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Weshalb d ie Eidgenossen Helvetier wurde n D ie h umanistische Defini tion einer

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WESH ALB DIEEIDGE NO SSE N HELVETIERWURDEN 211

THOMAS MAI SSEN

Weshalb d ie Eidgenossen Helvetier wurde n D ie h umanistische Defini tion einer

nntio'

Oiejahrzehnreum1500sinddie Zeit. in der ein eidgenössisches»National- bewußtsein-entstandenist - dies istein Kernelement der schweizerischen Nationalgeschichtsschreibungund Pädagogik des20.jahrhunderts."Die jüngere Histo riographie hat dagegen- auch- fürdie Schweiz das kon- strukrivisrische Element von Natio nalvorstellungen fesrgehalten: Sie ent decken nichtetwas Verborgenes. sonde rn prägen selbsteinevon ver- schiedenen möglichen kollektiven Identitäten.!Das Schwergewicht der

FürverschiedeneHin....-eiseund die kritischeLektüredesAn ikdsdankeichherzlich RudolfCamper,~Schmid. ChrisrianSieb«undBernhard Sterder.dem Her- ausgeberderTschudi -Edi rion.

2 HandbuchderSchweizerGeschichte. Bd.I.Zürich1970. }64-j67('X'a1terSchaufe l- berger): vgl. auch AJbmHdUS". Das~idgenössische Natio nalbe...usstsein.Sein Werden und Wandel. Zü richILeipzig 1941; Harn von Crrynz. Natio nund Ge- schich te im Bemischeo Denk en .Vom BeilragBems zum schweizerischenGe- schichts-undNationalhewu ß tsein.Bem19Sj;

mtz

Emse;DerHelverismus.Ein- heit in derVielheit.Zürich 19H;MaxW~hrli, Der Sch weizerHumanism us und dieAnfangederEidgenossenschafe.in:SchweizerMoru u befie,47.1967.117-1.4.6;

tkn..Der Nanoredgedankeimdeutschenundschweizerischen Humanismus. in Benne vo n \'<liese/Rudo lf Henß (Hrsg.), Narionalis mus in Germa nisti k und Dicht un g.Berlin196 7.116- 144: Ulri.hImHof.~trthosSchweiz. ldenrirär - '.1-

tion - Geschichte 1291-1991. Zürich 199 1.

FürdasMind alter und dessenRezept ion grundlegen dsind die zahlreiche nArbeiren von CU)P.Md,..hal,etwa:DieAarwo rt derBauern.El em enteundSchich tu ngen deseidgenössischenGeschichtsbew u ßrseinsarn Ausgang desMinelahe rs.in:Hans Parze (Hrsg.), Gesch ichtsschreibungund Geschicbrsbewu ßt sein imspäten Mirtel- alter.<VorträgeundForschungen.Bd. jl.)Sigmaringen 1987. 76}-795:dnJ.,[M.Al- ten Eidg enossen-imWan d dder Zeiten. DasBildderfrü hen Eidgenossen

i m.

~ra­

dirionsbewusstsein und in derld emi eärsvo rsrellun gderSch...eizervom 15-bislOS 1.0.Jahrhundert.in:Gesellschaf-Alltag-Geschichtsbild.(Ionerschweizundfrühe

Eidgenossensc hafe.jubiläurnsschrifi700 Jahrr Eidgenosseescbafi.Bd.1._)Oltt~' Freiburgi.Br,1990.j07-40j;dn'J..Dan slesrracesdes areuls: les uuges del'hisecrre dans unesociete sansprioce(XV"'-XV1I I~siecles),in:Chan ralGrdl~'emerP:l.r.avicini.' rgenVosstl-lrsg.L l.esprinc~etI"histoiredu XIV"auXVIII~si«le.(Pariser hislon- schtStudien .Bd.47-)Bonn1998.109'112,mitdemVerwei s auf ...eitereeigeneN- beiten aufebd.•Anm.6.Au&rdemMauhidJlT'risJ,aupt.Bauern.Hinen und.fruItle' edle puren.._Bau tm- und Bauern stu tsid ro log it indersp:.itmi nelalterlichenEid~

nosscnKh .aftund dernatio nalenGeschich rsschreib ung der SCh...nz.Basel/Fraok- furt .a_ M. 1992: C/AudiusSi~brr-uhm4nn. Sp:.itmi udalttrliche r Nat ionalismus.

Forschung liegt gegenwärtig im 19.Jahrhundert. wobei theoretische Kon zepte wie die »imagined communities« (Benedict Ande rson) und

»invenrion ofrraditi o n«(Ho bsbawmJRanger) die Deutu ngen prägen."

Im(verspäteten) Anschluß aneinzelne ausländische Forschungstraditione n droht damit eine Engführung der Natione n und Nationalism usfo r- schung auf die Zeit nach1789.5Dagegen hatsich nicht nurvonmediävi- seischerSeiteWiderspru ch erhoben;auchineinersystema tisch-polimlo, gischen Betracht ungsweise ist die Ko m in uität im »frühneuzeirlichen Nadonendiskurs-und inseinemBestreben beto nt worden,»die Grenzen der Nation und des Stureszur Deckung zu bringen_.6Ohne die qua- lirarivenVeränderunge ndesmodernen Nationalismuszu bestreiten{Mas- senwirksam keir. l.erzrwert, innenpoli tischer Reform- oder Revolutions-

Die Burgunderkri egeam Oberrheinund in der Eidgenossensch aft. (Veröffent - lichungen desMax· Pl anck-l nstitu ts fürGeschich te.Bd.116.)Göuinge n 199 5.

-4 CIl} P.Ma,..Iw/IAr.amA!.att;o/i(Hrsg.I,Erfund m c Schweiz.Konst rukt ionen na- tionalerldenritär.Zürich 1992; Die Erfindung derSchweiz1848-1998.Bilder n- würfeeinerNation.Zürich 1998;UnAlrn'71UlttIGtrhmn~&ulw"'-Pjlul"IAlbm Tann"(H~g.).DieKc nsrmkno e einerNation.Nat ionundNationalisierungin derSCh...eu, 18.-10 .Jah rh undert.(Die Schweiz:Staat_ Ceseilschafe _ Politik. Bd.4.) Zürich1998.fürdie FrüheNeuLeitJenlfl~l,;h~t die Hdb ilirationssch rift vonThemasLau.der inAuseinandersetzungmit derintema tionalenNationen - forKhungvor allemdieZeitzwischen165}und 1712untersuch t.

Typischdafüretwa OnoDann,Natio n und Iationalismusin Deutsch lan d.1770- I~.j".Auf.•Mün chen1996:etwasvorsichoger,aberunt erstark erBeton ungder qualitativen Brü che.die aus der Nation den emseheidenden.Letztwe n..machen, Din"Lttngru·iN€~.Nat ion.Natjonalismus, Narionalsra.arinDeutschlan dund Europa.~tünchcn2000;'-g!.auch drn.1Gn1'lxhmiJr(Hng.).Föderative Narion.

Deuuehland konttpttvonderReformatio nbis zu mErstenWehkrieg.München

'000.

6 11~fi!~dMünlt,"IHlJnsCrünbtrg" "Gllhn·nMaJ"' Nado nenbild ung. DieNario- nalisierungEuropasimDisku rs humanistischerIntellektueller.Italien undDeutsch- land . Berlin1998,16:für dieVerwend ung von 114(io in Deutschland dieBelege und- umstrittene- cln terprerario nvonGrorx&hmidt.Geschich te desAltenRei- ches.StUtundNation inder FrühenNeuzeit,1495-1806.•München1999 . 92-99; vgI.auch denForschu ngsberic h t von Rrinlwrrl Staubrr.Nationalis musvor dem Nation.a.lismus?Eine Bestandsaufnah me der Forschungzu.N ation..und.National- sraar..in der Frü hen Neuzeit. in: CeschicbeeinWlSSC'nsch afrund Unterricht 47.

1996.Ij9""r65: vorallem fürdas18.JahrhundertH.am -A!.a"';nBlitz,AusLiebezum Vaterland .Diedeutsche Nation im 18.Jahrhu ndert.Hamb u rg 2000;für dieKon- fr~ntationvon MediavisrenundModern istenAlmurBu~/R~k~hnJJ"(Hrsg.),

~1[[e1aherlichcnationes- neuzeitlich e Natio nen. ProblemderNario ncnbild u ng InEuropa.(Quellen und Studien, Deutsch esHistorischesInstitutin Warschau.

Bd.2.)Wiesbad en 1995; auch die neun BindederReihe.Nation~.Historische

~nd ~hilologische Unrersuchungtnzur Enrstch ung dtr europiischen Nationen ImMmd .alrer_.Sigmaringen 1975-1988.

