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Orientalisten-Kongresses legen für die großartige imd vielseitige Entwicklung der orientalisehen Disziplinen ein beredtes Zeugnis ab

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Akten des Vierundzwanzigsten Internationalen Orientalisten-Kongresses.

München, 28. August bis 4. September 1957. Herausgegeben von Herbebt

Franke. Wiesbaden 1959. Deutsche Morgenländisohe Gesellschaft. In

Kommission bei Franz Steiner Verlag.

Diese Akten des 24. Orientalisten-Kongresses legen für die großartige imd vielseitige Entwicklung der orientalisehen Disziplinen ein beredtes Zeugnis ab. In diesem 776 Seiten starken Band gibt es für jedermann etwas, für viele

Gelehrten sogar manches zu lesen: multum et multa. Der überreiche Inhalt

des stattlich gedruokten Buches macht das Eingehen auf Einzelheiten leider

unmöglich, und wir müssen uns hier mit einem rein äußerlichen Beferat

begnügen.

Nach einem von H. Franke verfaßten Vorwort folgt die Organisation des

Kongresses sowie ein Verzeichnis der vertretenen Institutionen (S. 1—16),

dann ein Bericht über den äußeren Verlauf des Kongresses und über Ver¬

handlungen allgemeiner Natur (S. 17—46). Die Seiten 47—738 umfassen die

Vorträge und Diskussionen in den verschiedenen Sektionen. Hier seien zur

Orientienmg nur die Verfasser der in den Akten gedruckten Referate mit¬

geteilt.

Sektion I, Ägyptologie (S. 47—104): J. Ph. Lauer, H. Ricke, S. Sauneron,

P. Gilbert, J. Friedrich, H. Senk, J. Yoyotte, F. Jesi, V. I. Avdiev, H. W.

Müller, Ch. F. Nims, K. Parlasca, J. Vergote, J. J. Clere, M. Malinine und

R. A. Parker, A. Gutbub, G. Thausing, J. Spiegel, H. Brunner, R. A. Parker,

W. Wessetzky, S. Morenz, C. De Wit, P. Du Bourguet, W. Vycichl, G.

Lanczkowski, Ph. Derchain, J. M. A. Janssen. — Sektion II, Keilschrift¬

forschung und vorderasiatische Archäologie (S. 105—187): H. Lenzen,

E. Porada, H. G. Güterbock und Beran Thomas, F. J. Tritsoh, I. J. Bern¬

hardt, G. Dossin, E. Sollberger, B. B. Piotrovskij, J. Lewy, O. Rössler,

C. J. Gadd, D. J. Wiseman, S. N. Kramer, R. M. Adams, V. Korosec,

E. Laroche, W. G. Lambert, R. H. Pfeiffer, R. Walz, W. F. Albright,

F. Mezger, E. A. Hahn, B. Rosenkranz, Fr. Cornelius, I. M. Djakonov,

A. Safrastian, M. J. MeUmk, P. Meriggi, R. T. Hallock, G. A. Melikichvili. —

Sektion III, Altes Testament, biblische Archäologie und Judaica (S. 188 bis

213): R. Largement, J. D. W. Watts, R. Meyer, S. Szyszman, K. Schubert,

S. Zeitlin, H. Bardtke, A. J. Katsh, A. Strobel, J. L. MeKenzie, J. Sehilden-

berger, G. Bertram, J. B. Pritebard. — Sektion IV, Christlicher Orient vmd

Byzanz (S. 214—237): P. Goubert, A. Sigalas, M. V. Pigidevskaja, F. Graffin,

A. Böhlig, W. Till, R. Ibscher (zusammen mit A. Böhlig und C. Colpe),

J. B. Aufhauser, C. Marinesco, J. Leroy, M. Cramer, K. Weitzmaim, Fr.

Feydit. — Sektion V, Semitistik (S. 238—270): A. Dupont-Sommer,

G. Byckmans, G. Garbini, J. Henninger, T. Fahd, E. Ullendorff, S. Moscati,

W. Leslau, B. Kienast, H. L. Ginsberg, A. E. Murtonen, Ch. D. Matthews,

J. Pireime, W. von Soden, S. Streleyn, H. Fleisch, B. Isserlin. — Sektion VI,

Islamwissensohaften: Sprach- und Literaturwissenschaft (S. 271—322):

A. Grohmann, G. Weil, M. S. Scale, S. al-Munagged, G. Anawati, V. I.

Belayev, A.-L. Tibawi, A.-M. Goichon, M.-Th. d'Alvemy, D. M. Dimlop,

W. B. Hennmg, L. P. ElweU-Sutton, A. Bausani, W. 'Arafat, M. I. El-Kettani,

(2)

F. M. Pareja, A. Trabulsi, M. Minovi, L. Veccia-Vagheri. — Sektion VTI,

Islamwissenschaften: Religion, Geschichte und Kunst (S. 323—377):

S. Labib, C. Cahen, M. S. Khan, F. Tauer, I. A. Khalife, W. Fischel, M. A.

Haq, J.-M. Abd-El-Jalil, A. Ali-Zade, J. Smudel-Tbomine, O. Aslanapa,

K. Erdmann, M. S. Dimand, E. M. Chebab, E. Kühnel, K. Holter, M. A.

Marzouk, S. D. Goitein, M. Hamidullah, T. Lewicki, S. A. El Ali, E. A.

Beljaev, L. Massignon, G. Scarcia, D. Sourdel, H. Busse, B. Gray, K. Erd¬

mann. — Sektion VIII, Türkologie (S. 378—432): J. Nemeth, I. H. Ertaylan,

P. N. Boratav, R. Mantran, A. H. Tanpmar, U. Heyd, A. Decei, Ulu^ay,

A. S. Tveritinova, G. Jäschke, B.Djmdjev, J. Deny, R. R. Arat, A. Zajacz¬

kowski, C. Tukin, I. Mölikoff-Sayar, ö. L. Barkan, B. S. Baykal, R. Giraud,

T. Biyikhoglu. — Sektion IX, Iran, Kaukasus und Naohbargebiete (S. 433 bis

025): S. Nafioi, E. P. Anklesaria, H. Seheel, G. Redard, A. R. Farhädi,

W. Winter, G.-P. Ulfat, A. M. Mirzoev, M. Bäqir, E. Yar-Shater, R. N. Frye,

H. Seiler, L.-I. Ringbom, G. G. Cameron, K. Erdmann, A. Sami, ,J. Duchesno-

Guillemin, M. Mole, D. F. A. Bode, M. Mo'in, C. Colpe, J. E. M^nard,

L. Vanden Berghe, J. De Menasce, B. G. Gafurow, M. Mokri, J. Braginskij,

V. Melkonian, A. M. Belenickij, L. Edelberg, A. Schäfer, W. Lenz, B. Göbl,

H. Humbach, A. Afghab, I. M. Djakonov. — Sektion X, Indologie (S. 526 bis

692): C. E. Godakumbura, K. Fischer, E. Conze, B. Sohlerath, J. Gonda,

V. Pisani, A. Master, G. T. Artola, P. H. L. Eggermont, R. M. Smith,

L. Stembach, F. Lessing, W. Ruben, V. L. Joshi, A. Kunst, P. S. Jaini,

S. K. H. Peter, Prinz von Griechenland rmd Dänemark, K. Bruhn, W. N.

Brown, M. filiade, B. Heimann, A. Basu. J. C. Heesterman, S. Biswas,

G. D. Gaur, V. W. Paranjpe, J. Burton-Page, T. Mukherjee, F. Wilhelm,

V. V. Balabusoviö, B. Bhattacharya, J. D. M. Dorret, R. K. Sprigg. —

Sektion XI, Zentralasien und Altaistik (S. 593—619): G. Clauson, H. W.

Haussig, N. N. Poppe, S. ^agatay, L. Bazin, E. A. Virtanen, H. W. Brands,

J. Reychman, M. Mansuroglu, C. S. Mundy, P. Aalto, K. Jahn. — Sektion

XII, Ostasien, Chma (S. 620—652): H. Herrfahrdt, Jao-Tsung-i, H. H. Dubs,

A. Wedemeyer, L. C. Goodrich, Lou Tsu-kuang, Prinz E. A. Lippe-Biester¬

feld, H. G. Creel, Mou Jun-sun, A. G. Wenley, J. Liu, A. G. Haudricomt,

J. Tamura, V. v. Winterfeldt, J. Needham, A. C. Scott, L. I. Diunan,

H. Wilhelm, Chao-Ling Fang. ■— Sektion XII, Ostasien, Japan imd Korea

(S. 653—669): D. E. Mills, J. Glaubitz, C. J. Dunn, S. Nakayama, P. P.

Topecha, A. Eckhardt, Hong-ryol Ryu, J. Young. — Sektion XIII, Südost¬

asien (S. 670—703): L. Malleret, T. Yamamoto, P. J. Honey, A. A. Guber,

P. Bitard, M. B. Lewis, C. Hooykaas, P. J. Zoetmulder, D. G. E. Hall,

J. H. Hooykaas, H. J. De Graaf, H. M. Yamin, T. Obayashi, A. De Almeida,

H. Draws-Tychsen. — Sektion XIV, Afrikanistik (S. 704—738): A. Klingen¬

heben, G. Atkins, F. W. Parsons, G. Camochan, J. Lukas, W. A. A. Wilson,

G. Innes, E. Dammann, E. C. Kowlands, A. N. Tucker, A. WiUms, D. Eycroft,

H. Plazikowsky-Brauner, D. A. Olderogge, D. W. Arnott.

Das wertvolle Buch wird dureh ein Verzeichnis der Teilnehmer (S. 739 bis

763) sowie durch ein Verzeichnis der Beferate (S. 764—776) beschlossen. Wir

schulden dem Herausgeber dieser Akten den größten Dank für die Art und

Weise, in der er den Band hat erscheinen lassen.

FaiTmoF RuNDOBEN, Uppsala

Franz DoBNSEirE : Antike und alter Orient. Interpretationen. Leipzig 1956.

444 Seiten, 3 Tafehi. DM 14.50.

Das vorliegende Werk verdient es, auch nach längerer Verzögerung und

(3)

dem inzwischen erfolgten Tode des Verfassers (1960) noch angezeigt zu

werden. D. hat in diesem Bande 31 Aufsätze imd Bespreehungen zum Thema

Antike und Orient, die in den Jabren 1927 bis 1950 an verschiedenen Stellen

erschienen sind, zusammengefaßt. Zwei davon, Nr. 20: Ägyptische Liebes¬

lieder, Hoheslied, Sappho, Theokrit und Nr. 22: Die antike Mimesis in der

alt-vorderasiatischen Literatur (das Buch Josua) finden sich in dieser Zeit¬

schrift, ZDMG 90 (1936) und 93 (1939).

