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F Rechner am Ruder

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Academic year: 2021

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20 MaxPlanckForschung Spezial |09

F

ür Flugzeuge oder Container- frachter auf See ist der Autopi- lot längst eine Selbstverständ- lichkeit. Flugs den Automaten angeschaltet, und schon steu- ern Jet und Dampfer alleine ihrem Ziel entgegen. Schon bald soll ein solcher Autopilot auch Binnenschiffe die Flüs- se auf und ab leiten. Bislang war das un- denkbar, denn Flüsse sind kein Ozean, auf dem man einen Punkt anpeilen, den Gashebel umlegen und geradewegs dem Ziel entgegendampfen kann.

steht. Fast 25 Jahre Tüftelei, zahlreiche Promotionen und Diplomarbeiten ste- cken in dem Schiffsführer.

Das System erkennt anhand der GPS- Daten und des Radarbildes, das automa- tisch mit einer im Bordrechner gespei- cherten digitalen Flusskarte abgeglichen wird, wo es sich gerade befindet. Der Computer steuert das Schiff entspre- chend. Das gelingt selbst bei engen Flussbiegungen mit starken Strömun- gen. Dafür ist viel Technik nötig – unter anderem ein GPS-Empfänger zur Satel-

Foto: iStockphoto

Flüsse schlängeln sich kurvenreich durch die Landschaft. Schnelle Strö- mungen stemmen sich den Schiffen entgegen, lassen Bug und Heck abdrif- ten. All das erschwert dem Autopilot das Steuern. Doch in den vergangenen Jahren hat Ernst Dieter Gilles, Grün- dungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg und zugleich Forscher an der Universität Stuttgart, ein Integriertes Navigationssystem ent- wickelt, das kurz vor der Marktreife MOBILITÄT_Navigation

Rechner am Ruder

Hochbetrieb auf dem Rhein: Das integrierte Navigationssystem steuert ein Schiff auch in solch unübersichtlichen Situationen zuverlässig.

Bei Nacht und Nebel über den Rhein zu schippern, fordert auch einen erfahrenen Steuermann heraus. Ernst Dieter Gilles und seine Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg haben ein Navigationssystem entwickelt, um den Binnenschiffern in solchen Situationen einen besseren Überblick zu verschaffen.

TEXT TIM SCHRÖDER

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Spezial |09 MaxPlanckForschung 21

Fotos: Institut für Systemdynamik, Stuttgart, MPI für Dynamik komplexer technischer Systeme/ in- innovative navigation GmbH (2)

MOBILITÄT_Navigation

litennavigation, die Radaranlage, ein Wendeanzeiger zur Erfassung der Schiffs- drehung und ein Mobilfunkempfänger zur Aktualisierung der Pegeldaten – und natürlich intelligente mathematische Modelle, die wissen, was zu tun ist, wenn die Strömung am Rumpf zerrt oder Gegenverkehr naht.

Letztlich schlucken die Modelle die Information von GPS, Radar oder Wen- dezeiger und errechnen daraus sinn- volle Ruderbefehle. Die Modelle sind mit Schiffsparametern vollgestopft, der Größe des Bootes, dem Tiefgang, der Masse, dem Wissen darüber, wie sich der Rumpf in der Strömung verhält.

Dank der Computertechnik bleibt das Schiff nicht nur in der Spur. Es kann so- gar auto matisch dem Gegenverkehr ausweichen oder langsamere Schiffe überholen.

„Tatsächlich kann ein solches Navi- gationssystem den Schiffsführern die Arbeit erheblich erleichtern, beispiels- weise, wenn es auf dem Fluss eng wird“, sagt Gilles. Oder nachts. Bei Dunkelheit strahlen dem Steuermann an mancher

Stelle Hunderte von Lampen entgegen – Bojen, Positionslampen anderer Schif- fe und Lichter an den Ufern. Es ist schwierig, mit müden Augen den Über- blick zu behalten. Und auch im Nebel steuert der radargestützte Autopilot das Schiff sicher.

Die ersten Testversionen des Navi- gationsprogramms orientierten sich nur per Radar und GPS. In der aktuel- len Version kommen Daten aus dem AIS-System hinzu – dem Automatic Identification System, einem neuen weltweiten Standard in der Schifffahrt.

Schiffe werden dazu mit einem AIS- Sender ausgestattet, der per Funk auto- matisch die Position des Schiffes, die aktuelle Geschwindigkeit oder auch die Fahrtrichtung ausstrahlt. Das AIS liefert dem Steuercomputer damit wichtige Information von anderen Schiffen auf dem Fluss zum Abgleich der eigenen Radardaten. Doppelt ge- näht hält besser.

Zuletzt haben Gilles und seine Mit- arbeiter den Binnenschiff-Autopiloten auf einem Flusskreuzfahrtschiff und auf

einem holländischen Schulschiff auf dem Rhein getestet – mit Erfolg. Navi- gieren, Überholen und Ausweichen klappen perfekt.

Die Kombination aus GPS, Radar und digitaler Flusskarte bietet Gilles’

erstes Spin-off-Unternehmen Innova- tive Navigation schon seit einigen Jah- ren als Navigationshilfe an, die Bin- nenschiffern bei Nacht und Nebel Orientierung gibt. Mehrere Hundert Exemplare wurden davon bereits ver- kauft, unter anderem in die Niederlan- de, die größte Flussschiffer-Nation auf dem Rhein.

Mit dem neuen kompletten Navi- gationssystem aber, das ein Schiff als Autopilot führt und von einer zweiten Spin-off-Firma der Universität Stutt- gart vertrieben werden soll, schlägt Gilles ein neues Kapitel in der Binnen- schifferei auf. Und der emeritierte Hochschullehrer für Systemdynamik und Regelungstechnik setzt damit auch eine Familientradition fort, denn schon sein Vater war Schiffer auf dem Rhein bei Kaub.

links Entlastung für den Kapitän: Die Instrumente kann er getrost dem Computer überlassen. Der Rechner steuert sicher durch die Kurve – auch bei Nacht und Nebel.

rechts Wo bin ich? Ein Radarbild alleine (links) ist schwer zu interpretieren. Kombiniert mit GPS-Daten und einer

digitalen Karte bekommt der Kapitän einen guten Überblick (rechts). Diese Navigationshilfe wird bereits erfolgreich vermarktet – und bildet auch das Herzstück des Autopiloten für Schiffe.

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