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Inventar der Falkensteiner Burgen

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Academic year: 2022

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1 Adel im Mittelalter

Die Ausstattung der Burgen der Grafen von Falkenstein ist charakteristisch für den Lebensstandard des Adels im Hochmittel­

alter.

1.14 Inventar der Falkensteiner Burgen

Grafik; Entwurf: Thomas Meier/Gruppe Gut, Bozen

Der Falkensteiner Codex enthält nicht nur Aufzeichnungen über die Liegenschaften, son­

dern auch über anderen Besitz im weitesten Sinne, insbesondere Eigentum, das aus Sicht des Grafen einer angemessenen adeligen Re­

präsentation und Lebensführung diente. Ein um 1170 erstelltes Inventar des Hausrats auf den vier Burgen in Neuburg bei Vagen, Hern- stein, Falkenstein bei Flintsbach und Hart­

mannsberg verzeichnet daher nur die beson­

ders wichtig erscheinenden Gegenstände: „Auf der Neuenburg sind sechs Tassen mit silbernen Deckeln (,VI ciphi cum copertoriis argentei‘) und fünf große silberne Schalen ohne Deckel (,V craterp argentee sine copertoriis1), drei Silberbecher mit Deckeln (,tria peccaria ar- gentea cum opertoriis4) und vier Becher ohne Deckel (,IIII [peccaria] sine opertorio‘) ... aus Silber und zwei Silberlöffel (,coclearia duo argentea4); es gibt sechzehn silberne Gefäße (,sedecim vasa argentea‘). Keines von ihnen soll verkauft werden, wenn es nicht doppelt zurückerstattet wird. Graf [Siboto hat] zwölf (Ketten)Panzer (,duodecim loricas4) und zehn (?) eiserne Gamaschen (,ferreas caligas1) und vier Helme (,IIII galeas4). | Auf der Burg Hern- stein] in Österreich einen (Ketten)Panzer (,unam loricanT) und zehn eiserne Gamaschen (,decem ferrep caligp4) ... die seinen Söhnen dienen sol­

len. 60 Spieße (,sexaginta hastilia, id est spiz- ze‘), vier Helme (,quatuor galpe4), sechs Hörner (,sex tubp‘), 20 Federbetten (,viginti federpe- te‘), drei Tricktrackspiele (,tria wurfzäbeP), drei Schachspiele (,tria scähzäbeP), Spielstei­

ne aus Elfenbein (,elefantei lapides4), die zum Tricktrack- wie zum Schachspiel gehören. Auf der Burg Falkenstein 30 Spieße (,XXX spisze4 [zur Bärenjagd]), zehn Federbetten (,decem federpete4), zwei Schachspiele (,duo scähzä- bel‘) und zwei Tricktrackspiele (,II wrfzäbeP).

Auf der Burg Hartmannsberg 30 Spieße (,XXX spisze1), zehn Federbetten (,decem federpete1), ein Schachspiel (,unum scahzäbel“), ein Trick­

trackspiel (,unum wurfzäbeP).“

Etwa zur gleichen Zeit legten Helmpold und Wernher, über die sonst nichts bekannt ist, Zeug­

nis über den Besitz Graf Sibotos ab: „60 Talen­

te (ca. 14 kg) Geld nach Kremser Fuß (,LX ta- lenta Chremesensis4), 40 Talente (ca. 9,3 kg) Geld nach Regensburger Fuß (?) (,XL talenta Ratisponensis monete4), zehn Mark (ca. 2,33 kg) Silber (|,X (?)] marcas argenti4), vier gro­

ße Silberschalen (,IIIIor crateras argenteas4), eine flache silberne Schale (,scutellam argen- team4), zwei Silberlöffel (,duo coclearia argen- tea4), drei Becher mit silbernen Deckeln (,tria picaria cum coopertoriis argenteis4), vier Tas­

sen mit Deckeln, alles aus Silber (,IIIIor cy- phos cum operculis, omnia argentea4); ... zwei Armspangen aus einer halben Mark (ca. 117 g) Gold (,duas armillas ex dimidia marca auri4), Goldmünzen im Gewicht einer halben Mark (ca. 117 g) (,aureos nummos ponderantes di- midiam marcam4).44

Nicht etwa Waffen, wie sie unser Bild vom Ritter prägen, stehen hier im Vordergrund, an erster Stelle rangiert vielmehr Edelmetall als materielle Basis adeligen Lebens. In Form von Tischgerät wurde es auch auf der gräflichen Ta­

fel zur Schau gestellt. Unter der Bewaffnung er­

scheinen nur jene Stücke, die besonders wertvoll waren, nämlich Kettenhemden und Helme, wäh­

rend Schwert, Lanze und Schild oder gar Pfeil und Bogen offenbar selbstverständlich waren und nicht der Erwähnung bedurften. Zu den wertvollen Gegenständen zählten auch die Fe­

derbetten anstelle der sonst üblichen Strohbet­

ten. Die Spieße für die Bärenjagd, Schachspiel und Tricktrack, ein Vorläufer des Backgam­

mon, samt den zugehörigen wertvollen Spiel­

steinen stehen schließlich für das adelige Frei­

zeitvergnügen.

Deutlich wird in dieser Zusammenstellung, wie adeliges Leben aus der Innenperspektive zu­

allererst materiellen Reichtum bedeutete, der nicht nur die wirtschaftliche Basis der Lebens­

führung bildete, sondern zugleich ostentativ zur Schau gestellt wurde, um die eigene sozi­

ale Position im Wettstreit mit anderen Adels­

geschlechtern zu behaupten oder zu verbes­

sern. Reichtum allein genügte freilich kaum, vielmehr mussten adelige Tugenden dazukom­

men, die auf der Jagd (Mut) und bei Brettspie­

len (taktisches Vermögen) unter Beweis gestellt

wurden. TM

Lit.: Noichl, Codex Falkensteinensis, Nr. 104-105.

33

Originalveröffentlichung in: Wolfgang Jahn, Margot Hamm, Evamaria Brockhoff (Hg.), Adel in Bayern. Ritter, Grafen, Industriebarone, Darmstadt 2008, S. 33

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