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Archiv "Gesundheitsrisiko von Gentechnik-Nahrung: Gentransfer im Darm ist nicht ausgeschlossen" (16.05.1997)

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A-1330 (26) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 20, 16. Mai 1997 Etwa vier Monate braucht die

umstrittene „Roundup-Ready“-Soja- Sorte von Monsanto bis zur Reife.

Das „neue“ Gen, das die Pflanzen im Erbgut tragen, benötigen sie in dieser Zeit ein- oder zweimal. Immer, wenn der Farmer den Unkrautbewuchs zwi- schen den Soja-Keimlingen für zu stark hält, nebelt er das Feld mit dem Monsanto-Herbizid „Roundup- Ready“ ein. Das Gift dringt durch die Blattoberflächen in alle Pflanzen ein und blockiert ein Stoffwechselenzym.

Ohne seine Arbeit versiegt in den Zel- len der Nachschub an bestimmten Aminosäuren – die Pflanzen verhun- gern gleichsam.

Die Monsanto-Bohnen überle- ben diese Herbizid-Dusche jedoch, weil Gentechniker ihnen ein aus Bo- denbakterien stammendes Gen für ei- ne zweite Variante des Enzyms einge- fügt haben, das durch Roundup nicht lahmgelegt wird. Obwohl die Pflanzen auf das Reserve-Enzym nur wenige Tage zurückgreifen müssen, stellen sie es ständig her. Selbst die Bohnen, die erst lange nach dem Einsatz der Spritzmittel reifen, enthalten das Bak- terienprotein: Pro Kilo frischer Soja- Bohnen sind es 0,8 Gramm.

Angestoßen durch die Diskussi- on um die Risiken der Gentechnik, haben amerikanische Behörden als erste einen Katalog von Untersuchun- gen gefordert, um die gesundheitliche Bedeutung solcher „neuen“ Proteine abzuschätzen. Monsanto mußte zur Toxizität, aber auch zur Frage des Allergierisikos seiner Soja-Sorte de- taillierte Studien vorlegen. Zur Ab- schätzung des Allergierisikos wurden beispielsweise Untersuchungen zu drei Fragen durchgeführt:

1. Ist der Organismus, aus dem das „neue“ Gen stammt, als Allergen- quelle bekannt? Wenn es Allergiker gegen die „Genquelle“ gibt, kann man ihre Blutproben zur Suche nach aller- gieauslösenden Stoffen verwenden.

Daß dieser Test bei Gentechnik-Pflan-

zen durchaus sinnvoll ist, hat der Fall einer Soja-Sorte gezeigt, der ein Gen der Paranuß eingesetzt worden war.

Tatsächlich reagierten Paranuß-Aller- giker heftig gegen die veränderten So- ja-Bohnen. Die Firma hat die Ent- wicklung dieser Soja-Sorte

daraufhin eingestellt. Im Falle des Monsanto-So-

jas konnte dieser Test freilich nicht durchgeführt werden: Da Bodenbak- terien höchstens als Verunreinigung verspeist werden, ist bislang weltweit kein Fall einer Allergie gegen diese Bakterien bekannt geworden.

2. Ist der Organismus, in den das Gen hineingelangt, als Allergenquelle bekannt? Diese Frage muß im Falle von Soja klar mit „ja“ beantwortet werden; Soja-Allergien sind sogar recht häufig. Allerdings ergaben die von Monsanto durchgeführten Tests keine Hinweise, daß sich das allergie- auslösende Potential der gentechnisch veränderten Sorte verändert hätte.

3. Ähnelt das „übertragene“ Pro- tein bereits bekannten Allergenen?

Forscher haben festgestellt, daß aller- gieauslösende Bestandteile häufig ganz bestimmte Eigenschaften auf- weisen – sie sind beispielsweise wider- standsfähig gegen Magensäure. Das Bakterienenzym zeigte in keinem der durchgeführten Tests ein Verhalten, das auf ein gesteigertes Risikopotenti- al hindeutete. Aufgrund dieser Unter- suchungen bescheinigte das Berliner Robert Koch-Institut, die für die Si- cherheitsbewertung zuständige Bun- desbehörde, dem Monsanto-Soja „ge- sundheitliche Unbedenklichkeit“.

Zu demselben Urteil kam das In- stitut auch bei der zweiten bislang in Europa zugelassenen Pflanzensorte, dem Mais der Firma Novartis (ehe- mals Ciba-Geigy). Diese Pflanze ent- hält gleich drei „neue“ bakterielle Ge- ne. Für die Bauern soll das Gen für das sogenannte „Bt-Toxin“ zum entschei- denden Vorteil werden. Das in allen Pflanzenteilen gebildete Protein tö- tet die Raupen des Maiszünslers.

Der Befall kann zu erheblichen Ernteausfällen führen. Darüber- hinaus enthalten die Pflanzen ein Gen für eine Herbizidresistenz.

Die größten gesundheitlichen Vorbehalte richten sich jedoch ge- gen das dritte „neue“ Gen im Novar- tis-Mais. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Resistenzgen gegen eini- ge Antibiotika. Wenn dieses Gen von Bakterien aufgenommen wird, sind sie durch die Medikamente nicht mehr ab- zutöten. Kritiker befürchten, daß diese Genübertragung im Darm von Men- schen und Tieren passieren könnte.

Auf diese Weise könnten letztlich Krankheitserreger resistent gegen die wichtigen Antibiotika werden.

Tatsächlich ist dieser Gentransfer nicht ausgeschlossen. Allerdings glau- ben viele Mikrobiologen, daß Bakte- rien ohnehin über andere, natürliche Möglichkeiten verfügen, an solche Antibiotika-Resistenzgene zu gelan- gen. Gewöhnlicher Ackerboden ent- hält zum Beispiel eine Vielzahl von antibiotikaresistenten Mikroben. An- gesichts der Allgegenwart dieser na- türlichen Quellen hält das Robert Koch-Institut die Bedenken gegen den Novartis-Mais für nicht stichhal- tig genug, um die Zulassung zu ver-

weigern. Klaus Koch

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Gesundheitsrisiko von Gentechnik-Nahrung

Gentransfer im Darm ist nicht ausgeschlossen

In Europa liegen derzeit elf Zu- lassungsanträ- ge für Gen- tech-Pflanzen vor: Neben Maissorten geht es um Raps und Radicchio. Weltweit befinden sich 40 Pflan- zensorten in verschie- denen Erprobungs- phasen, darunter auch Zuckerrüben, Kartoffel- und To- matensorten.

Zeichnung: Ralf Brunner

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