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Lieder Kanaresischer Sänger.

Uebersetzt von H. Fr. IViSKllns,

Missionar im Dienst der evangelischen Missionsgesellschart zu Basel.

l. Probeo von Purandara Däsa und Kanaka Däsa

Unter den Weikesängern — su möchte ich die Bedeutung

des Wortes däsa in dieser Verbindung übersetzen — welche in

der Blüthezeit des Kanaresiscben Königreiches zu Vijayanagara

oder Anegandi den Namen Krishna's und anderer Visbnuavaläras

in Kanaresischer Zunge priesen und als begeisterte Dichter den

Titel Haridäsa erhielten, sind die bedeutendsten Purandara Däsa

und Kanaka Däsa. Die meisten der folgenden zwölf Lieder sind

ohne Zweifel diesen beiden zuzuschreiben. Der Erstere hezeichnet

seine Lieder durcb Einfübrung des Namens Purandara Vitalu oder

auch blos Vitala in dem sogenannten Siegelreim (mudrikä),

der Letztere durch den Namen Kesbava, oder NeleyädikÄshava,

oder Budiidädiltdshava. Die Däsarapada, von denen viele Tau¬

sende aufbewahrt worden sind aus jener Glanzperiode Kanaresi¬

scben Geistes und Volkes, zeichnen sich meist durch sittliche

Reinbeit, geistige Frische, welche hergebrachtes Ceremonieii-

wesen und fromme Gleissnerei hasst und höhnt, und eine ge-

müthlicbe Tiefe aus, ja durch eine Innigkeit liebender Hingebung

an den Gegenstand des begeisterten Liedes, so dass ein Abend¬

länder und Christ diese Hymnen nicht lesen und hören kann ohne

Anwandlungen tbeils von Bewunderung theils von Wehmuth, dass

solcber Reichthum vou Geist, Uerz und Gemütb einer Karikatur

des gottmenscblichen Erlösers, denn das ist Krishna sammt sei¬

nen Wechselgestalten, zu Füssen gelegt worden sein soll von

den Begabtesten unter einem begabten Indischen Volke. Doch

hierüher ein anderes Mal. Für jetzt die Geschichte der zwei

berühmten Sänger, wie sie noch jetzt im Munde der Kanaresen

lebt, als Einleitung zu den verdeutschten Fliedern.

1) Die folgende Auswahl enthält die ersten eilf Lieder und das vier- oudzwanzigsie der Sammlung Uasarapadagaju , welche Herr Dr. Mögling (gegenwärlig in Merkara) im Jahre 1860 zu Mangalore lilhographirt er¬

scheinen liess. Das vierte derselhen findet man ebenfalls Ubersetzt in dem anziehenden Aufsatz „über canaresiscbe Sprache und Literatur" des zu früh verstorbenen Missionars Weigle, Band i, S. 280 dieser Zeilschrifl

R. Roth.

(2)

Uögling , Lieder Kanaresischer Sänger. 503

Purandara Däsa.

Vun Geburt ein Desbastba Bräbmana (so zu sagen eio Brab¬

mane ,,aus dem Reicb" d. b. aus dem Mittelpunct des Südens

(Deccan), wu das grusse Kanaresische Königreich seinen Sitz

hatte) wuhnbaft im FUrstentbum Purnndnragbada , nacb welcbem

er Purandara genannt wurde, lebte er als Kaufmann, war

sehr reich und sehr geizig. .Seiue Gattin war das Gegentbeil

ihres Mannes. Sie war nicht nur ein treues VVeib, sundern

eine begeistert-fromme, in die Tiefen der All-Eius-I.,ebre einge¬

weihte, von der Welt abgewandte, gutthätige, freigebige Frau.

Kein Eingeweihter ging mit leeren Händen vun ibrem Hause

weg. Hatte sie kein Geld bei der Hand, so gab sie ibr Ge¬

schmeide vum Leibe weg den heiligen Bettlern. Nichts küm¬

merte sie tiefer als der Weltsinn ihres Mannes , dessen Herz am

Gelde hing und der un Nichts dachte als an's Reicherwerden.

ITni seine Sinnesänderung betete sie uft und viel. Aber umsonst.

Nach nianobeni häuslichen Strauss wegen der frommen Ver¬

schwendung der Frau, weicbe nicht nur des geizigen Mannes

l.,ästerreden zu tragen hatte, sundern aucb seine Fäuste zu füb¬

len bekam, was sie aber Alles mit schweigsamer Ergebung unter

stillem Seufzen trug, nahm ihr endlich Purandara alle Schlüssel

ah, verschluss all' ihren Scbmuck und liess ihr Nichts übrig als

das Mukhura (Kunares. Nasenring mit 7 Perlen), einen kostbareo

Nasenring, der hinreiche zum Zeicben, dass sie eines lebenden

Mannes Ehefrau sey. ( Wittwen gehen schmucklos und mit ab¬

geschnittenen Haaren.)

Da kommt eines Tages ein fremder Brabmane zu Purandara.