Der durch seine geistreiche, stets anregende Art bekannte Verfasser bat

mit der Samnalung dieser Aufsätze allen Interessenten einen Gefallen er¬

wiesen, da nun in einem handlichen Bande leicht zugänglich ist, was man

sich sonst mühselig zusammensuchen müßte.

D. kennt als klassischer Philologe die antike Literatur, ist aber auch in der Literatm des alten Orients außerordentlich belesen und kann so mannigfache

Beziehungen zwischen beiden Literatmen, Parallelen und Anklänge auf¬

zeigen.

Daß altorientalische Mythen, Märchen und sonstige Erzählungsstoffe mit

der Buntheit ihrer Motive in Griechenland bekannt waren, ist bei der aufge¬

schlossenen Sinnesart der Griechen nicht verwunderlieh und kann nicht

ernstlich bestritten werden, kamen sie doch auf ihren ausgedehnten Fahrten

hauptsächlich mit den östlichen Völkem in Berührung, wo sie auf eine sehr

hohe ältere Kultm stießen. D. hat also mit seiner These, daß Beziehungen bestehen, recht. Eine andere Frage freilich ist es, wie weit diese Beziehungen

gehen, ob für jeden oberflächlichen Anklang in der Handlung, im Aufbau,

im Motiv ein Vorbild im Orient gesucht, oder ob gar direkte Entlehnung

angenommen werden muß. S. 77 rechnet er mit „einem starken altvorder¬

asiatischen Stratum, einer langen und großen literarischen Tradition, von

der sowohl die Griechen wie die Israeliten abhängen". S. 8 scheint es ihm

„so selbstverständlich, daß Homer vielleicht auch die Gilgamescherzählung

gekannt, daß das Gegenteil bewiesen werden müßte". Zmückhaltender

äußert er sich S. 96: ,,Ich behaupte nirgends und halte es bei imserem Wissens¬

stand für unmöglich zu behaupten, daß dem Homer das Gilgameschepos vor¬

gelegen hat".

Vieles, was D. anführt erklärt sich als dichterisch, rein menschlich oder

ergibt sich zwanglos aus der Situation. Zum Verständnis der Klage Davids

um Jonathan (S. 14) braucht man nicht Achilleus und Patroklos, Gilgamesch

und Enkidu zu bemühen. Daß um Frauen Verdmß und Feindschaft unter

Märmern entstehen kaim, ist wohl überall, auch ohne literarisches Vorbild

möglioh, überhaupt, wenn es so undurchsiehtig ist wie S. 14: ,, David ist der

Hauptheld unter dem auf ihn eifersüchtigen König Saul. Die erste ihm vom

König versprochene Frau Merab wird ibm von diesem dann doch nicht

gegeben (das entspricht der Chryseiis, die Agamemnon gem behalten möchte).

Die zweite, Michal, die David um den Preis von 100 Philistervorhäuten als

Ehrengeschenk bekam, wird ihm von Saul dann wieder weggenommen,

woraufhin David nicht mehr unter Saul weiterkämpft. Das entspricht so

genau dem Groll des Achilleus darüber, daß ihm Agamemnon die schöne

Briseis wegnimmt, die er auf einem erfolgreichen Streifzug erbeutet hat, daß

da wohl niemand von Zufall reden wird". Wenn ein Weisheitslebrer seine

Sprüche an seinen Sohn richtet wie Ahikar und Salomo (Spr. 1, 8), so ist

das kaum besonders bemerkenswert, und sicherlich brauchte Hesiod diese

Vorbilder nicht, um seinem mißratenen Bruder Perses ins Gewissen zu

reden (S. 79). Die Leichenfeier für Hektor und die Verbrennung Sauls hat

schwerlich mehr miteinander zu tun (S. 11) als die Bestattungsart, die Ver-

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brennung, auch die t5lDereinstinunung der Pest in der Bias und in Jerusalem

zm Zeit Davids ist nicht so einleuchtend, daß man sagen könnte: „Am

Anfang der Ilias finden wir gleicherweise eine göttliche Strafpest mit nach¬

folgender Sühnefahrt zum Priester. Gad heißt dort Kalchas, David Agamem¬

non, Arawna Chryses Bei der Pestgeschichte am Schluß der Samuelis-

bücher fehlt, damit die Übereinstimmung Apollon Jahwe, Kalchas Gad,

Chryses Arawna vollständig wird, nur die strittige Tochter Chryseis. Sie ist

an anderer Stelle der Samuelbüeher so deutlieh da, daß die beiderseits dmch-

schimmernde ältervorderasiatische Vorlage nicht überhört werden kann"

(S. 13).

Auf das Gebiet des AT begibt sich D. speziell Seite 203 ff. mit den Artikeln

„Antikes zum AT", ,,Die antike Mimesis in der alt-vorderasiatischen Literatur (das Euch Josua)", ,,Das Buch Richter", ,,Die Erscheimmgen der Person Gottes im AT", ,,Das altorientalische Priamel". Wie er sich gegen die Zer¬

schneidimg der homerischen Epen wendet, so lehnt er auch die Quellen¬

scheidung im AT ab. Im einzelnen findet sich manche treffende Bemerkung,

anderes fordert zum Widersprueh heraus. Der Pentateuch stammt aus der

Zeit um 850 (S. 291), aueh das Deuteronomium (S. 342), das Buch der

Richter „ist nach den Wegführungen von 734 oder gar 722 nicbt mehr denk¬

bar" (S. 344), der früheste Ansatz ist nach 910 (S. 346), Verfasser des Hohen¬

liedes ist Salomo (S. 196f.). Das besonders in Josua wirksame Prinzip ist die

„große Mimesis" (S. 331). Sie wird definiert als ,,ein Zustand des Schrifttums,

wo eine Hörer- oder Leserschaft da ist, die sohon viel kennt und es schön

findet, wenn dmch Anspielungen, wetteifernde Nach- und Umbildung an

Bekanntes erinnert wird" (S. 206). Die Rettung Rahabs ist Mimesis der

Sodom-Geschichte: „Die Nachbarn verlangen die Auslieferung der beiden

Besueher, den gastlich angebotenen Töchtern Lots entspricht Eahab, sie

ist wie Lot die einzig Gerettete im Ruin der Stadt" (S. 332). Die Erscheinung

Jos. 5, 13—15 ist „eine tolle Mischung aus der Jabbok- und Doriibusch-

gesohichte" (S. 334). Der Jordanübergang Josuas bei Jeriobo ist ein Ableger

der Schilfmeergeschichte (S. 333); die ,, musikalische Eroberung Jerichos

dmch Trompetenblasen" ist ,,eine massiv-mirakulose Beispielgeschiehte zu

Num. 10, 1—10". Die 40 Söhne und 30 Enkel Ahdens (Ri. 12, 14) „dürfte der

Verfasser wegen Ex. 24, 1 erwählt haben" (S. 344). — Es ist dort von 70

Ältesten die Rede, die Moses auf dem Wege zm Bundessehließung begleiten

soUen.

Es ließe sich noch manches anführen, was nieht überzeugend wirkt, so

wenn unter dem Stichwort ,, literarische Einkleidung, die einer Lehrschrift Autorität verleihen soll", die Musen Hesiods in den Erga, die Einleitung zum

Kodex Hammurabi, die Offenbarung der Thora dmch Jahwe und die

Berufsvision Jesajas nebeneinander gestellt werden (S. 38). Eine irgendwie

geartete Abhängigkeit besteht da gewiß nicht. Oder wenn es S. 233 zu

Gen. 19, 1 heißt: ,,Zu Lot gehen nm die zwei Engel, nicht Jahwe selber. Sie

sind von größter körperlicher Schönheit, was gespiegelt wird an der homo¬

sexuellen Gier der Männer von Sodom. Das hat seine Entsprechung an der

indirekten Schilderung der Schönheit Helenas. . ." Und in dem Passus auf

S. 358: ,,Ein beiehrsamer Zufall ergibt sich, wenn man die Nachstellungen

vergleicht, mit denen dem Kind Herakles bzw. Christus naeh dem Leben

getrachtet wird. Bei Herakles heißt der Feind Hera, bei Christus muß es

naturgemäß ein Mann sein. Und dieser heißt — Herodes. Werm Herodes

nieht im hellen Lieht der Geschichte stände, würde er bestimmt von Mytho¬

logen für einen männlichen Ersatz, ja für eine maskuline sprachliche Ab-

(5)

leitung von Hera erklärt werden, jeder würde sich schämen, das nicht sofort

selber gemerkt zu haben. Eine kleine Mahnung, nicht zuviel auf Namendeu-

timgen zu bauen" verdient nur der Schluß vollste Zustimmung.

Es ist unmöglich, zu allem, was D. aus dem Schatze seines Wissens

zusammengetragen hat, zustimmend, ablehnend oder wägend Stellung zu

nehmen. Manches lohnt die Mühe nieht, aber — darüber kann kein Zweifel

bestehen ■— amegend im positiven oder negativen Sinne sind seine Inter¬

pretationen auf jeden Fall.

Fbiedbich Schmidtke, Münster (Westf.)

Reinhold Merkelbach: Roman und Mysterium in der Antike. Münehen:

C. H. Beck 1962. XII, 347 S., 6 T., 8».

Wenn es bei diesem Buche primär um philologische oder literaturwissen-

sehaftliche Anliegen ginge, so würde es in unserer Zeitsohrift nicht zu

rezensieren sein und wäre vor allem der Rezensent fehl am Platze. Tatsäehlich geht OS aber, dem Titel entsprechend, um die Bezüge des antiken, in griechi¬

scher und lateinischer Sprache vorliegenden Romans auf die in Hellenismus

und Kaiserzeit kulminierenden und mit dem frühen Christentum sei es kon-

kmrierenden, sei es im Lebenszusammenhang stehenden Mysteriemeligionen

im weitesten Sinne des Wortes. Dabei spielen mm genuin ägyptische,

syrische, kleinasiatische und persische Götter und Kulte, namentlich Isis,

Adonis, Attis und Mithras mit ihren Mythen und Diensten neben imd je

länger je ausgeprägter sogar vor griechischen Formen (Eleusis und Dionysos,

Orphik und Pythagoreismus) eine machtvolle BoUe. Deshalb muß der

Orientalist, soweit er am Daß und Wie der Einmündung seiner Kulturwelten in Hellenismus, Kaiserzeit und Spätantike interessiert ist, vom vorliegenden

Buche Kenntnis nehmen. Soine Kenntnisnahme wird objektiv umso nötiger,

subjektiv umso erfreulicher sein, als der Vf., der Kölner Altphilologe

R. Mebkelbach, zu bedeutenden Gesamtergebnissen kommt, die eine Fülle

von wertvollen Einzel Unterrichtungen einschließen und in einer frischen,

klaren Sprache vorgetragen sind, der die Begeisterung für den Gegenstand

und das unmittelbare Verhältnis zu ihm abzuspüren ist.

