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Archiv "Prävention: Nicht immer hilfreich" (20.04.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 16

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20. April 2012 A 811

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

PRÄ VENTION

Die ärztliche Kunst besteht darin, den Prozess der Selbst- heilung zu unter- stützen (DÄ 9/2012:

„Selbstheilungskräf- te aktivieren“ von Gerald Hüther).

Beeindruckend klar

Die Ausführungen von Prof. Hüther über die Selbstheilungskräfte be- eindrucken in ihrer Klarheit, brin- gen sie doch die eminente Bedeu- tung der Selbstheilungskräfte auf den Punkt. In keiner medizinischen Disziplin – von der Chirurgie zur Onkologie, von der Infektiologie zur Psychiatrie – ist eine Therapie

ohne Selbstheilungskräfte möglich.

Die Anerkennung dieser Tatsache muss als Paradigmenwechsel der modernen, naturwissenschaftlich geprägten Medizin bezeichnet wer- den. Bedauerlicherweise spielen die Selbstheilungskräfte im klini- schen Alltag eine untergeordnete Rolle im Bewusstsein vieler Ärzte und Therapeuten. Zudem wird das Thema der Selbstheilungskräfte weder in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung noch in der medizi- nischen Forschung seiner immen- sen Bedeutung gemäß berücksich- tigt. Für eine auf allen Ebenen zu- kunftsfähige Medizin ist darum dringend zu fordern, die Selbsthei- lungskräfte selbst zum zentralen In- halt von Lehre und Forschung in der Medizin zu machen. Die Hal-

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D b P h s

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S TUDIUM

Zur Auswahl unter den Studienplatzbe- werbern (DÄ 8/

2012: „Teilstudien- plätze in der Medi- zin: Garantien gibt es keine“ von Petra Spielberg).

Jura statt Medizin

. . . Die Politik sollte den medizin- willigen Abiturienten gerechterwei- se einen Studienplatz geben, die ein normales Abitur abgelegt haben und nicht nur jenen, die zum Teil auch geschönte und hirnrissige Noten von 1,0 und sogar noch besser vor- legen können.

Denn diese „Supernoten“ sagen aber auch gar nichts darüber aus, ob ein junger Mensch auch tatsächlich

„medizinfähig“ ist. Das ist doch das

Problem, was man in den Griff be- kommen sollte. Mein Sohn hat im Sommer 2010 sein Abitur mit an- schließender Verbesserung mit 1,7 abgelegt.

In meinen Augen eine sehr lobens- werte Note. Seine Studienplatzbe- werbung für Medizin wurde bisher immer abgelehnt. Eine Ausbildung als Rettungssanitäter zur berufsna- hen Zeitüberbrückung hatte keine positive Resonanz. Er ist frustriert nun nicht bereit, noch längere „ver- gebliche“ Wartezeit zu investieren.

Er wird jetzt Jura studieren. Damit geht der Bevölkerung ein sicherlich engagierter vermeintlich guter Arzt verloren. Ein freudloser Jurist wird der Allgemeinheit hinzugefügt. Ich wünsche der Politik bei ihrem kurz- sichtigen kopflosen Handeln eine hoffentlich baldige „vernünftige“

Einsicht.

Dr. med. Wolfgang Sprenger, 58285 Gevelsberg

S U U

Z d w 2 p z e S

tung entsprechend ausgebildeter Ärzte kann dann auch bei den Pa- tienten das Bewusstsein für die Selbstheilungskräfte und die damit verbundenen Konsequenzen verän- dern.

Dr. med. Benedikt Huber, 70794 Filderstadt

Nicht immer hilfreich

Es ist klar, dass ein gebrochener Arm bei der Heilung in hohem Ma- ße von der körpereigenen Funktion des zellulären Systems abhängt. Si- cher kann man diesen komplizier- ten biologischen Prozess teilweise auch als Selbstheilung bezeichnen.

Allerdings halte ich es für falsch (und in der möglichen Kommunika- tion mit Patienten für gefährlich), diesen Vorgang zu verallgemeinern und die Aussage „Jede Heilung ist immer und grundsätzlich Selbsthei- lung“ zu vertreten. Die Heilung ei- nes Patienten mit einer akuten mye- loischen Leukämie mit hohem Krankheitsrisiko durch eine alloge- ne Stammzelltransplantation hat mit „Selbstheilung“ überhaupt nichts zu tun – sowohl das Prozede- re als auch die wissenschaftliche Grundlage dieses Therapieverfah- rens sind ein Beispiel dafür, dass an manchen Stellen in der modernen Medizin „Selbstheilung“ keine oder nur eine sehr geringe Bedeutung hat.

Prof. Dr. med. Wolf-Karsten Hofmann, Direktor der III. Medizinischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, 68167 Mannheim

Zu wenig Zeit für eine nachhaltige Beratung

Es ist zu begrüßen, dass heute ein ausgewiesener Vertreter der neuro- biologischen Präventionsforschung die Aktivierung der Selbstheilung

B R I E F E

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20. April 2012

EPIDEMIEN

Ist Deutschland für eventuelle Epide- mien wie H1N1, SARS, EHEC ausrei- chend vorbereitet?

(DÄ 4/2012: „Öffent- liche Gesundheit:

Lehren für die Zukunft“ von Reinhard Brunkhorst).

