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Wer ist wie Gott?! Ausschnitte aus dem Buch Micha

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Wer ist wie Gott?!

Ausschnitte aus dem Buch Micha

1. Gott steigt herab (1,2-5)

2. Gott warnt sein Volk (2,6-11)

3. Gott erwählt sich seine Diener (3,5-8) 4. Gott schafft Frieden (4,1-5)

5. Gott sendet einen Hirten (5,1-4a)

6. Gott offenbart seinen Willen (6,6-8)

7. Gott vergibt (7,18-20)

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Text Micha 1,2-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (1/7)

Gott steigt herab

In den kommenden Tagen wollen wir gemeinsam auf jene Worte hören, die Gott durch den Prophe- ten Micha an sein Volk richtete. Das kleine Buch aus dem Alten Testament umfasst sieben Kapitel.

Aus jedem dieser sieben Kapitel werden wir uns einen Abschnitt anschauen, und zwar vor allem unter jenem Aspekt, den uns der hebräische Name des Propheten mit auf den Weg gibt: „Micha“ be- deutet: „Wer ist wie Gott?“ Dieser Ausruf soll uns durch alle Abende hindurch begleiten.

Dem Bibeltext stellen wir jeweils einen kleinen Ab- stecher voran, der uns – ebenfalls in sieben Teilen - Micha, den Beauftragten des Herrn, sein Buch und seinen Auftrag näher bringen soll.

Abstecher Nr. 1: Der Name des Propheten: Als ich mich im vergangenen Sommer mit den Vorbe- reitungen für diese Andachten auseinanderzusetzen begann, fiel mein Blick auf den Turm der Stiftskir- che im luzernischen Beromünster, vielleicht am besten durch den ehemaligen Landessender auf dem Blosenberg bekannt. Dort entdeckte ich den Namen Michas in lateinischer Sprache: Quis ut Deus? – Wer ist wie Gott?

Wie ich herausfand, ist diese Kirche im Michelsamt dem Erzengel Michael geweiht, der in der katholi- schen Tradition als Schutzpatron verehrt wird. Aus diesem Grund steht sein Name in lateinischer Form am Kirchturm. Der Name Micha nun ist nichts an- deres als eine Kurzform von „Michael“ oder einer weiteren Namensvariante: „Michajah“. Beide Na- men haben die gleiche Bedeutung: „mi“ = wer,

„ke“ = wie, „el“ bzw. „jah“ (von: Jahwe) = Gott: Wer ist wie Gott? In einem der bekanntesten Verse des ganzen Buches - in Mi 7,18 - wird diese Frage und damit die Bedeutung des Namens aufgegriffen, indem sie kunstvoll in den Text eingeflochten wird:

Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde vergibt und dem Überrest seines Erbteils die Übertretung erlässt, der seinen Zorn nicht allezeit festhält, sondern Lust an der Gnade hat?

Zu Beginn des Kolosserbriefs schreibt Paulus, welch grosses Anliegen es ihm ist, dass die Ge- meinde in Kolossä in der Erkenntnis Gottes wach- sen darf (Kol 1,9-10). Wer ist Gott? Was hat er getan? Welches ist sein Wille? – Fragen, die uns als Gläubige ein Leben lang beschäftigen. Je mehr wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen, je mehr wir also in der Erkenntnis Gottes wachsen, desto mehr mündet unsere ursprüngliche Frage: „Wer ist Gott?“ in den staunenden Ausruf „Wer ist wie Gott!“. Wir werden eingestehen müssen, dass nie- mand an Gott heranreicht, dass niemand seiner Vollkommenheit gleichkommt.

Es ist dieser Weg, den wir diese Woche gemeinsam beschreiten möchten, - ein Weg, der uns über die Erkenntnis Gottes in dankbare und ehrfurchtsvolle Anbetung führen soll.

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Text Micha 1,2-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (1/7)

Mi 1,2-5: Hört zu, ihr Völker alle; achte darauf, o Erde, und alles, was sie erfüllt! Und Gott, der Herr, sei Zeuge gegen euch, der Herr von seinem heiligen Tempel aus! Denn siehe, der Herr wird ausgehen von seiner Stätte und wird herabkommen und auf die Höhen der Erde treten; und die Berge zerschmelzen unter ihm wie Wachs vor dem Feuer, und die Täler spalten sich wie Wasser, das den Abhang hinunter- stürzt. Das alles wird geschehen wegen der Übertre- tung Jakobs und wegen der Sünden des Hauses Isra- el. Was ist aber die Übertretung Jakobs? Ist es nicht Samaria? Und welches sind die Höhen Judas? Ist es nicht Jerusalem?

Abschnitt Nr. 1: Gott steigt herab: In unserem heutigen Abschnitt tritt Gott, der Herr, aus seiner Verborgenheit heraus und kommt seinem Volk vor den Augen aller Nationen als Richter entgegen.

Diese Gerichtsverhandlung, die Gott mit Is-rael führt, wird in Vers 2 durch einen Aufruf an die gan- ze Völkerwelt eingeleitet:

Mi 1,2: Hört zu, ihr Völker alle; achte darauf, o Erde, und alles, was sie erfüllt! Und Gott, der Herr, sei Zeu- ge gegen euch, der Herr von seinem heiligen Tempel aus!

Man kann sich gut vorstellen, dass der Prophet Mi- cha diese Worte auf dem Marktplatz seiner kleinen Heimatstadt Moreschet verkündigt haben könnte.

Was Micha sagt, ist jedoch längst nicht nur für ein kleines Nest in der Provinz bestimmt. Nein, seine Botschaft hat weltpolitische Bedeutung. Alle Völker sollen hinhören, - samt der Erde mit allem, was sie erfüllt, womit die Menschheit gemeint ist. Die ganze Welt ist zu dieser Gerichtsverhandlung geladen.

Michas Botschaft geht alle – auch uns – etwas an,

ist sie doch nicht weniger als das „Wort des Herrn“, wie uns Vers 1 bestätigt.

An dieser öffentlich geführten Gerichtsverhand- lung tritt Gott als Ankläger und als Zeuge gegen sein Volk auf. Von seinem heiligen Tempel aus hat er das Verhalten seines Volkes seit eh und je mit- verfolgt. Gemeint ist hier die Wohnstätte Gottes im Himmel und nicht der Jerusalemer Tempel, der bekanntlich nur ein Abbild des himmlischen Origi- nals ist.

Mi 1,3: Denn siehe, der Herr wird ausgehen von seiner Stätte und wird herabkommen und auf die Höhen der Erde treten.

Diese seine himmlische Wohnstätte verlässt der Herr nun. Gott tritt auf die Bühne dieser Welt. Gott erscheint auf Erden. Er greift ein. Er ist sich nicht zu schade, in diesen Sündensumpf herabzusteigen, um Recht zu schaffen, um die Gerechtigkeit wieder herzustellen. Bemerkenswerterweise tritt er genau dort hin, wo das Volk seine selbstgebastelten Vor- stellungen von Gott feiert: auf die Höhen der Erde.

Immer wieder waren es in der Geschichte Israels die hügeligen Anhöhen des Landes, auf denen es seine Götzenbilder verehrte. Gott tritt den religiö- sen Ideen und Vorstellungen entgegen, die auf unserem eigenen, menschlichen Mist gewachsen sind und nicht dem entsprechen, was der Herr in seinem Wort offenbart hat.

Mi 1,4: Und die Berge zerschmelzen unter ihm wie Wachs vor dem Feuer, und die Täler spalten sich wie Wasser, das den Abhang hinunterstürzt.

Solange sich Gott verborgen hält, fühlt sich der Mensch sicher. Dann aber, wenn er sich in seiner

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Text Micha 1,2-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (1/7)

Allmacht offenbart, dann kommt das grosse Erwa- chen. Berge und Täler - der gesamte von Gott den Menschen geschenkte Lebensraum - geraten aus den Fugen, wenn der Herr erscheint. Die Schöpfung wird rückgängig gemacht. Der Mensch muss allem schutz- und machtlos zusehen. So schnell und un- aufhaltbar wie Wachs vor dem Feuer schmilzt oder ein Bergbach über die Felsen herabstürzt, über- schlagen sich die Ereignisse, wenn sich Gott offen- bart.

Mi 1,5: Das alles wird geschehen wegen der Übertre- tung Jakobs und wegen der Sünden des Hauses Isra- el. Was ist aber die Übertretung Jakobs? Ist es nicht Samaria? Und welches sind die Höhen Judas? Ist es nicht Jerusalem?

Gott nennt uns den Grund für sein Einschreiten. Die Schöpfung gerät nicht wegen der Umweltver- schmutzung ins Wanken, wie manch einer in unse- ren Tagen vielleicht meinen könnte, sondern auf- grund der Sünden und Übertretungen des Men- schen. Sie sind der Grund für die Anklage in dieser Gerichtsverhandlung. Gottes Volk hat sich dem Herrn gegenüber schuldig gemacht, indem es den von ihm in seinem Wort offenbarten Willen miss- achtete. „Jakob“ und das „Haus Israel“ sind beides Begriffe, die ganz Israel mit seinen zwölf Stämmen bezeichnen, auch wenn das Land zur Zeit Michas in zwei Königreiche gespalten ist. Beide sind schuldig.

