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Kann ein Mann zwei Frauen lieben? una puella satis? (...)

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Academic year: 2022

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(1)

Kann ein Mann zwei Frauen lieben?

Das lyrische Ich in Ovids Gedicht wendet sich an seinen Bekannten Graecinus, den er einst gefragt hatte, ob ein Mann gleichzeitig zwei Frauen lieben könne.

Tu mihi, tu certe – memini -, Graecine,

una puella satis?

(...) Sed tamen hoc melius

9

,

1 deprensus (PPP von deprehendere – überraschen)

2 Ergänze: inermis sum

3 cultus, us, m Schönheitspflege

4 Konstruiere und ergänze: in dubio est, utrum haec sit prior artibus an illa

5 phaselos, i, f Boot

6 dividuum mich Gespaltenen

7 Erycina ~ Venus

8 in curas (Grund) für Sorgen

9 Ergänze: melius est

10 evenire geschehen, zuteil werden

(2)

15

leti causa sit ista mei!

Umfang des lateinischen Textes: 191 Wörter

11 minus hier: nicht

12 sufficere hier: der Lage gewachsen sein

13 corpora nostra carent = corpus nostrum caret

14 latus, eris, n hier: Körper, Lenden

15 in vires alimenta dare kraftvolle Nahrung geben

16 decipere (decipio, decepi, deceptum) hier: enttäuschen

17 mane (Adv.) morgens

18 Ergänze: faciant, ut

(3)

I. Übersetzen Sie bitte den Text in angemessenes Deutsch.

II. Aufgaben:

1. Bestimmen Sie die Form und die Modusfunktion:

a) eveniat (V. 14)

Bestimmen Sie jeweils den Kasus und seine Funktion:

b) hac (V. 7)

c) pondere (V. 22)

Benennen und erklären Sie die Konstruktion:

d) nullo prohibente (V. 19)

(15%)

2. Fertigen Sie eine metrische Analyse der Verse 23 und 24 an (Längen und Kürzen). Benennen und beschreiben Sie auch die metrische Besonderheit in Vers 24.

Et lateri dabit in vires alimenta voluptas:

Decepta est opera nulla puella mea.

(10%)

3. Arbeiten Sie heraus, ob der vorliegende Text ein für die

Amores typisches Verständnis von Liebe vermittelt. (25%)

4. Stellen Sie anhand von drei unterschiedlichen Beispielen aus dem Text dar, wie Ovid die Argumentation sprachlich- stilistisch untermauert.

(20%)

(4)

5. Schreiben Sie einen Brief, in dem wahlweise entweder

Graecinus oder eine der beiden Frauen zu Ovids Auffassung von Liebe Stellung nimmt.

(15%)

6. Nulla potest mulier tantum se dicere amatam

vere, quantum a me Lesbia amata mea est. (c. 87, V 1f.) Keine Frau kann wahrhaft sagen, dass sie so sehr geliebt worden ist, wie meine Lesbia von mir geliebt worden ist.

Stellen Sie das Verständnis von Liebe bei Catull in seinen Grundzügen dar. Berücksichtigen Sie hierbei das oben auf- geführte Zitat und die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge.

(15%)

(5)

Erwartungshorizont:

I. Übersetzung:

Quelle: Kenney, E. J., P. Ovidii Nasonis Amores, Medicamina faciei femineae, Ars Amatoria, Remedia Amoris, Oxford 1995: Amores II, 10, 1-12; 15-30

Anmerkung: Das Gedicht wurde an zwei Stellen gekürzt: Nach Vers 12 sind ein Distichon (Quid folia arboribus, quid pleno sidera caelo, | in freta collectas alta quid addis aquas?) und nach Vers 30 die letzten vier Distichen (Induat adversis contraria pectora telis | miles et aeternum sanguine nomen emat. | Quaerat avarus opes et, quae lassarit arando, | aequora periuro naufragus ore bibat.|At mihi contingat Veneris languescere motu, cum moriar, medium solvar et inter opus;| atque aliquis nostro lacrimans in funere dicat `conveniens vitae mors fuit ista tuae.´) ausgelassen.

