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Zeitgenössische Bilder von Martin Frommelt, die sich nicht auf den ersten Blick erschliessen.

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Academic year: 2022

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Der biblische Abend zur Offenbarung des Johannes 5. Nov. 2021 Herz Jesu Kirche Buchs

Musik: Sami Kajtazaj - Aimant I

Zeitgenössische Bilder von Martin Frommelt, die sich nicht auf den ersten Blick erschliessen.

Zeitgenössische Gitarrenmusik von Sami Kajtazaj, die unsere Hörgewohnheiten auf die Probe stellt, wie bei der Vernissage durch die Musik von Poulenc und Messiaen oder vergangenen Samstag durch Jazzcapes.

Das alles zu einer Zeit, in der wir gefüttert werden mit Ängsten, Vorwürfen, Vorurteilen und Verurteilungen.

Bleiben wir nicht im Tunnelblick von Corona hängen, dann tun sich erst recht apokalyptische Abgründe auf:

Hungersnöte, Flüchtlingselend, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Waldbrände und andere Naturkatastrophen; Kriege, Bomben und Gemetzel.

Apokalyptisch.

Apokalypse, apokalyptisch – dieses Wort ist mit einem bedrohlichen Unterton befrachtet.

Die Filmindustrie trug nicht wenig zu dieser Bedeutungsverschiebung bei.

1979 drehte Francis Coppola den epischen Anti-Kriegsfilm ‚Apokalypse now‘.

Hier erscheint das Wort ‚Apokalypse‘ wörtlich.

Apokalyptisch im Film geht es oft zu und her:

‚Titanic‘ – ein abendfüllendes Ertrinken. Da nimmt ein untergehendes Schiff 1‘400 Leute mit ins kalte Grab. (Wir werden uns einen ganzen Abend damit beschäftigen.)

‚Armagedon – das Jüngste Gericht‘ – dies der Titel eines weiteren Filmes. 18 Tage verbleiben, um einen Asteroiden von innen sprengen zu können.

‚The day after tomorrow‘ – die Klimaerwärmung schlägt innert kürzester Zeit in eine neue Eiszeit um. Auch das gibt kräftige Bilder her.

2009 setzte Roland Emmerich mit entsprechenden Bildern die Weissagungen eines Mayakalenders in Horrorszenarien um.

‚2012‘ – hiess der Film.

Immerhin zählen wir jetzt das Jahr 2021 und leben immer noch.

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‚Deep impact‘ – auch in diesem Film rast ein Komet in die Erde hinein.

Im Jahre 2011 erschien der Film ‚Contagion – die Ansteckung‘ auf den Kinoleinwänden und nahm vorweg, was jetzt gerade weltweit abläuft.

In einer globalisierten Welt breitet sich ein tödliches Virus rasant aus.

Mit solchen und ähnlichen Motiven ist das Wort ‚Apokalypse – apokalyptisch‘ besetzt.

Ich gestehe, solche Filme schaue ich nicht an. Sie strapazieren meine Nerven allzu sehr.

Die ‚Tagesschau‘, sofern ich mir diese anschaue, liefert Katastrophenbilder genug.

Wenn es in der Ankündigung heisst, es sei heute der biblische Abend, dann ist diese Ankündigung mit Vorsicht zu geniessen.

Es gibt das Bonmot:

„Wo zwei Theologen sind, da gibt es mindestens drei Meinungen.“

Ich erzähle von der Offenbarung aus der Perspektive eines Land-, Feld- und Wiesenpfaffen, nicht als Exeget, als Bibelwissenschaftler.

Denn in der Bibelwissenschaft wird es ebenfalls schnell einmal ‚apokalyptisch‘.

Ziehe ich wissenschaftliche Kommentare zu Rate, dann heisst es dort:

Die Evangelien stammten nicht von den Evangelisten, wie sie angegeben werden.

Einige Paulusbriefe stammen nicht von Paulus.

Und auch der Verfasser der Offenbarung sei nicht Johannes, schon gar nicht der Johannes, der 3 Briefe und das vierte Evangelium geschrieben habe.

Solche Dinge musste ich für das Examen lernen. Ich musste wiederkäuen, was die Professoren hören wollten.

