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Bücherbesprechungen.

Alfeed Jeeemias, Handbuch der altorientalischen

Geisteskultur. Zweite, völlig erneuerte Auflage. Mit

260 Bildern nach den Monumenten und 1 Sternkarte.

XVII, 508 Seiten. Verlag von Walter de Gruyter & Co.

1929.

Jeeemias' Bücher gehen buchhändlerisch alle sehr gut.

Von seinem ATAO. wird die 4. Auflage vorbereitet, von seinem

HAOG. ist die 2. Auflage soeben erschienen. Gewiß ein Zeichen,

daß seine Publikationen einem fühlbaren Bedürfnis entgegen¬

kommen und weite Leserkreise auch befriedigen. Zu begrüßen

ist auf alle Fälle der Mut, mit dem sich der Verfasser seinem

Thema, eine zusammenfassende Darstellung der altorientalischen

Geisteskultur zu geben, unterzogen hat. Die meisten der heu¬

tigen Assyriologen zersplittern sich in Kleinarbeit und bringen

es nicht einmal fertig, uns das Bild einer einzigen Gottheit,

geschweige das ganze babylonische Pantheon lebendig vorzu¬

führen, trotzdem dahingehende Versprechungen seit langem

gemacht sind. Was es unter diesen Umständen bedeutet, sich

an eine solche umfassende Aufgabe zu machen, kann man sich

danach wohl vorstellen.

Ich selbst habe in dem 2. Bande meiner Kulturgeschichte

ungefähr das gleiche Thema behandelt wie J., nur daß ich

noch eine Übersicht über die philologischen und historischen

Wissenschaften gegeben habe die mein Partner wegläßt. Ge¬

rade darum, weil wir beide ungefähr dieselben Dinge dar¬

gestellt haben, mag es mir vergönnt sein, hier zu J.'s Buch

Stellung zu nehmen; denn trotz mancher Übereinstimmungen

haben wir die Aufgabe doch recht verschieden, angefaßt. Ich

habe mich bemüht, nach Möglichkeit die Inschriften selbst

1 8 *

(2)

BücherbesprechuDgen 95

sprechen zu lassen, habe die Dinge von unserm westlichen,

modernen Standpunkte aus betrachtet und mich auch nicht

gescheut, Zustände zu rügen, die unserm Empfinden wider¬

sprechen. Dafür erhalte ich das tadelnde Beiwort eines

„Rationalisten" (S. 290), der höchstens „die Verhältnisse der

Realkultur" (S. 100), niemals aber z.B. „die Höhenlage der

Kunst der alten Sumerer" (S. 2) erkennen kann, ja der sogar

die Torheit begeht, die Gleichsetzung von Gliedern Ninurtas

mit andern Göttern vom modernen Standpunkte aus „ge¬

schmacklos" (S. 92) zu finden. Gegen einige Spezial vorwürfe

muß ich gleich hier erklären, daß es mir niemals eingefallen

ist, Enlil als Herrn der Luft (S. 128; 350) anzusehen; natür¬

lich ist er der Herr der Erde. Nur etymologisch läßt sich

sein Name nicht als „Herr der Erde" deuten; dazu reicht die

alte Form des Zeichens Iii nicht aus, sondern es müßten erst

Texte nachgewiesen werden, in denen Iii tatsächlich in der

Bedeutung „Erde" vorkommt. Diesen Nachweis hat aber J.

bisher noch nicht erbracht. — Ferner habe ich die von J.

(S. 333) beanstandete Lehre von der Göttervierheit Anu, Enlil,

Ninmah und Ea nur darum aufgenommen, weil die große

Götterliste, die ich meiner Darstellung des Pantheons zugrunde

lege, sie auch bietet. Ob diese ursprünglich ist oder nicht,

wage ich nicht zu entscheiden; aber die Setzung der Ninmah

an die Spitze des Pantheons, wie es J. tut, halte ich nicht

für wahrscheinlich.

Im Gegensatz zu mir „gründet J. seine Ausführungen auf

Intuition" (S. 273), zu der der inschriftliche Befund nach seiner

Ansicht aber immer stimmt. Er besitzt, wie er gewiß meint,

„schauendes Wissen" wie die altsumerischen Priester, unter

deren Ägide in Babylonien „sich Gruppen von Urvölkern

als eine Willensgemeinschaft" gebildet haben, „die durch ein

einheitliches, auf intuitiver Himmelsschau beruhendes Welt¬

gefühl zusammengehalten wird" (S. 1). So wird es J. verhält¬

nismäßig leicht, die „sumerische Gotik" (S. 273) wenigstens in

ihren „Grundakkorden" (S. 274) zu erfassen und uns zu erklären.

