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Steillagen-Förderung in Deutschland

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Academic year: 2022

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Steillagen-Förderung in Deutschland

Der Steillagenweinbau in Deutschland ist zum Teil enormem wirtschaftlichem Druck ausgesetzt.

Betriebsaufgaben sind oft die logische Antwort auf diese Voraussetzungen. Andererseits haben geschlossene Rebgebiete einen prägenden Einfluss auf das Landschaftsbild. Aus ökologischer Sicht bleiben durch den Rebbau zudem herkömmliche Naturelemente erhalten, die neben der touristischen Nutzung auch den ideellen (Wohn-)wert einer Gegend stark erhöhen. Nicht zuletzt mit Blick auf solche Faktoren versucht man in Deutschland, den Steillagenweinbau nachhaltig zu fördern.

Klaus Schilling, Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW

klaus.schilling@acw.admin.ch

Überall an der Württembergischen Weinstrasse sind Ta- feln aufgestellt, die auf Bemühungen der EU hinweisen, mit Flurneuordnungen den ländlichen Raum zu fördern.

Der Preiszerfall auf dem Weinmarkt hat die Bewirtschaf- tung der 200 ha Rebberge im Kochertal in Bedrängnis ge- bracht. Trotz Bemühungen der lokalen Verantwortli- chen, die den Bau von Rebberg-Zufahrten oder den Zu- sammenschluss der örtlichen Genossenschaften unter- stützten, wurden immer mehr Parzellen nicht mehr be- wirtschaftet. Mit vereinten Kräften hat man immerhin erreicht, dass solche Rebberge gerodet werden konnten, ohne dass die Pflanzrechte verloren gingen. Der Wille,

auch in Zukunft die Rebkultur als Teil der Landschaft zu erhalten, ist deutlich spürbar. Der Markt für die hier pro- duzierten Weine scheint zudem nicht gesättigt.

Terrassen aus der Schweiz

Um die Zukunft des Rebgebiets zu sichern, hat die EU unter Federführung des Ministeriums für ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz von Baden- Württemberg ein ehrgeiziges Projekt auf die Beine ge- stellt, das die Bewirtschaftung der Reblagen sichern soll.

2009 kamen die verantwortlichen Kulturingenieure mit interessierten Rebbauern bei einem Informationsbe- such in der Schweiz überein, einige Parzellen an Steilla- gen im Kochertal als Terrassenanlagen zu erstellen. Aus- bleibende Niederschläge machten aber bei der Umset-

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zung in diesem Frühjahr in der ohnehin trockenen Ge- gend das Aufschichten der Erde zur Kunst. Tiefe Ein- schnitte in den steilen Hang für grosszügige Bewirt- schaftungswege wurden zur baulichen Herausforde- rung, zumal sich der Untergrund teils felsig und teils auf- geschichtet brüchig zeigte. Das Gelände musste vor In- angriffnahme der Baggerarbeiten aufwendig bewässert werden.

Die Geländebeschaffenheit verlangt den Aufbau von sehr hohen und flachen Böschungen, was zu erhebli- chen Flächenverlusten führt. Schon während der Bau- zeit müssen die Böschungen rasch begrünt werden, da- mit die Abrieselung gebremst werden kann.

Umweltschutz als wichtiges Anliegen

Das ursprüngliche Rebgelände war zudem Standort ei- ner Vielfalt trockenliebender Pflanzen und Tieren. Bevor

mit dem Bau begonnen werden konnte, haben Umwelt- Ingelfingen im Kochertal.

Verheerender Spätfrost in Deutschland

Im Kochertal an der Württember- gischen Weinstrasse hat die Frost- nacht vom 4. Mai 2011 verheeren- de Schäden angerichtet. Parzel- lenweise, meist sorten- oder la- genabhängig, erreicht das Scha- densausmass fast hundert Pro- zent. Anfang Juni, also erst einen Monat nach dem Frost, begannen die Geiztriebe zum Teil wieder auszutreiben. Ob diese Triebe sich zu einer brauchbaren Fruchtrute für das Folgejahr entwickeln kön- nen, ist noch nicht sicher.