,,Er sey von Udapi (dies ist der Hauptsitz des Vaishiiava-Wesens

und des Krishna-Dienstes an der Westküste Südindiens). Er habe

einen edlen, sebr gelehrten Sohn, dem von allen Seiten Ehe-

Anträge gemacht werden. Allein er, der Vater, sey blutarm und

habe sich daher entschlossen seinem geliebten Sohne die Hoch^

Zeitskosten bei guten Menschen zu sammeln. Er habe vun dem

Reichtbum und der Freigebigkeit Purandarn's gebört und bitte

ibn um einen geziemenden Beitrug. Er brauche tausend Rupien

zur Bestreitung der Hncbzeit". Purandara nber will oichts wis¬

sen von „ Reicbseyn und kommt scbwer dazu sein bischen Geld

un Bettler wegzuwerfen". So vertröstet er den Bittenden. Nach

'i Tagen kommt der Fremde wieder mit seinem .Anliegen und

wird wieder abgewiesen. Nach drei weiteren Tagen wiederholt

sich die Scene. So gebt es einige Monute furt. Endlich wird

der Fremde dringlicher. Der zur Hochzeit festgesetzte Tag nahe

heran, er müsse zurück nach [Jdapi. Purandara solle ihm duch

weoigstens Etwas geben , seyen es auch keine tausend Rupien.

Da entscbliesst sich endlich der Geizhals um des lästigen Hei-

schers los zu werden, zu einer ausserordentlichen Gabe und

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504 Uögling, Lieder kanaresischer Sänger.

schenkt dem Mann ein Visa (beinahe zwei Kreuzer), darauf eilt

er nach seinem Laden in der Marktstrasse.

Der Mann von Cdapi, den Halbbatzen in der Hand, wendet

sich an die Frau. Er hält ihr den Geiz ihres Mannes vor und

räth ihr durch eine reiche Gabe den Fehler desselben gut zu

machen. Die arme Frau bricht in bittere Klage aus. Wie gerne

wollte sie geben, wenn ihr Mann aus Habsucht nicht Alles vor

ihr mit Schloss und Riegel verwahrte. Nicht einmal ihre Schmuck¬

sachen, mit denen sie sich frUher je und je geholfen, habe er

in ihren Händen gelassen. Der Brahmane fragt, ob sie ihm

nicht ihren Nasenring gehen könnte. Die Frau erschrickt ob

dem Vorschlag. Den armen Bittenden beschenken, ihres Mannes

SUnde sUhnen , das möchte'sie wohl. Aber wie wird Purandara

stürmen, wenn er heim kommt und entdeckt, dass der kostbare

Ring verschwunden ist? Doch sie hat ja schon manchen solchen

Slurm bestanden. Schnell lös't sie den Ring mit den grosseo

Perlen ab, legt ihn in die Hand des Brahmanen und sagt: „nun

bestellet die Hochzeit und segnet mich und meinen Gatten und

— betet für den Armen, dass er zur Brk^nntniss durchdringe,

damit er der Welt los werde und wir beide mit einander selig

werden." Der Fremde verspricht Alles , und geht.

Purandara sitzt in seinem Laden, da erscheint der Mann

vnn Udapi und bittet ihn ihm 500 Rupien zu leihen auf ein gutes

Pfand. Br hält ihm den Nasenring hin. Purandara erkennt so¬

gleich den Schmuck seiner Frau und ahnt, was geschehen. Er

ist schnell entschlossen: so will ich doch versuchen, was ich

noch retten kann , denkt er. Der Ring ist unter Brüdern 500

Rupien Werth, nicht 1000, wie ihr meint. 250 Rupien leihe ich

darauf, wenn ihr so wollt. Sie werden Handels einig, der Kauf¬

mann zahlt 250 Rupien aus und eilt nacb Haus zum Morgenbad

und Essen. Seine Frau erscheint ohne den Ring. So hat er

sicb nicbt getäuscht. Als er aber fragt, antwortet sie: icb

habe ihn irgendwo aufgehoben. Schweigend verschliesst er den

Scbmuck und geht seinen Geschäften nach. Des Nachts als die

Frau in das Schlafgemach tritt, heisst er sie hinausgehen. „Was

hast du hier zu thun? schreit er; du bist eine Wittwe, sonst

trügest du Frauenschmuck. Ohne dein Mukhara sollst du nie

mehr das Bett mit mir theilen." Bestürzt eilt die Frau zur

Thüre. Sie weiss sich nicht zu helfen. Von dem Gatten so Ver¬

stössen zu werden, welche Schande! Aber der Ring ist fort,

deu kann ich nicht mehr schaffen. Da droben ist er manch¬

mal gelegen, murmelt sie vor sich bin, und langt mit der Hand

binauf nach dem Brett über der Thüre, wo sie den Ring während

des Badens hinzulegen gewohnt gewesen. Ist's möglich ! da ist

der Ring. Sie legt ihn an und kehrt zurück zu Purandara.

Dieser traut seinen Augen nicht. Er fährt auf, rennt nach dem

Kasten, wo er den Scbmuck verwahrt batte, reisst auf und

(4)

Högling , Lieder Kanaresischer Sänger. 505

Behaut nach. Oa ist kein Ring zu sehen. Der Gott hnt ihn

aus der festen Truhe geholt und der Krau in die Hand gegeben!

Et ist ausser sich vor Bestürzung. üer Bralimanenbettler ist

mehr gewesen als ein Mensch. Den habe ich abgewiesen, hin¬

gehalten, mit einem schnöden Almosen weggeschickt, darnach

betrogen! Was habe ich gethan! Die gute Frau benutzt die

tiefe Seelenerschütterung des Gatten und bestürmt ihn mit drin¬

genden Krmabnungen und flehenden Bitten, sich doch endlich

von der Welt zu Gott zu wenden, der ibnen beiden su wunder¬

bar erschienen. Purandara bekehrt sich. Oie Fruu betet und

dankt. Da füllt ein überirdisches Licht das Schlafgemach und

Vitala (Krishna) steht im Strablenglanz vor dem entzückten

Paare. .Er segnet sie. Indra und seine Götter alle sollen dem

Geweihten unterthan seyn. Dem vormaligen Kaufmann wird die

üichtergabe zu Tbeil, und singend zieht Purandara am andern

Morgen mit seiner treu ergebenen frommen Gattin aus um als

Geweihter des Krishna das Lob des Gottes und die Nichtigkeit

des Irdischen verkündend dus Land zu durchpilgern. Indra und

seine .Schaaren sind ihm unterthänig, und tbun Dienst auf des

Sängers Wunsch und Geheiss; so dass z. B. 1000 Brahmanen,

welche Krishna Raya der König von Anegandi dem Purandara

auf Befehl des grossen Vyäsa ( seltene Ubiquität des gefeierten

Mannes im 15ten Jahrhundert zu Anegandi am Tungabhadra ! )

entgegenschickt, als er sich der Hauptstadt naht, von diesem

königlich gespeist und beschenkt werden.