Unter solchen Gesichtspunkten, die im Abschnitt „die

Axiome der sumerischen Weltenlehre" (S. 25 f.) zusammenge-

(3)

96 Bucherbesprechungen

faßt sind, werden uns die verschiedenen Erscheinungsformen

der sumerischen Geisteskultur vorgeführt, u. a. ein geschicht¬

licher Überblick; die Schreibkunst; die Messung von Raum

und Zeit; die Offenbarung des göttlichen Wissens und Willens;

die Wissenschaften, speziell die Jurisprudenz und die Medizin,

und die auf dem Prinzip der „präfigurierten Harmonie" (S. 62)

aufgebauten Künste; die Lehre von der Gleichheit von Himmels¬

und Weltbild; die Lehre vom Kosmos und vom Kreislauf; die

Astronomie und Astrosophie; die Vorzeichenwissenschaft; die

Zahlen; der Kalender nebst Kalenderfesten; die Lehre vom

Weltjahr; die Erlösererwartung; monotheistische Strömungen ;

das sumerisch-babylonische Pantheon; Priester, Heiligtum und

Kultus; Dämonen, Beschwörung, Zauber und Sühnewissenschaft;

Dichtungen, Epen und Legenden; die Anschauungen von Tod

und Jenseits und schließlich Frömmigkeit und Sittlichkeit.

Die neuen Erkenntnisse, die diese Kapitel dem Fach¬

manne bieten, sind nicht allzu reichhaltig. Entweder handelt

es sich um Tatsachen, die aus der 1. Auflage herübergenom¬

men sind oder um sekundären Quellen entnommene Dinge.

Jedenfalls erschöpfen die Kapitel wie Rechtswissenschaft, Medi¬

zin, aber auch Vorzeichenlehre und Magie den Gegenstand

keineswegs. Mancherlei neues dagegen bringen die Kapitel

über Astronomie, an denen man Weidners helfende Hand

vielfach bemerkt, und die große Masse teilweise neuer

Bilder, bei deren Beschaffung und Erklärung Unger gute

Dienste geleistet hat. Zu diesen Abbildungen bemerke ich

gleich hier, daß mir die Erklärung, die alten Sumerer hätten

Kopf- und Barthaar nur „zum Schutz vor den bösen Mächten

der Unterwelt getragen" (S. 2), nicht einleuchtet, da diese

Tracht in altsumerischer Zeit z. B. auch bei Ruderern und

Morraspielern (?) vorkommt, und auf dem sog. Rundrelief die

Männern teilweise Kopf- und Barthaar tragen, teilweise da¬

gegen nicht. Jedenfalls müßte diese Erklärung durch litera-

riche Nachweise noch gestützt werden. — Das Relief der

Spinnerin (S. 6, Abb. 8) gehört gewiß nicht der sumerischen

Zeit (S. 5) an, sondern ist wesentlich jünger. — S. 155, Abb. 92

möchte ich in der Unterschrift „unter Begleitung von Genien"

(4)

BücherbesprechuDgen 97

streichen; die Fabelwesen bevölkern nur ebenso wie die Fische

das Meer. — S. 319, Abb. 155. Für die Abbildung des Reliefs

des Anubanini verweise ich auf die wesentlich bessere Vor¬

lage bei Herzfeld, Am Tor von Asien Abb. 1, S. 4 und Taf. II.

Gerade infolge seiner angeblichen Intuition hat J. sich

verleiten lassen, auf die Begründung seiner Ansichten nicht

die nötige Sorgfalt zu verwenden; darum sind nicht wenige

wirkliche Unrichtigkeiten stehen geblieben, Zitate sind des

öfteren falsch gegeben oder ganz weggefallen und sinnstörende

Druckfehler haben sich eingeschlichen. Im folgenden gebe ich

eine kleine Auslese von Verbesserungsvorschlägen, die ich der

geneigten Aufmerksamkeit des Verfassers empfehle: S. 3. Daß

im Sumerischen ursprünglich nicht kur, sondern kalam „Land"

bedeutet, hat schon vor Jahren Thureau-Dangin gezeigt. —

S. 23 1. kussaru für kusarru. — Ib. Diorit wurde bereits zur

Zeit Ur-Ninas für eine Platte verwendet; vgl. Vorderas. Bibl.

I, 6 h. — S. 27 ff. In dem Kapitel über die Masse vermisse

ich die grundlegenden Arbeiten Thureau-Dangins. — S. 34.

Nebo ist I R. 35, Nr. 2, 3 nicht „Herr der Namen", sondern

„der Wisser von jeglichem, was einen Namen hat" d. h. „von

allem". — S. 38; 99. Ut-napistim kann nicht bedeuten „er

sah Leben", weil napistim ein Genitiv ist. — S. 51; 394.

nad'itu bedeutet nicht „die Unfruchtbare" ebenso wenig wie

die entsprechende männliche Priesterklasse nadü einen un¬

fruchtbaren Mann bezeichnet. Wie die Schwangerschaft der

Priesterin verhindert wird, zeigt die von Landsberger, Zeit¬

schr. f. Assyr. XXX, 72 aufgeführte, aber von ihm nicht richtig

verstandene Stelle aus K. 4030, 10 = K. 8325, 10: sie läßt sich

nur per anum beschlafen. — S. 69. Woolley, The Sumerians

S. 134 deutet die wasserspendenden Genien ansprechend auf

die Anlage von Kanälen. — S. 95 f. Die Ausführungen über

„Lunge", „Geschlechtsorgane", speziell über den Zusammen¬

hang von ramänu und remu und das Wort ba'ultu = Scham¬

tuch hätten eine nähere Begründung verlangt. — S. 103; 323.

Ist itkurtu — pilurtu? Die Bedeutung „Kreuz" hätte be¬

wiesen werden müssen. — S. 115. Sum. temen zu gr. Tf/m/o,-

zu stellen, ist wohl reichlich kühn. — S. 128. Die Anschauung.