Hilfsmittel: Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch; Rechtschreibwörterbuch Nach Maßgabe der „Richtigkeit“ und „Angemessenheit“ unter Berücksichtigung der Fehlerdefinition und der Fehlermatrix EPA (2005), S. 12-14, und im Sinne der Fachanforderungen Latein von 2009, Abschnitt 2.5.1

II. Aufgaben:

Gesamtpunktzahl: 60 Bewertungseinheiten (BE)

1. Die Bestimmung sollte zu folgenden Ergebnissen führen:

a) eveniat: 3. Person Singular Konjunktiv Präsens Aktiv von evenire; Iussivus

b) hac: Ablativus comparationis c) pondere: Ablativus separativus

d) nullo prohibente: Ablativ Singular Masculinum;

Ablativus Absolutus, PPA, gleichzeitig

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn die grammatischen Phänomene und ihre Funktion mit den

genannten oder vergleichbaren Begriffen zutreffend bestimmt und erklärt werden.

Sachkompetenz

Fähigkeit, grammatische Phänomene zu erkennen, zu bestimmen und in ihrer Funktion zu erklären

AB I/II

2 BE

2 BE 2 BE 3 BE

ges.:

9 BE

(6)

2. Erwartet wird eine korrekte metrische Analyse unter Berücksichtigung von Längen und Kürzen.

Metrische Besonderheit in Vers 24: Aphärese (deceptast) 4 BE sollten für die vollständige und korrekte metrische Analyse beider Verse vergeben werden, je 1 BE für das Benennen und Beschreiben der metrischen Besonderheit.

Sachkompetenz und Methodenkompetenz

Fähigkeit, metrische Phänomene zu erkennen und Verse auf Längen und Kürzen hin zu analysieren

AB I/II

6 BE

3. Folgende Aspekte im vorliegenden Text entsprechen dem für die Amores typischen Liebesverständnis:

ƒ der hohe Stellenwert äußerer Vorzüge (z.B. V. 5-8)

ƒ Liebe als Lebensmotto im Spannungsfeld zwischen Eros und Thanatos (V. 28)

ƒ das betont Sexuelle (z.B. V. 23-27) Folgende Aspekte fehlen:

ƒ Liebe als bloßer Liebesdienst an der Geliebten (servitium amoris)

ƒ Vergleich mit dem Dienst des Soldaten (militia amoris)

ƒ untergeordnete Stellung des Mannes

ƒ Hintanstellung von Partnerschaft und Beziehung

Die volle Zahl der BE wird erreicht, wenn drei der genannten oder vergleichbare Analyseergebnisse differenziert oder wenn mehr als drei knapp dargestellt werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort sowie von der Angemessenheit der Textbezüge.

Sachkompetenz

Fähigkeit, Sachwissen zur begrifflichen Analyse eines Textes heranzuziehen

Methodenkompetenz

Fähigkeit, Texte unter einer bestimmten Leitfrage zu analysieren und Beobachtungen unter Verwendung von Belegen nachzuweisen

15 BE

(7)

AB II/III

4. Um die Schwierigkeit, sich zwischen den beiden Mädchen zu entscheiden, besonders augenfällig zum Ausdruck zu bringen, bedient Ovid sich mehrerer sprachlicher Tricks, z.B.:

ƒ Parallelismus in V. 7: „pulchrior hac – pulchrior illa“

ƒ Paradoxon in V. 7: die Unmöglichkeit, jede für schöner als die andere zu halten

ƒ Zur Hervorhebung des Verlangens und der Manneskraft dienen z.B. folgende sprachlich-stilistische Mittel:

ƒ Alliterationen in V. 19 f.: „me mea – si satis”

ƒ Hyperbaton in V. 19: „mea – puella”

ƒ Parallelismus in V. 20: „si satis una – si minus una“

ƒ Antithesen in V. 25 f.: „tempora noctis – mane“ und damit einhergehend „lascive – utilis“