Interessant scheint, dass die aktuellen Frostschäden kaum den altbekannten Gesetzmässigkeiten folgen. Neben Parzellen mit Total- schäden befinden sich Reihen mit derselben Sorte, die kaum geschä- digt sind oder wenigstens aus der Basis heraus gutes Anschnittholz produzieren. Einlagerungen von Reservestoffen, die Bodenbe- schaffenheit oder die «individuel-

le Lebensgeschichte der Rebstöcke» waren scheinbar wichtigere Faktoren als die geografische Lage der Parzelle im riesigen Kältesee des Kochertals. Auch geringfügige Windeinflüsse im kompakten 200-ha-Rebgebiet haben positive oder negative Spuren hinterlassen. Für viele betroffene Produzenten ist die Frage des Weitermachens in den arbeitsintensiven Steillagen wieder aktuell geworden. Der verheerende Frost führt wohl zu weiteren Bemü- hungen der EU, an den touristisch wertvollen Orten die Kultur des Rebbaus einigermassen wirtschaftlich zu er- halten.

Das Kochertal ist nicht die einzige Lage in Deutschland mit Frostschäden. Gegen 15 000 ha sind im mittel- deutschen Weinbau betroffen, das entspricht einem Sechstel der deutschen Anbaufläche beziehungsweise der gesamten Schweizer Rebfläche. Nach der kleinen Ernte 2010 ein weiterer Schlag für die Betroffenen.

Die Bemühungen von Staat, Kommune und Bewirtschaftern, die wertvollen Rebhänge weiter zu bewirt- schaften, bedingen deshalb weitere grosse finanzielle und personelle Anstrengungen.

Ganz zart beginnt die Hoffnung wieder zu keimen.

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schützer unzählige Reptilien aus dem Hang entfernt und an anderen Orten wieder ausgesetzt. So konnten bei- spielsweise eine Anzahl geschützter Schlingnattern ge- rettet werden. Aufgrund dieser Massnahmen mussten aber der Baubeginn auf Mitte Mai 2011 und die Pflan- zung der Reben in den Juni verschoben werden.

Die Ökologie ist im Kochertal allgegenwärtig. In den Rebhängen wurden früher Steinriegel aus Lesesteinen aufgeschichtet. Die Steinhaufen in den Rebparzellen entwickelten sich zu wertvollen Standorten für Repti- lien. Diese Erkenntnis fliesst in die aktuelle Planung ein.

Am Ende einer Terrassenanlage entstehen neue Riegel, aber mit Steinen, die aus einem Steinbruch herbei trans- portiert werden.

Werte jenseits der Wirtschaftlichkeit

Der Aufwand für den Bau solcher Terrassenanlagen scheint für Schweizer Beobachter überrissen und vor al- lem für die weitere Bewirtschaftung zu teuer. Die Lieb- lichkeit des Tals und seine nachhaltige Entwicklung ru- fen aber nach dringenden Massnahmen, die von der EU initiiert und auch mitfinanziert wurden. Der Erholungs- wert der Landschaft und der Wunsch der Bevölkerung, sich hier weiter heimisch fühlen zu können, sind wert- voller als der rein wirtschaftliche Aspekt des Projekts.

Man lernt nie aus!

Für den Schreibenden als zeitweiligen Begleiter dieses Projekts zeigte sich, dass es auch in unserem Nachbar- land versierte Schreitbaggerfahrer mit dem nötigen Ge- fühl für den Boden und die Bewirtschaftungsansprüche gibt. Die Technik des Abstossens der Terrassen mit einem Schildbagger war ihm sogar neu. Wie notwendig aber ra- sches Handeln ist, wurde in diesem Frühjahr deutlich, als ein starker Frost das Tal heimgesucht hat (s. Kasten), was zur Aufgabe weiterer Rebparzellen führen könnte.

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Schutz gegen die Zuwanderung von Reptilien auf die Baustelle.

Steinhaufen als ökologisch wertvolle Steinriegel.

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Encouragement des situations pentues en Allemagne

La pression économique a conduit un certain nombre d’exploitations en situation pentue de la vallée de la Kocher, une région viticole de 200 ha dans le Bade- Wurtemberg (D), à mettre la clé sous le paillasson alors que le marché des vins locaux ne semblait en principe pas saturé. Souvent, le travail est tout simplement trop onéreux dans de telles configurations de terrain pour rentrer dans ses frais. Afin de préserver les charmants paysages de ces régions viticoles et inciter les habitants à y rester pour en prendre soin, l’Union Européenne et les autorités régionales conjuguent les efforts d’encou-

ragement de la viticulture dans les situations pentues.

La création de terrasses transversales (à la manière suisse) a notamment été projetée dans ce contexte. La concrétisation au printemps de cette année a cepen- dant présenté un certain nombre de difficultés, no- tamment en raison de la sécheresse. Cependant, les aménagements du terrain n’ont pas pour seul but d’as- surer la rentabilité de la viticulture locale, mais doivent aussi sauvegarder l’intégrité écologique de ce paysage exceptionnel.

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