Zeitschrift d. D.M.G., Neua Folg» Bd. IX (Bd. S4). 7

(5)

98 BücherbesprechuDgen

daß „Pfähle" Himmel und Erde wie ein Schiff festhalten,

findet sich bereits bei Gudea; vgl. Vorderas. Bibl. I, 112,

XXII, 11 und ib. S. 270. — S. 133 ist die Pluralbildung dalte

(für daläti) ein grammatischer Schnitzer. — S. 136 lies isid

für isit. — S. 137. Der unterste Himmel besteht nicht aus

Lasurstein, sondern aus Jaspis. — S. 138. Ob mul same trotz

Delitzsch, Handwörterb. 411 nicht vielmehr kakkab same zu

lesen ist? — S. 145. Wie kann mahar bedeuten „vertreibe"?

S. 150. Daß kulturelle Beziehungen zwischen Ägypten und

Babyionen vor dem Jahre 2000 v. Chr. nicht denkbar sind,

ist kaum richtig. Ist doch Sargon I. sicher bis nach Kleinasien

hingekommen. Zu untersuchen wäre in diesem Zusammenhange

auch, woher die Ägypter in der Frühzeit ihren Lasurstein be¬

zogen haben. — S. 151. Die sog. Weltkarte ist in ihrer jetzigen

Gestalt relativ jung, da die Bezeichnung Bit Jakin für Süd-

babylonien sich wohl kaum vor dem 9. Jahrhundert nach¬

weisen läßt. — S. 152. Die Lesung azag-ga anstatt kug-ga sollte

doch endlich abgetan sein. — S. 153. lilissu bedeutet nur „Pauke".

— S. 155. apsü und tämtu sind zu trennen. Das erste bedeutet den

oberirdischen, irdischen und unterirdischen süßwasserhaltigen

Okeanos, das zweite das salzige Meer. — Ib. Das Wort Okeanos

soll ein sumerisches Wort sein. Wie die sumerische Vorlage

gelautet hat, wird nicht verraten. — S. 161; 163 erscheint

noch die Göttin Malkat, die man längst abgetan glaubte. —

S. 163. Humut-tabal ist nicht der „Schaffner", sondern der

„Schiffer der Unterwelt". — S. 171; 200. Die Sibylle soll =

subultu „Ähre" sein. — S. 176. Bedeutet makrü rot? — S. 178.

burrumu bedeutet, wie Gadd, RA. XIX, 159 nachgewiesen

hat, „gesprenkelt". — S. 189. Bedeutet sahätu „zaudern"? —

Ib. Eine Bedeutung „Nabel" für surru ist unmöglich; daher

fallen alle auf diese Bedeutung gebauten Schlüsse in sich zu¬

sammen. — S. 190. nikkasu bedeutet nicht „Geschäft", sondern

„Abrechnung". — S. 191. Die Bedeutung „Zwilling" für ellamü

ist noch erst zu erweisen. — S. 271 sagt J. richtig, daß dirigü

„Schaltmonat" heißt, S. 272 liest und interpretiert er falsch

gegen den Text ki-ri-ga-am. — S. 281. Die Lesung beru für

das Ideogramm KAS-BU ist inzwischen doch durch so viel

(6)

Bücherbesprechungen 99

Stellen gesichert, daß das Wort „wahrscheinlich" ruhig ge¬

strichen werden kann. — S. 317 wird NIN-DINGIB falsch

als „Gottesschwester", S. 334 richtig als „gottgeweihte Herrin"

erkärt. — Ib. 339. Die Anschauung, daß sämtliche weibliche

Gottheiten Abwandlungen der einen Magna mater seien, halte

ich nicht für richtig. Ich glaube vielmehr, daß die Aufgabe

der Forschung sein muß, die Herkunft und die Funktionen der

verschiedenen weiblichen Gottheiten zu entwirren. — S. 379.

Irra ist der Diener des Nergal. — S. 381. Enmesarra ist eine

ganz andere Person als Nergal. — S. 390. Es haben sich doch

ältere Götterstatuen als die der Istar aus der Zeit des Assur-

bel-kala erhalten. — S. 394. Was bedeutet „Rischi" der Ur¬

zeit? — S. 401. Das sumerische Wort für „Opfer" ist, wie wir

jetzt wissen, sizkur zu lesen. — Das Wort für „Weihrauch"

ist neuerdings mehrfach zu belegen; vgl. z. B. RA. XXII, 152.

— S. 411. Die Dämonen sind den Menschen nicht immer feind¬

lich gesinnt, sondern häufig auch freundlich. — S. 415. Labartu,

wie gewöhnlich gelesen wird, wird hier Lamasrtu (!) geschrieben.

Über die unsichere Aussprache wird nichts bemerkt. — S. 420 1.

ersahunga statt ersakumal. — S. 458. Statt Mtu sa pagri ist

vielmehr bit sahuri zu lesen. — S. 461. Wo heißt emedu „ge¬

langen"? — S. 465 ist zu übersetzen „dessen Leichnam bringst

du zurück" (tutära) d. h. du machst ihn gesund. — S. 472. Die

Stelle „als Herr sollst du nicht ins Trinkhaus gehen" ist nicht

ethisch aufzufassen, sondern als Bitte an Nergal (so richtig

S. 475), die Menschen zu verschonen. — S. 479. J. hätte

Weidner nicht den Vorwurf machen sollen, der babylonischen

Überlieferung zu vertrauensvoll zu folgen; denn gerade dieser

hat sich doch der Überlieferung gegenüber recht skeptisch

benommen. — Ib. 1. ES-UT nicht anütu, sondern amütu. Da¬

mit erübrigt*sich J.' Etymologie.

