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Neue Abgeltung der Medikamentenabgabe?

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SIMON OTTH

Die ungerechtfertigten, aber oft wie- derholten politischen Angriffe auf die direkte ärztliche Medikamentenabgabe rufen nach einem Überdenken des Ab- geltungssystems dieser wichtigen ärzt - lichen Dienstleistung. Da die direkte Medikamentenabgabe nachweislich zu einer Kostenreduktion im Gesundheits- wesen beiträgt und zur eigentlichen ärztlichen Behandlung gehört, sollte diese sichere, effiziente und patienten- freundliche Dienstleistung unbedingt beibehalten und die Ärzteschaft dafür angemessen entschädigt werden.

Im Anschluss an die diesjährige Generalversammlung der APA, die am 17. März 2011 im Marriott Hotel Zürich abgehalten wurde, fand eine Veranstaltung zur Thematik der Abgel- tung der ärztlichen Medikamenten - abgabe statt.

Die heutige Abgeltung

der ärztlichen Medikamentenabgabe Dr. Sven Bradke, Geschäftsführer der APA, wies in seinem Referat einleitend auf die für die Abgabe von Medika- menten massgeblichen Rechtsgrundla- gen hin, die sich im Krankenversiche- rungsgesetz (KVG), in der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) sowie in der Verordnung über die Leis-

tungen in der obligatorischen Kranken- pflege-Leistungsverordnung (KLV) fin- den. Bei den Medikamenten der Spezia- litätenliste (SL) sind die Preise staatlich festgelegt, wobei die konkrete Ausge- staltung vom Bundesamt für Gesund- heit (BAG) vorgenommen wird. Nach dem heutigen Abgeltungssystem ergibt sich der maximale Verkaufspreis von SL-Medikamenten aus dem Fabrik - abgabepreis und dem Vertriebsanteil, der aus einem prozentualen Zuschlag sowie einem festen Beitrag pro Pa- ckung besteht. Im Gegensatz zu den Ärzten können die Apotheker zusätz- lich zum SL-Preis eine leistungsorien- tierte Abgabe (LOA) verrechnen, mit welcher Dienstleistungen wie Medika-

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Neue Abgeltung

der Medikamentenabgabe?

Chance oder Risiko?

Nach den kompetenten Ausführungen der Referenten und unter dem Eindruck der anschliessenden regen Diskussion mit den APA-Mitgliedern äusserte sich Dr. med. Hans-Ulrich Kull, Präsident der APA, zu grundsätzlichen Fragen im Zu- sammenhang mit der Abgeltung der di- rekten ärztlichen Medikamentenabgabe.

Worin liegen die Vorzüge und Chancen eines margenunabhängigen Abgabe - modells?

Die Ärzteschaft ist es leid, immer wieder ungerechtfertigten Vorwürfen einer zu in- tensiven Medikamentenabgabe ausge- setzt zu sein. Insofern sucht sie jetzt nach

neuen Wegen. Die margenunabhängige Abgabe könnte eine gangbare Lösung sein.

Welche Voraussetzungen muss ein margenunabhängiges Abgabemodell erfüllen?

Unabdingbar ist, dass jedes neue Modell die ärztliche Therapiefreiheit gewähr - leistet und die abgebenden Ärzte für ihre Leistung korrekt entschädigt werden.

Welche Möglichkeiten bestehen für eine vom Medikamentenpreis unabhängige Abgeltung der ärztlichen Tätigkeit?

Allzu viele Spielarten gibt es nicht. Das hat sich innerhalb der Arbeitsgruppe gezeigt.

Entscheidend ist letztlich, dass die ärzt - liche Leistung korrekt und fair abgegolten wird.

Soll die ärztliche Dienstleistung der Medikamentenabgabe im Rahmen von Tarmed entschädigt werden?

Dies wäre eine diskutable Möglichkeit.

Im Sinne der Fairness, aber mit einem schweizweit gleichen Frankenbetrag an- statt einer Tarmed-Position, die dann von Kanton zu Kanton mit unterschiedlichen Taxpunktwerten multipliziert wird.

Werden die anhaltenden Diskussionen über falsche Anreize bei der DMA mit der Einführung eines margenunabhängigen Abgeltungsmodells beendet?