Die volle Zahl der BE wird erreicht, wenn drei der genannten oder vergleichbare sprachliche Besonderheiten differenziert dargestellt werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

Sachkompetenz

Fähigkeit, sprachliche Gestaltungsmittel in einem

Textzusammenhang zu erkennen und sie fachsprachlich zu benennen

Methodenkompetenz

Fähigkeit, sprachliche Gestaltungsmittel im

Bedeutungszusammenhang eines Textes zu interpretieren AB I/II

12 BE

(8)

5. Folgende Aspekte können zur Sprache kommen:

Zustimmend kann unter Bezugnahme auf den Text angeführt werden:

ƒ offener Umgang mit menschlichem Grundbedürfnis der Sexualität

ƒ Promiskuität entspricht dem menschlichen Sexualtrieb

ƒ die Frau als mündige Person, die umworben werden muss und zurückweisen kann

Kritisch kann unter Bezugnahme auf den Text angeführt werden:

ƒ Reduktion von Liebe auf Sexualität

ƒ Ausblendung verschiedener Grundbedürfnisse des Menschen (z.B. Gefühlsebene)

ƒ Vernachlässigung von Familienplanung und Partnerschaft

ƒ bei konsequenter Umsetzung von Ovids Liebesideal Infragestellung von Ehe als gesellschafts-politischem Ordnungsfaktor

ƒ Widerspruch sowohl zur augusteischen als auch zur heutigen Moralvorstellung

Die volle Zahl der BE wird erreicht, wenn unter Bezugnahme auf den Text drei der genannten oder vergleichbare

Argumente differenziert oder wenn mehr als drei knapp dargestellt werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

Sozialkompetenz

Fähigkeit und Bereitschaft, Verhaltensgrundsätze unter einem sozial-normativen Aspekt zu analysieren

Selbstkompetenz

Fähigkeit, zu einer bestimmten Problematik begründet Stellung zu nehmen und eigene Wertvorstellungen zu postulieren

AB II/III

9 BE

(9)

6. Folgende Aspekte könnten zur Sprache kommen:

ƒ Catull sieht sich als Vertreter einer Generation junger Römer, die auf die degenerierten politischen Verhältnisse der ausgehenden Republik mit einer Protesthaltung reagiert, die in einem unfreiwilligen Rückzug aus dem öffentlichen Leben besteht (otium statt negotium). Diese neue Daseinsform wird vom Thema Liebe beherrscht.

ƒ In Catulls Dichtung wird das eigene Fühlen und Empfinden in unmittelbarer Äußerung eingefangen; es geht um eine höchst individuelle dichterische Aussage („subjektive“

Lyrik); vgl. hierzu auch das oben angeführte Zitat.

ƒ Alle Facetten des Liebeserlebnisses zwischen Annäherung und Trennung werden thematisiert.

ƒ Um seine dichterischen Gedanken vermitteln zu können, bedient Catull sich der elegant ausgefeilten Kleinform, die gelehrt, geistreich und witzig zugleich ist.

ƒ Zumindest in Ansätzen prägt Catull die drei grundlegenden elegischen Wertbegriffe vor:

- die Liebe als Dauerzustand (foedus aeternum);

- die Liebe als Alternative zur normalen römischen Lebensform (z.B. militia amoris);

- die Liebe als Sklavendienst (servitium amoris).

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn drei der genannten oder vergleichbare Aspekte differenziert oder mehr als drei knapp dargestellt werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

Sachkompetenz

Fähigkeit, Sachkenntnisse angemessen wiederzugeben Methodenkompetenz

Fähigkeit, Sachkenntnisse unter einer vergleichenden Fragestellung zu ordnen und wiederzugeben

AB II

9 BE

(10)

Bewertungskriterien:

I. Übersetzung

Verteilung der Fehlerzahl in der Übersetzung auf die Notenpunkte:

Grundlage: ca. 10-12 Fehler auf 100 Wörter entsprechen 5 P. (vgl.