Originalveröffentlichung in: Weshalb die Eidgenossen Helvetier wurden, in:

Johannes Helmrath/Ulrich Muhlack/Gerrit Walther (Hg.), Diffusion des Humanismus. Göttingen 2002, S. 210-249.

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212 THOMASMAISS EN WESHA LB DIEEIDGE N O SSEN HELVETI E RWUR D EN 213

impuls),sollen diefolgenden Ausführungen wichtige Elementedes eidge- nössischen »Narionend iskurses- an der SchwellezurNeuzeit behandeln.

die auch langfristigweiterwirken.Solcheteleologischen Aspekte sindal- lerdings sekundär; Ausgangspunkt bildetvielmehrdasBedürfnisder Eid- genossen,daß ihrBund adäqu at- alsoähnlich wie anderevergleichbare Gemeinschaften- auf den realen und mentalen LandkartenEuropasposi- tioniert werde.Das geschiehtsowohl durch historiographischewie auch durch geographischeBemühungen. dasEigenevo m Fremden abzugren- zen- ein Unterfangen.das für dieEidgenossenum so wichtigerist,alssie anders alsin den meisten Staaten nichtaufdieGeschichteeines Fürsten- hauses rekurrieren können. Das ein heitssufiende Bilddernatio verdan- kensie nicht einer weitzurückreichenden Dynastie. so nde rn der Karto- graphie und .Volksgeschichre-.zDiesesPhänomen,dieEntwicklung der

»Helvetierrhese«ist inderschweizerischen Natio nalgesch ichtsschre ibu ng (auch aus zeitbedingten Gründen)alsAbgrenzungvom Reich und von Deutschland inte rp retiertwurde.wirdaberim Folgenden als eineAus- differenzierung imReichsrahmen betrachret.!

Voraussetzungen

Italienische Humanisten thematisieren die Eidg enossenschaft nur am Rand und verfasseninsbesonderekeine humanistischen Modellgeschich- ten,wie diesin Frankreich,England. Ungarn oder im Reich derFallist.'

7 Vgl. für ähnliche Beobachtungen über England Richard Hngn-son, Forms of Narionhood. TheElizaberhanWritingofEngland.Chicago1992,v,a.10 5-147:

Bemhard Kinn,-T he Whole EmpireofGrear Britai n-. Zur Kon struktion des nat ionalen Raumsin Kartographieund Geographie,in: Ulrich Bieiefeld/Giseia Engel(H rsg.),Bilderder Nat ion.Kulturelleundpolitische Konstruktio nen des Natio nalenam Beginnder europäische n Mod erne.Harnbu rg1998.40-75.

8 Fürherkömml icheDeutun genvgl.dieWerkein Anm.2;eineneuere, systematische Studiezur Helvetierthese fehlt;vgl.aberersteBeobach tun gen in TbomasMaiswt.

Ein «helvetisch Alpenvolck-. Die Formulierung eines gesamte idgenössischen Selbstverstä nd nisses in der Schweizer Historiog raphie des16.Jahrh und erts.in : KrzysnofBaakowskiIC h ristianSimo n(Hrsg.),Historiog raph iein Polenund der Schweiz. (Srudia Polono-Helvetica 11. Zeszyry naukoweuniwersyrerc jagiellon- skiego!l.ICXLv ,PraceHisro ryceneZ.1I}h994.)KraLu 1994,69-86; CuyP.Mllr- chal; StaatundNationin derschweizerischen Geschicbtskulrur,in:ebd.,111-12);

zum Nach wirkenauch BemhardSretdersKo mme nt are zurTschudi-Edition(wie Anm.13)und kurz Cu]P.MllrchaJ.Höllenväter- He ldenväter- Helvetier,in: Die Helvet ierund ihre NachbarnalsIdentifikatio nsfiguren der heuti gen Schweizer:

Theorienund Auswirkun gen..Archäolog ie derSchweiz14.1991.5-1).

9 Vgl.Gm:!ulknbllch.Eigen eundfremdeGesch ichte.EineStudie zurGeschichte dereuropäischen Historiographie, vorzüglichim 15.und t6.Jahrhu ndert. in:ders.,

EneaSilvioPiceolomini wirktwohlsprach- undstilbildendauf eidgenös- sische Frühhumanisten wieNiklaus von WyleoderAlbrecht von Bon- stellen,aber nicht historiegraphischwie mitseiner HistoriaBobemorum oder derGamanÜl.1oAuch fürande re Italieneristdie Eidgenossenschaft kein naheliegendesThema, solangesie- bis 1494- keinenisoliertenGe- genstanditalienischerund namentlich päpstlicherAußenpolilik darstellt.

Vor allem fehlenein fürstlicher Hof odereine ihm nahestehendeGruppe kulturbeflissener Neureicher wie die französischen »bo urgeoisgenril s- hornmes-,welche einen italienischen Human isten füreine solche Auf- gabe besoldenkönnten.Diesliegtdaran.daß es die Eidge nossenschaftals politischeEinheit mit einer Dynastie und ältererchronikalischerÜber- lieferung gar nichtgibt. Die entsp rechen den Loyalirärensind_mitdem heurigen\Von- kantonal. sie rich tensichaufdie acht -alrenOrte-:Städ te (Z ürich, Bem. Luzem), Landgeb iere (Uri,Schwyz, Unterwa lden. Gla- rus)und in einerZwischenstellungZug.diemitihren ind ividuellenwie gemeinsamen Un terta nengebierenseit1353die Eidgenossenschaft bilden.

Mit den Beitritten von Fribourg und Solothurn(1481). Basel undSchaff- hausen(1501) und Appenzell(15t3)wird darausdie Dreiuhnörr igeEidge- nossenschaft, wiesie bis1798Bestandhaben wird und zu derim Prinzip auch die»zugcwand ren ürte- gehören (Stad t und Fürstabt Sr.Gallen, Fürstbischofvon Basel. die drei rharischen Bünde. Wallis. Biel, Genf.

Neuenburg.Mülhausen,Rortweil).

Im 15.Jahrhunden ist alsoschweizerische Histor iographie lokal:Sie geht von der Geschichtedesjeweiligen Kantons aus und behandelt die

Ausgewählt eAbhandlungenundAufsätze,Bd..l.Srurrgan1984.112.9~11 50(urspr.

1977); vorallemzuFran kreich.aberauch mit allgemei ne renBeoba chtungen Tho-

mi1.lMamm . Vonder Legend e zum Modell. DasInteresse für diefranzösische Vergangenh eit während der italienisc hen Renaissance (Basler Beiträge zur Ge- schichtswissenscha ft.Bd.166.)B~1 1994.

10 Vgl.Albrrrllll'OnBonuatm;Briefe undausgewäh lte Schriften.hrsg. v,AlbertBüchi.

(Q uellenzurSchweizerGeschichte.Bd.13.)Basel1893.12.7,....'0Bonsterrenineinem Sch reibe nan ErzherzogSigmund(4. Mä rz 149 2)bekennt.daß unter den -a lren undneuwenhysronographen.poeten undoraroren .. .dervilSÜSSt"Eneas Silvius- ihn vorallenanderenernirseinerverauckerierrensüssikeit indysrillierr,gespeiser und cerwas seiner kuret honigweben geboeten hare. Niklausvon \lt'yle fertigt

•Translauen-vonPiccolominis -Eu rialus und Lucreda-an undsteht hinterdem erstendeutschen Buchdruckvondessen Werken,der 147'8und damita~pro­

eben früh erscheint;dazu Am~aJSi/r'iusPiccolomini {Pius 1I.J/NikLzs von\t]k, Therale of(Wo lovers Eurialusand Luc reria. hrsg. v.Eric JohnMcrrall,Amsrer-

~am1988;FrankFiirbnh.Aeneas SilviusPiccolominiDeutsch.AspektederÜber- lieferu ng inHandschri ften und Drucken ,in:Srephan Püssel(H rsg.I,Human ism us und früh erBuchdruck(Pirckheimer-jah rbuch, Bd.11.)Nürnberg 11)96.8)~1I3.