Dies wird deutlich, wenn sich die zweite Vershälfte in einem genaueren Untersuchungsverfahren auf die Suche nach den Verantwortlichen für die ge- genwärtige Situation macht. Das Unrecht – die Missachtung von Gottes Geboten durch Jakob und der Götzendienst auf den Höhen Judas – geht in erster Linie von den beiden Hauptstädten aus: Sa-

maria im Nordreich und Jerusalem im Südreich.

Die in den Hauptstädten wohnende Elite, welche die Geschicke des Landes in der Hand hält, wird von Gott zuallererst zur Rechenschaft gezogen. Je mehr Einfluss der Herr einem Menschen gibt, des- to grösser ist seine Verantwortung.

Für beide Städte kündigt der Herr in den darauf folgenden Versen die Konsequenzen für ihr Tun an. In den Versen 6 und 7 wird beschrieben, wie Samaria zerstört wird. In den Versen 8 bis 16, wie das Umland Jerusalems geplündert und die Bevöl- kerung gefangen weggeführt wird. Wie wir heute wissen, sind beide Prophezeiungen kurze Zeit spä- ter durch das Auftreten der damaligen Weltmacht Assyrien genau so eingetroffen.

Wenn wir in diesen vier Versen sehen, wie Gott der Sünde entgegentritt, dann darf uns dies getrost machen. Alles Unrecht, das in dieser Welt ge- schieht, wird früher oder später gerichtet werden, sei es unter dem Volk Gottes oder aber unter der weltweiten Völkerschar. Unserem Herrn und Hei- land ist nicht egal, was sich auf Erden abspielt. Er ist keine menschliche Erfindung oder eine abstrak- te, philosophische Idee wie die Götter anderer Religionen, die den Menschen seinem Schicksal überlassen. Nein, der Herr greift ein. Er schweigt nicht, sondern spricht den Menschen an: Hört zu!

Achte darauf! Er ist sich sogar nicht zu schade, auf diese Erde herabzusteigen. Er kommt um unserer Schuld willen. Seine Zurechtweisung ist Ausdruck seiner suchenden Liebe. Unser menschliches Erge- hen ist ihm nicht gleichgültig. Sein Verhältnis zu uns Menschen ist mit der Beziehung von Eltern zu ihren Kindern vergleichbar. Nichts stört ein Kind mehr als Gleichgültigkeit. Auch wenn es schmerzt:

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Text Micha 1,2-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (1/7)

Ein Kind erwartet von den Eltern oder Lehrern, dass sie einschreiten, wenn es sich falsch verhält. Alles andere empfindet ein Kind als Lieblosigkeit. Auf- merksamkeit ist Ausdruck unserer Liebe. Gleichgül- tigkeit – auch gegenüber Ungereimtheiten – ist Ausdruck unserer Lieblosigkeit. Wieviele Jugendli- che gibt es, die sich bewusst provokativ und auffäl- lig benehmen, und zwar nur aus dem einen Grund:

Weil sie beachtet, weil sie wahrgenommen, weil sie geliebt werden möchten.

Wer ist wie Gott?! Was für eine Gnade, dass der Herr trotz unserer Schuld noch mit uns redet, dass er uns anspricht, dass er uns nicht fallen lässt. Was für eine Liebe, dass er seine himmlische Wohnung verlässt und sich zu uns herabneigt. Ihren einmali- gen Höhepunkt erreicht die Zuneigung Gottes zu uns Menschen in Jesus Christus, seinem Sohn (Phil 2,6-8): Als er in der Gestalt Gottes war, hielt er es nicht wie einen Raub fest, Gott gleich zu sein; son- dern er entäusserte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äusseren Erscheinung als ein Mensch erfun- den, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.

Die Zuwendung Gottes zum Menschen ist soweit gegangen, dass er seinen Sohn in diese Welt ge- sandt hat. Als gerechter Richter muss uns Gott für unsere Schuld bestrafen, wie dies unser Text deut- lich macht. Der Grund für Gottes Urteil ist klar: Das alles wird geschehen wegen der Übertretung Jakobs und wegen der Sünden des Hauses Israel. Alle Men- schen haben gesündigt. Deshalb kann kein Mensch vor Gott bestehen, wenn er uns entgegentritt. Nun aber hat der Herr die Strafe auf seinen Sohn gelegt.

Obwohl Jesus unschuldig war, wurde er hingerich-

tet. Christus hat sich stellvertretend für uns geop- fert. Am dritten Tag ist er auferstanden. Weil er nicht im Grab geblieben ist, sondern lebt, kann er uns noch heute Vergebung anbieten. Wer sein Unvermögen eingesteht, es Gott bekennt und sein Leben der Leitung Jesu unterstellt, den reinigt der Herr von aller Schuld. Wem Gott dieses neue Le- ben schenkt, der wird zu einem Kind Gottes, das sich vor dem letzten grossen Auftreten des Herrn als Richter nicht mehr zu fürchten braucht. Denn Jesus hat die Strafe, die wir verdient hätten, bereits getragen. Nur durch ihn können wir vor Gott be- stehen.

Wer ist wie Gott?! Gott neigt sich uns zu. Der Herr überlässt uns Menschen nicht unserem eigenen Schicksal, sondern kommt uns entgegen. Der Rich- ter kommt zu den Schuldigen, - oder wie es Jesus sagt: Der Arzt kommt zu den Kranken. Und zum Arzt gehören zwei Dinge: die Diagnose und die Therapie. Auch wenn sie schwerwiegend ist, Gott stellt die Diagnose. In seiner Liebe nennt er die Schuld beim Namen. Die richtige Diagnose ist der erste Schritt zur Therapie. Erst wer sein eigenes Unvermögen erkennt, flieht zum einzigen Heilmit- tel, das wir haben: zu Jesus Christus, der uns durch sein Versöhnungswerk zurück in die Gemeinschaft mit dem Vater führt. Möge doch ein jeder von uns auf den Ruf Gottes achten und die unverdiente Zuneigung Gottes in seinem Sohn, Jesus Christus, dankend für sich in Anspruch nehmen. Amen.

Im Internet finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken als pdf-Datei unter www.egwynental.ch (Archiv/Andachten).

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Text Micha 2,6-11

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (2/7)

Gott warnt sein Volk

Was Gottes Volk lehrt und wie es sich verhält, ist dem Herrn nicht egal. In unserem heutigen Abschnitt aus Micha 2 werden wir sehen, wie Gott sein Volk deshalb zur Rechenschaft zieht.

Doch zuerst beginnen wir wie immer mit unse- rem Abstecher, der uns den Propheten Micha näher bringen soll. Nachdem wir gestern seinen Namen unter die Lupe genommen haben, schauen wir uns heute den Aufbau seines Bu- ches an.

Abstecher Nr. 2: Der Aufbau des Buches: Die Botschaften des Propheten Micha umfassen sieben Kapitel. Das charakteristische Merkmal des Buches ist der Wechsel zwischen ernsten und liebevollen Worten, zwischen Gerichtsan- kündigungen und Verheissungen, zwischen der Gleichgültigkeit der Menschheit und der Barm- herzigkeit Gottes. Beides gehört zusammen, solange die Erde unter der Sünde und ihren Folgen zu leiden hat. So zieht der Herr in unse- rem heutigen 2. Kapitel beispielsweise sein Volk zur Rechenschaft (V. 1-11), kündigt aber gleich- zeitig auch den verheissenen Erretter, Jesus Christus, den „Durchbrecher“ an (V. 12-13). Es ist jene Spannung, in der wir selbst immer wie- der stehen, - die Spannung zwischen dem Le- ben in dieser gefallenen Welt und dem, was dem Gläubigen in Jesus Christus verheissen ist.

Aufgrund dieses stetigen Wechsels zwischen Unheil und Heil lässt sich das Buch Micha in drei Teile gliedern: Teil 1: Kapitel 1-2, Teil 2:

Kapitel 3-5, Teil 3: Kapitel 6-7. Jeder dieser Ab- schnitte beginnt mit ermahnenden und endet mit ermutigenden Worten. Eingeleitet wird jeder Teil mit der Aufforderung: „Höret!“ (vgl.

Mi 1,2; 3,1; 6,1).

Mi 2,6-11: „Weissagt nicht!“ weissagen sie. - Weissagt man diesen nicht, so hört die Schande nicht auf. Du, Haus Jakob, wie du genannt wirst, ist denn der Herr ungeduldig? Sind seine Hand- lungen danach? Sind meine Worte nicht gütig gegen den, der aufrichtig wandelt?

Doch erst gestern ist mein Volk als Feind aufge- standen; vom Obergewand reissen sie den Mantel denen weg, die sorglos vorüberziehen, die dem Krieg abgeneigt sind. Ihr vertreibt die Frauen meines Volkes aus den Häusern ihrer Wonne; von ihren Kindern nehmt ihr meinen Schmuck für immer weg. Auf, macht euch da- von! Denn dieses [Land] ist kein Ruheort mehr wegen der Unreinheit, die Verderben anrichtet, und zwar ein gewaltiges Verderben. Wenn einer käme, der dem Wind nachliefe und euch Lug und Trug verkündete: „Ich will euch weissagen zum Wein und zum starken Getränk!“ – das wäre ein Prediger für dieses Volk!

