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ARS MEDICI 20 | 2019

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Anhand eines klinischen Falls eines 65-Jährigen nach einem akuten ischämischen Hirnschlag zwei Tage zuvor beleuchtete de Marchis den unmittelbaren wie auch den langfristigen Hand- lungsbedarf. Vom behandelnden Arzt erhielt der erwähnte Pa- tient zur weiteren Prophylaxe Acetylsalicylsäure (ASS) 100 mg/

Tag. Der Patient fragte nach zusätzlichem Clopidogrel 75 mg, da er im Internet gelesen hatte, dass dies besser sei als ASS allein.

Was ist zu tun? «Aus der CHARISMA- und der MATCH-Studie ist bekannt, dass die nach Wochen eingerichtete Langzeitpro- phylaxe eines Hirnschlags oder TIA mit einer dualen Plättchen- hemmung nicht besser ist als mit ASS oder Clopidogrel allein», sagte de Marchis. Nun zeigte aber eine neuere, drei Monate dauernde Studie (POINT) eine Reduktion der Rezidive unter der Kombination, dies vor allem in der ersten Woche nach dem akuten Ereignis. Doch traten unter der Kombination auch mehr als doppelt so viele schwere Blutungen auf (Hazard Ratio: 2,32) (1). Gemäss einer Metaanalyse über drei Studien – POINT ein- geschlossen – zeigte sich, dass sich die meisten Rezidive inner- halb von 21 Tagen ereignen und sich Blutungsereignisse vor allem mit zunehmender Einnahmedauer (> 21 Tage) zu häufen beginnen. Ein Beginn mit täglich ASS/Clopidogrel 24 Stunden nach dem akuten Ereignis bis zum 21. Tag bringt somit mehr Nutzen als Risiko (2). Deshalb bestehe die heutige Praxis bei

Hirnschlag oder TIA-Patienten (minor stroke, NIHSS ≤ 3) aus einer dualen Plättchenhemmung (ASS 100 mg/Clopido grel 75 m) während 21 Tagen. Danach wird die duale Plättchenhem- mung gestoppt und eine einfache Therapie fortgeführt, entwe- der mit ASS oder mit Clopidogrel (Abbildung), so de Marchis.

Hirnschlagprophylaxe bei Herzinfarktvorgeschichte

Hätte der Patient zusätzlich einen Herzinfarkt in seiner Vorge- schichte, würde das die gewählte Strategie der einfachen Plätt- chenhemmung zur Hirnschlaglangzeitprävention ändern? Diese Frage untersuchte die dreiarmige COMPASS-Studie. Darin er- hielten 27 395 Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) während etwa zwei Jahren entweder ASS 100 mg/Tag oder Rivaroxaban 5 mg 2-mal täglich oder die Kombination aus beiden (ASS 100 mg/Tag plus Rivaroxaban 2,5 mg 2-mal täglich). Es zeigte sich, dass mit der Kombination der beiden Wirkmechanismen zwar weniger kardiovaskuläre Ereignisse auftraten als unter den bei- den Einfachtherapien, dafür mehr schwere, aber keine intra- kranialen oder tödlichen Blutungen (3). In einer weiteren Ana- lyse der Studie stellte sich heraus, dass sich die ischämische Hirnschlagrate nach 23 Monaten unter der Kombination im Vergleich zu ASS allein nahezu halbiert hatte (4). Die Kombina- tion von niedrig dosiertem Rivaroxaban plus ASS stellt deshalb für Patienten mit Atherosklerose eine gute Option für eine pri- märe oder sekundäre Hirnschlagprävention dar, so de Marchis.

Erleidet ein KHK-Patient unter ASS 100 mg/Tag eine intrazere- brale Blutung, stellt sich die Frage, ob die ASS-Therapie nach einem Monat Pause wieder aufgenommen werden kann. Ge- mäss einer neuen Studie ist eine Plättchenhemmung oder Anti- koagulation (ca. 80 Tage) nach diesem Ereignis nicht absolut kontraindiziert. Denn das Risiko für eine erneute intrazerebrale Blutung sei zu klein, um auf den Vorteil der sekundärpräventiven Plättchenhemmung zu verzichten, so das Fazit der Studienauto- ren (5). Den Zeitpunkt der Wiederaufnahme sollte man laut de Marchis jedoch von der Grösse der Blutung und von der Ein- schätzung des behandelnden Neurologen abhängig machen. s

Valérie Herzog

Quelle: «Sekundärprävention nach ischämischem Hirnschlag», Jahreskon- gress der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin, 5. bis 7. Juni 2019 in Basel.

Sekundärprävention nach Hirnschlag

Was ist neu?

In der Rezidivprophylaxe von Hirnschlag und transitorischer ischämischer Attacke (TIA) haben neue Daten gezeigt, dass der Nutzen einer dualen Plättchenhemmung grösser ist als das Risiko, sofern sie nur über beschränkte Zeit eingesetzt wird. PD Dr. Gian Marco de Marchis, Neurologie und Stroke Center am Universitätsspital Basel, gab am Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) in Basel ein Update zu diesem Thema.

Abbildung: Mögliches Vorgehen bei ischämischem Hirnschlag ischämischer Hirnschlag

keine antithrombotische Therapie bei Aufnahme

Vorhofflimmern Ja orale Antikoagulation

NIHSS > 3

ASS 100 mg/Tag

≤ 3

ASS 100 mg/Tag plus Clopidogrel 75 mg/Tag

(Loading dose 600 mg für 21 Tage)

nach 30 Tagen

Abkürzung: NIHSS: National Institute of Health Stroke Scale Quelle: PD Dr. M. de Marchis, SGAIM Basel 2019

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ARS MEDICI 20 | 2019 Referenzen:

1. Johnston SC et al.: Clopidogrel and aspirin in acute ischemic stroke and high-risk TIA. N Engl J Med 2018; 379. 215–225.

2. Hao Q et al.: Clopidogrel plus aspirin versus aspirin alone for acute minor ischaemic stroke or high risk transient ischaemic attack: systematic re- view and meta-analysis. BMJ 2018; 363: k5108.

3. Eikelboom JW et al.: Rivaroxaban with or without aspirin in stable cardio- vascular disease. N Engl J Med 2017; 377: 1319–1330.

4. Sharma M et al.: Stroke outcomes in the COMPASS trial. Circulation 2019;

139: 1134–1145.

5. Al-Shahi SR et al.: Effects of antiplatelet therapy after stroke due to in- tracerebral haemorrhage (RESTART): a randomised, open-label trial.

Lancet 2019; 393: 2613–2623.

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