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Kehrt die Malaria nach Europa zurück?

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Seit über den weltweiten Klima- wandel diskutiert wird, steht auch die Frage im Raum: Könnten im Zuge der Erwärmung Infektions- krankheiten und deren Überträger nach Europa zurückkehren, die seit Jahrzehnten als eliminiert galten?

Zum Beispiel die Malaria, die ge- rade erst am östlichen Rand der WHO-Region Europa, aber auch in Griechenland grössere Ausbrüche verursacht hat.

MANUELA ARAND

Anopheles-Spezies, die Plasmodien übertragen können, gibt es fast überall auf der Welt, ausser in sehr kalten Regionen. Ganz Europa etwa zählt zum Verbreitungsgebiet von A. atro- parvus, in Osteuropa kommen auch andere Spezies vor. Auch pathogene Plasmodien kämen keineswegs nur in den klassischen Endemiegebieten wie Afrika, Südamerika und Südostasien vor, erklärte Dr. Carlo Severini, Rom.

Ausserhalb Afrikas handelt es sich meist um Plasmodium vivax, den Erre- ger der Malaria tertiana, die zwar keine so hohe Mortalität verursacht wie die Malaria tropica, aber mit einer hohen Morbi dität einhergeht. Ausserdem stei- gen die Resistenzraten gegen die übli- chen Therapeutika.

In den Ländern der Europäischen Union und in der Schweiz gibt es seit

den ausgedehnten Eradikationskampa- gnen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zwar nur sehr selten autochthone Ma- lariafälle, aber sie kommen vor. Ausser- dem besteht die Gefahr, dass heimische Anopheles-Mücken Plasmodien aufneh- men und weitertragen, wenn Import- fälle verzögert diagnostiziert werden.

Dr. Severini forderte deshalb dringend eine bessere Diagnostik. Insbesondere beim mikroskopischen Nachweis im dicken Tropfen seien viele Mediziner heute nicht mehr gut genug geschult.

Dass die Malaria sehr wohl in der Lage ist, sich in Regionen wieder auszubrei- ten, in denen sie bereits als weitgehend besiegt galt, zeigt das Beispiel Grie- chenland. Es demonstriert aber auch, dass konsequentes Gegensteuern lokale Ausbrüche rasch wieder eindämmen kann. Wie Spanien und Frankreich meldet auch Griechenland immer ein- mal wieder einzelne im Land erwor- bene Malariaerkrankungen. In Spanien kann man sich vor allem im Ebrodelta anstecken, in Frankreich vor allem auf Korsika. Was sich seit 2010 in Grie- chenland ereignet, ist aber mehr als eine Häufung von Einzelfällen, wie Dr. Agoritsa Baka, Athen, berichtete.

Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Endemie 2011, als neben 96 impor- tierten auch 42 autochthone Malaria - erkrankungen gemeldet wurden. Lo- kale «Hot Spots» lagen in Lakonia im Süden des Peloponnes und in Ost - attika, betroffen waren oft Arbeits - migranten, die in den ländlichen Regio- nen eng beisammen leben, zum Teil unter sehr einfachen Bedingungen.

Das griechische Center for Disease Control (CDC), dem auch Dr. Baka angehört, versucht, die Ausbrüche ein- zudämmen, indem Ärzte in Endemie - regionen in die Haushalte geschickt werden, gezielt nach symptomatischen Personen suchen, diese untersuchen

und umgehend behandeln. Die Thera- pie wurde standardisiert und besteht aus Primaquin und Chloroquin. Bei der Diagnostik haben sich Schnelltests be- währt, da viele Ärzte laut Dr. Baka nicht mehr darin geübt sind, Malaria mikroskopisch zu diagnostizieren. Eine Aufklärungskampagne ruft dazu auf, bei verdächtigen Symptomen rasch zum Arzt zu gehen. Das stösst aber ge- rade bei Migranten an Grenzen, weil Sprachbarrieren und Ängste vor Behör- denkontakten dem entgegenstehen.

Was Dr. Baka Sorgen macht, ist, dass die aktuelle politische und wirtschaft - liche Situation in Griechenland den Erfolg der bisherigen Arbeit zunichte machen könnte. Denn das griechische CDC plant weitere aufwändige Seu- chenbekämpfungsmassnahmen, um der Malaria endgültig Herr zu werden. Ob diese sich umsetzen lassen, steht in den

Sternen. ❖

Manuela Arand

BERICHT

ARS MEDICI 14 2013

731

European Congress on Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID)

Symposium «Plasmodium vivax in Europe:

a re-emerging disease», Berlin, 29. April 2013

Kehrt die Malaria nach Europa zurück?

Neue Endemieherde in südlichen und östlichen Regionen

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