Purandara soll 10,000 Stegreiflieder gesungen haben.

Er soll zu B^lür im Tempel des ChaonakSsbava (des schö¬

nen langlockigen Krishna) gestorben seyn.

Näbere geschichtliche Data werden schwerlich zu gewinnen

seyn, da die Indische Geschichte, soweit Brahmanen-Einfluss sich

erstreckt hat, in hoffnungsloses Dunkel gehüllt worden ist. Von

dem grossen Kanaresiscben Reiche Südindiens weiss man fast

Nicbts. Erst mit den muhammedanischen Reichen bebt Indische

Geschichte an. Merkwürdig aber isl, dass der Sieg des Krishna-

Wesens mit der Periode der Kreuzzüge (die Gründung des be¬

rühmten Krishna-Tempels zu Oda fällt ins 12te Jahrhundert)

und ein Neu-Aufleben dieses Geistes (Chaitanya in Bengalen und

die Haridäsa im Kanaresiscben Volk) in Indien mit der Morgen¬

dämmerung der Reformation in Europa, Ende des Idten Jahr¬

hunderts, gleicbzeitig ist.

3 3

(5)

506 Mögling , Lieder Kanaresischer Sänger.

Eanaka-Däsa.

Eine kinderlose Frau, welche zu Käginele (ein Ort in der

Englisch sogenannten Chilteduorg-division von Mysore gelegen)

in ihrer Mutter Haus sich aufhält, geht häufig in deu Channa-

keshava-''Feinpel und betet zu Krishna um einen Sohn. Sie ge¬

lobt, wenu ihr Gebet erfiillt werde, das Kind dem Gott zu weihen.

Ein Sohn wird geboren. Er erhält den Nainen Viranäyaka nacb

dem Bi 'e, welches neben ChannakSshava im Tempel steht, und

den Viravarasinbu vorstellt.

Der Knabe wächst zum kräftigen Jüngling heran und tritt

als Soldat in die Dienste seines Landesfürsten, des Räja von

Chintini — oder Chinchini, wobl Cbitrakaldurga. Er gewinnt

einen Namen und kommandirt mit der Zeit zwniftausend Mann.

Er ist nun ein grosser, reicher Herr, freigebig, mächtig, reli¬

giös, nach tieferem Wissen begierig, weshalh er sicb oft von

Ydgis im tattvärtha (mystischen Pantheismus) unterweisen lässt,

ein Günstling der Götter und Brahmanen. Da erscheint ihm

ChannakSsbava und mahnt ihn an seiner Mutter Gelübde. Der

Kriegsmunn soll Däsa werden. Viranäyaka aber antwortet :

deine Erkenntniss lassender (lassen wollender) nieht (ich bin), ninna jnäna biduvavanalla.

dein Geweihler Knecht (ich) werde nieht.

ninna däsanägalikkilla.

Bellet'Kleid anziehen nichl kann ich.

paraddslii veshavannu läjaläre.

deine Frömmigkeit Lassen nichl kann ich.

ninna bhaktiyannu bidaläre.

fdeine Frömmigkeit = meine fromme Anbängliehkeil an dich.)

Trotz dieses Ungehorsams gegen dus Gelübde seiner Mutter und

die Mahnung des Gottes fährt aber Viranäyaka furt um Erlösung

(mukti) zu beten. Krishna setzt sicb vor, den .Mann von seiner

Liebe zum Wohllebeu und zur Ehre zu erlösen. So geschieht

es, duss Viranäyaka in einer Schlacht besiegt, gefangen genom¬

men und in Stücke gehauen wird. Krishna erscheint, rührt ihn

an, und macht den Todten lebendig, und fragt danu: nauna

däsaoädiyö? Willst du mein Däsa werden? Virauayaka antwortet:

dn das Heil. Dich verlass ich nicbl. Dein Däsa (aher) werd' ich niohl.

ninÄ gati. ninna bidaläre. Ninna dasanäguläre. Nachdem er

sein Heer wieder gesammelt hat, zieht Viranäyaka von neUem

zu Feld. Er ist wiederum unglücklich, wird niedergemacht, in

Stücke gehauen und wiederum vun Krishna belebt, der wieder¬

um fragt, nanna däsanädiyö? Viranäyaka antwortet:

In Andachls-Flulh will ich mich versenken,

Bhakti rasadalli munugiruvenu ,

das Bellel-Kleid kann ich nicht IraRen.

tiruka vesha tajaläre.