Von den Druck- und Zitatenfehlern erwähne ich nur die

allerschlimmsten. Der Verf. wird mich wegen dieser Kleinig¬

keitskrämerei gewiß tadeln; aber was soll man dazu sagen,

wenn er z. B. S. 157, Anm. 1 schreibt: Vgl. zu den Sehiffen

(sie!) Bersley, Schiffe des Altertums, 1918, Abb. 43—52;

Kösler, Das antike Seewesen, 1923; (sie!), während er die

(7)

100 BücherbesprechuDgen

Herren Busley und Köster meint? Mit solchen Literatur¬

angaben ist doch niemand gedient. — S. 39, Anm. 3 fehlt das

Zitat, wo der Text publiziert ist. — S. 103, Anm. 1 ist mit

dem Zitat Jensen, KB. VI, 2 ohne Seitenangabe nichts anzu¬

fangen. — S. 162 ist das Zitat: CT. VII, 23 und S. 163, Anm. 1:

Statue B. 4, 12 ff. usw. falsch. — S. 176 unten fehlt das Zitat.

S. 179 nützt ein Zitat wie: S. Döring, Siam ohne Seiten¬

angabe nichts; ebenso S. 246: S. Diels, Antike Technik. Man

gewinnt den Eindruck, als ob der Verf. diese Bücher nicht

studiert, sondern sich nur ihre Titel aufnotiert hat. — S. 250.

Anm. 3 stimmt das Zitat nicht. — S. 298, Anm. 3 1. Phul statt

Phent. — S. 345, Anm. 1 1. Dur-kurkurri. — S. 349 1. Mat-

tiuaza. — S. 358 1. uddazallü. — Ib. Anm. 5 ist das Zitat un¬

genügend. — S. 373, Anm. 5 stimmt das Zitat nicht. — S. 377,

Anm. 1 1.: MV AG. 1903 Nr. 5. - S. 403 1. hinsä. — S. 404 1.

kiretu für Hresu. — S. 406 1. akki. — S. 419, Anm. 7 ist das

Zitat ungenügend. — S. 447 1. Archilochos.

Ich glaubte in dieser Besprechung neben der Zustimmung

auch mit meinen abweichenden Anschauungen nicht zurück¬

halten zu dürfen, schon um den Herrn Verf. zu veranlassen,

die von mir beanstandeten Punkte nochmals durchzudenken,

damit sein Buch, das gewiß bald eine neue Auflage erleben

wird, auf einen immer höheren Grad der Vollkommenheit ge¬

bracht werde. Bruno Meissner.

The Sumerians by C. Leonhard VVoolley. Oxford 1928.

Clarendon Press. XII, 198 Ss. 6 Sh. 1)

Der glückliche Ausgräber von Ur, C. Leonhard Woolley,

der unsere Kenntnis der ältesten Kultur Babyloniens so un¬

geheuer erweitert hat, unternimmt es in diesem Buche, einem

weiteren Publikum die Resultate seiner Ausgrabungen vorzu¬

legen. Er begnügt sich aber nicht mit der einfachen Be¬

schreibung seiner Funde, sondern er will uns auch eine Über¬

sicht über das Volk und die Kultur der Sumerer, der alten

Bewohner des Zweistromlandes, geben unter Benutzung aller

1) Jetzt auch in deutscher Ausgabe unter dem Titel „Vor 5000 Jahren.

Die Ausgrabungen von Ur und die Geschichte der Sumerer", Stuttgart 1929.

(8)

Bücherbesprechungen 101

zur Verfügung stehenden Quellen. Mir persönlich hätte eine

Beschränkung auf die Vorführung der Neufunde, natürlich im

Anschluß an die uns bekannte Geschichte, besser behagt; denn

was W. sonst uns über das alte Zweistromland zu sagen weiß,

ist nicht den Orginaltexten, sondern sekundären Quellen ent¬

nommen, und oft ist das, was er über die Völker des alten

Orients, die Chronologie, den Zweck der Bauten, die Handels¬

beziehungen, die Namen usw. beisteuert, nicht stichhaltig. Aber

vielleicht mußte der Verfasser, der sich an weitere Kreise

wendet, aus seiner Reserve heraustreten und sich auf Gebiete

begeben, die ihm eigentlich ferner liegen.

Das erste, den „Anfängen" gewidmete Kapitel (auf der

dazu gehörigen Karte S. XII ist übrigens die Stadt Akkad-

Agade wahrscheinlich, die Stadt Akschak sicher falsch lokali¬

siert) führt uns nach einer kurzen Charakterisierung des Landes

die Völker vor, die es bewohnten und umgaben : Semiten von

verschiedener Abstammung, Gutäer, Vorsumerer und Sumerer.

