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Archiv "PHARMAKOLOGIE: Entscheidende Faktoren nicht genannt" (06.08.1990)

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ne Männer, die so apodik- tisch auf der Bewahrung des

§ 218 bestehen, an der Ver- sorgung und Erziehung ihrer (oder der von ihnen gezeug- ten Kinder) teilnehmen.

Warum verschweigt man bei den Verfechtern des § 218 so beständig, daß nach der Schwangerschaft und Geburt noch eine „Kleinigkeit"

kommt: die Erziehung und Betreuung der Kinder?

Uns geht es doch eigent- lich nur um eines: In einer freien Gesellschaft soll sich die Frau grundsätzlich frei entscheiden können, ob und wann sie Kinder bekommt, um sie zusammen mit dem Partner zu versorgen und zu erziehen. Wenn die sozialen und gesellschaftlichen Bedin- gungen jedoch ungünstig sind, muß der Frau das Recht eingeräumt werden, in letzter Konsequenz auch abtreiben zu lassen. Aus der biologischen Tatsache heraus, daß die Frau die Kinder bekommt, wird ihr bis dato auch die Hauptlast der Folgejahre auf- gebürdet, die berufliche Ent- wicklung wird mindestens stark beeinträchtigt. Echte Gleichberechtigung kann doch nur heißen: Partner-

ZEITGEIST

Zu dem „Seite eins"-Beitrag

„Ethik und Randale" in Heft 25-26/1990:

Für Lebensrecht eintreten

In der Glosse „Ethik und Randale" wird vom „lautstar- ken Protest und von Krawal- len einiger Gruppen" gegen den Auftritt in Deutschland des Philosophen Peter Singer gesprochen. Warum sagen Sie nicht, daß es sich bei diesen Gruppen um Behinderte und um Personen handelt, die in der Behindertenarbeit tätig sind?

Sollen Menschen, die, wenn es nach Singer ginge, als Säuglinge möglicherweise ge- tötet worden wären, nur aka- demisch-respektvoll über sei- ne Thesen diskutieren?

Singers Hauptwerk „Prak- tische Ethik" enthält auf Sei-

schaft in der Ehe unter kin- derfreundlichen Bedingun- gen, die der Sozialbereich des Staates zu schaffen hat und die ihre sinnreiche Reflexion in der Arbeits- und Berufs- welt erfahren muß.

Sicher ist das ein hoher und teurer Anspruch, viel- leicht sehr teuer. Wenn das nun noch nicht realisierbar ist, muß der Frau die freie Ent- scheidung bleiben, damit sie nicht wieder oder sich immer noch im Nachteil befindet.

Es sei im Nachhinein noch einmal betont, daß selbstver- ständlich eine qualifizierte Aufklärung stattfinden muß, daß selbstverständlich der freie Zugang zu Verhütungs- mitteln gesichert sein muß.

Und gerade auf dem Gebiet der Kontrazeption, insbeson- dere auch der irreversiblen Kontrazeption haben wir noch ein weites Feld von Möglichkeiten, das verant- wortungsvollen Frauen und Männern unserer Gesell- schaft zum Nutzen sein könn- te, wenn die Möglichkeit ein- geräumt würde.

Dr. med. W. Ulbricht, Landambulatorium Könnern, Bahnhofstraße 7, DDR-4340 Könnern

te 188 der Reclam-Ausgabe den durchaus nicht aus dem Zusammenhang gerissenen, zusammenfassenden Satz:

„Der Kern der Sache ist frei- lich klar: die Tötung eines be- hinderten Säuglings ist nicht moralisch gleichbedeutend mit der Tötung einer Person.

Sehr oft ist sie überhaupt kein Unrecht."

Erwarten Sie, daß Betrof- fene und Engagierte nach sol- cher Lektüre über den Begriff der Person in der abendländi- schen Philosophie nachden- ken? Wieviel behinderte Menschen kennen Sie eigent- lich? Ich selbst bin als Arzt in einem Behindertenheim tätig und werde mit allen Kollegen und allen Mitarbeitern für das Lebensrecht behinderter Säuglinge eintreten, auch und insbesondere der Spina-Bifi- da-Kinder, die Singer ja vor allem meint. Das Deutsche

Ärzteblatt wendet sich gegen die, die lautstark gegen Sin- ger und seine Anhänger pro- testieren. Wieso wendet es sich nicht gegen den Verrat an der christlichen und huma- nistischen Tradition unserer Medizin? Es war der lautstar- ke Protest des Bischof von Galen und anderer mutiger Männer, der die Vernichtung lebensunwerten Lebens ein- dämmen konnte. Es ist noch nicht lange her.

