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uch Kinder lassen sich für klassische Musik be- geistern. „Ohren auf!“heißt ein Programm des Gür- zenich-Orchesters Köln, bei dem Kinder Zugang zum sin- fonischen Leben erhalten, sich aktiv mit Musik auseinander setzen und Musiker kennen lernen. Ein Angebot für das Sonntagskonzert ist die Fa- milienkarte. Während die Er- wachsenen die erste Hälfte des Konzerts genießen, erhalten die Kinder eine Einführung in die Werke des zweiten Teils.
Geplante Projekte unter ande- rem: drittes Sinfoniekonzert am 22. Oktober (Mussorgkys
„Bilder einer Ausstellung“), fünftes Sinfoniekonzert am 10.
Dezember (Mozarts Jupiter- Sinfonie).
Interessierte Kinder und Ju- gendliche haben außerdem die Möglichkeit, das Gürzenich- Orchester in den Generalpro- ben zu hören. „Eine fantasie- volle Werkeinführung, ein Pro- grammheft mit Hörhilfen, ein kleines Rätsel und die Gele- genheit, mit einem Orchester-
musiker, Dirigenten oder Soli- sten ins Gespräch zu kommen, geben einen tiefen spannen- den Einblick in die Arbeit des Gürzenich-Orchesters.“ Ge- plante Projekte sind unter an- derem die Generalprobe zum ersten Sinfoniekonzert am 19.
August (Klavierkonzert Nr. 4
G-Dur von Beethoven) und die Generalprobe zum 4. Sin- foniekonzert am 18. Novem- ber („Central Park in the Dark“ von Charles Ives und Klavierkonzert Nr. 1 c-moll op.
35 von Schostakowitsch).
Schülerinnen und Schüler (besonders der Klassen 5 bis 7)
werden von Musikerinnen und Musikern des Gürzenich-Or- chesters besucht und lernen interessante Werke aus dem Konzertrepertoire kennen. Die Schüler sind außerdem einge- laden, bei freiem Eintritt das Stück bei einer Generalprobe wenig später mit dem Gürze- nich-Orchester live in der Phil- harmonie zu hören.
In unregelmäßigen Ab- ständen finden Instrumental- workshops für junge Musiker statt. Solisten der Gürzenich- Konzerte und Musiker des Or- chesters feilen mit dem Nach- wuchs an Phrasierung,Technik und Klang. In der Generalpro- be oder im Konzert hören sie dann ebenfalls unentgeltlich die konzertreife Interpretation.
Schulorchester können dem Gürzenich-Orchester in einer
„ganz normalen Arbeits- probe“ über die Schulter schauen. Nach Möglichkeit stehen der Dirigent, die So- listen oder einzelne Musiker für Fragen zu Verfügung.
Informationen: www.guer zenich-orchester.de. Kli
F
ußball ist bekanntlich die schönste Nebensache der Welt, wenn sie nicht so furchtbar wichtig wäre. Ich selbst habe mich, als die erste Kartenkaufinternetwelle über Deutschland hereinbrach, fast einen Tag hingesetzt und die halbe Verwandtschaft und mei- ne Mitarbeiter eingetippt, um bloß irgendwie an WM-Karten zu kommen. Keine einzige war mir am Ende vergönnt, und so habe ich, ähnlich frustriert wie wohl Hunderttausende andere Interessenten auch, beschlos- sen,wie früher vor dem Fernse- her zu hocken und den bundes- deutschen Kickern bei Kölsch und Chips moralisch unter die Arme zu greifen.Fußball unter Freunden mit vielen Toren oder wenigstens mit unseren Mannen mitlei- den, mitfiebern, Tipps geben, und das alles unbelastet von beruflichen Sorgen oder fallen- den Kursen, das hat doch was.
Dieses reine Vergnügen droht jäh einer harschen Ein- schränkung, so der Zuseher Kunde der Postbank ist oder werden soll. Denn mit dem Postbank Bonus Volltreffer offeriert dieses Haus ein „ex- klusives“ Festgeldangebot, das Geldanlage und Fußball in einen für den Anleger lu- krativen Einklang zu bringen verspricht. Die Bank bietet für die Zeit der WM und noch eine Woche länger ei- nen, wie sie selbst schreibt,
„attraktiven“ Basiszins von 1,75 Prozent p. a., der, was sich unmittelbar von selbst ergibt, keineswegs torreifen Charakter hat.
Für jeden Sieg der deut- schen Mannschaft gibt es eine Zusatzprämie von 0,75 Pro- zent und darüber hinaus auch noch mal einen Torjäger-Bo- nus von 0,75 Prozent, wenn ein deutscher Spieler Torschüt- zenkönig der WM wird. Ge- setzt den Fall, dass Deutsch- land Dritter wird und Oliver Neuville noch die meisten Tore schießt, springt die erzielbare Rendite auf 6,25 Prozent. Für den Fall, dass wir Weltmeister werden, winken gar 7,75 Pro- zent per annum.
Bei aller Euphorie schätze ich die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland Weltmeister wird, als nicht so sehr hoch ein,
auch wenn ich es mir sehnlichst wünsche. Befürchtungen, dass für den Anleger am Ende nicht mehr als der mickrige Basis- zins von 1,75 Prozent heraus- springt, sind durchaus nicht unbegründet. Und was heißt schon am Ende, denn bereits eine Woche nach der WM wer- den die Konditionen eh neu festgelegt. Selbst für den Fall, dass wir Weltmeister oder Drit- ter werden, gelten diese fanta- stischen Zinsen zwar p. a., aber bei genauem Hinsehen halt nur für die paar Wochen, danach ist wieder zinsliche Hausmanns- kost angesagt.
Sich während der WM nicht mehr auf das Wesentli- che, also Fußball, konzentrie- ren zu können, sondern seine Renditewünsche steigen oder schwinden zu sehen, dieses faule Angebot hat der Fuß- ball wirklich nicht verdient.
Erst recht nicht mit so einer
Mogelpackung. )
S C H L U S S P U N K T
[72] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 23⏐⏐9. Juni 2006
zu Finanzinnovationen
Deutschland vor, noch ein Tor!
Börsebius
Post Scriptum
„Ohren auf!“
Projekt des Gürzenich-Orchesters Köln
Zeichnung: Gürzenich Orchester