Im Einzelnen erscheint mir W.'s Konstruktion allerdings reich¬

lich kühn; denn woher will er z. B. wissen, daß in der Urzeit

die Semiten vor den Sumerern in ganz Babylonien saßen, daß

sie verschiedene Dialekte sprachen (S. 5), daß die Sumerer

als die letzten Ankömmlinge im Iraq „aus Afganistan, Belu-

tschistan und dem Industale" (S. 8) eingewandert sind? Die

von W. (S. 7) herangezogene, und auf die Sumerer gedeutete

Stelle Gen. 11, 2 („als sie nun im Osten herumzogen, fanden

sie eine Ebene im Lande Sinear") wird man doch kaum als

beweiskräftig ansehen dürfen. Auch die Beschreibung der

ältesten sog. vorsumerischen Kulturzustände (S. 13 ff.) ist im

wesentlichen Phantasie. Wichtig dagegen (S. 9 ff.) ist die Kon¬

statierung einer uralten Periode mit fein bemalter Keramik,

die lediglich in vorhistorischen Zeiten vorkommt und schon

zu Beginn der eigentlichen Geschichte verschwindet. Diese

Keramik ist mit der aus Susa, Tepe Mussian und Buschir be¬

kannten zwar verwandt, aber doch nicht identisch. Welche

Bevölkerung diese Keramik schuf, ist noch nicht auszumachen.

Der Name „vorsumerisch" besagt nicht viel. Vielleicht werden

wir hier etwas besser sehen können, wenn die Tonfigur

(9)

102 Bücherbesprechungpii

eines bärtigen Mannes aus Ur (S. 12) bekannt gegeben sein

wird, die den gleichen Schichten wie die bemalten Gefäße ent¬

stammen sollen.

Im 2. Kapitel, das „die alte Geschichte Sumers" bis zur

1. Dynastie von Ur behandelt, beschränkt sich W. praktischer¬

weise fast ausschließlich auf die Wiedergabe der Dynastien¬

listen, den Hauptwert legt er auf die Beschreibung und Aus¬

wertung altsumerischer Denkmäler. An die Spitze stellt er

die bekannten Figuren in eingelegter Arbeit aus Kisch. Dann

zeigt er an einem Friedhof aus Ur, wie man in dieser frühen

Zeit die Toten begrub (die Leichenverbrennung gehört aus¬

schließlich der vorgeschichtlichen Periode an), und daß man

in der Architektur bereits die Säule, den Bogen, das Gewölbe

und vielleicht auch die Kuppel kannte. Sehr interessant ist

die Beschreibung des Grabes des Prinzen Mes-kalam-dug, das

ganz hervorragende Kunstwerke enthielt, u. a. einen Kopf¬

schmuck oder Helm aus geschmiedetem Gold, mehrere goldene

Gefäße und Lampen, einen Prunkdolch mit goldener Klinge,

Armspangen, Ohrringe und andere Schmuckgegenstände in

großer Zahl. Wichtig ist die vorher nicht bekannte Tatsache,

daß bei dem Begräbnisse der Könige ihre nächsten Unter¬

gebenen getötet wurden: so liegen neben einem Königsgrabe

mehrere Gardesoldaten, und auch die Königin Schub-ad nahm

viele ihrer Hofdamen mit in die Ewigkeit 1). Als Beispiel für

den archaischen Sakralbau führt uns W. den Tempel von

El-Obeid (nahe bei Ur) vor, der wahrscheinlich von A-anni-

padda (1. Dynastie von Ur) erbaut ist. Eine Rekonstruktion

der Fassade gibt uns ein anschauliches Bild von ihm. Mit

dem altsumerischen Militär macht uns eine dreiregistrige Stan¬

darte aus Ur bekannt. Oben sehen wir den König vor seinem

Wagen stehend, wie ihm Gefangene vorgeführt werden; der

mittlere Streifen zeigt uns Infanteristen im Kampfe mit Fein¬

den, während im untersten Register von Eseln gezogene Streit¬

wagen über die Leichen der Gegner dahinfahren. Diese Bilder

werden durch Funde von Originalwaffen noch ergänzt, die u. a.

1) [ Kor rek t u rzusa tz : Vgl. dazu jetzt B iul, Das Menscheuopfer bei den alten Sumerern. ZA. NF. V, 33 ff.]

(10)

BUcherbesprechungeu 103

zeigen, daß die Sumerer, obwohl sie sie nicht darstellten, auch

Pfeil und Bogen kannten und benutzten.

Die Illustrationen, die die Ausgrabungen von Ur zu dem

Kapitel „The Period of civil Wars" d. h. zur Geschichte von

der 1. Dynastie von Ur bis auf Utuchegal, den Besieger der

Guti-Horden, gewähren, sind nicht ganz so bedeutend wie die

zu den früheren Epochen; immerhin sind zu erwähnen eine

Statue des Entemena mit einer Inschrift, in der die Einnahme

von Uruk und Kisch erwähnt wird, ein Alabasterrelief der

Prinzessin En-chedu-anna, einer Tochter Sargons I, und mehrere

Gefäße des Rimusch, die dem Tempel des Nannar „aus der

Beute von Susa" geweiht worden sind.

Das Kapitel über die „sumerische Gesellschaft" ist schwach;

es wiederholt nur bekannte Tatsachen und macht nicht ein¬

mal Unterschiede zwischen Sumerern und Semiten. Jedenfalls

sind fast alle Nachrichten über das Recht, Sklaverei, Ehe,

Ackerbau, Religion späteren und nicht immer sumerischen

Quellen entnommen.

