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Mit Mut durchs Leben

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Academic year: 2022

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4 granatapfel1 ∙ 2019

wirklich vertraue, ist das immer auch ein Wag­

nis. Es gibt keine Freundschaft und Liebe auf Probe. Sie sind wie eine Brücke, über die ich gehe, während sie erst gebaut wird – Schritt für Schritt. Liebe heißt, dass mir jemand wich­

tig ist, deshalb lasse ich ihn an mich heran. Je mehr ich liebe, umso verwundbarer bin ich – aber umso berührbarer bin ich auch.

Wie kann man nach einer Enttäuschung lernen, mit dieser Verwundbarkeit umzugehen?

Wenn am Ende einer Beziehung ein Scherben­

haufen zurückbleibt, ist es verständlich, die Mauern hochzuziehen, als einsamer Wolf durchs Leben zu gehen und niemanden mehr an sich heranlassen zu wollen. Zugleich glaube ich: Wenn wir auf Dauer mit einem Panzer aus Coolness, Überlegenheit oder Zynismus herumlaufen, dann wird unser Leben arm. Jedes wahre Leben ist Begegnung.

Dort, wo wir Schritt für Schritt das Visier Granatapfel: In Ihrem neuen Buch dreht

sich alles rund um das Thema Mut. Aber was ist „Mut“ eigentlich?

Melanie Wolfers: Mut ist, wenn ich mit und trotz meiner Angst etwas wage – weil mir das, was ich tue, wichtig ist.

Viele Menschen glauben, Mut bedeute, heldenhafte Taten zu vollbringen.

Wer seinen Blick dafür schärft, entdeckt, wie mutig er ist, ohne es vielleicht zu wissen. Die Vorstellung, dass Mut heldenhaft und nobel­

preisverdächtig sein muss, verstellt den Blick dafür, dass viele Menschen im Alltag immer wieder beherzt handeln: Ob ich jemandem meine Liebe eingestehe, ob ich es wage, eine weitreichende Entscheidung zu treffen oder einen Konflikt anspreche – all das sind Situ­

ationen, bei denen ich mich selbst ins Spiel bringe. Ich mache mich emotional berührbar und gehe damit das Risiko ein, auf die Nase zu fallen. Mut ist eine Alltagstugend!

Warum fällt es manchmal schwer, mutig zu sein?

Mut bedeutet ja, der eigenen Angst ins Auge zu sehen, um das Risiko und die eigene Ver­

wundbarkeit zu wissen – und trotzdem etwas zu riskieren. Wir haben zurecht ein Bedürfnis, uns zu schützen.

„Wer Liebe will, muss Verletzlichkeit wagen“, heißt es in Ihrem Buch. Geht es nicht auch ohne?

Nein! (lacht) Freundschaft und Liebe sind nichts für Feiglinge. Wenn ich jemandem

Mit Mut

durchs Leben

Beherzt durchs Leben zu gehen – das wünschen sich wohl die meisten Menschen. Doch oft halten Angst, Enttäuschung und Scham uns gefangen. In ihrem neuen Buch zeigt

Melanie Wolfers Wege auf, wie wir im Alltag mutiger sein können. Im Interview räumt die Ordensfrau, Seelsorgerin und Autorin mit Klischees rund um Mut auf und gibt Tipps für ein couragiertes Leben.

V O N I N E S S C H A B E R G E R

Mut ist, wenn ich mit und trotz meiner

Angst etwas wage – weil mir das, was ich

tue, wichtig ist.

Melanie Wolfers ist Philosophin, Theologin, Seelsorgerin, gefragte Referentin und eine der bekanntesten christlichen Autorinnen im deutschsprachigen Bereich. Sie ist Mitglied des Ordens der Salvatorianerinnen und lebt und arbeitet in Wien. Internet:

www.melaniewolfers.de

Gesundheit

&

Lebenshilfe Psychologie

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Nur wer regelmäßig innehält, findet

einen Halt im eigenen Inneren

und kann ein mutiges Leben

führen.

unserer Rüstung hochklappen und es wagen, jemanden in unser Inneres schauen zu las­

sen, kann langsam der Angstpanzer wieder abschmelzen – in der Wärme tragfähiger, wohlwollender Beziehungen. Als Christin bin ich davon überzeugt, dass auch das Geschenk der Gottesbeziehung dabei helfen kann.

Viele Menschen schämen sich, mit anderen über ihre tiefen Sehnsüchte und Gedanken zu reden. „Darüber spricht man nicht“, ist ihr Motto.

Was bereuen Sterbende am Ende ihres Lebens am meisten? Dass sie zu viel gearbeitet und sich zu wenig mit ihrer inneren Welt gezeigt haben. Menschen mit Nahtod­Erfahrungen, die in diesem Leben nochmal neu starten, kommt es auf zwei Dinge an: Beziehungen zu leben und etwas Sinnvolles für andere zu tun.

Natürlich geht es nicht darum, sich zu jeder Zeit „nackt“ zu entblößen. Doch wenn Liebe lebendig bleiben soll, dann müssen wir uns öffnen. Rollenbilder von Männern und Frauen sind dabei nach wie vor eine große Heraus­

forderung. „Ein echter Mann, der weint doch nicht“ – Ja warum denn nicht?! Es gibt doch echt Gründe im Leben, die einem Tränen in die Augen treiben können! Menschen sind nach wie vor eingeladen, zu überlegen: In welchem Maße öffne ich mich? Wem? In

Psychologie

Fotos: Cathrine Stuckhard / laif, ClipDealer

welcher Weise? Und wo bleiben Dinge auch in meinem Inneren? Es geht ja nicht darum, einfach alles „rauszublubbern“.

Man muss also gut auswählen, wem man sich zumutet.

Genau. Aber das klingt so negativ – es geht ja auch genauso darum, sein tiefes Glück zu teilen. Nähe entsteht nur in dem Maß, in dem Menschen immer wieder zeigen, was in ihnen vorgeht und erzählen, was sie freut und be schäftigt. Da braucht es auch ein Stückchen Mut.

Zum Abschluss: Welche drei Tipps haben Sie für uns, damit der Wunsch, mutiger zu sein, auch Wirklichkeit wird?

Erstens: Nur wer regelmäßig innehält, findet einen Halt im eigenen Inneren und kann ein mutiges Leben führen. Wenn Mut ist, dass anderes wichtiger wird als meine Angst, dann ist es wichtig, dass ich meine Angst wahr­

nehme, aber genauso auf meine Visionen, Fähigkeiten und Träume schaue – sonst werde ich von außen dirigiert.

Zweitens: Mutig werden wir, indem wir immer wieder mutig handeln. Das ist wie beim Muskel: Wenn ich meine Armmusku­

latur trainiere, dann wächst sie – sonst wird sie schlaff. Tue also immer das, wovor du ein bisschen Angst hast.

Drittens: Mir gefällt der Satz von Corrie ten Boom, einer Widerstandskämpferin im

Dritten Reich: „Mut ist Angst, die gebetet hat.“

Wenn ich vor der Angst nicht davonlaufe, sondern sie ins Gebet nehme, kann ich erah­

nen, dass ich mit ihr nicht alleine bin. Ich bin liebevoll angeschaut. Das kann Mut machen, Vertrauen wecken und stärken, ein beherztes Leben zu führen.

B U C H T I P P

Trau dich, es ist dein Leben. Die Kunst, mutig zu sein von Melanie Wolfers, bene!-Verlag, ISBN 978-3-96340-022-3, 224 Seiten € 17,50

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