Abschnitt Nr. 2: Gott warnt sein Volk: Der vor- liegende Abschnitt ist in der hebräischen Spra- che schwer zu verstehen. Sogar Experten tref- fen im Buch Micha wie hier auf Stellen, mit de- nen sie ihre liebe Mühe und Not haben. Aus diesem Grund weisen die Übersetzungen an einzelnen Stellen Unterschiede auf. Woran liegt

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Text Micha 2,6-11

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (2/7)

das? In den alten hebräischen Handschriften wurden keine Satzzeichen gesetzt. Deshalb ist es äusserst schwierig zu sagen, welche Worte zu welchem Satz gehören. Michas Ausdrucks- weise ist zudem äusserst knapp und dicht. Hin- zu kommt, dass oftmals nicht eindeutig ersicht- lich ist, wer denn eigentlich spricht: Ist es Gott?

Ist es Micha? Ist es das Volk? Sind es die fal- schen Propheten? Zu guter Letzt sind einige hebräische Wörter mehrdeutig, so dass sie un- terschiedlich wiedergegeben werden können.

Dies macht uns demütig. Viele Menschen glau- ben unbewusst, mit ihnen sei der Höhepunkt der Kirchengeschichte erreicht. Doch unsere eigene Begrenztheit wird uns hier deutlich vor Augen geführt. Wieviel Wissen aus früherer Zeit ist uns verloren gegangen!

Im Folgenden stützen wir uns auf die Schlach- terbibel – im Bewusstsein, dass in einigen Sät- zen auch andere Übersetzungen möglich wä- ren. Das Schöne: Die Gesamtaussage des Ab- schnitts verstehen wir, ohne jedes Detail zu kennen. Dafür hat Gott gesorgt.

Was ist in Israel geschehen (Mi 2,6a)? „Weis- sagt nicht!“ weissagen sie. Das Volk kann die Weissagungen Gottes nicht mehr ertragen.

Deshalb hat es sich eigene Propheten ausge- sucht, die den Auftrag haben, den wahren Pro- pheten das Weissagen zu verbieten und sie zum Schweigen zu bringen. Auf unangenehme Mahnungen und Warnungen von Seiten des Herrn kann das Volk gut und gerne verzichten!

Gegen dieses Vorgehen setzt sich Gott zur Wehr (Mi 2,6b): Weissagt man diesen nicht, so

hört die Schande nicht auf. Ohne Weissagung, d.h. ohne Korrektur aus dem Wort Gottes, bleibt die Not im Volk Gottes bestehen.

Mi 2,7: Du, Haus Jakob, wie du genannt wirst, ist denn der Herr ungeduldig? Sind seine Hand- lungen danach? Sind meine Worte nicht gütig gegen den, der aufrichtig wandelt?

Der Herr erinnert sein Volk daran, dass dies nicht so sein müsste. Auch Gott würde sich sei- nem Volk viel lieber wohlwollend zuwenden (vgl. Klgl 3,33). Weiss das Volk denn nicht mehr, dass es in der Vergangenheit immer wieder Handlungen Gottes erleben durfte, die von sei- ner Geduld und Güte geprägt waren? Gerne würde der Herr seinem Volk auch jetzt in dieser Art und Weise begegnen. Das müsste das Volk aus seiner Geschichte sehr wohl wissen.

Mi 2,8-10: Doch erst gestern ist mein Volk als Feind aufgestanden; vom Obergewand reissen sie den Mantel denen weg, die sorglos vorüber- ziehen, die dem Krieg abgeneigt sind. Ihr ver- treibt die Frauen meines Volkes aus den Häu- sern ihrer Wonne; von ihren Kindern nehmt ihr meinen Schmuck für immer weg. Auf, macht euch davon! Denn dieses [Land] ist kein Ruheort mehr wegen der Unreinheit, die Verderben an- richtet, und zwar ein gewaltiges Verderben.

Das grosse Aber: Auch wenn Gott sein Volk gerne vor Ermahnungen und Warnungen ver- schonen möchte: Er kann das Unrecht im Land, das sich gegen Unschuldige und Hilflose, gegen Frauen und Kinder richtet, nicht übersehen. Die Gleichgültigkeit gegenüber Gott hat dazu ge-

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Text Micha 2,6-11

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (2/7)

führt, dass das Verhalten des Volkes von Unge- rechtigkeit geprägt ist. Israel ist kein Ruheort mehr. Das Land ist verunreinigt. Deshalb muss und will es Gott in seiner Gerechtigkeit vor dem kommenden Verderben warnen.

Mi 2,11: Wenn einer käme, der dem Wind nach- liefe und euch Lug und Trug verkündete: „Ich will euch weissagen zum Wein und zum starken Getränk!“ – das wäre ein Prediger für dieses Volk!

Die Tragik: Das Volk ist den Warnungen Gottes abgeneigt. Fromm möchte es durchaus noch sein. Deshalb bestellt es sich Prediger, die dem Wind nachlaufen. Leute, die ihre Botschaft auf das Fehlverhalten des Volkes zurechtschnei- dern. Männer, die verkündigen, was die Mehr- heit hören möchte. Gott macht das Vorgehen des Volkes an einem überspitzten Beispiel deut- lich: Käme einer, der den Alkohol predigt („Ich werde dir predigen von Wein und Rausch- trank!“), so würde er akzeptiert werden, weil er das Fehlverhalten des Volkes nicht kritisiert, sondern schön redet und dadurch bekräftigt.

Wer ist wie Gott?! Was haben wir für einen wunderbaren Gott, der sein Volk allen Wider- ständen zum Trotz warnt? Der in seiner Geduld immer wieder Propheten beruft, selbst dann, wenn das Volk sie nicht hören will? Die Frage, die dieser Text an uns richtet: Akzeptieren wir einen Gott, der uns ermahnt und zu seinem Wort zurückführen möchte? Oder beschaffen wir uns nach unseren eigenen Lüsten Lehrer (vgl. 2Tim 4,3), die das Wort Gottes nach unse-

rem eigenen Gusto und dem Trend der Zeit gemäss auslegen?

Viele Gemeinden in der Landeskirche stellen Pfarrer an, welche die Bibel nicht als Gottes Wort anerkennen. Sie holen sich Leute, die zu Themen wie Sünde oder Hölle schweigen, weil man diese Aussagen der Bibel nicht hören will.

Als man in der reformierten Kirche vor einigen Jahrzehnten begann, Frauen zu ordinieren, hat ein liberaler Theologieprofessor aus Bern prog- nostiziert: „Auch ihr Freikirchen werdet diesem gesellschaftlichen Trend nicht standhalten.“ Ein gläubiger Student hat damals protestiert: „Das wird nicht der Fall sein! Wir haben doch die Bibel als Fundament, die eindeutig besagt, eine Frau solle nicht lehren (vgl. 1Tim 2,12)!“ Der Professor hat Recht behalten. Gewisse Ge- meindeverbände sind dem feministischen Mainstream gefolgt und haben sich Theologen gesucht, welche dem Wind nachliefen und die betreffenden Bibelstellen auf allerlei Umwegen so auslegten, wie man sie hören wollte.

Wer ist wie Gott? Der Herr kennt die Zukunft.

Er weiss, was das Beste für uns ist. Unsere Sichtweise ist demgegenüber beschränkt. Trotz unserer Hartherzigkeit fordert er uns deshalb in seiner grossen Barmherzigkeit durch sein Wort immer wieder zur Korrektur auf. Möge es der Herr schenken, dass wir uns nicht nur das anhö- ren, was wir hören wollen, sondern dass wir auch seine Warnungen ernst nehmen. Amen.

Im Internet finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken als pdf-Datei unter www.egwynental.ch (Archiv/Andachten).

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Text Micha 3,5-8

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (3/7)

Gott erwählt sich seine Diener

Unser heutiger Abstecher führt uns in die Hei- mat des Propheten Micha.

Abstecher Nr. 3: Die Heimat von Micha: Micha wird als „Moraschit“ bezeichnet (Mi 1,1; Jer 26,18). Das heisst: Er stammt aus der Ortschaft Moreschet. Sie lag rund 35km südwestlich von Jerusalem in der Schefela, jenem stetig anstei- genden Gebiet zwischen dem Mittelmeer und dem judäischen Bergland. Die Ortschaft wird auch als „Moreschet-Gat“ (Mi 1,14) bezeichnet, da sie einst wohl zum Besitz der Philisterstadt Gat gehört hat. Im Gegensatz zu seinem Zeitge- nossen Jesaja, der enge Beziehungen zum kö- niglichen Hof in Jerusalem pflegte, kommt Mi- cha also aus einer eher ländlichen Gegend.

Seine Herkunft ist eine der wenigen Informati- onen, die uns über die Person Michas bekannt sind, - ein charakteristisches Merkmal für viele Propheten des Alten Testaments. Nicht ihre Person, sondern ihre von Gott empfangene Botschaft steht im Vordergrund. Jemand hat das Prophetenamt in dieser Hinsicht einmal mit dem Auftrag eines Chauffeurs verglichen. Der Chauffeur bringt einen hohen Gast: Gott, den Herrn. Er selbst aber bleibt im Hintergrund.