Sehr bedeutend sind wieder die Funde aus der Epoche

der 3. Dynastie von Ur, der Glanzzeit der Stadt. Zuerst ist zu

nennen die große Stele Ur-Nammus, des Stifters der Dynastie,

die auf mehreren Streifen auf Vorder- und Rückseite die

Taten des Herrschers verherrlicht. Nur eine Abteilung bringt

kriegerische Szenen, die anderen zeigen uns den König als

Einrichter von Kanälen — dargestellt derart, daß ein geflügel¬

ter Engel mit einem Wassergefäß zu dem anbetenden König

herabfliegt —, als Schützer des Ackerbaues und der Vieh¬

zucht — Vieh, das gemolken wird —, als Opferer von Schafen,

als Beter und Erbauer des Tempelturmes. Dieser Tempel¬

turm sowohl wie der Tempel des Mondgottes, der Tempel

E-nun-mach, das Dublal-mach, die Tempelmagazine und der

Tempel der Ningal, der Gemahlin des Mondgottes, sind von

W. ausgegraben und werden uns näher beschrieben. Außer¬

dem ist auch eine Reihe Privathäuser aus der Zeit der 3. Dy¬

nastie von Ur ans Tageslicht gekommen, die allein durch ihre

Größe (sie enthielten gewöhnlich etwa 12 Zimmer) beweisen,

daß die Lebensweise der alten Babylonier ziemlich luxuriös

(11)

104 BücherbesprechuDgen

gewesen sein muß. Unter dem Boden eines Zimmers befand

sich merkwürdigerweise die Begräbnisstätte der Familie, da

man sich von den Angehörigen auch nach dem Tode nicht

trennen wollte. Außer diesen Architekturüberresten ist noch

eine Masse Siegelzylinder und mehrere Köpfe aus Diorit und

Kalkstein der Epoche der 3. Dynastie von Ur zuzuweisen.

Nach der Niederlage Ibi-Sins, des letzten Königs der

Dynastie, verschwinden die Sumerer aus der Geschichte. Zwar

bezeigten auch die Könige der Dynastie von Isin der alten

Kapitale noch ihr Interesse, und Eannatum, der Sohn des

Königs Lipit-Istar, renovierte als Oberpriester des Mondgottes

den Tempel der Ningal, auch Kudur-Mabuk und Rim-Sin von

Larsa entfalteten in Ur eine ziemlich reiche Bautätigkeit;

als aber die Stadt nach einer Revolte von Samsuiluna er¬

obert wurde, wurde sie so gründlich zerstört, daß sie niemals

wieder zu der alten Blüte gelangt ist.

In einem „The claim of Sumer" bezeichneten Schlu߬

kapitel vergleicht W. die archaische sumerische Kultur mit

der der 1. Dynastie von Ägypten und kommt dabei zu dem

Schlüsse, daß diese von der sumerischen stark beeinflußt ist.

W.'s Ausführungen sind sicher recht beachtenswert, allerdings

ist zu bemerken, daß die Chronologie der archaischen sume¬

rischen Königsgräber noch nicht feststeht (s. Arch. f. Orient¬

forsch. V, 139 ff.); vielleicht allerdings auch nicht die der

1. ägyptischen Dynastie. Eine Aufzählung der Errungen¬

schaften der sumerischen Architektur, Plastik, Theologie,

Rechtswissenschaft und Philologie, die von ihnen andere Völker

entlehnt haben, beschließt das interessante Buch.

Manche, meist gut gelungene Bilder veranschaulichen uns

die prächtigen Funde von Ur. Aber m. E. könnte hier in Ab¬

bildungen noch mehr getan werden; denn es fehlen noch viele

Abbildungen von Plastiken und Pläne von Gebäuden, die in

dem Buche erwähnt werden. Das tote Wort genügt meist

nicht, eine Vorstellung der Dinge zu geben, während ein gutes

Bild den Gegenstand sofort lebendig vor Augen stellt,

Bruno Meissner.

(12)

Bücherbesprechungen 105

Bertha Porter and Rosalind Moss, Topographical Biblio¬

graphy of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs

and Paintings. Vol. I The Theban Necropolis. Vol II

Theban Temples.

pie Aufgabe, an die sich die beiden Verfasserinnen ge¬

wagt haben, erfordert schon ihres beträchtlichen Umfanges

wegen größten Mut. Aber sie dürfen dafür die feste Über¬

zeugung hegen, daß sie des Dankes jedes Ägyptologen gewiß

sind. Denn in einer Zeit, in der die wissenschaftliche Litera¬

tur go angeschwollen ist wie in der unsrigen, erspart eine

verläßliche Bibliographie dem Einzelnen nicht nur unendliche

Mühen, sondern bewahrt sie ihn auch davor, trotz aller Mühen

Wesentliches zu übersehen. Wer die neue Bibliographe zur

Hand nimmt, wird ganz besonders erfreut sein, daß er die

alte Literatur in derselben Vollständigkeit vorfindet wie die

neue, ist sie doch für die Ägyptologie schon darum besonders

wichtig, weil sie so manches enthält, was inzwischen dem Zahn

der Zeit zum Opfer gefallen ist und uns Heutigen nicht mehr

zugänglich ist, ganz abgesehen davon, daß es immer eine mi߬

liche Sache ist, nur in der Literatur der letzten zehn oder

zwanzig Jahre zu Hause zu sein.