M. sucht nachzuweisen, daß fast alle der uns bisher bekarmt gewordenen

antiken Romane (Ausnahme: Chariton, s.u.) in Gesamtverlaufund Ziel, aber

aueh in zahlreichen Einzelheiten der Handlung Mysterienfeiern zum Grunde

haben, die sie zugleieh verhüllen und andeuten. Daraus erklärt sich das

Gleichförmige der Handlungen ebenso wie das oft faustdicke Auftragen der

Farben : in der Regel ist von einem liebenden Paar die Rede, das von einander

jagenden Gefahren aufs äußerste und oft genug aufs unglaubwürdigste

bedroht, aber schließlieh zum Heil geführt wird. Es sind die Handhmg als

Ganzes und ihre Einzelzüge, die Kennzeichnung ihrer tragenden Personen

und die termini technici, in denen M. den gezielten Hinweis der Autoren auf

die gnadenvolle Führung durch die Providentia der Gottheit sichtbar macht.

Solche Führung wird im Kultvollzug der Mysterienfeiern mit ihren Tapfer¬

keitsproben angeboten oder garantiert, womit zugleich gesagt ist, daß dieser

Kult die Widerfahmisse des Mensehonlebens symbolisiert — verdiehtet und

deutet, erhöht und segnet. Seiner These von der gesamthaften und realen

Gründung des Romans in Mysterien entspreehend geht M. die Autoren nach¬

einander als Ganzheiten durch: Apuleius, Xenophon von Ephesus, Achilleus

Tatios, Historia Apollonii regis Tyri, Clemens-Roman, Jamblichos, Longus,

Antonius Diogenes und Heliodor (dabei den ersten und den letzten der Reihe

(6)

mit sachbedingter Aiisfübrlicbkeit). Indem er das tut, holt er zugleich die

religionsgeschichtlichen Varianten heraus: Neben den ägyptisehen Göttern

und vorrangig Isis (Apuleius, Grundtext des Xenophon, AchiUeus Tatios,

Grundtext der Historia Apollonii) erseheinen Mithras (Babyloniaea des

Jamblichos), Helios bzw. Sol Invictus (Heliodor und Redaktion des Xeno¬

phon), Dionysos (Longus), Pythagoreerkreis (Antonius Diogenes) und

Christliches (Clemens-Roman). — Was dabei an Beiträgen zm Text¬

gesohichte, bisweilen aueh zur Textkritik, sowie zu Datierungsfragen ge¬

leistet wird, können wir nur eben summarisch nennen. Auch die kontinuierlich

vorgebrachten Einzelargumente, die in ihrer Gesamtheit natürlich die hand¬

werkliche Basis des Ganzen bilden, sollen hier nicht zm Sprache kommen;

sie müssen nachgelesen werden. Es darf die Versicherung genügen, daß

das Meiste dem Rez. plausibel. Vieles sogar zwingend erscheint.

Selbstverständlich drängt sich die Frage auf, ob eine These, die praktisch das Fimdament einer ganzen Literaturgattung aus einem nicht-literarischen

Bereich herleitet, einer Spätzeit mit ihren Säkularisierungen angemessen ist

und ob sie ferner im Detail der Interpretation nicht der Willkür Tür und Tor

aufstößt. Zum ersten Punkt bekenne ich, daß mir die These vom nicht

literarischen, sondem realen Mysterienhintergrund des antiken Romans im

Hinbhck auf dio lebendige und lebensbestimmende RoUe der zeitgenössischen

Mysteriemeligionen der Sache adaequat erscheint. Was das Zweite betrifft,

so bestätige ich dem Autor, daß er nach meinem Eindruck sein Prinzip als ein

Kraftfeld sichtbar zu machen versteht, in dem sich die Details klären imd

ordnen. Sollte hie und da ein Teilchen verquer liegen oder gewaltsam ein¬

gerückt sein, so würde dies das Gesamtbild nieht beeinträchtigen. Vielleicht

veiroag nichts besser als eine wissenschaftsgeschichtliche Bemerkung das

Problem zu verdeutlichen: K. Kebänyi, den M. als einen Wegbereiter dank¬

bar nennt, hatte in seinem 1927 erschienenen Werk ,,Die griechisch-orienta¬

lische Eomanliteratur in religionsgescbichtlicher Beleuchtung" literarisch

vermittelte Mysterienmotive angenommen und folgerichtig seine Arbeit in

der Hauptsache nach entsprechenden Motiven gegliedert. In der etwa gleich¬

zeitig mit M.'s Buch erschienenen 2. Auflage (1962), einem unveränderten

Abdmck der ersten mit Nachträgen und Berichtigungen, stellt Kebänyi

(S. 291, A.) nun nicht mit Unrecht fest, „daß (M.'s Darstellung) meine Auf¬

fassung nicht vertritt und meine Arbeitsbypothese nieht erprobt. Was icb

glaube in den Romanerzählungen aufgewiesen zu haben, sind literarisch

vermittelte Mysterienmotive, säkularisiertes religiöses Gut, verbürgerlichter

Mythos; auf der literarisohen Vermittlung und ihrer Art lag großer Naeh-

druck". Ich trete M. bei und bin überzeugt, daß die Romano als Ganzheiten

eine aktuelle, d.h. aus Lebensanschauung und Heilsbedürfnis der Zeit¬

genossen gespeiste Religionsform ins Literarische transponieren. Dabei wird

die spezifische Pflieht zur Geheimhaltung der betreffenden Kulte selbst und

die Art ibrer Symbolik (s.o.) zu dieser Transposition gedrängt haben, die

eben nicht Säkularisierung ist, sofem man dieses Wort im landläufigen Sinne

einer Verweltlichung versteht. Eino Säkularisierung liegt erst dort vor, wo

die religiöse Basis verlassen ist, also nach M. im Falle des Chariton^. Daß

1 Es wird schwerlich Zufall sein, daß man als Hintergrund des Chariton-

Romans bestimmte historische Ereignisse zu ermitteln versucht ist (neuer¬

dings solche des 4., nicht des 5. Jh.'s v. Chr. : P. Salmon, Chariton d Aphro¬

disias et la revolte egyptienne de 360 avant J.-C. = CdE 36, 1961, S. 365ff.) und

daß man vor allem seine Abhängigkeit von der Geschichtsschreibung viel-

(7)

damit zugleich hterarische Qualitäten gewonnen werden können (S. 339f.), ver¬

steht sich aus dem Vorgang der Befreiung. „Welche Möglichkeiten in (dem

Roman als neuer literarischer Gattung) lagen, sollte sich erst zeigen, als man

dem neuen Geschöpf die Nabelschnur löste, welche es mit seiner Mutter, der

Religion, verband" schreibt M. (S. 338) treffend in seinem abschließenden

Exkurs über die Geschichte des Romans im Altertum. Bei alledem braucht

nicht umständlich auseinandergesetzt zu werden, daß Vf. wie Rez. aiich für

die auf die Mysterien gegrimdeten Literaturwerke die Lust zu fabulieren,

die mit mehr oder weniger Kunst sich vorträgt, als imentbehrlichen Motor

anerkennen; das ist selbstverständlich.

Auf die Fülle von Belehrungen, die Leser und Mitforscher aus dem Studium

des Buches ziehen können (etwa die griechische Verschlüsselung östlicher

Gottheiten), will ich nicht eingehen. Doch seien zwei wesentliche Dinge

hervorgehoben, die mir durch M.'s Betrachtungsweise, die ja zugleich

Quellen-Erschließung ist, erst riehtig bewußt geworden sind. Zunäehst ist es

die innere Spaimweite und zugleich Assoziierungsfähigkeit der Mysterien, die in ihrer literarischen Spiegelung von der Einweihung in das Geschlechtsleben (und seinen Kult !)i bis zur Liebe in der höchsten Region reichen, die sich in

Askese und Tapferkeit oder geradezu in tapferster Askese bewährt. Hier

werden die in frühe Zeiten und primitive Welten hinabreichenden Wurzeln der

Mysteriendienste und zugleich ihre späte Krone sichtbar, als welche die auch

das alte Christentum bestimmende hellenistische Askese erseheint. Zum

anderen meine ieh die nicht wenigen Stellen, aus denen deutlich wird, daß

man bei äußerster Gefahr für Leib und Leben nieht ungerufen zur Gottheit

der Mysterien treten darf und sich passiv zu verhalten hat (S. 12, 35 u.ö.).

Also läßt sich auch in dieser Religionsform, für die ein inniges Gott-Mensch- Verhältnis charakteristisch ist, die Allmacht und Transzendenz der Gottheit

spüren, zu deren Erfahrung die hellenistische Menschheit auf den ver¬

schiedensten, hier nieht zu besehreibenden Wegen längst gelangt war.

Nun einige Marginalien des dankbaren Lesers: Zur Identität von Eros

und Harpokrates (S. 11) vgl. aueh deren Funktion als Götter auf oder in der

Blume (S. Morenz — J. Schubert, Der Oott auf der Blume, 1954, bes. S. 59f.).

— Die Möglichkeiten zügiger Entfaltung eines Mythos aus kultischen Gege¬

benheiten (S. 13 u.ö.) verdient die Aufmerksamkeit des Ägyptologen, in

dessen Bereich im Normalfall die Dinge anders liegen, vgl. etwa S. Schott,

fältig zeigen kann : Zuletzt f F. Zimmermann, Chariton und die Oeschichte =

Sozialökonomische Verhältnisse im Alten Orient und im Klassischen Altertum, 1961, S. 329ff. M. selber hat (S. 335, A. 2) mit Ed. Schwartz die Historio¬

graphie als eine der literarischen Wmzeln des Romans anerkannt.

1 Was dies betrifft, so ist natürhch immer zu fragen, wie weit die Dinge

wörtlich zu nehmen sind und wie weit sie symbolisch, etwa für das Eins¬

werden einer Zweiheit gemeint waren. Man wird mit Gewinn die emst¬

heiteren Bemerkungen F. Wellers zu anscheinend entsprechenden Sach¬

verhalten innerhalb der buddhistischen Tantra heranziehen (OLZ 57, 1962,

Sp. 407): „Es bleibt trotzdem offen, ob jeder Depp und Strolch über

die wörtliche Anwendung solcher Praktiken (sc. sexuelle Beziehungen im

Ritus) die Erlösung gewann. Denn es steht fest, daß die führenden

Köpfe des Systems all diese Dinge als ssmibolisohen Ausdruck für die Eins¬

werdung der Zweiheit verstanden. Es steht auf einem anderen Tapete, wie

weit solch orgiastische Kulthandlungen mögen überhaupt ausgeführt

worden sein."

