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Ueber die gerstirkung der Wirkung eigentlicher Narkotika dupch Cannabis indica.

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IV.

Aus dem medizinisch-ehemischen und pharmakologisehen Institut der Universit/tt Bern (Direktor: Prof. Dr. E. Biirgi).

Ueber die gerstirkung der Wirkung eigentlicher Narkotika duPch Cannabis indica.

¥ o n

Alfred Gisel,

prakt. Arzt aus Wilchingen.

Gestfitzt auf eine ganzc Reihe yon Arbeiten hat Biirgi bekanntlieh eine Regel fiber die Wirkungen yon Arzneigemischen zu erkennen geglaubt~

yon der in zahlreichen Publikationen berichtet worden ist. Nach dieser Regel sollen sich Arzneien 7 die eine durchaus identisehe pharmakologischo Wirkungsweise haben, bei Kombination in ihren Effekten nicht verst/irken, withrend Medikamente mit etwas abweiehender Wirkungsweise einen poten- zierten Gesamtwert besitzen. Gegen diesen Sa~z ist yon versehiedener Seite Stellung genommen worden. Es ]/isst sieh zwar sagen, dass d i e fiberwiegende Mehrzahl der Tatsachen immer noch fiir seine Giiltigkeit spricht. Dagegen verh/ilt sich die Mehrzahl der Autoren eher ablehnend dem ,Gesetz yon Biirgi" gegeniiber. Biirgi hat das Ffir und Wider zu seiner Kombinationsregel an verschiedenen Stellen besproehen. Dass es Ausnahmen geben kann, hat er selber betont. Er hat aueh eine grosse Reihe von MSglichkeiten angegeben, die e~entuell das Inkrafttreten der yon ibm erkannten Gesetzm/issigkeit stSren kSnnten. Ausserdem betont er, dass haupts/ichlieh der erste Satz sein~r Regel zureeht bestehen miisse, dassmithin zwei Substanzen der genau gleichen pharmakologischen Gruppe sich nicht in ihren Wirkungen potenzieren dfirften. Wit haben nicht die Absicht, auf diese Streitfragen hier genauer einzugehen, da es uns vor- l~ufig wichtiger erscheint~ das Tatsaehenmaterial zu vermehren, das schliess- lich dann: man k~innte sagen yon selber, fiir oder gegen die Bfirgi'sche Ansehauung spreehen wird. Wichtiger noeh als diese schliesslich theo- retische Frage war es uns~ dutch die Untersuchung der pharmakologischen Wirkung neuer~ his dahin nicht berfieksichtigter Kombinationen eventuell zu praktisch bedeu~samen Ergebnissen zu kommen. Ich habe daher der Anregung Biirgi's, Kombinationen der C a n n a b i s i n d i e a mit andern narkotischen Arzneien auf ihren pharmakologischen Wert zu prfifen~ gem Folge geleistet. Der indische Hanf war bis dahin zu solchen Unter- suchungen noah nieht verwertet worden. S a r a d s e h i a n und K a t z a n e l s o n hatten die Kombination yon narkotischen Mitteln der Fettreihe unter sich geprfift, Z e e l e n diejenigen der verschiedenen OpiumalkaIoide. Aus diesen drei Arbciten ging hervor~ dass sich die Narkotika der Fettreihe einerseits~

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40 Alfred Gisel,

die Opiumalkaloide andererscits unter sich kombiniert in ihrer Wirkung nicht verstiirken. Ueber die Gemische aus verschiedenen Gruppen arbeiteten vor mir namentlich H a u c k o l d , der die Morphium-Skopolamin- und die Urethan-Skopolamin-Kom binationen untersueht bat, Li n d e m an n, der sich mit der Kombination einer narkotischen Substanz der Fettreihe mit Morphium bescMftigte, und H a m m e r s c h m i d t , der die gCwonnenen Re- sultate bet intravenSser Injektion bestbitigen konnte. Aus diesen und aus vielen andern Arbeiten, die zum Teil inzwisehen puSliziert worden sind, aber nicht vor meinen Untersuehungen fertig waren, ergab sich die Poten- zierung der Wirkung bet Verwendung yon zwci narkotischen Arzneien aus versehiedenen Gruppen.

Die Cannabis indica nun nnd die aus ihr hergestellten galenisehen Pr/iparate stellen jedenfalls Narkotika yon ganz besonderer Eigenart dar.

Experimentell wurde diese Pfianze namentlieh yon F r i i n k e l in ihren pharmakologiseben Eigensebaften untersucbt. Er arbeitete mit ganz frisch bozogener Hasehischware und stellte aus ihr das Cannabinol her, das er fiir das wirksame Prinzip des indischen Hanfes betrachtet. Seine Ex- perimente wurden fast ausschliesslich an Hunden vorgenommen. Wenn wir aber die Eigenart der Hasebisch hervorheben, so denken wir dabei nicht in erster Linie an die Fr/inkel'schen Untersuehungen, sondern an die ausgedehnten Erfahrungen, die mit der Cannabis indiea am Menscben ge- gewonnen worden sind, bet welchem info]ge seiner hSheren Organisation Untersehiede ether Wirknr~g auf das Gehirn andern Narkotika gegeniiber recht deutlich zutage treten. Es ist ja bekannt genug, dass sich Haschisch und seine Derivate als narkotische Medikamente niemals in tier Praxis halten konnten. Die bet der Verwendung dieses Genussmittels auftretenden Rauschzustiinde mit Itlusionen und Halluzinationen von ungewShnlieber Kraft charakterisieren es den andern Narkotika gegeniiber als etwas durchaus Besonderes. Aus diesen eigenartigen Wirkungen des Hasehiscb, die bier nut kurz angedeutet werden solien, geht deutlieb hervor, dass der Angriffspunkt dieses Medikamentes im Gebirn ein anderer sein muss als derjenige der fibrigcn Narkotika. Wir haben zum mindesten das Recht, eine solehe Annahme zu machen. Es ist natiirlich iiusserst sehwierig oder unmSglich einen pharmakologiseben Angriffspunkt bet dem gegen- w/irtigen Stande der Wissenscbaft mit Bestimmtheit festzustellen. Aber eine so deutlieb verschiedenartige Wirkung daft uns wohl berechtigen, der Cannabis indiea einen besondern pbarmakologischcn Angriffspunkt oder meinetwegen besondere Angriffspunkte zuzuschreiben. Nach den Biirgi'schen Anschauungen fiber die hrzneigemische war daber anzu- nehmen, (lass dureh Kombination yon Cannabis indica mit irgend welchen andern narkotischen Arzneien ein potenzierter narkotischer Gesamteffekt ausgelSst werden kSnne, und es war zu hoffen, vermittelst des Haschisch zu praktisch brauehbaren Arzneigemischen zu gelangen.

