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sthmatiker, die aktiv in ihre Be- handlung einbezogen sind, erlei- den weniger schwere Anfälle, sind seltener krankgeschrieben und werden seltener ins Krankenhaus ein- gewiesen. Diese Erkenntnisse haben in den vergangenen Jahren zu zahlreichen Schulungsprogrammen für Asthmati- ker geführt. So erfreulich die Vielfalt der Angebote erscheint, nachteilig sei, dass es im ambulanten Bereich kein bundesweit etabliertes, standardisiertes und evaluiertes Schulungsprogramm für erwachsene Asthmatiker gibt, sagte der Fürther Pneumologe und Vorsitzende der Deutschen Atemwegsliga, Prof.Heinrich Worth, bei einer Pressekonfe- renz in Bad Reichenhall.
Pädagogischer Leitfaden
Zusammen mit dem Berufsverband der Pneumologen und der Sektion Präven- tion und Rehabilitation der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie hat die Deutsche Atemwegsliga deshalb eine Initiative gestartet, um ein „Nationales ambulantes Schulungsprogramm für er- wachsene Asthmatiker (NASA)“ zu etablieren. Grundlage für NASA ist das „Ambulante Fürther Asthma-Schu- lungsprogramm“, das Schulungspro- gramm der Bad Reichenhaller Fachkli- nik für Erkrankungen der Atmungsorga- ne sowie das Schulungsprogramm des Berufsverbandes der Pneumologen.
Im Kern besteht NASA aus einem pädagogischen Leitfaden zur Unter- richtsplanung und -organisation, aus Train-the-Trainer-Seminaren zur Qua- litätssicherung und aus Refresher-Kur- sen für Patienten und Asthmatrainer.
NASA sieht vor, dass die erwachsenen
Asthmatiker in Gruppen von vier bis acht Teilnehmern in sechs Unterrichts- einheiten mit jeweils 60 Minuten durch qualifizierte Ärzte und Praxishelferin- nen geschult werden. Inhalt der Patien- tenschulung, die mit einem strukturier- ten Programm sowie einheitlichen Bil- dern und Begriffen arbeiten soll, ist die Selbstkontrolle und die Selbstmedikati- on, das Training der richtigen Inhalati- onstechnik und des Verhaltens bei ei- nem Asthmaanfall. Durch regelmäßige Peak-Flow-Messungen sollen die Pati- enten eine Verschlimmerung ihres Zu- standes rechtzeitig erkennen und dar- auf mit einer Dosisanpassung ihrer Me- dikamente reagieren können.
Die Notwendigkeit einer qualitäts- gesicherten Patientenschulung zeigt sich nach der Darstellung von Worth in der Differenz zwischen den Fortschrit- ten in der Diagnostik und Pharmako- therapie des Asthma bronchiale einer- seits und der steigenden Morbidität und der noch immer zu hohen Letalität die- ser Erkrankung andererseits. „Der me- dizinische Fortschritt ist bei den Patien- ten nicht angekommen“, sagte Worth.
Hauptursache sei der unzureichende Wissensstand der Asthmatiker über ih- re Erkrankung. Die Kenntnisse über Möglichkeiten der Selbsthilfe zur Vor- beugung und im Notfall seien er- schreckend gering. Eine Voraussetzung für die flächendeckende Einführung von NASA sei eine bundesweite Rege- lung für die Vergütung der ambulanten Asthma-Schulung, betonte Worth. Vor- bild hierfür könnte eine in Bayern seit 1999 geltende Vereinbarung zwischen den Krankenkassen und der Kas- senärztlichen Vereinigung sein, fügte Prof. Wolfgang Petro (Bad Reichen- hall) hinzu. Jürgen Stoschek
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A2286 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 36½½½½8. September 2000
Asthmamanagement
Nationales ambulantes Schulungsprogramm
Mit Hilfe einer konzertierten Aktion soll erwachsenen Asthmatikern bundesweit eine qualitätsgesicherte, standardisierte Patientenausbildung angeboten werden.
Medizinreport
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