(8)

Mythe und Mythenbildung im alten Ägypten = Untersuchungen 15, 1945. —

Bei der Gescbichte von Paulina imd Mundus kann auf die von O. Wbin-

BEICH, Der Trug des Nektanebos. Wandlungen eines Novellenstoffes, 1911,

erhobenen Zusammenhänge verwiesen werden (so bereits Kerenyi, a.a.O.,

S. 207). — Neue und dann wesentliche Verwandtschaft statt der leiblichen

(S. 19) wird auch von Jesus religiös begründet: Mk 3, 3 Iff. u. Par. — In

dem von Pausanias X 32, 18 berichteten Ende eines römischen Beamten

infolge Eintretens in das Adyton der Isis von Koptos ist wohl eher das in

späten ägyptischen Texten bezeugte Tempelverbot für Ausländer als eine

Profanierung der Mysterien als wirkliehe Ursaohe anzunehmen (vgl. meinen

Bericht in ZDMG III, 1961, S.433). — Von Lemen und Leiden hat H. Döerie,

Leid und Erfahrung. Die Wort- und Sinn- Verbindung im griechischen Denken

= AMAW 1956, 5, gehandelt (zu S. 35). — Über die mit den mythischen

Nil quellen beim ersten Katarakt auftretende Sparmung zwischen Mythos

und Wirklichkeit vgl. H. Brxinner, Zum liaumbegriff der Ägypter = Studium

generale 10, 1957, S. 612ff. Der Hellenismus knüpft an altägyptische

, .mythische Realität" an (S. 40), — Zu ßäpi? (Diodor I 96, 8; M. S. 45)

verdient erwähnt zu werden, daß das Wort aus dem Ägyptischen (br) ent¬

lehnt ist: F. Zucker, Athen und Ägypten bis zum Beginn der hellenistischen

Zeit = FS Schubart, 1950, S. 150. — Tod als Schlaf (zu S. 50f.) auch im

älteren Ägypten: J. Zandee, Death as an Enemy, 1961, S. 81ff. — Weim

Sobrietas (= Sto9poauv7)) mit Venus (= 'AtppoSizrj) konfrontiert wird (S. 51,

A. 1), darf man auf den Homerdeuter Herakleitos hinweisen, der Aphrodite

von ätppoauv/) ableitet (Morenz, Wortspiele in Ägypten = FS Jahn, 1957,

S. 28). — Zur Gleichung Apis-Horos (die zu Sarapis-Horos weiterführen

kann: S. 52) vgl. jetzt J. Vandier, Le papyrus Jumilhac, 1962, Vignetten-

Beischrift zu T. VII und S. 138 (,,Apis, das ist Horos"). — Die sprachlichen

Möglichkeiten eines Doppelsinnes (S. 55ff.) wurden in Ägypten beizeiten

genutzt : G. Fecht, Der Habgierige und die Maat in der Lehre des Ptahhotep,

1958, S. 18ff. ; der Weg wird wohl überall gegangen, wenn und wo das Leben

mehrschichtig geworden ist. — Zur Selbstprädikation des Osiris lyü eEjii v)

(iXYi*eia (S. 70, A. 4: PGM V 148) vgl. Joh 14, 6. — Da die „Frau des

Potiphar" nur aus einer Quellenkontamination entstanden ist (Gen 39, 1)

und keine Daseinsberechtigung hat (Potiphar ist Eunuch), wollen wir trotz

Einbürgerung die Wendung meiden (S. 62 u.ö.). — Über den Streit von

Horus und Seth vgl. jetzt J. G. Griffiths, The Conflict of Horus and Seth

from Egyptian and Classical Sourees, 1960 (zu S. 84). — Mumie im Haus,

daher als Partner für Lebende begreiflich (S. 108): Morenz, Totenaussagen

im Dienste des Rechts = Würzburger Jahrbücher 2, 1948, S. 290f¥. ■— Der

Zusammenhang von Priester und Zauberer wurzelt im ritualistischen Charak¬

ter der ägyptischen Religion, hat also im hellenistischen Ägypten eine alte

Tradition (zu S. 128 u. 244). — Die Nutzung des Widerspiels Trockenheit-

Nilflut (S. 134f. u.ö.) für Mythos, Mysterien und Zauber behandelte in¬

zwischen L. Koenen, Der brennende Horosknabe = CdE 37, 1962, S. 167ff. —•

Auch Frauen wmden im Tode ,, Osiris" (daneben in der Spätzeit freilich

nicht selten „Hathor"): S. 165. — Die Gleichung Neptun-Sarapis (S. 167)

wird zusätzlich dmch die Funktion des Sarapis als Süßwasserspender auf

dem Meer gestützt: Morenz, Der Apostel Andreas als vioc, Säpami; =

ThLZ 72, 1947, Sp. 295ff. — Für den Clemens-Roman (S. 172) sollte man

dem AnteU des gnostiseh-häretischen Judentums zum Recht verhelfen;

eine Arbeit von P. Nagel darüber steht zu erwarten. — Zu Eros und Phanes

(S. 216, A. 2) vgl. noch Kebänyi, Die orphische Kosmogonie = Eranos-

(9)

Jahrbuch 17, 1950, S. 53ff. (bes. S. 74). — Daß die Sonne nachts den Toten

scheint (S. 230), ist Tradition ägyptischer Jenseitsführer, bes. des sog.

Amduat; S. Luria, Demokrit, Orphiker und Ägypten = Eos 51, 1961, S. 21ff.

vormutet ansprechend, daß der Titel ircpl TÖiv ev ' AiSou einer dem Demokrit

zugeschriebenen Schrift auf den Titel Amduat zurückgeht. — Die Bedeutung

der Themgie noch im spätesten Heidentum (S. 242 f. mit A. 4) gründet eben¬

faUs im namentlich ägyptischen Ritualismus (s.o.). — Zm Palme in Ägypten

(S. 245) erschien kürzlich eine Monographie: I. Wallert, Die Palmen im

alten Ägypten = Münohner Ägyptologische Studien 1, 1962. — Der Streit

mn Priesterpfründen (S. 252) hat in Ägypten recht reale Hintergründe gehabt,

die sieh auoh in der (demotisehen) Literatur spiegeln: W. Spiegelberg,

Der Sagenkreis des Königs Petubastis, 1910, S. llff. ; H. Kees, Das Priester¬

tum im ägyptischen Staat vom Neuen Reich his zur Spätzeit, 1953, S. 293ff.

(Peteesegeschiehte). — Es wird nicht jedem orientalistischen Leser bekannt

sein und sei daher hier vermerkt, daß die Plotinstelle (I 6, klärlich die 9:

S. 259): oü yäp äv TttiTroxe elSev öcpöaXjj.ö? i^Xiov V)Xto£tS'}]i; \xir\ '^z-s[Z'^r\\J.hio(i

QueUe für Goethes: „Wär nioht das Auge sonnenhaft, die Sorme könnt'

os nie erblicken ?" ist (vgl. L. Weniger, Neuo Jahrbücher für das klassi¬

sche Altertum 20, 1917, S. 23ff. und F. Koch, Goethe und Plotin, 1925,

S. 31; Goethe hat eine lateinisehe Übersetzung benutzt; ich danke den

Hinweis Frau L. Blumenthal). — Ein Zusammenhang von Chemmis (besser:

Chembis) mit Kerne „Ägypten" (als Frage gestellt: S. 267, A. 3) besteht

nieht; Chembis lautet Ägyptisch 'h-hj.t. — Für den Zweikampf Thyamis-

Petosiris bei Heliodor (S. 271) ist auf die Zweikämpfe im Sagenkreis um

König Petubastis zu verweisen (s.o., Spiegelberg); die ebenfalls aus dem

Petubastis-Kreis stammende, kürzlich von A. Volten bearbeitete demotische

Erzählung ,, Ägypter und Amazonen" (Pap Dem Vindob. 6165 und 6165A)

ist mir zm Zeit nicht zugänglich. — Zur Rollo von Holios-Mithras in Äthiopien

(S. 284) vgl. dio neuerdings von F. Hintze abgebildete meroitische Dar¬

stellung: Kush 7, 1959, Abb. 2 bei S. 190 bzw. Forschen und Wirken, FS zm

150- Jahr-Feier der Humboldt-Universität zu Borlin, 1960, Abb. 8 bei S. 384.

— Für den Namen des Nil (S. 284: Heliodor IX 222, 5) gibt es einige moderne

Erklärungsversuche, die ich in meinem Artikel ,,Nir' (RGG' IV, 1960, Sp.

1493) verzeichnete. — Das Register der griechischen Wörter ist zu knapp

ausgefallen, wichtige termini fehlen. Zufügung eines Stellemegisters wäre

wünschenswert. Auf S. XII, Literatur über die Mysterien des Dionysos, lies :

S. 192, 3. Der ägyptische Name des Phönix (S. 130) ist nur mit einem n zu

schreiben. Die Aula Isiaca steht auf dem Palatin (so riehtig Unterschrift zu

Tafel V), nicht auf dem Capitol (S. 38). K. Schefold weist mieh auf deren

Datierung (um 20 n.Chr.) dmch H. G. Beyen, Studia Vollgraff, 1940, S. 3flf.

hin. Zur Deutung des Bildes auf Helena im Sehutz der Isis: Schefold,

Studies Robinson II, 1953, S. 1096ff., bekräftigt durch J. Moreau, Das

Trierer Komniarktmosaik, 1960, S. 17.

Ich möchte mit diesen Quisquilien nicht schließen, die überdies in keinem

Verhältnis zu dem stehen, was der Mitforscher auch an Einzelheiten von

M. lernt. Vielmehr möchte ich dem Autor, dessen wissensehaftlicho Leistimg

oben gewiudigt wurde, last but not least für den Mut danken, mit dem or

Wege zu beschreiten wagte, die im Zeichen des die Zunft noch immer be¬

herrschenden l'art pour l'art des Ästhetisierens unpopulär sein mögen, denen

aber im Zeichen einer auf das Leben selbst zielenden historischen und in

diesem Falle spezieU religionshistorischen Forschung die Zukunft gebührt.

Siegfried Mobenz, Basel und Leipzig

(10)

Jean Leclant: Montouemhat, Quatrieme Prophete d'Amon, Prince de la

Ville. Institut frangais d'archeologie Orientale. Bibliotheque d'otude.