Dr. med. Werner Klein, Heimarzt im Behinderten- heim, 7410 Reutlingen (Rap- pertshofen)

PHARMAKOLOGIE

Zu dem Beitrag „Situation und Perspektiven der klinischen Phar- makologie" von Prof. Dr. med. El- len Weber in Heft 8/1990:

Entscheidende Faktoren nicht genannt

Die jahrelangen engagier- ten Bemühungen von Frau Weber, die klinische Pharma- kologie zu einer unverzicht- baren, selbständigen Diszi- plin zu etablieren, auszubau- en und zu stabilisieren, ver- dienen nicht nur Respekt und Anerkennung, sondern volle Unterstützung. In ihrer Situa- tionsbeschreibung des Faches führt sie einige Gründe an, warum das angestrebte Ziel noch nicht erreicht werden konnte. Ich wage zu bezwei- feln, daß sie die tatsächlich entscheidenden Faktoren ge- nannt hat. Meine ergänzen- den Anmerkungen zu Frau Webers Analyse sind bewußt überspitzt, sicher auch zu ver- allgemeinernd formuliert und sollen ausdrücklich empörten Widerspruch provozieren.

Denn nur die offene und har- te Auseinandersetzung über die Ursachen der von Frau Weber zutreffend diagnosti- zierten Stagnation der klini- schen Pharmakologie in Deutschland kann das Fach aus der Sackgasse führen.

> Ich behaupte, die klini- sche Pharmakologie, wie sie in Deutschland betrieben wird, ist — von Ausnahmen

abgesehen — phantasielos und wissenschaftlich ohne „Pio- niergeist".

In einem Memorandum der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurde schon 1983, wie Frau Weber zitiert, der Hoffnung Ausdruck gegeben: „Die Kli- nische Pharmakologie sollte nicht, wie so vieles andere, dessen Wiege ebenfalls in der Bundesrepublik stand, zum

‚Importartikel' werden müs- sen." Kein Punkt im Artikel von Frau Weber erklärt, war- um sich diese Hoffnung nicht erfüllt hat, warum praktisch kein neues Arbeitsgebiet in Deutschland entstanden ist, das von der internationalen Wissenschaft aufgenommen wurde. Doch selbst bei we- sentlich bescheideneren An- sprüchen ist in den letzten Jahren von innovativen Im- pulsen des Faches wenig zu spüren gewesen. Ich bekenne ganz offen, daß ich mich selbst im Denken und Han- deln enorm umstellen mußte, um die klinische Pharmakolo- gie als eigenständige Diszi- plin glaubhaft machen zu können.

Als 1967 das Institut für Neuropsychopharmakologie gegründet wurde, kam mein klinischer Kollege Hippius mit der Frage zu mir, ob ich die speziell bei älteren Pa- tienten gelegentlich auftre- tenden Paradoxreaktionen auf Schlafmittel erklären kön- ne. Nicht nur, daß mir derar- tige Probleme bisher nicht be- wußt waren, mit meiner Aus- bildung war ich auf ihre Be- antwortung auch nicht vorbe- reitet. Ich fand diese und ähnliche Herausforderungen aber wissenschaftlich so inter- essant, daß als Konsequenz ein Schwerpunkt des Instituts die „Biologie des Alterns"

wurde. 1980 und 1986 haben Schulze und ich in mehreren Übersichten über die theore- tischen Grundlagen der Be- sonderheiten einer Pharma- kotherapie im Alter publi- ziert. Die dazu ausgewertete Originalliteratur ergab eine verschwindend kleine Zahl aus Deutschland stammender Beiträge, so als ob die vielfäl- A-2356 (12) Dt. Ärztebl. 87, Heft 31/32, 6. August 1990

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tigen, einschlägigen Probleme der Geriatrie bei uns nicht existent gewesen wären und jetzt als Importartikel bear- beitet werden. Demgegenü- ber gibt es unzählige pharma- kokinetische Studien, obwohl dieses Thema in den Grund- prinzipien wissenschaftlich weitgehend ausgereizt ist.

Ein weiteres Beispiel für die Nichtbeachtung aktueller Fragen, die die klinische Pharmakologie gerade in Deutschland zu beantworten reizen müßte, ist die wissen- schaftliche Auseiannderset- zung mit den vielen umstritte- nen Kombinationspräpara- ten. Zu behaupten, sie könn- ten keinen Vorteil gegenüber Monopräparaten bieten, ist schon intellektuell zu wenig.

Aufgabe der klinischen Phar- makologie wäre es, diese Feststellung zu belegen oder auch zu widerlegen, zumal der Wert von Arzneimitteln mit breitem Wirkungsspek- trum wie Antidepressiva ja auch nicht nur an der Zahl ih- rer verschiedenen Wirkquali- täten gemessen wird. Ent- sprechende Untersuchungen werden aber nur ganz selten durchgeführt. Demgegenüber stehen die erheblichen An- strengungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen mög- lichst schnell und vollständig zu erfassen. Niemand denkt daran, sie gering zu schätzen oder die Arbeit für unwichtig zu halten. Doch wissenschaft- lich sind derartige Projekte nicht sehr ergiebig und schon gar nicht weiterführend.