Im dritten Feldzug wird er in der Schlacht bei Bäiiävara aufs

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Uögling, Lieder Kanaresischer Sänger. 507

Huupt geschlagen und der grösste Theil seines Heeres wird

vernichtet. Krishna erscheint und macht die ganze Armee

lebendig. Darauf unterweist er den Liebling in dem Geheim¬

niss der All-Eins-Lehre, wie den Arjuna -vor Zeiten auf dem

Kurukshdtra. Nun wird Viranäyaka zum Däsa und zieht nach

dem berühmten Krishnatempel zu Ddapi. Angekommen begehrt

er in den Tempel zu gehen, allein man lässt ihn nicht ein,

weil er ein B§da, ein Mann aus der Jägerkaste ist. Hochmüthig

rufeo ibm die Brahmanen zu: wer bist denn dui Er erwiedert

mit einem Liede, das anfängt mit:

wer ich sey, soll ich sagen ? ein vom Herrn geschaffnes Menschenwesen.

Yäläravanendusurali ? jagannäthamadida nararupanayya.

Allein dus schöne Lied half Nichts. Er bleibt ausgeschlossen.

Da stellt er sich im Westen des Tempels draussen hin und singt

Lieder. Plötzlich dreht sich das Krishnabild im Innern gegen

Westen. Die westlichen Mauern stürzen zu Boden und Krishna

gewährt dem Däsa seinen Anblick. Die kastenstolzen Brahmanen

geben nicbt nach , sondern sagen , Krishna habe sich umge¬

wendet, weil es ihm gegen Osten zu eng gewesen sey; das habe

nicbts zu schaffen mit dem B^du. Viranäyaka lässt sicb nicbt

abschrecken. Er fährt fort im Westen des Tempels zu tanzen

und zu singen. Die Tempelbrabmanen aber weigern sich ,

ihm zu essen zu geben nach dem Brauch des Tempels. Der

Gott nimmt sich seines Däsa an gegenüber den bocbmüthigen

Brahmanen. Jeden Tag verschwindet einer der Edelsteine aus

dem Schmuck des Krishna. Man fragt, forscht oacb, unter¬

sucht. Jeden Tag wird ein Verdächtiger eingekerkert. So gebt

es ein halbes Juhr fort. Es fehlen 180 Steine aus dem Ge¬

schmeide des Krishna. Das Gerücht vun den ausserordentlichen

Diebstählen im Krishnatempel zu Cdapi kommt dem Vädiräja

Swämi von Sdde zu Ohren. Er erkennt, was geschehen, durch

Geistesblick (divya jnänaj , dass nämlich ein Däsa zu Krishna

gekommen sey, welchem der Gott täglich einen Theil seines

.Schmuckes zum Cnterlialt gehe. Auf Krishna's Gebet reist der

Swami in seinem berühmten Paiki (Palanquin) nacb der Tempel¬

stadt. Er sieht den Viranäyaka, erkeunt ibn sogleich, und fragt

ihn nach den Kleinodien. Viranäyaka antwortet in aller Einfalt:

Krishna bat mir täglich Eines zu meinem Unterhalt gegeben.

Dus hahe ich allemal zu Näräyana Chinnabhandäri getragen und

um vierthalh Batzen versetzt. Davon habe ich gelebt. Ihr könnt

alle die Kleinodien um vierthalh Batzen Jedes einlösen, wenn ihr

wollt. Als man nacb dem Wechsler schickt, sagt dieser: die

Sache sey ihm scbon lange her bedenklich gewesen und er habe

uft sich fest vorgenommen , Alles zu beichten ; allein Krishna

habe ihm immer die Kehle zusammengeschnürt, dass er kein

Wort habe hervorbringen können. Der Sotin des Wechslers 'der

Vater scheint schnell gestorben zu seyn ) macbt zur Sühne eine

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508 Högling , Lieder Kanaresischer Sänger.

Stiftung von 12 mudi Reis (das mudi ist A Ctr. ) zu Tempel¬

almosen.

\ adiräja gab dem Virauayaka einen neuen Namen , Kanaka-

däsa (Gold-däsa) und freien Zugang zum Tempel. Tirtbapra-

säda (beiliges Wasser und Blumen vom Bilde des Krislina) wurde

zuerst ibm gegeben. Nun weigerten sicb die Brälimanen diese

Gaben vun dem Jägersmann sich austheilen zu lassen. Du geht

\ adiräja in dns Heiligthnm und bringt ein .Sbälagräma (Ammons-

born , die Versteinerung des Wislinu , angenagt vun Saturn uls

\'ajrakita (Dunnerkeil Wurm), während seiner Vereinigung mit dem

Gandaka-Berg ) in der geschlossenen Hand heraus. Wer kann

angeben, was ich in meiner Hand halte? rief er der Versamm¬

lung zu. Die Bruhmanen riethen Einer um den Andern aufs Ge¬

rathewohl. Aber es glückte keinem das Geheimniss zu errathen.

Nun fragt er den Kanakudäsa , welcber sogleicb mit dem Liede

antwortet, das mit den Worten anfängt: Itaniga VäsudSvaru.

Diess nun ist VäsudSva (Visbnu). Jetzt erst beugen sich die

Brahmanen vor dem Jägersmann und gestehen ihm den Vortritt zu.

Kanakadäsa pflegte sich hauptsäcblich an fünf heiligen Orten

aufzuhalten, zu Udapi, Belüru, Hire Shriranga, Tirpati und Kä¬

ginele seinem Geburtsorte. Hier steht ein spannenlanges Bild

des Narasinha im Tempel. Diesem Bilde schlüpfte Kanakadäsa

in den Mund und verschwand so statt auf gewöhnliche Art zu

sterben. Sein Gürtel-Lappen hing sechszig Jahre lang im Munde

dea Narasinha vor aller Welt Augeo im Tempel zu Käginele.