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214 THOMAS MAI SSEN WESHALBDIE EIDGENOS SE N HELV ETIERWURDE N 21j

Eidgenossenschaft nur do rt, wo sie die einzelörtische Gesch ich te be- trifft.1I Den größe ren Zusam menhangstellt dieuniversale Ord nu ng des Reichs dar.Die frühe Historiograph ie enrsreh rin den Kanzleien:Soist das •Weisse Buch von Samens, in dem erstmals dieSch weizer Grün- dungssage auftauch t.einKopialbuch." Nebenden Urku ndensam mlungen sollen histori sche Ausführungen darlegen. daß die Eidgenossenschaft keineFrucht derRebellion , sonde rn einErgebnis legitim enWid erstands ist." Historische Forschung wirdkaum betrieben :Andersals inden höfi- schenVerwaltungszen tren.aberauchin Italien.Fland ern oder derHanse werden deren Voraussetzungen, etwa systematische Inventuren , zumeist erst im16.[h.gescha ffen}"Seitdem erstenoffiziellen Aufir agswerk,der Berne r Chronik von Conrad jusringe r (1420). sind solche Geschichts- bücherdeutsch verfaßeund fürdasArchiv beziehungsweisedie Ratseliten bestimm t: das gilt auch fürdie schö n gesch mückte n Bilderchron iken. SogarAegidiu s Tsch udi wird zweifelnan der Bereitschaftdereidgenössi- sehen Orte. ih reals arcana angesehenen Urku nde n und Bünd nisse im Druckerscheinen zulassen.die unzäh ligeRechtssrrejrigkeiten provozieren könnten.'!Tatsächl ich wirdseine gigamisch e Ch roni kerstmals 1734 ge-

11 Als Überblicke Rü hard hlkrlEJgdT BonjOUT. Geschichtsschreibung in der Schweizvom Spärminelahe rzur Ieu zeir. BaselISruttgotrt 1961. 1.Aufl. 1979;

zeitlich bisetWalSIS(G larean und Bonsrenen)fUhrt }tdn·Pi""Bodmo, Chrom- kenundChronisten imSpärrnirrelalrer.(Mo nog raphien zurSchweizerGeschichte, Bd.10 .)Bem 1976 .

11 Pn erRüdt.KanzleiundChronisrikin derspärmiuelalrerlichenSchweiz. in:Can- celleriacculrura nd MedioEvo.Hrsg.v,G.Gualdo.Ciuädd Vat ican o 1990. 119-136 ;RLguLJSchmid;Bundbücher.Formen. Funkt ion enundpolitischeSym- bolik.in:DerGeschiebesfreund153.2000.1.•U-1 58;din.•Die Ch ron ik im Archiv.

Amtl icheCescbichrsschreibungund ihr Gebrauchsporenrialim Spärmirrelaleer undin der frühenNeu zeit ,in:Gudrun Gleba (Hrsg.L lnsrrurnen ralisierung von Historiographie imMirrelalrer=DasMirtelalterSI1, 1000,115-138.

13 DieVorwürfe gegendieEidgenossengehenvor allemau f die Sch lacht vonSem- pach(1386)zurück(DuxLupolduspn$UOS erinsuointnf«tus)und werden im Mani fest Maximilian sI. reichsweit als Rebelliongebrandmarkt, vgl.&rnhdrJ SUttln.Einleitung zuAtgidius]jehudi.ChroniconHelvericurn,hrsg.v.Bemhard Srerder,8<1.3.(Q uellenzurSchweizerGeschich te .F.I,7/3.)Basel1980 .S.37*[;

auchBemhardStmln.Wilhe1mTell- wo er zu finden und wo er nich t zu finden ist. in: HistorischesNeu jahrsbl auUri.1982l83.155. 16 7.hier 164 f.;jetzt &dtR.

}m nJ.Herzog Leopolds 11I.vonÖsterreich Königsfelder Memoria- ZurGe- schichtederBildtafelnundderzugehör igenInsch rift. in: KarharinaKoller·Weissi Ch risrian Sieber (Hrsg.), Aegidius Tschu d iund seineZeit.Ba.se11001, 187-313:

\0gl.auchdie oben.ARm.3.erwähnten Arbeit en.

14 Rück.Kanzlei(wieARm.11).131.

IS TschudianSimler,15.Mai1571.in:}dltobVogtlEgid ius Tschud i als Sr;aa tsmann und Gesch ichtsschreiber.Zürich1856. 170(:-Es möcbeauch vilichr denorten

drucke.Mi! der einen Ausnahmevon Chriscian WurseisensBaslerCh ro- nik von 1580 werden die kantonalen Gesch ichtswerke garerst ab dem 19· Jahrhu nde n ingedruck tenEditionen greifbar.

Darnie ist chroni kalische Geschichuschre ibung anfangs wie in der ganzen oberdeutsche n Srädrelandschafr ein Neben prod uk t von larein - und rechtskundigen Stadtsc h reibern oder Not aren.Diesebrauchen nicht Bürgeroder gar Ratsherren zu sein :Schon der erwäh nteConrad Juseinger stam mt aus Rot eweil und ziehe im Anschluß an seine Berner Tätigkeit nach Zürich weiter, Schwäbische n Urspru ngssindauch Nikolaus Sch ra- din, Valeriu s Anshelm undJohan nes Stu mpf ebenso der Vater Perer- mann Enerlins.Bis zur Reformation sind alsodie Schweizer Orteoffen fürfremdeKommu nikationsprofis.Dann aber ändertsich die Situa tion, Histor iographi e wird zur Beschäftigu ng hoch rangiger Politiker und Geisdic he r und reflektiert insofe rn auch das konfession elle Ringen um Deutun gspr imare. Heinr ich Brennwald ist ein Zürcher Bürgerm eister- seh n, joach im vo n Wau {Vadian) Bürgermeister und Reformator in Se.Gallen.AegidiusTschudikatholischerLandammannin Glarus,Hein- richBullingerals NachfolgerZwinglisAmiscesinZürich.Er istderMoto r hinterden geschichdichen Bem ühungen von JohannesStumpf der sich in dieBürgermeiscerfamilie Brennwald einheiratet, undvon josias Simler, der eine EnkelinZwinglisehelicht.

Human istische Bildu ng wird auch auf den Schwe izer Kanzleien am Ende desIj.)ahrhundenswichti g,undeinGru nd für den Rückgri ff auf schwäbischeSch reiber dürftein ihrerQualifikationliegen.diesieetwa in derLateinsch ulevon Rorrw eil bei Glareans Leh rer MichaelRubellus er- langen können.Grun dsäralieh herrschen aber auch in der Eidgenossen- schafeinmancherHinsicht gure Voraussetzun gen fürhumanistische Hi- src riographie."Städtische Bürger.diewenigstenszum Teilim FernhandeJ involviertsind . bilden diedominante Kraft.Mie ihrer sch riftlichen, auf Präzisio nund Rechenschaft ausgerichteten Kultur prägen sieein Miliz- sysrern,das beruflicheTätigkeitmitöffentlichenÄnnern verbindet.Weit-

beswärlich sin, wannman Ir geschwrone püm nussen inoß nen rruck söh usgon I~n.dicwi.1esirearcanasind. wiewoldiesunsr rnengklichenunverborgen.•

16 Hierzugrundlegend lf-altnRü~. Humanistische Elitenbildungin der Eidge- no~S('nschafrzur Zeit der Renaissance.in:Georg Kauftmann (Hrsg.}, Die Re- nal~nce im Blickder Nationen Europas. (Wolfenbün e!er Abhandlungen zur Renaissanceforsch ung.Bd. 9.)Wiesbad en1991,9S·133jTbomasMdlssm,Huma- nismus,in:Hisrc risch es Lexikon der Schweiz(im Druck);tkn...Lireraru rbe ricbr Schweizer Human ism us, in:SchweizerischeZeitschri ft fürGeschich teSO,1000, SIS-S+4.

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216 THO M AS MAISS EN WESHAL8 DIE EIDGENOSSE N HELVETI ER WURDEN 217

gehendverdrä ngtist die oralund ländlich geprägteKult ur des Adels.der seinen Beru f exklusiv alschr istlicher Krieger lebt. Um Alternativen zu diesemherköm mlichen Ideal aufzuzeigen. bietetsichauch in den nord- alpinenStädten die Antikean.Die Konzilienin Konstanz und Baselfinden am Rande der damaligen Eidgenossenschaft statt, schlagen sich aber nichtdirektnieder.Mindfrisrigwichtigwerdenjedoch dieUn iversität in Basel. die Piccolom inials Pius 11. 1460 gründet. die donige Papierpro- duktion und vorallem der Buchdruck.der Erasmus ansRheinknielocken wird.Die Universitätweistzwarvorübergehendeinige frühhumanisdsche Lehrer auf.etwa Peter Luder oder Johann es Reuchlin,doch herrscht die Scholastik vor."Dieideelle Ausrichtung auf das Heilige RömischeReich ist lange Zeit eine Selbstverständlichkeit: Perervon Andlau begründet 1460 in Basel mit dem Libellusde cesarea monarchiadie deut scheStaats- rechtslehre, und sein Nachfolger als Rechtsprofessor. Sebasrian Bram.

verläßt die Stad t, nachdemsiesich den Eidgenossenangeschlossen hat.