Meine Experimente wurden aussehliesslich an Kaninehen vorgenommen.

Ieh hatte allerdings bet meinen Versuchen mit der yon Fr~tnkel fest- gestellten Unempfindliebkeit des Kaninchens gegen die Cannabis indica zu reehnen. Hunde und Katzen reagieren prompt auf Haschisch. Es kommt bet ihnen zu einer beruhigenden Wirkung im Allgemeinen und zu moto-

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Uober die Verst~rkung dor Wirkung oigentliCher Narkotika durch Cannabis indica. 41 rischen Stbrungen im Speziellen. Die Tiere verlieren das Gleichgewicht und nehmen sonderbare Stellungen ein. Offenbar treten auch Sinnes- t~uschungen auf. H/~ufig kommt Erbrechen vor, und nach grossen Dosen bemerkt man oft Erregungszust~i, nde. Ich musste leider immer mit der Cannabistinktur arbeiten, bei deren Verwendung man den Kaninchen, ab- gesehen v o n d e r zu untersuchenden Substanz, noch eine grosse Menge Alkohol einffihren muss. Das hat entschieden nach mancher Richtung stbrend gewirkt, und es war erst nach 1/ingeren Untersuchungen mbglich, festzustellen, wieviel yon der beobachteten Wirkung dem Alkohol und wieviel den in ihm enthaltenen Substanzen zuzuschreiben war. Hieriiber und fiber andere Nachteile werde ich spiiter Genaueres angeben. J e d e n - f a l l s war es m b g l i c h , K a n i n c h e n mit T i u c t u r a C a n n a b i s i n d i c a e zu n a r k o t i s i e r e n . DieWirkung war deutlich etwa yon einer Dose yon 7,0 pro Kilogramm Kbrpergewicht an. Unsere Untersuchungen baben jedenfalls gezeigt, dass man nicht yon einer Unempfindlichkeit des Kaninchens gegen die Cannabis indica reden darf, sondern nur yon einer verh/fltnismiissig geringen Empfindlichkeit. Aber selbst eine scheinbar vbllige Unempfindlichkeit hKtte uns nicht gehindert, das Kaninchen zun/ichst als Versuchstier zu verwenden, konnte doch H a u c k o l d zeigen, dass das Skopolamin, das am Kaninchen fiir sieh allein gegeben, keine sichtbaren narkotischen Wirkungen hervorruft, dennoch imstande ist, die narkotische Kraft anderer Substanzen zu verst~rken. Die Cannabis indica- Tinktur bezog ich aus der Apotheke. Ieh liess mir sogleich ein grbsseres Quantum geben, das ffir die ganze Dauer der Versuchsreihe geniigen konnte.

Die Tinktur war so yon gleichm/issiger. Wirkung. Sie wurde vorsichtig vor Licht geschfitzt und yon Zeit zu Zeit in ihrer pharmakologischen Wirkung nach einem sp/iter zu schildernden Verfahren gepriift. DiG Tinktur war nach den Vorschriften der Pharmacopoea helvetica IV her- gestellt. Dementsprechend soll sie 5 6 - - 6 0 Gewiehtsprozente Alkohol enthalten. Da ich eir, en Teil meiner Versuche zu Hause ausfiihrt% babe ich ausserdem noch eine nach dem gleichen Verfahren hergestellte Cannabis- Tinktur aus einer andern Apotheke verwendet.

Die Substanzen wurden ausnahmslos subkutan gegeben. Es wurden folgende Versuchsreihen ausgeffibrt:

1. Versuche mit Urethan allein 2. , , Cannabis allein

3. , , Urethan plus Cannabis 4. , , Morphium a]loin

5. , , Cannabis plus Morphium.

Ich erhielt die folgenden Resultate:

1. Versuch mit Urethan allein.

1. Kaninchen, Gewicht 1470 g, erh~lt 1:0 Urethan. Nach 7 Minuten Beginn der Ataxio. Tier zeigt sich aufgeregt. Scbmerzempfindung nicht aufgehoben, hllm~hliches hbnehmon der Zahl der htemztige yon 90 auf 65 herab. Nach 10 Minuten L~ihmungs- erscheinungen sehr deutlich. Nach 30 Minuten Schlaf. Kaninchen l~sst sich auf den Rficken logon. Schmerz und Druokempfindung verschwunden. Bisweilen Zittern der Extremit~iten. Dauer des Sohlafos 1 Stundo 25 Minuton. Tier schleppt sich zuerst

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42 Alfred Gisel,

miihsam welter. Viillige Erholung tritt erst 11/2 Stunde naeh Aufwaehen aus der Narkoso ein.

2. Kaninehen, Gewieht 1680 g, erh~lt 0,75 g Urethan. Nach 15 Minuten beginnt die htaxie der hintern Extremit~iten. Nach weiteren 10 Minuten treten auch L~hmungs- erseheinungen an den vorderen Extremitiiten auf. Kaninehen ist aufgeregt. Die Zahl dot Atemziige vermindert sich nieht. Sehmerz- und Druckempfindung sind herab- gesetzt, aber nieht aufgehoben. Narkose tritt nicht ein. Tier sohleppt sich mfihsam im Kiifig fort. Langsam tritt Boruhigung ein.

3. Kaninchen, Gewicht 1670 g, erhMt 0,5 g Urethan. Nach 20 Minuten sind die ersten Ataxieerscheinungen zu beobachten. Das Tier wird an don hinteren ExtremitY.ten leicht gel~hmt. 30 Minuten naeh der lnjektion ist die Liihmung starker. Kaninchen ist leicht aufgeregt. Zahl der Atemziige bleibt sich gleich. Schmerzempfindung ist wenig herabgesetzt Schlaf tritt nicht ein. Das Tier bewegt sich auf hntrieb langsam fort. Refiexe sind nicht gestiirt. Nach 21/2 Stunden ist Kaninchen wieder taunter.