T. XXXV. Le Caire. Imprimerie de l'Institut frangais d'archeol. orient.

1961. XVI + 309 p. 70 pl.

J. Leclant, Professor der Ägyptologie an der Universität Straßburg, ist

seit seiner Mitarbeit bei den Ausgrabungen des franz. Instituts am Month-

tempel zu Karnak der beste Kenner der äthiopischen Herrschaftsperiode in

Ägypten, die die Spätzeit einleitet, geworden. Die Studienbibliothek des

Instituts in Kairo hatte bereits 1954 als Bd. 17 seine gehaltvollen «Enquetes

Sur les sacerdoces et les sanetuaires de l'epoque dite ethiopienne (XXV^

dynastie)» herausgebraoht. Damals hatte sich Leclant scbon der Haupt¬

figur dieser Epoche auf der ägyptisch-thebanischen Seite zugewandt: dem

J.Vorsteher von Oberägypten" und Bürgermeister von Theben Monthemhet,

der zeit seines langen Lebens, das sich mindestens bis ins 14.(16. ?) Regierungs¬

jahr des Saiten Psametieh I. (zum Datum auf einer Stele vom Wadi Gasus

s. Vikentiev, Annal. du Serv. 54 S. 179f. ; dazu Leclant p. 191/2) er¬

streckte, den äußerlich so bescheiden Idingenden Titel eines 4. Propheten des

Amun führte. Er übte dieses Amt aber effektiv aus neben einem äthiopisehen

Königssohn als titularom Hohenpriester und einem äthiopischen Prinzen

als 2. Propheten! Als Statthalter der Thebais hat er die bösen Jahre der

Assyrereinfälle und der Niederlagen des Taharka und Tandamana mit¬

erlebt, aber in seinen zahlreiehen Inschriften verliert er nicht oin Wort dar¬

über (selbst in dem langen Text im Muttempel (hier Doc. 44 p. 143f.) über

seine umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten in oberägyptiseben Tempeln

erwähnt er nur „Unordmmg" als Schadensursache, kein© Feindeinwirkung,

(vgl. Leclant p. 236f. gegen Überschätzung solcher Angaben). Er bleibt

offiziell ein Gefolgsmann seiner äthiopischen Herren, so wie seine Vorfahren

diesen bereits als Vezire und Bürgermeister gedient hatten, hält sich aber

politisch im Schatten: 4. Prophet des Amun, nieht Hoherpriester, Bürger¬

meister der Hauptstadt, nieht Vezir!

Aber der Assyrerkönig wertet ihn als ,, König" der Thebais. Monthemhet war mit einer äthiopischen Prinzessin (als 2. Frau) verheiratet, hat aber aueh,

als der Äthiope Tandamana die Thebais aufgab, den Ausgleioh mit den unter-

ägyptischen Saiten gefunden und führte die Tochter Psametichs I. Nitokris

zur Adoption seitens der Äthiopin Sohepenupet als ,, Gottesweib des Amun"

in Theben ein. Was er für Theben bedeutete, verrät sein Riesengrab im

Asasif (Nr. 34), das an Größe nur dem Naehbargrab seines Zeitgenossen,

des obersten Vorlesepriesters Petamenophis, nachsteht, dieses aber an

künstlerischer Bedeutung und Eigenart übertrifft. Man bedenke, daß selbst

der damalige thebanische Vezir Nespakusehuti sieh mit der Adaptierung und

Neuausschmückung eines alten Grabes aus der 11. Dynastie (Nr. 312) be¬

gnügen mußte !

Ereilieh hat dieses gewaltige Grab das Schicksal gehabt (dazu Leclant

p. 171 f.), durch Jahrzehnte in Vergessenheit geraten zu sein, nachdem

V. Scheie 1891 in einem Sammelband der Mission frangaise (V) auf nur

10 Seiten (mit 2 Taf.) einen kleinen, wenig ergiebigen, Teil am offenen Vorhof

des Grabes veröffentlicht hatte, so daß die zuverlässige Bibliographie von

POBTEB-Moss I (1927) diese Veröffentlichung als ,, complete" (das Grab

..inaccessible") bezeichnen konnte: Man vergleiehe dagegen den heutigen

Plan PoBTEB-Moss I, 1^ (1960) S. 52. Erst Zakk. Goneim hat als Ober¬

inspektor 1949 die Aufdeckung der Gesamtanlage in ihren unterirdischen

Teilen in die Wege geleitet und sich dazu der wissenschaftlichen Mitarbeit

(11)

von J. Leclant und P. Babguet vorsichert. Aber die Grabräuber von Kuma

wußten länger vorher Bescheid als die Archaeologen, und so ist das reiche

Grab durch Jahre ausgeschlachtet worden und seine Ausstattung, nicht nur

die Grabkogel und Uschebtis von dort (hier Doc. 37—38. p. 156), sondem

Bildwerke und herausgeschlagene Reliefteile sind in aUe Welt verstreut, ja

diese Ausbeutung fand offenbar ihren Höhepunkt erst in den 40er Jahren

imd bereieherte besonders amerikanische Sammlungen. Nun hat Leclant

mit Umsicht und Geschick die verstreuten Stücke gesammelt und beschrieben,

so daß man erstmalig einen Überbliok gewinnt, welche Bedeutung für die

kunstgeschichtliche Entwicklung am Ende der Äthiopenzeit dieser große

und reiche Politiker Monthemhet hatte. An erster Stelle stehen natürlich die

zahlreichen Statuen und Statuetten (Doc. 1—16), darunter neben konven¬

tionellen Arbeiten einzelne lang bekannte, hervorragende Werke (z. B. No. 1

= Kairo Cat. 42236), anschließend werden fragliche Stücke behandelt,

darunter als Doc. 16* (p. 97f.) der berühmte, aber ungesicherte Alters¬

kopf Kairo Cat. 647.

Dann hat sich erwiesen, daß das Grab des Monthemhet auch reich mit

Reliefs ausgeschmückt war (Proben davon pl. 61 f., p. 181 f.): Sie zeigen eine

sehr charakteristische Mischung zwiscben altem Herkommen, besonders der

Kunst der hohen 18. Dynastie, und einem neuartigen Natmalismus (pl. 62.

64). Sie bilden damit eine wiehtige Ergänzung zu dem besser erhaltenen

Reliefsohmuck in dem benachbarten Grab des Oberamtmanns des Gottes¬

weibes Pabes (Nr. 279), das die Expedition des Metropolitan Museum unter

A. Lansing 1919/20 ausgrub. Die Ausstellung spätzeitlicher Plastik im

Brooklyn Museum 1960 (Egypt. Sculpture of the Lato Period) bat dazu

einige bemerkenswerte Stücke (aus amerikanischem Besitz) vorgeführt. Es

sei auf das Altershild des Monthemhet in Priestertraeht (Mus. Kansas City)

a.a.O. fig. 32 verwiesen, über das die Bearbeiter urteilen: "is by far the most

forceful two-dimensioned representation of any private person of the last

millenium BC" (a.a.O. p. 16). Dazu betrachte man als Gegenstüek etwa die Statue des jungen Monthemhet, ebenfalls in Priestertraeht, im Stil der hohen

18. Dynastie Leclant Doc. 13 (pl. 23/4) = Chicago -f Brooklyn Mus. Die

Plastiken stammen größtenteils aus den thebanischen Tempeln (des Amun,

Month und der Mut). Dagegen kommen jene eigenartigen Figmen verschie¬

dener Größe von ,,g6nies-gardiens" (Doc. 18—24), deren Aufgabe als Grab¬

hüter Leclant gesichert hat, und denen er in der Moskauer Struvefestschrift

von 1962 einen besonderen Aufsatz gewidmet hat, zweifellos alle aus dem

Grab: man findet sie auch auf mehreren Spätzeitsarkophagen dargestellt.

Die bekarmt sorgfältige Darstellungsweise von Leclant, dazu seine er¬

staunliche Belesenheit, die auch die Arbeit seiner Vorgänger zu würdigen

versteht, mit ihren guten Übersichten, Kommentaren und den ausführlich

aufgegliederten Indiees, machen die Arbeit Leelants zu einem vorbildliohen Studienwerk fiu alle Benutzer, die Historiker wie die Kunstgesohicbtler.

Hoffen wir, daß nun auch bald die dmch den vorzeitigen Tod von Z. Goneim

ins Stocken geratene Gesamtausgabe des Monthemhetgrabes, von der der

I. Band fertiggestellt ist, weiter gefördert werden kann, so daß damit dem

letzten thebanischen Grandseigneur ein würdiges Denkmal gesetzt wird,

das die Unbilden, die es durch Unachtsamkeit und Unterlassung erlitten hat,

so weit als möglich wieder gut maoht.

Hebmann Kees, Göttingen

(12)

WoiiFGANG Helck : Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches.

Teil I, n. Akad. d. Wiss. u. Lit., Abb. d. geistes- u. sozialwiss. Kl.,

Jg. 1960, Nr. 10 u. 11. Wiesbaden 1961.

Diese zweibändige Arbeit von W. Helck steht den Beginn einer Reihe

von Veröffentlichungen zur Wirtschaft des alten Ägypten dar. Sie enthält

zunächst eine den geplanten Untersuehungen zugrunde liegende Liste mit

Quellenangaben insbes. wirtschaftlicher und verwaltungsgeschichtliober

Art zu aUen Institutionen im Neuen Reioh, die als Eigentümer oder Besitzer

von Grund und Boden in Erscheimmg treten. Unter Institutionen sind

praktisch imsere jmistischen Personen zu verstehen. Den einzelnen Abtei¬

lungen der Liste sind häufig grundsätzliche Ausführungen zu der betreffenden

Art der Institutionen vorausgeschickt. Es handelt sich hier um Tempel,

Statuen, Barken, königliche Haushalte, staatliche Ämter usw. Die An¬

ordnung richtete sich nach dem Vorbild der entsprechenden ägyptischen

Listen (z.B. des Pap. WUbom). Daß in der Aufstellimg neben den Institu¬

tionen das Privateigentum fehlt, ist darin begründet, daß es in Bezug auf

Grund und Boden im Neuen Reioh so gut wie keine Rolle gespielt hat. Die

zeitliohe Begrenzung kennzeiehnet nm den Schwerpunkt des Kataloges. Er

enthält auch wichtiges Material aus dem Mittleren Reich, der Zweiten

Zwischenzeit und der Spätzeit. Im Anschluß an diese QueUensammlung, die

fast zwei Drittel der Arbeit umfaßt und deren Ergiebigkeit mit den Begriffen ,, Wirtschafts-" und ,, Verwaltungsgeschichte" keineswegs erschöpfend ange¬

deutet ist, schließt sich eine Abhandlung an über alle wesentliehen Fragen,

die mit Eigentum und Besitz von Grund und Boden vor allem im Neuen

Reich zusammenhängen. Es sind dies insbes. Verwaltungs-, jmistische und

Steuerprobleme. Die Bedeutung dieser Untersuchung läßt sieh in drei

Punkten kennzeichnen.