Auslöser der humanistisch en Histori ograp h ie

Die Gravitationsfelder,in deren SchnittbereichBaselsich befindet.sind ausschlaggebendfür die Entfaltung einer humanistischen oderzumindest humanistisch beeinflußren Histo riographie in der Eidgenossenschaft.

Der Friede von Basel beendet im September 1499den Schwabenkrieg.

zweiJahre danach schließtsich die Rheinstad t Olm I}.Juli,dem Tagdes Stadt patrons Heinrich 11., dem Bund der Eidgenossen an. Für die reichstre uen Humanistenin Schwabe n undvor allem im Elsaß,die sich bereits in grenznaher und um so heftigerer Polem ik gegen Frankreich hervorgetan haben ,istderSchweizer Kampf gegen den KaiserHochverrat Olm Reich gewesen, und nicht besserbeurteilensiedenAbfall von Basel ins andere lager. Dazu kommt der Verrat von Ncvara, überhau pt die anfänglicheParteinah me für Frankreichwährendder italienischenKriege, sodaß reichstreue Human istendietkftctio ab imperiobeklagen.

Ambekanntestensind dieVorwürfe im ManifestMaximil iansI. vom 22.April l499 und in den Schriften der Hum an isten Sebastian Brant, Jakob Wimpfel ingund Heinrich Bebel." Das ersteOpfer indieserAus- einandersetzung ist der Luzerner Sch reiber NikolausSchradin. dessen

17 ZumBaslerFrühhumani smu sMarnnSteinmann.Die humanistischeSchrift und dieAnfänge desHumanismus in~I.in:Arch iv für Diplo mat ik 22.1976.)76--

·B7·

18 Vgl.dieEditionvonC/audiusSi~m-uhTni1.nnIThommWiIk/mi (Hrsg.),InH~I­

verlos - widerdieKuhschweizer.Fremd - und Feind bild er von den Schweizern an

-Kron igk- des Schwaben-oderSchweizerkriegs das erste inder Schweiz gedruckte Geschichtswerk ist. In seinen Reimen referiert Schradin die Ursprungssage nachdem vermutlich durchHeinr ich vonGundelfingen verfaßten -Hcrko mrnen derSchwyzer und Oberhasler-: Eingewanderte Schweden unterSwyeherus hätten Schwyz gegründet und danach, im 5.[ahrhundert.Kaiser und Papst im Kampfgegenden heidnischenPürsren Eugen geholfen; die Belohnung habe in den »freyheirren; der Inner- schweizer bestanden • •die keins herren eigen sind.!9Wimpfeling ver- spottet im So/iloquium von 150 5Schradins iniectioa: Die rxrmtioSuiten- siumseienfabularanilaundphantasticorum somnia;keine hystoria.Wer ist dieser Papst,derdie Schwyzerprivilegiert haben soll, und wo ist die Bulle?Wer war Fürst Eugen, gegen den sie angeblich kämpften, und überwelches land herrschte er?Patnnpt'Slau nondumeranrbt'/Iacantra gmti/nipsisChristianis.Nonsatiscomodeadaptasti tmzporaadnugastuas, Nyeolar Schradyn.Im Urteil des gewand ten Po lemikers entlarvt sich ein Apologet derUrsprungssagen als historiarumomniumigna rus.lO

anrieidgenössiscben Texten ausder Zeit von 1)86 bis IB2. {SchweizerTexte.

Bd.I).) Bem199 8.FürdasFolgende Stm,",Einleitungzu TKhudi, Chrcnicon (wieAnm.I)), Bdj,76--81-; P~UTOchmJbdn,Jakob Wimpfd ingsliterari sche Fehdemit den Baslernund Eidgenossen,in: Basler Zeitschrift fürGesch ichte undAltert ums kun de79, 1979.)7-65;Din erMm ms.MaximilianI.unddasElsaß.

in:OrteHerdin g/Rainer Sruppe rich(Hrsg.),DieHumanisten inihrer politische n undsozialen Umwelt. (Kommission fürHumani sm usforschu ng.Mirteilun g ).) Bonn1976,177-201.Zuden drei gena nmen Humanist en auch dieBeiträge von DieirrMm mJ. Hermann Wirgandund Klaus Gm/in: PaulGerh ard Sch m idt (Hrsg.). Humanismu simdeutschen Südwesten .Biog raph ischeProfile.Sigma - ringen 1993.)S-S7(Wi m pfdi ng), 77-104 (Brenn, 88f zur Schweizerpolemik).

170-194(Bebel):zu Diebold Sch illings Auseinanderserzung mit Brant p(t" ach- smbein,Sebasrian Branr sliterarischePolem ik gegenden EintrittderSchweizin die Eidgeno ssenschafe.in:Dapbnis 9.t980 .42.7-« 3.

19 Nikolaus Schradin. Kon igk[sie] dißkiergs [sie]gegen dem allerdurehlüchrigisten hernn Ramschen koni g alserraher raogen zu Osterich und dem schwebysche n pund t..., SUISC't' rsoo,fol.avj-bij.ra.Vgl.A/bn-rBruckn" (Hrsg.).DasHerkom - mender Schwyzer und Oberbasler. (QuellenwerkzurEntstehung derSchweize- rischenEidgenossenschafe.Abt.111:Chro niken und Dichrungen.Bd.2.2.)Aarau 1961. und dazuGU]P.Marrhal. Diefrom menSchweden inSchwyz.Das-Her- ko mm ender Schwyzer und Oberbasler-alsQuelle zum schwyaeriscben Selbst- verständn is im IS.und 16.jahrh unde rr.(Basler Beiträge zur Geschichrswissen- schafi,Bd.1)8.)11=11976.

20 Auszugsweise inSü m -u hmAnn lWilklmi,In Helverios{wieAnm.18).162-217;

zur Polemik gegen Schrad in 164. 172, 191. 196 und bereits im \X'id mu ngs- schmben:]alrobWimpftling.Briefwechsel.Hrsg. v.OnoHerd ing/DieterMertens.

(O pera selecta,Bd.).)München 1990,

s8s .

ZumSoliloqllium.au~rOclnmlmn.

Wimpfelings Fehde(wie Anm.18)die umfassen de Analyse von CU] P.MaTrhal.

(5)

218 THOMASMAI SSEN WESHALBDI E EIDGE NO SSEN HELVETI ER WURD EN 219 Wenigbesser geh tesder ersten umfassenden Geschich te der Eidge-

nossenschaft. die ebenfallsein Luzerner Sch reiber. nämlich Pererman n Enerlin.verfaßt.Erschilde rtdieongogmtisnach dem \f~issmBuchvon Samen." Der schwäbische Hum anist Heinrich Bebel stelle im Rahmen seiner Lobschriften auf Deutschland,Schw aben,Kaiserund ReichEuer- linsSagen über Schwede n.Goren und

.Hunne~ blo~ : ~bsur~ a fü.~lia

ma asqur !lugas blactmu. DasElaborat seilügnerisch.InSIC~ ~vlderspruc~­

lieh und widersprecheallerChronologie.esenthalte

falsa. sibi

"pugnan~.

contraomnem rerumetumporurn seriem,conuitia,contu mdiaertcompoSlta mendacia:Wie Schradin steht auchErterlinalsauctor

ille

TYrUm

&

histori- arum omnium imperitissimusda.deralsJabUltztOT

6-

idiota

0-

apenissime contra ueritatem mulrisin10mgarriizr.zz

DieAnfängeeiner»nationalen«Histo riograph ie gründenalso i.n.~e~

Konfliktlagenum1500.alsdie plötzlich undvorübergehendzurmilitäri- schen Großmacht aufgestiegene Eidgenossenschaft im inrernarionalen Umfeldwahrgenommen wird.Damit wird das starkeBedü rfnis von innen und von außenansieherangetra gen. sich ineine rhistorischen Form zu präsent ieren,diederjenigen ähnlich ist,welchedieFürstenund mächtigen Städtepflegen, dienun unterGleichwerd gen diplomarischeKomaktezu den Eidge nossen aufnehmen. Die Innerschweizer~ründungssage~. der Rückgr iffaufeponj-rneHeldenund Diensee fü r Kalsertu~ und KIrche.

istdertraditionelle,»mittelalterliche« Versuch. sich übereme vornehme Abstammu ng zu nobilitieren . Diedahinterverborgene Logikems~riche einer aristokratischen Kultur, die Ahnenreihen über Generanonen

Belturnjusru m ccnrrajud iciu m belli.Zur [nrerpreearion vonJ~k~bWimpfdings am ieidgenössischer Streitsch rift -Soliloqu ium pro pace ChTlStl~~orum e~ pro Helvetiis ur resipiscan r ...• h50 s}. in: Nicolai Bemard/Q uirinus Reich en (H rsg.), Gesellscha ftundGesellscha ften.Festschrift Ulrich Im Ho f.Sem1982•

114-137. J

21 Pf1nm4nn&tnün.Kro nica vonder lobliehenEydtgnoschaft.jr harkom roenun sustseluam srrinennundgeschichten.Bearb.vonEugenGruber. (Quellenwerk zurEntstehu ngderSchweizerischen EidgenossenschaftAbt. 11I.3·)Aarau1965.

