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Vitamin-D-Defizit – ein Risiko für Knie- und Hüftschmerzen

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 19 2014

Bei Gelenkschmerzen sollte mögli- cherweise auch an Vitamin-D-Man- gel gedacht werden. In einer longi- tudinalen bevölkerungsbasierten Kohortenstudie erwies sich ein mo- derates Vitamin-D-Defizit bei ei- genständig lebenden älteren Men- schen als Prädiktor für das Auftre- ten oder eine Zunahme von Knie- und Hüftschmerzen.

ANNALS OF THE RHEUMATIC DISEASES

Ein schwerer Vitamin-D-Mangel ist mit Rachitis und Osteomalazie assozi- iert. Aber auch ein weniger ausgepräg- tes Defizit kann sich bereits ungünstig auswirken. So liegt bei vielen Personen mit Knochen- oder Muskelschmerzen auch ein Vitamin-D-Mangel vor.

In Querschnittsstudien zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Gelenk- schmerzen und der geografischen Breite. Diese Beobachtung weist auf

den Einfluss klimatischer Faktoren hin.

Dazu gehört auch die sonnenabhängige Vitamin-D-Produktion in der Haut.

Zudem legen diese Studien eine Verbin- dung zwischen niedrigen Serumwerten an 25-Hydroxyvitamin D (25-OHD) und Knieschmerzen nahe.

Laura Laslet von der University of Tas- mania (Australien) und ihre Arbeits- gruppe untersuchten jetzt anhand von Daten der bevölkerungsbasierten Studie TasOAC (Tasmanian Older Adult Cohort), ob der Vitamin-D-Spie- gel im Serum eine Veränderung von Knie- oder Hüftschmerzen prädiktiert.

Zur Überprüfung ihrer Hypothese führten die Wissenschaftler eine longi- tudinale Studie mit 769 randomisiert ausgewählten älteren Männern und Frauen (1:1) dieser Kohorte in einem Alter von 50 bis 80 Jahren (Durch- schnitt 62 Jahre) durch.

Zu Studienbeginn ermittelten sie den 25-OHD-Wert im Serum mit einem Ra- dioimmuno-Assay. Die Knieschmerzen wurden bei Studienbeginn und nach durchschnittlich 5 Jahren anhand des Schmerzfragebogens des Western On- tario and McMaster University Osteo- arthritis Index (WOMAC) evaluiert.

Die Evaluierung der Hüftschmerzen er- folgte nach durchschnittlich 2,6 Stu - dienjahren und nach 5 Jahren. Hier wurde somit die Veränderung der Schmerzen innerhalb von 2,4 Jahren untersucht. Der WOMAC-Schmerzfra- gebogen setzt sich aus fünf Unterskalen mit jeweils 0 (keine Schmerzen) bis 9 (sehr starke Schmerzen) Punkten zu- sammen, die zu einem Gesamtwert von 0 bis 45 addiert wurden.

Mithilfe einer linearen Regression nah- men die Autoren einen Abgleich für Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) und Jahreszeit vor. Anschlies- send adjustierten sie zusätzlich für strukturelle Einflüsse wie Anzeichen

einer Arthrose im Röntgenbild, Kno- chenmarkläsionen, chondrale Defekte und Muskelkraft.

Ergebnisse

Zu Studienbeginn betrug der durch- schnittliche Vitamin-D-Serumwert 54 nmol/l (95%-Konfidenzintervall [KI]:

52,5–55,2; Bereich 13–116). Bei 4,2 Pro- zent der Teilnehmer stellten die Wissen- schaftler einen moderaten Vit amin-D- Mangel mit Werten von 12,5 bis 25 nmol/l fest. Ein schwerer Vit amin-D- Mangel mit weniger als 12,5 nmol/l wurde nicht beobachtet.

Der durchschnittliche WOMAC-Score für das Knie lag zu Baseline bei 3,2 (Be- reich 0–39) Punkten. Bei den 175 Per- sonen, deren Knieschmerzen neu auf- traten oder sich verschlimmerten, be- trug die durchschnittliche Veränderung auf der WOMAC-Skala nach 5 Jahren 4,6 ± 4,7 (Bereich 1–24). Bei den 187 Teilnehmern, deren Hüftschmerzen neu auftraten oder stärker wurden, nahm der Punktwert auf der WOMAC-Skala innerhalb von 2,4 Jahren um durch- schnittlich 5,7 ± 6,6 (Bereich 1–40) zu.

Bei 25-OHD-Werten unter 25 nmol/l und bei Werten von 25 bis 49,9 nmol/l war der Anteil der Personen, bei denen Schmerzen auftraten oder sich ver- schlimmerten, höher als bei Serumwer- ten über 50 nmol/l. Die Unterschiede waren signifikant bezüglich des WOMAC-Gesamt-Scores für das Knie und bezüglich der Subskalen «Treppen steigen», «Sitzen oder Hinlegen» und

«Stehen» (Abbildung A). Im Hinblick auf die WOMAC-Scores für die Hüfte wurden ähnliche Ergebnisse, jedoch ohne statistische Signifikanz beobach- tet(Abbildung B).