Mi 3,5-8: So spricht der Herr über die Prophe- ten, die mein Volk irreführen, die „Friede“ rufen, wenn ihre Zähne etwas zu beissen haben, aber dem einen heiligen Krieg erklären, der ihnen nichts ins Maul gibt: Darum wird Nacht über euch kommen, ohne Gesichte [= Offenbarun-

gen], und Finsternis, dass ihr nicht wahrsagen könnt; und die Sonne wird über den Propheten untergehen und der Tag über ihnen dunkel werden; und die Seher sollen zuschanden wer- den und die Wahrsager schamrot dastehen; sie werden alle ihren Bart verhüllen, weil es keine Antwort von Gott mehr gibt. Ich aber bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geist des Herrn, mit Recht und Stärke, um Jakob seine Übertretung zu ver- künden und Israel seine Sünde.

Abschnitt Nr. 3: Gott erwählt sich seine Die- ner: Im gestrigen Abschnitt aus Kapitel 2 hat Gott das ganze Volk zur Rechenschaft gezogen.

In Kapitel 3 klagt er nun einzelne Gruppen an, so die führenden Politiker, die Richter oder die Priester (vgl. Mi 3,1-4.9-12), vor allem aber die Propheten. Was sind Propheten? Oft wird die Meinung vertreten, ein Prophet sei jemand, der die Zukunft vorhersagt. Ein Prophet ist aller- dings keineswegs nur ein Vorhersager, sondern vor allem ein Hervorsager, d.h. ein Deuter und Verkündiger, der Gottes Wort in seine eigene Zeit hinein weitergibt. Der Herr schenkt ihm durch sein Wort Einblick in den Zustand und die Entwicklung, in die Trends und Ideologien sei- ner Zeit. Er hat somit auch die von Gott ge- schenkte Gabe, Fehlentwicklungen im Volk Got- tes zu erkennen, es zu warnen und zur Umkehr zu rufen. Er erinnert an jene Inhalte der Schrift, die in Vergessenheit gegangen sind.

Mi 3,5: So spricht der Herr über die Propheten, die mein Volk irreführen, die „Friede“ rufen,

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Text Micha 3,5-8

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (3/7)

wenn ihre Zähne etwas zu beissen haben, aber dem einen heiligen Krieg erklären, der ihnen nichts ins Maul gibt.

Gott bringt die Anklage gegen die Propheten vor. Ihre Botschaft ist lohnabhängig. Sie passen das Wort Gottes den Wünschen, Erwartungen und Vorstellungen ihrer Zuhörer an. Sie möch- ten es allen recht machen. „Harte Worte wer- den in Watte gepackt oder gekürzt.“ (Dreytza, Buch Micha, S. 165). Unannehmlichkeiten wer- den weggelassen. Gott allerdings will die Men- schen zur Umkehr rufen, weil er möchte, dass alle Menschen gerettet werden. Er rüttelt die Menschheit aus Liebe auf (Klgl 3,33): Denn nicht aus Lust plagt und betrübt er die Menschenkin- der. Diesen Aspekt der Liebe Gottes lassen die angeklagten Verkündiger weg. Die Folge: Der moralische Zerfall im Volk Gottes, wie ihn das Buch Micha eindrücklich beschreibt.

Die harmoniebedürftigen Propheten lassen sich von Eigennutz und Gewinnstreben leiten. Dem- jenigen, der ihnen den Lohn auszahlt, reden sie nach dem Mund. Sie verkündigen ihm Frieden.

Wer ihnen nichts oder zu wenig bietet, dem verheissen sie einen heiligen Krieg. Sie sind dem eigenen Wohlergehen und nicht dem Wort Gottes verpflichtet. Ihre eigenen Interes- sen verdunkeln Gottes Botschaft. Das Urteil des Herrn ist unmissverständlich: Diese Propheten führen das Volk in die Irre.

Mi 3,6-7: Darum wird Nacht über euch kom- men, ohne Gesichte, und Finsternis, dass ihr nicht wahrsagen könnt; und die Sonne wird

über den Propheten untergehen und der Tag über ihnen dunkel werden; und die Seher sollen zuschanden werden und die Wahrsager scham- rot dastehen; sie werden alle ihren Bart verhül- len, weil es keine Antwort von Gott mehr gibt.

Gott kündigt seine Strafe an: Es wird dunkel um die Propheten. Nacht und Finsternis brechen herein. Die Sonne wird untergehen. Der Tag wird dunkel werden. Lauter Bilder dafür, dass ihnen das Wort Gottes verloren geht. Die ei- genmächtigen Propheten verlieren das Licht der Gottesoffenbarung. Gott zieht sich von ihnen zurück und schweigt. Das wahre Licht fehlt ihnen. Dadurch können sie auch ihrer Zu- hörerschaft keine Orientierung mehr bieten. Sie haben nichts mehr weiterzugeben. Ihre Worte sind kraftlos. Sie werden zu „leeren Schwät- zern“, wie sie uns aus den Gemeinden auf Kreta bekannt sind (vgl. Tit 1,10). Die Propheten ste- hen beschämt, schamrot und mit verhülltem Bart, - d.h. wortlos und in Schweigen gehüllt - da. Gottesmänner ohne Gotteswort.

Mi 3,8: Ich aber bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geist des Herrn, mit Recht und Stärke, um Jakob seine Übertretung zu verkünden und Israel seine Sünde.

Demgegenüber weiss Micha um seine Beru- fung. Er ist von Gott bevollmächtigt. Er redet in der Kraft des Heiligen Geistes. Er ist nicht von seinen eigenen Fähigkeiten abhängig. Gott lei- tet ihn durch seinen Geist. Er gibt ihm die Kraft zum Dienst. Auch ist Micha mit Recht erfüllt:

Das heisst, dass seine Worte sich am ewigen

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Text Micha 3,5-8

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (3/7)

Gesetz Gottes orientieren, wie er es in seinem Wort offenbart hat. Sie sind nicht vom Geld abhängig. Zudem ist er erfüllt mit Stärke: Gott verleiht seinem Wort Autorität. Was Micha ankündigt, trifft ein. Mit diesem göttlichen Rüstzeug kann er seinen Auftrag erfüllen, der darin besteht, Jakob und Israel, d.h. dem gan- zen Volk, die Sünden und Übertretungen vor- zuhalten. Dies tut er nicht, weil ihm dies gefal- len würde, sondern weil er weiss, dass der Herr durch sein Wort eine Neuorientierung auf Gott bewirken möchte. Diesem unangenehmen Auf- trag Gottes ist Micha gehorsam. Deshalb kann der Herr durch ihn wirken (vgl. Jer 26,19).

Wer ist wie Gott?! Wir haben einen gnädigen Gott. In seiner Barmherzigkeit beruft er - wie im Falle Michas - immer wieder Gottesmänner, die trotz des Widerstands der Masse an seinem ewigen Wort festhalten. Selbst dann, wenn ihnen nur eine Minderheit Gehör schenkt.

Selbst dann, wenn sie in der christlichen Szene nicht umjubelt sind. Selbst dann, wenn ihre eigenen Interessen und Wünsche dadurch be- einträchtigt werden. Selbst dann, wenn sie da- für ihr Leben lassen müssen.

Michas Auftrag war ungeheuer schwer. Er hatte die Mehrheit gegen sich. Selbst seinen Berufs- kollegen musste er mit der göttlichen Wahrheit entgegentreten. Die Rechtmässigkeit ihres Am- tes hat er ihnen nicht abgesprochen. Er hat sie aber auf ihren Amtsmissbrauch hingewiesen.

Das wird ihm nicht nur Freunde eingebracht haben. Diese Widerwärtigkeiten konnte er nur

erdulden, weil er sich von Gott berufen wusste.

Gott hat ihm durch seinen Geist die notwendi- ge Kraft und Zuversicht geschenkt. Durch seine Gottesfurcht konnte er die Menschenfurcht überwinden.

So wollen wir den Herrn bitten, dass er auch uns solche treuen und mutigen Menschen schenkt. Dass er uns sein Licht nicht entzieht und uns nicht in der Finsternis zurücklässt. In Klgl 2,14 schreibt Jeremia nach dem Fall Jerusa- lems: Deine Propheten, sie haben dir erlogenes und fades Zeug geweissagt; sie deckten deine Schuld nicht auf, um dadurch deine Gefangen- schaft abzuwenden, sondern sie weissagten dir Aussprüche von Trug und Verführung.

Mit dieser Klage wollen auch wir vor Gott kommen und ihn gleichzeitig bitten, dass er uns als Verkündiger nicht „leere Schwätzer“ er- wählt, - die aus Eigennutz handeln, deren Hori- zont verdunkelt ist, - sondern Persönlichkeiten wie Micha, die ihren Dienst in der Abhängigkeit vom hellen Licht der Heiligen Schrift ausüben.

Diener Gottes, die in Liebe und Wahrheit Schuld aufdecken und Menschen zurück in die Gemeinschaft mit Gott führen. Selbst in hoff- nungslosen Zeiten hat sich Gott seine Diener gegen alle Widerstände erwählt. Diese Gewiss- heit ermutigt uns, ihn auch heute regelmässig um solche Menschen zu bitten. Möge der Herr unser Gebet erhören. Amen.