Der Kanaresische Text, lateinisch geschrieben, sammt No¬

ten soll später folgen. Einstweilen uur die Veräicherung , dass

die Uebersetzung den Sinn nicbt geändert nocb verschönert hat.

1.

Drei Freunde gibt es: Weib, Land, Geld. Von diesen

Wen möchtest du am liebsten dir erkiesen?

1 Du holtest dir ein Weib aus fremdem Land ,

Des Hauses Herrin hast du sie genannt,

Dein zweites Ich — Kommt aber nun der Tod,

Ihr .Auge wird von keinem Thränlein rotb.

2 Ein Glückskind, Fürst, das Scepter in der Hand,

Mit Schluss und Burgen festigt er sein Land.

Hoch in den Himmel ragt das Königshaus. —

Sein Athem stockt, — sie werfen ihn hinaus.

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Mögling , Lieder Kanaresischer Sänger. 509

3 Mit Kunst und Handel, Kürstendienst und Trug,

Raub, Unterdrückung, Ränken scblau und klug

Hast Geld und Gut dir aufgehäuft? Wohlan,

Wer wird's besitzen morgen, beut', o Mann?

4 Weib, Söhne, Vettern klagen um den Sarg.

Was ist dem Todten Hab und Gut? ein Quark!

Was Gutes hier, was Böses du getban,

Das folgt dir, das nur hängt dir ewig an.

5 Trau' nicht hinfäll'gem Leihe! Weil gesund,

Gedenke, hörst du's — an die letzte Stund.

Bet' Vilaja mit reinem Herzen au ,

Als höchstes Gut, und so sey selig. Mann!

n.

Näräyana! Näräyana! Näräyana! Näräyana! So ruf, o Seele!

Wenn du das Sundenmeer durclirudero willst. Zur Zuflucht dir

der liakshnii Gatten wähle.

1 Welteitelkeit, die dir das Herz beschwert, — ein schrecklich

Leidensmeer, was ist sie werth?

Das Geld, das du gewinnst, was ist's? Ein Schaum, ein

Schatz, den du gewonnen hast im Traum.

Drei Tage lebst du in dem Pilgerland. — Was snll dir

Freundschafts- und Verwandtschaftsband?

Wenn Seligkeit von Herzen du begehrst, sie wird dir, wenn

du Lakshmi's Herrn verehrst.

2 Mensch, lächle nicbt, wenn dich ' ein Weib beglückt, der

Söhne Liebe dir das Herz entzückt.

Des Todes Engel suchen dicb. • ,, Hinaus" — sie rufen —

„pack' dich aus des Leibes Haus!"

Verstrickt die Welt dich, wirst du nie mehr los, fährst hin

am Ende jämmerlich und blos.

Verehre den, der auf dem Meere rubt, so wirst du selig.

Preis' ihn Wohlgemuth!

3 Warum am Schachbrett und bei Würfelspiel vergeudest du

der edlen Stunden viel?

Was hilfts dir, wenn — auf Wirthschaftskuust bedacht —

umher du rennst und plagst dich Tag und Nacht?

Wie viel d^in Aug' erspäht in dunkler Nacht — so viel hat

dir dein Scharren eingebracht.

Willst Todesfurcht bekämpfen ritterlich? Zum Ur-Ich , zum

., Mannlöwen flüchte dich.

(9)

5 lU Mögling , Lieder Kanaresischer Sänger.

4 Id Trank uDd Speise steht des Leibes Kraft. Doch kaum

erstarkt wird er schon hiogerafft.

Hast du den Korb gefüllt mit Goldgeschmeid? Cr gibt dir

morgen nicht das Grabgeleit.

Mit hohen Säulen prangt das Herrenbaus im weiten Hof¬

raum. — Bald musst do hinaus.

Willst überwinden du des Todes Grau'n, musst Hari du lob¬

singen und vertrau'n.

5 Der thörichten sechs Leidenschaften Wust aus deinem Herzen

gründlich räumen musst.

Den eitlen Taumel schnöder Sinnenlust durch Vedenliebe still'

in deiner Brust.

Im Zügel halte Sinnen, Herz und Leib, und su den Todes-

Bngel von dir treib' !

Zum heil'gen Berge flücht' ohn' Unterlass , und Venkat-

d^sha's Fuss in's Herz dir fass.

m.

Statt der ächten Dichter sollst du Dichterlinge nicht studiren.

Noch — vor Stein zur Erde fallend — dich in Götzendienst

verlieren.

1 Stelle nicbt zur Schau vor bösen Leuten deine schönen Sachen,

Und mit bändelsücht'gen Menschen musst du ja nicbt Freund¬

schaft macben.

2 Töpfe mit geflicktem Boden stell nicht auf den Heerd zum

Kochen.

Wage nicbt, wenn du verarmt, an reicher Vettern Thür'

zu pochen.

3 Hari scheltend, Hara ehrend fahre doch nicbt in's Verderben,

Sollst nicbt — deinen Nächsten schellend — in den eig'nen

Sünden sterben.

4 Lass dicb nicht dein Weib beschwatzen und zu Händeln

rasch verführen.

Miethe dich nicht ein, wo Schwätzerzungen Zwietracht-Feuer schüren.

5 Lass die in's Gesicht dich lobend hinter'm Rücken schmäh'n

und hassen.

Padadädi K^sbava's Anbetung sollst du nie vergessen.

(10)

Högling , Lieder Kanaresischer Sänger. 5 11 IV.

Die Todes-Eng-el kennen kein Erbarmen.

Lass Erdensorge! Ruh' in Bari's Armen!

1 In Lüsten willst du Tag und Nacht verzehren?

Bei Press- und Saufgelag-das Herz beschweren?

