanweisung den Hörern gegeben wird, ist jedoch nicht willkürlich. Weil bleibt auch als Diskursmarker seiner konnektiven und in manchen Verwendungen teilweise seiner begründenden Funktion verhaftet. Je mehr das begründende Element zurücktritt, desto stärker tritt die kohäsive, f*j kohärenzschaffende Funktion hervor, beispielsweise wenn ein thematischer { ^[Wechsel eingeleitet wird oder auch wenn lediglich eine Fortsetzung der Rede

0 erfolgt. In diesen Fällen kann allerdings auch durch die Verwendung von weil

«. Kohäsion vorgegeben werden, ohne daß eine solche auf der thematischen Ebene vorhanden ist.

In den diskutierten Verwendungen weist weil außerdem weitere Eigenschaften auf, die in der bisherigen Forschung Diskursmarkern zugeschrieben worden sind:21

o reduzierter semantischer Gehalt

19 Zur Kohäsionserzeugung durch Diskursmarker siehe auch Lenk (1998).

20 Vgl. Gumperz (1996:379) zur Funktion von Kontextualisierungshinweisen: „They serve to foreground and set off segments of the stream of talk (be it one or more syllables or words, phrases or clauses, or strings of utterances or a set of speech exchanges) from the surrounding strings. Co-participants who perceive and respond to the shift are then led to resort to their background knowledge and, by an inferential process akin to Gricean implicature, to retrieve contextual presuppositions in terms of which the signs can be understood/' Typische Kontextualisierungshinweise sind fur Gumperz jedoch weniger auf der lexikalischen Ebene als vielmehr auf der prosodischen, z.B. der rhythmischen Ebene oder auch in der Wahl des Codes zu finden.

21 Für eine detaillierte Auflistung siehe Brinton (1996)

(22)

60 Christine Gohl und Susanne Günthner

o die Funktion bezieht sich auf eine größere Einheit als defi Satz (Skopusaus- weitung)

o eher gesprochen- als geschriebensprachlich o kurze, meist einsilbige Einheiten

o in Initialposition, oft außerhalb der syntaktischen Struktur eines Satzes bzw.

nur lose damit verbunden

o optionale, d.h. grammatisch und semaatisch nicht-obligatorische, Elemente, die Sprecher benutzen können, um ihren Diskurs zu organisieren.

Die Funktion des Diskursmarkers stellt somit eine weitere Möglichkeit dar, die weil neben seinen Funktionen als subordinierende und koordinierende Konjunktionen einnehmen kann.22

Hier drängt sich die Frage nach einer möglichen Polysemie der Form weil auf»

vor allem auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ansichten, die bezüglich einer möglichen semantischen Mehrdeutigkeit von weil in der Literatur vertreten werden. So spricht Uhmann (1998) in Zusammenhang mit den verschiedenen Funktionen, die weil übernehmen kann, von Polysemie, wobei sie die Verbstellungsvariation als grammatische Konsequenz einer lexikalischen Differenzierung betrachtet. Ihre Analyse unterscheidet sich von den bisherigen Herangehensweisen an das Phänomen der Verbstellungsvaria- tion in we//-Sätzen insofern, als sie die Nicht-Äquivalenz der verschiedenen Verwendungsweisen von weil auf den unterschiedlicheu Ebenen des Sprächsys- tenis präzise herausarbeitet. Uhmann (l998:127f.) kommt hierbei zu dem Ergebnis, daß sowohl die unterschiedlichen syntaktischen als auch semantischen und pragmatischen Eigenschaften von weil es rechtfertigen, von mindestens zwei, eventuell sogar von drei oder vier weil·Varianten auszugehen, die im Lexikon zu unterscheiden sind. Weil ist ihrer Ansicht nach lexikalisch mehrdeu- tig. Im Gegensatz hierzu wenden sich Wijlems (1994) und auch Pasch (1997) gege$ die Vorstellung, daß aufgrund der Verbstellungsvariation, mit der weil in seiner konjunktionalen Funktion auftritt, zwei verschiedene Bedeutungen von weil angenommen werden sollten (Pasch 1997:264): In beiden Fällen (weil mit Verbetid- und weil mit Verbzwei tsteljung) handele es sich um Konjunktionen, die begründend verwendet werden.

Die diskursorganisierende Verwendungsweise von weil, die weder als klar begründend noch als Konjunktion im traditionellen Sinne betrachtet werden kann, wird jedoch von keiner dieser Arbeiten erfasst. So ist der Diskursmarker weil - anders als das von Uhmann beschriebene koordinierende weil - nur schwer der K-Position zuzuordnen, da er dem folgenden Syntagma angehört und eher die Position des Vor-Vorfeldes (Auer 1996; 1997) einnimmt. Bezüglich der Semantik kann, wie wir gezeigt haben, beim diskursorganisierenden weil

22 Vgl. die Parallelen zu obwohl, das ebenfalls neben seiner Funktion als Konzessivkon- n£ktor in der gesprochenen Sprache als Diskursmarker verwendet wird (Günthner 1999).