Im Internet finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken als pdf-Datei unter www.egwynental.ch (Archiv/Andachten).

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Text Micha 4,1-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (4/7)

Gott schafft Frieden

Unser heutiger Bibeltext ist einer der bekann- testen Abschnitte aus dem Buch Micha. Zu- gleich wurden aber keine anderen Worte des Propheten so oft missverstanden wie diese Zei- len. Bevor wir aber auf das Wort Gottes hören, wollen wir uns in unserem heutigen Abstecher in die weltpolitische Lage hineinversetzen, in der Micha tätig war.

Abstecher Nr. 4: Die Zeit, in der Micha lebte:

Mi 1,1 informiert uns darüber, dass Micha zur Zeit der Könige Jotam, Ahas und Hiskia gewirkt hat. Die äussersten Eckdaten für sein Auftreten sind somit die Jahre 750 und 690 v. Chr. Sein Dienst wird dreissig bis fünfzig Jahre umfasst haben. Es ist die Zeit, in der Assyrien endgültig zur neuen Weltmacht aufsteigt. Das bekommen auch die beiden jüdischen Königreiche – Israel im Norden und Juda im Süden – zu spüren. Zwi- schen 725 und 720 v. Chr. fällt Samaria, die Hauptstadt des Nordreichs. Doch auch Juda leidet unter den Feldzügen der Assyrer, die für ihre Gewalt berüchtigt sind. Viele Städte im Umland Jerusalems werden zerstört. Teile der Bevölkerung werden weggeführt. Allerdings bleibt durch Gottes Eingreifen die Hauptstadt Jerusalem von den Assyrern verschont (vgl.

2Kön 18-19; Jes 36-37). Juda erhält die Mög- lichkeit, zu Gott umzukehren. Für dieses Anlie- gen setzt sich Micha ein, der die Angriffe der Assyrer miterlebt. Er leidet unter dem Götzen- dienst und dem moralischen Zerfall im Volk Gottes. Leider kommt es nur punktuell zu einer

Umkehr. So muss bereits Micha die Zerstörung Jerusalems ankündigen (vgl. Mi 3,12). Etwas mehr als 100 Jahre später ist seine Voraussage durch die neue Weltmacht Babylon in Erfüllung gegangen (586 v. Chr.). Unmittelbar nach dieser harten Ankündigung in Mi 3,12 fährt der Pro- phet jedoch mit folgenden Worten weiter:

Mi 4,1-5: Doch es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und wird über alle Höhen erhaben sein, und Völker werden ihm zuströmen. Und viele Hei- denvölker werden hingehen und sagen:

„Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!“ Denn von Zion wird das Ge- setz ausgehen und das Wort des Herrn von Je- rusalem. Und er wird das Urteil sprechen zwi- schen grossen Völkern und starke Nationen zu- rechtweisen, die weit weg wohnen, so dass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Spiesse zu Rebmessern; kein Volk wird ge- gen das andere ein Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen; sondern jedermann wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird ihn aufschrecken; denn der Mund des Herrn der Heerscharen hat es geredet! Denn alle Völker mögen wandeln, jedes im Namen seines Gottes; wir aber wollen wandeln im Na- men des Herrn, unseres Gottes, immer und ewiglich!

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Text Micha 4,1-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (4/7)

Es ist ein Abschnitt, den wir ganz ähnlich auch in Jes 2,1-4 finden. Jesaja war ein Zeitgenosse von Micha. Beide werden sich gut gekannt ha- ben. Es ist davon auszugehen, dass Jesaja die- ses Wort über Jerusalem geschaut und gepre- digt hat (vgl. Jes 2,1). Micha hat diese wichtigen Worte Gottes, die sein Mitstreiter empfangen durfte, in seiner eigenen Verkündigung aufge- griffen und für ihre Verbreitung gesorgt.

Mi 4,1: Doch es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und wird über alle Höhen erhaben sein, und Völker werden ihm zuströmen.

Der Kontrast zur angekündigten Zerstörung Jerusalems im vorangehenden Vers könnte nicht grösser sein. Gott verheisst, dass auf den Trümmern Zions eine neue Stadt entstehen wird. „Zion“ ist der Name des Berges, auf dem Jerusalem und der Tempel erbaut sind. Deshalb werden in der Bibel auch die Stadt und der Tempel selbst so bezeichnet. Der Berg Zion wird zum erhöhten Mittelpunkt der Erde wer- den. Dies wird am Ende der Tage, d.h. im Tau- sendjährigen Reich geschehen, wenn der Mes- sias, der verheissene Erlöser, Jesus Christus, wiederkommen und sein irdisches Königreich aufbauen wird. Er wird nicht nur über Israel, sondern über alle Völker herrschen.

Der „Berg des Hauses des Herrn“ wird dann sowohl geistlich als auch physisch über alles erhaben sein. Dies zeigt uns auch die Parallel- stelle in Sach 14,9-10, wo es zuerst heisst (V. 9):

Und der Herr wird König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der Herr der Einzige sein und sein Name der einzige. Gleichzeitig werden damit aber auch geologische Verände- rungen einhergehen (V. 10): Das ganze Land … wird sich verwandeln …, und [Jerusalem] wird erhöht sein. Eine umgestaltete Topographie setzt auch die Grösse des dritten Tempels vo- raus, den der Prophet Hesekiel in seinem Buch ausführlich beschreibt (vgl. Hes 40 bis 48).

Mi 4,2: Und viele Heidenvölker werden hinge- hen und sagen: „Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Ja- kobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!“ Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.

Dann wird etwas geschehen, was wir uns in der heutigen Zeit, in der Jerusalem der Zankapfel der Weltpolitik ist, kaum vorstellen können: Die Völker werden nach Jerusalem strömen. Sie werden dies freiwillig und ohne äusseren Druck tun. Der Grund für ihre Reise nach Israel ist das Wort Gottes. Sie wollen es hören. Sie wollen vom Herrn unterrichtet werden. Sie wollen Wegweisung für ihr persönliches Leben und für ihr Miteinander empfangen.

Mi 4,3-4: Und er wird das Urteil sprechen zwi- schen grossen Völkern und starke Nationen zu- rechtweisen, die weit weg wohnen, so dass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Spiesse zu Rebmessern; kein Volk wird ge- gen das andere ein Schwert erheben, und sie

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Text Micha 4,1-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (4/7)

werden den Krieg nicht mehr erlernen; sondern jedermann wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird ihn aufschrecken; denn der Mund des Herrn der Heerscharen hat es geredet!

Der Herr selbst wird dann für die Rechtspre- chung verantwortlich sein – bis hin zu den ent- legensten Inseln. Erstmals wird es einen wah- ren und in allen Belangen gerechten internatio- nalen Gerichtshof geben. Grundlage für diese Rechtsprechung wird das göttliche Gesetz, d.h.

das ewige Wort Gottes sein, welches eine ge- rechte Herrschaft ermöglichen wird.

Deshalb wird unter der Leitung des Messias Frieden herrschen. Es wird keine Monarchen, Diktatoren, Präsidenten und Despoten mehr geben, die ihre eigenen machtpolitischen Ziele verfolgen werden. Waffen und militärische Lehrgänge werden nicht mehr gebraucht wer- den. Das Land wird äusserst fruchtbar sein. Die nicht mehr benötigten Waffen werden deshalb in landwirtschaftliche Geräte umfunktioniert werden. Schwerter werden zu Pflugscharen und Spiesse zu Rebmessern umgeschmolzen wer- den. Die Bevölkerung wird unter ihren Wein- stöcken und Feigenbäumen sitzen, - ein Zeichen des Friedens und des Wohlstands im Lande (vgl.

1Kön 5,5 und Sach 3,10).

Mi 4,5: Denn alle Völker mögen wandeln, jedes im Namen seines Gottes; wir aber wollen wan- deln im Namen des Herrn, unseres Gottes, im- mer und ewiglich!

Doch noch ist es nicht soweit. Noch sieht die Realität anders aus. Das heisst nicht, dass die- ser Text keine Bedeutung für uns hätte. Nein, unser Bekenntnis ist gefragt! Wollen wir den menschlichen Ideologien, Philosophien und Religionen der Völker nachfolgen oder uns – wie Micha sich selbst und sein Volk auffordert - zu jenem Gott bekennen, der dieses Friedens- reich herbeiführen wird? Wir aber wollen wan- deln im Namen des Herrn, unseres Gottes, im- mer und ewiglich! Ja, lasst uns schon jetzt im Namen des Herrn wandeln, d.h. uns an jene ewigen Weisungen in seinem Wort halten, die als Grundlage seines zukünftigen Friedensreichs dienen werden.

Wer ist wie Gott?! Wir haben einen grossen und wunderbaren Gott, der herbeiführen wird, was Menschen nicht vermögen: den Frieden.

Vor dem Hauptquartier der UNO in New York steht eine Skulptur des russischen Künstlers Jewgenij Wutschetitsch: „Schwerter zu Pflug- scharen“. Sie wurde der UNO 1959 von der damaligen Sowjetunion geschenkt. Sie sollte die Sowjetunion als Friedensmacht darstellen und ihrem Willen zum friedlichen Miteinander Ausdruck verleihen. Ironischerweise wurde nur zwei Jahre später die Berliner Mauer errichtet.

