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Archiv "BENZODIAZEPINE: KEIN MITTEL GEGEN ALLTAGSÄRGER" (19.11.1981)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Benzodiazepine-Abhängigkeit

Lipophilie verteilen sie sich relativ rasch in alle Gewebe einschließlich des Gehirns und des Feten. Außer Flurazepam werden alle Benzodia- zepine stark an Eiweiße, hauptsäch- lich Albumin, im Plasma gebunden.

Eine pharmakokinetische Einteilung ergibt sich aus der Wirkungsdauer, die von T 1/2 bestimmt wird (Tabel- le 1). Dabei werden die therapeuti- schen beziehungsweise toxischen Wirkungen nicht nur von dem Medi- kament selbst, sondern in vielen Fäl- len auch von den noch biologisch aktiven Metaboliten mit hervorgeru- fen. Deshalb sind die meisten Vertre- ter in der linken Spalte der lang wirk- samen Substanzen zu finden. In der mittellang wirksamen Klasse sind hauptsächlich Vertreter ohne aktive Metaboliten zu finden, während die Neuentwicklung scheinbar zu kurz wirksamen Substanzen geht.

Während T 1/2 den Zeitpunkt be- stimmt, wann ein Medikament wie- der den Körper verlassen hat bezie- hungsweise wann sich bei mehrma- liger Gabe die Gleichgewichtskon- zentration (steady state Spiegel) ein- gestellt hat, charakterisiert die Clea- rance (CI) die metabolische Kapazi- tät (4, 6)*).

Fast alle Benzodiazepine weisen ei- ne niedrige CI auf, und die hepati- sche Elimination ist unabhängig von der Leberperfusion.

Dagegen spielt die Plasmaeiweiß- bindung für die Abbaugeschwindig- keit durch die mikrosomalen Leber- enzyme eine wichtige Rolle.

Die Pharmakokinetik der Benzodi- azepine kann durch eine Vielzahl von Faktoren (Alter, Geschlecht, Le- berfunktion, Arzneimittelinteraktio- nen, Nahrungsmittelaufnahme, App- likationsform, Schwangerschaft) be- einflußt werden, die für die großen intra- und interindividuellen Schwankungsmöglichkeiten in den Blutkonzentrationen verantwortlich sind und die dann für eine „Stan- dard"-Dosis zu verschieden starken Wirkungen führen.

*) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis.

BENZODIAZEPINI KEIN MITTEL GEGEN

ALLTAGSÄRGER D

ie Benzodiazepine sind -1--• ins Zwielichtgeraten.

Sie gehören zu den Mit- teln, die ein Abhängig- keitspotential besitzen.

Die Verschreibungsusan- cen von Ärzten sollen dazu beigetragen haben; wir müssen uns diesem Vor- wurf stellen. — Eine alte Erfahrung ist, daß Gele- genheit Diebe macht.

Nicht von ungefähr war früher, weil die gesetzli- chen und administrativen Schranken offenbar besser griffen als heute, der Weg zur Sucht meist nur über Personen offen, die im me- dizinalen Bereich tätig wa- ren. Heute gibt es viele Wege, an Suchtmittel zu kommen, aber noch keine Patentlösung, sie zu ver- schließen. — Wir alle ken- nen noch die exzessive Werbung für die einschlä- gigen Stoffe, die angeblich vom Besuch der Schwie- germutter bis zum Ärger im Büro in allen Lebensla- gen helfen. Der Arzt muß sich ganz im Gegensatz da- zu vor der Verschreibung fragen, ob alle Befindlich- keitsstörungen des ge- nannten und ähnlichen Typs Krankheitswert ha- ben oder nicht.

Wir bestehen auf dem In- stitut der Verschreibung von Arzneistoffen, wissen aber genau, daß es keine

EDITORIAL Sicherheit vor Mißbrauch bietet. Wie überall, kran- ken wir auch hier vor al- lem daran, daß zwar ge- setzliche Vorschriften be- stehen, daß sie aber nur lasch oder nicht mehr nachdrücklich genug über- prüft werden. Ein reisen- der Toxomane hat es si- cherlich nicht schwer, un- ter Vorspiegelung welcher Leiden auch immer vom Arzt einschlägige Mittel, Benzodiazepine allemal, zu erhalten. Auch die Schranken, in Apotheken verschreibungspflichtige Mittel ohne Rezept zu er- halten, sind nicht gerade hoch. — Ähnliches gibt es überall, so etwa die Vor- schrift, daß in Wirtschaf- ten Alkohol an Minderjäh- rige nicht ausgeschenkt werden darf; wer aber kontrolliert schon das Al- ter? In den Schulen und Lehrstätten sind die diszi- plinären Maßnahmen so- gar so weit verkümmert, daß nicht einmal mehr der Versuch von Kontrollen gemacht werden könnte. — Wenn wir je den Miß- brauch von Arzneistoffen wirklich ernsthaft ein- schränken wollen, müssen wir uns in erster Linie fra- gen, wie die Rezeptpflicht für Arzneistoffe so präzi- siert und so realisiert wer- den kann, daß sie zu einem Mittel wird, Schaden vom einzelnen Patienten und von der Allgemeinheit ab- zuwenden. Vorläufig kön- nen Arzt und Apotheker noch zu leicht hintergan- gen werden.

Wolfgang Forth

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 47 vom 19. November 1981 2229

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