Es ist nicht Sinn dieses Kommentars aufzulisten, wo für die klinische Pharmakolo- gie Tätigkeitsfelder, die von anderen Disziplinen nicht be- arbeitet werden, aber für sie zu neuen, interessanten und auch nutzbaren Erkenntnis- sen führen können, noch brachliegen. Erwähnt sei aber doch die Suche nach Prädik- toren für eine optimale Phar- makotherapie beziehungswei- se für eine eventuelle Thera- pieresistenz. Wäre es nicht auch lohnend, noch mehr zu erfahren, wie sich die Regula- tionsdynamik kontrollierter und gesicherter Systeme nach

Schwächung oder Ausschal- tung eines oder mehrerer ih- rer Stellglieder durch Arznei- mittel, die in diese Systeme eingreifen, verhält? Wer, wenn nicht der klinische Pharmakologe, könnte die Frage klären, ob es bei be- stimmten Abhängigkeitser- krankungen einen „point of no return" gibt oder ob die These von „maturing out" zu- trifft etc.

Fazit: Erste Vorausset- zung für die Zukunft des Fa- ches ist die Überwindung ein-

gefahrener, vornehmlich an Methoden orientierter Denk- und Handlungsweisen. Der Vorwurf an den Wissen- schaftsrat, die klinische Phar- makologie nicht genug unter- stützt zu haben, wäre nur dann berechtigt, wenn sie mit überzeugenden Konzepten und großartigen wissenschaft- lichen Leistungen permanent belegen würde, daß sie eine echte Bereicherung und Not- wendigkeit für die Medizin ist.

D Ein alter Streitpunkt, den auch Frau Weber an- führt, betrifft die Arzneimit- telprüfungen. Dabei geht es nicht allein um konkurrieren- de Sachkompetenz, Untersu- chungsmethoden, Zugang zu Patienten etc., sondern auch

ums liebe Geld. Der Wunsch über zusätzliche Mittel zu verfügen, um den meist (zu) geringen Etat etwas aufzubes- sern, Mitarbeitern Zuschüsse für Kongreßreisen anbieten und überhaupt flexibler dis- ponieren zu können, ist völlig legitim. Doch er darf nicht zur Überlebensfrage der kli- nischen Pharmakologie wer- den. Ich bin dezidiert der An- sicht, Arzneimittelprüfungen sollen vorrangig von auf die- sem Gebiet erfahrenen Klini- kern durchgeführt werden.

Die klinische Pharmakologie hat genug andere Aufgaben.

Ihre Domäne sollten hypo- thesengeleitete oder -generie- rende Studien sein. An der Geldbeschaffung mit den er- wähnten Möglichkeiten sind gute Projekte nur ganz selten gescheitert.

D Ich behaupte, die klini- sche Pharmakologie ist eine klinisch-theoretische Diszip- lin, die weder Betten benötigt noch Patientenbetreuung zur Aufgabe hat. Die Abgren- zung zur Klinik muß eindeu- tig sein. Die Befürchtung, mit dieser Beschränkung wäre das Fach bis zur Arbeitsunfä- higkeit eingeengt, ist nach meiner Erfahrung grundlos.

Viele klinische Fragestellun- gen setzen präklinische Vor-

arbeiten, sei es auf pharma- kologischer, molekularbiolo- gischer oder verhaltensbiolo- gischer Ebene voraus. Darauf aufbauende Studien an Pa- tienten erfordern natürlich klinische Partner, die wissen- schaftlich interessante und klinisch nutzbare Projekte selbst anregen, mitgestalten wollen oder auch nur ideel unterstützen. Die mit koope- rativen Vorhaben verknüpf- ten Schwierigkeiten sind all- gemein bekannt. Doch dürf- ten sie immer geringer wer- den, nachdem jedes Projekt in allen Einzelheiten vorher geklärt sein und schriftlich dem Ethikkomitee zur Beur- teilung vorgelegt werden muß. Das gelegentlich Perso- nen — aus welchen Gründen auch immer — nicht oder nicht mehr miteinander können oder wollen, ist Lebenserfah- rung. Emotionales Verhalten einzelner kann aber wieder- um nicht Kriterium für die Existenzberechtigung und.

Leistungsbereitschaft der kli- nischen Pharmakologie sein.

Sicher gibt es noch weitere Einflußgrößen, die es dem Fach schwer machen, sich zu behaupten und sich weiter zu entwickeln. Erwähnt seien nur die „trend-leader" und

„Politiker" mit ihren Gefolg- schaften im Bereich der Phar- makologie oder Klinik, die — wenn auch von Ort zu Ort mit unterschiedlichem Gewicht — ohne den geringsten Selbst- zweifel ob ihrer eigenen Be- deutsamkeit und ihren besse- ren Einsichten bestimmen, wer und was wichtig ist und institutionell gefördert wer- den soll.

Frau Weber wird hoffent- lich trotz meiner Ansicht, an den eigentlichen Problemen vorbeigegangen zu sein und ihre Botschaft an die falschen Adressaten gerichtet zu ha- ben, ihre Bemühungen um die klinische Pharmakologie fortsetzen. Mögen meine kri- tischen Anmerkungen sie zu- sätzlich dazu stimulieren.

Prof. Dr. med. H. Coper, Universitätsklinikum Charlot- tenburg, Ulmenallee 30, 1000

Berlin 19

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A-2358 (14) Dt. Ärztebl. 87, Heft 31/32, 6. August 1990

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