28f.fürdieAbhängigkeitvomWriJsmBrKh. .

22 Hri71ri~h&bt-J.CohoreatioHcI..-eric rumadobedienria mimpe rij'De laude,ann- quitare.imperic,vicronjs.rebusquegesiis..-eteru m Germanorum, in:ders.,~ sequentia. Pforzheim1509 .fol.li~rlv.Auch ~ohannn I!au~krw(be2iehu ngswe::

seinHerausgeber Nikolaus Basellius).Chronicarumh~s[Onarum~und.~mvo • men.Tübin gen1516,fol.CCXLW-CCX LIII.polernisiert gege~die~run~un~

sagen,dene ner-nachFelixHemmer!i-.d ie ebensoabentet.terllch~ Ruckfüh:r~

...on .Schweizer.auf unterdemkarolin gischen Joch_schWitzende_Sachsen zieht,

mündlichüberliefertund diesemehr oder weniger küh n mitdenzentralen glemenre n der Profangeschichte verknüpft: Noah und japhet. Troja.

Alexander,Rom undCaesar, Anila.Karlder Große.Gen fried von Bouil- lon und Fried rich 11. Dieprominentes te nBeispielefür dieseTechniklie- fern die Habsbu rger und Kapeti nger.die sich ebensovon trojanische n Flüchtlingen herleiten wiedie Venezianer. Historische Exaktheit ist bei den genealogischen Konstruktionen nicht gefragt und in denJahrh un- derten vorGuren berg auch kaumüberprüfbar.dieallen vertrautenNamen bürgenschon für Plausibilirär.

Doch der Innerschweizer Versuch. sich übereine Herkunftssage zu nobilit ieren. scheitertam gut begrü ndetenWide rspruc hder rechtsrheini- schen Human isten . Die Krit ik der Gründungslegenden. wie sie durch einegedruckt vo rliegende und dam it leichtzugängliche.reiche Überlie- feru ngmöglichgewordenist.stellteinPropriumder humani stische n Hi- storiographie dar. mit dem dieTrägerder neuen Bildun g gleichsam für ihre (dejlegidmarorische Kompetenz Werb ung betreiben:Sie können - wie Piccolomini gegenübe r den Böhmen - historische Fiktionen der Gegner entlarven und verspotten. sie können aber nötigenfalls auch.

dank ih rermethodischenSchulungund dembreitenWissen,Fälschungen anfertige n.dienich tmeh rsoplumpsind. daß siegleichaufgedeckt wer- den - Annius vo nViterbo in dasberühmresreBeisp iel.und inderEidge- nossenschaft wäre Aegid iusTschud i zunennen." Der Erfolg italien ischer Humanisten im Ausland liege:geradedarinbegrü ndet.daß siedienatio- nale beziehungsweisedyna stische Überlieferung überarbeit en. von ver- fangliehenEpisoden befreien oder diese - wo derVerzichtallzusch merz- hafi: erscheint- wenigstenskaschieren und mit solcherleineubegründeten und stilistisch überzeugend en Werken die italien ische n Kriege ab 1494 kulturell begleiten. Fü rdieseAufgabeziehen Filippo Buon acco rsinach Polen und Anto nio Bonfini nach Unga rn.PolidoroVirgilio nach Eng- landund Paolo Emilio miteinigenanderen nachFrankreich.Und derselbe Impuls treibeAegidiusTschud i,der am RandeseinespersönlichenExem- plars des-Herkom mensderSchwyzerundOberbasler-notiert,die«hisro- ry«sei»nir wahrhaffr... nach rechnungderritt und der jähren,so die selbenbepsrundkeißergeleprhand•.Docherhat dieLösungbereit,die weiteruntenerörtert wird.insofern-dieUmer, SwirterundUnderwald ner vileinelter volcksind dann eshierin n meldetundkomennie weder von Swedien noch von Ostfriesen.dannsisind vonrechtenaltHelvetier.dar-

23 Dazup~u,.Stadkr.Einleitu ngin TKhudi.Chronicon (wieAnm.13),Bd.I,34·-

37*.

(6)

220 TfIO MASMAI SS EN WESHAL B DIE EIDGENOSSEN HE LV ETIER WURDEN 221

von dannJulius CesarderRömerclarlichensch ribt«.14

An

die Stelleeiner sagenhaftenorigo gmtissollenalsodie durchhoch rangigeAurorirären

be -

legtenindigmar. die Ureinwohnertreten- genau wie esdie süd wesrde ur- sehen Humanisten um Wimpfdingund Bebd in Bezugaufdie

Germam

vorgemacht haben."

Die humanistische Überlieferungskritik ist damit als methodische Voraussetzung von innen- und auße npo litischem Herrschaftswissen zu verstehen. was ihre Artrakrivitat auch fü r die Eliten der Eidgenossen- schaft erklärt- zumindestfür die städtischen undgebildeten.Der direkte Einfluß von Italienern ist dabei eher schwach,doch verbringen einige schweizerischeGelehneStudienjahre inItalien,soAlbrechtvon Bonsrenen undConradTürsr.Etwas späterzieht das erasmian ische Basel vielejunge Eidgenossenan.undVadia n wird1515Rekto r inWien;ande reziehen wie Glarean nach Paris.und Aegid iusTschud i verbringtseineSöldnerzeitin Frankreich mitdemKop ierenalterInschriften.Eherindirektwirkt aller- dings das italienischeModelldurcha us.jaes bringterstdenGegenstand all dieserAutorenhervor.BiondosVerbind ungvon Hisror io-,Erh no- und Topographi ein der!taliaillustratavon1448/ 53 bildet wiebei Hartmann Sehedei.Bearu sRhenanusundanderen Bemühungen umeine Germanie illustrata das Kern anli egen aller eidgenössischer Autoren bis Tschudi.

Dafür mußvorerst einmaldie antikeunddannauch diemittel alterliche Überlieferu ng gesichtet undgeord netwerden .wobe idiemeisten Huma- nisten dieGegenwartwoimmermöglichin den exemplarischen Katego- rienderAntikeerfassen wollen - einsehe...ieriges Unte rfange n. wie Seba- srian Mün ster weiß: Torqurnsurhicmirum in

modum

Historiograpbi

&

Grographi. cum indicare oolunt.quam quis populusGermaniae obtinuoit paru m.

er

in quodaliud vocabulum priscumsuum nomen abirrit.l 6

\Viein Deutschland.sostellt dasProjekt einergesam teidgenössischen Gesch ich te eine kollektive und nach der Reformatio n kon fessionsüber- greifender Bemühung dar. Um 1520 beteiligen sich - als vorgesehener Hauptautor- der Glarne rHeinrichLoriti(Glarean)sowie der St.Galler Vadian,der LuzernerOswald Mycon iusund der Freiburger PeterFalck daran: in den dreißigerJahren stehenTschudi,Glarean, BeatusRhenanus

24 Herko m men(wie Anm.19) ,74-76;vgl. Tschudian Sirnler,12.Oktober1568.in:

Vogt"!Tschc di(wieAnm.15).254· .

25 FürdieseGegenüberstellungMÜl1kkr /Gronb"Kt r/Maytr.Nationenbildu ng(wIe Anm.6).2.35-261;vgl. etwaHein riebBebels um1500verfaß teDrmonstratioGd- manornHindigmas.in: &~LOpera(wie Anm.22.).fol.diijt-eij.