Die akademische Theologie zieht den wissenschaftlichen Gartenhag um die Bibel so hoch, dass viele Menschen denken, sie wüssten zu wenig, um in der Bibel zu lesen zu können.

Unmittelbar nach Studienabschluss hielt Im Haus Gutenberg Eugen Drewermann damals, 1987, noch eher unbekannt, einen Vortrag, besser gesagt:

Er liess uns Zuhörer:innen erzählen, was biblische Texte in uns auslösen.

Dann meinte er:

Sehen sie. Sie wissen bereits, was ich ihnen erzähle.

Motiviert las ich dann die beiden Bände von Eugen Drewermann zum Markusevangelium.

Das war für mich eine Befreiung, nach all den intellektualistischen Verrenkungen; auch das eine Offenbarung, eine Enthüllung:

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Ich darf die Bibel lesen - einfach so.

Und dazu möchte ich sie heute Abend aufmuntern:

Lesen sie die Bibel, einfach so.

Lesen sie die Offenbarung des Johannes einfach so.

Was sie verstehen, behalten sie im Kopf und im Herzen.

Was sie nicht verstehen, lassen sie einfach fahren.

Irgendwann ergibt es sich schon.

Mit meinen 68 Jahren habe ich längst nicht alles verstanden, manchmal verstehe ich es immer weniger.

Musik: Francis Kleynjans – Prélude Nr. 20

Apokalypse ist kein Schreckenswort.

Es heisst schlicht und einfach:

Enthüllung, Offenbarung, von:

Apo = weg, kalyptein = verhüllen

Ich möchte heute Abend versuchen, aus der buchstäblich katastrophalen Engführung herauszukommen.

Gleich zu Beginn finden wird dieses zentrale Wort, welches für die Offenbarung des Johannes steht:

Apokaylpsis Iesou Christou – Offenbarung / Enthüllung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, damit er seinen Knechten zeigt, was bald geschehen muss.

Apokalypse – von diesem Wort bekam das erste Wort dieses Buches seinen Namen.

Jesus Christus offenbart, enthüllt das, was Gott ihm mitteilt.

Dieser Jesus teilt uns mit, was geschehen muss.

Diesem Müssen gibt es kein Entrinnen.

Diesem ‚Müssen‘ begegnen wir immer wieder im NT, z.B. im Lukasevangelium, wo Jesus auf dem Weg nach Emmaus den Begleitern sagt:

„Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?“ (Lk 24,25)

Im Matthäus-Evangelium stossen wir oft auf die Formulierung:

„Dies alles musste geschehen, damit sich das Schriftwort so und so erfüllt.“

Was geschieht, muss geschehen.

Da gibt es kein Entrinnen.

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Letztlich bleibt jedoch das, was geschehen muss, in Gottes Plan verborgen.

Gottes Pläne bleiben im Dunkel.

Würden wir sie durchschauen, wären es nicht Gottes Pläne.

Das steht quer zu unserem zeitgenössischen Denken:

Wir Zeitgenossen wollen wissen, genau wissen, exakt wissen.

Wir machen unser Wissen- und Erkennen Können zum Massstab für alles wissen.

Viele machen dann den Kurzschluss:

Was wir nicht erkennen können, darüber können wir auch nichts wissen.

Immerhin kann man durch das Lesen wissen, was da erzählt wird.

Es gibt auch eine andere Variante von Wissen wollen:

Da wird die Offenbarung, die ganze Bibel wird gelesen, als wäre es ein Sachbuch.

Diese Lesart ist mit manchen Risiken behaftet.

Beispiel:

gemäss Bibel wurde die Welt in sieben Tagen erschaffen.

Es gibt Kreise, die deshalb behaupten, die gesamte Naturwissenschaft würde sich irren, weil diese mit ihren Theorien über die Entstehung des Kosmos der Bibel widerspreche.

In der Bibel stehe nicht vom Urknall, deshalb könne es ihn auch nicht gegeben haben.

Es gibt Kreise, welche in den apokalyptischen Bildern der Offenbarung des Johannes Prophezeiungen sehen über das, was jetzt geschieht.

Es gibt sogar Gruppierungen, die wissen genau, dass mit der Hure Babylons im 17. Kap. die römische Kirche gemeint ist.

Seien sie also vorsichtig, wenn sie mir zuhören!

