Blick auf Helsinki: „Tochter der Ostsee"
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Südünnland 200 000 Seen und 100 000 Inseln
Lappeenranta — das war der Stewardeß am Frankfur- ter Flughafen zunächst über- haupt kein Begriff. Doch nach einem Blick auf die Tik- kets wußte sie sofort Be- scheid. Zwischenlandung in Helsinki, das sprach für einen Finnland-Urlaub.
Wer mit einem Flugzeug anreist, sollte sich die Gele- genheit zu einer Stadtrund- fahrt in der „Tochter der Ost- see", wie die Finnen ihre Hauptstadt nennen, auf kei- nen Fall entgehen lassen. Ei- ne der schönsten Sehenswür- digkeiten ist sicherlich die im Jahr 1969 fertiggestellte Temppeliaukion-Kirche, die in einen Felsen hineingebaut wurde.
Auf jeden Fall lohnend ist auch eine Besichtigung des im 19. Jahrhundert von dem
Berliner Architekten Carl Ludwig Engel erbauten Em- pire-Zentrums auf dem Senatsplatz. Das beherr- schende Bauwerk ist der von Engel im streng klassizisti- schen Stil entworfene Dom, der 1840 von Ernst Lohr- mann, einem preußischen Emigranten, vollendet wurde.
Das Regierungsgebäude mit seinen korinthischen Säulen erhebt sich an der Ostseite des Platzes. Auf der gegen- überliegenden Seite wurde die mit ionischen Säulen ver- zierte Universität errichtet.
Einen Eindruck von finni- schem Lebensstil vermittelt der Teppichwaschplatz an der Ostsee. Im Sommer kom- men die Frauen und Männer
— angeblich diejenigen, die ih- ren Ehefrauen nicht so ganz treu waren — und sprühen ih- re Flickenteppiche mit einer Spezialseife ein. Anschlie- ßend schütten sie einen Ei- mer mit Ostseewasser auf ihr geliebtes Stück, das dann stundenlang abgebürstet wird. Zum Trocknen wird der Teppich 24 Stunden aufge- hängt und am nächsten Tag wieder abgeholt. Angst vor Diebstahl ist völlig unbegrün- det.
Der Weiterflug von Hel- sinki bis Lappeenranta gibt bei klarem Wetter einen er- sten Eindruck von der südfin- nischen Landschaft mit ihren
zahlreichen Seen und Wäl- dern. Nach einer Umfrage des Finnischen Fremdenverkehrs- amtes wählten 62 Prozent aller Finnlandurlauber ihr Ferien- ziel wegen der Natur.
Die Mieter eines Ferien- hauses sollten sich auf jeden Fall den Weg zu ihrer Unter- kunft gut beschreiben lassen, denn die Hütten liegen häufig ganz versteckt mitten im Wald an einem der glasklaren Seen. Die Finnen bezeichnen sich selbst als „Hüttenvolk", für viele ist die Hütte ein zweites Zuhause geworden,
nicht wenige Finnen besitzen sogar ihre eigene Insel, was aufgrund des großen Angebo- tes durchaus erschwinglich ist: Es gibt etwa 200 000 Seen und 100 000 Inseln in Finn- land. Allerdings werden die Inseln nur an finnische Staatsbürger verkauft.
Die Holzhäuschen sind meistens gemütlich eingerich- tet und mit Kochmöglichkeit, Fernsehen, Telefon und Hei- zung ausgestattet. Auch ein Klohäuschen ist in unmittel- barer Nähe zum Haupthaus vorhanden. Außerdem gibt's manchmal noch zusätzliche Schlafmöglichkeiten für Kin- der und Gäste und natürlich die obligatorische Sauna.
Selbst in den städtischen Mietwohnungen gehört zu je- der Wohnung ein eigenes Dampfbad, getreu dem Sprichwort „Wenn Sauna, Tee und Schnaps nicht mehr helfen, dann hilft gar nichts mehr."
Langweilig ist es an den Seen nicht. Die Urlauber an- geln, rudern, schwimmen und wandern oder unternehmen Ausflüge, zum Beispiel nach Savonlinna, wo besonders Musikliebhaber auf ihre Ko- sten kommen.