Fachanforderungen Latein (2009) Abschnitt 2.5.1)

NP 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

F. 0 - 1,5

2,0 - 3,5

4,0 - 5,5

6,0 - 7,5

8,0 - 9,5

10,0 - 11,5

12,0 - 13,0

13,5 - 15,0

15,5 - 17,0

17,5 - 18,5

19,0 - 20,5

21,0 - 22,5

23,0 - 24,5

25,0 - 26,5

27,0 - 28,5

29,0

Bei der Positivkorrektur gilt die Notentabelle der Handreichung

„Leistungsmessung und Leistungsbewertung in den Alten Sprachen“, Kronshagen 2005, S. 21 wie folgt:

NP 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

% >

96,8

>

93,6

>

90,4

>

87,2

>

84,0

>

80,8

>

77,6

>

74,4

>

71,2

>

68,0

>

64,8

>

61,6

>

55,6

>

49,6

>

43,6

II Aufgaben

Tabelle der ‘Rohpunktzuweisungen’ im Aufgabenteil:

Nr. der

Aufgabe 1 2 3 4 5 6 gesamt

Rohpunkte

(BE) 9 6 15 12 9 9 60

Anforderungs-

bereich I/II I/II II/III I/II II/III II Prozentanteil

15% 10% 25% 20% 15% 15% 100%

Zuweisung der Notenpunkte auf die erreichten Bewertungseinheiten:

NP 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

BE 60 - 58

57 - 55

54 - 52

51 - 49

48 - 46

45 - 43

42 - 40

39 - 37

36 - 34

33 - 31

30 - 28

27 - 25

24 - 22

21 - 19

18 - 16

15 - 0 Die Bearbeitung des Aufgabenteils gilt dann als gut (11 Punkte), wenn 48-46 BE erreicht werden. Sie gilt dann als ausreichend (5 Punkte), wenn 30-28 BE

erreicht werden.

Gesamtnote:

Gemäß EPA (2005) und Fachanforderungen Latein (2009) 2:1

(11)

Lebst du konsequent?

Seneca bittet Lucilius, die Philosophie tief in sein Herz einzulassen und immer wieder zu überprüfen, ob er sein Leben konsequent nach ihr ausrichtet:

Observa te itaque, numquid

1

1 numquid hier und im Folgenden: ob

2 dissentire nicht zusammenpassen

3 sordidus, a, um hier: kleinlich

4 exaequare ausrichten

5 se contrahere sich einschränken

6 tenor, -oris m klare Ausrichtung

7 res hier: Tat

8 transilire woandershin springen

9 mutare hier: seine Meinung ändern

10 revolvi (Passiv) in zurückfallen auf

(12)

15

nondum esse solus intellegas.

Umfang des lateinischen Textes: 187 Wörter

11 licet … non m. Konj. es ist nicht nötig, dass

12 ut hier: nämlich dass

13 in totum aufs Ganze gesehen

14 nulli … decretum est niemand ist fest entschlossen

15 plerisque von den meisten Menschen

16 premere hier: fortsetzen

17 eo, quod … intellegas bis zu einem Punkt, von dem du glaubst …

(13)

I. Übersetzen Sie bitte den Text in angemessenes Deutsch.

II. Aufgaben:

1. Bestimmen Sie den Kasus und seine Funktion:

a) illo momento (Z. 18)

Bestimmen Sie die Formen und begründen Sie die jeweilige Modusfunktion:

b) dissentiant (Z. 1) c) vivas (Z. 3)

Benennen und erklären Sie die Konstruktion:

d) vacillantis … ac nondum habentis tenorem suum (Z. 6-7)

(15%)

2. Arbeiten Sie heraus, worin Seneca in diesem Textausschnitt

die Bedeutung der Philosophie sieht. (25%)

3. Wählen Sie aus dem Text drei Stilmittel aus. Benennen Sie sie und erläutern Sie ihre Wirkung an der jeweiligen Text- stelle.