Ein wenig historische Hintergrund-Information kann dann doch noch nützlich:

Apokalyptische Literatur arbeitet mit verschlüsselten Bildern, arbeitet mit mehrdeutigen Aussagen.

In der antiken Literatur gibt es eine ganze Gattung apokalyptischer Bücher.

Auch damals konnte nicht immer Klartext gesprochen werden, ausser man hatte eine masochistische Veranlagung und lieferte sich selbst dem Henker aus.

Die Offenbarung des Johannes entstand zu einer Zeit, in der die wachsenden Gemeinden der Christen immer mehr unter Druck gerieten.

Stichwort Christenverfolgung.

Das ist ein zu frommer Begriff.

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Dahinter verbirgt sich das totalitäre Herrschaftssystem des römischen Kaiserreiches, des Imperium Romanum mit seiner Pax Romana, dem römischen Frieden, garantiert durch eine stabile Rechtsordnung.

Der Kaiser hatte die Aufgabe, diese Ordnung durchzusetzen; wenn nötig mit Gewalt.

Der Kaiserkult war Garant für den Respekt vor der römischen Ordnung.

Auch die Götterkulte standen im Dienst dieses Systems.

Wer den Göttern nicht opferte, beschwor ihren Zorn herauf und brachte damit das Menschengeschlecht in Gefahr.

Verständlich, dass die Christen da nicht mitmachten.

Man respektierte den Kaiser, betrachtete ihn jedoch nicht als göttliches Bild.

Einzig dem Gott, von dem Jesus erzählte, gebührte Anbetung und Verehrung.

Ungezählte Christen wurden deshalb juristisch einwandfrei hingerichtet.

‚Odium generis humani – Hass auf das Menschengeschlecht‘ – so lautete der Schuldspruch.

Die Offenbarung des Johannes stellt nun dem Kaiser- und Götterkult ab dem 4. Kapitel die himmlische Liturgie, den himmlischen Gottesdienst mit dem ganzen himmlischen Hofstaat von Engeln, mit Chören und einer Hierarchie von Dienern gegenüber.

Johannes wird immer wieder in diese Liturgie hinein entrückt.

Hier, im Himmel, so die Offenbarung, findet der wahre Gottesdienst, der wahre Kult, statt.

Hier, im Himmel, sieht Johannes, was geschehen muss.

Vorangestellt sind die Sendschreiben an die verschiedenen Gemeinden. Sie geben einen Einblick in die Treue der Gemeinden zum Glauben an Christus.

Ephesus wirf Johannes vor, es hätte die erste Liebe verlassen, Smyrna wird gelobt, treu geblieben zu sein.

Pergamon habe sich noch nicht zwischen Satan und Gott entschieden,

in Thiatyra wären Götzendienst und Unzucht, gemeint ist wohl die Tempelprostitution, immer noch üblich.

Sardes sei zwar lebendig, innerlich aber tot.

Philadelphia wäre kraftlos, immerhin aber noch treu.

Laodizäa sei nur noch lau.

Bereits hier ist etwas zu beobachten, was für die ganze Offenbarung, ja für die ganze Bibel, überhaupt für Literatur gilt:

Es gibt immer eine Wechselwirkung zwischen einem Text und der Leser:in.

Texte schildern nicht nur einen Sachverhalt.

Sie wirken auf uns ein, bewirken in uns etwas.

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Was lese ich heraus?

Was lese ich hinein?

Nicht das ist die primäre Frage:

Was mache ich mit dem Text?

Die Frage ist:

Was macht der Text mit mir?

Das gilt insbesondere für die apokalyptischen Visionen, nach dem im 4. Kapitel die himmlische Liturgie eröffnet wurde.

Im Zentrum steht kein prächtiger Herrscher. Im Zentrum steht das Lamm, so wie Johannes der Täufer mit den Worten auf Jesus hinwies:

„Seht das Lamm Gottes.”

Dies wiederum ist eine Anspielung des Propheten Jesaja im 53. Kapitel, wo ein Gottesknecht wie ein Lamm zum Schlachten abgeführt wird.

Jesus, der enthüllt, was geschehen muss, ist dieses Lamm.

Dem Lamm, nicht einem Machthaber, wird das Buch übergegen.

„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre, Herrlichkeit und Lob.“ (Offb 5, 12) Dann geschieht, was geschehen muss.