Die äußere Anordnung des Ganzen geschieht nach topo-

grapischen Gesichtspunkten. Man findet aber nicht nur die

Literatur über die heute noch in situ befindlichen Denkmäler,

sonder auch über die mittlerweile in die Museen verstreuten,

wie Särge, Statuen und dergl., soweit sie publiziert sind und

die Herkunft bekannt ist. Es fehlen nicht einmal Aufstellungen

über in Privatbesitz befindliche Sammlungen von Abschriften

(etwa die Sethes der thebanischen Gräberinschriften), Zeich¬

nungen, Photos, Abklatschen usw.

Die Auffindung des Gesuchten wird wesentlich erleichtert

durch Indices, geschickte Anordnung im Druck und durch

regelmäßig beigegebene Pläne, die häufig erst für diesen Zweck

angefertigt werden mußten. Auf diese Weise ist es nicht nur

möglich, etwa im Gewirr der thebanischen Tempel sich schnell¬

stens zurechtzufinden, sondern auch innerhalb eines Einzel-

1 9

(13)

106 Bücherbesprechungen

gebäudes genau die Stelle festzustellen, an der die gesuchten

Bilder und Inschriften zu finden sind.

Mit den beiden vorliegenden Bänden ist zunächst einmal

das weite Gebiet von Theben, Ost- und Westseite, Gräber

und Tempel, erschöpft. Das übrige Material soll in drei weite¬

ren Bänden folgen. Möge den Verfasserinnen Mut und Kraft

nicht ausgehen, das in so glücklicher Weise Begonnene zum

guten Ende zu führen. — Und noch eins: die Verfasserinnen

bitten ausdrücklich, ihnen gegebenenfalls Addenda und Cor¬

rigenda zur Verfügung zu stellen, die dann im Schlußband

gebracht werden sollen. Diese Bitte sei hiermit unterstrichen.

Auch bei allergrößter Sorgfalt sind Fehler und Auslassungen

unvermeidlich. Was der Einzelne bei seinen Arbeiten findet,

o-ebe er weiter. Er wird den Verfasserinnen damit helfen und

Ö

der guten Sache dienen. Walthee Wolf.

Rutteb, Eldon: The holy cities of Arabia, London u. New-

York, G. P. Putnam's Sons 1928. Vol. I, 303; II, 288 SS.

42/-.

Seit Snouck-Hurgronjes denkwürdigem und für die Wissen¬

schaft so ertragreichem Aufenthalt in Mekka ist es vier Jahr-

zente hindurch keinem Europäer mehr vergönnt gewesen,

Allah's Gastfreundschaft in seiner heiligen Stadt teilhaft zu

werden. Inzwischen hat der Weltkrieg auch Arabien, das bis

dahin geistig und politisch auf dem Standpunkt des frühen

Mittelalters verharrt hatte, in seine Kreise gezogen, und der

Trabant der angloindischen Regierung, der Wahhabitenfürst

Ibn Sa'üd, hat zum Dank für seine guten Dienste gegen die

Türken sich der heiligen Städte bemächtigen dürfen. Die so

geschaffene Lage mit eigenen Augen zu sehen, mußte jeden

Freund des Orients reizen, aber nur ein Sohn des weltbeherr¬

schenden Albions konnte es wagen, dem neu entflammten Fana¬

tismus Arabiens zu trotzen. Mr. Rüttes hatte sich durch

längeren Aufenthalt in Ägypten und Syrien für sein Unter¬

nehmen gut vorbereitet; er besitzt nicht nur die erforderlichen

Sprachkenntnisse, sondern hat sich auch mit der Literatur

1 J

(14)

Bucherbesprechungen 107

des Islams so vertraut gemacht, daß er, ohne sofortige Ent¬

deckung fürchten zu müssen, als Muslim auftreten konnte;

denn Andersgläubigen ist Mekka noch immer und jetzt erst

recht verschlossen. Da im Sommer 1925 der Pilgerhafen Öidda

noch durch den Krieg für jeden Verkehr gesperrt war, ent¬

schloß er sich von Massaua aus in einer arabischen Barke

das Rote Meer auf dem Wege nach el-Gahm zu passieren und

von dort nach Norden vorzudringen. Nach mancherlei Aben¬

teuern kam er nach Mekka, wo er neun Monate als Pilger

und zahlender Gast im Hause eines Mutauwif zugebracht hat.