4. Ein 1880 g schweres Kaninchen bekommt 0,1 Urethan. Naeh 20 Minuten ist alas Tier noeh munter. Keine Lii.hmungserseheinungen sind wahrnehmbar. Erregung tritt nioht auf. Atemziige bloiben unver~ndert. Schmerz und Druekempfindung wird gar nieht beoinfiusst. 51aeh 1 Stunde ist das Kaninchen noeh taunter.

5. Kaninehen, 1330 g Gewieht, bekommt subkutan 2,0 Urethan pro kg Kiirper- gewicht. Nach 5 Minuten ist bereits Sohlaf eingetreten. Wenn man das Tier auf den Riicken legt, so bleibt es mit gestreckten Pfoten liegen. Atemz~ige werden an Zahl stets geringer. Kornealrefiox ist erlosehen. Tast- und Schmerzempfindungen sind auf- gehoben. Kaninchen erwaeht nicht mehr aus der Narkose. Es stirbt nach 31/2 Stunden.

Es wurden yon jedem diesor Versuche Kontrollversuohe gemaeht. Kleine Varia- tionen des Effektes kommen bei Kaninchen immer vet. Doch ist im allgemeinen das individuelle Moment lange nicht so gross, wie boi Behandlung der Tiore mit Morph.

hydrochl. Die Versuehe zeigen uns, dass 1 g Urethan, subkutan verabreioht, Narkose maeht, 0,75 g schon nioht mehr, dass 0,1 g gar keine narkotischo Wirkung auslSst und dass 2,0 Urethan bereits tSdlich wirken. Diese Versuche best~tigen im allgemeinen die Rosultate friiherer hrbeiten (Hauckold. L i n d e m a n n usw.).

2. Versuche mit Cannabis indica allein.

Es ist nieht notwendig, hier jeden Versueh einzeln zu registrieren.

F r i i n k e l hat, wie in der Einleitung bereits gesagt worden ist, gezeigt, dass sich Kaninehen der Cannabis gegeniiber vollstiindig refraktiir ver- halten. Meine Versucbe haben nun ergeben, dass bis zu 6,0 g Tinctura Cannabis indieae, die subkutan einem Kaninchen injiziert worden sind, am Tier niehts AuffKlliges zu finden ist. Von 7,0 an (immer pro kg KSrper- gewicht gerechnet) beobaehtete ich oft leichte oder sehwere Lithmungs- erseheinungen am Tier. Bei Injektion yon 8,0 Tinetura Cannabis indicae wurden die Kaninchen oft stark unruhig. Da sich Cannabis der Gruppe des Morphiums angliedert, ist die Tatsache der zuweilen erregenden Wir- kung dieser Gruppe nicht zu verkennen. Jeder erfahrene Arzt hat sehon bei ganz geringen Mengen yon Morph. hydroehl, ausserordentlich er- regende Wirkungen auftreten sehen. Ferner wurden die Tiere in ihren Bewegungen unsieher und sie hatten anseheinend Visionen. Ruhiger Sehlaf trat jedoeh nieht ein. Oft schrieen die Kaninehen auf, oft bei leichter Beriihrung, oft ohne jeden ~iusseren Anlass. In einzelnen Fiillen wurden auch auff~llige Muskelzuckungen beobachtet. Benommenheit trat bei Injektion yon 8,0 Tinctura Cannabis indieae meist nach 15 Minuten

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Ueber die Verstiirkung der Wirkung eigentlicher Narkotika durch Cannabis indies. 43 ein. Schmerz- und Druckempfindung waren nie vSllig aufgehoben, ebenso- wenig der Kornealrefiex. Wie vial yon den Symptomen auf Alk'ohol- wirkung zuriickgefiihrt warden muss, ist schwer zu sagen. Sicher ist nur, dass die Alkoholwirkung nieht das Wesentliehe war, Alkohol wirkt im Tierexperiment erst in grSsseren Dosen.

Auf jeden Fall zeigen die Visionen an, dass, obgleich sich Kaninchen his zu merklich hohen Dosen unempfindlieh gegeniiber Cannabis zeigen, bei gesteigerter Zufuhr des Pr/~parates seine spezifischen Wirkungen auch an diesem Tier zu beobachten sind.

Ich muss noch bemerken, dass nicht in alien F/illen bei den ange- gebenen Dosen L/ihmungszust/inde aufgetreten sind. Einige Tiere ver- hielten sich auch bei einer Gabe yon 8,0 Cannabistinktur vollst~indig refrakt/ir.

3. Versuche mit Kombinationen yon Urethan und Tinctnra Cannabis indicae.

1. Kaninchen, Gewicht 1760 g: erhielt 0,01 Urethan .und dazu 1,0 Tinctura Cannabis indicae. Das Tier zeigt keine Veriinderung. Sitzt wie gewShnlich da. Macht Fluchtversuche, wenn man nach ihm greift. Reagiert prompt auf jeden Reiz. Reflexe, Sehmerzempfindung und Zahl der Atemziige bleiben unverandert.

2. Kaninchen, Gewicht 1570 g, erhiilt 0,05 Urethan und unmittelbar darauf 2,0 Tinctura Cannabis indicae. Das Tier zeigt anfiingtich keine Symptome. Nach 40 Minuten tritt jedoeh leiohte Ataxie der hinteren Extremit~ten ein. Die vorderen Ex- tremitiiten zeigen keine Liihmungserscheinungen. Die Ataxie geht rasch Voriiber. Tier hat sich naeh 1 Stunde vollsti~ndig erholt.

3. Kaninchen, Gewicht 1540 g, erhi~lt 0,05 Urethan plus 3,0 Tinctura Cannabis indicae. 30 Minuten naeh der Injektion tritt leicbte Ataxie auf. Das Tier maeht bei Ann~herung unbeholfene Fiuchtversuche. Der Gang ist schwerf'~llig. Schmerz- und Druckempfindung bleiben intakt. Atmung und Puls bleiben unveriindert. Naeh Ver- lauf yon 11/2 Stunde hat sich das Kaninchen wieder erholt.

4. Kaninehen, Gewicht 1620 g, erhiilt 0,05 Urethan plus 6,0 Cannabis. Kaninchen ist naeh 20 Minuten bereits stark benommen. Liegt apathisch im giifig. Reagiert auf Nadelstiehe noeh leidlich. 1/4 Stunde sp~.ter ist bereits vollstiindige Narkose einge- treten~ Scbmerzempfindung ganz erlosehen. Das Tier lii.sst sieh auf den Kficken legen, und verharrt mit hoehgestreckten Proton in dieser Stellung. Oft sohreit das Kaninchen ira Sehlaf auf und schrickt aueh leicht zusammen. Kaninchen wird 30 NIinuton spi~ter unruhig, e r w a c h t 21/2 Stunden nach Injektion wieder und ist 4 Stunden nach def.

selben taunter.