Bei Patienten mit moderatem Vitamin-D- Mangel (25-OHD-Wert: 12,5–25 nmol/l) wurde zudem innerhalb von 5 Jahren eine ausgeprägtere Verschlechterung des WOMAC-Scores für das Knie be- obachtet als bei Patienten mit höheren 25-OHD-Konzentrationen. Die Verän- derungen des Hüft-WOMAC-Scores waren im Zeitraum von 2,4 Jahren bei moderatem Vitamin-D-Mangel zwar ebenfalls ausgeprägter im Vergleich zu höheren Serumspiegeln, erreichten je- doch keine statistische Signifikanz.

Die Assoziation zwischen Vitamin-D- Spiegeln und Knie- oder Hüftschmerzen erwies sich nach den Adjustierungen als unabhängig von demografischen,

Vitamin-D-Defizit –

ein Risiko für Knie- und Hüftschmerzen

Merksätze

Ein moderater Vitamin-D-Mangel kann bei älteren Menschen mit der Entwicklung oder einer Zunahme von Knie- oder Hüftschmer- zen verbunden sein.

Mit einem Ausgleich des Defizits können die Schmerzen möglicherweise verhindert oder reduziert werden.

Bei Vitamin-D-Spiegeln über 50 nmol/l ist eine Supplementation zur Vermeidung oder zur Linderung von Knieschmerzen wahr- scheinlich nicht wirksam.

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anthropometrischen und strukturellen Kovariaten.

Diskussion

Die Autoren konnten – nach ihrem Wissensstand – in dieser Studie erst- mals zeigen, dass ein moderater Vit - amin-D-Mangel mit 25-OHD-Spiegeln bis 25 nmol/l eine Zunahme von Knie- schmerzen prädiktiert. In diesem nied- rigen Wertebereich steigt die Konzen- tration des Parathormons an, und es kommt häufiger zur Osteomalazie.

Nach Ansicht der Wissenschaftler tra- gen ihre Ergebnisse auch zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen der geo- grafischen Breite und dem Auftreten von Gelenkschmerzen bei. Der beob- achtete Schwelleneffekt bei 25 nmol/l stimmt mit Querschnittsstudien über- ein, in denen das unterste 25-OHD- Terzil (17–38,8 nmol/l) mit Knie- schmerzen verbunden war (Odds-Ratio [OR] = 1,47; p = 0,08), das mittlere Terzil (35,9–51 nmol/l) dagegen nicht (OR = 1,04; p = 0,83).

Zu den potenziellen Erklärungen für 25-OHD-vermittelte Schmerzen gehören synoviale Entzündung, Osteomalazie und Hyperparathyroidismus. Der ak- tive Vitamin-D-Metabolit 1,25(OH)2D wirkt antiproliferativ und reguliert so Entzündungsmarker herunter, die mit nicht belastungsbedingten Knieschmer - zen verbunden sind. Eine beeinträch- tigte Knochenmineralisierung – aufgrund des sekundären Hyperpara thyroi dis - mus – bewirkt eine Flüssigkeitsabsorp- tion und eine Ausdehnung der Kno- chenmatrix, was wiederum zu einer Druckzunahme im periostalen Gewebe und zu Schmerzen führt.

Derzeit wird debattiert, ob ein Vit - amin-D-Spiegel unter 25 nmol/l oder unter 30 nmol/l als moderater Mangel betrachtet werden sollte. In der hier vorgestellten Studie reduzierte die An- wendung eines «Cut-off-Punkts» von 30 nmol/l zwar die Effektgrössen im Hinblick auf die Knieschmerzen, den- noch blieb die Verbindung zwischen niedrigen 25-OHD-Serumwerten und

der Inzidenz oder der Zunahme von Knieschmerzen statistisch signifikant.

Die Verbindung zwischen 25-OHD- Serumwerten und Hüftschmerzen war bei Anwendung des neuen Schwellen- werts dagegen nicht länger evident.

Das legt nach Meinung der Autoren nahe, dass die 25-OHD-Konzentration von 25 nmol/l im Hinblick auf Schmerz - endpunkte der geeignetere Wert ist. Petra Stölting

Laslett LL et al.: Moderate vitamin D deficiency is asso- ciated with changes in knee and hip pain in older adults:

a 5-year longitudinal study. Ann Rheum Dis 2014;

73: 697–703.

Interessenkonflikte: keine deklariert

Abbildung: Anteil der Personen (%), bei denen Knie- oder Hüftschmerzen auftraten oder deren Schmerzen stärker wurden, entsprechend den 25-OHD-Kategorien zu Baseline (nach Laslett et al.)

WOMAC- Gesamt- Score

Gehen auf ebenem

Boden

im Bett Treppen- steigen

Sitzen oder Hinlegen

Stehen p = 0,015

p = 0,2 p = 0,1

p = 0,001

p = 0,018 p = 0,028

< 25 nmol/l

25–49,9 nmol/l

> 50 nmol/l 50

40 30 20 10 Anteil der Personen (%), deren Knieschmerzen neu auftraten oder zunahmen 0

A: Veränderung der Knieschmerzen innerhalb von 5 Jahren

WOMAC- Gesamt- Score

Gehen auf ebenem

Boden

im Bett Treppen- steigen

Sitzen oder Hinlegen

Stehen p = 0,3

p = 0,3 p = 0,2

p = 0,04

p = 0,4 p = 0,2

< 25 nmol/l

25–49,9 nmol/l

> 50 nmol/l 50

40 30 20 10 Anteil der Personen (%), deren Hüftschmerzen neu auftraten oder zunahmen 0

B: Veränderung der Hüftschmerzen innerhalb von 2,4 Jahren

Referenzen

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