Von dort kehrte er nach einem Besuch in Taif und Medina

über el-Janbü' wieder nach Ägypten zurück. Als vermeint¬

licher Muslim konnte er sich überall frei bewegen und geriet

auch nicht in Gefahr, als er einen alten Bekannten aus Syrien

dort antraf. So hat er eine gründliche, lebendige und anschau¬

liche Schilderung der heutigen Zustände im Higäz geliefert,

die Snouck-Hurgronjes Berichte in höchst erwünschter Weise

ergänzt. Die Unbequemlichkeiten eines so langen Aufenthaltes

in der noch von jedem Einfluß Europas unberührten Stadt mit

ihrem auch für Orientalen oft verderblichen Klima, die noch durch

die Entbehrungen des Fastenmonats gesteigert wurden, haben

sich für ihn reichlich gelohnt, da er der Wissenschaft durch

sein Buch einen so wertvollen Dienst hat leisten können. Die

Wahhabiten haben, gezügelt durch die staatsmännische Klug¬

heit ihres Fürsten, diesmal nicht so schwer wie bei der ersten

Eroberung in das Leben der beiden heiligen Städte eingegriffen,

sondern nur die unter dem laxen Regiment der Scherifen viel¬

fach gelockerte Ordnung wieder hergestellt. Ibn Sa'üd bemüht

sich sogar, die höchst mangelhaften sanitären Verhältnisse

Mekkas zu reformieren, bisher freilich wohl ohne Erfolg, da

ihm die Mittel fehlen, die ihm auch der von ihm dorthin ein¬

berufene islamische Kongreß als eine inoffizielle Veranstaltung

nicht gewähren konnte. Abgesehen von den notwendigen mili¬

tärischen Sicherungen hat er alles beim Alten lassen müssen.

So wird der Arabist aus seinem für den general reader ge¬

wiß sehr anziehenden und vielfach durch Berichte über ein¬

gehende Unterhaltung mit Eingeborenen belebten Buche nicht

(15)

108 Bücherbesprechungen

sehr viel neue Tatsachen entnehmen können, aber auch er ist

dem Verf. für dies sicher ganz getreue Abbild einer doch

vielleicht schon bald von starkem Wandel bedrohten Welt zu

lebhaftem Dank verpflichtet. C. Brockelmann.

Gotthard Jaeschke and Erich Pritsch. Die Türkei seit

dem Weltkriege 1918—1928.

In einem Oktavband von 154 S. haben die Verfasser die

für die geschichtliche Entwicklung der Türkei wichtigen Daten

der an bedeutsamen Ereignissen so reichen Zeit vom Waffen¬

stillstand bis zum Beginn des Jahres 1929 zusammengestellt.

Kein Orientalist, kein Geschichtsforscher, aber auch kein in¬

dustrielles oder kaufmännisches Unternehmen, das an der Türkei

in irgend einer Weise interessiert ist, wird dieses Handbuch

entbehren können. Sie werden in demselben mehr als eine

trockene Reihe von Daten finden, sondern Schlaglichter, die

für die handelnden Persönlichkeiten und ihre Taten charak¬

teristisch sind. Dabei ist es sehr zu begrüßen, daß die Verf.

zum Vergleich und zur Verdeutlichung der Chronologie auch

solche Ereignisse herangezogen haben, welche nicht unmittel¬

bar als türkische anzusprechen sind. Hierdurch gewinnt die

ganze Darstellung an Plastik und an Verständlichkeit. Die

einheitliche und genaue Transkription aller türkischen Aus¬

drücke wird dem Kenner wie auch dem Nichtkenner der türki¬

schen Sprache willkommen sein. Friedrich Rosen.

(16)

Archäologisches Institut des Deutschen Reiches.

Abteilung für Archäologie und Geschichte der Türkei.

Im Oktober 1929 ernannte der Reichspräsident den Leiter

der von den Preußischen Staatlichen Museen in Konstantinopel

unterhaltenen, vor allem mit der Wahrung der deutschen Aus¬

grabungsinteressen betrauten archäologischen Station, Direktor

Dr. Martin Schede, zum Direktor des seit längerem für Kon¬

stantinopel beschlossenen und auch von der türkischen Regie¬

rung in sehr freundschaftlicher Form genehmigten Institutes.

Damit ist die neue Zweigstelle des Archäologischen Institutes

des Deutschen Reiches, die als solche den Titel Abteilung für

Archäologie und Geschichte der Türkei führt, konstituiert.

Das neue Reichsinstitut tritt an die Stelle der bisherigen

preußischen Station. Doch wird sein Aufgabenkreis nunmehr

auf die Erforschung aller auf dem türkischen Territorium ver¬

tretenen Kulturen erweitert, so daß also das Institut Alt¬

orientalistik, klassische Altertumswissenschaften, Byzantinistik,

Islamkunde, mittelalterliche Geschichte und Archäologie und

Turkologie pflegen wird. Die Bibliothek wurde schon in den

letzten Jahren in dieser Hinsicht ausgebaut; dadurch, daß das

Preußische Unterrichtsministerium die von Prof. G. Kampff-

meyer gesammelte Bücherei der Vereinigung der Freunde

türkischer Literatur nach Konstantinopel überwiesen hat, sind

in der Bibliothek des Institutes besonders Orientalistik und

Turkologie reich vertreten. Das Institut beherbergt auch die

von H. Ritter geleitete, mit der Herausgabe orientalischer

Texte betraute Konstantinopler Zweigstelle der Deutschen

Morgenländischen Gesellschaft.

Das Institut hat kürzlich ein sehr günstiges Gebäude

zugewiesen erhalten (Deutsches Archäologisches Institut, Kon¬

stantinopel, Taksim, Sira Sei vi 100), in dem auch für vorüber¬

gehend in Konstantinopel zu Studienzwecken weilende deutsche

Gelehrte Unterkunftsräume geschaffen werden sollen. Neben

dem Direktor sind vorläufig an dem Institut ein Assistent

(Dr. P. Wittek) und eine Bibliothekarin (F. Lerm) tätig.

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