Vgl. auch die Parallelen zu cos (because) als Diskursmarker (Stenström 1998). .

(23)

größtenteils nicht mehr von einer begründenden Bedeutung ausgegangen werden: Der Diskursmarker weil gibt weder Ursache oder Grund für einen Sachverhalt noch für einen aus einer Äußerung inferierbaren Sachverhalt an, wie Uhmann (1998:118) es für die unterschiedlichen konjunktionalen Verwen- dungsweisen vorschlägt.

Könnte man somit bezüglich der begründenden - subordinierenden bzw.

koordinierenden - Konjunktion weil und dem Diskursmarker weil doch von Polysemie sprechen, zumal dem Diskursmarker weil weitgehend genau die beiden Eigenschaften, die das konjunktionale weil in all seinen Verwendungswei- sen hat, fehlen: das begründende und das konjunktionale, satzverknüpfende (Element? Allerdings ist es auch hier insofern problematisch, den Begriff pPolysemie* im eigentlichen Sinne anzuwenden, als die diskursorganisierenden

^Funktionen von weil nicht auf der semantischen, sondern auf der pragmatischen [Ebene operieren. Statt mit Polysemie haben wir es hier eher mit Polyfunktionali-

$ät zu tun: Im Vergleich zur Konjunktion weil ist der Diskursmarker weil zwar semantisch jausgeblichen*, doch der zentrale Unterschied liegt in dessen neuer Itlpragmatischer Funktion.

Da die diskursorganisierenden und damit die nicht bzw. nur noch vage causalen Funktionen von weil eine weitere Option, die Sprecher/innen hinsicht- ich der Verwendung der Form weil zur Verfugung steht, darstellen, verlangt weil ils Diskursmarker durchaus nach einer eigenen Spezifikation im Lexikon - edoch nicht als homonyme Einheit, separat von der Konjunktion, sondern als weitere funktionale Möglichkeit, die mit der ,Bedeutung' der Konjunktion [^{verwandt ist, bzw. aus dieser hervorgegangen ist. Zugleich wird bei der Frage

\ r jnach Polysemie bzw. Polyfunktionalität wieder einmal deutlich, daß eine starre

»t Grenzziehung zwischen Semantik und Pragmatik, zwischen Bedeutung und ./Funktion äußerst problematisch sein kann, und daß »Bedeutungen6, die sich auf der pragmatischen Ebene ansiedeln, durchaus wichtige Informationen bezüglich

* der Beschreibung einer Einheit - beispielsweise für einen Lexikoneintrag - liefern können.23

In Zusammenhang mit der Polyfunktionalität von weil bleibt nun zu fragen, wie diese (funktionale) Variation zustande kommt. Sprich: was macht weil zu einem geeigneten Mittel, solche Diskursfunktionen zu übernehmen, und über welche Prozesse ist die Konjunktion als Diskursmarker reanalysiert worden?

23 Hierzu auch Uhmann (1998).

(24)

62 Christine Gohf und Susanne Günthner

4. Die synchrone Variation von weil als Grammatikalisieningsiinie 4. l Die Entwicklung von Diskursmarkern vor dem Hintergrund der Gramma-

tikalisierungstheorie

Ebenso wie der Begriff des ,Diskursmarkers* in der Fachliteratur sehr vielfaltig definiert und verwendet wird, werden auch unter dem Phänomen der Grammati- kalisierung unterschiedliche, sich teilweise auch widersprechende Prozesse beschrieben. Folgende, recht allgemein gehaltene Definition findet sich bei- spielsweise bei Hopper/Traugott (1993:xv):

We define grammaticalization as the process whereby lexical items and constructions come in certain linguistic contexts to serve grammatical functions, and, once grammaticalized, continue to develop new grammatical functions.

Mit dieser Definition lassen sich eine Vielzahl von Wandelphänomenen fassen, die eine Entwicklung in Richtung „stärker grammatisch" aufweisen. Strittig ist jedoch die Frage, welche Charakteristika Grammatikalisierungsprozesse im einzelnen aufweisen bzw. aufzuweisen haben, damit sie von anderen Wandeler- scheinungen (z.B. der Lokalisierung) abgegrenzt werden können.

Jene Arbeiten, die sich mit Grammatikalisierung beschäftigen und sie, wie wir es im Folgenden tun werden, als Erklärungsinstrument auf bestimmte, empi- risch beobachtbare Phänomene anwenden, kommen nicht uöihin, sich mit diesen verschiedenen Definitionen und bisher beschriebenen Prozessen der Grammatikalisierung auseinanderzusetzen. Nur so kann deutlich gemacht werden, was in einem gegebenen Kontext unter Grammatikalisierung verstan- den wird,

In der bisherigen Forschung sind sowohl eher formale, i^orphosyntaktische (z.B. Lehmann 1985; Hopper 1991) als auch semantisch-pragmatische Tenden^

zen (v.a. Traugott 1982; 1988; 1989; 1990; 1995a; 1995b; Traugott/König 1991), die bei Grammatikalisierungsvorgängen auftreten, beschrieben worden. Diese Tendenzen korrelierexi bei verschiedenen Grammatikalisierungsprozessen auf unterschiedliche Weise.