Einmal gibt Helck damit einen wichtigen Beitrag zm Ausdeutung des

Papyrus Wilbour. Dieser Text aus der Zeit Ramses V. ist in den Jahren

1941—1952 von Gabdineb veröffentlieht worden. Er enthält das Arbeits¬

ergebnis einer Vermessungskommission, die das Gebiet von nördlich Kroko-

dilopolis/Arsinoe bis nördlich von El-Minie bereiste. U.a. beschäftigt sich

Helck auch mit dem Reiseweg der Kommission, wobei er in einigen Fragen

zu anderen Auffassungen kommt als Gardiner. Dann verwertet er insbes.

den Pap. Amiens, die Griffith-Fragmente, den Pap. Harris und die Stele

de l'Apanage.

Daneben stellt die Untersuchung eine Spezialabbandlung dar, die sich mit

der verwaltungsmäßigen Organisation der Wirtschaft in Bezug auf Grund

und Boden sowie deren Erträge befaßt. Sie ist somit eine Weiterführung der

verwaltungsgeschiclitlichen Arbeiten des Verfassers, vornehmlich des Buches

,,Zm Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiohes" (1958). Schließlieh hat

Helck eine für Fragen dos wirtschaftlichen Ablaufes wichtige Darstellung

der Eigentmus- und Besitzverhältnisse des oben sachlich und zeitlich ab¬

gegrenzten Wirtschaftssektors gegeben.

Im folgenden sollen einige der Hauptergebnisse der Abhandlung kurz

herausgestellt werden. In der von Helck behandelten Zeit konnte Grund¬

eigentum im allgemeinen nur dmch königliche Stiftmig oder Schenkung

entstehen. Es handelt sich dabei entweder um neu eingeriehtetes Land, das

bisher brach lag odor es war dem bisherigen Eigentümer entzogen. Land als

Eigentum konnten insbes. erhalten: Tempel, Königsstatuen, Prozessionsbar¬

ken. Daneben sind aufgrund einiger Belege nooh Privatleute zu erwähnen, die

den Boden tn ha.wt n.t hr nj-sw.t „als Gunstbezeugung des Königs" erhielten.

17 ZDMG 113/2

(13)

Für den Eigentümer gab os zwei Möghchkeiten, sein Land zu nutzen.

Zunächst einmal konnte or es, eingeteilt in sog. Normaldomänen (rmnj.wt),

mit Hilfe von „Inspektoren" {rwdw.w) vuunittelbar verwalten imd von

hörigen Domänenarbeitern ('hw.tj.w), die vom Eigentümer versorgt wiuden

und Sklaven besitzen konnten, bearbeiten lassen. Speziell bei den Tempeln

scheint es, vom Hohenpriester abgesehen, keine Verwaltungsspitze für die

Liegenschaften gegeben zu haben. Mehrere hohe Tempelbeamte verwalteten

jeweils Teile des Eigentums. Ein weitaus größerer TeU des Eigentums — und

damit kommen wir zm anderen Möglichkeit — war jedoch der direkten

Verwaltung des Eigenti'uners entzogen. Er wurde vom Staat erfaßt, bezirks¬

weise verwaltet und Staatsbediensteten berufsgebunden zm Verfügung

gesteUt. Diese hatten dann Abgaben an den Eigentiuner zu leisten. Das Ganze

steUte eine Abkürzung des staatliehen Versorgungsweges dar. Die Äeker, die

so Einzelpersonen als Besitz übergeben wurden, waren in Anteildomänen

{rmnj.wt pä) eingeteilt. Daneben erscheinen noch Institutionen als Besitzer.

Abgabefelder, die keinen Besitzer mehr hatten, fielen nieht an den Eigen¬

tümer zmück, sondem wmden vom König eingezogen. Bis zm Neuverteilung

an Einzelpersonen wmden die Äcker als sog. hs-ti- oder aucb m/n.i-Land von

in der Nähe tätigen Beamten verwaltet und die Erträge, abzüglich der Ab¬

gaben an den jeweihgen Eigentümer, an den König abgeführt. Besitzer

konnten ihre Felder zm Bearbeitung anderen Personen übergeben, sie an sie

verpachten, und teilten sieh mit ihnen dann die Erträge. Sowohl für Normal¬

domänen als auch für hi-ts/mjn.t-liand wmde ein ErtragssoU festgesetzt,

aufgrund dessen das Saatgut ausgegeben wurde {ts-pr.t ,,Aussaatbefehr').

Abschließend sei noch auf ein wesentliehes Merlmaal altägyptisoher

„Finanzverwaltung" hingewiesen, das sieh unmittelbar aus den HELCK'schen

Ausführungen ergibt: der Staat erhebt (zumindest im Neuen Reich) keine

Steuem in unserem Sinne. Bei den sog. Steuern handelt es sich nm um

staatlich festgesetzte Abgaben des Besitzers an den Eigentümer. Die Bedürf¬

nisse der königlichen Haushalte und staatlicher Ämter werden mit Hilfe von

Feldem bestritten, die ihnen zu eigen sind oder die sie in Besitz haben. Die

Personalkosten des Staates wmden im wesentlichen dadurch gedeckt, daß

die Grundeigentiuner den Staatsbediensteten einen großen Teil ihrer Felder

als Besitz überlassen mußten, ohne daß ihr Eigentumsrecht angetastet wmde.

Hatte der Verfasser sehon in seinen ,, Untersuchungen zu den Beamten¬

titelndes ägsrptischen Alten Reiches" und der ,, Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches" grundlegende und in vielem Neues bringende DarsteUungen zm Verwaltungsgeschichte vorgelegt, so gilt hier dasselbe für die Wirtschafts¬

geschichte. Aufgrund dieses Werkes kann man die in Aussicht gesteUten

weiteren wirtschaftsgesehichtlichen Abhandlungen mit lebhaftem Interesse

erwarten.

Rolf Gundlach, Heidelberg

Emma Bbunner-Tbaut: Die altägyptischen Scherbenbilder {Bildostraka) der

deutschen Museen und Sammlungen. Wiesbaden: Franz Steiner Verlag,

1956, 146 S., 49 Taf. und 40 Textabbildungen, 4».

Da sich die Abfassung vorliegender Rezension erheblich verzögert hat^,

kann hier auf eine ausführliche beschreibende Vorstellung des Buches ver¬

zichtet werden. Wie es seinem Charakter als Katalog entspricht, ist es in-

1 Wegen Ortswechsel hatte Rezensentin jahrelang keine Möglichkeit zur

Benutzung von Bibhotheken.

(14)

zwisohen längst viel benutzter Bestandteil der ägyptologischen Bibliotheken geworden.

In einer längeren Einleitung ist aUos Wesentliche über Material und

Technik, Herkunft und Datierung, Motive und Bedeutung der Soherben-

zeichnungen gesagt. Danach folgt der Katalog. Die nach Themen in Gruppen

aufgeteilten Stücke sind jeweils erschöpfend kommentiert. Die Abbildungen

auf 48 Tafohl (und einem Titelbild) sind hauptsächlich nach Kopien repro¬

duziert, die größtenteils von der Verfasserin selbst hergestellt wurden. Nach

verschiedenen Gesichtspunkten sorgfältig angelegte Verzeichnisse am Ende

des Textteiles ermöglichen eine rasche Orientierung.

Euiige Nachträge und Hinweise mögen hier ihren Platz finden : Die von

der Verfasserin im Vorwort bereits angekündigte Publikation von Ostraka-

funden aus der letzten französischen Grabung in Der el Medine ist von

Mme Vahdieb d'Abbadie inzwischen vorgelegt worden^. Aus der Fülle der

französischen Funde lassen sich jetzt einige neue Vergleichsstücke zu Scherben der deutschen Museen heranziehen.

Emes der schönsten Berliner Bildostraka (Nr. 28) stellt einen thronenden

König dar. Den gleichen Vorwurf zeigen die beiden darauffolgenden Zeich¬

nungen (Nr. 29 und 30)'. AUe drei Stücke werden von der Verfasserin wegen

des charakteristischen Profils und nach stilistischen Merkmalen auf Sethos I.

datiert. Mit Nr. 28 gut vorgleichen läßt sich nun eine ebenfaUs aus Der el

Medino kommende Scherbe aus der französischen Grabung*, die dmch die

Beifügung einor Kartusohe mit dom Namen Ramsos II. festgelegt ist. Die

Linienführung ist ebenso elegant und sieber, das Profil des Königs zeigt die

gleichen ausgeprägten Züge. Unterschiedlich ist nur die Armhaltung. Der

König logt nioht in legerer Weise wie bei Nr. 28 und 29 den Arm über die

Rückenlehne. Wie der Thron im einzehien gestaltet war, ist nieht mehr fest¬

zusteUen, da der untere Teil des Bildes abgebroohen ist. Dass es sich um eine

Serie von DarsteUungen ein und desselben Königs handelt, darf wohl an¬

genommen werden. Demzufolge müßten Nr. 28, 29 und 30 auf Ramses II.

umdatiert werden. Das gleiche Profil begegnet uns, diesmal nach links ge¬

wandt, auf der Scherbe Nr. 2568^ von Mme Vandier d'Abbadie« ebenfaUs

Ramsos II. zugewiesen. Die Zeichnung ist wieder von hervorragender

Qualität. Ihr eignet der gleiche Anfing von Intimität, bier dmch Andeutung

von Bartstoppeln und Augenfältchen zum Ausdruck gebracht, den Ver¬

fasserin aucb bei Nr. 28 und 29 hervorgehoben hat, dort in Bezug auf die

legere Armhaltung des Königs. Es ist zu erwägen, ob der König in den Darstel¬

lungen Nr. 2972, Nr. 2973 und Nr. 2978', die nm bruchstückhaft erhalten

sind, gleichfaUs den rechten Arm auf die Rückenlehne des Thrones gestützt

hielt. Schulter- und Armansatz lassen fast darauf schließen.

Zu Nr. 48 des Kataloges findet sich eme ParaUele in Nr. 2950 der franzö¬

sischen Ostrakafundes. gleicher Weise hebt hier ein Küid oder Jünglüig

2 J. Vandier d'AsBADiE, Catalogue des Ostraca figuris de Deir el-Midineh

= Documents de Fouilles publiis par les Membres de V Institut Frangais

d'Archeologie Orientale du Caire, T. II, Faso. 4, 1959.

' Nr. 30 unvoUendet.

* J. Vandieb d'Abbadie, a.a.O., Fase. 4, Nr. 2958, Taf. 138.

* J. Vandier D'AsBADrE, a.a.O., Fasc. 1. 2., 1937, Taf. 72.

° J. Vandieb d'Abbadie, a.a.O., Fasc. 3, S. 99.

' J. Vandiee d'Abbadie, a.a.O., Fasc. 4, Taf. 141, 142 u. 144.

