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B R E N N P U N K T

20 Physik Journal 16 (2017) Nr. 5 © 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

deutlich unter einem Angström positionieren und gezielt bewegen.

Für den Einzelatomkontakt wurde die Sensorspitze zunächst so weit an die Probenoberfläche geführt, dass sich ein Kontakt von vielen Atomen bildete. Durch ein sehr langsames Zurückziehen des Sensors mit einer Geschwindigkeit von 0,05 nm/s ris- sen immer mehr Verbindungen auf atomarer Ebene ab, bis schließlich ein Einzelatom-Punktkontakt übrig blieb bzw. die Verbindung ganz abriss (Abb. 3). Die elektrische und thermische Leitfähigkeit wurden während des gesamten Prozesses aufgezeichnet und in ein Histo- gramm über den beiden Größen eingetragen, dessen Achsen auf das elektrische bzw. thermische Leitfä- higkeitsquantum normiert waren (Abb. 1).

Quantisiert gekoppelt

Diese Darstellung zeigt zwei wich- tige Resultate: Zum einen gibt es eine ausgeprägte Häufung der ge- messenen Leitfähigkeiten bei einem Leitfähigkeitsquantum in der elekt- rischen Leitfähigkeit sowie – wegen messen. Bei der Messung an Gold-

Punktkontakten zeigte sich die Quantisierung der elektrischen und thermischen Leitfähigkeit selbst bei Raumtemperatur (Abb. 1). Dies ge- lang dank eines selbstentwickelten und durch Mikrofabrika tion herge- stellten Sensors mit einer beeindru- ckenden Auflösung der Wärmeleit- fähigkeit von 25 pW/K (Abb. 2).

Dieser Sensor musste dabei widersprüchliche Forderungen erfüllen: Einerseits sollte er me- chanisch steif sein, damit er sich schwingungsfrei und präzise posi- tionieren lässt. Andererseits musste er einen hohen thermischen Wider- stand zwischen Thermometer und Sensorhalterung besitzen, um die benötigte Wärmestromauflösung zu erreichen. Der große thermische Widerstand entstand durch mi- nimale Querschnittsflächen und maximale Längen der beiden Ther- mometerträger. Eine T-förmige Querschnittsfläche erhöht die Stei- figkeit bei gegebener Fläche.

Mithilfe eines Rastertunnelmi- kroskops ließ sich der Sensor sehr präzise mit einer Auflösung von

Z

eigen sich Phänomene ma- kroskopischer Systeme unbegrenzt, wenn deren Minia- turisierung immer weiter fort- schreitet? Diese Frage hängt direkt mit derjenigen zusammen, ob die physikalischen Gesetze der makro- skopischen Welt auch bei kleinsten Systemen gelten, in denen Quanti- sierung auftritt. Genau dies haben Forscher aus Michigan, Konstanz und Madrid jüngst untersucht [1].

Sie testeten, ob die thermische Leit- fähigkeit auch bei kleinsten metal- lischen Punktkontakten an die elek- trische Leitfähigkeit gekoppelt ist.

Makroskopisch beschreibt das vor 150 Jahren entdeckte Wiedemann- Franz-Gesetz diese Kopplung [2]. In Punktkontakten kann die Quanti- sierung der elektrischen Leitfähig- keit beobachtet werden [3], wenn die thermische Energie klein gegen- über dem Modenabstand ist. Den Effekt beschreibt der Landauer- Büttiker-Formalismus [4].

Obwohl die Quantisierung der elektrischen Leitfähigkeit schon vor fast dreißig Jahren beobachtet wur- de, war es eine große experimen- telle Herausforderung, gleichzeitig die thermische Leitfähigkeit und deren Quantisierung zu messen.

Dazu ist es notwendig, neben einer elektrischen Potentialdifferenz auch eine Temperaturdifferenz zwischen beiden Seiten des Punktkontakts anzulegen und die auftretenden, sehr kleinen elektrischen und thermischen Ströme zu messen.

Diese leiten sich aus der Messung der Poten tial- bzw. Temperaturdif- ferenzen ab, die sich über einem bekannten elektrischen bzw. ther- mischen Widerstand einstellen.

Naheliegend, aber schwierig Dieses naheliegende Prinzip ex- perimentell zu realisieren, ist aber extrem schwierig: Der Strompfad muss verlässlich auf ein einzelnes Atom eingeschnürt werden. Zudem gilt es, den sehr kleinen elektri- schen Strom sowie den winzigen Wärmestrom gleichzeitig zu

Quantisiert transportiert

Die Quantisierung der elektrischen und thermischen Leitfähigkeit lässt sich in Ketten von Goldatomen selbst bei Zimmertemperatur nachweisen.

Abb. 1 Die statistische Auswertung von Messungen an Einzelatom-Punktkontak- ten aus Gold zeigt bei Raumtemperatur ausgeprägt häufig elektrische und ther- mische Leitfähigkeiten, die Vielfachen

der zugehörigen Leit fähigkeitsquanten entsprechen. Beide Größen scheinen quantisiert vorzuliegen und sind an- einander gekoppelt.

1 thermische L

eitfähigkeit in 2π2kB 2T/3h elektrische L eitfähigk

eit in 2 e2/h

2

3 1

2 3

aus [1]

(2)

B R E N N P U N K T

© 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 16 (2017) Nr. 5 21 Spinentartung – bei zwei Leitfähig-

keitsquanten in der thermischen Leitfähigkeit. Das bedeutet, dass für Gold bei Zimmertemperatur tatsächlich eine Quantisierung der beiden Leitfähigkeiten nachweisbar ist. Zum anderen befinden sich die Maximalwerte der Verteilung sehr gut auf der Diagonalen, was die Gültigkeit des Wiedemann-Franz- Gesetzes bestätigt. Die geringe

Abweichung von wenigen Prozent über alle Messungen lässt sich mit dem phononischen Beitrag zur Wärmeleitung sowie Wärmeüber- trag aus dem Nahfeld erklären [5].

