• Keine Ergebnisse gefunden

«Nur 38 statt 261 Spitäler» – Schreibtischtäter am Werk!

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "«Nur 38 statt 261 Spitäler» – Schreibtischtäter am Werk!"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

SI LV I O ZU C C O L I N I

Nun haben sie wieder Hochkonjunktur, die verschiedenen Schreibtischtäter, die unzähligen so genannten Spital- und Ge- sundheitsexperten und die Consulting- Gilde, die mit abstrusen Vorschlägen im Zusammenhang mit dem Gesundheits- und Spitalwesen auf sich aufmerksam machen. Dies nachdem sie in der übrigen Wirtschaft ihr Pulver weit gehend ver- schossen haben. So wurde vor kurzem in der Sonntagspresse eine «aktuelle» Stu- die eines Waadtländer «Spitalexperten»

(noch nie etwas von einem François de Wolff gehört!) zitiert und ausführlich kommentiert, der einen radikalen Abbau von Spitälern von 261 auf nur noch 38 ge- samtschweizerisch vorschlägt. Dabei geht er unter anderem von einer so genannten

«kritischen Spitalgrösse mit 135 Betten»

aus!

Diese Publikation erweckt den Eindruck, dass es sich um eine aktuelle «Studie»

handelt. Meine Recherchen haben erge- ben, dass diese schlauen Ideen bereits im Mai 2002 von einem Waadtländer Archi- tekten – man hat richtig gehört: Architek- ten – publiziert wurden. Also da kann man nur den Kopf schütteln, ob solch sinnlosen Ideen. Was solche oder ähnliche ökonomische Superideen in der übrigen Wirtschaft gebracht haben, kann man tagtäglich nachlesen. Immer waren es die gleichen Theoretiker, die den Anstoss zu solchen Übungen gaben. Warum werden diese Schreibtischtäter bei den unzähligen nachweislichen Misserfolgen nie oder kaum zur Verantwortung herangezogen?

Diesen Gesundheitstheoretikern täte es gut, ein Spital einmal von innen anzu- schauen. Sie reden immer von Überka- pazitäten und Spitalschliessungen. Auch in den kleineren Spitälern werden gross-

artige, anerkannte Leistungen, tagtäglich, rund um die Uhr, erbracht. Klar ist es ein- facher, auf solche Spitäler loszugehen, die die frei erfundene und willkürliche so ge- nannte «kritische Grösse von 135 Betten»

nicht aufweisen. Auch diese Spitäler ma- chen im Rahmen ihres Leistungsauftrags gute und anerkannte Arbeit im Interesse der vielen PatientInnen zu vergleichbaren oder gar geringeren Kosten, als grosse und grösste Spitaleinheiten. Sollte es zu diesen 38 Spitälern je einmal kommen, müssten diese ja Riesenausmasse anneh- men. Somit wären wieder andere Pro- bleme damit verbunden. Der Beweis der Kosteneinsparungen in einer veränderten Spitallandschaft, wie sie verschiedentlich, wie im vorliegenden Fall, postuliert wer- den, müsste erst noch erbracht werden.

Zweifel sind auf jeden Fall angebracht.

Solche von selbst ernannten Experten immer wieder ins Spiel gebrachten Ideen schaffen in den Spitälern Unruhe, Verun- sicherung und Verwirrung und tragen kaum zur Bewältigung der durchaus anstehenden Probleme im schweizeri- schen Gesundheitswesen bei. Dass diese Vorschläge ausgerechnet aus der wel- schen Ecke kommen, wo die Gesund- heitskosten und folglich auch die Kran- kenkassenprämien gesamtschweizerisch am höchsten sind, erstaunt kaum. Ich betrachte das als reines Ablenkungs- manöver.

Auf den Kanton Graubünden (als Beispiel) bezogen würden die Vorschläge dieses

«Experten» heissen, dass sämtliche Spitä- ler geschlossen werden müssten, denn keines der Bündner Akut-(Regional-)Spi- täler erfüllt die «Bedingung» der «kriti- schen Grösse von 135 Betten», mit Aus- nahme des Kantons-/Zentrumsspitals in Chur. Wer ist wohl der Erfinder dieser so genannten «kritischen Grösse»? Meiner

Ansicht nach ist die Postulierung von sol- chen frei erfundenen Grössenzahlen ab- solut fahrlässig und unverantwortlich.

Es gäbe noch einen weiteren, ebenso ab- strusen Vorschlag: Schaffen wir doch die Patienten ab, dann brauchen wir weder Spitäler noch Spitalpersonal, es gäbe keine Defizite und so weiter. So sparen wir echt Kosten ein! Dann wären aber die Ge- sundheitsökonomen, oder diejenigen, die sich so nennen, wohl arbeitslos.

Also zum Schluss: Man hüte sich vor solchen Schreibtischtätern und selbster- nannten Spital- und Gesundheitsexperten/

Beratern, denn wer weiss, ob es sie mor- gen noch gibt!

Ich hoffe, dass auch die kantonalen Sa- nitätsdirektoren, die sich offenbar mit die- ser Studie aus dem Jahr 2002 befassen werden, sich nicht allzu sehr von derartigen abstrusen Ideen leiten lassen. Das wäre für unser Land mit seinem qualitativ hochste- henden Gesundheitswesen fatal.

Silvio Zuccolini Spitaldirektor Thusis E-Mail: silvio.zuccolini@spitalthusis.ch

8 9 8 A R S M E D I C I 1 82 0 0 4

G E S U N D H E I T S P O L I T I K P O L I T I Q U E D E L A S A N T É

F ORUM

«Nur 38 statt 261 Spitäler» –

Schreibtischtäter am Werk!

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bevollmächtigungen für Universitätslehrgänge gemäß § 28 Universitätsgesetz

Bevollmächtigung für ProjektleiterInnen gemäß § 28 Universitätsgesetz 2002..

Und während es in den Entwicklungs- und Schwellenländern noch – und auch noch für einige Zeit – darum geht, den Wandel von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft vollständig

Die Sozialdemokraten klagten über Man- gel an Papier für Publikationen; die Kommunisten hatten reichlich davon.. Vor allem durften sie ihre früheren Suborganisationen nicht

Im Umkehrschluss bedeutet dies entweder aber auch, dass die Kantone in der Vergangenheit den Sonder- gesellschaften aus finanzpolitischer Sicht zu hohe Abzüge gewährten, oder

„Wir sprechen hier nicht von Junkies, die plötzlich ihr Portemonnaie verloren haben, sondern von Familien, von ver- zweifelten Männern und Frauen, die aufgrund von Corona und

„Wir sprechen hier nicht von Junkies, die plötzlich ihr Portemonnaie verloren haben, sondern von Familien, von ver- zweifelten Männern und Frauen, die aufgrund von Corona und

Die Erreger können auch an Türklinken, Haltegriffen, Treppengeländern oder ähnlichen Gegenständen haften und von dort über die Hände weiter gereicht