Drei Jahre später führte die Kubakrise die Menschheit an den Rand eines dritten Welt- kriegs. Das grosse Missverständnis: Micha spricht nicht von unserer Epoche der Heilsge- schichte, sondern vom zukünftigen Friedens- reich Jesu Christi „am Ende der Tage“. Immer wieder glauben Leute, die Menschheit und ihre

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Text Micha 4,1-5

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (4/7)

Organisationen könnten den Frieden herbeifüh- ren. Ein von Menschenhand geschaffener Frie- de ist jedoch eine Illusion. Frieden kann man nicht machen, sondern nur empfangen. Er ist von Jesus Christus, dem „Friedefürst“ (Jes 9,5), und seinem im Wort Gottes offenbarten Willen nicht zu trennen. Erst dort, wo Menschen in der Gegenwart des lebendigen und dreieinigen Gottes stehen, erst dort, wo sein Wort gehört und als Richtschnur für das Leben anerkannt wird, ist Friede möglich.

Im Leben des Einzelnen ermöglicht der Herr Jesus diesen Frieden bereits heute. Sein stell- vertretender Tod für unsere Schuld und seine Auferstehung haben ihn ermöglicht. Wer Jesus seine Schuld bekennt, dem vergibt er sie und schenkt ihm dadurch Frieden mit Gott. Jesus wird mit seiner Wiederkunft aber auch den Frieden unter den Völkern herbeiführen. Dies wird in jener von Micha verheissenen Zeit ge- schehen, wenn die Völker nach Jerusalem zie- hen werden, um Gottes Wort zu hören.

„Schwerter zu Pflugscharen“

Skulptur von Jewgenij Wutschetitsch vor dem UNO-Hauptgebäude in New York

Wer ist wie Gott?! Als Gläubige dürfen wir uns immer wieder an das Vorrecht erinnern, dass wir dieses friedensstiftende Wort bereits heute hören und lesen dürfen. Leider gerät dieses Bewusstsein immer wieder in Vergessenheit.

Lehre und Unterweisung sind in vielen Gemein- den Randerscheinungen. Stattdessen versucht man, die Menschen mit allerlei anderen Mitteln und Attraktionen anzulocken. Doch gerade Ju- gendliche wären an der Bibel sehr interessiert, was oftmals übersehen wird. Was möchte Gott von mir? Was ist der Sinn des Menschseins?

Welchen Plan hat Gott mit meinem Leben? Wie bekommt mein Herz den ersehnten Frieden? All diese Fragen werden vom Wort Gottes beant- wortet. Unser Herr und Heiland hat uns bereits heute jenes Wort geschenkt, nach dem sich einmal alle Völker sehnen werden. Jenes Wort, das den Frieden herbeiführen wird. Deshalb wollen wir es immer wieder neu auf den Leuch- ter stellen und bereits jetzt im Namen seines Urhebers wandeln. Amen.

Im Internet finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken als pdf-Datei unter www.egwynental.ch (Archiv/Andachten).

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Text Micha 5,1-4a

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (5/7)

Gott sendet einen Hirten

An wen richtet Micha seine Worte eigentlich?

Welches sind seine Adressaten? Diese Frage soll uns zu Beginn der heutigen Andacht be- schäftigen:

Abstecher Nr. 5: Die Adressaten des Prophe- ten: In Mi 1,1 lesen wir: Dies ist das Wort des Herrn, das an Micha, den Moraschiten, erging in den Tagen Jotams, Ahas‘ und Hiskias, der Könige von Juda, was er geschaut hat über Sa- maria und Jerusalem. Gottes Worte richten sich an Samaria und Jerusalem. Nach der Regie- rungszeit Salomos zerfiel das Königreich Israel in zwei Teile: das Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria (zuvor bis zur Dynastie Om- ris: Sichem) und das Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem. Das Nordreich hatte sich bereits unter seinem ersten Herrscher Jerobe- am bewusst von Gott abgewandt. Doch auch das Südreich wurde durch die Beziehungen zu anderen Völkern und verwandtschaftliche Ver- flechtungen zum Nordreich immer stärker in den Götzendienst hineingezogen. Micha fordert beide Reiche dazu auf, sich von ihren selbst gebastelten Gottesvorstellungen abzuwenden und zum lebendigen Gott umzukehren. Beiden Städten – Samaria und Jerusalem – kündigt er den Untergang an (Mi 1,6-7; 3,12). Im Falle von Samaria hat er die Einnahme der Stadt durch die Assyrer später selbst miterlebt.

Der Blick von Micha geht jedoch über seine eigene Zeit hinaus. Gott wird sich wieder über

sein Volk erbarmen. Micha weiss vom Kommen des Messias, von der Sammlung Israels und vom zukünftigen Friedensreich Gottes. Manche dieser Ereignisse fallen in die heutige Zeit: Der verheissene Retter, Jesus Christus, ist auch für uns Nichtjuden gekommen, um uns zu erlösen.

Die Rückkehr Israels findet vor unseren Augen statt. Deshalb gehören indirekt auch wir selbst zu den Adressaten dieses Buches, - nicht zuletzt deshalb, weil auch wir in der Gefahr stehen, die gleichen Fehler zu machen wie Israel damals.

Mi 5,1-5: Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar gering unter den Tausendschaften von Juda; aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Her- vorgehen von Anfang, von den Tagen der Ewig- keit her gewesen ist. Darum gibt er sie hin bis zu der Zeit, da die, welche gebären soll, geboren haben wird; und der Überrest seiner Brüder wird zurückkehren zu den Kindern Israels. Und Er wird auftreten und [sie] weiden in der Kraft des Herrn und in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes; und sie werden [sicher]

wohnen; denn nun wird Er gross sein bis an die Enden der Erde. Und dieser wird der Friede sein!

Abschnitt Nr. 5: Gott sendet einen Hirten: Ges- tern wurde uns das Königreich Gottes vorge- stellt. Heute nun lernen wir seinen Herrscher kennen. Beginnen wollen wir jedoch mit drei anderen Königen (Mt 2,1-12). Eigentlich sind es Weise, d.h. Gelehrte. Sie kommen aus dem Morgenland, - aus Mesopotamien. Bei Herodes

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Text Micha 5,1-4a

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (5/7)

suchen sie den neugeborenen König der Juden.

Von den obersten Priestern und Schriftgelehr- ten werden sie nach Bethlehem verwiesen.

Begründet wird diese Information mit Mi 5,1:

Mi 5,1: Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar gering unter den Tausendschaften von Juda; aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Her- vorgehen von Anfang, von den Tagen der Ewig- keit her gewesen ist.

Tatsächlich hat Micha hier über 700 Jahre zuvor jenen Retter angekündigt, den Gott seinem Volk senden würde: Jesus Christus. Die Zerstö- rung Samarias und Jerusalems ist nicht Gottes letztes Wort. Er setzt seine Heilsgeschichte fort.

Dies tut er allerdings nicht in den altehrwürdi- gen Machtzentren, sondern im kleinen Bethle- hem, wo der verheissene König geboren wer- den soll. Ephrata ist ein alter Beiname der Stadt (1Mo 35,16.19), der dazu dient, Bethlehem in Juda, 8km südlich von Jerusalem gelegen, von der gleichnamigen Ortschaft im Stammesgebiet von Sebulon (Jos 19,15) zu unterscheiden.

Diese Ortschaft ist klein, d.h. unbedeutend. Sie bildet eine unansehnliche Tausendschaft, d.h.

einen Kleinstbezirk, der nur eine winzige militä- rische Einheit auf die Beine zu stellen vermag.

Doch wie sagt es der Korintherbrief (1Kor 1,28):

„Was in den Augen der Welt gering und verach- tet ist, das hat Gott erwählt!“ Aus dir – dieser kleinen Ortschaft - soll mir hervorgehen … Der verheissene Erlöser steht im Dienste Gottes. Er stellt sich dem Herrn und seinen Plänen ganz

zur Verfügung. Weil er gehorsam und treu ist, wird ihn Gott zum Herrscher über Israel ma- chen. Bemerkenswert ist, dass dieser Herrscher zwar in Bethlehem geboren wird, dass sein Ur- sprung aber in der Ewigkeit liegt (vgl. Spr 8,22- 23). Er ist ewig geboren und in der Zeit gebo- ren. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch. All diese Verheissungen haben sich in Jesus Chris- tus, dem Sohn Gottes, erfüllt.

Mi 5,2: Darum gibt er sie hin bis zu der Zeit, da die, welche gebären soll, geboren haben wird;

und der Überrest seiner Brüder wird zurückkeh- ren zu den Kindern Israels.

Bis zu seiner Geburt durch eine irdische Mutter wird das Volk Israel allerdings dahingegeben, d.h. den umliegenden Völkern preisgegeben werden. Tatsächlich erlebten die Juden eine Fremdherrschaft nach der andern: Assyrer, Ba- bylonier, Perser, Griechen. Durch die Römer wurden sie ein weiteres Mal in die ganze Welt zerstreut. Doch der Überrest der Brüder dieses zukünftigen Herrschers, d.h. der Juden, wird wieder nach Israel zurückkehren, genauso wie wir es derzeit erleben.