Cnd, mordend recbts und links — dir Gut erwerben?

Halt! — Ruft der Tod dir heut', so musst du sterben.

2 „Im Haus die Braut, im Stall die Rühe warten.

„Es reift die Frucht im neu gekauften Garten.

,,Geld bab' ich vollauf. Herr, ich kaun nicbt sterben."

Damit erweichst du nicht den Tod — den herben.

3 „Im neuen Hause scbmaus't der Gäste Reihe;

,,Der Frau Enthindung nabt; die Priesterweihe

„Des Sohns. Juchhei! Juchhei! ich kann nicht sterben."

Der Tod die Sense schwingt. Du musst verderben.

4 „Das Milchfest naht, des Sohos Geburtstag. Morgeo

„Muss icb des Jüngsten Priesterweih' besorgen,

„Es leht sicb lustig, Herr! Ich kann nicht sterben."

Der Tod lacht Hohn dir. Bald liegst du io Scherben.

b „Abschied zn nehmen, .Schulden einzutreiben,

,,Zum aufgetragnen Essen lass mich bleiben."

So bald dein Stündlein schlägt, fort musst du, Seele!

Darum bei Zeiten Vitla's Dienst erwähle.

V.

Narren sind sie Alle wordeo in den Städten, auf dem Land,

Von dero Einen wabren Gotte zu dem Götzen abgewandt.

1 Ja, ein Thor ist, wer davon geht und nicht für die Gattin

sorgt,

Und ein Thor, wer den Verwandten seines Hauses Gelder

borgt.

Und ein Thor, wer fremder Leute Händen anvertraut sein Geld,

ünd ein Thor, wer zum Gesindel sicb, zn dem gemeinen, hält.

2 Und ein Thor ist, wer die Tocbter einem Mann um's Geld

verschreibt ;

Und ein Thor, wer in der Schwiegereltern Hause wobnen bleibt,

ünd ein Thor, wer, weon ihn Armutb überfällt, sicb härmt

und quält.

Und ein Narr ist, Herr, wahrhaftig, wem Geainnungsstärke

fehlt.

(11)

512 Uögling, Lieder Kanaresischer Sänger,

3 Dnd ein Thor ist, wer in seinem Alter an ein Weib sich hängt.

Dnd ein Thor, wer mit derScblange sicb zu spielen unterfängt.

Dnd ein Thor ist, wer nicht Ahnen, Kind und Kindeskind

bedenkt,

Dnd ein Narr, wer nicht dem Vater Vitia schuldige Khre

schenkt.

4 Dnd ein Thor ist, wer zu Kasi nicht im Ganges baden mag;

Dnd ein Thor, wer nicht zum Ussen Krdengötter laden mag.

Dnd ein Thor ist, wer den beil'gen Krishna nicht vuo ller¬

zen liebt;

Dnd ein Narr ist, Herr, wer nicht sich Gott mit Leib nnd

Seel ergibt.

5 Dnd ein Thor, wer eine Kuh milkt, die um's todte Kälbleiu

schreit ;

Dnd ein Thor, wer obne sicher Pfand zu nehmen, Geld

ausleibt.

Dnd ein Thor, wen seine I>Uste stets nach allen Weiten zieh'n;

Dnd ein Narr ist, wer der Mutter spottet, die geboren ihn.

ö Dnd ein Thor, wer nicht beständig betend Käma rufet an;

Dnd ein Thor ist, wer den Reichtbum nicht gebraucbt, den

er gewann.

Und ein Thor, wer uicht dem Priester und dem Greis sicb

neigt, wie's ziemt;

Dnd ein Narre, wer von schlechtem Ketzervolk Geschenke nimmt.

7 Dnd ein Thor ist, wer den Herren, welcber ibu genährt,

verräth ;

Vnd, ein Thor ist, wer Verläumdung schwatzend durch die

Gassen geht.

Dnd ein Narr ist, Herr, gewisslicb, wer nicht inniglich verehrt

Den Purandra VitIa, wenn er seinen Anblick ihm bescheert.

VI.

Dahin das Leben, Herr, dahin!

1 Drei Munden lag ich in des Vaters Leib. In meiner Mutter

Schoos

Gelangt' ich (wusste nicht wie mir geschah) sinn- und ge¬

dankenlos.

Neun Monden lag ich siedend in der Mutter Leib. Dm kei¬

nen Tag

Verkürzte sicb das Jabr. 0 Herr der Lakshmi , höre meine

Klag'!

(12)

Mögling , Liedar Kanaresischer Sängi-r, ^ 1 3

2 „Niclit liaU" icli's niis im-Finstern ", rief icli, nnd geldlitc dein zu sein.

Da kam zur Welt icli. Alicr, ncli ! vor lauter Sclirei'ii ver¬

gass icli dein.

Darauf in eitel Scliniutz und Nässe brnclit ich zu die Wiegenzeit, Wie in der Hülle wälzt' icli'ihich umher in Gottvergessenheit.

3 Die Knabenzeit in luft'gcm Kindersjiicl verflog mir unbewusst ;

Mit sechszehn fragte ich nnch dir nicbts mehr in toller

.lugendlust.

Im Haus- und Kindersorgcn-Nctz ich unvcrschns gefangen lag;

Ich sucbte niemals deinen Fuss, Dämuucnfeind ; o, hör' die

Klag'!

4 Vnn Haus zu Hnus Ich lief. Gedankenlos verlor ich meine Zeit.

Gleich wildem Pulinbaum wuchs ich auf, uneingedenk der

Kwigkeit.

Tagtäglich in des jungen .Stndtvolks lautem Scliwntzerkrcis ich sass.