5. Kaninehen, Gewioht 1650 g, erhii.lt 0,05 Urethan plus 8,0 Cannabis indica.

Nach 10 Minuten liegt das Tier bereits ruhig sehlafend am Boden, l~sst sich leicht auf den Ktiekon legen~ Schmerz- und Druckempfindung sind erlosohen, Atmung ist unregelmi~ssig, verlangsamt und vertieft. Oft ist der Schlaf duroh Aufsebreien unter- broohen. Kornealreflex erloschen. Das Tier erwacht 4 Stunden nach Injektion aus der Narkose, hat sich nach 6 Stunden wieder erholt.

6. Kaninchen, Gewioht 2400 g, erbiilt 0,01 Urethan plus 6,0 Cannabis. Auch bier ist die Wirkung des Urethans eine unverkennbare. Kaninchen wird nach 30 Minuton ataktisoh. Verharrt, in Freiheit gesetzt, ruhig an seinem Platz. Lii.hmungserscheinungen sind besonders an der hinteren KSrperhitlfte des Tieres wahrnebmbar. Schmerz und Druokempfindung sind herabgesetzt~ aber nieht vollstii.ndig aufgehoben. Zahl der Puls- sehliige und Atemziige bleiben sioh gleich. Wird das Tier aufgetrieben, hat es Miihe, sich vom Boden fortzuschleppen. Umgestossen 7 riehtet es sich schworfiillig wieder auf.

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44 A l f r e d Gisel 7

Dieser D~mmerzustand dauert 25 Minuten. 11/2 Stunde nach der Injektion ist das Tier wieder vSllig hergestellt.

7. Kaninchen, Gewicht 2480g, erh~lt 0~1 Urethan und dazu 3,0Tinctura Cannabis indieae. Tier zeigt nach 35 Minuten leichte KoordinationsstSrungen. Auf den Riicken gelegt~ hat es Miih% sich wieder aufzurichten. Schmerzempfiudung ist deutlich herab- gesetzt. Die Kefiexe bleiben unver~indert. Schlaf tritt nicht ein, dagegen h~ilt die Benommenheit 11/2 Stunde an. Atmung und Zahl der Pulsschl/ige bleiben ohne Ver~inderung.

8. Kaniuchen~ Gewicht 1890, erh~lt Urethan 071 plus Cannabistinktur 6,0.

20 Minuten nach tier Injektion treten BewegungsstSrungen auf. Kaninchen reagiert nut tr~ige auf Nadelstiche. Die narkotische Wirkung nimmt zu~ bis naeh 1 Stunde Sehlaf eintritt, das Tier liisst sich auf den Riicken legen. Verharrt in dieser Lage.

Reagiert nicht auf Stich and Druck und Kornealrefiex blieb erlosehen. Erholung tritt nach 51/2 Stunde ein.

9. Kaninchen, Gewicht 1580 g, erh~lt 0,2 Urethan und 5,0 Tinetura Cannabis indicae. Nach 10 Minuten tritt Ataxie ein, wie immer zuerst an den hinteren Ex- tremit~ten saint hiuterem Rumpfteil. Kurz darauf geht die LS.hmung auch auf die vordere H~lfte des Tieres fiber, l0 Minuten sp~iter schl~ft das Tier. Schmerzempfin- dung verloren. Kornealrefiex erloschen. Das Tier erwacht 5 Stunden nach Injektion der beiden Medikamente. Die Ataxie tier l~interen ExtremitKten erlischt langsam. Naoh 61/2 Stunde ist vollstS~ndige Erholung eingetreten.

10. Kaninchen, Gewicht 1490 g. Injiziert wurden 0,3 Uretban plus 3,0 Cannabis- tinktur. Die Wirkung der Injektion kommt nach 40 Minuten deutlich zum Ausdruek, ist aber nicht so ekiatant wie im vorigen Versuch. Ataxie tritt zwar auf, zum regel- rechten Schlaf kommt es jedoch nicht. SGhmerz- und Druckempfindliehkeit sind ver- ringert. Kaninchen schleppt sich schwerf~llig fort. Nach 1 Stunde ist die Ataxie noeh deutlich. Naoh 2 Stunden ist das Tier bereits wieder taunter.

11. Kaninchen~ Gewicht 1520 g. Gegeben wurden 073 Urethan und dazu 470 Tinct. Cannabis indieae. Wirkung wird nach 15 Minuten eine deutliehe. StSrungen tier Koordination sind wahrnehmbar. Das Tier bewegt sieh nur auf wiederholtes Kneifen veto Platz. 30 Minuten nach der [njektion sind nooh geringe Grade yon Schmerz- uud Druckempfindung vorhanden. Bereits l0 Minuten sp~iter tritt Sehlaf ein. Die Dauer desselben ist variabel. Oft nut 15 Minuten~ oft bedeutend l~inger. Naeh Aufwaehen aus der Narkose erholt sieh das Kaninchen rasch wieder.

12. Kaninehen 7 Gewicht 2150 g. Tier bekommt 075 Urethau plus 1,0 Cannabis- tinktur. Nach 10 Minuten sind Narkoseerscheinungen deutlich. Nach 20 Minuten ist ruhiger Schlaf eingetreten. Refiexe sind erloschen. Dauer des Schlafes 5--7 Stunden.

Tier erholt sich rasch wieder naeh tier Narkose. IndividuelieVerschiedenheiten in bezug auf Reaktion der Medikamente siud gerade in diesem und im folgeudan Versuch starker hervorgetreten.

13. Kaninchen, Gewicht 2400 g~ erhMt 075 Urethan und 2,0 Tinctura Cannabis indicae. Nach 10 Minuten starke L~ihmungserscheinungen. 5 Minuten sp~iter tritt Schlaf ein. Die Dauer desselben ist verschieden. Durchschnittlich betr~igt sie 6 Stunden.

In diesem: wie im vorhergehenden Versuch ist es bei einigen Tieren nicht zu einem ausgesprochenen ScAlar gekommen. Auf jeden Fall aber trat die erhShte Wirkung der Kombination deutlich zu Tage.