26 ~bastianMümttr.Germaniae... descriprio.BaseiI SJo .12.

undSebastian Münster in Verbindungmiteinander.In den vierziger Jah- ren wird garein Preis ausgeschrieben für die Niedersc h rift derHistorie Helvetiorum;und im Hinb lick au fjoh ann esStumpfs Chronik von 1547 entfalt et sichein Netz von Zuträgern .dasin Zürich von Bullinger und dem Drucker Ch risroph Proschauer koordiniert wird und neben dem Antistes selbstVadian .Tschudi , den Konsranzer GregorMangold. Seba- srian Münster,Niklaus Briefer und Conrad Schnitt in Baselsowieviele ande re Autoren umfaße." Um 1570 stehen erneut Tschud i und Josias Sim lerin regemAustausch.an dem auch Bullin gerteilhat.Dem Zürcher Sim lerarbeitenauchVadians geistiger Erbe,der Sr.Gallerjohann esKess- ler. der BaslerThemas Platter,der oberste Dekan von Rem.Joh annes Haller, undder Bündner Ulrich CampeIl2U, währendTschudiauf die Hilfeder LuzemerZacharis Bienund JOStvon Meggen zählen kann.II

27 Für den Preis:~bastianMünsttr.Briefe.Hrsg.u.übers.v,Kar!HeinzBurrneisrer, Ingelheim1964,95(Münsteran Pellikan,9.Februar1545);tu Stu m pfsNetzwerk:

GUStilVMülkr,DieQuellenzur Beschreibung des Zürich-undAargausin Johannes StumpfsSchweizerchronik.Zürich1916;zuStumpf undVadian:WtrntrNä.f.Va- dian undseine Stad tSr.Gallen.Bd.2.1518'1551 :Bürgerme ister und Reformator von Sr.Gallen.Sr.Gallen 19S7.}77-421;}oaehim Vadian,Deutsche histo rische Schriften.Hrsg.v.ErnsrGörzinger,Bd.2.Sr.Gallen 18n .XXXVI-LXXXV;Ernst Gn-IHmJRüsch.Vadian sSchriften übe-r die StadtSr.Gallen und überdenobere Bodensee. in: SchriftendesVerein sfür Geschichtedes Bodenseesund seiner Umgeb ung117,1999. 99-155;dazu RudolfGamptr.VadiansArbeit an derBeschrei- bungdes..Oberbodensees-,in:ebd.•157 -165;für diekurzeGlarnerGesch ichte.

dieTschudiStumpfschi ckt :l'ogtlTscbudi{wieAnm.15).201I.(Fastnacht1545);

ebd..196.198(Briefvon 154S). für TschudisKontakt e mit Briefer.Zu Briefers ChronikderBasler Bischöfe(1S46)und anderen BaslerQuellenfü rStumpfAugurr Bemoulli;DieBaslerQuellen zuStumpfs Beschre ibungder Eidge nossenschaft.

in:BaslerZeitschriftfürGeschichteundAltertumskunde11, 1912,244-252;vgl.

auch dm.•NeueresüberStumpfs Basler Quellen.in:ebd.13.1914.191-19 3;2U denWalli~rVorlage nCathtri ntSantKhi.Stumpfer I'histo riographie valaisanne, in: Vallesia 24.1969. In -210; fürSchaffhauserQuellen und Stumpfs Gewährs- mannMani nPeyer RuaolfGamptT.DieHandschriftenderSchaffhauserKlöster.

in:ders. /GabyKnoch·Mund/MarlisSräbli,Katalogdermittel alterl ichenHand- schriftenderMinisterialbiblio thekSchaffb au sen.Dietikon1994.52.

28 Vgl, auch SrenlersEin leilungen zu TJehru/i.Cbronicon (wie Anm.13). Bd.2.

90---93-'Bd.}.119--12.5·; Vogt"lTschudi (w ie Anm.15).II};jetzeauch Christian Sit,,".BegegnungenaufDisrana-.TschudiundVadien.in:Kolkr/Sitbtr.Tschudi (wie Anm.13).I0 7-1}8.Campelfstü rzesichseine rseitsauf Tsch udi und Stu mpf undschicktseinWerkSimlerund Bullinger zur Begutach tu ng.Bullin ger emp- fiehltihm wieinSirnle rs Valksia.auf dieTopo graph ie auchdie Geschichte des Landsfolgenzu lassen;vgl.UlrichCamptllRaetiaalpestrisropographica descrip- rio.Hrsg.v,C.J.Kind.(QuellenzurSchweizerGesch ichte. Bd.7.) Basel1884.

S.XIf.

(7)

222 TUOMA SMAI SSEN WES HALB DIEEI DG ENO SSEN HELVET IER WURDEN 22)

In einem frühen Brief.der diesegemeineidgenössischeTätigkeit- vor- erst folgenlos - stimulieren will.schreibt Peter Falck1519 an Vadian , es gehe um diedrfmsio... adienus UlsmrhmanossiveSvt'VOJ;undgleich~itig besch reibt er neben der historiographischen auch die topographische Aufgabe.zu dererselbsteinen Teilbeitragenwill:situmHeluetiar nostrae

ad

vtTam formamrosmographüu"digmdUm.19An welchesPublikum die Autoren bei dieser doppelten, sowohl geschichd ichen wie räumlichen Erfassungder Heimat denken,zeigtsich beidenWidmungen.diesich überwiegend an einh eimische Notabeln richten. oft auch an die ganze Eidgenossenschaftoder dieTagsatzung- so diegedrucktenBücher:Schra- dins-Kronigk«des Sch\\'3benkriegs. ErterlinsKronika,GlareansHeloaiae

dacri ptio

undStum pfs-Gemeiner loblicher EydgnoschafftSrerren, Landen und Voelckeren Chronick«.Nur die Früh hu man isten Bonsterren und Türsreignen die geographischen Beschreibu ngen ihrerHeimat fremden Herrschernzu.dem Papst.Ludwig XI. und VenedigbeziehungsweiseLu- dovicoMoro und Maximilian I. Und alssichValeriusAnshelm an Papst, Kaiserundallerchrisrlichsren Köni gwendet,sobieteter keineeidgenös- sische.sondern eine universale Geschich tean,denposthumen Czta/ogw annorumvon 1550.in dem selbst Berneheram Rand vorkommt.

Noch klarer wirddie Intention der Werkedurch die Sp rachenwahl:

Siesindzumgrößten Teilauf Deutsehgeschrieben.DieEidgenossen sollen aufdiesemWeg über ihrHerkommen aufgeklärt.dieanderen.mißgün- stigen Deutschendagegeneinesbesseren beleh rt werden.DieseIntentio- neninspirierenbereitsdieersten gedruckten GeschichtswerkederSchweiz.

Schrad ins -Kro nigk- des Schwabenkriegs und Errerlins Kroniha; dann für die im eigentlichen Sinn historischen \VerkeVadians, die in Zürich verfaßten Chroniken von Brennwald.Stu mpf undBullinger,ValeriusAns- helmsBerner und Ch ristian \Vursrisens BaslerChronik sowieTschudis Chronicon.Dassind Autoren,diedurchauslateinischschreiben könnten:

Vadian verfaßt in der Gelehrt enspracheseine wissenschaftlichenWerke.

erwa die Epitometrium terraepartiumvon 1534, und auf lateinischer- scheint1550auch AnshelmsCatalogm annorum.Latein istgru ndsätzlich die Sprache der ropo- und geographischen Arbeiten, welche die.Eid- genossenschaftundihre Zugewand ten im übrigen Europapräsentle~~:

Alb recht von BonsterrensSupmorisGff11JI1n uuconfo~d"ationi$

dncrtptlO

29 Joa~himVaJian.Briefsammlung.Hrsg.v.EmitArbenz..Bd.2.(Mitteilungenzur Vaterl ändischenGeschichte,Bd. 25.)Sr.Gallen1894 , 217f.(N r,141,18.Februar 1519).

(1479)und Türm De situConftednatorum(t495-97).diebeide auch in einerdeutschenFassung vorliegen.dann Glareans 1514gedruckteH~/vnia~

,u,mptiound Ulrich

Campells

Raetiae

alpa tris

topographiea dacriptio (1570-72).

DessenVorläuferverfaßt Tschud i bereits1533 als»Alpisch Rhaeria« als SebasrianMünsterdenText in dieHändebekommt.bitter erzuerst Gla- rean umeineÜbersetzung,um dann. als dieserabwinkt .dasBuch1538in seiner eigenen Übertragung auf Lateinisch herauszugeben.Tschudi be- klagt sich später über die angeblich ohne sein Einverständnis erfolgre Edition,weilernoch Korrektureneingefügthätte. Dank Münsterwird aber das Werk einem internatio nalen Publikum zugänglich, und dies ist auch dieerklärteAbsichtdes Ingelheimer Geographen:promeaoiriii fibrum uerti, utetiam ab

Italis ,

Gal/is atquea/ijsexterisnationibus/egi PO$- ut)OAus ähnlichen Überlegungen wird JosiasSimler 1576 sein -Regi- menr gemeiner loblicher Eydgnoschafh«auch als De republica he/w - tiorum herausbringen.Ausseinem Projekt. Tschudis Ga/lia Comataauf Lateinisch zu-rransferiren-, wirdhingegennichts,ebensowenig aus einer postumen Verwertung von Tschudis Marerial für eine »gann Hisrory gmainer Eidmoschaßt in Latin- ."