.So floh die Zeit. Du mit dem Lotusnabel ! Deiner ich vergass.

5 Olm' Unterlass von Tag zu Tag in's .SUndennicer ich sank.

Mein llerz

Vergeblich Halt und Ruhe suchte, und verging in bittrem

Schmerz.

In Deines Gliiiilicn.s Retlungsschilf nimm meine SccP auf ohne

Weil-,

0 Herr, PiirandVn Vit"la, licirger Hari, zeig' mir liald

dein Heil.

Vir.

Siiiidcn-Klc|iliniifen-Tödtcr! Fünffaclischrccklichcr ! Mcnsclicnlöwc , Kcrg-(iOvinda , aller Götter Herr!

1 Wenn sich in den eig'nen Kindern düstern Wahnsinns Gei¬

ster regen,

Weigert Vater sicb und Mutter, sie zu heben und zu pflegen?

Govinda !

2 Rührt der König au die Magil, so ist sie Königin. Der Weisen

Wiindcrstciii verwandelt Hiig-s in köstlich Gold gciueincs Kisen.

Govinda !

3 Und das Meer, das die berühmten Ströme fasst iu seinem

.Schoosse ,

Weisst es von sich mit Verachtung kleine llächo, uanieulosc?

Govinda !

Uli. 33

(13)

514 Möglitig . Lieder kanaresischer Sänger.

4 Dürften einea vor'gcn Lcliens Sündenscliulden inicli verOnchrn,

Warum sollt' ich gluubensvoll vertniuend Zuflucht hei dir

suchen, Govindui

5 Hast du nicht im Nu dem Ajumila Seligkeit gegeben?

Allerhöchstes Gut, Purand'ra V'it'lu , meines I..ebens Leben —

Govinda !

vm.

Gebahrst dich wie ein toller Hund, und rühmst dich deiner Narr¬

heit, Seel'?

Vom Beissen lass und Knurren doch; sur Zuflucht Wischnu's Koss

erwähl'.

1 Was nützet all' dein Baden dirl Was dein Gebet bei Tag

und Nacht?

Gemeinheit klebt dir an; nocb hast's zum Selbstbewusstseyn nicht gebracht.

2 Was nützt dein frommes Plappern dir? was nützt kasteien

lang und viel?

Du lässt von Sünd' und Heucheln nicht; und fern bleibt dir

der Sehnsucht Ziel.

3 Was hilft's, wenn du die Nase hältst, und wenn du dicht

verschleiert sinnst?

Den Schlangenscbläfer ehrst du nicbt, und bist zu träg znm

Gottesdienst.

4 Was nützt dir's, wenn du Meister wirst, und tröstest dicb

mit hober Bbr?

Die wahre Hoheit kennst du nicht, begreifst auch nicht des

Meisters Lehr!

5 Was nützt's , wenn du Brandopfer bringst und wandelst im

Gesetzesweg?

Du lobst des Räma's Namen nicht, uud findest nicht des

Himmels-Steg.

6 Der Tbore neun verschliesse fest! Herzhaft beginn den

rechten Lauf!

Die Leidenschaften unterdrück'! Zum Sonnenkreise schwing

dicb auf:

7 Was da auch tbust, es nützt dir nicbts. Wie du's auch

machst, es schlägt dir febl.

Erkannt hast du Purand'ra nicbt. noch ihn gepriesen, arae

SeeP !

(14)

Mögling , Lieder h'anaresisclu'r Sänger. 515 IX.

Kommet lier, kommt zum geweiliten Buden.

Iclilieil , Iclisucht ist der Seele Schaden.

1 Weihebad ist — Eltern liebend achten,

Bad — zu lösen, die in Banden schmachten;

Weihehad ist — an den Uiniinel denken,

Ganges-Baden — sich in Gott versenken.

2 Bad ist's — fremden Weibes nicht gelüsten,

Bad — nicht, And're schmähend, sich zu brüsten;

Weihebad — den Nächsten nicht berauben ,

Gnngesbad — an's ew'ge Wesen glauben.

3 .Selbst sich prüfen — ist geweihtes Baden ,

Bad ist's — seinem Nächsten nicht zu schaden;

Bad — ihn auch mit Worten nicht betrüben,

Gangesbad — stets heil'ge Andacht üben.

4 Weibebad — in Frommer Freundschaft leben,

Bad — den heil'gen BUchern sich ergeben ;

Bad ist's — dankend Gott und Welt zu scheiden,

Gangesbad — die Seel' am Urbild weiden.

5 Bad — an heil'ger Stätte Gott verehren,

Bad ist's — über gar nichts sich beschweren;

Bad ist es — zu steu'rn dem bösen Auge,

Aufzugeh'n in Andacht — Gangeslauge.

X.

Was nützt doch auch Brandopfer obn' Gerechtigkeil?

Rufst Räma du nicht nn , bleibt Alles ungeweiht.

1 Wozu soll dir das Wasserbad, und dass du fern dich hältst

vom Weib?

Mit wöchentlichem Fasten dir kasteist den Leih?

Willst Narusinba's Namen gläubig du verkünden,

So sind vergeben dir die allerschwersten Sünden.

2 Was hilft's, dass du Sanyäsi wirst und dir die Beteinuss

versagst?

Als Heuchler dir den Ruhm der Heiligkeit erjagst?

Erwähle dir den Lotusnabligen zum Horte,

So öffnet die Vaikuntastadt die heil'ge Pforte.

3 Sobald aus deinen Banden sich dein Herz zu Hari hat gewandt,

Auflodern deine SUnden all' in hellem Brand.