Es folgen die Kapitel mit den all den Schreckensvisionen, welche faszinieren, aufschrecken und zu Spekulationen Anlass geben.

Anlässlich der Vernissage erzählte Martin Frommelt, wie prägend für ihn Dürer’s Bilderwelt der apokalyptischen Reiter war.

Er wollte sich davon lösen und entwickelte aus dieser Bilderwelt heraus dann 130 Holzschnitte.

Neben Dürer gibt es viele andere bildliche Umsetzungen der Apokalypse.

Im Baptisterium, der Taufkirche neben dem Dom in Florenz, ist in apokalyptischen Bildern das Jüngste Gericht dargestellt.

Dieses Jüngste Gericht ist Teil der Offenbarung.

Der niederländische Maler der Spätgotik, Hieronimus Bosch, entwickelte eine Bilderwelt der Apokalypse, welche von Facebook wohl als Hardcore-Porno zensuriert würde

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Diese Bilderwelt, die Reiter, die Schalen des Zorns, das Gemetzel und die Schlachten und was alles an Grausamkeiten vorkommt – das ist Futter für die eigene Fantasie, für eine Fantasie, die man als wohlanständiger Mensch nicht zulässt.

Da kann dann wieder der intellektualistische Wissenszaun hochgezogen werden:

Das wären eben Bilder aus der apokalyptischen Literaturgattung von damals. Diese Bilder müssten symbolisch verstanden werden, sie dürften nicht wortwörtlich genommen werden und dergleichen.

Es gibt sogar Exegeten, Bibelausleger, die behaupten, die Offenbarung des Johannes

widerspreche dem Gottesbild Jesu und sei ein Rückfall in ein archaisches alttestamentliches Denken, als ob Jesus als Jude nicht archaisch alttestamentlich gedacht hätte.

Der Gott der Offenbarung wie auch der Gott Jesus ist nun einmal kein pflegeleichter Gott, der in unsere weichgespülten Gottesvorstellungen passt.

In der Apokalypse geht es sehr oft sehr unchristlich zu und her, sofern man den Begriff

‚christlich‘ gleichsetzt mit lieb, nett und alleweil tolerant.

Die apokalyptischen Bilder machen auch Angst und schrecken auf, besonders, wenn man sie als Deutung für ein gegenwärtiges Geschehen betrachtet.

Als 1986 sich im Atomkraftwerk in Tschernobly sich der grösste anzunehmende Unfall, der GAU ereignete, wurde aus eben dieser Offenbarung eine Stelle gefunden, welche als Vorhersage dienen musste:

„Und der dritte Engel posaunte: und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen. Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie waren so bitter geworden“ (Offenbarung 8:10, 11).

Der Stern ‚Wermut‘ liest sich auf Ukrainisch ‚tschornobyl‘. Da war schnell die Querverbindung hergestellt.

Im 7. Kapitel finden wir eine Stelle, wo es heisst:

3 Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben! 4 Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen.“

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Prompt wurde die Diskussion in Gang gesetzt, ob es nun jene mit dem Zertifikat sind, welche das Siegel tragen, oder jene, die sich standhaft weigern, die Massnahmen zur Pandemie mitzutragen.

Die Offenbarung des Johannes enthüllt nicht nur, was geschehen muss. Sie verwirrt auch.

Wir sind es gewohnt, kausal zu denken.

Es gibt nur, was wir sehen, schmecken, fühlen, erkennen, wissen können.

Hier ist die Ursache. Dort ist die Wirkung.

Möchte ich eine andere Wirkung haben, dann muss ich bei der Ursache ansetzen.

Die Offenbarung des Johannes, ja die ganze Bibel, kann dieses Denken nicht bedienen.

Biblische Sprache ist nicht nur zweideutig, sie ist mehrdeutig, vieldeutig.

Mehrdeutigkeit halten wir nur schlecht aus.

Wir wollen wissen, wollen Klarheit.

Diese mehrdeutigen Bilder der Offenbarung fordern viel mehr die Klarheit über uns selbst heraus:

Betrachte ich die apokalyptischen Bilder als Vorhersagen, wie bei der Wetterprognose?

Rühren diese Sprachbilder in mir Ängste, verdrängte Erlebnisse, Befürchtungen an?