14. Kauinchen, Gewicht 2500 g7 erhielt 0775 Urethan plus l:0 Tinctura Cannabis indicae. Nach kurzer Zeit trat Schlaf ein. Die Dauer desselben betrug 21/2 Stunde.

Ein besonderes Erregungsstadium ging dem Schlaf nicht voraus. In vereinzelten F~llen ist es auch gelunge% mit 0~75 Urethan, das fiir sich allein gegeben keine Narkose mehr macht~ bei Zusatz yon nur 0~8 Tinctura Cannabis indicae Narkose zu erzeugen.

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Ueber die Verst~,rkung der Wirkung eigontlicher Narkotika durch Cannabis indica. 45 Der besseren Uebersicht halber stelle ich kurz die gewonnenen Re- sultate in folgender Tabclle zusammen.

Kombinationen yon

Urethan JvTinct. Cannabis

0i05 2~0

0,05 3,0

0,05 6,0

0,05 8,0

0~01 1,0

0,01 6,0

0,1 3,0

0,1 6,0

0,2 5,0

0,3 3,0

0,3 4,0

0,5 1,0

0,5 2,0

0,75 1,0

0,75 0,8

Meine Versuche zeigen deutlich, Cannabis indica-Tinktur potenziert natfirlich auch umgekehrt darstellen Cannabis indica-Tinktur durch das

Wirkung Nacb 40 Min. lei¢hto Ataxio.

Nach 30 Min. Ataxio.

Narkoso nach 35 Minuton.

Nach 10 Min. Schlaf.

Keino Ver~ndorang.

Nach 30 Min. D~immerzustand.

Ataxie nach 35 Min.

Nach 60 Min. Schlaf.

Schlaf nach 20 Min.

Starke Ataxio nach 15 Min. Koin Schlaf.

Nach 35 Min. Schlaf.

Nach 20 Min. ruhiger Schlaf.

Schlaf nach 15 Min.

Schlaf nach 10 Min.

Schlaf nach 10 Min. (abet nicht immer).

dass die Urethanwirkung durch die wird. Dieses Resultat kann man und sagen, dass die Wirkung der Urethan potenziert wird. Dieses Hauptergebnis sieht man am besten dann, wenn man die Resultate der einzelnen Versuche genau durchliest. Die in der Tabelle aufgestellten Zahlen sind zwar auch iiberzeugend, die Tatsache ist aber aus einer ge- naucn Betrachtung der Resultate noch leichter ersichtlich. Will marl die V e r s u c h e r i c h t i g b e u r t e i l e n , so h a t man z u n / i c h s t in Be- t r a c h t zu z i e h e n , d a s s die C a n n a b i s i n d i c a - T i n k t u r an und fiir sich schon ein K o m b i n a t i o n s p r o d u k t d a r s t e l l t . Sie besteht ja einesteils aus den Bestandteilen des indischen Hanfs, andernteils aus Alkohol, mithin aus einem Narkotikum der Fettreihe, and das Urethan ist ebenfalls ein Narkotikum der Fettreihe. S c h o n diese T a t s a c h e a l l e i n genfigt, um zu b e g r e i f e n , d a s s d i e P o t e n z i e r u n g s w i r k u n g n i c h t bei a l l e n M e n g e n v c r h i i l t n i s s e n k l a r zum A u s d r u c k e k o m m e n kann. Man muss wohl annehmen, dass die Wirkung der Cannabis indica schon durch den Alkoho], in welchem sie gelSst ist, potenziert wird. Die Verst~irkung der Wirkung sieht man nicht nur an der Verschiebung der sogenannten minimalnarkotisierenden Dosis, sondern auch an der gr5sseren Dauer, an der gr5sseren Tiefe und an dem regel- miissigercn Eintritt der narkotischen Wirkung. Das alles muss beriick- sichtigt werden, wenn die Ergcbnisse richtig gedeutet werden sollen.

Am auffallendsten ist wohl die Erscheinung, dass die ausserordentlich geringe Menge Urethan von 0,01, die fiir sich allein gegeben, absolut keine narkotische Wirkung erzeugt, auf einmal zur Geltung kommt in Kombination mit 6,0 Cannabistinktur. Biirgi hat auf diese Wirksamkeit kleinster Arzneidosen bereits in seiner ersten Publikation fiber die Wir- kung yon Narkotikakombinationen deutlich hingewiesen und seitdem oftmals aufs neue.

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46 Alfrod Gisel,

W/~hrend 0,75 Urethan fiir sich allein gegeben keine Narkose bei Kaninchen erzeugt, tritt schon nach 10 Minuten ruhiger Schlaf ein, wenn zu dieser Dosis 1,0 Tinct. Cannabis indicae oder auch nur 0,8 hinzu- gefiigt wird. 1,0 g Tinct. Cannabis indicae fiir sich allein gegeben wirkt, wie in der ersten Versuchsreihe auseinandergesetzt worden ist, iiber- haupt nieht auf t~aninehen ein. Injizieren wit 0,05 Urethan und dazu 6,0 Cannabistinktur, so bekommen wir bei unseren Versuchstieren naeh 35 Minuten Narkose. Geben wir 0,1 Urethan und 6,0 Cannabis, so tritt erst nach 1 Stunde ScAlar ein. Weder 0,05, noeh 0,1 Urethan, noch 6,0 Cannabistinktur erzeugen, fiir sich allein injiziert, am Kaninchen irgend eine sichtbare Ver/inderung. Cannabis wirkt erst von 7,0 an, und auch da nicht einmal in allen Fallen. Von Urethan ist 1,0 g zur Narkose notwendig. Es kann sich also in der narkotischen Wirkung der beiden Medikamente nicht um blosse Addition handeln, sondern um Potenzierung.

Geben wir 0,3 Urethan plus 4,0 Tinctura Cannabis indicae, so verftillt das Tier nach 35 Minuten in Schlaf. Geben wir das eine oder das andere Medikament fiir sich allein, so kSnnen wir damit am Kaninchen keine Narkose erzeugen, ja das Tier reagiert gar nicht auf die Injektion. Die Minimaldosis Urethan, die an Kaninchen zur Wirkung gelangt, betr/igt 0,4.