Anders sieht die Situation für Platin aus. Zwar folgt das Histo- gramm wieder dem Verlauf der Dia gonalen, ausgeprägte Häu- fungen bei den Leitfähigkeitsquan- ten treten aber nicht auf. Berech- nungen und Simulationen liefern die elektronische Struktur des Platins als mögliche Erklärung: Bei Zimmertemperatur sind mehrere parallele Leitfähigkeits kanäle vor- handen, zwischen denen thermisch angeregt geschaltet wird. Eine aufwändige Kombination aus Mo- lekulardynamik, Dichtefunktional- theorie und Nichtgleichgewichts- Greens-Formalismus beschreibt die experimentellen Verhältnisse möglichst detailliert. Simulation und Experiment stimmten für Gold und Platin sehr gut überein. Dieser theoretische Ansatz stellt allgemein ein mächtiges Werkzeug dar, um verschiedenste komplexe Frage- stellungen in diesem Bereich zu behandeln.

Über das wissenschaftliche Interesse an diesen Resultaten hi- naus erlaubt es der experimentelle Aufbau, thermische Leitfähigkeiten einzelner Moleküle zu messen und die physikalischen Eigenschaften kleinster Systeme gezielter zu er- forschen. Außerdem ist es mög- lich, diese Systeme elektrisch und thermisch präzise zu designen.

Wie schnell sich dieses Forschungs- gebiet aktuell entwickelt, zeigt ein Artikel einer Gruppe am IBM Forschungszentrum in Rüschlikon.

Die Schweizer Forscher haben das Thermometer zur Messung des Wärmestroms in einer Membran- anordnung der Probe integriert und kamen zu ähnlichen Resultaten und Schlussfolgerungen [6].

Achim Kittel [1] L. Cui et al., Science 10.1126/science.

aam6622 (2017)

[2] G. Wiedemann und R. Franz, Annalen der Physik 165, 497 (1853) [3] B. J. van Wees, et al.,

Phys. Rev. Lett. 60, 848 (1988) [4] M. Buttiker et al., Phys. Rev. B 31,

6207 (1985)

[5] K. Kloppstech et al., Nat. Comm. (2017) DOI: 0.1038/ncomms14475

[6] N. Mosso et al., Nat. Nanotechnol.

(2017) DOI: 10.1038/NNANO.2016.302

Abb. 3 Um Punktkontakte zu erzeugen, beginnt man mit Ver- bindungen aus vielen Atomen (links). Beim langsamen Aus- einanderziehen lösen sich diese, bis eine Kette von Atomen verbleibt (Mitte). Weiteres Auseinanderziehen zerreißt die Ver- bindung: Es fließt kein Strom mehr (rechts).

a

Cold Scanning Probe (Tp)

Hot Substrate (Ts)

kalte Sensorspitze (Tp)

heißes Substrat (Ts)

aus [1]

Abb. 2 Zwei Thermometerträger bilden den Rahmen des Sensors. Die mäan- dernde Platin-Leiterbahn (gelb) dient als Thermometer, während mit den äußeren Leiterbahnen (grün) der elektrische Wider stand des Punktkontakts bestimmt wird. Der Wärmestrom erzeugt eine Tem- peraturdifferenz zwischen dem oberen Ende des Sensors (blau) und der Spitze direkt oberhalb des Punktkontakts (rot).

a

T0

T0

ΔT

TS

Q Pt

Au SiNx

Q RP TP

RAtom Tp

Ts

aus [1]

verteilung (Abb. 1a)? Oder als einen Kris tall mit einer zusätzlichen flüs- sigen Komponente (Abb. 1b)? In der Tat sind beide Sichtweisen richtig.

Obwohl Eugene Gross bereits 1957 ein detailliertes Szenario ent- wickelt hat, wie suprasolide Phasen realisierbar sein könnten (Abb. 1a) [2], ließen sich diese bisher experi- mentell nicht zweifelsfrei nachwei- sen. Die zweite Sichtweise geht von einem fast perfekten Kristall mit also, dass darüber seit vielen Jahr-

zehnten heftig diskutiert wird [1]:

Lässt sich ein Suprasolid zusam- menpressen? Folgt seine Masse einer extern angewandten Rotation wie bei einem Festkörper oder ent- koppelt sie wie bei supraflüssigem

4He? Muss man sich einen supra- soliden Körper als eine Flüssigkeit mit einer Dichtewelle vorstellen, d. h. mit einer langreichweitigen, periodisch modulierten Massen-

S

eit über hundert Jahren kennen wir Supraflüssigkeiten wie 4He, die bei sehr niedrigen Tempera- turen ohne Reibung fließen kön- nen. Die Quantenmechanik sagt jedoch noch Exotischeres vorher:

Suprasolide Phasen, in denen ein Stoff sowohl kristallin als auch su- praflüssig ist. Doch wie kann Mate- rie gleichzeitig diese beiden Eigen- schaften haben? Dies wider spricht unserer Intuition. Kein Wunder

Kalte Atome in suprasolider Phase

Physiker erzeugen in kalten Gasen eine lichtinduzierte Phase, die gleichzeitig kristallin und supraflüssig ist.

Prof. Dr. Achim Kittel, Institut für Physik, Universität Oldenburg, Carl- von-Ossietzky Str. 9 – 11, 26129 Oldenburg

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