(15%)

4. Nehmen Sie Stellung zu der in Aufgabe 2 erarbeiteten Sichtweise Senecas. Beziehen Sie Gedanken eines

griechischen Philosophen und eines Philosophen der Neuzeit in Ihre Überlegungen mit ein.

(25%)

5. „Ein Philosoph muss nach seinen eigenen Grundsätzen

handeln!“ Zeigen Sie an zwei Beispielen aus Senecas Leben, inwieweit er selbst dieser Forderung nachgekommen ist.

(20%)

(14)

Erwartungshorizont:

I. Übersetzung:

Quelle: L. Annaei Senecae ad Lucilium epistulae morales, rec. L. D. Reynolds, Oxford 1965, Ep. mor. XX 3-6.

Anmerkung: Die Interpunktion wurde gegenüber der Textausgabe an einigen Stellen verändert.

Hilfsmittel: Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch; Rechtschreibwörterbuch Bewertung

nach Maßgabe der „Richtigkeit“ und „Angemessenheit“ unter Berücksichtigung der Fehlerdefinition und der Fehlermatrix EPA (2005), S. 12-14, und im Sinne der Fachanforderungen Latein von 2009, Abschnitt 2.5.1

II. Aufgabenteil:

Gesamtpunktzahl: 60 Bewertungseinheiten (BE)

1. a) Ablativus temporis

b) 3. Pers. Pl. Konj. Präs. Aktiv von dissentire; Konjunktiv in der indirekten Frage

c) 2. Pers. Sg. Konj. Präs. Aktiv von vivere;

konjunktivischer Relativsatz mit konsekutivem oder finalem Nebensinn

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn die Formen korrekt bestimmt und ihre Funktionen mit den genannten oder vergleichbaren Begriffen zutreffend benannt werden.

d) zwei P.C.: Attribute, bestehend aus den PPA vacillantis und habentis, in KNG-Kongruenz zu animi (Gen. Sg. m);

das zweite P.C. ist durch Ergänzungen erweitert.

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn die

Konstruktion zutreffend bestimmt wird und die Erklärung die wesentlichen Aspekte beinhaltet.

Sachkompetenz

Fähigkeit, grammatische Phänomene in einem

Textzusammenhang zu erkennen und fachsprachlich korrekt zu bestimmen, zu benennen und zu erklären

AB I/II

2 BE 2 BE 2 BE

3 BE

ges.:

9 BE

(15)

2. ƒ Seneca beschreibt den Idealzustand, den ein Philosoph erreichen kann: Weisheit (Z.12: sapientia), die nach stoischem Verständnis glückselig macht.

ƒ Sie zu erreichen, ist das höchste Ziel (Z.23: summum);

die Philosophie ist das passende Mittel dazu, das allerdings mit Geduld und Anstrengung (Z.22: preme, quod coepisti) sowie mit Ungewissheit (ibd.: fortasse) verbunden ist.

ƒ Die erstrebte Weisheit ist nichts anderes als die Identität oder Homogenität der Persönlichkeit (Z.14: Quid est sapientia? Semper idem velle atque idem nolle). Wer die Weisheit nicht besitzt, zeigt umgekehrt ein ständiges Schwanken und Wanken (Z. 6: diversitas; Z.8-9:

inconstantia et dissimilitudo rerum consiliorumque; vgl.

Z.9-10,18-21) und kehrt zu abgelegten und überwunden geglaubten Verhaltensweisen zurück (Z. 11: redit et in ea, quae deseruit ac damnavit, revolvitur).

ƒ Philosoph zu sein, bedeutet also eine Lebensregel zu finden, an ihr festzuhalten und nach ihr zu leben (Z.3-4:

unam semel, ad quam vivas, regulam prende et ad hanc omnem vitam tuam exaequa). Es entsteht eine Art Lebensplan. Umgekehrt lebt derjenige, der diesen Lebensplan nicht entwickelt, nach dem Zufallsprinzip (Z.21: per lusum).