Ist die narkotische Wirkung der Kombinafion yon Urethan mit Cannabis- tinktur bei Anwendung yon 0,05 Urethan plus 0,6 Tinctura Cannabis indicae noch eine sehr auffallende, so verliert sich die Wirkung ganz all- m/ihlich bis zu 0,05 Urethan plus 2,0 Cannabis, we nach Verlauf yon 40 Minuten leichte L/ihmungserscheinungen, die aber rasch voriibergehen, auftreten. 0,05 Urethan plus 1,0 Cannabistinktur bewirkten am Tier keine Ver~nderungen, ebensowenig 0,01 Urethan plus 1,0 Cannabis. Wir kSnnen also die Grenze der minimalnarkotisierenden Dosen der Kombination yon Cannabistinktur mit Urethan zwischen 0,05 Urethan plus 3,0 Tinct.

Cannabis indieae und zwischen 0,05 Urethan plus 6,0 Cannabis finden.

Steigen wir mit der Urethandosis bis 0,2, so geniigt es, mit dieser Menge Urethan 5,0 Cannabistinktur zu kombinieren, um 20 Minuten naeh der Injektion Schlaf bei Kaninchen zu erzeugen. Gehen wir mit der Urethan- dosis noeh hSher, bis zu 0,5, so sinkt die zur Erhaltung der Narkose notwendige Dosis Tinctura Cannabis indicae bis auf 1,0 herunter. In- jizieren wir noch h5here Urethanmengen, so brauchen wir fiir ruhige Narkose nut noah 0,8 Cannabistinktur. Ueber 0,75 Urethan diirfen wir nicht steigen, da bereits 1,0 fiir sich allein gegeben, Narkose erzeugt.

Die niedrigste Dosis Urethan, die in obiger Kombinationsreihe noch zur Wirkung gelangte, betrug 0,05, eine wahrhaftig erstaunlich geringe Menge des Narkotikums. Die angewandte Minimaldosis yon Cannabis indica, die auf 0,75 Urethan noch deutlichc Verst/irkung der narkotischen Wir- kung ausfibte, betrug 0,8. Die hSchste in Kombinationen zuliingliche Dosis 8,0 pro kg KSrpergewicht. Mengen fiber 8,0 Cannabistinktur kSnnen zumeist bereits als minimalnarkotisierende Dosen fiir Kaninchen gelten, wie hinl/~nglich in den Versuehsreihen mit Tinctura Cannabis indicae allein gezeigt worden ist. Die Frage, ob diese Versuche fiir odor gegen das Bfirgi'sche Gesetz sprechen, sell uns hier nicht welter beschtiftigen.

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Ueber die VerstSrkung der Wirkung oigontlichor Narkotika darch Cannabis indioa. 47 Tatsiichlich sehen wit aus diesen Versuchen, dass die Wirkung der Cannabis indica-Tinktur durcb Urethan noch in betriichtlichem Maasse verstiirkt werden kann, allerdings je nach der Wahl der Dosis in ver- schiedener GrSsse. Wit" haben schon auf die Schwierigkeiten: die sich tier Deutung unserer Ergebnisse entgegen stellen, hingewiesen. Der Alkohol ist ebenfalls ein Narkotikum der Fettreihe wie das Urethan, es ist daher begreiflich, dass man mit gewissen Mengen yon Urethan Potenzierung erh~lt, und mit gewissen Mengen nicht, und es scheint charakteristisch, dass namentlich die kleinen Urethanmengen starke Potenzierungswirkung ausgeiibt haben.

4. Versuche tiber die Wirkung subkutaner Injektionen yon Morphium hydrochloricum auf Kaninchen aUein.

Ich kann fiber das Ergebnis dieser Versuchsreihe zusammenfassend resumieren. Die Wirkung yon subkutanen Morphiuminjektionen auf Kaninchen wurde zu oft gepriift, als dass ich wesentlich ncue Gesichts- punkto auffinden konnte. Wichtig fiir die folgenden Resultate der Kombi- nation yon Morphium mit Cannabis scheint mir die Beobachtung, dass ich mit 0,01 Morph. hydrochl, nie Narkose der Versucbstiere erzielen konnte. Jedenfalls ist diese Dosis, die ~ifters yon Physiologen bet ihren Versuchen angewendet wird, nicht ausreichend, um das Tier hinreichend schmerzfrei gegen etwaige chirurgische Eingriffe zu machen. Dass das Kaninchen stillt hKlt, beweist nichts gegen diese Annahme. Wurde 0,02 Morph. hydrochl, injiziert, so waren auch in diesen Fiillen die Narkosen meistens kurz dauernd und schlecht. Es zeigten sich 25 Minuten nach der Injektion die ersten L~ihmungserscheinungen. ])as Tier verharrt ruhig ausgestreckt an seinem Platz. Im Verlauf der niichstfolgenden 30 Minuten nimmt die Ataxie zu und ergreift auch den vorderen Rumpf- teil des Tieres, die Atmung wird etwas unregelmiissig, der Puls auch.

Schmerz- und Druckempfindung und der Kornealrefiex verlieren sich jedoch nicht vollstiindig. Es kam in meinen Versuchen nicht zu ausgesprochener ruhiger Narkose. Die Tiere erholen sich relativ langsam im Verlauf tier folgenden 5 Stunden. Von Pupillenverengerung ist nach dieser Zeit nichts mehr wahrzunehmen.

Dagegen trat yon 0,03 Morph. hydrochl, an Narkose ein, wenn auch keine gute. Dieselbe dauerte meist 2 Stunden. Atmung und Puls sind unregelmiissig, die Reflexe vermindert. Schmerzempfindung ist auf- gehoben und die Pupillen sind mitssig verengt. Die Tiere wachen nach 7 Stunden auf. In vereinzelten Fallen wurde erst mit Dosen yon 0,04 und dariiber Schlaf erzielt. Es ist demnach auch die yon H a u c k o l d und L i n d e m a n n fiir das Morphium angenommene minimalnarkotisierende Dosis yon 0,025 nach meinen Versuchsergebnissen als zu niedrig anzu- sehen. Die individuellen Unterschiede in der Empfindung fiir dieses Gift sind ausserdem bet Kaninchen sehr gross. Doch diirfte es im allgemeinen richtig sein, die narkotisierende Dosis zwischen die Werte 0,03 und 0,04 zu legen.

