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Wielant Machleidt beschreibt in seinem Bei- trag „Therapie als Kunst der Begleitung“

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Academic year: 2022

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86 REPORT (27) 2/2004 Rezensionen

senenpädagogen selbst über die Tiefenwirk- samkeit ihrer eigenen emotionalen Muster reflektierten, was aber den meisten Wissen- schaftlern – „insbesondere Männern, als Er- klärungsspezialisten“ (S. 158) besonders schwer falle. Arnolds Beitrag liest sich hier als selbstkritische Betrachtung des eigenen Forschungshabitus.

Alfred Holzbrecher beschreibt in seinem Auf- satz mögliche Lernchancen im Kontext von Globalisierungs- und Krisenerfahrungen. An- hand von „HipHop“ und „Stadteilinitiativen, NGO’s Attac & Co“ skizziert er zwei globa- lisierungstypische Handlungsmuster, die zei- gen, dass Menschen die Arbeit an Widerstän- digkeit als befriedigend erleben. Wenn er dabei die Fähigkeit mit Ambivalenz umzu- gehen als grundlegende interkulturelle Kom- petenz herausstellt, so ist das zwar keine neue Erkenntnis, im Zuge von Globalisie- rungserfahrungen aber ergeben sich – wie beschrieben – neuartige Kompensierungsstra- tegien.

Wielant Machleidt beschreibt in seinem Bei- trag „Therapie als Kunst der Begleitung“. Sein Begleitungsparadigma sieht er im Schama- nismus realisiert. Im Vergleich von scha- manistischen Heilmethoden und westlicher Psychotherapie zeigt er auf, dass die scha- manistische Therapie zentrale psychothera- peutische Kernelemente enthält, die der Kri- senbewältigung dienen, wie z. B. Steigerung der emotionalen Wahrnehmungsfähigkeit durch Trance. Allerdings sind schamanisti- sche Wissensbestände nicht mit der moder- nen naturwissenschaftlichen Medizin und ih- rer Wirktheorie vereinbar gewesen, weshalb sie in Vergessenheit gerieten und ein ähnli- ches Schattendasein im Therapiebereich fris- ten wie die von Arnold beschriebenen emo- tionalen Wissensbestände in der Erwachse- nenbildung.

Kurt R. Müller greift eine Kapitelüberschrift aus Meuelers Buch „Die Türen des Käfigs“

auf und formuliert sie als Frage für die von ihm skizzierte Fallstudie: „Betriebliches Qua- lifikationslernen als funktionale Subjektivi- tät?“ Am Beispiel einer Führungskraft, die an einer betrieblichen Weiterbildungsmaßnah- me teilnimmt, rekonstruiert Müller deren subjektive Lerngründe auf der Grundlage der Holzkampschen Lerntheorie. Dabei weist er zugleich auf zentrale Probleme der Erwach- senenbildungstheorie hin, die das betriebli-

che Lernhandeln einerseits als Koinzidenz ökonomischer und pädagogischer Vernunft deuten oder andererseits vor einer – wie Meueler es tut – funktionalen Subjektivität warnen.

Der letzte Beitrag des Buches von Johann August Schülein fällt ein wenig aus dem Rah- men dieses Kapitels, da er allgemein der Fra- ge nach der „Entwicklung selbstreflexiver Kompetenz“ nachgeht. Er lässt aber – wenn auch auf einem theoretisch hohen Niveau – verständlich werden, „warum nicht-lineare Lernprozesse mit typischen Phasen und Kri- sen verbunden sind“ (S. 199).

Der von Höffer-Mehlmer herausgegebene Reader vereint 21 ganz unterschiedliche the- oretische „Wege zum Subjekt“. Das Buch eignet sich daher eher als anspruchsvolle Lektüre, denn als geschlossenes Lehrbuch zur Subjekttheorie. Dennoch weisen die ver- schiedenen Beiträge auf zentrale theoretische Problembereiche subjektorientierter Bildung hin; z. B. auf die Frage nach der Zweckset- zung durch Bildung bzw. Qualifizierungs- maßnahmen. Sie erinnern dabei an die zahl- reichen Arbeiten von Erhard Meueler, allerdings kommt die von ihm vertretene sub- jektorientierte Erwachsenendidaktik hier et- was zu kurz. Wünschenswert wäre noch eine Bibliografie von Meuelers Arbeiten gewesen, um damit das Themenspektrum von ihm auf- zuzeigen, auf das sich auch die Beiträge des Readers beziehen.

Ingeborg Schüßler

Sylvia Kade

Alternde Institutionen

Wissenstransfer im Generationenwechsel (Klinkhardt Verlag) Bad Heilbrunn/Obb.