Das hoffe ich sehr. Ist es doch gerade das Ziel, diesen ungerechtfertigten Vorwürfen mit einem neuen Modell entgegenzutre- ten. Entschieden ist aber noch nichts, da die Verhandlungen mit der santésuisse

erst beginnen. ❖

STELLUNGNAHME

DES APA-PRÄSIDENTEN

Dr. med. Hans-Ulrich Kull

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menten-Check, Bezugs-Check, Notfall- dienst, Einnahmekontrolle, Substitu- tion durch Generika und Polymedika - tions-Check entschädigt werden.

Gründe für eine Reform der Abgeltung

Dr. med. Urs Stoffel, Präsident der Ärztegesellschaft Zürich und Präsident der Konferenz der Kantonalen Ärzte- Gesellschaften, erinnerte daran, dass die Medikamentenpreise bereits mehr- mals zu Lasten der Ärzte mit ärztlicher Medikamentenabgabe und der Phar- maindustrie gesenkt wurden. Trotz der bereits erfolgten Sparmassnahmen for- dert der Preisüberwacher sowohl bei den Ärzten mit direkter Medikamen- tenabgabe als auch bei den Apothekern weitere Absenkungen der Medikamen- tenmargen, während mit der Motion von Verena Diener eine kanalspezifi- sche Margenordnung mit unterschied- lichen Ansätzen für die Apotheken und die Ärzte mit direkter Medikamenten- abgabe eingeführt werden soll. Obwohl die jährlichen Medikamentenkosten pro versicherte Person in Kantonen mit direkter ärztlicher Medikamentenab- gabe erwiesenermassen deutlich niedri- ger sind als in Kantonen mit Rezeptur, setzte sich alt Bundesrat Couchepin bis zu seinem Rücktritt dafür ein, die

direkte ärztliche Medikamentenabgabe im Rahmen der Revision des Heilmit- telgesetzes abzuschaffen. Entgegen die- sen politischen Bestrebungen will die grosse Mehrheit der Ärzteschaft ihren Patientinnen und Patienten auch in Zukunft die Vorteile der direkten Me- dikamentenabgabe bieten, wobei diese wichtige ärztliche Leistung auch ange- messen entschädigt werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde bei der FMH die Arbeitsgruppe DMA gebil- det, in welcher Vertreter aller wichtigen Dachverbände der Ärzteschaft mit - wirken. Ausserdem wurde die Task- force Ärztliche Medikamentenabgabe gegründet, welche sich aus Mitgliedern der FMH, der VEDAG, der Konferenz der Kantonalen Ärzte-Gesellschaften und der SGAM zusammensetzt und die Bemühungen zur Abschaffung der ärzt- lichen Medikamentenabgabe im Zuge der Revision des Heilmittelgesetzes bekämpft.

Modelle einer neuen Abgeltung Dr. med. Ernst Gähler, FMH-Vizeprä - sident und Leiter Tarife, betonte, dass angesichts der ständigen Angriffe auf die direkte Medikamentenabgabe we - gen möglicher ökonomischer Anreize versucht werden sollte, proaktiv neue Abgeltungsmodelle zu entwickeln. Im

Rahmen eines fairen Abgeltungsmo- dells ohne pekuniäre Anreize sollten einerseits die Medikamentenkosten einschliesslich sämtlicher Lager- und Logistikkosten gedeckt werden und andererseits die ärztliche Tätigkeit, welche die eigentliche Herausforde- rung bei der Verordnung von Medika- menten darstellt, angemessen entschä- digt werden. Als möglichen Ansatz sieht die Ärzteschaft ein margenunab- hängiges Modell, bei dem die ärztliche Leistung unabhängig vom Medika- mentenpreis abgegolten wird. Ausge- hend von diesen Vorgaben wurde von der Arbeitsgruppe DMA der FMH eine Variante eines margenunabhängigen Modells ausgearbeitet, welches kosten- neutral für die Versicherer wäre und keine Umverteilung der Einnahmen bei den einzelnen Ärzten mit sich brin- gen würde. Mit einem derartigen Ansatz könnte die eigentliche ärztliche Tätigkeit angemessen entschädigt und gleichzeitig der ungerechtfertigte, aber nie verstummende Vorwurf des finan- ziell gesteuerten Abgabeverhaltens aus -

geräumt werden. ❖

Dr. med. Simon Otth, Horgen Vizepräsident der APA

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Referenzen

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