So

rich tet sich von den schweize- rischen Geschichtswerken dieser Epocheallein SimlersRapublicaH~/1H­

tiorumaneine internationaleGelehrt enwelt.allerdingsmit- bis zur letzten latein ischenAuflage von1734- anhaltendem Erfolg.

)0 FürdieGlarean übersand teundvon ihman MünsterweirergeleireteHandschuf Glarean s Briefevom 7.November 15}6, 5.Juni 1537 und8.April1538in: Emil FranzjoiifMül/rr,Glarean undAegidius Tschudi.Ihremenschlichenundgelehrten Beziehungen.Mil)8BriefenGlarean'sausden JahrenIH3bis 1561. Fribo urg1933, hier)8-.U (Separatdruc kaus: Zeitschrift für Schweizerische Kirch engeschicht e 27, 1933); für die KlageTschudisgegenüberSimler, 28.Novembe r 1565, IIogt'l Tschud i(wieAn m.15),S.238f.TschudisKlagenwerdenstark relativiertvonWil- klm O«hs/i.Zum Druckvon TschudisRhäria, in:Anzeiger färschweizerische Gesch ichte.N.F" 7.1894 -1897.192-198.

)1 Vgl.Neun ungedruckreBriefe Aegid iusTsch udi's an josias Simmler,in:Archiv fürSChweizerischeGeschichte4, 1846,1 65-195,hier 191;TschudianSimler,I.Ja- nuar 1572.dem erdas\\;'erk zu rÜbersetzungüberlassenwill:-Disalleswurdein sonderbaropus.unddenLatinischenanmutigerdanndentürsehenzulesen ,wie- wolmin gediehesogrob undungeflissen...daseswa l emendirensin formlie he Rhet orische gesrahzu stellenundabzekürrzen nothdürffiig.•Vgl.ebd.,z81.Sim- lersBrief vom2.8.Feb ruar 1573,nach TschudisTod,undseine Bemühunge n,»un- serbeiderFümemroen,das nich tsdesrwenigerouchin Larin den Frömbden zu dien st allesmitguterordnun gbescbriben wu rd•.

(8)

THOMASMAISS EN

WES H AL B DIE EIDGE N O SSEN HELVETIER WURDEN

225 Geographische Erfassungund Benennung

Der historischen und staatsrech tlichen Besch reibu ng der Eidgenossen, schafr, wiesie Simlerleistet. muß dieräum liche Erfassun gdesGegen- standsvorangehe n.die ein Jahrh u nd en frühereinsetzt. kurz vorder Er- weiteru ng der acht altenOrteum Fribou rgundSoloehurn.Albrecht von Bo nsterrenhat inFreiburg im Breisgau.Basel und Pavia studie rt undver- faßt die erwäh nt e Suprrioris Germaniae confordrrationisdescriptio 1479 auf Lateinisch.Die\Vidmungsbriefe an den Dogen .den Papst undden Köni gvo nFran kreichrüh mendreiJahrenachden Siegen über Karl den Kü h nen die Superioris AlamaniarConfortkratorummaiortiagrstil et ex- bausta bella;-der OberrürscheirErdgnosschaftst ritba rkeitund usserharten kriegen... \Verwünschte sich nich t einen ku rzen übe rblicküberdieses Volk (gnlS),seine Geb iete, Sitte n und Geschichr er" In seinen Briefenan diemächtigen Pot entaten wählt Bon sretten ident ische Formul ieru ngen undzeigtdamitseineAbsicht:Die plötzlichin denwelschen Landenbe- rühmtenSieger über Karl den Kühnensollen ihren Platz auf den land- karten erha lten.

ZudiesemZweckerfaßtderEinsied ler Benedikti ner1479den Städ te- und Länderb u nd. ein Prod uktderLand friedensbewegun g. erstmalsals Territo rium. Entsprechend dem mittelalterlich en Weltbild geh t er von einer sogenannten T-O-Kaneaus:In das O.den vollkommenenKreisder Erde . ist ein T eingefügt. das die drei Kontinent e Africa(oben). Asia (links)und Europa(rech ts)voneinander tren nt.Auf einerweiteren Karte ist inn erhalbdieses T Eu ropa durch einweiteresT aufgetei lt.womitdie moppa mundieinesogenannte-sn us..-Kaneintegrieren kann: Den oberen Querbalken bildendie Alpen.die Italien abtrennen;die vertikale Linie entsteh t du rchzweiFlüsse,Rhein und Limmar,welchedieGrenzebilden zwischenAlamannia(_Türschlan d..)und Ga/lia.Im Ansch luß anAng/ia und Hispanissind Gallia. Germanis und ltalia auch diedrei Karten ,die in der vielfachaufgelegten CosmographiadesProlernausOlmAnfangste- hen- in sie gliedertsich im wesentlichen derKontinent.Erstmalsgedruckt wird Ptolemaeus1478inRo m.alsounm itt elbar vorBonsterrensNieder- schrift: Die Ehxtiisind aufder Gallia-Karte (Tn1ia EuropeTäbula)zwi- schenAlpenund Jura vermerkt.dochauf derGrrmania-Kartefind etsich auch ein rechtsrheinischer Errmuselueciorum im Gebiet des Schwarz-

Jl Albm-hrI'tm Bomrmm.SuperioeisGcrm~ni~1:co nfoederarion isdescriprio(Be- sch reibe ngder Schweiz).in: ders.•Briefe(WII:Anm.10).1I7-167.hier 216(;der Brief an den Dogen hs. Februar 1.178. eigendich aber 1479) lateinisch und deut schrbd.,IIJ·1I6.

wald~.}jEntscheidend ist,daßim Spä tm ittela lter dieRheingrenze alsun- bestrl.uene Scheid eliniezwischen Gallia und Germa niagilt ; diese Vor- gabeIst auch für die Eidgenossenbei ihrergeleh rtenSelbstvero rt ung un- umgängl ich.

. ~nstetten.verw~ssen diese Grenzeallerdi ngs, indem erzum Rhei n die Lim mar hinzunim mt. ImEinzugsge bietdieses Flusses istfür ihn die Eidgenossenschaftzusituieren, dieder Einsiedleraufeinerweiteren Karte inKrei.s~or~ präsentiert : Rrgina mom,diebeim Vierwaldst att ersee gele- gene Rigi,bildetdas Zent rum;oben.im Süden.liegtUri, unten. im Nor- den, Zürich, links. im Osten Olarus.Schwyz undZug. und rechts, im

\'(festen.Un terwalden. Luzcrn undBern,Die eidgenössische nLandebil- dendenpunctus divisionis

Europe ,

ents prechendsindsieund namen tlich die Rigia.uchcar

a

punctusmedius;-dasherzund derpunkr desmittels..

des Kontinents.Wen n Rhein und Limmar die Grenze bilden zwischen AJmr.annia

.~nd.

GaUia,

~ann

gehören die Eidgenossen größtenteils zur GaU/d.Tatsach lich schreibt BonsrenenvonZürich, dasauf beiden Seiten derLim marliegt.der größe re,nördlicheTeilliegeinSteoia;im-Swahen- land..,die mindere. südliche Stad t..ufder Gallische n siren..(Gal/orum la~). Dort.müßte. mankorrekte rweiseauch dieübrigen der zudiesem Zeupunk~sieben e.,dgenössische n Orte siruie ren: Sie liegenallesüd lich und westlichderLimmar. Doch Bonsterrensprich tselbstvon nosTheu- tonrsoderineineranderen AbschriftnosAlmani;swirTürsehen..,die sich auchmoreGrrnumorum...nachTürsehensirren..kleiden . Schließlich heiß t auch der Bund Superioris AlamaniaeConfordrratorum. »Oberrütscheir Eydgnosschafie.s-

Scho~mitdem ersten Versuch. dieseEidgenossenschaft geo- undkar- tographischzu erfassen,stelltsichdas Problem.daß dieantikeÜberliefe-

~n.g: w.e1cheden Rhein als Abgrenzun gder rö m ischen undgallischen

Zlvll.~satl.on

vo n den

g~rmanischen

Barbarenbetont,ineinemSpann ungs-

verhältnissteh tzurmirreialreriichen Realität:Imschweizerischen Mittel-

JJ ClaudiusPro~nn.,Co!>mog raphial:. Rom 1478.ND Arnsrerdam 1966;rurden EnmusIHItYCIOTJ.IMvgl. Täcirus,Cerma ma.c.18.