ƒ Wird aber am Lebensplan festgehalten, dann zeigt er sich in der gesamten Lebensführung (Z.4: omnem vitam tuam; Z.12-13: totum … humanae vitae modum) – bis in die Kleinigkeiten des Alltags: die Harmonie von Kleidung und Hauswesen (Z.1: numquid vestis tua domusque dissentiant), der Umgang mit sich selbst und anderen (Z.

2: numquid in te liberalis sis, in tuos sordidus) und das Ess- und Bau-Verhalten (Z.2-3: numquid cenes frugaliter, aedifices luxuriose).

ƒ Dass man als fortgeschrittener Philosoph mit konsequen- ter Lebenseinstellung immer das Richtige (Z.15,17:

rectum) will, steht für Seneca fest: Man könne nur das- jenige immer wollen, was auch das Richtige sei (vgl.

Z.15-17).

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn drei der genannten oder vergleichbare Untersuchungsergebnisse differenziert oder mehr als drei knapp dargestellt werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

15 BE

(16)

Methodenkompetenz

Fähigkeit, einen Text nach einem leitenden Gedanken zu untersuchen und Beobachtungen am Text zu belegen Sachkompetenz

Fähigkeit, einen philosophischen Text zu verstehen und mit dem eigenen Sachwissen zu verbinden.

AB II

3. ƒ Antithesen: liberalis … sordidus (Z. 2); cenes frugaliter, aedifices luxuriose (Z. 2-3); se domi contrahunt, dilatant foris et extendunt (Z. 5)

Die Antithesen bringen spürbar das Hin und Her zum Ausdruck, das das Verhalten eines schwankenden Men- schen ohne eine klare philosophische Lebensregel prägt.

ƒ Asyndeta: in te liberalis, in tuos sordidus (Z. 2); cenes frugaliter, aedifices luxuriose (Z. 2-3); se domi

contrahunt, dilatant foris et extendunt (Z. 5)

Die Unverbundenheit, in der die Gegensätze aufeinan- dertreffen, macht ihre Unvereinbarkeit noch deutlicher.

Die Menschen, die in diesen Gegensätzen leben, können – das zeigen die Asyndeta – nicht harmonisch leben.

ƒ Anapher: numquid … numquid … numquid (Z. 1-2) Fast monoton wirkt diese Wiederholung: Seneca signa- lisiert damit, dass es bei allen drei Gedanken (dem Zusammenhang von Kleidung und Hauswesen, Groß- zügigkeit und Knausrigkeit, Sparsamkeit beim Essen und üppiger Bautätigkeit) im Grunde um ein und denselben Gedanken geht: Diese Verhaltensweisen passen nicht zusammen.

ƒ Parallelismus: idem velle … idem nolle (Z. 14) Seneca geht es darum zu zeigen, dass der Weise

homogen lebt: Er will immer dasselbe und lehnt immer dasselbe ab. Diese Klarheit in der Lebensführung bringt der Parallelismus zum Ausdruck, indem er Gleichförmig- keit erzeugt.

ƒ Klimax: variatur cotidie iudicium et in contrarium vertitur ac plerisque agitur vita per lusum (Z. 19-21)

Das erste Glied der Steigerung zeigt nur den – immerhin aber täglich sich vollziehenden – Wechsel im Urteilen auf, das zweite übertrifft dies, weil es nun um einen Wechsel von einem Extrem zum anderen geht; das letzte

Steigerungsglied übertrifft die vorausgehenden, weil es nun um das ganze Leben und eine geradezu spielerische

9 BE

(17)

Willkür geht. Seneca verwendet das Stilmittel, um immer drastischer aufzuzeigen, was es bedeutet, ungefestigt in seinem Urteilsvermögen zu sein: Es wird schlimmer und schlimmer – das tägliche Schwanken wird immer

extremer und erfasst das ganze Leben.