Erik Axwlsson Tott ließ dort Ende des 15. Jahrhun- derts die Burg Olavinlinna als Basis für weitere Osterobe- rungen anlegen. Heute sind die Finnen diesem kriegslü- sternen Schweden überaus dankbar. Denn in der im 18.
Jahrhundert ausgebauten Fe- stung finden jährlich Opern- festspiele statt. Auf dem Pro- gramm stehen unter anderem Verdi- und Mozartopern.
Eine besondere Attrakti- on ist auch das Kunstzentrum Retretti. Das in Punkaharju gelegene Museum wurde in eine Felsenhöhle gebaut, in der zeitgenössische Kunst von finnischen Künstlern zu be- wundern ist, zum Beispiel ein aus Löwenzahnsamen geweb- ter Vorhang.
Beliebt sind auch die jähr- lich wechselnden Sommer- ausstellungen. Nicht ohne Stolz berichtete die Muse- umsführerin: „Die großen eu- ropäischen Museen waren
schon sehr erstaunt, als wir sie um Leihgaben für eine Pe- ter Paul Rubens-Ausstellung baten. Rubensgemälde für ein privates Museum in ei- nem Ort mit 5000 Einwoh- nern, mitten im Wald und gleich an der russischen Grenze?" Doch es gelang den kunstbegeisterten Finnen, die Verantwortlichen zu über- zeugen: 60 Rubens-Werke wurden gezeigt.
• Informationen: Finn- air, Am Wehrhahn 2 A, W-4000 Düsseldorf 1. Kli
Rossini im Schwarzwald
Wie Gioachino Rossini ausgerechnet nach Bad Wild- bad im Schwarzwald kam, ist leicht zu beantworten: ebenso wie viele Gäste noch heute, nämlich zur Kur. Vor drei Jahren begann man daher in Wildbad mit einem sommerli- chen Rossini-Festival, das in diesem Jahr seine besondere Note hat, weil Rossinis „rich- tiger" Geburtstag einmal wie- der gefeiert werden konnte:
Er wurde am 29. Februar in Pesaro geboren, vor genau 200 Jahren.
In diesem Jahr findet die- ses Festival vom 10. bis 24. Ju- li statt. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Konzert mit dem Händelfest- spielorchester Halle, der
„Barbier von Sevilla" in einer Koproduktion mit dem Thea- ter Eisenach sowie die deut- sche Erstaufführung von
„Edipo a Colono". Beide Ma- le spielt das Deutsche Rossini Orchester unter der Stabfüh- rung der Freiburger Dirigen- tin Carmen Maria Carne- ci. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Jochen Schönleber wird es noch wei- tere Aufführungen von Wer- ken Rossinis geben.
Wildbad weist allerdings darauf hin, daß es auch in an- derer Weise das Andenken an Rossini pflegt. Bekannt- lich komponierte er nach sei- nem 36. Lebensjahr nicht mehr für die Öffentlichkeit, A1-1794 (132) Dt. Ärztebl. 89, Heft 19, 8. Mai 1992