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48 A l i r e d Gisel,

5. Versuche iiber die Wirkung der Kombination yon Tinctura Cannabis indicae mit Morphium hydrochloricum.

i. Kaninchen, 2050 g2 erh~ilt subkutan 0201 Morph. hydrochl, plus 1,0 Tinct.

Cannabis indicao. 15 Minuten nach der Injektion ist am Tier keine Ver~inderung ein- getreten. Selbst naoh Ablauf einer Stunde ist das Kaninchen noeh taunter. In den Kontrollversuohen gewahrte ioh nur in einem einzigen Fall leichte2 raseh v~r/iber- gehende Ataxie. Im iibrigen blieben die Tiere yon der Wirkung dioser Kombination unbor/ihrt.

2. Kaninchen~ 2120 g2 erhMt 0,01 Morphium plus 220 Tinotura Cannabis indicae.

15 Minuten naeh der Injektion wird das Tier leicht unruhig 2 5 Minuten sp~iter werdon schwaohe Liihmungserscheinungen an den hinteren Extremit~ten wahrgenommen. Druek- und Schmerzompfindung sind nur wenig herabgesetzt. Kaninchen liegt kurze Zeit ruhig im K~ifig, um sich dann rasch wieder zu erholen. Kurz nach der Injektion ist die Atmung rascher 2 1 Stunde sp~iter merklich verlangsamt. Die Pupillen wieson keine Verengerung auf. Das Tier erholt sioh naeh 11/2 Stunde wieder.

3. Kaninchen 2 1870 g2 erh~lt 0i01 Morphium plus 320 Tincture Cannabis. Naeh 15 Minuten treten GehstSrungen auf. Das Tier bewogt sieh auf Antrieb nur sehleppend und schwankend verwRrts. Naoh 30 Minuten sind auoh die verderen Extremit~ten ge- l~hmt. Kaninchon liegt rubig im K~ifig. Die Atmung ist leioht angestrengt. Naoh 45 Minuten tritt kurzdauernder, nicht tiefer Sehlaf ein. Das Tier ist nach 3 Stunden wieder ziemlieh munter. Pupillenverengerung fehlt. Trotz sergf~iltiger Nachprfifung des Versuehes mit den gleichen Desert tier Kombination wurde nicht in allen FMIen Sehlaf beobaohtet. Aber in jedem der Fiille war die Verstiirkung der Morphium- wirkung sehon dureh 3,0 Cannabistinktur eine unverkennbare, lndividuelle Unter- schiede inbezug auf Empfindlichkeit der Tiere diesen beiden Medikamenten gegeniiber sind nicht zu umgehen.

4. Kaninehen, 1540 g~ erhiilt 020 ! Morph. hydrochl, pIus 420 Tinotura Cannabis indicae. Nach 15Minulen trill Ataxie auf 2 wie immer zuerst an den hinteren Extremitiiten.

Nach 30 Minuten ist das ganze Tier gel~hmt. 5 Minuten sp~iter l~isst sich das Kaninchen auf don Riioken legen und bleibt in dieser Stellung mit hochgestreokten Pfoten liegen.

Atmung ist verlangsamt und etwas angestrengt. Das Tier ist gegen Nadelstiche un- empfindlich. Pupillen sind verengt 2 wie bei jedem Schlaf. Kornealrefiexe sind ver- schwunden. Kaninchen wacht aus dem Schlaf nach einer Stunde wieder auf. Es schleppt sich zu Anfang noeh mfihsam fort~ ist 3 Stunden naeh der Injektion wieder taunter.

5. Kaninehen~ 1780 g, erh~lt 0,01 Morph. hydrochl, plus 5~0 Cannabistinktur.

Hier zeigt sich die verst~irkende Wirkung der Kombination wieder sehr deutlich. Das Tier liegt nach 15 Minuten apathisch im K~fig und unter allmiihlichem Ei'lSsehen tier Refiexe und der Schmerzempfindung schliift es 25 Minuten naeh Injektion der Kombination tier. Dem Schlaf ging ein kurzes Erregungsstadium voraus. Die htmung ist verlangsamt und vertieft. Oft auch unregelm~ssig. Die Dauer des Schlafes betr~igt 31/2 Stunde. Naeh Erwachen aus demselben ist das Tier in knrzer Zeit wieder munter.

6. Kaninchen, 2150 g, erhiilt 0201 Morph. hydrochl, plus 6,0 Tinetura Cannabis indicae. In diesem Fall trill schon nach 15 Minuten tiefer Sehlaf ein. Atmung ist verlangsamt, ebenso die Zahl der Pulsschliige. Sehmerzempfindung ist erloschen.

Kornealrefiex fehlt. Dem Schlaf ging ein kurzes Exzitationsstadium voraus. Das Tier sohreit im Sohlaf oft auf. Die Narkose dauert einige Stunden. Das Kaninchen erholt sich wieder.

7. Kaninchen, 1940 g~ erh~lt 0,02 Morph. hydroehl, plus 2,0 Tinctura Cannabis indicae, blach 15 Minuten zeigen sioh Liihmungserscheinungen. Kaninchen schleppt si0h langsam fort. Wenn umgestossen~ hat es grosse Miihe, sioh wieder aufzurichten.

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Uobor die Vorst~rkung der Wirkung eigenflieher Narkotika durch Cannabis indica. ,t9 Untor Zunehmen der Hypnose tritt 45 Minuten naeh der Injektion Sohlaf ein. Druek- und Schmerzompfindung aufgehoben. Dauer des Sehlafes botr~igt 2 Stunden. Der Kontrollversuch wieh insofern yon dem hior gefundenen Ergebnis ab, als das Tier erst naeh 1 Stunde in kfirzer als 2 Stunden dauernden Sehlaf verfiel.

8. Kaninehen, 2540 g, erhiilt 0,03 Morph. hydroehl, plus 1,0 Tinctura Cannabis indieae. Naeh 15 Minuten ataktische Erseheinungen. l0 Minuten sp~iter liegt Kaninohen sehlafend im Kiifig. Pupillen sind verengt. Die Atmung ist unregelm~ssig und ver- langsamt, nachdem sie zuerst in ra:schem Tempo erfolgt war. Der Schlaf dauert fiber 1 Stunde an. Naeh 5 Stunden ist das Kaninchen wieder vollstiindig munter.

9. Kaninchen, 2160 g, erh~ilt 0,03 Morphium plus 2,0 Cannabistinktur. Naeh 30 Minuten schlief das Tier. Dem Schlaf ging ein lgngeres Erregungsstadium voraus.