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn drei der genannten oder andere Stilmittel differenziert dargestellt und interpretiert werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

Sachkompetenz

Fähigkeit, sprachliche Gestaltungsmittel in einem Text zu erkennen und fachsprachlich korrekt zu benennen

Methodenkompetenz

Fähigkeit, stilistische Besonderheiten im

Bedeutungszusammenhang eines Textes zu interpretieren AB I/II

4. Senecas Überzeugung, dass der Mensch im besten Fall eine klare und eindeutige innere Ausrichtung besitzen und stets mit sich identisch sein soll, klingt zunächst überzeugend: Es ist gewiss vorteilhaft, sein Leben nach einem klaren Kompass auszurichten, durch den man sich selbst und anderen, mit denen man umgeht, eine Orientierung gibt:

ƒ Auf diese Weise wird vermieden, dass man mit sich selbst unzufrieden wird; denn man würde in einer ähnlichen Situation identisch handeln.

ƒ Wer nach einem konsequent ausgerichteten Lebensplan handelt, strahlt anderen gegenüber Verlässlichkeit aus:

Er oder sie handelt nicht unberechenbar. Ungerechtig- keiten bleiben aus.

ƒ Epikur würde es im Kern nicht anders sehen: Ein zur Glückseligkeit gelangter Mensch weiß, worauf es an- kommt, und handelt konsequent danach. Mag es bei Epikur auch die Lust sein, nach der sich das Leben aus- richtet, und nicht – wie bei den Stoikern –die Vernunft, so bleibt es doch eine Lebensregel, ein Maßstab, an dem sich alles orientiert.

ƒ Immanuel Kant sieht im kategorischen Imperativ die Regel, nach der sich der Einzelne ausrichten sollte.

Schwankungen und Variationen im Wollen und Handeln sind Zeichen dafür, dass die Vernunftnatur noch nicht voll

15 BE

(18)

entwickelt ist.

Die Vorstellung, dass menschliches Leben erst dann gelingt, wenn man stets dasselbe will bzw. nicht will, ist nicht

unproblematisch:

ƒ Es stellt eine idealistische Überforderung des Menschen dar, mit sich identisch zu sein. Was Seneca einfordert, ist im Grunde unerreichbar.

ƒ Die Vorstellung einer lebensumfassenden sittlichen Homogenität übersieht, dass der Mensch sich Zeit seines Lebens verändert und entwickelt, dass es zu ihm gehört, immer wieder ein anderer zu sein. Nicht identisch zu sein, ist kein Defekt.

ƒ Ohne Brüche und Unvollkommenheiten auch im moralischen Leben wird dieses langweilig und uninteressant.

ƒ Nach Heraklit gilt: „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben; wir sind es und wir sind es nicht.“

ƒ Nach Sigmund Freud befindet sich der Mensch in einem ständigen psychischen Wandlungsprozess, der zwar auch zu Ergebnissen kommt, der aber nicht still steht.

ƒ Karl Jaspers zweifelt an, dass es – wie Seneca glaubt – eine klare philosophische Erkenntnis gibt, nach der man sich richten kann.

ƒ Odo Marquardt stürzt das Bild einer alles vermögenden Philosophie und räumt ihr nur noch eine „Inkompetenz- kompensationskompetenz“ ein.

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn drei der genannten oder vergleichbare Gedanken differenziert oder mehr als drei knapp formuliert werden. Der Bezug auf einen griechischen Philosophen und einen der Neuzeit ist auch abhängig von dem oder den Philosophen, die im Unterricht behandelt wurden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

Selbstkompetenz

Fähigkeit, zu ethisch-philosophischen Vorstellungen argumentativ Stellung zu beziehen

Methodenkompetenz

Fähigkeit, die eigenen Gedanken zu strukturieren und mit den Gedanken anderer sinnvoll zu verbinden

(19)

Sachkompetenz

Fähigkeit, philosophische Sichtweisen fachgerecht wiederzugeben

AB III

5. ƒ Seneca hat besonders im Augenblick des Sterbens seine Philosophie gelebt. Wie er es als Stoiker in seinen Briefen beschrieben und dem Leser nahe gelegt hat, hat er sich mit der Gelassenheit eines Weisen in das Unvermeidliche gefügt. Dies zeigt die Darstellung des Tacitus, der – bei genauerer Betrachtung – die Selbsttötung allerdings als eitle Inszenierung kritisiert.