So lassen sich Lehmanns (l 985) Parameter und Prinzipien der Grammatikali- sierung vor allem auf prototypische, diachron - und somit nur auf schriftsprach- licher Basis -* nachweisbare Grammatikalisierungsprozesse anwenden, die zudem schon relativ weit fortgeschritten sind.

Betrachtet maa die diachrone Herausbildung der Konjunktion diweil/weil (ab dem Frühneuhochdeutschen.) aus dem Nomen + Artikel diä wüa (ahd.) ,in der Zeitspanne' bzw. die wile (mhd.), dann lassen sich durchaus Parallelen zu einigen Prinzipien Lehmanns feststellen. Erstens findet eine Entwicklung von einer mehrsilbigen Einheit mit einer gewissen Anzahl senjantischer Merkmale zu einer einsilbigen Einheit mit nur wenigen semantischen Merkmalen statt. Lehmann (1985:309) bezeichnet diesen Prozess als ,attrition* (dt, ^Abnutzung'). Zweitens

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läßt sich auch eine Fixierung (ebd.)* d.h. eine Abnahme der syntagmatischen Variabilität feststellen: Weil ist als Konjunktion und als Diskursmarker wesentlich in seiner „syntaktischen Beweglichkeit" eingeschränkt.

Dennoch läßt sich die synchrone Variation von weil, sowohl, was seine konjunktionalen als auch seine diskursorganisierenden Funktionen anbelangt, mit Lehmanns Prinzipien nicht fassen. Vielmehr zeigen sich bei der Entwicklung vom subordinierenden weil zum Diskursmarker weil einige Merkmale, die den

* klassischen Kriterien der Grammatikalisierung, wie Lehmann (1982) sie diskutiert, geradezu widersprechen: Statt einem Skopusverlust haben wir eine Skopuszunahme,24 statt einem Verlust an pragmatischem Gewicht25 haben wir eine Zunahme der pragmatischen Funktion und statt einer syntaktischen Kondensierung und Verdichtung haben wir die Entwicklung zu einem nur lose mit dem Folgesyntagma verknüpften, relativ unabhängigen Diskurselement,26

* Auch Wegener (1998), die in ihrer Arbeit zur Grammatikalisierung von Modalpartikeln von der von Lehmann (1991) aufgestellten Definition für

r -iGrammatikalisierung ausgeht, zeigt, daß Modalpartikeln - trotz einer Zunahme f ron Skopus und pragmatischer Bedeutung - Produkte von Grammatikalisie-

rungsprozessen sind. Wie auch Diskursmarker operieren Modalpartikeln auf der pragmatischen Ebene von Sprache und sind ebenfalls charakteristisch für den mündlichen Sprachgebrauch. Grammatikalisierung und deren Entwicklungsli- lien scheinen somit ein sehr viel komplexeres Phänomen zu sein, als zunächst angenommen, und Charakteristika, die bisher als notwendig betrachtet worden pnd, um eine Entwicklung als Grammatikalisierungsprozess zu diagnostizieren, tmüssen neu überdacht und vor allem anhand von neuen Daten überprüft werden.

«;f Auch die Beschäftigung mit der Entwicklung von Diskursmarkern im

°-Rahmen der Grammatikalisierungstheorie hat hier zu neuen, differenzierteren

24 Tabor/Traugott (1998) problematisieren die bisher oft als charakteristisch für Grammatikalisierungsprozesse proklamierte Skopusreduktion und zeigen, daß auch Fälle, bei denen genau das Gegenteil eintritt, nämlich eine Skopuszunahme, als Grammatikalisierung zu beschreiben sind.

25 Siehe auch Lehmann (1982) und Bybee (1985), die Grammatikalisierung mit einer Zunahme an morphosyntaktischer Anbindung gewissermaßen gleichsetzen. Für Hei- ne/Reh (l 984:15) geht Grammatikalisierung mit einen Verlust an semantischer Komplexi- tät, an pragmatischem Gewicht, an syntaktischer Freiheit und an phonetischer Substanz einher.

26 Lehmann (1991:524 ff.) geht zwar selbst in Zusammenhang mit Grammatikalisie- ningserscheinungen im gesprochenen Deutsch auf Verbzweitstellung in w£z7-Konstruktio~

nen ein, doch betrachtet er diese als „Reinterpretation" einer subordinierenden Konjunk- tion als koordinierende - in Analogie zu denn. Auch wenn diese Erklärung u.U. auf die epistemische und sprechaktbezogene Verwendung von weil mit Verbzweitstellung zutref- fen mag, so ignoriert sie einerseits die hier beschriebene Verwendung von weil als Diskursmarker, Zum anderen vermißt man eine Erläuterung, in welchem Zusammenhang dieses „renewal" von subordinierender zu koordinierender Satzstellung (Lehmann 1991:526) mit Lehmanns Kriterien der Grammatikaüsierung steht.

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