Der Schlaf dauert 1 Stunde. Das Tier erholt sich wieder vollstS~ndig. Beim Kontroll- versuoh mit Kaninehen yon demselben Alter und fast demselben Gewieht waren wieder vorschiedene Abweiehungen in Hinsicht auf den narkotisehen Effekt der kombinierten Medikamento nieht zu verkennen.

10. Kaninchen, 1870 g, erhglt Morphium 0,03 plus 3,0 Cannabistinktur. Nach 20 Minuten schlief das Tier fest und ruhig. Atmung war verlangsamt. Schmerz- empfindung und Refiexo erloschen. Die Dauor des Schlafes betrug 6 Stunden.

Stellen wit auch hier die gewonnenen Resultate kurz zusammen, so ergibt sich folgende Tabelle:

Kombinationen yon

Morphium plus Cannabistinktur Wirkung

0,0i 1,0 Keino Wirkung.

0,01 2,0 Nach 30 Min. Ataxie.

0,01 3,0 Nach 15 Min. Ataxie. Schlaf nach 45 Mid.

0,01 4,0 Narkose nach 35 Min.

0,01 5,0 Narkose naeh 25 Min.

0,01 6,0 Nach 15 Min. Narkose.

0,02 2,0 Ataxie nach 15 Min. Ataxie nach 45 Min.

0,03 1,0 Nach 25 Min. Narkose.

0,03 2,0 Nach 30 Min. tiefe Narkose.

0,03 3,0 Narkose nach 15--20 Minuten.

Wit haben gesehen, dass etwa 0 , 0 3 - - 0 , 0 4 Morph. hydroch], pro kg Kaninchen als minimal-narkotisierende Dosis anzusehen sin& Es ist aber hervorzuheben, dass man auch mit diesen Dosen niemals eine gute Narkose bekommt. Die minimal-narkotisierende Dosis der Cannabis indiea-Tinktur betr~igt etwa 9 , 0 - - 1 0 , 0 g pro kg K6rpergewicht. Bei Kombination erhielten wir nun mit folgenden Dosen Narkose.

Morphium und Cannabistinktur.

0~01 4,0

0,02 2,0

0,03 1,0 usw.

Schon diese Dosen zeigen, dass eine ausgesprochene Potenzierung der narkotisehen Kr/ffte durah die Kombination eingetreten ist. Sie ist vielleicht diesen Zahlen naeh nicht eine so grosse wie bei versehiedenen Kombinationen anderer Narkotica, dagegen ist sie doeh geniigend, um mathematisch ausgedriiekt werden zu kSnnen. Die VerstSrkung des Effektes zeigt sich aber auch noch in einer anderen Weise. Morphium an sich bewirkt ja, wie wit schon angegeben haben, bei einem Kaninchen

Zeitsehrift f. exp. Pathologie n. Therapie. 18. nd. 1. H. 4

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50 Alfred Gisel,

auch in den grSssten Dosen nicht gute Narkose. Kombiniert man aber dieSubstanz mit Cannabis indica-Tinktur, die an und fiir sich auch nicht gut narkotisiert 1 so tritt eine vorziigliche ,ruhige Narkose ein. Diese ietzte Tatsache, die man auch als eine Verbesserung der Qualit£t der Narkose bezeichnen kSnnte, sah man u. u. auch dann I wenn relativ hohe Morphiumdosen mit geringen Mengen Cannabistinktur zusammen gegeben wurden. So erzeugten 0,03 Morph. hydrochl, mit 1,0 Cannabistinktur eine sear vertiefte und lang andauernde Narkose. Ebenso verstiirkten 0,01 Morphium die Wirkung yon 6,0 Cannabistinktur ausserordentlich stark. Im speziellen ist noch das Folgende zu sagen:

0,01 Morphium kombiniert mit 6,0 Cannabistinktur wirkt in kiirzerer Zeit narkotisch als 0,03 Morph. hydrochl, plus 3,0 Tinctura Cannabis.

In F/illen 1, we bet Narkotikakombinationen das eine Mittel sich der minimal-narkotisierenden Dosis n/ihert, z. B. 6,0 Cannabistinktur, das andere entfernt 1 z.B. 0,01 Morphium, zeigen kleine Vcriinderungen der Arzneidosis schon deutlich einen grossen Effekt der spezifischen Wir- kung der kombinierten Mittel. 0101 Morph. hydrochl, kombiniert mit 510 Cannabis erzeugt nach 25 Minuten ScAlar. Die gleiche Menge Morphium mit 610 Cannabistinktur kombiniert bereits nach 15 Minuten.

Niihert sich umgekehrt Morphium dem Grenzwert der minimal-narkoti- sierenden Dosis~ so 15st in dieser Versuchsreihe bis zu einem gewissen Grade cine geringere Dosis des andern Narkotikums eine etwas grSssere Wirkung aus 1 als die wenig hShere Menge. In meinen Versuchen war die narkotische Wirkung bet Kombination von 0~03 Morphium und 1,0 Tinctura Cannabis indicae eine urn etwas stiirkere als bet Anwendung derselben Mcnge Morph. hydrochl, plus 2~0 Cannabis. In dem eincn Fall trat Narkosc nach 20--25 Minuten auf 1 in dem andern nach 30 Minutcn.

Das individuell sear verschiedene Vcrhalten der Kaninchcn dieser Kombi- nation gegeniiber hinderte eine absolut genauo Feststellung der einzelnen Grenzwerte. I m m e r h i n ist, wie schon a u s e i n a n d e r g e s e t z t w u r d e 1 s i c h e r g e s t e l l t ~ d a s s man bet K o m b i n a t i o n yon C a n n a b i s i n d i c a mit U r e t h a n s o w i e mit Morph. h y d r o c h l , cine a u s g e s p r o c h e n p o t e n z i e r t e n a r k o t i s c h e G e s a m t w i r k u n g b c k o m m t . Wir diirfcn wohl darauf hinweiscn 1 dass unsere Ergebnisse mit dem Biirgi'schen Satze in gutem Einklang stehen.

Auf die praktische Bedeutung unserer Resultate sell sp/iter genauer eingetreten werden. Unsere Versuche zeigen iibrigens auch~ dass die Angabe 1 die Kaninchen verhi¢lten sich der Cannabis gegeniiber absolut refrakti/r 1 nicht aufrecht zu halten ist.

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