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40A0* Subkontinentale peripannonische Gebüsche

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Academic year: 2022

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Dieter Frank

40A0* Subkontinentale peripannonische Gebüsche

1 Beschreibung und wertbestimmende Faktoren

1.1 Vegetationskundliche bzw.

strukturelle Zuordnung

Niedrige sommergrüne Gebüsche (Prunion fruti- cosae) wärmebegünstigter Lagen kontinentaler und submediterraner Prägung auf basenreichen oder silikatischen Böden.

1.1.1 optimale Ausprägung

Durch die Steppenkirsche (Prunus fruticosus) do- minierte meist niedrige und lockere Gebüschbe- stände auf basenreichen oder silikatischen, ex-

trem flachgründigen bis tiefgründigen, trockenen bis frischen Böden, meist in südexponierter und steiler Lage.

V/A Prunion fruticosae / Prunetum fruticosae – Steppenkirschen-Gebüsch

Lockere Bestände von etwa kniehohen Step- penkirschen stocken zusammen mit krautigen Trockenrasenarten und Gräsern auf extrem xe- rothermen Standorten. In der Regel sind dies süd- exponierte Felsvorsprünge oder Geröllfelder mit Schutt- Rendzinen sowie Ranker, also Wuchsorte auf denen eine Sukzession zu Waldgesellschaften kaum nachweisbar ist. Zum Lebensraumtyp gehö- ren nur Bestände mit Prunus fruticosa (Steppen- Abb. 10: Subkontinentales peripannonisches Gebüsch. Die sehr niedrigen Steppenkirschen (Prunus fruticosa) sind an der weißen Blütenpracht zu erkennen. Hasenwinkel, 5.5.2006. Foto: D. Frank.

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kirsche) in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in typischer Vergesellschaftung des Prunetum fruticosae.

1.1.2 minimale Ausprägung

70 % durch Schlehe, Weißdorn- oder Rosenarten verbuschte Bestände mit Prunus fruticosa (Step- penkirsche) in Steillagen, mit Arten der Trocken- rasen und Felsfluren, die prägend aus heimischen Arten aufgebaut sind.

Vorkommen von Prunus × eminens (Mittlere Weichsel; Kreuzung zwischen Steppenkirsche und Sauerkirsche) gehören nur im Komplex mit der Steppenkirsche zum Lebensraumtyp.

Waldsäume mit ausschließlich Prunus × eminens (Mittlere Weichsel), in der Regel handelt es sich dabei um kontinentale Ausprägungen des Vibur- no-Cornetuns (Gebüsch des Wolligen Schneeballs und Blutroten Hartriegels) oder des Ligustro- Prunetums (Liguster-Schlehen-Gebüsch), gehö- ren nicht zum Lebensrautyp.

Die Art Prunus mahaleb (Steinweichsel, Felsen- kirsche) ist für Sachsen-Anhalt nicht als Charak- terart des Lebensraumtyps „Subkontinentale pe- ripannonische Gebüsche“ anzusehen, da sie hier nicht heimisch ist. Dieser Neophyt breitete sich in den letzten Jahrzehnten stark aus und kann in- zwischen als invasiv bezeichnet werden.

1.2 Charakteristische Pflanzenarten

Prunus fruticosa (Steppenkirsche)

Prunus spinosa (Schlehe) Ligustrum vulgare (Liguster) Rosa elliptica (Elliptische Rose) Rosa inodora (Duftarme Rose) Rosa canina (Hunds-Rose)

Teucrium chamaedrys (Edel-Gamander) Teucrium montanum (Berg-Gamander)

Melica transsilvanica (Siebenbürgener Perlgras) Melica ciliata (Wimper-Perlgras)

Antherico liliago (Große Graslilie) Seseli hippomarathrum (Pferde-Sesel) Oxytropis pilosa (Zottige Fahnenwicke) Stachys recta (Aufrechter Ziest)

Galium glaucum (Blaugrünes Labkraut) Flechten:

Cladonia rangiformis

2 Abiotische Standortbedingungen

Steppenkirschengesellschaften kommen auf Steillagen südexponierter Hänge niederschlags- armer Regionen (< 500 mm pro Jahr), die sich durch starke sommerliche Erwärmung auszeich- nen, vor. Zwischen Felsrippen und -vorsprüngen gibt es kleinflächige bis ausgedehnte Geröll- fluren, die oft noch nicht festgelegt sind. Auf sol- chen extremen Wuchsorten wird die Vegetation besonders durch das subkontinentale Klima des Mitteldeutschen Trockengebiets geprägt.