ƒ Seneca war einer der reichsten Männer seiner Zeit. Zu seiner Lehre aber gehörte die Vorstellung, dass man den Dingen, die uns umgeben, gleichgültig gegenübertreten muss, Reichtum also überflüssig ist für ein gelungenes Leben. Ob Seneca damit aber tatsächlich im Widerspruch zu seiner eigenen Lehre stand, ist fraglich: Dass er

unermesslich reich war, sagt noch nichts über seine Haltung zum Reichtum aus. Auch gilt es genau zu betrachten, was er gelehrt hat: Es war nicht die Armut.

ƒ Seneca war als ein an verantwortlicher Stelle in der Politik Tätiger über die verbrecherischen Taten seines Schülers Nero (Ermordung seines Bruders und seiner Mutter) informiert und hat sie möglicherweise auch gebilligt.

Dieses Verhalten steht in krassem Widerspruch zu seiner hochmoralischen Haltung.

ƒ Mit seiner ‚Apokolokyntosis‘ hat Seneca ganz unstoisch seinem Zorn über Kaiser Claudius freien Lauf gelassen.

Die volle Zahl der BE kann erreicht werden, wenn zwei der genannten oder vergleichbare Beispiele differenziert

dargestellt werden.

Die Zuweisung der BE ist auch abhängig vom

Abstraktionsniveau, der sprachlichen Klarheit und der argumentativen Qualität der Antwort.

Sozialkompetenz

Fähigkeit, besondere Lebenssituationen anderer zu erkennen und zu reflektieren

Sachkompetenz

Fähigkeit, Sachkenntnisse unter einer bestimmten Fragestellung zu ordnen und wiederzugeben AB II/III

12 BE

(20)

Bewertungskriterien:

I. Übersetzung

Verteilung der Fehlerzahl in der Übersetzung auf die Notenpunkte:

Grundlage: ca. 10-12 Fehler auf 100 Wörter entsprechen 5 P. (vgl.

Fachanforderungen Latein (2009) Abschnitt 2.5.1)

NP 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

F. 0 - 1,5

2,0 - 3,0

3,5 - 5,0

5,5 - 6,5

7,0 - 8,5

9,0 - 10,0

10,5 - 12,0

12,5 - 13,5

14,0 - 15,5

16,0 - 17,0

17,5 - 19,0

19,5 - 20,5

21,0 - 22,0

22,5 - 24,0

24,5 - 25,5

26,0

Bei der Positivkorrektur gilt die Notentabelle der Handreichung

„Leistungsmessung und Leistungsbewertung in den Alten Sprachen“, Kronshagen 2005, S. 21 wie folgt:

NP 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

% >

97,1 >

94,2 >

91,3 >

88,4 >

85,5 >

82,6 >

79,7 >

76,8 >

73,9 >

71,0 >

68,1 >

65,2 >

59,8 >

54,3 >

48,9

II. Aufgabenteil

Tabelle der ‘Rohpunktzuweisungen’ im Aufgabenteil:

Nr. der Aufgabe 1 2 3 4 5 gesamt

Rohpunkte (BE) 9 15 9 15 12 60

Anforderungsbereich I/II II I/II III II/III

Prozentanteil 15% 25% 15% 25% 20% 100%

Zuweisung der Notenpunkte auf die erreichten Bewertungseinheiten:

NP 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

BE 60 - 58

57 - 55

54 - 52

51 - 49

48 - 46

45 - 43

42 - 40

39 - 37

36 - 34

33 - 31

30 - 28

27 - 25

24 - 22

21 - 19

18 - 16

15 - 0 Die Bearbeitung des Aufgabenteils gilt dann als gut (11 Punkte), wenn 48-46 BE erreicht werden. Sie gilt dann als ausreichend (5 Punkte), wenn 30-28 BE

erreicht werden.

Gesamtnote:

Gemäß EPA (2005) und Fachanforderungen Latein (2009) 2:1

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