So stellt sich auch da die Frage:

Was lese ich heraus?

Was lese ich hinein?

Es bleibt so viel offen, wie die Bilder von Martin Frommelt vieles offen lassen.

Und trotzdem sprechen sie zu uns, wie die Musik.

MUSIK: Sami Kajtazaj – Habblame

Betrete ich am morgen früh die Kirche, dann leuchten mir wohltuend die drei Bilder im Chorraum entgegen.

Gelb, rot, blau – die Grundfarben.

Aus der Optik wissen wir:

Alle Farben ergeben sich auch dem reinen Licht.

Wird Licht im Prisma gebrochen, dann leuchten uns die Farben entgegen.

Was uns die Haare zu Berge stehen lässt, uns den Schauer über den Rücken fliessen lässt, muss geschehen, bis die Neue Welt anbricht.

Die Offenbarung des Johannes ist eben keine Horrorvision des Weltuntergangs, so, wie der Begriff ‚Apokalypse‘ oft verwendet wird.

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Die Offenbarung des Johannes ist eine Geschichte des Durchgangs, nicht des Untergangs.

Sie redet nicht vom Weltuntergang, sondern von der Welterfüllung.

Wovon die Offenbarung in dramatischen Bildern erzählt, beschreibt Paulus im 8, Kapitel des Römerbriefes ganz nüchtern:

18Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.

19Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.

20Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung:

21Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.“

Davon erzählt die Offenbarung, die Apokalypse, die Enthüllung.

Vom Kapitel 21 an sieht Johannes den neuen Himmel und die neue Erde.

All die Kämpfe, Schlachten, all das Gedröhn und Getrampel, die Geburtskrämpfe der neuen Welt sind überwunden.

Deshalb wird die Offenbarung auch als Trostbuch bezeichnet:

Am Ende ist nicht Untergang, nicht Rückkehr ins totale Chaos, sondern Erfüllung dessen, was durch Jesus enthüllt wurde:

Gott wird auch das Böse zum Guten wenden.

Die Struktur der Offenbarung ist vergleichbar mit jener der Passionsgeschichten.

Die Leidensgeschichte Jesu ist ein Drama, gewiss.

Dieses Drama mündet jedoch ein in die Auferstehung.

Das Drama muss geschehen, damit Auferstehung werden kann.

Alles mündet ein in die Auferstehung.

Ebenso ist es mit der Offenbarung.

Sie mündet ein in die Vision des neuen Jerusalem.

Dieses Neue wird uns enthüllt durch Jesus.

Es ist jedoch nicht unsere menschliche Leistung oder Anstrengung, wodurch die Neue Welt entsteht.

„Er, der auf dem Thron sass, sprach: Seht, ich mache alles neu.“

Gott ist es, der alles neu macht.

Ich habe begonnen mit der Aufzählung von apokalyptischen Katastrophenfilmen.

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Diese sind meist sogenannte Blockbuster.

Der Weltuntergang füllt die Kinokassen.

Im persönlichen Leben ist das dann nicht mehr so unterhaltsam.

Aber auch da bleiben wir gerne in der Katastrophenstimmung hängen, fromm ausgedrückt – wir bleiben am Kreuz hängen.

Wir sehen nur noch die Wehen und Leiden, schauen zurück und fragen: Warum?

Aussen vor bleibt das Wozu?, bleibt der Durchblick.

Der Durchblick auf das neue Leben und die Verwandlung bleibt getrübt, wenn nicht gar verhüllt.

Die Visionen des Johannes schenken uns einen Durchblick.

All die menschliche und kosmische Düsternis ist Durchgang zu einer neuen Welt, zu einem neuen Leben.

Solange wir unter dem Prisma dieser Atmosphäre leben, wird das Licht gebrochen.

Das Leben erscheint in vielen Farben, auch in düsteren.

Die Offenbarung will uns einen Durchblick geben:

Apokaylpsis Iesou Christou – Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, damit er seinen Knechten zeigt, was bald geschehen muss.

So heisst es am Anfang der Offenbarung.

Es kommt der Tag, da erscheint alles in reinstem Licht.

Selbst unsere Gedankenakrobatik findet ein Ende, wie mein Vortrag jetzt auch.

Das Licht erscheint.

MUSIK: Beatles – Here comes the sun

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