* J. Vandieb d'Abbadie, a.a.O., Fasc. 4, Taf. 137.

17*

(15)

den gewinkelten rechten Arm vor das Gesicht. Es muß sich um einen weiteren

Beleg für eine Dämonenbeschwörimg handeln, bei dem „die Beohte vors

Gesicht" gehalten wird, obwohl kein Text wie bei dem Leipziger Stüek bei- geschrieben ist^.

Der Schrägansichtigkoit des Pavianauges von der hervorragenden Dar¬

stellung des Berliner Stüekes Nr. 126 körmen zwei Seherbenbilder, die eben¬

faUs Paviane zeigen, ergänzend zur Seite gestellt werdeni". Ist auch die perspektivische Verkürzung der Augen hier vielleieht nicht so vollkommen wiedergegeben wie bei Nr. 126, so ist sie doch mindestens im Ansatz deutlich.

In beiden Fällen sind Regenbogenhaut und Pupille nicht rund, sondern

länglich gezeichnet und rücken aus der Mitte des Augapfels weg nach der

Nasenwurzel hin. Eüi Auge in Seitenansicht finden wir auf der Zeichnung

eines Königskopfes (Nr. 37). Diese Wiedergabe ist immerhin so kühn (Vgl.

auch die schwungvoll natürliche Linienführung der Augenbraue), daß das

Urteil der Verfasserin, hier liege eine durchschnittliche Zeichenübung vor,

vieUeicht nieht ganz berechtigt ist. Die Flüchtigkeit der Ausführung und der

Mangel an detaillierter Innenzeichnung erklärt sich möglicherweise eher

daher, daß es sieh nm um eine Vorzeiehmmg in roten Umrißlinien handelt.

Schließlich sei mitgeteilt, daß sämtliche Leipziger Scherben inzwischen

wieder in den Besitz des Museums gelangt sind. Bei den Nummern 3, 13 und

61 hat sich durch die Kriegsfolgen der Erhaltungszustand gegenüber den

Abbildungen geringfügig verschlechtert, da kleine Teilchen abgeplatzt sind.

Reingabt Ungeb, Bad Krozingen

Ingbid Wadlebt : Die Palmen im Alfen Ägypten. Münchner Ägyptologische

Studien 1, Berlm 1962. 159 S., 14. Taf., 8". DM 15,50.

Die hier allgemein zugänghch gemachte Dissertation behandelt die

praktische, symbolische und religiöse Bedeutung der drei Palmenarten, die

für das Alte Ägypten belegt sind. Abgesehen von zahlreichen Einzelbeobaeh- tungen ergeben sich aus dieser Untersuehung mehrere wiehtige Erkenntnisse,

die imser Wissen von den Palmen in jener Zeit auf eine gesichertere Basis

stellen :

1. Die Dattelpalme ist bereits vor- und frühgeschichtlich in Ägypten kulti¬

viert worden, d.h. man hat die künstliehe Befruchtung gekannt.

2. Der in altägypt. Texten als ?m,'-Baum aufgeführte Baum ist im Gegensatz

zm bisherigen Annahme keine Palme, sondern ein der Akazie ähnlicher

Laubbaum.

Damit ist die Grundlage für eine eingebende Betrachtung der Bedeutung

der Pahne gegeben, wie sie die Verf.in in methodisch sauberer Weise und

klarem Urteilsvermögen vorlegt. Zunäehst werden die Nennungen der Palmen

und ihrer Teile im tägliehen Leben untersucht, anschließend die Palme in

der Kunst, ihre Beziehungen zu verschiedenen Gottheiten und ihre Rolle im

Totenglauben. Im letzteren FaU muß sieh Verf.in allerdings auf sehr um¬

strittenes Gebiet begeben („butisohes Begräbnis"; ,, Palmenhain von Buto"),

doch beschränkt sie sich dabei lobenswerterweise auf die Wiedergabe schon

vorhandener Meinungen, nicht ohne — mit Recht — ihren Zweifel an ihnen

^ Vielleicht ist er auch nur nieht erhalten, da es sieb um ein kleines Bruch¬

stück handelt, das nur Kopf, Schulter und Arm des Jünglings zeigt.

" J. Vandieb d'Abbadie, a.a.O., Fase. 1. 2., Taf. 85, Nr. 2635 und

Fasc. 4, Taf. 97, Nr. 2747.

(16)

erkennen zu geben. Überhaupt smd die Urteile, die Frl. Dr. Waileet fällt,

■wohlfundiert und ihre Beweisführungen klar. Becht interessant sind die

Hinweise auf den Wunsch des Toten, sich in eine Dumpalme verwandeln zu

können, um — wie diese mit ihren Wurzeln — Wasser trinken zu können,

und die dabei hergestellte Verbindung mit Min. Trotz mancher in der

Literatur auftretenden sporadischen Verbindungen mit anderen Gottheiten

scheint aber die Palme in der ägyptischen Religion eine auffallend geringe

Rolle gespielt zu haben.

Etwas mehr als hier gegeben wird, hoffte Bef. aUerdings bei der Behand¬

lung der Dattelwirtschaft zu finden, die etwas kursorisch durchgeführt wird ;

der Papyrus Louvre 3326 ist nur kurz erwähnt und auoh die Ostraka aus

Deir el-Medineh enthalten manches darüber, so besonders über die Ver¬

wendung der Datteln beim Bierbrauen (vgl. auch Pap. Petersburg 1116 A).

Dafür sind die Angaben über die medizinische Verwendung der Dattel aus¬

führlich mit herangezogen und auch mancher überlieferte Ausdruok für Teile

der Dattelpalme sind hier geklärt.

Kleinere Ausstellungen mögen auf sich beruhen, da sie ohne Einfiuß auf

die Beweisführung sind. Höchstens auf den auf Seite 36 oben angeführten

Satz aus Luxor mag einzugehen sein, da auf ihn auch S. 123 zurückgekommen

wird: Die S. 36 gegebene Ergänzung dürfte unrichtig sein, vgl. Urk. IV

1712, 2; es ergibt sieh dann, daß auch die Inschrift für Luxor keine Papyrus-,

sondern nur Lotossäulen (nhbw.t) angibt. — Zu der Palme in königlichen

Grärten wäre vielleieht nooh darauf hinzuweisen, daß sich auf den unver-

öffentliohten Blöcken Echnatons aus Kamak zahlreiche PahnendarsteUungen befinden.

W. Helck, Hamburg

Roland De Vaux, OP : UArcMologie et les Manuscrits de la Mer Morte. The

Sohweich Lectures ofthe British Academy 1959. Oxford University Press

London 1961, XV, 107 S., 42 Taf. gr. 8».

Die Entstehung dieser zusammenfassenden Darstellung über Qurmän

und die Handsehriften verdanken wir der British Academy, die den Aus¬

gräber von chirbet qumrän im Dezember 1959 zur Abhaltung der Schweich

Lectmes eingeladen hatte. Die Vorträge erstrecken sich über drei Sitzimgen

und sind hier in etwas veränderter und erweiterter Form veröffentlicht. Das

Buch möchte nicht mehr als eine übersichtliche, abschließende Darbietung

der schon in den Jahrgängen 1949—1959 der Revue Biblique publizierten

Ausgrabungsergebnisse sein, wobei die Befunde von chirbet mird, der Grotten

des wädi murabba'ät und der Wüste Juda rücht einbegriffen sind, da sie in

anderer Beziehung von Belang sind. Es geht ausschließlich mn die Archä¬

ologie von Qurmän und der dazugehörigen Ruinen imd Höhlen und deren

Beziehung zu den Handsehriften vom Toten Meer. In diesem Zusammenhang

ist, wie der Autor ausdrücklich feststellt, die Archäologie nicht in der Lage,

darüber Aufschluß zu geben, wer der Lehrer der Gerechtigkeit oder der böse

Priester gewesen sein mögen. Dieses Problem könnte nm von der Interpre¬

tation der Handsehriften und der Gegenüberstellung zu den äußeren histo¬

rischen Gegebenheiten her gelöst werden. Die Arehäologie bietet jedoch den

chronologischen Rahmen und setzt damit den Hypothesen eine Grenze

(S. 86).

Zu diesem Zweek werden nach einem kmzen Vorwort (S. VII — IX) im

Hauptteil I, der im wesentlichen den in der ersten Sitzung dargebotenen

(17)

Stoff enthält, die Ausgrabungen von chirbet qumrän und ihre Befunde ein¬

gehend beschrieben: Die israelitischen Überbleibsel (S. 1—3), die Periode

Ia (S. 3—4), die Periode Ib (S. 4—19), die Periode II (S. 19—33) und sehheß-

lich die Periode III (S. 33—36), ferner die arehäologischen Spuren des

zweiten jüdischen Aufstandes (S. 36—37) und der Friedhof (S. 37—39).

Der Umfang der einzelnen Kapitel zeigt bereits die Menge und Bedeutung

des jeweUigen Materials an. Es dürfte sich jedoch erübrigen, die Ergebnisse selbst im einzelnen darzulegen, da sie dem an der Sache Interessierten, dem

sie dienen könnten, aus der RB bekannt sein dürften. Aus diesem Grunde

mag es an dieser Stelle mit solch einem kmzen Abriß des Inhalts sein Be¬

wenden haben.

Der Hauptteil II — die Materie der zweiten Sitzung der Schweich Lectures

— wendet sich nun der Archäologie der Umgebung von Qumrän zu, der

ersten Grotte (S. 40—41), den Grotten der Felsenküste des Toten Meeres

(S. 41—42) und der Mergelterrassen (S. 42—43), um sehließlich die zeitlichen

und sachlichen Beziehungen aufzudecken, die zwischen den Ruinen und den

Grotten bestehen, die nach dem Keramikbefund den Epoohen Ib und II von

chirbet qumrän angehören (S. 44—46). Ganz kurz nur geht der Verfasser auf

die Untersuehungen der übrigen Friedhöfe ein (S. 46—47), die wio jener erste

keine absoluten Ergebnisse zeitigen können, da nur eine sehr geringe Zahl

der Gräber geöffnet worden ist. Es folgt die DarsteUung der Sohürfungs-

ergebnisse der zwischen chirbet qumrän und 'ain feschcha gelegenen Siedlungs¬

reste (S. 47—49) und schheßlich derer von 'ain feschcha selbst (S. 49—67),

wobei hier die Bauwerke sowie die südliehe und die nördliche Einfriedungs¬

mauer gesondert behandelt werden. Eine Zusammenfassung (S. 67—70)

charakterisiert das Anwesen von 'ain feschcha als ,, Etablissement agrioole et industriel eu service de la communaute de Qumrän", dessen Zugehörigkeit zu der chirbe für die Perioden Ib und II dureh die Keramik- und Mimzbefunde

nachgewiesen ist (S. 51ff.). Um eine Wohnsiedlung im eigentlichen Sinne

hat es sich nicht gehandelt.

