Ärzteschaft
Das Jahr bleibt aufregend
Ulla Schmidt kam zum Neujahrsempfang.
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as Timing stimmte: Auf die Konfrontation am „Tag der Ärzte“, als Zehntausende Niedergelassene bundesweit ihrem Unmut über die Ge- sundheitspolitik Luft mach- ten, folgte tags darauf die Kommunikation auf dem Neujahrsempfang der Ärzte-schaft in Berlin. Die Proteste waren das Gesprächsthema der 600 Gäste aus Ärzte- schaft, Politik, Krankenkas- sen, Gesundheitsverbänden und Medien. Bundesärzte- kammer (BÄK), Kassenärzt- liche Bundesvereinigung, Ärz- tekammer Berlin und Kas- senärztliche Vereinigung (KV) Berlin hatten wieder ins Berliner KaDeWe eingela- den. Und die gesundheitspo- litische Prominenz kam – an der Spitze Bundesgesund- heitsministerin Ulla Schmidt (SPD). „Die deutsche Ärzte- schaft sorgt sich um die gute Versorgung ihrer Patienten.
Das haben die Protestaktio-
nen gezeigt“, hörte die Mini- sterin zur Begrüßung von Dr.
med. Andreas Köhler, dem
Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesver- einigung.
Schmidt war sichtlich be- müht, dem Eindruck entge- genzutreten, dass eine Eiszeit zwischen Regierung und Ärz- teschaft herrsche. Sie sei gern zu den Ärzten gekommen, deren berechtigte Anliegen aufgegriffen würden, versi- cherte die Ministerin, die auf die Demonstrationen nur in- direkt einging. Das Jahr habe
„etwas aufregend“ begonnen und verspreche, aufregend zu bleiben. Schmidt ließ gleich mehrere Appelle folgen, die Probleme gemeinsam anzu- zugehen: „Wir wollen die Ärzteschaft an unserer Seite haben“. Sie stellte abermals den Vertragsärzten feste Prei- se für ihre Leistungen in Aus- sicht. Die Bundesregierung werde alles tun, um in die- sem Jahr eine nachhaltige Fi- nanzreform der Gesetzlichen Krankenversicherung zu er- reichen.
Die Gesundheitsexperten der fünf Bundestagsfraktio- nen äußerten in Grußworten Verständnis für die Ärztinnen und Ärzte, setzten die Akzen- te aber sehr unterschiedlich.
Birgitt Bender von den Grü- nen wandte sich gegen die Aussage, das Gesundheitswe- sen sei chronisch unterfinan- ziert: „Wir geben viel Geld an der falschen Stelle aus.“ Da- gegen mahnte Daniel Bahr von der FDP, der Appell
„Mehr Freiheit wagen“ aus der Regierungserklärung der Bundeskanzlerin müsse auch für das Gesundheitswesen
gelten. Stü
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A152 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 4⏐⏐27. Januar 2006
Wiedereinsteiger
Hemmschwelle abbauen
Seminar hilft bei Rückkehr in die klinische Arbeit nach beruflicher Auszeit.
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as medizinische Wissen wächst in einem rasanten Tempo. Wer auf dem aktuel- len Stand bleiben will, für den sind Fortbildungen un- erlässlich. Dies gilt umso mehr für Ärztinnen und Ärzte, die eine berufliche Auszeit hinter sich haben, etwa wegen Elternzeit odereiner beruflichen Neuorien- tierung. Die Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen- Lippe und der Kassenärzt- lichen Vereinigung West- falen-Lippe bietet deshalb ein Wiedereinsteigersemi- nar an.
„Was gibt’s Neues in der Medizin“ lautet das Motto des Kurses, der in zwei je fünftägigen Blöcken im März und Mai in Münster stattfindet. Das Seminar lie- fert einen Überblick über den aktuellen Wissensstand in zentralen ärztlichen Fach- gebieten. Auf Wunsch ver- mittelt die Akademie im Anschluss eine einwöchige Hospitation in Praxen und Krankenhäusern. Die Wie- dereinsteigersemi- nare in Westfalen- Lippe finden be- reits seit 2002 jährlich statt und werden besonders von Frauen in An- spruch genommen.
Die Evaluation des Kurses gibt den In- itiatoren, Dr. med.
Eugen Engels, Mit- glied des Vorstan- des der Akademie für Ärztliche Fort- bildung, und Dr.
med.Theodor Wind- horst, dem Präsi- denten der Ärzte- kammer Westfalen-
Lippe, Recht: Die große Mehrheit der befragten Teil- nehmer empfand das Semi- nar als motivierende Hilfe beim Wiedereinstieg.Hemm- schwellen würden abge- baut, das Selbstbewusst- sein gestärkt und ein guter Überblick über die unter- schiedlichen medizinischen Fachgebiete geliefert. „Ich habe nach zehn Jahren wieder Lust auf meinen Beruf bekommen“, gab ein Teilnehmer in der Befra- gung an.
Das Seminar findet vom 20. bis 24. März und vom 29.
Mai bis 2. Juni jeweils von 8.45 Uhr bis 17 Uhr im Ärztehaus Münster statt.
Die Teilnahmegebühren be- tragen 990 Euro für Mitglie- der der Akademie für ärztli- che Fortbildung, 1 090 Euro für Nichtmitglieder und 850 Euro für arbeitslose Ärz- te. Das Seminar ist mit 81 Punkten im Rahmen der
„Zertifizierung der Ärztli- chen Fortbildung“ der Ärz- tekammer Westfalen-Lippe anrechenbar. Informatio- nen: Akademie für ärztliche Fortbildung in der Ärzte- kammer Westfalen-Lippe und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lip- pe, Postfach 40 67, 48022 Münster, Telefon: 02 51/
9 29 22 10, Fax: 9 29 22 49, Online-Anmeldung: www.
aekwl.de. BH
Die meisten Teilnehmer empfinden das Seminar als motivierende Hilfe beim be- ruflichen Wiedereinstieg.
A K T U E L L
Keine Eiszeit: Ministerin Ulla Schmidt Seite an Seite mit dem KBV-Vorsitzenden Köhler und BÄK-Präsidenten Hoppe (v. l.)
Foto:Georg J.Lopata
Foto:Ärztekammer Westfallen-Lippe