34 Somrm.m. Descripno (wie Anm.10),219 (, 147, 2S0-1S1, 26S:eine moderne N~ch~lchnungder~anl:~ beiAlbn-r vo" Sommrrn. lX-scriplio Hel...eriae,in:

,~ut~llungl:nderAnt~qu.1nschl:n ~lIschaftin ZürichJ.1847, 9J-IOS,hier101;

dll:BilderausderPariserundRömer Handschrift beiClaudiusSir,,"-uhnumn.

Albreche

'· 0 ."

8onsl~~l:nsgeographische DarstellungderSch",-c=izvon 1479.in:

Carrogra p hicaHd"'~1Q16.1997.J9-46.hier.p,.u;vgl.tkn.,DieEidgeno ssen- sc~aft 14~9undEuropaOlmEnde des zo.jahrhundens.Zur ErfindungundRI:- p~asl:nta~lon von Landern. in: traverseJII994. 178-194.18S zurmoppo mundii ssn us__Karre.

(9)

226 THOMASMAISSEN WESHALB DI E EIDGENOS S EN HELVETIERWURDEN

land haben Völkerwanderungsstäm medieSprach- und Kulturgren zebis zurSaanevo rgescho be n. weildieBurgunderim Westenromanisiertwor - densind. dieAlemannen im Osten dagegenan ihrergermanischenSprache festgehalten haben. Piccolom ini hat eine unter ethnographischen Ge- sichts punkten kaum überzeugende Lösung:

Heluaii

quoqur.gmr antea Gallica. in Germanos rransivtTr.3SHieronymusMünzerumgehtdiePro- blem atik aufseiner Karte für Hanman n Schedels Weltc h ro nik üb"

chronicarumvon1493. indem er- wiedie früheren Ptolemaeus-Edit io- nen - die -Sveiraer- im lin ksrhein ischen Raum einfügt, doch ih rland noch namenlos im Sch nittraum von BurgundiaundSwrviabeläßt- ein Volkist alsoda,abernoch kein Land.J6Alsder Zü rcher Mathematik er undArztConrad Türsr um 1495die erste wissenschafel iehe.mitGradn etz versehene,detaillierte Karteder- inzwischen zehnönigen - Eidgenossen.

schaftzeich net,greifteraufCaesars &/Ium ga/licumzufÜck.Seit der Edi- tioprilletpsvon 1469 istes inzahlreichen Auflagen erschienen. ab 1477 auch mit geograp hischenRegistern,welchedieBezugn ah me zurGegen- warterlauben.Imersten Buch meint Caesar,die ciritasHeluetiabestehe ausvierGauen (pagi) , doch nennt ernu rzwei, den pagum TIgurinum und Vabigmum. an anderer Stelle noch die LepontiialsAlpen bewohner bei denRheinquellen.Türst gehtvon drei Gauenaus, die eride nt ifiziert als den Zürichgau (pagus rigurinus),den Birggöu w in der Inne rschweiz (paguskopontinus)und den bernischenAargau.denTürstpagum htlwtium nennt. Ents prechend setzt der Zürcher Arzt auch die

Hd oaii

site

Con-

fotdaati mit den..Ergöuwern undEydgnossen-gleich.vErwazurseihen Zeit not iert,ebenfallsinZü rich. derhuman istisch gebildete KaplanPerer vonNeumagenin seinem ExemplarvonDe bellogaUieo.einerInkun abel von1482,beiCaesars Satz omnis ciuitas Helietiain quarruor partts divisa tsr. Hodiein octo- womit Neumagendie achtalten OrtealsGauean- sieh t. imübrigen aberterrito riale Kontinuitätposruliert .f

35 Am i'aJSiltius lPiccolomiml.GcrmanialJaltobWimpftling.Respensaer replicae ad EneamSilviu m.Hrsg. v,AdolfSchmide.Köl n/G m 1962.. 48.

36 Vgl.dazu und für die Prolemaeus-Kanen von ca.1480,1482.und 1507Arthur DürstlUgoBonaamJa.DerBodenseemit denangre n zende nGeb ietenDeutsch- lands,Österreichs und derSchweiz inalten Karrendarseellungen.Katalog.Kon- stanz 1975.2.1-2.

37 Conr4aTünl. Desiruconfoedera rorum descripri o.Hrsg, v.G.v.W.und H.W.

(Quellen zurSch weizer Geschich te,Bd.6.) Basel1884.1f..2.2.;vg!. Ct~r, [Je

belle gallico,I,rz. (pagus TigurinUJ);I.2.7(paps Vrrbigm UJ);4,10(Li'pontii). 38 EshandeltsichumdieAusgabe aller Werkevon Gmar,Commenrario ru mde

bellegallico. Hrsg. v, HieronymusBononius,Venedig 1482. (Ocravianus Scores).

Zent ralbibliothek Zü richINKK 2.83.fol.3~;"g!.dazuMi1rrhaLHöllenvner(\\1C

Anm.8).5.aufgmnd eine rBeobachtungvon Rud olf Gam per.

Bonsterren spric htinder Descriptionur von Confiudtrari.nievon Hd- vetii,und erst1492vom..land ederHelvecaen,das ieczdieAydtnosschafr genem me t[genenner] wirte.Auf Lateinisch kannermindestens beizwei seiner Korrcspond ementuaHeloetiorum patriaund- vermu tlichpleona- stisch- Heltetiorum a Soitouiumodialesen."'Wiesie brauch tauchTürst das antike Hrlvtt(ijuJbloß adje ktivisch od er substant ivisch. Der erste BelegfürdasWOrt

He iuecia;

dasdieAntikenichtgekann that. finde tsich allerdings bereits 1458,als Picco lom ini inder Europaaus eigener Erin- neru ngden Zug des Dauphi n Ludwig schildert, dem sich 1444 in der Schlacht von Sc. Jakob beiBasel die Eidgeno ssen entgege nste llen.Enea Silvio behandel tdiesesEreignis imKapitel, das er denFranken in Deutsch- land und in Frankrei ch widmet,undsituiert dieArmagnaken vo r ihrem EinfallinAlseeiecuiquondamHeluecianomrn

Jüir,

tum GaUill(nuneGer- maniciiurisprooinicia.40Um 1490wird dieEuropain Memmingen erst- malsgedruckt.Möglicherweisedadu rch inspiriert.ist dernach Ulmausge- wandert e Zürche r FdixFabri (Schm id)verm utl ich der erste. derinseiner um1489entstandene n Beschreibung Schwabens das\X'on Hdva iaauf- greift und aufdas Land (ft'rra)anwen det.das von den Alpen und dem Rhein zwische n Kon stan zund Basel begrenzt wird.Dieses Land hätten nun die Svitmsnerobert.deren Namen . eine Abwandlung von5"t.!ii.be- reits zeige.daß sieeigen tlich..Schwaben-,näml ich 5wvi seien.Schwabe n reicht fürFabri folgerich tig denn auch von Franken bis zuden Alpen. Heloetiaist derobere(supmo~Teildavon . undseinersei tsistSchwaben wiederum ein Teilderprovincia nostra; Deutschland s,dasFabr iuneinheir- lich Grrmania.Alamannia. Teutonia; Cimbriaund sogarFrancianennt;"

Was alsosind die Helverii, wo liegt Heiveria :im Aargau.wie Türst meint,im Elsaßwie bei Piccolom ini- oderist sie ein Teil Schwabens.wie Fd ix Fabrimeint?Daß die Frage politischbrisantist,weiß Wimpfd ing.

der mit ausdrücklicher Berufung auf diePicco lo m ini-Stellefesthälr,als ..Helverii- müsse man die Elsässer bezeich nen: Vom Oberelsaß. dem Sundgau oder auch der Heliecia; fließe der Auß Alsa w/

Heiua;

die IlI,

39 .Wilh~lm O~dnli.DieBenennungderAh enEidgenc ssenschafiund ihrer Gliede r.

In:JahrbuchfiirSchweizerGeschichte42..1917.89"2.58.hier156;&nsrmm.Briefe (wieAnm.10),88 (AsanioSforza.4-April 1478?),148(Bercheoldvon Mainz,

IZ.Juli1498).

40 En~i1Silt'ioPircolomini;Cosmograp h ia in Asiae& Europae elegami descrip eion e.

Pans 1509 ,124.

41 FdixF.abn-(S<h~ia'].DescriprioSveviae.Hrsg.v.Herman nEscher,(Q uellenzu r Schweize r Gesch ichte.Bd. 6.)Basel188...107 -22.9, hier 12.8-131 ; fürdie Benen - nungvon Deucebland109f.mit Anm.1.12.00124.

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