Der Hauptteil III — die dritte Sitzung —, auf den die Stoffanordnung

hinzielt, zieht nun die Schlußfolgerungen für die Auswertung der Hand¬

schriften. Nach der kurzen Betrachtung der für die alte, israelitische Sied-

lungsgeschiohte bedeutsamen Befunde (S. 71—73) prüft der Verf. die Be¬

ziehungen der Handsehriften zu den Grotten an Hand der zeitlichen Ein¬

ordnung (S. 73—79), die Handsehriften selbst an dem dmoh die Grabungen

entstandenen Bild von der Gemeinsehaft von Qumrän (S. 79—82), den

Zeitpunkt der Aufbewahrung (abandon) der Handschriften (S. 82—84),

untersucht Organisation, Leben (S. 84—86) und Gescbichte der Gemeinde

(S. 86—94) sowie deren Denomination (S. 95—104).

Es bedarf, wie G. R. Driver im „Foreword" richtig feststellt, keines

besonderen Hinweises, daß wir hier eine überaus wertvoUe Darbietung vor

uns haben, zumal der Autor an der Erforschung des hier behandelten

Komplexes von Anbeginn persönlich entscheidenden Anteil hatte. Er¬

freulich ist die Tatsache, daß der Verf. sich streng an die von der arehäolo¬

gischen Arbeit gegebenen Grenzen hält, sich nicht in weitschweifige Hypo¬

thesen verliert, sondem von anderen Erarbeitetes an seinen Ergebnissen

mißt. Dankenswerterweise sind dem Buch ein sehr gutes Bildmaterial und

eine Reihe von Karten über die Stratigraphie und dio Keramik beigegeben,

die die Darstellung eindrücklich gestalten.

G. Wallis, HaUe/Saale

(18)

John Geay: Archaeology and fhe Old Testament World. 8°. XII. 256 S.

25 Taf. Edinburgh, Thomas Nelson and Sons, 1962. Preis: geb. 30 sh.

Die erste, "The Fertile Creseent" überschriebene Hälfte des vorliegenden

Buches hat es mit den Vorbedingungen der Geschichte Israels zu tim, be¬

handelt nämlich die Geographie Palästinas, Mesopotamien, Ägjrpten, die

vorisraelitisehe Bevölkenmg Kanaans und deren Kultm. Soine zweite

Hälfte, "Israel among the Nations," stellt dann, dem Gange der israelitischen

Geschichte folgend, ihre einzelnen Perioden dar. Das sind: ,,Die Tage der

Richter", ,,Der Thron Davids", ,,Das Haus Josephs", „Der Verfall des Hauses Davids", ,, Alltagsleben in Alt-Israel", ,, Zerstreuung und Wiederherstellung",

,,Die Verteidigung des Glaubens" und ,,Die Erfüllung". Dabei erhalten •—•

dem Titel des Buches entsprechend — beide Hälften ihr sie von den üblichen

Darstellungen der Geschichte Israels unterscheidendes Gepräge dadureh,

daß als Quellen in allererster Linie die der archäologischen Arbeit zu danken¬

den Monumente und Dokumente herangezogen und die — keineswegs ver¬

nachlässigten — literarischen Nachrichten, also die Angaben des Alten

Testaments, in das Licht der von der Archäologie erzielten Ergebnisse gerückt

werden. So liefem für die Aussagen über Mesopotamien und Ägypten, wie

sie in der ersten Hälfte des Buches dargeboten werden, weniger dio Patri-

archongoschichten das Material als viehnehr etwa die Nuzi-Texte einerseits

und die Äohtungstexte sowie eine neuerdings zu Tage gekommene und von

Posener in Syria 34, 1957, S. 145—163 veröffentlichte Liste asiatischer

Personen mit semitisehen Namen anderseits. Ähnlieh dienen zur Veranschau¬

lichung der Katastrophe Jerusalems von 587 v.Chr. und des Loses der

Exilierten, wie sie in der zweiten Hälfte des Buches dargestellt werden,

weniger die Nacbrichten des Alten Testaments als etwa die Lachis-Briefe

einerseits und die von Koldewey an der Stätte dos alten Babylon gefundenen

Tontafeln mit Nennung der dem exilierten König Jojachin und seiner

Familie zustehenden Lebensmittel-Rationen anderseits. Daß in den letzten

beiden Kapiteln, die es mit den letzten beiden Jahrhunderten vor und dem

ersten nach Chr. zu tun haben, die Qumrän-Funde ausgiebig herangezogen

werden, versteht sich ganz von selbst. Besondere Anerkennung verdient bei

dem allen, daß der in Büchern ähnlicher Art sonst wohl gemachte Versuch,

die Archäologie als Zeugin für dio Richtigkeit der biblischen Angaben in

Anspruch zu nehmen, nirgends untemommen, der historischen Kritik viel¬

mehr ihr uneingeschränktes Recht belassen und etwa S. 70f. die sonst des

öfteren geschehene Inanspruchnahme des eine Einwanderung von Semiten

nacb Ägypten darstellenden Bildes aus dem Grabe des Chnumhotep in Beni

Hassan als Beleg für Abrahams Zug nach Ägypten mit Entschiedenheit

abgelehnt wird. Sechs auf S. 2 (Die Welt des Alten Testaments), 234 (Nord¬

palästina. Strategische Punkte und Haupthandelswege), S. 235 (Südwest-

Palästina. Haupthandelswege und strategische Punkte), S. 236—237

(Palästina und die Nachbarländer in der Frühen Eisenzeit), S. 238—239

(Das Reich Salomos) imd S. 240—241 (Palästina und die Nachbarländer zur

Zeit Herodes' des Großen) stehende gute Kartenskizzen und 25 vorzüglich

ausgeführte Abbildimgstafeln tragen zur Belebimg und zm Veranschau¬

Uchung der Darstellung wesentlich bei. q.^.^^ Eissfeldt, Halle/Saale

Oxford Bible Atlas. Edited by Heebert G. May, Professor of Old Testament

Language and Literatme, Graduate Sehool of Theology, Oberlin College,

Ohio, with the assistance of R. W. Hamilton, Keeper of the Department

(19)

of Antiquities, Ashmolean Museum, Oxford and G. N. S. Hunt. 4°. 144 S.

London, Oxford University Press, 1962. Preis: geb. 21 sh.

Zwischen der von H. G. May verfaßten Einleitung (S. 9—45), die —

„Israel und die Völker" überschrieben und mit zahlreichen guten Abbildungen

ausgestattet — zunächst einen Überblick über die Geographie und die

Geschichte Palästinas, daim über die Beziehungen der Bibel zu seiner Um¬

welt bietet imd hier ,,Die Wiege der Zivilisation", „Mesopotamien imd

Israel", ,, Persien und Israel", „Die Grieehen und Israel — Die Periode des Hellenismus", ,,Bom und Israel", ,,Die Diaspora und die Ausbreitung des Christentums" behandelt, und dem aus E. W. Hamiltons Feder stammenden,

ebenfalls durch viele gute Bilder belebten Abschnitt ,, Archäologie und die

Bibel" (S. 99—115), der in ,, Quellen" (Topographie, Spraehe, Archäologie),

„Die Patriarchen", ,, Palästina: Bronze- und Eisen-Zeit", „Was Arehäologie enthüUt", ,,Sohrifthehe Berichte", ,, Götterbilder", ,,Die älteste Schrift",

„Archäologie und Karten" gegliedert ist, stehen — von Bemerkungen zu

ihnen, die ihr Verständnis erleichtern, eingeleitet — die durchweg farbig

gehaltenen Karten (S. 48—97), 26 an Zahl, und zwar zunächst die zm

physikalischen, dann die zm historischen Geographie gehörenden und zuletzt

die eine Übersicht über die Ausgrabungsstätten im vorderen Orient und in

Palästina bietenden. Dabei nehmen einige Karten nur eine Seite ein. Die

meisten erstrecken sich aber über je zwei Seiten, die linke und die rechte, sei OS, daß sie diese ganz füllen, sei es daß sie Teile einer oder beider Seiten zur

Anbringung von Erklärungen benutzen. Den Beschluß bildet — abgesehen

von dem Quellen-Nachweis für die sehr zahlreichen Abbildungen (S.l 43—144)

— ein Verzeichnis („Gazetteer") der auf den Karten erscheinenden geographi¬

schen Namen samt Nennung des jeweiligen Kartenfeldes, das die Auffindung

dieser Namen sehr bequem maoht.

Das hinsichtlich seiner Ausstattung, namentlich auch der Ausführung

der Karten, über jedes Lob erhabene Buch wendet sich an ein breiteres

Publikum und nennt daher auch keinerlei Literatm. Aber seine allgemein

verständliche Darstellung beruht auf zuverlässiger wissenschaftlicher Grund¬

lage und hat auch dem Sachverständigen mancherlei zu sagen. Hervorhebung verdient die Tatsache, daß es ganz auf der Höhe der gegenwärtigen Forschung steht. So werden in dem ,, Gazetteer" auch die israelischen Namensformen berücksichtigt, und S. 113 bringt die Abbildung eines erst 1961 in Caearea

am Meere gemachten Fundes, nämlich einer Stein-Inschrift mit Nennung

des Pontius Pilatus. An Versehen ist mir nm eins aufgefallen: nach dem

Gazetteer soU Zorah auf den Karten 61, 63, 65 und 69 im Felde W 5 er¬

scheinen. Auf den anderen Karten steht es da aucb, aber auf Karte 65 nicbt.

Daß manche Aussagen des Buches zu Fragen Anlaß geben können, versteht

sich bei seinem Gegenstand ganz von selbst. So setzt die auf S. 97 stehende

Angabe, bald nach 2000 v.Chr. sei eine ,, Mischbevölkerung von Amoritem

und Kanaanitern" nach Palästina gekommen, eine Auffassung von ,, Amo¬

ritem" und „Kanaanitern" voraus, die nicht von allen geteilt wird, und wenn

es S. 27 heißt, daß der Rieht 3, 7 ff. genarmte Cushamishataim an den

Namen ,, eines Distriktes von Nord-Syrien, Qusana-ruma" erinnere, so wären

hier doch wobl etwas genauere Mitteilungen am Platze gewesen. Andere

Besserungsvorsohläge finden sich in der Würdigung des vorliegenden Buehes

durch A. Kuschke, die in OLZ 58, 1963, veröffentlicht werden wird,

alles Desideria, die zu weiterer Vervollkommnung der gewiß zu erwarten¬

den Neuauflagen dieses trefflichen Atlas beitragen möchten.

O. Eissfeldt, HaUe/Saale

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