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Die Chancen der Digitalisierung nicht im Keim ersticken | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  1–2 / 2018 43 DER STANDPUNKT

Die Auswirkungen der Digitalisierung sorgen weltweit für Schlagzeilen. Insbesondere die Debatte über die technolo- gisch bedingte Veränderung von Wirtschaft und Gesell- schaft wird kontrovers geführt und verunsichert weite Teile der Bevölkerung. Um die Auswirkungen der Digi- talisierung auf den Arbeitsmarkt abschätzen zu können, muss man die Entwicklungen aus zwei Blickwinkeln be- trachten: Während in einer quantitativen Analyse die Nachfrage nach Arbeitskräften insgesamt stark vom Auto- matisierungspotenzial der Stellen abhängt, sind die neuen Anforderungen an die Arbeitnehmenden

qualitativer Natur.

Beide Fragestellungen können grössten- teils voneinander unabhängig analysiert werden. Dabei darf nicht ausser Acht ge- lassen werden, dass die Digitalisierung ein stetiger Prozess ist, der die Struktur des Arbeitsmarkts bereits in der Vergangen-

heit stark verändert hat. Die Arbeitgeber schulen ihre Mit- arbeitenden in den meisten Fällen «on the job», damit sie mit den neuen Technologien Schritt halten können.

In entwickelten Volkswirtschaften fördern neue Tech- nologien die Verlagerung der Arbeit in jene Branchen, die nur beschränkt zur Steigerung der Produktivität beitra- gen. Entsprechend kam es in den letzten Jahrzehnten zu einem beschleunigten Strukturwandel, wodurch zahlrei- che Arbeitsplätze im zweiten Sektor ab- und im dritten Sek- tor aufgebaut wurden. Gemäss dem Bundesamt für Statistik entstanden in den letzten 25 Jahren in der Schweiz beina- he 950 000 zusätzliche Stellen. Anders als in der Privat-

wirtschaft kam es im öffentlichen Sektor und in staatsnahen Branchen wegen einer unterdurchschnittlichen Produktivitätsentwicklung zu einem stark überdurchschnittlichen Beschäf- tigungswachstum. So stieg die Anzahl Stellen im Gesundheits- und Sozialwe- sen, in der Verwaltung sowie in den Be- reichen Erziehung und Bildung.1

Qualifizierte Arbeitskräfte

Das starke Stellenwachstum der ver- gangenen Jahre legt den Schluss nahe, dass der Schweiz in den nächsten Jah- ren die Arbeitsplätze nicht wegbre- chen werden. Handlungsbedarf dürf- te hingegen bei der Qualifizierung der Arbeitnehmenden entstehen. Denn der Strukturwandel führt dazu, dass zunehmend Arbeitskräfte für bildungsin- tensive Tätigkeiten nachgefragt werden.

Um diesen Wandel möglichst reibungslos zu vollziehen, wird es entscheidend sein, die Aus- und Weiterbildungs- angebote rasch an die Herausforderungen der Digitalisie- rung anzupassen. Auf diese Aufgabe ist die Schweiz auch dank ihren angesehenen Hochschulen und dem dualen Bildungssystem hervorragend vorbereitet. Das hiesige Bildungssystem erlaubt eine berufsnahe Ausbildung und

Spezialisierung und deshalb eine breite Eingliederung in den Arbeits- markt. Die Schwierigkeit wird jedoch darin bestehen, die Ausbildungsin- halte sowohl der Bildungsinstitutio- nen als auch der Lehrbetriebe den sich schnell verändernden Erforder- nissen der Wirtschaft anzupassen.

Die Digitalisierung stellt die Wirtschaft zweifellos vor neue Herausforderungen, namentlich im Bereich der Qua- lifizierung und Weiterbildung von Arbeitskräften. Un- gleich grösser sind jedoch die Vorteile, die sich durch die Digitalisierung für das Land ergeben, sofern sie nicht vor- zeitig durch unkluge und schwerfällige Regulierungen im Keim erstickt werden. Will die Schweiz im internationa- len Standortwettbewerb erfolgreich bleiben, muss sie die Chance nutzen, ihre Attraktivität für Arbeitskräfte und Unternehmen weiter zu erhöhen.

1 Vgl. P. Zenhäusern und S. Vaterlaus (2017): Digitalisierung und Arbeitsmarktfolgen, Fondation CH2048.

Auf dem Arbeitsmarkt steigt angesichts der Digitalisie­

rung die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften.

Sämtliche Ausbildungsstätten müssen sich konsequent auf diese neuen Anforderungen ausrichten. Regulierun­

gen auf Vorrat sind hingegen kontraproduktiv.

Chancen der Digitalisierung nicht im Keim ersticken

In den nächsten Jahren werden die Stellen in der Schweiz nicht

wegbrechen.

DER STANDPUNKT

Roland A. Müller

Prof. Dr. iur., Direktor des Schweizerischen Arbeitgeber­

verbandes, Zürich

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