2004, 345 Seiten, 22,00 Euro, ISBN: 3-7815-1333-5

Individuelle Personen gehören soziologisch betrachtet, so Klaus Harney in seinem Vor- wort, „Generationenlagen“ an, die „auf die Grenzen der Kommunizierbarkeit (von J. W.) Erfahrungen“ verweisen (S. 9). Damit ist das Problem angesprochen, dem sich Sylvia Kade in ihrer Untersuchung widmet. Sie hat den besonderen Fall von zwei Einrichtun- gen zum Gegenstand, deren Aufgabe die Wissenstransformation durch intermediä-

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Rezensionen

re Dienstleistungen ist. Charakterisierend schreibt S. Kade: „Als Serviceeinrichtungen unterstützen beide Einrichtungen die profes- sionelle Praxis durch Information, Beratung, Fortbildung, Vernetzung und konzeptionelle Entwicklung. Sie fördern zugleich den wis- senschaftlichen Diskurs durch Publikations- und Projekttätigkeit sowie durch Kooperation mit der Wissenschaft. Neben Professionalisie- rungsaufgaben kommen den Einrichtungen Aufgaben der institutionellen Repräsentation und der Politikberatung zu“ (S. 17). Die all- gemeine Untersuchungsfrage lautet: Wie funktioniert der innerorganisatorische Wis- senstransfer in alternden Institutionen, wenn deren Akteure verschiedenen Alterskohorten angehören und Erneuerungsprozesse des in- stitutionellen Handelns eingeleitet werden sollen?

Der Aufbau des Buches ist dreischrittig. Im ersten Kapitel (S. 11–108) wird der Zusam- menhang von Generationenlagen und Wis- sensstrukturen allgemein aufgeblättert, um eine heuristische Grundlage zur Untersu- chung der beiden Einrichtungen zu gewin- nen. Ebenfalls werden die methodische Vor- gehensweisen dieser als exemplarisch kon- zipierten Fallstudien vorgestellt und die Fragestellung präzisiert. Es soll um die Fest- stellung derjenigen institutionellen Struktur- merkmale gehen, „die den inneren Erneue- rungsprozess alternder Institutionen bestim- men“ (S. 17), d. h. sowohl in Gang setzen als auch hemmen.

Im zweiten Kapitel (S. 109–306) werden die empirischen Befunde vorgestellt und disku- tiert. Dabei wird der innerinstitutionelle „Ge- nerationsdiskurs“ (S. 17) aufgenommen und wird seine Rolle beim „institutionellen Erneu- erungsprozess“ (S. 17) diskutiert. Hierbei gel- ten „die Lenkungs-, Laufbahn- und Lernstruk- turen“ als „die institutionell vorgegebenen Steuerungskontexte“, von denen „die in der Organisation möglichen Lenkungs-, Lauf- bahn- und Lernstrategien ihrer Mitglieder“

(S. 17) eher angeregt oder eher gebremst wer- den. Im Ergebnis zeigt sich, dass wegen ih- rer Alterung eng gerahmte institutionelle strukturelle Gegebenheiten dennoch „den Pfad für mögliche Lern- und Wissensstrategi- en im Erneuerungsprozess vorgeben“ (S. 18).

Das dritte Kapitel (S. 307–317) enthält die Quintessenz der Untersuchung und einen handlungsorientierenden Ausblick. Diese

zehn Seiten lassen sich als hintan gestellte Zusammenfassung lesen. Daraus ergibt sich für mich:

In den beiden untersuchten Institutionen hat- ten bereits interne Erneuerungsprozesse be- gonnen. Um diese heuristisch verstehen zu können, werden die Institutionen als „hybri- de Organisationen“ betrachtet, die in sich die Vorteile unterschiedlicher auch gegeneinan- der stehender „alternativer Organisationsmo- delle“ (S. 115) vereinigen. Damit ist ein Un- tersuchungsansatz gewonnen, durch den eine einseitige Orientierung an einem der geläufigen Organisationsmodelle (Bürokratie- modell, Mitgliedschaftsmodell, Marktmodell, Selbststeuerungsmodell) vermieden wird (S. 112–116).

Mit dem Konzept der „hybriden Organisati- on“ unterläuft S. Kade die weithin übliche Ebene des Innovationsmanagements in Insti- tutionen und eröffnet einen Zugang zur Ebe- ne der Dynamiken, d. h. zu den Antriebs- und Bremsdynamiken des internen Erneuerungs- prozesses. Diese Antriebs- und Bremsdynami- ken werden an empirischen Fällen beschrie- ben und analysierend durchleuchtet. Mit anderen Worten: S. Kade macht die Tiefen- struktur der Erneuerungsdynamik sichtbar, die auf der Generationszugehörigkeit der Akteu- re und dem Alter der institutionellen Struktu- ren beruht. Diese Tiefenstruktur der organisa- tionellen Erneuerungsdynamik erweist sich als wesentliches Bewegungselement in Instituti- onen, in denen, wie in den beiden untersuch- ten Fällen, Wissensarbeit stattfindet. Die Dau- erhaftigkeit von Erneuerungsprozessen bei der Wissensarbeit hängt wesentlich von den Lern- prozessen ab, die das Umfeld zulässt oder gar anregt und belohnt. Klar und schwer in Zwei- fel zu ziehen formuliert S. Kade auf Grund ihrer Untersuchung: „Institutionelle Erneue- rung in der alternden Institution setzt deshalb ein empirisch unterfüttertes Wissen von der generationsspezifischen Bedeutung des Wissenstransfers im Generationenwechsel voraus, der in wechselseitiger Anerkennung begründet sein muss, um zu gelingen“

(S. 317). Allerdings, dieser allgemeine Satz, das belegt die Untersuchung, bedarf wirklich der fallspezifischen Recherche, wenn die staatlich alimentierten alternden Institutionen ihre Erneuerungsprozesse nachhaltig angehen wollen.

Johannes Weinberg

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