Vorherrschende Bodentypen sind Löß- bzw.

Schutt- Rendzinen sowie Ranker.

3 Dynamik

Die aufgrund der Exposition und Trockenheit ex- tremen Wuchsbedingungen für die Vegetation werden teilweise durch das ständige Nachrut- schen des Bodens und des Gesteinsschutts ver- schärft. Auf solch dynamischen Standorten bildet sich oft keine geschlossene Vegetationsdecke aus.

Es können sich hier nur speziell angepasste Arten behaupten, z. B. deren Wurzelsystem genügend Halt im Unterboden hat und die Pflanzen in die Lage versetzt neu auszutreiben, oder Arten, die zu- sammen mit dem vom dichten oberflächennahen Wurzelsystem festgehaltenen Erdreich rutschen können, oder deren reichliche Samenproduktion den Aufwuchs neuer Pflanzen auf den offenen Standorten ermöglicht.

Abb. 11: Steppenkirsche (Prunus fruticosa) in Blü- te. Hasenwinkel, 5.5.06. Foto: D. Frank.

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21 Inmitten des Gesteinsschutts gibt es kleinflächig

verzahnt auch anstehendes Felsgestein auf dem sich etwas dauerhaftere Vegetation ausbilden kann.

Die blütenreiche Vegetationsperiode ist auf das Frühjahr und den Frühsommer konzentriert.

Dann ist noch genügend Bodenfeuchtigkeit vor- handen. Nicht nur die Steppenkirsche, die Schle- he und die Graslilie zeigen sich im Überfluss ih- rer weißen Blütenpracht. Insbesondere die Arten ohne tiefes Wurzelsystem haben jetzt ihren Ent- wicklungsschwerpunkt.

In den Sommermonaten kommt es aufgrund der enormen Sonneneinstrahlung oberflächennah zum Austrocknen des Bodens. Nur tief wurzelnde Arten wie beispielsweise Edel- oder Berg-Gaman- der zeigen ihre Blüten.

Im Spätsommer und zeitigen Herbst sind inmitten der abgestorbenen oder ausgetrockneten krautigen Vegetation die ledrig glänzenden Blätter der Step- penkirsche deutlich von den mattgrünen Blättern der Schlehe zu unterscheiden. Jetzt ist die Steppen- kirsche auch an den leuchtend roten bis dunkelro- ten, lang gestielten Früchten zu erkennen.

In den Wintermonaten vermag der Boden wie- der etwas Wasser zu speichern. Oft kommt der feuchte, schwere, mit Geröll durchmischte Boden kleinflächig zum Rutschen – insbesondere dort, wo weder eine Felsbarriere noch Vegetation Halt geben. Auslöser dafür kann neben dem Gewicht einer abtauenden Schneedecke auch wechseln- des Wild sein.

Abb. 12: Unreife Früchte der Steppenkirsche (Pru- nus fruticosa). Hasenwinkel, 5.6.06. Foto: D. Frank

Abb. 13: Die Mittlere Weichsel (Prunus × eminens) unterscheidet sich durch Blattform und Wuchs- höhe von der Steppenkirsche, Rothenschirmbach, 19.8.06. Foto: D. Frank.

4 Bedingungen für das Vorkommen in der Kulturlandschaft

Subkontinentale peripannonische Gebüsche kommen in der Regel auf natürlichen Extrem- standorten vor, wo die natürliche Bewaldung nicht möglich ist.

Besiedelt werden aber auch ähnliche, vom Men- schen geschaffene Standorte, die keiner oder nur einer unregelmäßigen Bewirtschaftung unterlie- gen. Auch in Sachsen-Anhalt können Steppenkir- schen-Gebüsche im Bereich aufgelassener Wein- berge angetroffen werden. Es kann davon ausge- gangen werden, dass diese jetzt aufgelassenen Weinberge ursprünglich auf Extremstandorten angelegt wurden, die bereits Lebensraum für die Steppenkirsche und Trockenrasen-Arten waren.

5 Management

Zur Erhaltung subkontinentaler peripanno- nischer Gebüsche bedarf es i.d.R. keiner Pflege.

Auf sekundären Standorten wie aufgelassenen Weinbergen kann es zum sehr langsamen Voran- schreiten der Sukzession (Verbuschung) kommen.

Hier sollte die Verbuschung (zumeist in Randbe- reichen) in kleinen Schritten zurückgedrängt werden. Auf die Schonung der nicht leicht zu er- kennenden Steppenkirsche ist zu achten.

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