Premieren
23.5. DER FREISCHÜTZ (Weber) Sächsische Staatsoper (weitere Aufführungen 25./30.5.)
3.6. UNA COSA RARA (Martin y Soler) Neue Opern- u. Theaterbühne Berlin e. V.
Operngastspiele
23./24.5. Teatro Comunale Narni IL BARBIERE DI SIVIGLIA (Morlacchi),
.27129.5. Königliche Oper Stockholm GUSTAF WASA(Naumann);
29./30.5. Bayerische Kammeroper Veitshöchheim DER HANDWERKER ALS EDELMANN (Hasse);
4./5.6. Teatr Wielki Poznan MACHT DES SCHICKSALS (Verdi)
Orchesterkonzerte
23./24.5.; 30./31.5.; 7./8.6. Dresdner Philharmonie, 28./29.5.; 6./7.6. Sächsische Staatskapelle,
2.6. Sinfonieorchester
der St. Petersburger Philharmonischen Gesellschaft, 5.6. Orchestre de Radio France
Dresdner Musikschätze
31.5. L'OLIMPIADE (Hasse) konzertant;
6.6. Dresdner Kammersolisten
Kammerkonzerte
23.5. The Scholars, 24.5. Musica Bohemica Prag, 26.5. Cappella Gedanensis Danzig,
28./29.5. Basler Madrigalisten,
31.5. broken consort Ensemble für Alte Musik Dresden 1.6. Concilium Musicum Wien,
2.6. Schütz-Akademie Dresden
Fachtagungen
27.5. Internationales Kolloquium
"Johann Gottlieb Naumann"
2./3.6. Wissenschaftliche Konferenz
"Probleme der schöpferischen Umsetzung von Importkunst in einheimische Kunst in der deutschen Musik
des 16. und 17. Jahrhunderts"
Wettbewerb
Internationaler Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerb 1992 für Komposition und Interpretation
"Stimme - Szene - Instrument"
Zeitgenössische Musik
26.5. Vorstellung von Auftragswerken junger Komponisten
23. Mai — 8. Juni 1992
" Oper in Dresden — Kunst für Europa"
sondern widmete sich seinen Hobbys, wozu das Kochen ge- hörte (manche schreiben Rossini die Erfindung der Ca- nelloni zu). Und gut essen, das könne man in Wildbad auch, wie die einschlägigen Restaurantführer ausweisen.
So gehören zum Festival auch
Die Ur- sprünge des
„Bungy jum- ping" lassen sich auf In- itiationsriten indonesischer Völker zu- rückführen.
Die kommer- zielle Form begann 1988 in Queens- town, einem kleinen Städt- chen auf der Südinsel Neu- seelands.
Bungy — die- ser Begriff bezieht sich auf die beson- dere Kaut- schukart, de- ren Elastizi- täts- und Fe- stigkeitsei-
genschaften erst einen Sprung aus über 70 Metern ermöglichen.
Im Skippers Canyon, einer beeindruckenden Felsen- schlucht, in dem früher Gold- gräber ihr Glück suchten, fin- det sich eine 71 m hohe Brücke.
Es wird ein Seil von ca. 10 cm Durchmesser um die Knö- chel befestigt. Man springt dann vom Rande dieser Brük- ke kopfüber in die Tiefe. Zwi- schenzeitlich auf eine Ge- schwindigkeit von bis zu 150 km/h beschleunigt, erfolgt ei- ne kontinuierlich zunehmen- de Abfederung, bevor man et- wa 10 Meter über dem Boden wieder in die Höhe gerissen wird. Nach einigen Pendelbe- wegungen wird man dann an dem Seil in ein Motorboot ab- gelassen.
kulinarisch-musikalische Ver- anstaltungen „Rossini ä la carte" mit Candlelight Din- ners zu Rossinis Musik (Aus- künfte, Programm und Bu- chungen: Reise- und Ver- kehrsbüro, Postfach 10 03 26, W-7547 Bad Wildbad, Tel:
0 70 81/1 02 80). AB
Gerade das Loslassen- Können, die bereitwillige Konfrontation mit einer in- stinktiv angstauslösenden Si- tuation, verbunden mit dem aktiven und erlösenden Über- winden war eine unvergeßli- che und wichtige Lebenser- fahrung.
In solchen Grenzsituatio- nen erfährt man ein intensi- ves Körpergefühl mit einem unmittelbaren Zugang zu sei- nem Psycho-Vegetativum.
Ich hoffe, für einige Leser eine kleine Anregung gege- ben zu haben, vielleicht bei einem künftigen Neuseeland- aufenthalt einen Abstecher nach Queenstown zum „Bun- gy jumping" zu machen.
— Ubrigens war der älte- ste Teilnehmer im biblischen Alter von 93 Jahren!
Dr. med. Martin Schäper
Bungy jumping in Neuseeland
Weitere Informationen, Karten- und Hotelbestellung über
Direktion Dresdner Musikfestspiele, Postfach 6, 0-8016 Dresden Telefax 00 (37) 51 4 59 37 38 Telefon 00 (37) 51 4 59 40 40
Al -1796 (134) Dt. Ärztebl. 89, Heft 19, 8. Mai 1992