Es weicben von dir aller alten SUnden Schmerzen,

Traust du dem NeleyadikSsbava von Herzen.

33*

(15)

f)lß Miitjling, Lieder h'anarcsischcr Sänger.

XI.

Wie lange willst du micli mit deiner Ungnad' (nihlcii >.

Wann endlich mich zum Knecht mit liCib und Svel' erwählen

1 Kcwuhre Herz und Sinnen mir auf heil'gem Pfade!

Umschleuss die Brust mir mit dem Panzer deiner Cnude I

Zu Füssen luss mich fallen dir! uufs Haupt mir lege

Die Segenshium', dass Furcht nicht mehr mein Herz bewege

2 Mit gläubigem Gebet ich dir zu Füssen falle,

Mit frohen Flippen, Herr, dein Lttlt ich täglich lalle.

Warum siehst du mit scheelem Aug' mich an? gewähre

Als höchste Gunst mir endlich deines Dienstes Ehre.

3 Dein hoher Ruhm ist's , dass du rettest deine Frommen ,

Erbarm dich mein auch, lass zu deinem Heil mich kommen;

Zerhau' das Sündenheer, verbann die finstern Mächte,

Purand'ra Vit'la, nimm mich an zum sel'gen Kuechtc.

XII.

Wer ist gemein? Ist's, den die Welt so nennet?

Sagt an ihr, die ihr Hari's Namen kenuet.

1 Uemein ist, wer nicht strebt, der Tugend nachzujagen,

Gemein ist, wer nicht Lust bat zu den heil'gen Sagen.

Gemein ist, wer dem König nicht io Treu' ergeben;

Und grundgemein, wer sicb ergibt dem Hureuleben.

2 Gemein ist, wer un seinem Gläub'ger treulos liandelt.

Gemeiner Schaudbub', wer auf Ebbrucbswegen wandelt;

Gemein ist, wer genuss'ne Güt' mit Undank lohnet.

Gemeiner Feigling, wer dem Weib als Sciave frohnet.

3 Gemein ist, wer von reichem Schatz nicht gibt Geschenke,

Und erzgemein ist der, der mischet gift'ge Tränke;

Gemein, wer Scbmeichelwort im Munde fülirt und trüget,

Uud hundsgemein, wer sich mit heil'gem Schein begnüget.

4 Gemein ist, wer durch Wortbrucli Freundes Herz betrübet,

Gemein ist, wer nicht un dem Nächsten Woblthat übet;

Gemein wer .\ndern zürnt und nach dem Leben stehet;

Gemeiner Narr, wer sich in Lügenred' ergebet.

5 Gemein ist, wer vur Greis und Priester sicb nicht neiget;

Gemeiner Sünder, wer nicht Scheu vor Weibern zeiget;

Gemein, wer uicht erkanntes Recht zu thun begehret;

Gemein; wer uicht Purand'ra Vit'la herzlich ehret.

(16)

Ül7i

Sarva darpana sangraha

(1. i.

iDbegriir der vecscliiedenen Sysleme der Indischen Philo¬

sophie , von Mädhava kärya.

Erster Artikel.

Vorbemerkung.

Der Snrvn dnr^iina sangralia d. i. Compendium sämmtli-

clier systemutisclien Ansiclilcn, dessen der nun verewigte H.H. Wilson sich bediente bei der Abfassung seiner Sketcb of tbe religious Sects

of the Hindus (As. Res. XVI. XVII. Separatdruck, Calcutta 1846.

p. 4. note*) p. 87. note.) ist das Werk des jüngeren Mä¬

dhava, Solines des Mäyaiia und Bruders des Säyana, in dessen

(;emeinschaft er eine erbliche Hofcliarge beim Kiinig Bukka zu

Vidyänagara um' Godaveri bekleidet und an den berühmten Veda-

commentaren gearbeitet hat, um die Mitte des XIV. Jahrb. n.Chr.

Der Index der neuesten Ausgabe von Colebrooke's Essiiys on the

Religion and Philosophy of tbe Hindus (Williams & Norgate, 1858.

1 Vol. 8vo.) confundirt ihn noch mit dem „gleichnamigen" älteren

Stifter der Secte der Mädhava^äris oder Brahma Sunipradäyis ,

einem Tuluva-Brahmanen, dessen Vater Madbigabhutta hiess. Als

Geburtsjahr dieses älteren Mädhaväcärya wird das letzte Jahr des

XII. Jahrb., 1199 n. Chr., angegeben; doch scheint die Verwech¬

selung den Indern selbst zur Last zu fallen, da unter den 37

Werken, die man nach Wilson's Erkundigung (a. a. 0. p. 88.

n. t) diesem Sectenstifter zuschreibt , ausdrücklich der Commentar

zum Rgveda, das Rgbäsbyam, genannt wird. Seine Doctrin wird

neben der Lebre der Rämänui^as oder ^ri Sampradäyis als be¬

rühmtes Vaishnava System unter dem Namen eines Purna pra^da-

darganam d. i. System des vollkommeoen Weisen inmitten der

Sarva dargana sangraha skizzirt, und der Verfasser stfmmt nach

Darlegung ihrer Argumente in die Meinung des Begründers ein,

dass die Vishnu-Wahrheit dns non plus ultra aller Satzungsweis-

heit sei — tasmät survasya gästrnsya Visbnutatlvan sarvottamam ify

atra tätparyam iti sarvuii niravadyam. Offenbar eine Veranlassung

mehr, den chronologischen Unterschied der Epochen zu über¬

sehen und den Verfasser des Sarva durgana sangraha für identisch

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