Mi 5,3-4a: Und Er wird auftreten und [sie] wei- den in der Kraft des Herrn und in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes; und sie wer- den [sicher] wohnen; denn nun wird Er gross sein bis an die Enden der Erde. Und dieser wird der Friede sein!

In den Versen 3 und 4a wird die Herrschafts- weise des kommenden Königs beschrieben.

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Text Micha 5,1-4a

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (5/7)

Wie bereits gestern befinden wir uns im zu- künftigen Königreich Jesu auf dieser Erde, dem Tausendjährigen Reich. Der Messias wird kein Despot sein, sondern ein Hirtenkönig: Er wird auftreten und weiden. Er unterdrückt und schi- kaniert nicht. Nein, er kümmert sich um seine Untertanen. Er herrscht, indem er dient. Seine Herrschaft wird er in der Kraft des Herrn und in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes ausüben, d.h. in der Abhängigkeit von Gott. Ihm wird er – im Gegensatz zu vielen heutigen Herr- schern – gehorchen. Ihm wird er sich unterstel- len. Gerade darin, dass er sich seinem Vater unterordnet, wird seine Vollmacht und Kraft liegen.

Seine Untertanen werden sicher wohnen, d.h.

in Sicherheit leben. Seine Herrschaft wird sich über alle Völker bis hin zu den entferntesten Nationen erstrecken. Dies alles wird möglich sein, weil er der Friede in Person ist. Paulus schreibt von ihm (Kol 1,20): … indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes.

Wer ist wie Gott?! Über die Art und Weise, wie Gott seine Herrschaft aufbaut und sein Reich begründet, können wir nur staunen. Er selbst ergreift die Initiative. Er selbst sendet den Hir- ten, welcher der Sünde und der durch sie ver- ursachten Ungerechtigkeit in dieser Welt ein Ende setzt. Dieser Hirte ist Jesus Christus, der – wie von Micha verheissen – in Bethlehem gebo- ren wurde. In ihm hat die Rettungsaktion Got- tes ihren Anfang genommen. In ihm wird sie auch zum Ziel kommen. Dies alles geschieht

(Sach 4,6) nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist! Die Erlösung beginnt in aller Bescheidenheit in einem Kaff im judäischen Hinterland. Gott steigt in die Nied- rigkeit und Unansehnlichkeit herab. Er kommt nicht mit Macht und Ehre, nicht mit Glanz und Gloria, nicht mit Jubel und Pomp. In Jesus Chris- tus lässt er sich verachten, verspotten und hin- richten. Seinen Sieg über Sünde und Tod voll- bringt er in Elend und Not. In den Tiefen menschlicher Existenz.

Genauso wenig passt die Herrschaftsweise die- ses Hirten in unsere menschlichen Vorstellun- gen hinein. Er lenkt nicht durch Willkür, son- dern mit Fürsorge, nicht durch Krieg, sondern in Frieden, nicht durch Angst und Repression, sondern mit Schutz und Sicherheit. Er schenkt alles, was zum Leben notwendig ist. Er dient. Er gibt sich selbst hin. Als Hirte geht er den kran- ken, den schwachen und den verirrten Tieren nach. In Hingabe und Gehorsam gelangt er ans Ziel. Weil Jesus in unsere Niedrigkeit hinabge- stiegen ist, sich selbst geopfert und am Kreuz für unsere Schuld bezahlt hat, haben wir heute schon die Möglichkeit, zu seinem Reich zu ge- hören. Wir dürfen ihm unsere Schuld bekennen und ihn um Vergebung bitten. Wir dürfen unser Leben seiner Herrschaft unterstellen. Dadurch schenkt er uns das Vorrecht und die Gewiss- heit, dass wir Miterben seines ewigen Reichs sind und sein werden. Amen.

Im Internet finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken als pdf-Datei unter www.egwynental.ch (Archiv/Andachten).

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Text Micha 6,6-8

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (6/7)

Gott offenbart seinen Willen

Michas Worte hatten nicht nur Auswirkungen auf seine eigene Zeit, sondern auch auf Ereig- nisse späterer Tage. Dass Micha als Wegweiser für die drei Könige aus dem Morgenland diente, wissen wir bereits. Ein zweites Beispiel finden wir im Buch des Propheten Jeremia, der rund 100 Jahre nach Micha in Jerusalem wirkte.

Abstecher Nr. 6: Die Spätfolgen von Michas Wirken: In Jer 26 lesen wir, wie die Fürsten Jeremia zum Tode verurteilen wollen. Dagegen setzen sich einige Älteste mit folgenden Worten zur Wehr (Jer 26,18-19): Micha, der Moreschti- ter, hat in den Tagen des Königs Hiskia von Juda geweissagt und zu dem ganzen Volk von Juda gesagt: „So spricht der Herr der Heerscharen:

man wird Zion wie einen Acker pflügen, und Jerusalem soll zum Steinhaufen werden und der Tempelberg zu einem bewaldeten Hügel!“ Ha- ben ihn denn Hiskia, der König von Juda, und ganz Juda deshalb getötet? Hat man nicht den Herrn gefürchtet und das Angesicht des Herrn angefleht, so dass den Herrn das Unheil reute, das er ihnen angedroht hatte? Und wir sollten ein so grosses Unrecht gegen unsere Seelen begehen?

Es sind zwei Dinge, die uns diese Verse lehren.

Erstens: Dieser mutige Verweis auf den Prophe- ten Micha rettet Jeremia das Leben. Zweitens:

Diese Aussage gibt uns Aufschluss darüber, dass Michas Worte in seiner eigenen Zeit trotz Anfeindungen nicht unbeachtet blieben. Kein geringerer als der König selbst hat sie sich zu

Herzen genommen. Die von Hiskia geförderte Neuausrichtung auf Gott (2Kön 18-20) führte dazu, dass Gott seinem Volk Aufschub gewähr- te. Die angekündigte Zerstörung Jerusalems er- folgte erst mehr als hundert Jahre später.

Mi 6,6-8: Womit soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem erhabenen Gott? Soll ich mit Brandopfern, mit einjährigen Kälbern vor ihn treten? Hat der Herr Wohlgefallen an Tau- senden von Widdern oder an unzähligen Strö- men von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen ge- ben für meine Übertretung, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele? Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?

Abschnitt Nr. 6: Gott offenbart seinen Willen:

In Kapitel 6 führt Gott erneut einen Rechtsstreit mit seinem Volk Israel. In Vers 3 beginnt die Anklage Gottes. Allerdings erfolgt sie nicht in einem vorwurfsvollen, sondern in einem äus- serst liebevollen Tonfall. Wir könnten sie mit den Worten aus Ps 103 zusammenfassen: „Ver- giss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Gott erinnert an seine vielen Gnadentaten in der Geschichte Israels. Weshalb nur ist das Volk Gottes in Anbetracht dieser grossen Liebe und Treue nicht bereit, auf den Herrn zu hören?

Mi 6,6a: Womit soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem erhabenen Gott?

Mitten in diesen Rechtsstreit hinein erklingt aus den Reihen des angeklagten Volkes eine Frage:

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Text Micha 6,6-8

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (6/7)

„Wie sollen wir dem Herrn denn überhaupt begegnen? Was will er denn eigentlich von uns?“ Beim Lesen dieser Worte kommen Zwei- fel auf: Handelt es sich wirklich um eine ernst gemeinte Frage? Oder ist diese Anfrage an Gott nur ein Vorwand? … so wie auch wir manchmal lieber nach dem Willen Gottes fragen als ihn zu tun? Wie dem auch sei: Es werden sogleich erste Vorschläge gemacht, wie das Volk wo- möglich doch wieder vor Gott treten könnte.

Mi 6,6b-7: Soll ich mit Brandopfern, mit einjäh- rigen Kälbern vor ihn treten? Hat der Herr Wohlgefallen an Tausenden von Widdern oder an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen geben für meine Übertretung, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele?

Ist das zerrüttete Verhältnis zu Gott womöglich darin begründet, dass die Qualität und die Quantität der dargebrachten Opfer zu wün- schen übrig lassen? Sind es zu wenige oder zu bescheidene Opfer? Deshalb diese ganze Reihe von Vorschlägen: „Bringen wir Gott doch ein einjähriges Kalb mit besonders zartem Fleisch dar!“ – „Wir könnten doch wieder einmal Tau- sende von Widdern und ganze Bäche von Öl spenden, wie es Salomo bei der Einweihung des Tempels getan hat (1Kön 8).“ - „Oder sollen wir unser Liebstes - unsere erstgeborenen Söhne - opfern, wie es unsere Nachbarvölker trotz des ausdrücklichen Verbots von Seiten des Herrn tun (vgl. 1Kön 16,3)?“

Die Angebote der Bevölkerung Judas gehen bis zum Äussersten. In einem Punkt liegen die Zeit-

genossen Michas nicht falsch: Menschliche Schuld gegenüber Gott erfordert Sühnung. Es gibt keine Versöhnung mit Gott, ohne dass Blut fliessen würde. Was die Zeitgenossen Michas aber übersehen: Ein menschliches Opfer im Sinne einer frommen Leistung reicht nie aus, um Sünde zu sühnen. Der Bund zwischen Gott und dem Menschen beruht auf der bedingungs- losen Erwählung, der Erlösung und der Gnade Gottes. Er ist vom Menschen unabhängig. Des- halb sind Tarife für menschliche Gegenleistun- gen fehl am Platz. Es braucht vielmehr ein stell- vertretendes göttliches Opfer, was bereits im Alten Testament in den Tieropfern zum Aus- druck kommt und im Neuen Testament durch den Tod Jesu Christi, des Sohnes Gottes, Wirk- lichkeit wird. Und auch dieses Opfer kann seine Wirkung nur dann entfalten, wenn der Mensch mit einem innerlichen Ja von ganzem Herzen dahinter steht. Erwählung, Erlösung und Gnade können nicht durch eine oberflächliche Fröm- migkeit oder gute Taten erwirtschaftet werden.