Außenstellen einrichten

Herr Prof. Brunkhorst beschreibt in seinem Beitrag sehr prägnant die aktuellen Probleme des öffentli- chen Gesundheitsdienstes im Be- reich der Seuchenhygiene. Seine Ausführungen und Denkanstöße können wir aus infektionshygieni- scher Sicht nur unterstützen. Der dezentral organisierte öffentliche Gesundheitsdienst entspricht im Rahmen der genannten Ausbruchs- geschehen nicht mehr den Anforde- rungen der Zeit. Der Vorschlag von Prof. Brunkhorst, die Stellung des RKI zu stärken, sollte sich aller- dings nicht nur auf „krisenhafte Notlagen“ beschränken. Es ist drin- gend geboten, eine kompetente Struktur zu schaffen, die die Berei-

che Gesundheit, Risikobewertung, Verbraucherschutz und Lebensmit- telsicherheit auf Bundesebene um- fasst. Eine Weisungsbefugnis dieser Institution, die weiterhin den Na- men Robert-Koch-Institut tragen könnte, über die Ländergrenzen hinweg wäre unabdingbar. Nur so kann gewährleistet werden, dass zeitkritische Entscheidungen effi- zient und zügig in den Kommunen umgesetzt werden können. Der Umweg über die Landesstellen, de- ren Aufgabenbereiche sich je nach den politischen Mehrheitsverhält- nissen ändern, ist in „krisenhaften Epidemien“ nicht mehr gerechtfer- tigt. Das Beispiel NRW ist bezeich- nend; innerhalb von wenigen Jah- ren wurden Name und Zuschnitt der Behörde dreimal geändert (LÖGD, LIGA, LZG.NRW). Um weiterhin auch regionale Aspekte zu bedienen, wäre es sinnvoll – analog zum System in den USA – Außenstellen des RKI in den Re- gionen einzurichten. Aufgrund der Heterogenität der Länder, man den- ke nur an die unterschiedlichen Einwohnerzahlen von NRW und dem Saarland, würden regionale Büros völlig ausreichen. Hierbei

sollten die künftige Rolle und Stel- lung der kommunalen Gesundheits- ämter definiert werden, ihnen aber eine bedeutende Rolle zukommen.

Da der politische Wille in den Län- dern fehlen wird, Kompetenzen an den Bund zu verlagern, wird man bis zum nächsten Ausbruchsge- schehen warten müssen, bis das Thema erneut für kurze Zeit auf die Tagesordnung der Mediengesell- schaft kommen wird!

Dr. Klaus Göbels, MPH, Dr. Michael Schäfer, MPH, Gesundheitsamt, 40227 Düsseldorf

Informationswege

. . . Nicht die gut funktionierende Übermittlung normaler Infektions- erkrankungen via Landesbehörde an das Robert-Koch-Institut führt zu nennenswerten Verzögerungen bei meldepflichtigen Infektions- krankheiten. Dieser Meldeweg dient der epidemiologischen Erfas- sung „normaler“ Infektionskrank- heiten, anhand derer man zum Bei- spiel bevölkerungspolitische Maß- nahmen beurteilt oder initiiert. Für Infektionskrankheiten wie EHEC gibt es den § 12 Infektionsschutzge- I

e m S c ( l Lehren fürdie Zukun behandelt. Darauf hat bereits der Kliniker Martin Sihle mit dem von ihm vor nahezu 100 Jahren gepräg- ten Begriff der „Hygiogenese“ hin- gewiesen und die dazu „stets erfor- derlichen miteinander gekoppelten Faktoren der Somatotherapie und Psychotherapie“ beschrieben. In der Folge haben bedeutende Ärzte, wie L. R. Grote und K. E. Roth- schuh, die Bedeutung der dabei vor allem angezeigten klassischen Na- turheilverfahren betont, zumal de- ren Evidenz heute vielfach belegt ist und damit einen festen Bestand- teil der konventionellen Medizin bildet. In diesem Sinne sind eine auf den Einzelfall zugeschnittene Lebensnordung, hydro- und ther- motherapeutische Anwendungen, Massagen und aktive Bewegungs- übungen sowie Sport, eine gesunde Kost mit Fastenpausen und die phytotherapeutischen Möglichkei- ten als die besonders wichtigen

und geradezu unentbehrlichen Mit- tel der Prävention anzusehen.

Es bleibt nunmehr an die neurobio- logische Präventionsforschung die Frage, wie in der allgemeinen Un- rast der heutigen Zeit und bei einem durch die Bürokratie auf nur weni- ge Minuten zusammengestutzten Gespräch eine gediegene und nach- haltige Beratung von Arzt und Pa- tient erfolgen soll, vor allem mit dem Ziel einer Regelung seines un- günstigen Lebensstils sowie einer praktischen Unterweisung über die bei ihm angezeigten physikalischen und diätetischen Maßnahmen.

Prof. Dr. med. Hans-Dieter Hentschel, 80997 München

Voltaires Version

Es ist völlig richtig: Die ärztliche Kunst besteht darin, den Prozess der Selbstheilungskräfte zu unter- stützen.

Als ich 1976 meine ärztliche Tätig- keit aufnahm, war ich relativ schnell die Idee los: Ich bin jetzt der große Arzt – ich kann alle gesund ma- chen! Ich habe früh gelernt, dass ich niemanden gesund machen kann, ich kann manchem nur helfen, ge- sund zu werden. Relativ rasch fiel mir wieder ein, was uns unsere Pharmakologielehrer (Prof. Kewitz et al.) in Berlin schon 1972 im 1.

klinischen Semester (!) mit auf den Weg gaben: Wir sind schon gute Ärzte, wenn wir den Spontanverlauf nicht negativ beeinflussen.

Jahrzehnte später erfuhr ich, dass das die moderne Version von Vol- taires Spruch aus dem 18. Jahrhun- dert (!) war: Es ist die Aufgabe des Arztes, den Patienten so lange zu unterhalten, bis die Natur ihn ge- heilt hat!

Wir sollten öfter daran denken!

Michael Freudenberg, AMEOS Klinikum Neustadt, 23730 Neustadt in Holstein

B R I E F E

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