Sie können nur dankend im Glauben ange- nommen werden.

Mi 6,8: Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?

Ein religiöser Anstrich und frommes Getue, das rein äusserlich ist, helfen nichts, wenn der Mensch den Willen Gottes innerlich ablehnt und nicht bereit ist, ihn auszuleben. Es ist dir gesagt, o Mensch! Es geht um eine altbekannte Wahrheit. Keiner kann mit Ausreden kommen.

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Text Micha 6,6-8

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (6/7)

Was Gott von uns möchte, kommt von der ers- ten bis zur letzten Seite der Heiligen Schrift deutlich zum Ausdruck. Gott fordert nicht gros- se und kostbare Opfer. Er fordert nicht etwas, was wir ihm geben könnten. Nein, er fordert uns selbst, die Hingabe unseres Herzens, unse- ren Glauben, ein inneres Ja zu Gott und seinem Wort. Den Pharisäern gegenüber zitiert Jesus im Hinblick auf diese Thematik einmal den Pro- pheten Jesaja (Mt 15,8): Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir.

Worin diese von Gott erwünschte Haltung zum Ausdruck kommt, zeigt uns dieser berühmte, achte Vers, der uns über den Willen Gottes auf- klärt (vgl. Mt 23,23): (1) Recht tun. Unser Ja zu Gott findet darin seinen Ausdruck, dass wir das tun, was er uns in seinem Wort als göttliches Gesetz offenbart. (2) Liebe üben oder: Die Treue lieben. Jesus selbst bezeichnet die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen als Zusammenfassung des Gesetzes und der Propheten (Mt 22,34-40).

Diese Liebe soll andauernd sein. (3) Demütig/

behutsam/aufmerksam wandeln/mitgehen mit deinem Gott. D.h. ein Leben mit Gott führen, ihm nachfolgen, und zwar in einer hörbereiten und dienstwilligen (Demut = Dienemut = Mut zum Dienen) Haltung.

Wer ist wie Gott?! Der Herr hat uns seinen Wil- len offenbart! Ein unverdientes Geschenk! Viele Menschen tun sich schwer damit, den Willen Gottes für ihr Leben zu erkennen. Eines nach dem anderen wird ausprobiert. In den Gemein- den werden Gabentests durchgeführt. Der Herr

zeigt uns hier: Das Erkennen seines Willens be- ginnt beim Verhältnis unseres Herzens zu ihm.

Es beginnt dort, wo wir mit ihm gehen. Es be- ginnt dort, wo wir im Gebet die Gemeinschaft mit ihm pflegen. Dort also, wo Gott an uns wir- ken und unser Wesen in sein Bild verändern kann. Es beginnt dort, wo wir auf sein Gesetz – die Bibel - horchen und sie in unserem Tun ernst nehmen. Es beginnt dort, wo wir dies ge- horsam, treu, liebevoll und dienstwillig tun.

Gottes Wille beginnt dort, wo wir von uns und unseren Wünschen weg auf Jesus schauen und ihm unser Leben ganz zur Verfügung stellen.

In der Praxis bedeutet dies, dass wir uns zuerst dort treu erweisen, wo Gott uns hingestellt hat.

Im Dienst an meinen Kindern. Bei der Zimmer- nachbarin im Altersheim. Beim Verhältnis zu meiner Arbeit in Lehre und Beruf. Beim Putz- dienst in der Gemeinde. Dort, wo Aufgaben in aller Stille und ohne Aufsehen verrichtet wer- den. Wo Gott erkennt, dass etwas aus Liebe und in Treue zu ihm geschieht, - wo er sieht, dass das Herz bei der Sache ist, dort findet er brauchbare Werkzeuge, die er nach und nach auch zu anderen Aufgaben berufen möchte.

Dies wird Gott tun und nicht wir selbst, sei es dadurch, dass er uns eine innere Last auferlegt, sei es, dass er uns durch unsere Mitmenschen auf eine Aufgabe aufmerksam macht. So wollen wir uns unserem Herrn heute aufs Neue treu zur Verfügung stellen. Amen.

Im Internet finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken als pdf-Datei unter www.egwynental.ch (Archiv/Andachten).

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Text Micha 7,18-20

Thema Wer ist wie Gott?! – Ausschnitte aus dem Buch Micha (7/7)

Gott vergibt

„Wer ist wie Gott?!“ – so lautet(e) der Titel un- serer Andachtsreihe. Micha greift diese Worte und damit auch seinen eigenen Namen in den letzten Versen seines Buches auf. Deshalb ist klar, dass nur diese Botschaft am Schluss unse- rer Woche stehen kann. Wie so oft spricht Mi- cha hier vom Messias – vom verheissenen Erlö- ser. Diesem Thema soll deshalb auch unser letz- ter Abstecher gewidmet sein.

Abstecher Nr. 7: Micha und der Messias: Wie ein roter Faden zieht sich der Ausblick auf den kommenden Retter – Jesus Christus – durch das Buch Micha hindurch. Es beginnt damit, dass Micha in Kapitel 2 vom „Durchbrecher“ (hebr.

Happorez) schreibt, der sein Volk wie eine Schafherde sammeln und als König und Herr vor ihm her gen Jerusalem hinaufziehen wird (V. 12-13). Jesus Christus ist im Hinblick auf die Sünde ein „Durchbrecher“, weil er diese uralte Mauer zwischen Gott und dem Menschen durchbrochen hat. Jesus Christus wird bei sei- nem zweiten Kommen aber auch im wortwört- lichen Sinn ein Durchbrecher sein. Am Platz des einstigen Osttores der Jerusalemer Stadtmauer, das zum Ölberg hinausführte, steht heute das Goldene Tor. Der türkische Herrscher Süleyman der Prächtige hat es unmittelbar nach dem von ihm verordneten Wiederaufbau zumauern las- sen, weil er den „Ungläubigen“ den Zugang zum Tempelberg versperren wollte und weil er wusste, dass die Juden von dort her den Einzug des Messias erwarten, - ein Ereignis, das er un-

bedingt verhindern wollte. Der Prophet Heseki- el erlebte mit, wie durch dieses Tor die Schechina, die Herrlichkeit Gottes, die Stadt Je- rusalem verliess (Hes 10). Hesekiel verheisst jedoch auch, dass sie in Zukunft von Osten her wieder in die Stadt zurückkehren wird (Hes 43).

Der Herr Jesus wird auf dem Ölberg erscheinen (Sach 14) und von dort als „Durchbrecher“ in Jerusalem einziehen. Keine zugemauerten Tore können ihn dann aufhalten.

Das Goldene Tor im Osten Jerusalems

Der Ausblick auf den Messias findet in Kapitel 4 seine Fortsetzung. Dort wird sein zukünftiges Friedensreich beschrieben (vgl. die Andacht vom 31.01.2012). Bethlehem, der unbedeuten- de Geburtsort des Messias, wird in Kapitel 5 erwähnt, - ebenso die Art und Weise, wie der kommende Retter seine Herrschaft aufbauen wird (vgl. die Andacht vom 01.02.2012). Unser heutiger Abschnitt aus Kapitel 7 schliesslich wird uns zeigen, wie Gott durch den Messias mit dem Problem der Sünde fertig wird.

Mi 7,18-20: Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde vergibt und dem Überrest seines Erbteils die Übertretung erlässt, der seinen Zorn nicht

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Und weil diese Menschen in der Mehrzahl sind, muß auch das Gericht über diese Erde gehen, wenngleich zuvor alles getan wird, um noch die wenigen aus seinen Ketten zu befreien, die

es öfteren ist euch schon gesagt worden, daß ihr die Gotteskindschaft nur dann erreichen könnet, wenn ihr euch Mir hingebet in Liebe und auch das Leid ergeben

Die kurze Wegstrecke, die ihr noch zurückzulegen habt, wird noch viele Anforde- rungen an euch stellen, an eure Kraft sowohl als auch an euren Willen, denn weil die Zeit nur noch

vervollkommneten Wissen die Arbeit der vorigen Generation schlecht finden und das Gebaute niederreißen werde, um von neuem anzufangen. E) Solche Gedanken lähmten die Kräfte, und

Wenn Gott kein Fleisch, keine Knochen und kein Blut hat, was ist Gott dann?. - Gott

Und so kann die Liebe auch nimmer ausgeschaltet werden, sie ist göttliche Kraft und somit Leben erweckend.Was also lebt, muß von der Liebe Gottes erfaßt sein und kann sonach nicht